Montag, 23. Januar 2012

Staatsanwaltschaft: Kein Wiederaufnahmegrund im Fall Ohnesorg

Staatsanwaltschaft: Kein Wiederaufnahmegrund im Fall Ohnesorg:


Sprecher: Bilder zu Todesschützen Kurras waren bekannt


BERLIN, 23. Januar (AFP) – Die Berliner Staatsanwaltschaft sieht im Fall des tödlichen Schusses auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 keinen Grund, die Ermittlungen erneut aufzunehmen. Das vom “Spiegel” in seiner neuesten Ausgabe gezeigte Bildmaterial um den Todesschützen Karl-Heinz Kurras “war uns bekannt und bereits Gegenstand intensiver Ermittlungen”, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag in Berlin. Laut Steltner liegt deshalb auch kein Grund für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen den früheren Polizisten Kurras vor.


Dem “Spiegel”-Bericht zufolge hatte die West-Berliner Polizei damals womöglich die Hintergründe von Ohnesorgs Tod vertuscht, um Kurras zu schützen. Der Kriminalbeamte habe den Schuss offensichtlich unbedrängt aus nächster Nähe und umgeben von mehreren Polizisten abgegeben, berichtet das Magazin und beruft sich unter anderem auf die Auswertung alter Filme und Fotos mittels hochauflösender Abtastung.


Auf einem bislang unbekannten Bild ist dem Magazin zufolge zu sehen, wie Kurras mit der rechten Hand schießt und sich mit der linken Hand auf einen Kollegen abstützt. Der Name dieses Kollegen sei offenbar gezielt aus den Akten herausgehalten worden, er wurde laut “Spiegel” nie vernommen.


Ohnesorgs Tod gilt als einer der Auslöser für die Radikalisierung der Studentenbewegung und bereitete auch linksterroristischen Gruppen wie der RAF den Boden. Kurras erschoss den Studenten am Rande einer Demonstration gegen den persischen Schah in Berlin angeblich aus Selbstverteidigung.


Der Polizist wurde 1971 rechtskräftig freigesprochen. 2009 wurde bekannt, dass Kurras SED-Mitglied und Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR war. Ein daraufhin im Fall Ohnesorg eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde im November 2011 eingestellt.


jo/ul

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen