US-Politik, Geheimdienste und Mafia – 1949 bis 1955
Dieser Teil der Chronik behandelt die Etablierung der verdeckten Operationen der CIA (Putsch, Propaganda, Drogen- und Waffenhandel, Geheimkriege, PsyOps, Mord) und die Kooperation von Mafia, Nixon und den Faschisten. Quelle:US-Politik
Die zentralen Themen und Personen sind:
Reorganisation des Drogenhandels, French Connection, die Korsische Mafia und die CIA, Revolution in China, Mao Zedong, der Opiumhandel, Der Rüstungswettkampf, Atombomben und die Gründung der NATO, Kommunistenhysterie von Hoover, McCarthy, Nixon und Kennedy, das HUAC und die Volks-Überwachung, Korea-Krieg mit Napalm und biologische Waffen, Harriman und die Eugenik, CIA in Mexiko: E. Howard Hunt, Frank Wisner, William F. Buckley und das Office of Policy Coordination, Mafia-Untersuchungen von Kefauver, CIA-Programme zur Verhaltenskontrolle, ARTICHOKE, MK/ULTRA, LSD, Humanexperimente und Mordtechniken, Biowaffen, NK/NAOMI, Grossexperimente, Batista und die Mafia auf Kuba, Nixon, Lansky, Faschisten im Wahlkampf, Eisenhower, Hoover und die Ölbarone, John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier, Die CIA unter Allen W. Dulles: Medienkontrolle, Propaganda, USIA, Neonazis, kirchliche Organisationen, akademische Institutionen, Jugendverbände, verdeckte Operationen, Geheimkriege, Kooperation mit anderen Geheimdiensten, Polizeischulen, Sturz von Mossadegh im Iran durch Schah Mohammed Resa Pahlewi mit Hilfe von Dulles und Helms, Onassis und Aramco, Stavros Niarchos und Robert Maheu, Vietnamkrieg, Edward G. Lansdale, Ho Chi Minh, Ngo Dinh Diem und der Opiumhandel, Sturz von Arbenz in Guatemala, United Fruit und die Dulles Brüder, Ermordung von Remon in Panama, Frank Sturgis, E. Howard Hunt und das U-2-Projekt.
den 1.Teil und den 2.Teil sollte man gelesen haben
1949 Die Reorganisation des Drogenhandels
Meyer Lansky unternimmt eine fast einjährige Europareise, die ihn zu Lucky Luciano in Rom und zu John Pullman in Zürich führt. Für die nächsten zehn Jahre steht Lansky mit einem Dutzend Schweizer Banken in Geschäftsverbindung. Dann beschliesst er, unabhängig zu werden und kauft die Genfer „Exchange & Investment Bank“ auf und ordnet das komplexe Finanzwesen der Organisation neu. Lansky gilt als Begründer der internationalen Geldwäscherei.
Nach einem Besuch beim König von St.Pauli in Hamburg, „Onkel Joe“, reist er über Amsterdam und Brüssel nach Marseille, um den Drogenhandel mit der „Union Corse“ neu zu regeln. Luciano hatte früher die kalabresische Mafia in seinen Drogenhandel miteinbezogen, und ein Cousin von Luciano gründete 1948 mit Calogero Vizzini eine Zuckerfabrik in Palermo, in der Heroin hergestellt wird.
Kurz vor dem Tod Vizzinis 1954 veröffentlicht die Zeitschrift „Avanti“ die Funktion der Zuckerfabrik und erzwingt damit die Stilllegung, wobei die Heroinproduktion in Marseilles inzwischen voll angelaufen ist.
Das „französische Shanghai“ wurde in den 20er Jahren von François Spirito und Paul Buonaventure Carbone aufgebaut. Ihre Hauptleistungen bestanden in der Politisierung der Unterwelt und der Organisation einer monopolistischen Bordellkette.
1931 wurde das Heroin in Europa verboten und damit erfolgte ihr Engagement im Drogengeschäft. Mit dem spanischen Bürgerkrieg kam dem Einstieg ins Waffengeschäft, wobei die Mafiosi zu den Hauptlieferanten Francos gehörten. Auch unter der Okkupation der Nazis änderte sich in Marseille nichts an der Struktur der Mafia. Die Gangster verrieten der Gestapo Widerstandkämpfer, womit sie sich für die Nazis unentbehrlich machten. Carbone flog 1943 mit einer Truppe Gestapo-Offiziere in einem Zug in die Luft, den die Résistance sprengte. Spirito flüchtete 1944 zu seinem Freund Franco und kam 1947 nach New York zu Meyer Lansky.
Nach dem Krieg zerfiel die Résistance in eine kommunistische und eine antikommunistische Fraktion, was zu heftigen Auseinandersetzungen führt. 1947 streikten 3 Millionen Arbeiter, was die französische Wirtschaft lahmlegte. In der Sozialistischen Partei Gaston Defferres, die sich mit 1947 der neugegründeten Partei de Gaulles verbündete, um die Kommunisten aus der Rathauskoalition zu werfen, wurden die Brüder Antoine und Barthélemy Guerini von der korsischen Mafia die starken Männer. Antoine verfügt über gute Beziehungen zu den britischen und amerikanischen Geheimdiensten.
Um die von den Kommunisten organisierten Streiks in Marseille zu brechen, schloss die CIA am 15.11.47 mit der korsischen Mafia einen Pakt. Gegen Geld und Waffen wurde die Streikbewegung mit einigen Morden gebrochen. Die Gefahr einer KP-Machtübernahme löst die CIA mit der jährlichen Unterstützung von $ 1 Mio. an die Sozialistische Partei, die im Gegenzug eine Konkurrenzgewerkschaft zu den Kommunisten aufbaut und sich nicht gegen die Niederschlagung von Streiks wehrt. Die Guerinis organisieren die Spaltung der Arbeiterbewegung und die Einsetzung von Terror-Kommandos der Union Corse, die die Kommunisten blutig niedermetzeln.
Nachdem die USA zuerst die Vietminh unterstützten, schicken sie 1950 Waffen für Frankreichs Kolonialkrieg gegen Ho Chi Minh in Vietnam über Marseille, was im Februar bei den Hafenarbeitern Streiks auslöst.
CIA-Agent Tom Braden lässt den Guerinis persönlich $15’000 zukommen, und einen Monat später sind die Streiks niedergeprügelt und die Gewerkschaftsführer ermordet.
In der Gegenrichtung der Waffen wird Heroin transportiert. Die „French Connection“ verarbeitet 8 Tonnen Heroin pro Jahr. Die französischen Geheimdienst SDECE, SAC und das Deuxième Bureau decken den Handel, da sie einen Teil ihrer Geheimdienstaktivitäten daraus finanzieren können. Die Verflechtung von Mafia, Parteipolitik und Geheimdienst ist ein System gegenseitiger Abhängigkeit: Als Entschädigung für den Kampf gegen die Kommunisten muss man der Unterwelt spezifische Freiheiten zugestehen, und diese Verbindung bedeutet Profit und Erpressbarkeit.
Die Koalition in Frankreich funktioniert fast zwei Jahrzehnte lang perfekt, denn obwohl Marseille das grösste Heroinlabor der Welt ist, kann man in Frankreich kaum ein Gramm des Stoffs kaufen. In den USA ist 1951 die Zahl der Heroinsüchtigen auf 60’000 angestiegen. Heroin findet man bis Ende der 60er Jahre allerdings nur in den schwarzen Slums der Städte.
Paul Helliwell organisiert 1950 den Kauf der auf Drogenhandel spezialisierten General Chennaults Airline, die dann in Civil Air Transport umgetauft wird. US-General Claire Chennault stellte sich bereits 1937 als Luftwaffen-Berater in den Dienst Tschiang Kai-scheks. Die Piloten seiner Flying Tigers, die China und Burma gegen die Japaner verteidigten, wurden von der US-Armee rekrutiert, von der OSS finanziert, und bekämpften Maos Truppen. Mit dem Kriegeintritt der USA gegen Japan wurde Chennault Chef der OSS-Operationen in China. Zu seinen Agenten gehörte Captain John Birch, der bei einer Strassensperrenkontrolle von jugendlichen Bauern erschossen und zum Märtyrer und Symbol des Kampfes gegen den Kommunismus wird. Ein weiterer OSS-Agent war E. Howard Hunt, dessen Teams Brücken und Nachschubwege der Japaner in die Luft jagten und die Kollaborateure mit Gold und Opium bezahlten. Nach dem Kampf gegen die Japaner folgt der Kampf gegen die Kommunisten, finanziert mit Opium.
Helliwell, Agent des Office of Policy Coordination, ist auch an der Gründung der Castle Bank auf den Bahamas dabei, wo sowohl Drogenprofite gewaschen wie die Geheimfonds der CIA verwaltet werden. Die Nugan Hand Bank of Australia, die World Finance Corporation (WFC) und die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) erfüllen denselben Zweck.
Quellen: Behr: 175-179, Scott (1993): 165f, 351, Potter: 3f, Russel (2000), Best: 6,25ff, Ansom: 293, Konkret Nr.13/1971, Nr.7+8/1973, Summers (2000): 518.
Novemver 1949 Chinesische Revolution
Mao Zedong ruft am 10.11.49 in China die Volksrepublik aus. Während des ganzen Krieges hatte Stalin die bürgerliche Kuo-min-tang unterstützt, die das Kriegsmaterial in ihrem Kampf gegen die Kommunisten einsetzten. Stalin war überzeugt, dass die Revolution in agrarischen China keine Chance habe. Nach dem Krieg plünderten die Russen die Mandschurei, Chinas industrielles Kernland, so dass es zu Proteststürmen kam.
Die Amerikaner sind nicht in der Lage zu begreifen, wie die chinesische Revolution zustande kam, wofür die Mitarbeiter der China-Abteilung des Aussenministeriums verantwortlich gemacht und entlassen werden.
Washington pumpte nach dem Krieg Milliarden von Dollar nach China, um die Machtübernahme der Kommunisten zu verhindern. Während des dreijährigen Bürgerkriegs nach 1945 gewährte die USA Tschiang Kai-schek („Cash my check“) die doppelte Militär- und Wirtschaftshilfe, die es der KMT in den acht Jahren des Krieges gegen Japan bezahlte.
Die USA verweigern der neuen Regierung von Mao Zedong die Anerkennung und bezeichnen sie als illegal. Trotz dem Versprechen, sich nicht in den Bürgerkrieg einzumischen, stationieren sie die 7. Flotte zwischen dem Festland und Taiwan, helfen der besiegten Armee von Tschiang Kai-schek wieder auf die Beine und schliessen China vom internationalen Handel und der UNO aus.
Die CIA unter Ray Cline forciert die Landwirtschaft Taiwans und organisiert Sabotageaktionen auf dem Festland, indem sie bis in die 60er Jahre Viermannteams mit Fallschirmen absetzt, die alle verschwinden. Riesige Radioanlagen in Okinawa und Taiwan senden ihre Propaganda mit einer solchen Stärke, dass sie selbst die Radios von Shanghai und Peking übertönen. Von 1951 bis 1954 unterstützt die CIA Guerillasteams, die Angriffe von den besetzten strategischen Pazifik-Stützpunkte der Japaner in die Volksrepublik fliegen. Eine beachtliche Armee von 12’000 Mann (Shan-National Armee und die 93. KMT-Armee), die vor Mao nach Burma geflohen sind oder von Taiwan in das burmesisch-chinesische Grenzland geflogen wurden, unternehmen im April 1951 und August 1952 Vorstösse in die Volksrepublik, unterstützt von nichtmarkierten CIA-Flugzeugen. KMT-General Li Mi und seine 5000 Banditen organisieren den Drogenhandel im goldenen Dreieck, mit deren Erlösen der Inselstaat Taiwan aufgebaut wird.
Kurz vor seinem Amtsantritt als Premierminister 1947 wurde General Aung San, der die föderative Verfassung für ein nachkoloniales Burma schrieb, umgebracht. Aufgrund der KMT-Söldner und Maos harter Reaktion geriet Burma in einen Bürgerkrieg, den alle Armeen ausser die Kachins, die Edelsteine haben, mit Opium finanzieren. Der Armeechef Ne Win legalisiert den Opiumhandel für alle, die mit seiner Ka Kwe Ye kämpfen. Khun Sa, der mit der KMT und der CIA zusammen arbeitet, schliesst sich KKY an und erhält das Recht, alle staatlich kontrollierten Strassen für den Opiumtransport zu nutzen. Ein Teil der 12’000 Krieger in Burma lebt nach kurzer Zeit als Banditen oder vom Opiumhandel, den sie mit thailändischen Generälen oder der CIA selbst aufziehen. Während Banditen auf dem Landweg hohe Abgaben für den Drogentransport erheben, fliegt die CIA das Opium billiger nach Bangkok. Zu diesem Zweck gründet Helliwell die Sea Supply Corporation, und die CIA übernimmt die Civil Air Transport, die Militärmaterial zu den Truppen und Opium vom Goldenen Dreieck nach Taiwan und Thailand transportiert. Helliwell tritt 1950 der CIA bei und stellt die CIA-Deckfirma dem Angleton-Vertrauten John Hart zur Verfügung, der mit 76 Agenten thailändische Polizisten trainiert.
Die bekanntesten Opiumbarone sind Chang Chi-fu, Li Wen-huan, Hsu-shui und Khun Sa, der als seine Hauptkunden Richard Armitage, Theodore Shackley und Thomas Clines nennt. Anfang der 60er Jahre ist das Goldene Dreieck die grösste Opiumproduktionsregion der Welt. Nach langen Verhandlungen mit der burmesischen Regierung werden 1953 90% der Truppe nach Taiwan zurückgebracht. Die restlichen 10% bleiben im Opiumhandel tätig, bis sie 1961 von Regierungstruppen nach Laos und von dort nach Nordthailand getrieben, wo sie sich etablieren. Die CIA schickt einige dieser KMT-Leute mit dem beginnenden Krieg in Vietnam als Agenten nach China.
Trotz der wirtschaftlichen Rückständigkeit und der Bekämpfung durch die USA schafft es Mao Zedong, das riesige Land zu konsolidieren und China vom Opium zu säubern. Obwohl im Reich der Mitte seit 1729 verboten, führten die Engländer das Opium 1772 mithilfe der Unterwelt von Kanton, den Chiu-Chaus, als Zahlungsmittel ein. Die Untertanen in Indien konnten das Opium billig produzieren, womit wertvolles Silber gespart werden konnte. Nach der Niederlage im Opiumkrieg (1839-42) wurde der chinesische Kaiser gezwungen, nicht mehr gegen den Opiumhandel vorzugehen. Wurden um 1815 noch 340, und 1839 noch 1841 Tonnen Opium importiert, stiegen die Lieferungen der Britisch East Indian Company 1880 auf 6500 Tonnen. China zählte 20 Millionen Süchtige, und der Kaiser musste die Bewilligung zur Eigenproduktion geben. 22’000 Tonnen wurden um die Jahrhundertwende hergestellt, und verhungernde Süchtige gehörten zum normalen Strassenbild. Das Reich zerfiel unter dem Einfluss der Briten, und 1911 kam es zur Revolution, und der Kaiser musste ein Jahr später abdanken. Kurz darauf begannen verschiedene Generäle, die Macht an sich zu reissen und sich gegenseitig zu bekriegen.Diese Kriege finanzierten die Warlords mit Rauschgift, wobei Briten, Deutsche und Franzosen kräftig mitmischten.
Mit der Machtübernahme Maos flüchtet die Mehrzahl der Drogenhändler in das seit dem Opiumkrieg britische Hongkong, wo noch 1970 mindestens 15 Heroinraffinerien betrieben werden. In den südlichsten Provinzen Chinas wird allerdings bis 1955 Opium produziert und unter Aufsicht der KMT exportiert. Der Hauptanteil kommt aber aus Burma und wird nach wie vor unter KMT-Bewachung nach Bangkok und von dort in die USA transportiert. Die Zahl der Süchtigen in den USA steigt in den 60er Jahren von 65’000 auf über 500’000. Die burmesischen Militärs werden mit dem Handel reich und können sich und ihr System, von CIA und DEA als Block gegen China unterstützt, bis heute an der Macht halten. 1996 produziert Asien laut UNO Heroin für $63 Mia, wovon über die Hälfte aus Burma stammt.
Der Grossteil des Drogengeldes wird über die australische Nugan-Hand Bank gewaschen, zu deren Netz viele hohe Militärs und Geheimdienstoffizieregehören. Präsident ist der pensionierte U.S. Admiral Earl F. Yates, Rechtsberater ist der ehemalige CIA-Direktor William Colby, und im Verwaltungsrat sitzen der ehemalige stellvertretende CIA-Direktor Walter McDonald, der National Security Council-Berater Guy Parker und Andrew Lowe, einer grössten Heroinschmuggler Australiens. Die Gewinnbeteiligung erlaubt der CIA auch die geheime Finanzierung anderer verdeckter Aktionen.
Quellen: Horowitz: 93-100, Behr: 151-164, Schulz: 173,330, CIA-Info: 7,13, Potter: 3f, Gritz, Russel (2000), Best: 65, Amendt, Hamilton-Paterson (1971): 148, Konkret Nr.13/1971, Cortesi, Kappstein: 33-35, Von Dohnanyi (2001h).
1950 Der Beginn des Rüstungswettkampfs
Die USA beginnen mit der Aufrüstung, um gegenüber der Sowjetunion eine Situation der Stärke zu schaffen. Nachdem 1945 noch $81,2 Mia. für den Krieg ausgegeben wurde, sanken diese Ausgaben auf $13 Mia. im Jahre 1950, wobei sie immer noch ein Drittel des Gesamtbudgets ausmachen. Nach der von Truman im April 1950 gebilligten Strategie steigen die Militärausgaben 1951 auf $22,4 Mia. und auf $43,9 Mia. im Etatjahr 1952.Bis 1955 vervierfacht sich das US-Verteidigungsbudget, und die Wiederbewaffnung Deutschlands ist im vollen Gang.
1949 beginnen die USA mit der Produktion von Propagandafilmen, die die Westdeutschen an die USA binden sollen, die sich jedoch mehrheitlich ein wiedervereinigtes und neutrales Deutschland wünschen. Aufgeschreckt durch die Erfolge der SPD finanzieren die USA den CDU-Politiker Konrad Adenauer, der sich als Vollstrecker der US-Interessen erweist. Die Brüder Dulles haben schon vor dem Krieg enge Beziehungen zu Deutschland, etwa zu Hans Maria Globke, der trotz seiner Nazivergangenheit zur grauen Eminenz von Adenauer wird. Mit Propaganda- und Briefkampagnen wie der Crusade for Freedom oder dem Arbeitskreis Demokratischer Kreise soll die Wiedervereinigung und die Remilitarisierung erreicht werden, wozu die Amerikaner die Idee eines Vereinigten Europas unter Federführung der Deutschen entwerfen. Als Reaktion auf diese Propaganda offeriert Stalin 1952 die Wiedervereinigung Deutschlands als neutralen Staat, was Adenauer jedoch umgehend ablehnt.
1949 wurde die NATO gegründet, zuerst noch nicht mit der Absicht, diese als Machtfaktor gegen Russland zu brauchen, sondern um die USA und Westeuropa aneinander zu binden. Die USA rechnen nie wirklich mit einer Aggression der UdSSR in Westeuropa, sondern die NATO soll dazu dienen, Russland Bedingungen diktieren zu können.
Die Russen zündeten im September 1949 ihre erste Atombombe, und die USA, die bereits über 245 Atombomben verfügen, nahmen Pläne für die Wasserstoffbombe in Angriff. Die USA ignorieren die Chancen zu Friedensverhandlungen und untergraben alle diplomatischen Vorschläge der Sowjetunion zur Beilegung des Wettrüstens, angefangen bei der Frage der Kontrolle der Atombombe 1945 über die Möglichkeiten nach dem Tod Stalins im März 1953 bis zu den Abrüstungsbemühungen Chruschtschows von 1955-1960. 1960 besitzen die USA 15468 Atombomben, die UdSSR 1060.
Für die USA bleibt eine friedliche Koexistenz mit einer gleichwertigen, kommunistischen Macht unvorstellbar, denn schliesslich geht es um viel Geld. Bis Ende des Jahrhunderts werden 13 Trillionen Dollar an Bundesgeldern in den ‚militärisch-industriellen Komplex’ fliessen.
Die mächtige Militärindustrie, für die 10% der Arbeitnehmer arbeiten, propagiert Mythen über die Bösartigkeit der Kommunisten. Gleichzeitig erfolgen die US-Atombombenversuche dort, wo Menschen leben, die sich nicht wehren (können). Von 1943 bis 1958 testeten die USA für $20 Mia. über 100 Atom- und Wasserstoffbomben auf den Marshall- und Bikini-Inseln, deren Bewohner als Versuchskaninchen gebraucht werden. Etwa 2000 Menschen, die ihre Inselchen gutmütig für „Frieden und Fortschritt“ zur Verfügung stellten, werden radioaktiv verseucht. Die meisten leiden an Schilddrüsentumoren und Krebs, viele erblinden, Miss- und Totgeburten häufen sich. Die AEC nutzt die „einzigartige Forschungsmöglichkeit“, das Leben der Insulaner auf einem „der am meisten kontaminierten Gebiete der Welt“ zu erforschen, ohne dass die Bewohner entschädigt werden. „Wenn einer hier auch nur ein Wort von der Sache herauslässt, wird er vor Sonnenaufgang erschossen„, bedankt sich Operationsleiter Maynard Nuex. Die Inseln Runit wird zubetoniert und für 24’000 Jahre, die Halbwertszeit des Plutoniums, für unbetretbar erklärt. Nur ist der atomare Grabhügel nach einigen Jahren bereits leck.
Auch viele der amerikanischen Soldaten werden verstrahlt und steben an Krebs. Von 1951 bis 1963 detoniert durchschnittlich eine Atombombe pro Monat über Nevada, weshalb heute die Leukämiehäufigkeit bei Kindern in Utah um 780% über dem Landesmittel liegt. Bis 1960 besitzen die USA einen Atombombenvorrat von 30’000 Megatonnen, was 10 Tonnen TNT pro Erdbewohner entspricht, und Zehntausende von Transport- und Abschussmöglichkeiten.
Quellen: Horowitz: 227-327, Reason: 88-97, Geo 11/93: 96f, Müller-Borchert, Afterbach 5, Lapham (2004), Moore (2001), Weber (2008).
1950 Kommunistenhysterie
Max Lowenthal, ein Freund Roosevelts, schreibt ein Buch über das FBI, wovon Hoover, obwohl Lowenthals Telephon seit längerem abgehört wird, erst kurz vor der Publikation erfährt. Bei Lowenthal wird daraufhin eingebrochen. FBI-Agenten klappern die Buchläden ab, was zeitaufwendig und teuer ist, und versuchen, die Buchhändler zu überzeugen, das Buch nicht zu verkaufen. George Dondero startet eine Schmutzkampagne im Kongress und behauptet, Lowenthal habe Beziehungen zu Kommunisten, weshalb dieser vom House of Un-American Activities Committee verhört wird.
Joseph McCarthy, Senator und Vorsitzender des Subcommittee on Investigation, kommt mit seinen Anschuldigungen gegen angebliche Kommunisten in die Presse. Seine Hearings kann McCarthy nur dank dem Material seines Freundes Hoover, der ihn seit 1947 unterstützt, durchführen.
Hoover und Colonel John V. Grombach, der seine Geheimdienstaktivitäten 1947 an die CIA abtreten musste und diese danach in Rosenstiels „Universal Service Corporation“ kaschiert weiterführt, benutzen McCarthy, um vermeintliche Linke wie William Bundy innerhalb der CIA oder John Service im Aussenministerium zu attackieren. Die Dokumente werden so präpariert, dass die Herkunft nicht ersichtlich ist. Auch Alfred Kohlberg und der Geheimdienstchef in Japan, General Charles Willoughby, versorgen den Senator mit Material, und William Buckley, Frank Seusenbrenner und Walter Harnisfeger unterstützen ihn.
Letztere sind explizite Bewunderer Adolf Hitlers und besuchten das Dritte Reich regelmässig. McCarthy selbst stand hinter der Freilassung und Freisprechung von Kriegsverbrechern, die nach dem Krieg im KZ Dachau eingesperrt waren, wie die Generäle Fritz Kraemer, Sepp Dietrich oder Hermann Priess, die am Malmédy-Massaker beteiligt waren.
Die Jagd auf kritische Intellektuelle begründet McCarthy mit einer Verschwörungstheorie, die an Eindeutigkeit nicht zu überbieten ist: „Die aktuelle Lage der USA kann bloss das Resultat einer grossen Verschwörung sein, einer Verschwörung von solchen immensen Ausmassen, dass sie alle vorherigen Projekte dieser Art in der Geschichte in den Schatten stellt. Eine Verschwörung von solch finsterer Schmach, dass, wenn sie schliesslich aufgedeckt sein wird, ihre Prinzipien für immer den Fluch aller ehrlichen Menschen verdienen werden.„
McCarthy ernennt Robert Morris zum Chefberater des Senate Internal Security Subcommittee. Morris war ein ONI-Gegenspionageagent, der für Russland und psychologische Kriegsführung zuständig war. Nach dem Tod McCarthys zieht Morris nach Dallas, wo er Richter und Präsident der Universität wird.
Richard Nixon arbeitet mit McCarthy zusammen und erlangt dank den HUAC-Hearings nationale Bekanntheit. 1950 tritt Nixon gegen Helen Gahagan Douglas für den Senat an, wobei neun der zwölf Zeitungen in Californien dank William Randolph Hearst den Republikaner unterstützen.
Mafiaboss Mickey Cohen sammelt im Auftrag Meyer Lanskys an einem Mafiatreffen $75’000, was heute SFr. 1,15 Mio. entspricht, für Nixons Rennen in den Senat, wonach Cohen über Leute wie den Alkohollobbyisten Art Samish seine Finanzierung Nixons weiter führt. Insgesamt kostet der Wahlkampf weit über $1 Mio, die vom Ölbusiness, der Grossindustrie, den Banken und Grossgrundbesitzern kommt. Murray Chotiner startet eine Verleumdungskampagne wie 1946, wobei falsche Douglas-Propaganda produziert und in den zwei Tagen vor der Wahl angeblich eine halbe Million anonymer Telefonanrufe an Wähler durchgeführt werden, die Douglas als Jüdin und Kommunistin denunzieren.
Auf Initiative seines Vaters drückt John Kennedy Nixon einen Umschlag mit Geld in die Hand für dessen Wahl mit, was er später als den „grössten, verdammten Fehler seines Lebens“ bezeichnet. Vermutlich ging es darum, mit der Schwächung von Douglas seine eigenen Aussichten zu stärken.
Kennedy und Nixon lernten sich 1947 an der Cocktailparty für neue Kongressabgeordnete kennen und verstehen sich so gut, dass JFK ihm die Telefonnummern von drei jungen Frauen in Paris auf seine erste Europareise mitgab. Im Gegensatz zu Kennedy, der seinen Konkurrenten für einen Opportunisten hält und eine gespaltene Persönlichkeit „diagnostiziert“, bewundert Nixon JFK und bricht in Tränen aus, als er 1954 im Spital erfährt, dass ihm die letzte Ölung verabreicht worden sei. Beim Wahlkampf von 1960 bricht seine Bewunderung in ebenso heftigen Hass um.
Legislative Arbeit hat für Nixon ebenfalls keine Prorität, sondern er reist im Lande herum und hält 1951 49 Reden, um seine Popularität, die er durch das HUAC erreichte, zu steigern. Hoover nutzt viele Kanäle für seine antikommunistische Propaganda: Neben einem Dutzend Kongresskomitees sind dies Vereinigungen wie die National Catholic Welfare Conference (Generalsekretär Howard Carroll, Vizedirektor Pater John Cronin), die US Chamber of Commerce (Vorsitzender Francis Matthews) oder die American Bar Association (Vorsitz Austin Canfield). Einige von McCarthys Untersuchungsbeamte sind ehemalige FBI-Agenten.
Auch John Kennedy sitzt zeitweilig in McCarthys berüchtigtem Ausschuss, und Robert Kennedy schnüffelt im Auftrag von McCarthys rechter Hand, dem Homosexuellen Roy Cohn, nach Homosexuellen im Aussenministerium. Cohn arbeitet eng mit Louis B. Nichols vom FBI zusammen, und Hoover bestraft seine Agenten Donald Jones, Russell Sullivan und Jack Knox mit Versetzungen, weil sie den New Yorker Staatsanwalt Robert Morgenthau in einem Verfahren gegen Cohn unterstützten.
Der McCarthyismus ist nur die hässliche Spitze des antikommunistischen Kreuzzuges der Truman-Administration, wobei die amerikanischen Sozialwissenschaften es sich dann einfach machen, die gesamte Demagogie mit den Ekzessen des Senators zu identifizieren.
Aber die Kommunistenhysterie von McCarthy, der behauptet, 205 Mitglieder der Kommunistischen Partei würden im Aussenministerium arbeiten, erlaubt FBI-Direktor Hoover die breitangelegte Überwachung der Bevölkerung: Allein 1952 werden 6,6 Mio. Bürger überprüft. Loyalitätsschwüre werden nicht nur von Regierungsangestellten, sondern auch von Lehrern, Schauspielern und Akademiker verlangt. In den 50er und 60er Jahren werden an über 50 Universtitäten und Colleges die Professoren vom FBI überwacht. Besonders genau observiert werden Medienstars wie Albert Einstein, der sich gegen den Bau der Wasserstoffbombe ausgesprochen hat und sich mit Opfern der McCarthy-Hysterie soliodarisiert. Die FBI-Akte über den Freidenken und Pazifisten, der zu Unrecht verdächtigt wird, den Sowjets Geheimnisse zum Bau der Atombombe verraten zu haben, umfasst bei seinem Tod 1800 Seiten.
1950 wird der Internal Security Act erlassen, das die Vorbeugehaft von Oppositionellen im Krisenfall vorsieht. Das FBI legte bereits 1939 ohne jede Rechtsgrundlage solche Listen an, die in den 50er Jahren 200’000 Namen enthalten. Hoover behauptet, es gäbe „628 kryptokommunistische Organisationen“. Die American Communist Party dient Hoover als monströses Schreckgespenst, um sich Geld vom Kongress zu sichern. Die Mitgliederzahlen werden allerdings geheimgehalten (1956 sind es 20’000, 1971 nur noch 2800, wobei viele der Mitglieder FBI-Spitzel sind, die die Partei mitfinanzieren und vermutlich überhaupt weiterexistieren lassen).
Prominenteste Opfer des HUAC werden der State Departement-Beamte Alger Hiss, der in einem Verleumdungsprozess mittels gefälschten „Beweisen“ zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wird, worauf Nixon eine vierstündige Siegesrede im Parlament hält, sowie Julius und Ethel Rosenberg, die im Sommer 1950 verhaftet werden, weil sie gegen Ende des 2. Weltkriegs Informationen über die Atombombe an die UdSSR weitergegeben haben sollen. Aufgrund gefälschter Beweise durch das FBI verurteilt sie das Gericht im März 1951 zum Tode, was am 19.6.53 trotz internationaler Proteste vollstreckt wird. Ein weiteres prominentes Opfer der Repressionswelle ist der schwarze Footballstar, Schauspieler und Sänger Paul Robeson, der als Pazifist und Bürgerrechtler die Wut des Ku-Klux-Klan, des FBI und der Medien auf sich zieht. Berufs- und Reiseverbot, Verleumdungen und physische Angriffe gegen ihn und seine Anhänger zerstören seine Karriere und sein Leben.
Im Sommer 1953 wird der Kommunistenjäger für Hoover wegen seinem unvorsichtigen Vorgehen und seinen Alkoholproblemen zu heiss, und als McCarthy im Oktober einen FBI-Agenten in sein Komitee beruft, setzt Hoover einen Schlusspunkt. Auch Vizepräsident Nixon distanziert sich auf Druck Eisenhowers daraufhin von seinem Mentor. Am 2.12.54 wird McCarthy vom Senat mit 67 gegen 22 Stimmen gerügt. John Kennedy ist der einzige Demokrat, der in dieser Frage nicht seine Stimme abgibt. Er ist glücklicherweise im Spital und hat eine Entschuldigung, um den Freund der Familie zu schonen. McCarthy wird nach seinem Fall schwer depressiv, seine Morphinsucht verstärkt sich massiv, und er stirbt am 2.5.57 nur 48jährig. 1967 werden die HUAC-Dokumente für weitere 50 Jahre versiegelt.
Quellen: Scott (1993): 212, Theoharis/Cox: 318, Posener: 88, Weberman (25): 15-17, Todd, Schulz: 101, Torbitt: 10, Summers (1993): 175-192, (2000): 61,66-87,116,135,200ff, Brussell (1983): 12, Ascherson 2, Avineri: 66, Frölich, Scheffer: 22, Ege/Ast.
Juni 1950 Korea-Krieg
1945 wurde Korea gemäss den Abmachungen der Sowjetunion und den USA besetzt, wobei die USA die Demarkationslinie am 38. Breitengrad vorschlugen. Nach vierzigjähriger Besetzung durch Japan gab es eine starke koreanische Widerstandsbewegung, die die Kontrolle über das Land hätte übernehmen können. Den USA passten die beabsichtigte Bodenreform allerdings nicht, und aus den Befreiern wurden die neuen Unterdrücker. Während die Marionette der Amerikaner, Syngman Rhee, der sich auf die Grossgrundbesitzer stützte, das Volk im Süden unterdrückte, führte die sowjetische Marionette, Kim Il-Sung, die nötige Bodenreform durch, worauf sich die Lebensqualität der Bevölkerung im Norden verbesserte.
Rhee erlitt am 30. Mai 1950 eine entscheidende Wahlniederlage und provozierte danach den Einmarsch der Nordvietnamesen. Eigentlich handelt es sich in Korea um einen Bürgerkrieg mit Beteiligung der Grossmächte. In Abwesenheit der Sowjetunion mandatiert der UNO-Sicherheitsrat eine Allianz unter amerikanischer Führung, womit die UNO eine Partei im Kalten Krieg Partei wird. Unter Befehl von Douglas MacArthur wird die nordkoreanische Offensive von den UNO-Truppen zurückgeschlagen, wobei die US-Armee südkoreanische Zivilisten, die sie kommunistischer Sympathien verdächtigt, gnadenlos massakriert.
In Nordkorea setzen die USA weit mehr Napalm ein als später in Vietnam. Napalm wurde 1942 an der Harvard-Universität entwickelt und bereits im Krieg gegen Japan als Brandbombe eingesetzt. Zwischen Juni und Oktober 1950 werfen die B-29-Bomber 3,28 Mio. Liter Napalm ab, und der Presse gaukelt man vor, es handle sich um eine Präzisionswaffe.
Am 30. September erreichen die UN-Truppen den 38. Breitengrad und dringen entgegen dem UNO-Mandat nach Nordkorea ein, um dessen Armee zu vernichten. Anfang November gibt MacArthur den Befehl, alle Kommunikations- und Versorgungseinrichtungen, alle Fabriken, Städte und Dörfer des Nordens zu zerstören. Das Borbardement soll an der Grenze zur Manduschrei beginnen und Richtung Süden fortgeführt werden. Am 8.11. wird die Stadt Sinuiju mit 550 Tonnen Brandbomben aus 79 B-29 ausradiert. Eine Woche später wird Hoeryong mit Napalm restlos niedergebrannt, und bis zum 25.11. stehen weite Teile der Nordwestregion unter Flammen. Die Truppen überschreiten am 24.11. den Jalu-Fluss, was den Kriegseintritt Chinas provoziert.
Deshalb lässt MacArthur die Haupstadt Pjöngyang am 14. und 15.12. mit Napalm und Sprengbomben mit Verzögerungszündern angreifen und komplett niederbrennen. Wenn die Chinesen sich den Städten nähern, werden diese (wie Uijongbu oder Wonju) abgefackelt.
Gleichzeitig versuchen die Amerikaner, mit neuentwickelten 12’000 Pfund-Bomben („Tarzanbomben“) Kim Il Sung in seinem Tiefbunker zu ermorden. Die USA experimentieren mit weiteren neuen Waffen in Nordkorea: bakteriologischen Kampfstoffen. Die US-Flugzeuge werfen mit Toxinen bedeckte Bäume, Sojastengel und Truthahnfedern und Kartonschachteln mit infiszierten lebendigen Insekten, verfaulten Fischen und verwesendem Schweinefleisch, Fröschen und Nagetieren ab. Mit Pest verseuchte Flöhe und Scharen von Wanderheuschrecken, Insekten und Spinnen als Milzbrandträger tauchen mitten im Winter auf, nachdem die CIA zusammen mit der Air Force beschlossen hat, biologische Waffen zu testen. Mit dem Einsatz biologischer Waffen gegen Nordkorea und die chinesischen Truppen verletzen die USA das Genfer Protokoll von 1925.
Trotzdem lässt sich der Anmarsch der Chinesen nicht aufhalten. Am 30.11. droht Präsident Truman mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die USA besitzen bereits 450 Atombomben, während die Sowjetunion erst 25 Bomben hat, weshalb man sich keine Sorgen macht. Aber es fehlen genügend grosse Ziele in Nordvietnam. Trotzdem legt MacArthur am 26.12. eine Liste mit 26 Atombombenzielen vor, und er wollte acht weitere auf die „Invasionstruppen“ und ihre Luftwaffenstützpunkte werfen. Er legt den 10.3.51 als atomaren „D-Day“ fest, worauf die Sowjets 200 Bomber in die Mandschrei verlegen, von wo sie nicht nur Korea, sondern auch die US-Basen in Japan erreichen können. Am 6.4. erhält General Omar Bradley von Truman die Zustimmung für die Verlagerung der Atombomben zum Einsatz gegen Ziele in China und Nordkorea, worauf die 9. Bombergruppe nach Guam verlegt wird.
MacArthur wird aber nicht wegen dem geplanten Atombombeneinsatz oder den Kriegsverbrechen am 10.4.51 aus dem Dienst entlassen, sondern weil er für Robert Lovett, George C. Marshall, William Averell Harriman und Dean Acheson zu unabhängig ist. Lovett wird Verteidigungsminister, Harriman Direktor der Mutual Security Agency und damit Chef der anglo-amerikanischen Militärallianz.
Harrimans Interesse deckt sich mit denen der Brüder Dulles und gilt der Organisation von verdeckten Operationen und psychologischer Kriegsführung, wozu er 1951 das Psychological Strategy Board gründet. An die Spitze beruft er Bush-Freund Gordon Gray, der Sponsor der Sterilisationen in North Carolina.
Während dem Krieg änderte die Sterilization League of America ihren Namen in „Birthright, Inc.“, aber nicht ihr Ziel der Verhinderung des Bevölkerungswachstums von Nichtweissen. Gordon Gray, Sohn von R. J. Reynolds Tobacco-Besitzers Bowman Gray, gründete eine Medizinschule mit Eugenik-Zentrum in Winston-Salem, wo Dr. Claude Nash Herndon und Dr. Clarence Gamble mehrere hundert Kinder aus North-Carolina mit einem Intelligenzquotient unter 70 sterilisieren. Da Gray das Winston-Salem Journal, die Twin City Sentinel und die Radiostation WSJS besitzt, haben die Experimente eine gute Presse.
Rockefeller-Foundation-Präsident John Foster Dulles und John D. Rockefeller III. gründen 1952 das Population Council zur Wachstumskontrolle.
Erster Präsident wird Frederick Osborne, der langjährige Sekretär der American Eugenics Society, die ab 1953 von Nash Herndon präsidiert wird.1972 heisst die Liga „Association for Voluntary Surgical Contraception“ und führt unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe Sterilisationen durch. 1988 zahlt die Agency for International Development unter Bush $80 Mio. für Sterilisationsprogramme in 58 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens, wobei 2 Millionen Sterilisationen durchgeführt werden. Drew Parsons enthüllt die Verbindung des für den Senat kandidierenden Prescott Bush zur Sterilisationsorganisation, worauf dieser knapp verliert.
Im Juni 1951 zieht der Vereinigte Generalsstab den Einsatz von Atombomben, diesmal als taktische Gefechtswaffen, erneut in Betracht. Unter dem Druck Eisenhowers, die Atombombe einzusetzen, ziehen sich Chinesen wieder aus Südkorea an die Demarkationslinie zurück.
Täglich lassen die B-29 800 Tonnen Napalm auf die Bevölkerung nieder, deren Überlebende in Höhlen und Erdlöchern hausen müssen. Das Verteidigungsministerium schickt deshalb Samuel Cohen nach Korea, um eine Methode zu entwickeln, wie man den Feind ohne Zerstörung des Infrastruktur vernichten könnte. Cohen wird der Vater der Neutronenbombe.
1952 wird die 5000 Mann starke Spezialruppe Green Berets für die unkonventionelle Kriegsführung, Terrorbekämpfung und die Ausbildung fremder Truppen gegründet. Sie werden nach Korea vor allem in Vietnam und bei der Niederschlagung der kommunistischen Guerillabewegungen in Lateinamerika eine zentrale Rolle spielen.
Beim Rückzug wenden die USA die Taktik der verbrannten Erde an. Im Frühling 1953, nachdem die Bauern den Reis eingepflanzt haben, bombardiert die US-Luftwaffe die riesigen Staudämme von Kusong und Toksan in Nordkorea. Die Landwirtschaft, der einzige noch funktionierende Bereich, wird damit zerstört. Die ausgelöste Flutwelle reisst ganze Dörfer mit, und die Hauptstadt steht unter Wasser. In 200’000 Arbeitstagen wird das Wasserreservoir nach dem Krieg mühsam wieder aufgebaut.
Am 27.7.53 wird in Panmujom nach zweijährigen Verhandlungen ein Waffenstillstand geschlossen, das wieder den 38. Breitengrad zur Grenze bestimmt. Schon vorher haben die Amerikaner aufgehört, Bomberangriffe zu fliegen, weil alles restlos zerstört war, wobei auch auf die Südkoreaner keinerlei Rücksicht genommen wurde. Zwischen 1950 und 1953 kommen in Korea 3-4 Millionen Menschen um, mindestens 1,3 Mio. Südkoreaner, 1 Mio. Chinesen, 500’000 Nordkoreaner und 54’000 Amerikaner (5,72 Mio. Amerikaner kämpften im Korealkrieg). Zwei Drittel der Toten sind Zivilisten, und mehrere Millionen Koreaner flohen. 18 der 22 grössten Städte sind mindestens zur Hälfte zerstört, Pyöngyang zu 75%, die Industriestädte Hamhung und Hungnam zu 80%, Sinajnu zu 100%.
Diktator Syngman Rhee kann sich mithilfe seines Polizeiapparates bis im Februar 1960 an der Macht halten. Im Dezember 1992 wird mit Kim Young Sam erstmals seit Rhee wieder ein Zivilist zum Präsidenten gewählt. Noch im Jahre 2000 sind 37’000 US-Soldaten in Südorea stationiert und 8100 GIs gelten immer noch als vermisst. Als ob kein Napalm- und Biowaffenkrieg, keine Massaker an Zivilisten und keine sinnlosen Zerstörungen der United Sadists of America gegeben hätte, bezeichnet George Warlord Bush 2002 Nordkorea als Schurkenstaat, weil es an der Entwicklung der Atombombe arbeite.
Quellen: Horowitz: 100-128, Staub: 2, Endicott, Best: 67, Tarpley/Chaitkin: 43-46,55ff, Karel (2004), Cummings (2004).
Dezember 1950 Die CIA in Mexiko
E. Howard Hunt übernimmt die CIA-Station von Lateinamerika in Mexico City. Ehemalige FBI-Agenten in Mexico wie Winston MacKinley Scott, William King Harvey und Raymod Leddy wechselten zur CIA, nachdem sie die Dokumente verbrannten, damit sie der Konkurrenz Hoovers nicht in die Hände fielen. Hoover baute während dem 2. Weltkrieg das Special Intelligence Service-Spionagenetzwerk in Lateinamerika mit Basis in Mexico auf.
Die geheime Finanzierung zum Ausbau der CIA-Station kommt von der International Organizations Division, eine Abteilung des Office of Policy Coordination, das über ein Bugdet von $100 Mio. für verdeckte Operationen verfügt. Hunts Aufgabe in Mexiko ist, Antikommunisten zu unterstützen, vor allem in Bezug auf die Führungsrollen in Gewerkschaften und Studentenorganisationen.
Everette Howard Hunt, dessen Vater ein Freund des OSS-Gründers William J. Donovan ist, studierte englische Literatur und Journalismus und wurde an der Yale Drama School aufgenommen. Nach einem Jahr bei der Navy arbeitete er für die Time im Südpazifik. 1944 begann er beim OSS und kooperierte mit Lawrence Houston, Walter Kuzmuk und Claire Chennault für Paul Helliwell in China. Hunt arbeitete 1948 als Wirtschaftsattaché in Paris mit Richard Bissell, OPC-Direktor Frank Wisner und William Averell Harriman. 1949 trat Hunt dem Office of Policy Coordination der CIA bei und heiratete Dorothy Wetzel.
Frank Wisner wurde im 2. Weltkrieg von William Donovan rekrutiert und in den Balkan geschickt. Seine Operationen dort gelten als vorbildliche Modelle für psychologische Kriegsführung. Wisner nahm im April 1945 im Auftrag von Dulles Kontakt mit Reinhard Gehlen auf, um ihn anzuwerben. Nach seinem Einsatz in Italien und dem Aufbau eines Agentennetzes in Osteuropa wurde er 1948 zum Direktor des Office of Policy Coordination ernannt, das 1952 offiziell mit der CIA fusioniert.
Dabei rekrutiert er ausländische Studenten, infiltriert Gewerkschaften und kümmert sich um die Propaganda-Instrumente, um die „Wahrnehmung gegenüber dem Kommunismus zu verändern“.
Über James Burnham lernte Hunt William F. Buckley Jr. kennen und holte ihn in die CIA. Buckley Sr. besitzt die Pantipec Oil in Mexico, deren Wert auf $110 Mio. geschätzt wird. William F. Buckley Jr. dient von 1950 bis 1954 bei der CIA in Japan und Mexico, danach gibt er die The National Review heraus und hilft beim Aufbau des „American Committee to Aid the Katanga Freedom Fighters„, die im Kongo gegen Patrice Lumumba kämpfen. Zusammen mit Douglas Caddy gründet Buckley 1960 die „Young Americans for Freedom„, deren Mitglieder wie Tom Charles Huston für die CIA und Howard Hughesarbeiten.
Im Verwaltungsrat der YAF sitzen Scharfmacher wie die Senatoren Strom Thurmond, John Tower und Barry Goldwater, Ronald Reagan, Professor Lev Dobriansky, General Charles Willoughby, General Mark Clark, John Wayne und Robert Morris. Buckley ist ein Freund von Cord Meyer, der die United World Federalists gründet, bei denen Ruth Forbes Paine ein aktives Mitglied ist.
James Burnham war zusammen mit George Lyman Paine eine leitende Figur der United World Federalists. Als Undercoveragent diente er sich in der trotskistischen Bewegung hoch, um sie zu manipulieren oder zu spalten. Burham wurde danach Chef der verdeckten Aktionen bei der CIA.
Leon Trotsky wurde im mexikanischen Exil im August 1940 von Ramon Mercador, einem Agenten der Geheimpolizei, umgebracht.
Burnham beriet bereits 1942 das OSS und das OPC bei Mordoperationen in Algier und unterstützt Howard Hunt, der Agenten in die mexikanische Trotsky-Bewegung infiltriert.
Das National Security Council erlaubt 1950 mit dem Beschluss NSC-68, dieselben Methoden anzuwenden wie die UdSSR, womit Geheimdienstaktionen gemeint sind, die die Ermordung von Regimekritikern miteinschliessen. Die CIA-Station in Mexico beschäftigt allein sieben Agenten zur Registratur von Personen öffentlichen Interesses in Mexico. Ein Ingenieur baut in der Telephongesellschaft ein umfangreiches Abhörsystem auf, das nicht nur den Telephonverkehr einiger Botschaften, sondern auch der mexikanischen Politiker bis hin zum Präsidenten aufnimmt.
Auch in Parteibüros und Buchläden werden Abhöreinrichtungen installiert. Daneben knüpft die CIA ein Netz von Verbindungen zu Regierung, Staatsapparat, Armee, Parteien, Gewerkschaften, Massenmedien und Kirchen. Diese Kontakte erhalten oft Geld oder werden unter Druck gesetzt, damit sie kooperieren. Die New Yorker Bank Deak und Company spezialisiert sich auf die diskrete Überweisungen von Bestechungsgeldern von Geheimdiensten und Waffenhändlern. Aber auch gemeinnützige Stiftungen eignen sich für Geldtransaktionen. Nahezu die Hälfte der Gelder, die von US-Stiftungen im Ausland ausgegeben werden, stammen von der CIA.
Quellen: Bartholomew (2): 13f ,(4): 2, Weberman (6): 3-8, Powers: 54, Schulz: 158f, Mason: 1f, Brussell (1983): 12-15, Schröder, Kappstein: 33.
1951 Mafia-Untersuchungen
Der Senats-Ausschuss unter dem Voritz von Estes Kefauver untersucht erstmals die Mafiaverbrechen auf nationaler Ebene. J. Edgar Hoover versuchte, das Kefauver-Komitee zu verhindern und sammelte „Dreckmaterial“ über den Senator.
Hoover untersagt seinen Beamten jede Kooperation mit dem Ausschuss und verbietet ihnen sogar, das Wort Mafia zu brauchen. Er verweigert, selbst nachdem zwei Augenzeugen umgebracht werden, jeden Begleitschutz für die Aussagewilligen. Das FBI hat keine Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, da Hoover behauptet, es gebe kein nationales Verbrechersyndikat. Werden Zeugen zu Mafia-Verbrechen oder beschuldigte Mafiosi vernommen, lässt der FBI-Direktor die Protokolle unter fehlleitenden Begriffen archivieren.
Am 25.1.51 muss Carlos Marcello vor dem Ausschuss aussagen. Er benutzt 152 Mal den 5. Zusatzartikel, der Aussageverweigerung erlaubt, wenn man sich damit selbst belasten würde. Wegen Missachtung des Kongresses wird Carlos deshalb zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, was ein Berufungsgericht aber aufhebt.
1953 kommt es zum ersten Ausweisungsbefehl gegen Marcello, was zu einem jahrzehntelange Rechtsstreit führt, der Marcello insgesamt $1Mio. kostet. Nach dem Ausweisungsbefehl wechselt Carlos Marcello 1953 sein Hauptquartier. Am Ausgang des „Town & Country-Motel“, das er mit Nofio Pecora und Joseph Poretto leitet, hängt ein Schild mit der Aufschrift:
„Drei können ein Geheimnis bewahren, wenn zwei tot sind„.
Untersuchungsrichter Aaron Kohn kommt nach New Orleans und bildet die Metropolitan Crime Commission of New Orleans zur Bekämpfung der Marcello-Organisation. Am Beginn seiner Arbeit muss Kohn feststellen, dass alle lokalen Akten über Marcello vernichtet worden sind. Aber seine Komission kann einen Teil der Korruption aufdecken und mindestens drei Morde auf Marcello zurückführen. Kohn zufolge verdient Marcello sein Geld mit allen Arten von Glückspielen, Drogen, Prostitution, Handel mit gestohlenen Waren aus Raub, Einbrüchen und Diebstahl. Die Profite investiert er in legale Firmen: Motels und Restaurants, Banken und Finanzfirmen, Spirituosenvertriebe, im Schiffsbau, in Taxi- und Busbetrieben, Rundfahrtlinien, Tankstellen, Wäscheverleihfirmen, Souvenirgeschäfte, Schallplattenvertriebe, Elektrogeschäfte und eine Tomatenkonservenfabrik. Die US-Marine ist der Hauptkunde von Marcellos Pelican Tomato Company. Diese bildet seine Legitimation als einfachen Tomatenverkäufer, an der auch der für Marcello zuständige FBI-Beamte Regis Kennedy festhält.
1957 und 1958 kommt es dann zu zwei Anklagejurys, bei denen mehrere hochrangige Polizeibeamte wegen Korruption angeklagt werden.
Jack Ruby ist ein Informant des Kefauver-Komitees und kann erreichen, dass Dallas von einer Untersuchung wegen Mafiaaktivitäten und Polizeikorruption verschont wird. Joe Kennedy wird in Zeugenaussagen des Bootleggings belastet, erscheint aber nicht im Index der Verhöre. Die im Fernsehen direkt übertragenen Hearings machen die Mobster berühmt, womit die Geschäfte schwieriger werden. Im Zentrum der öffentlichen Verhöre stehen vor allem die Unterwelt von New York und Frank Costello, weshalb Vito Genovese ihn und sein Umfeld ausschalten will. Costello will seinen „Ruf“ verteidigen und beantwortet bis zu einem gewissen Punkt die Fragen des Ausschusses, wodurch er nationale Berühmheit erlangt.
Frank Costello und Albert Anastasia verbünden sich: Costello braucht Anastasia aufgrund der Konkurrenz, die Genovese innerhalb der Luciano-Familie auslöst. Nach der Rückkehr aus dem neunjährigen Exil in Italien hat Genovese die Führung der Familie wieder übernommen, aber nicht ohne dass es zu Missstimmungen kam. Anastasia andererseits hat sich schon lange von seinem Boss Vincent Mangano distanziert, der mit seinem Bruder Philipp nur kassiert, was Anastasia und Tony aus dem Hafen herauspressen. Wegen seiner Allianz mit Costello muss Anastasia befürchten, dass Vincent Mangano ihn beseitigen will.
Am 19.4.51 wird Phil Mangano tot im Sumpfgebiet bei Sheepshead Bay gefunden und Vincent Mangano verschwindet spurlos. Mit der Unterstützung Costellos wird Anastasia am nächsten Treffen der Bosse in Manhattan zum Chef der Mangano-Familie erklärt. Frank Scalise und Joe Adonis werden seine Unterbosse und Carlo Gambino sein Berater. Mit ihnen übernimmmt Anastasia die Kontrolle über die 300 Docks und 40’000 Arbeiter des Hafens, dem Umschlagplatz der Mehrheit der Importe in die USA. Diese fast grenzenlosen Möglichkeiten zum Geldverdienen, auch mit dem Schmuggel, und sein Bündnis mit Costello machen Anastasia zum mächtigsten Boss in New York in den nächsten Jahren.
In den 40er Jahren arbeitete Joe Adonis intensiv mit Willie Moretti in den Spielcasinos von New Jersey und Brooklyn. Moretti, der Boss von New Jersey, leidet an Syphilis, weshalb Vito Genovese die meisten Syndikatsmitglieder von dessen Gefährlichkeit überzeugen kann. Der Allierte von Costello und Förderer von Frank Sinatra wird am 4.10.51 in einem Restaurant ermordet. Damit verstärkt Genovese seine Position gegenüber Anastasia und strebt danach, der Boss der Bosse zu werden. Allerdings ist auch er für die Syndikatsmitglieder nicht ungefährlich. Nachdem er seiner Frau an einer Party zwei Zähne ausgeschlagen und eine andere Frau, die sich einmischte, ebenfalls geschlagen hat, erzählt seine Frau während der Scheidungsverhandlung, wie Genovese sein Geld verdient. Aber die Justiz interessiert sich mehr für Costello, der im Sommer 1952 für 18 Monate ins Gefängnis wandert wegen Missachtung des Gesetzes vor dem Kefauver-Ausschuss.
Quellen: Meurice, Davis (1988): 64-80, Weberman (6), (27): 17, Pease (1995), Summers (1993): 228-231, Cran,, Davis (1994): 62ff,72, Giancana: 307, Best: 6,8, Scott (1993): 129ff,189ff, 217ff, Sylwester.
1951 CIA-Programme zur Verhaltenskontrolle
Die CIA startet das Projekt ARTICHOKE unter Leitung von Morse Allen, dessen Versuche das Ziel haben, Leute mittels Hypnose zu unfreiwilligen Killern zu machen.
Programmierte Mörder könnten laut Memobericht missliebige Politiker beseitigen und würden nach vollbrachter Tat in Polizeigewahrsam genommen und ausgeschaltet.
Untersuchungen an verurteilten Mördern sollen herausfinden, ob diese „besondere organische Eigenschaften“ haben. Dieses Programm ist eine Fortsetzung der Humanexperimente der nationalsozialistischen Wissenschaftlern, von denen sieben in Nürnberg zum Tod verurteilt wurden, und deren Arbeiten statt in ein Archiv an die CIA gingen.
Dieses Wissen verschaffte den amerikanischen Wissenschaftlern einen Vorsprung auf dem Gebiet der Verhaltensmanipulation.Schon während dem Krieg experimentierte das OSS mit Marihuana-Derivaten, um eine Wahrheitsdroge zu finden. Die CIA nahm die Verhaltensmodifikationsversuche zunächst unter den Namen BLUEBIRD wieder auf, um eigene Mitarbeiter zu konditionieren, damit sie im Falle einer Enttarnung keine Geheimnisse verraten und nicht „umprogrammiert“ werden können, wobei verschiedene Drogen, Schlafmaschinen, Lügendetektoren und Hypnosetechniken gestestet und eingesetzt wurden.
Das im August 1951 in ARTICHOKE umbenannte Programm untersteht dem Office of Security, einer Abteilung der Technical Service Division, die Waffen, falsche Dokumente, Tarnungen und Codes produziert. Das OS führt Akten über 300’000 US-Bürger, mit einem Hauptinteresse für sexuelle Orientierungen und Präferenzen.
Mitte 1953 startet Allens Stellvertreter Dr. Sydney Gottlieb das Projekt MK/ULTRA, das Verhaltenskontrolle und Ermordungsstrategien mittels Drogen, Elektroschocks und chemischen, biologischen und radioaktiven Materialien weiter ausbaut. Gottlieb promovierte an der Technischen Universität von Kalifornien in Chemie und übernahm im Alter von 33 Jahren die Chemical Division des TSD der CIA. Er gewann schnell die Achtung seiner Kollegen und von Richard Helms, weil er sich nicht vor heiklen Aufgaben drückte, wozu beispielsweise verrückte Vergiftungspläne gegen Abdul Karim Kassem und Fidel Castro gehören.
Durch MK/ULTRA werden Medikamente zur Willens- und Bewusstseinssteuerung wie das Bulbacapin gefunden, sowie eine tödliche Droge, die keine Spuren hinterlässt.
Die ausgedehntesten Experimente werden mit dem 1943 entdeckten LSD gemacht, von dem 1953 für $240’000 Proben an verschiedene Universitäten und Labors für zum Teil gefährliche Tests geschickt wird.
Es werden Kollegen und Leute „von zweifelhafter Loyalität, verdächtige Agenten oder Spitzel, Subjekte mit Geheimwissen“ ausgewählt, die zu ahnungslosen Versuchskaninchen werden. Gottlieb engagierte den Zauberkünstler John Mulholland, der den CIA-Agenten beibringen soll, wie man unbemerkt Drogen in Drinks kippt.
Der tödliche Sturz von CIA-Mitarbeiter Dr. Frank Olson hat nichts mit einem Selbstversuch der CIA zu tun, wie lange behauptet. Olson kannte die Foltermethoden und Gehirnwäscheversuche mit Drogen, die die CIA mit vermuteten Spionen und Kriegsgefangenen durchführte und wusste um den Einsatz von Biowaffen wie Anthrax im Koreakrieg. Alle beteiligten Soldaten und Piloten wurden gezwungen, ihre Aussagen bezüglich des Biowaffeneinsatzes zu widerrufen und Stillschweigen zu schwören. Da Olson Informationen weitergab, bringt ihn die CIA um, indem er betäubt und dann aus dem Fenster gestürzt wird. Seine Familie erfährt erst 1975 aus einem Zeitungsbericht über die Rockefeller-Kommission, dass es kein Selbstmord war. Donald Rumsfeld und Richard Cheney überreden Präsident Gerald Ford, sich bei der Familie zu entschuldigen und den Mord als Unfall nach einem LSD-Selbstversuch darzustellen, um eine weitergehende Untersuchung zu verhindern.
Hingegen gehören Prostituierte mit Kundschaft in San Francisco und New York, wo George White in Appartementen Beobachtungsposten einrichtet, zu den5000 Personen, an denen Halluzinogene ausprobiert werden.
Whites Assistent Ira Feldman betätigt sich als Zuhälter, wobei die Frauen mit Gutscheinen, die sie beispielsweise bei einer Verhaftung einsetzen können, und Heroinsüchtige mit Heroin für die Teilnahme an Experimenten belohnt werden. Die Tonbänder und Fotos der Safehouses dienen gleichzeitig dazu, Erpressungsmaterial zu beschaffen, so dass sich die Testopfer nicht wehren können. Jahre später schreibt White in einem persönlichen Brief an Gottlieb: „Ich war ein höchst unbedeutender Missionar, ein Ketzer praktisch. Aber ich habe aus ganzem Herzen in den Weinbergen geackert, weil es Spass, Spass und nochmals Spass machte. Mit dem Segen des Allerhöchsten lügen, töten, betrügen, stehlen, vergewaltigen und plündern – wo sonst hätte ein echter Amerikaner das tun können?„
George White ist neben Garland Williams und Charles Siragusa einer der Topbeamten des Federal Bureau of Narcotics von Harry Anslinger und dient als Schnittstelle von Drogenhändlern und Geheimdienstagenten zwecks antikommunistischer Aktionen. Im 2. Weltkrieg war White Offizier der Gegenspionageabteilung X-2 des OSS und an der Operation UNDERWORLD beteiligt, die den Hafen New Yorks sicherte, die Invasion in Sizilien erleichterte und Luciano aus dem Gefängnis brachte. White und Siragusa waren an den antikommunistischen CIA-Aktionen 1948 in Italien und der Unterstützung der Hip Sing Tong-Mafia in Hong Kong beteiligt, welche schon in den 30er Jahren im Drogenhandel war und mit der Kuo-min-tang zusammenarbeitet.
FBN-Agent Garland Williams verschaffte dem Mobverbündeten Satiris „Sonny“ Fassoulis 1949 einen Job bei der Commerce International China als Zuständiger für militärischen Nachschub und Berater von Tschiang Kai-Schek in Taiwan. Fassoulis Name taucht in mehreren grossen Finanzskandalen in den USA auf.
White verabreichte bereits vor dem Krieg konzentriertes Marihuana an Ahnungslose, unter anderem auch an August Del Gracio, einem Vertrauten von Lucky Luciano.
1966 gelingt es dem israelischen Geheimdienst, Cannabis synthetisch herzustellen, das die US-Armee 1967 zur Kriegsverwendung weiterentwickelt.
Es gebe nur einen „operativ realistischen“ Weg, Drogen zu testen, erklärt CIA-Direktor Richard Helms später, „das Experiment an ahnungslosen Menschen„. Viele der Drogenuntersuchungen werden aber nicht in den CIA-Labors und -Safehouses selbst durchgeführt, sondern über Stiftungen und Direktaufträge an88 Experten vergeben. 86 Universitäten und Colleges (z.B: University of Illinois, University of Minnesota,) und viele Spitäler (z.B: Mount Sinai Hospital, Boston Psychopatic Hospital, Valley Forge General Hospital, Detroit Psychopatic Clinic, Mayo Clinic, National Institue of Health, wo Krebskranke für Tests gebraucht werden) experimentieren mit.
In Montreal beispielsweise testet der Psychiater Ewen Cameron langjährige und mehrstufige Bewusstseinsmanipulationsprogramme (MK/ULTRA Subprojekt 68) mit massiven Elektroschocks, Dauerbeschallungen in Isolationszellen, dem nervenlähmenden Curare, Schlafmitteln und LSD an ahnungslosen PatientInnen.
Der Londoner Arzt Dr. Sergeant experimentiert im Auftrag der CIA mit Schlafkuren und Elektroschock zur Verhaltensprogrammierung an depressiven Patientinnen.
Arzneimittelproduzenten und Gefängnisse in den USA (z.B. im kalifornischen Folsom-Gefängnis, in Vacaville und in Springfield), aber auch in Lateinamerika und Südostasien machen mit. Der Pharmakologe Dr. Carl Pfeiffer führt LSD-Versuche für die CIA in den Gefängnissen Atlanta und Bordentown, New Jersey durch. Allein das Gesundheitsministerium gibt von 1954 bis 1968 $7,5 Mio. für 2500 LSD-Versuche in den Gefängnissen aus. Zudem wird LSD zwischen 1953 und 1973 an 745 Armee-Angehörigen ausprobiert, oft ohne deren Wissen. Eines der bekanntesten Drogenversuchsopfer der Armee ist der Profi-Tennisspieler Harold Blauer. Alle Beteiligten halten sich an die auferlegte Schweigepflicht.
Ende der 60er Jahre verliert die CIA das Interesse am LSD, das 1966 verboten wird, weil es zuwenig verlässliche Geständnisse hervorbringt, und testet vermehrt mit Opiaten und BZ (=Quinuclidinyl Benzilat ist 100 Mal stärker als LSD).
General Lloyd Fellenz und Solomon Snyder entwickeln Pläne, BZ im Kriegsfalle in die Trinkwasserversorgung des feindlichen Landes zu kippen, wozu in Dugway Proving Ground in Utah 50 Tonnen der Droge gelagert werden.
Bei der Versetzung Helms als Botschafter nach Teheran 1973 vernichtet Gottlieb alle verbleibenden Dokumente über MK/ULTRA, das aus 149 Unterprojekten bestanden hat. Eines davon ist CHATTER, das eine Wahrheitsdroge für Verhöre und Agentenrekrutierung sucht, wobei beispielsweise Scopolamin, Mescalinoder Anabasis Aphylla eingesetzt werden. Fester Bestandteil des Programms, bei dem der Psychiater Dr. Edgar Schein eine zentrale Rolle spielt, sind die Versuche mit dem Wahrheitsserum Sodium Penthotal, das kombiniert mit anderen Medikamenten beispielsweise Todesängste hervorrufen soll. Schein fordert 1961 die systematische Gehirnwäsche bei Strafgefangenen, da sie das Recht auf eine eigene Persönlichkeit durch die Straftat verwirkt hätten.
Die Fernsteuerung von Menschen und das Erlangen von Informationen in Verhören wird mit Elektroschocks, Bestrahlungen, Ultraschall, Psychochirurgie, auch an Geisteskranken, versucht. Mit der Forschung über hypnotische Suggestion wurde Dr. George Estabrooks bereits nach Pearl Harbor beauftragt. In den 50er Jahren wird an der Kombination von Hypnose und Drogen weitergeforscht, was als besonders erfolgreich angesehen wird.
1962 bombardieren die Sowjets die US-Botschaft in Moskau mit Mikrowellen, die Auswirkungen auf das Zentralnervensystem haben können. Die CIA verheimlicht diese Bestrahlung trotz Entdeckung, vermutlich weil sie selbst solche Untersuchungen an der Universität von Illinois durchführt. Auch das Office of Naval Intelligence finanziert Forschungen wie die des Neurophysiologen José Delgado über die elektronische Manipulation des Hirns.
In der CIA-Forschungsabteilung werden 1300 Wissenschaftler beschäftigt, die spurenlose Gifte und geräuschlose Pistolen entwickeln sowie Provokations-, Sabotage- und Mordkommandos ausbilden. Hauptaufgabe des Office of Special Operations unter Oberst Boris T. Pash ist die Beseitigung von Doppelagenten, aber es werden auch missliebige Politiker umgebracht, wie der linke griechische Abgeordnete Lambrakis. Pash war bei der Army Intelligence der Chef der ALSOS Mission, die versuchte, deutsche Wissenschaftler zu „fangen“, um die vermutete deutsche Atombombe in den USA fertigzustellen. Nach dem Krieg half er Nazi-Wissenschaftlern, in die USA zu kommen.
Die CIA erarbeitet ein 22seitiges Manual mit dem Titel „A Study of Assassination„, das verschiedene Mordtechniken, angemessene Waffen und Vertuschungstechniken wie Tarnungen als Unfälle erklärt. Laut diesem Handbuch dürfen Mordaufträge nie schriftlich erfolgen und nicht in die Akten aufgenommen werden. In einem Spezialprogramm wird versucht, 40 Kinder (ab 6jährig) zu Killern zu programmieren: sie lernen verschiedene Mordtechniken, erhalten Scharfschützentraining und eine Gehirnwäsche. Zur Mordabteilung gehören General Robert Cushman, John Richardson, John Baker, Milton Buffington, Tracy Barnes sowie E. Howard Hunt. Viele der Mordpläne werden aber nicht ausgeführt oder scheitern, wie den gegen den chinesischen Premierminister Tschou En-lai, der 1955 vergiftet werden soll, oder derjenige gegen den Journalisten Jack Anderson, dem man das Lenkrad seines Wagens mit LSD besprühen will.
Quellen: Callahan: 97, Scott (1993): 172f, Weber: 28-50,57-68, Schulz: 155ff, CIA-Info: 5f,13, Kirchmann, Marks, Ege (1984): 161-167, Powers: 238ff, Amendt, Albrecht/Schäfer, Koch/Beck.
1952 Biowaffen
Parallel zu MK/ULTRA läuft NK/NAOMI, ein gemeinsames Projekt der Technical Services Division der CIA und der Special Operations Division der U.S. Armee in Fort Detrick in Maryland, wo 600 Wissenschaftler ab 1952 während 18 Jahren biologische Waffen entwickeln und testen.
Dabei werden Giftpfeile, Gifttabletten oder biologische Waffen gegen Getreide und Tiere entwickelt. Insgesamt gibt es in dieser Zeit über 200 Freiluftexperimente mit biologischen Waffen.
Schon 1930 bekam der I.G.Farben-Chemiker Gerhard Schrader von seinem Chef Otto Bayer den Auftrag, Insektizide als Kampfstoffe zu entwickeln.
1937 produzierte er das Nervengas Tabun, 1939 das Sarin und 1944 das Soman, die zuerst an Affen und später an KZ-Häftlingen in Ausschwitz ausprobiert wurden.
1945 blieb Schrader als wissenschaftlicher Direktor des Laboratoriums für Pflanzenschutz bei Bayer Leverkusen an seinem Arbeitsplatz.
Weiter als die Nazis bei den chemischen Massenvernichtungswaffen waren ihre japanischen Verbündeten, die bei ihrem Überfall auf China 1941 Kugelbomben mit bakteriologischen und chemischen Kampfstoffen in der Mandschurei erprobten. Um die Forschungen der Japaner, die biologische Waffen an Gefangenen zuerst testeten, zu übernehmen, integrierten die USA die Kriegsverbrecher als Zivilberater in ihrer Sondereinheit 406. Der Kriegsverbrecher Nobosuke Kishi, Minister für Waffen und Munition in Tojos Kriegskabinett, wird 1957 Japans Ministerpräsident.
Die CIA finanziert und fördert die Ein-Parteien-Herrschaft Japans, wodurch die ‚Kolonie’ einfacher kontrolliert werden kann.
Zusammen mit den Kanadiern experimentieren die Wissenschaftler mit Fliegen, Flöhen, Moskitos und Zecken, um die Keime zu verbreiten. Die Kanadier entwickelten eine 225-Kilo-Bombe, die 200’000 Fliegen transportieren soll. 1952 bestellt die Air Force 23’900 M-33-Streubomben, die je 108 Aerosolbomben mit biologischen Toxinen enthalten, und die Navy entwickelt eine biologische Mine für den Einsatz von U-Booten aus.
Zwischen 1949 und 1968 werden 26 Operationen in verschiedenen Städten und Landstrichen mit Nervengiften durchgeführt. Ende September 1950 brach in San Francisco eine Lungenentzündungsepidemie aus, die die Ärztewelt vor ein Rätsel stellte. Die Marine und die CIA, die die 800’000 Einwohner als Testpersonen für die Bakterien Bazillus Globigii und Serratia Mercescens verwendeten, schwiegen. Edward Nevin starb an den Folgen dieser Sprühaktion. Vergleichbare Breitentests werden 1954/55 mit Keuchhusten-Bazillen (Hemophilus pertussis) in Florida und im Februar 1956 in New York, wo bei der Operation BIG CITY Bazillen über den Auspuff eines Autos verteilt werden. Unter dem Codenamen WHITECOAT werden von 1955 bis 1977 153 streng geheime Experimente mit Q-Fieber, Milzbrand, Hasenpest, Bauchtyphus oder Hirnhautentzündung mit Vorliebe an freiwilligen Adventisten ausprobiert, da diese keinen Alkohol trinken und nicht rauchen. Die Kirchenleitung rekrutiert dafür 2200 junge Männer.
Quellen: CIA-Info: 5,11,14, Potter, DDAH, Cole, Brandt, Kohn/Meinke: 46, Best: 92-95, Narco, Groden/Livingstone: 350, Tarpley/Chaitkin: 185-209, CNPC: 18, O’Shaughnessy, Schulz: 106,166-168,198, Weber: 52-55, Dezalay, Endicott, DiEugenio (1997): 2,20, Schneider, Kienzlen, Pepper: 217.
Mai 1952 Batista und die Mafia auf Kuba
Fulgencio Batista übernimmt am 10.5.52 zum 2. Mal die Macht auf Kuba in einem unblutigen Putsch. Meyer Lansky bezahlte dem Präsidenten Carlos Prio Socarras $250’000, damit der exilierte Batista die Bewilligung zur Rückkehr bekam. Kurz vor den Wahlen stürzt Batista den gewählten Staatspräsidenten, der sich nicht wehrt.
Als Lansky 1953 aus dem Gefängnis entlassen wird, investiert er grosse Summen in Kuba und zieht 1954 auf die Insel. Lansky und der Diktator stehen sich laut einem Anwalt Lanskys „sehr nahe, wie Brüder“. 1955 erlaubt Batista die Glücksspiele in jedem Nachtklub oder Hotel, das mehr als $1 Mio. Wert hat und befreit sie von allen Steuern, wofür er die Hälfte der Gewinne der Spielautomaten einkassiert. Kuba entwickelt sich zum Zentrum des Glückspiels und der Prostitution für amerikanische Touristen, Spieler, Investoren, Spekulanten und Freier.
In den nächsten vier Jahren investieren die Mobster insgesammt $50 Mio. in Havanna. Lansky baut das einundzwanzigstöckige Riviera Hotel mit Swimming Pool und eiförmigem Kasino, besitzt Anteile am Sevilla Biltmore, am Tropicana Casino und am Havanna Hilton. Moe Dalitz von Cleveland übernimmt das Hotel Nacional, wo Lanskys Bruder Jake die Geschäfte führt. Lanskys Freund Charlie „the Blade“ Tourine besitzt das Capri. Das $24 Mio. teure Havanna Hilton leitetEddie Levinson aus Las Vegas. Santos Trafficante gehört das Sans Souci und Anteile am Capri, Hilton und Commodoro. Lucky Luciano hat ebenfalls Anteile am Sans Souci und am Riviera. Auch Sam Giancana und Johnny Roselli von Chicago sowie Salvatore Granello und James Plumeri von der Lucchese-Familie haben auf Kuba investiert.
Santos Trafficante kontrolliert den Drogenhandel auf Kuba und in Florida, er besitzt ein Büro im Teamster Local 320 in Miami, das Dave Yaras und Barney Baker in den 50er Jahren mitaufbauen. Als Trafficante Sr. stirbt, übernimmt sein gleichnamiger Sohn die Geschäfte und gilt allgemein als der offizielle Boss auf Kuba.
Kuba ist eine Art Halbkolonie der USA, wirtschaftlich und politisch völlig abhängig von den USA. Es hatte sich sogar das Interventionsrecht des Grossen Bruders in die Verfassung schreiben lassen müssen. Die CIA baut Batistas Geheimdienst BRAC auf, der sich auf die Folterung von Gefangenen spezialisiert. Die USA üben nach der Revolution Castros grossen Druck aus, um die Freilassung der gefangenen BRAC-Folterer durchzusetzen.
Quellen: Marrs: 169, Davis (1994): 129, Schulz: 175, Best: 32, Olgiatti, Anson: 306-308.
1952 Nixon, Lansky, Faschisten
Obwohl Richard Nixon dem kalifornischen Gouverneur Earl Warren seine Unterstützung für die Präsidentschaft versprach, schwenkt „Tricky Dick“ nach der Zusicherung von Thomas Dewey für eine eigene Präsidentschaft um und intrigiert mit Murray Chotiner für General Dwight D. Eisenhower. Der stramme Antikommunist wird auf dem republikanischen Parteitag zum Erstaunen aller zum Running Mate Eisenhowers ernannt.
Unterstützt wird Nixon dabei von Prescott Bush, der Vater des späteren Präsidenten. Der überraschende Tod des 48jährigen Senators James O’Brien McMahon am 28.7.52 erlaubt es Bush, im Fahrwasser des Kriegshelden Eisenhower problemlos in den Senat gewählt zu werden. McMahon war von 1935 bis 1939 stellvertretender Justizminister und dürfte über die Nazigeschäfte von Bush informiert gewesen sein.
Der optimale Zeitpunkt seines Todes und die Möglichkeit, dass McMahon seine Karriere hätte zerstören können, lassen auf Mord schliessen.
Nixon und Eisenhower treten im Wahlkampf als Reinemacher gegen die korruptionsgeschüttelten Demokraten unter Harry Truman auf, bis die Presse berichtet, Nixon hätte $18’000 Wahlkampfgelder von konservativen Geschäftsleuten in die eigene Tasche gesteckt. Nixon behauptet, die Kommunisten steckten hinter dieser „Verleumdung“ und kann seine Haut mit einer populistischen Rede im Fernsehen (‚Checkers Speech’) retten, in der sich als armen Schlucker darstellt. Dank dem Wahlkampfstrategen Murray Chotiner wird Nixon aber mindestens von 27 Grossfirmen und Millionären finanziert, die wissen, dass Nixon macht, was sie von ihm verlangen, wie es bei den Aktionen gegen Onassis offensichtlich wird.
Von 1952 bis 1956 vertritt Murray Chotiner mit seinem Bruder Jake Mafiosi in 221 Buchmacher-Prozessen. Nixon arbeitete in den 40er Jahren als Anwalt für Meyer Lansky, der sein Wahlkampffinanzmanager Dana Smith sehr gut kennt. Lansky und Nixon treffen sich anfangs der 50er Jahre auf Kuba, wo Nixon als passionierter Spieler bekannt ist. Nixon ist öfters auf der Insel als gerngesehener Gast bei Batista und verleiht ihm 1955 als Vizepräsident die Ehrenmedaille.
An einem Abend im März 1952 verspielt Nixon im Sans Souci $4200, was offenbar das Casino übernehmen soll, weshalb es zu einem Streit kommt. Nixon, Bebe Rebozo, Smith und Richard Danner kennen jedoch Norman Rothman, der das Sans Souci für die Mannarino-Brüder leitet, die mit Santos Trafficante zusammenarbeiten.
Bebe Rebozo, der an Lanskys illegalen Spielcasinos in Halandale bei Fort Lauderdale und im Osten von Miami beteiligt ist, und Nixon investieren gemeinsam in Kuba, beispielsweise ins Coral Gables Motel. Lanskys Kontakte zu Nixon laufen auch über George Smathers, und über „Jimmy“ Alo, Lanskys rechte Hand und Manager des Hotel Nacional, laufen die Gelder für Nixons Wahlkampf. Nixon benützt die Kommunistenhysterie, um den demokratischen Kandidaten Adlai Stevenson, den Sam Giancana finanziert, zu attackieren.
Von den $100’000 Schmiergeldern, die Nixon vom rumänischen Geschäftsmann Nikolae Malaxa für seinen Einsatz, damit dieser in den USA bleiben kann, erfährt die Öffentlichkeit dank der CIA nichts. Malaxa unterstützte Hermann Göring, geschäftete im 2. Weltkrieg mit Alfred Göring, gehörte zum Gestapo-Netzwerk von Otto von Bolschwing und finanzierte die „Iron Guard“, die mit der Auslandgeheimdienstabteilung des SS zusammenarbeitete und in Bukarest 7000 Juden umbrachte.
Nach dem Krieg schlug er sich auf die Seite der Kommunisten und wurde mit der Rückgabe seines von der Partei eingezogenen Vermögens von $2,4 Mio. (nach anderen Quellen $200 Mio.) belohnt, womit er sich mithilfe von OSS/CIA-Agent Frank Wisner in die USA absetzte. Die Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell der Brüder Dulles organisierte seine Immigration in die USA.
Der spätere Aussenminister John Foster Dulles vertrat als Anwalt die Interessen des 3. Reiches. Vizeaussenminister Adolph Berle vertrat Malaxa vor den Immigrationskomitee, und die Kanzlei Bewley, Knoop and Nixon konnte 1951 seine Niederlassung durchsetzen, da die von Malaxa gegründete Pipeline-Firma Western Tube nationale Sicherheitsinteressen wahrnehme. Die Firma produzierte keine einzige Röhre, aber ihr Präsident Herman L. Perry, unterstützt Nixon seit 1946. Das INS versucht seit einiger Zeit, Malaxa auszuweisen und kam deshalb über die Führer der Exilrumänen zu Beweisen der Schmiergeldzahlungen. CIA-Chef Walter Bedell Smith, der im Krieg bei Eisenhower diente, kann den Skandal verhindern. 1952 zieht Malaxa nach Argentinien und wird mit Juan Peron und Otto Skorzeny gesehen.
Der Rassist Nixon hat auch andere Drähte zu Faschisten: Sein Mitarbeiter Lynn Nofziger finanziert die American Nazi Party, FBI-Agent G. Gordon Liddy organisiert die Projektion von Nazi-Propagandafilmen, Viorel Trifia gehörte zu Otto von Bolschwings Gestapo. Nixon, ein ausgesprochener Antisemit, ernennt den Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Pasztor zum Mitglied des Republican Nationalities Council. Nixon ist auch mit Kurt-Georg Kiesinger befreundet, der NSDAP-Mitglied war, für Ribbentrop und Goebbels arbeitete und von 1966-69 als CDU-Bundeskanzler amtet.
1974 vergleicht sich Nixon selbst mit Hitler, als er sagt, er wolle, dass Bill Simon sein Alfred Speer sei. Der Prediger Billy Graham, der seit den 50er Jahren praktisch alle Präsidenten berät, meint zu Nixon, man müsse die Herrschaft der Juden über die Medien brechen, sonst sei das Land verloren. Die antsemitischen Prediger Frank Graham, Billys Sohn, Pat Robertson und Jerry Falwell von Moral Majority, der den Teufel 1999 als jüdisch und männlich beschreibt, wechseln nach dem Attentat vom 11.9.2001 schnell auf einen antiislamischen Kurs.
Quellen: Behr: 171,178, Davis (1988): 275,314,359, Hersh: 157, Giancana: 316f, Bartholomew: 54f, Weberman (6): 1f, Groden/Livingstone: 418, Summers (1993): 201ff, (2000): 41-57,106-135,178f, 353ff, Tarpley/Chaitkin: 58, Warde (2002b), Birnbaum.
1952 Eisenhower, Hoover und die Ölbarone
J. Edgar Hoover interessiert sich vor allem für die Seitensprünge von Dwight D. Eisenhower, unterstützt ihn aber politisch. Kay Summerby, Eisenhowers Chauffeurin und Liebhaberin während des 2. Weltkriegs schrieb 1948 das Buch „Eisenhower was my Boss“, das Hoover aus den Buchläden verschwinden lässt. Adlai Stevenson wird von Donald Surine, McCarthys Verbindungsmann zu Hoover, im Fernsehen attackiert und als Homosexuellen und Kommunistenfreund diffamiert.
Die Ölbarone finanzieren ebenfalls Eisenhowers Wahlkampf. Eine der ersten Amtshandlungen Eisenhowers besteht im Stopp der Grand Jury-Untersuchung des internationalen Petroleumkartells wegen „Staatssicherheitsgründen“.
Die Ölmultis werden für ihre Wahl-Unterstützung während seiner ersten Amtsperiode mit 60 Lizenzen aus Bundesreserven belohnt. In den 55 vorhergehenden Jahren wurden insgesamt nur 16 Lizenzen erteilt.
Hoover betrachtet Clint Murchison und Sid Richardson als seine besten Freunde. Murchison finanziert Lincoln Rockwell, der Führer der amerikanischen Nazi-Partei. 20% der Murchison Oil Lease Company gehören der Genovese-Familie, Handridge Oil teilt Murchison mit der Mafia von Las Vegas. Auch mit der International Brotherhood of Teamsters Union laufen Deals, und Clint Murchison jr. unterhält Geschäftsbeziehungen mit Carlos Marcello.
Hoovers Assistent Thomas Webb wechselt auf Rat Hoovers nach siebzehn Jahren Dienst beim FBI zu Murchison und schmiert für ihn zusammen mit Bobby Baker Politiker, vor allem Johnson. Von 1953 bis zu seinem Tod ist Hoover zusammen mit seinem Liebhaber Clyde Tolson jeden Sommer während mindestens einem Monat Gast im Murchisons Hotel La Jolle, ohne je eine Rechnung zu bezahlen. Auch Myer Schine finanziert Hoovers Ferien, und dank Börseninsidertips mit den Ölmultis kassieren der Direktor und der Vizedirektor Börsengewinne. Tolson besitzt bei seinem Tod Aktien im Wert von mindestens $750’000.
Obwohl die Einkünfte aus Hoovers Büchern offiziell an eine Stiftung gehen, steckt der FBI-Direktor 90% davon in die eigene Tasche und die seiner Ghostwriter.
Eisenhower holt nach seiner Wahl Nelson Rockefeller, der die New Deal-Programme wegwischen soll.
Über Oveta Culp Hobby und Gouverneur William P. Hobby lernte Rockefeller einflussreiche Texaner kennen wie George und Herman Brown, den Versicherungskönig Gus Wortham, „Mr.Houston“ Jesse Jones, oder den Gründer der Vinson & Elkins und First City Bank in Houston, Richter James Elkins. Verteidigungsminister wird Charles Wilson von der General Motors, der das Land mit Higways überziehen, mit der Begründung: „Was gut ist für GM, ist gut für Amerika„. Seit 1930 hat GM dafür gesorgt, dass 100 Tramsysteme in 45 Städten aufgegeben wurden.
Quellen: Summers (1993): 180-191,233, Best: 85, Kangas: 3, Brussell (1983): 7f,22, Theoharis/Fox: 356-375, Staub (2002g), Snell.
1952 John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier
John F. Kennedy wird gegen den siegessicheren Henry Cabot Lodge in den Senat gewählt. Nachdem 1949 das Cortison entdeckt wurde, verbesserte sich sein Gesundheitszustand entscheidend, und er wurde politisch aktiv. Statt der nötigen 2500 Nominierungsunterschriften liess Kennedy über 260’000 sammeln und anschliessend allen Unterzeichern einen Dankesbrief schicken.
JFK setzte vor allem auf die Stimmen der Frauen, für die Teegesellschaften organisiert wurden. Wiederum wurde 900’000 Mal die achtseitige Kriegsheldengeschichte verteilt, mit Kennedys Foto auf dem Umschlag. Viel Propaganda verbreitete auch die Boston Post, die kurz vor dem Ruin von Kennedy ein $500’000-Darlehen bekam. Die perfekte Kampagne, die $250’000 kostete, managte Joe, der seine alten Kontakte in Boston reaktivierte.
Nachdem die Frauen ihre Stimmen für JFK abgegeben haben, heiratet er am 12.9.1953 Jacqueline Bouvier, die er 1951 in Washington kennengelernt hatte. Arthur Krock, dem Joe Kennedy seit einiger Zeit wegen einer Frau für Jack in den Ohren lag, organisierte ein Treffen mit der Journalistin. Aber Jack interessierte sich zunächst nicht für Jackie, und sie verlobte sich im Sommer mit John Husted, obwohl dieser nicht zu den ganz Reichen gehört.
Beim zweiten Versuch, die beiden zu verkuppeln, klappte es dann, wenn er ihr auch nur selten anrief und keine Karten, Blumen oder gar Liebesbriefe schickte. Da JFK sich nicht zur Ehe entscheiden kann, entzieht sie sich ihm und geht als Korrespondentin nach London. Im Verlauf eines transatlantischen Telephongesprächs wird im Mai 1953 die Heirat vereinbart, obwohl Jacks Freund Lem Billings am Inaugurationsball Eisenhowers Jackie zur Seite nahm und ihr von Jacks Frauengeschichten erzählte. Sie will den emotional unreifen 36jährigen, weil die Kennedys wirklich Geld haben.
Die Heirat bedeutet den Eintritt der irischen Katholiken in die herrschende WASP-Oberschicht, die aus 60 Familien besteht, wofür Joe Kennedy sein Leben lang gekämpft hat.
Obwohl der aristokratische Stammbaum der Bouvier-Auchincloss eine Erfindung von Jackies Schwiegervater war, hat die Mutter zunächst Bedenken, weil die Tochter unter ihrem Stand heiratet. Der Vater „Black Jack“ Bouvier hasst Joe Kennedy, weil dessen Börsenreform ihm finanziell das Genick gebrochen hatte.
Und Jackie hat Bedenken, weil die Kennedys „so bourgeois“ sind. Aber ihre Familie ist verschuldet, während Kennedys Privatvermögen auf $400 Mio. geschätzt wird. Kardinal Richard Cushing traut das Paar, das sich einig ist, dass die Ehe zum äusserlichen Erfolg und zum Kinderkriegen nötig ist. Jackie wird die Rolle der Präsidentengattin und Mutter perfekt spielen und Jack auf den Wahlkampagnen begleiten, auf denen sie viele Stimmen einbringt.
Da Frauen für Jack entweder Hausfrauen oder Huren sind, hält er sich mit George Smathers eine Hotelsuite. Dabei passt Jackie trotzdem nicht in sein Bild, weil sie explizit keine Hausfrau sein will. Aber sie inszeniert diese Rolle zumindest am Anfang, um den Sprung ins Weisse Haus zu schaffen. JFK stellt sein „Familienleben“ schamlos zur Schau, lädt Journalisten und Fotographen zu sich nach Hause ein und sorgt dafür, dass das Traumpaar regelmässig auf den Frontseiten der Magazine erscheint. JFK hat gelernt, dass Publicity das Wichtigste ist und wie man die Medien für sich nutzt. Privat kennen sich die beiden kaum und sind wie zwei Eisberge, aber politisch sind sie ein perfektes Paar. JFK ist zu emotionaler Bindung nicht fähig und kann, obwohl er bei Männern wie Frauen starke Gefühle wecken kann, selbst weder Liebe zeigen noch geben. Als er gegen Ende seines Lebens gefragt wird, ob er je einen Menschen geliebt habe, starrt eine eine Weile aus dem Autofenster und verneint dann. JFK ist ein Profiteur, der Dienst, Loyalität und Zustimmung fordert, aber Kritik und Widerspruch nicht duldet. Im Oktober 1955 und im August 1956 erfolgen zwei Fehlgeburten, bevor im November 1957 Caroline und 1961 John jr. geboren werden. Wenige Tage nach der Geburt stirbt Patrick im August 1963. Diese Schwierigkeiten haben vermutlich mit seiner Geschlechtskrankheit zu tun.
Quellen: Posener: 13-45,58-69, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 215-259.
Die CIA unter Allen W. Dulles
Allen Welsh Dulles, der als Chefagent des OSS in Bern innerhalb kurzer Zeit ein Agentennetz über ganz West- und halb Osteuropa aufgezogen hatte, wird neuer CIA-Direktor der Regierung Eisenhower, und sein Bruder John Foster Dulles wird Aussenminister.
Von 1937 bis 1943 war Allen Dulles Direktor der Schroeder Bank, die Hitler finanzierte. Deshalb hat er zeitlebens beste Beziehungen zur Wall Street und zum Zirkel von Morgan, Rothschild, Hambros, Baring und Eugene Meyer.
Seit 1942 stand Dulles in Kontakt zu SS-General Karl Wolff und arbeitete mit bei der Operation BERNHARD, einem Geldwasch- und -fälschungsprogramm mit Wolff und dem Mailänder Gestapo-Chef Walter Rauff, der für den Tod von 100’000 Juden verantwortlich ist.
1943 führte Dulles in der Schweiz mit dem SS-Offizier Prinz Hohenlohe Verhandlungen, um eine totale Niederlage Deutschlands zu verhindern. Dabei hatte Dulles auch Kontakt mit Hitlers Stellvertreter Martin Bormann, der in Paraguay das neues Nazi-Netzwerk „die Spinne“ aufbaut.
Dulles begann im Dezember 1942 eine professionelle und amouröse Beziehung mit Mary Bancroft, die eine lebenslange Freundin von George Lyman und Ruth Forbes Paine ist. Bancroft war Dulles primärer Kontakt mit der Gruppe „20. Juli“, die ein Attentat gegen Hitler plante. Verbindungsmann Hans Bernd Gisevius, Mitglied der Organisation von Militärgeheimdienstchef Admiral Wilhelm Canaris, dessen Untergebener Hans Oster die Aktion koordinierte, ging Anfang Juli 1944 nach Deutschland, um den Coup vorzubereiten.
Im Sommer 1944 ging die Bombe hoch, die Hitler nur knapp verfehlte. Wäre Hitler getötet worden, hätte ein sofortiger Waffenstillstand mit den Westmächten stattgefunden, um gemeinsam gegen Russland weiterzukämpfen. Die Briten, deren Agent Kim Philby die Codes der Deutschen knacken konnte, widersetzten sich vehement einem solchen Deal. Canaris, der den Mord an Rosa Luxemburg, die Unterstützung der IRA, von Francisco Franco, die faschistische Freiwilligenarmee CONDOR, aber auch die Rettung von Juden aus Deutschland organisert hatte, wurde entlarvt, und SS- und Gestapochef Heinrich Himmler übernahm dessen Funktion. Auch Himmler schickte Agenten zu Dulles, um einen Sparatfrieden und den gemeinsamen Krieg gegen Russland zu verhandeln.
Nach dem fehlgeschlagenen Anschlag konnte sich Gisevius mit falschen Papieren in die USA absetzen, wo er bei Dulles Freund Tom Braden unterkam und bei Dresser arbeitete. Der Vater des zukünftigen CIA-Direktors und Präsidenten, Prescott Bush, ist Verwaltungsrat bei Dresser. Der Chef der Dresser ist Henry Neil Mallon, der die Ölequippement-Firma und deren Tochterfirma IDECO seinem Freund Dulles als Cover für verdeckte Aktionen der CIA zur Verfügung stellt.
Seinem Sohn George Bush vermachte Prescott über Ray Kravis, der J. Paul Getty und Joe Kennedy bei Steuerhinterziehungen hilft, einen Job. Aber dieser begann bei Dresser Industries, die Harriman gehört. Danach stieg er mit John Overbey und Kapital von Jimmy Gammell, Eugene Meyer und seinem Vater in den skrupellosen Handel von Grundstücken mit vermuteten Ölquellen ein.
George Bush stellt seine 1953 mit den Liedkte-Brüdern gegründete Zapata Oil und die 1954 gegründete Zapata Offshore der CIA als Basis für Kuba-Angriffe zur Verfügung. Der Manager Wayne H. Dean bei Zapata, die mit Gulf, Standard Oil of California und Royal Dutch Shell handelt, ist ein Freund von DeMohrenschildt. Auch Prescott „profiliert“ sich als Senator ausschliesslich im Bereich der verdeckten Inland-Operationen der CIA, die er über die H. Smith Richardson Foundation des Vick Chemical-Besitzers Richardson finanziert (beispielsweise die MK/ULTRA-Experimente im Bridgewater Hospital in Massachusetts).
Mit seiner Ernennung in das Senate Armed Services Committee 1956 steigt er in den Kreis der Entscheidungsträger auf. Auch sein Freund Gordon Gray wird 1958 als Chef des National Security Council in die Machtzentrale berufen.
Eisenhower stellt sich nicht gegen die verdeckten Operationen von Harriman, Dulles und Bush, wenn er sich im Falle des Scheiterns oder einer Veröffentlichung absichern kann. Gray, Dulles, Robert Lovett, C. Douglas Dillon, Jock Whitney und Prescott Bush sind wesentlich an der Stärkung des CIA-Machtblocks des President’s Foreign Intelligence Advisory Board beteiligt.
Dulles startet Anfang der 50er Jahre das CIA-Programm MOCKINGBIRD, um die Medien zu kontrollieren. Der ‚ehemalige’ CIA-Agent Generoso Pope gründet 1952 die American Media Inc., die Boulevard-Blätter wie Sun oder the National Enquirer herausgibt. Frank Wisner und sein Assistent Richard Helms rekrutieren 400 Journalisten, zum Beispiel Harrison Salisbury, Drew Pearson, Eugene Methvin, Sulzberger, Rowland Evan, Robert Novak oderJoseph und Stewart Alsop. Phil Graham arbeitet eng mit Wisner und Helms zusammen an der Operation MOCKINGBIRD, weshalb die Washington Post zum einem wichtigen Sprachrohr in Washington wird, schnell wächst und die Times-Herald und das WTO-Radio übernimmt.
Mediengesellschaften wie CBS, ABC, NBC, Hearst, Reader’s Digest, Time, Life-Time, New York Times, New York Harald Tribune, Look, Houston Post, New Leader und die Agenturen AP, UPI, Reuter, Forum World Features, International Communication Agency, die Nachfolgeorganisation der USIA, EFEC in Spanien und Latin in Chile arbeiten mit der CIA zusammen. Nach Angaben der Zentralstelle für Nationale Sicherheit kontrolliert die CIA um 1980 230 Nachrichtenagenturen. Der Rekord mit 23 als Journalisten eingestellte CIA- und FBI-Agenten hält Copley Press. Die meisten Medien legen der CIA zuerst die Berichte vor, wenn sie etwas über die CIA enthalten, und verschweigen Informationen, die die CIA stören könnten.
Eigentliche Propagandasender der CIA sind Radio Free Europe in München, Radio Free Asia, Radio Swan, Radio Liberty, Voice of America, das 822 Wochenstunden in 38 Sprachen sendet, und RIAS. Letzteres trägt mit seinen Aufrufen zum Generalstreik entscheidend dazu bei, dass aus der Demonstration der Bauarbeiter Ostberlins am 16.6.53 eine das ganze Land erfassende Rebellion entsteht.
1949 gründete die CIA das National Committee for a Free Europe und das Committee for the Liberation of Peoples of Russia, um Radiostationen aufzubauen.
Radio Liberty sendet in 14 Sprachen in die UdSSR. Radio Free Europe verliert mit dem Aufstand in Ungarn 1956, wo die CIA militärische und finanzielle Hilfe für die Widerstandsbewegung leistet, seine Glaubwürdigkeit.
Aufgrund der Radiozusicherungen von Frank Wisner warten die Rebellen, die Budapest eingenommen haben, vergeblich auf die Unterstützung durch die Amerikaner, bis sie von den sowjetischen Panzern überrollt werden.
200’000 Ungarn fliehen nach Österreich, bevor die russischen Truppen die Grenzen dichtmachen. 1980 betreibt die CIA 101 Sender mit eiem Jahresetat von $85 Mio. und 2196 Beschäftigten. Angeblich hören 80 Mio. Menschen im Ostblock diese Sendungen regelmässig. Zudem werden Bandaufzeichnungen meist kostenlos an 4000 Radiostationen in der Dritten Welt geliefert.
„Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde sofort auf der Straße und müsste sich nach einem neuen Job umsehen. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß, was es für eine Verrücktheit ist, auf eine unabhängige Presse anzustoßen. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unser Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte“.
Das Statement von John Swinton, dem Doyen der amerikanischen Presse und einstigen Redaktionsleiter der „New York Times“, vor dem vornehmen New Yorker Presseclub im Jahr 1880 hat nach wie vor Gültigkeit, besonders auch nach 11.9.2001.
Auch die Unterhaltungsindustrie Hollywoods trägt entscheidend zur US-Propaganda und Mythologisierung von FBI und CIA bei.
Kritische Reportagen und Bücher werden mit öffentlichen Kampagnen und Drohungen verhindert oder diffamiert.
Die CIA entwickelt sich ausserdem zu einem der grösster der Verleger der Welt. Von 1947 bis 1967 lässt sie über 1000 Bücher schreiben, deren Gesamtauflage durchschnittlich bei 10 Mio. pro Jahr liegt. Da ihr diese Tätigkeit 1967 verboten wird, publiziert sie in den folgenden Jahren mindestens 250 Bücher im Ausland. Mitte der 70er Jahre schreiben noch immere mehrere Hundert Akademiker als CIA-Autoren in den USA und übersetzen entsprechende Literatur. Der CIA ist zu verdanken, dass T.S.Eliot auf Russisch und Machiavellis „Il Principe“ auf Suaheli gelesen werden kann.
Im Ausland finanziert die CIA Medienorganisationen wie das Internationale Presse-Institut, die Internationale Journalistenkonferenz in Genf, den Internationalen Journalistenverband in Brüssel, den Westberliner Verein zur Förderung der Publizistik in den Entwicklungsländern, das Asian Student Press Bureau oder den nationalen Studentenpresserat Indiens und Zeitschriften wie die englischen Socialist Commentary, Encounter, Survey und Campaign, das Forum in Österreich, Der Monat von Melvin Lasky und Die Welt in Deutschland, Tempo Presente in Italien und Le Combat und Preuves in Frankreich. Auch im Ausland hat die CIA Hunderte von Journalisten, darunter Ernst Kux von der Neuen Zürcher Zeitung, Robert Moss vom Daily Telegraph, Gerhard Löwenthal vom ZDF, und sogar 21 Geistliche unter Vertrag.
1952 lief die CIA-Operation POCKETBOOK in Deutschland unter Leitung von Frank Wisner und Thomas Braden an, eine Kultur-, Polit- und Gewerkschaftsoffensive zur Amerikanisierung Deutschlands.
Für die Propaganda ist die United States Information Agency (USIA) zuständig, die die Amerikanerhäuser in allen Städten gründet, wo Bibliotheken eingerichtet und Konzerte, Ausstellungen, Filme, Lesungen und Diskussionen organisiert werden. Die CIA bezahlt etwa die Übersetzung und Publikation amerikanischer Literatur des Verlages Kiepenheuer & Witsch (Josef Kaspar Witsch war bei SA und nationalsozialistischer Kulturfunktionär und wird zur Schlüsselfigur des Kongresses für kulturelle Freiheit).
Oder der Roman ‚1984′ von George Orwell wird unter der Anleitung der CIA als ausschliesslich antikommunistische Propaganda verfilmt. Der Erfolg der Propaganda wird von Meinungsforschern wie Leo Crespi wissenschaftlich erforscht und ausgewertet. John McCloy, ehemaliger Berater Mussolinis, wurde 1949 Hochkommissar der neu gegründeten Bundesrepublik, mit dem Auftrag, die Teilung Deutschlands aufrechtzuerhalten und die neue Kolonie Amerikas in das Westbündnis zu integrieren.
Anfang der 50er Jahre baut die CIA rechtsextreme Guerillas wie die League of Young Germans auf, um die SPD zu unterwandern.
Die Neonazis werden ausgebildet, bewaffnet und bezahlt, um im Falle einer russischen Invasion oder einer Rebellion mögliche sozialdemokratische und sozialistische Kollaborateure zu ermorden, über die Listen geführt werden. Auch für die Unterwanderung antiamerikanischer Gruppierungen werden Untergrundgruppen gegründet. Tom Braden übernimmt 1954 die International Organizations Division der OPC und leitet mit seinem Assistenten Cord Meyer verdeckte Operationen.
Auch kirchliche Organisationen arbeiten für die CIA, wie der souveräne Malteserorden SMO, der 50’000 Nazis mit Pässen und Geld zur Flucht verhalf und später eine Art Bindeglied zwischen CIA und Vatikan ist. Auch die Opus Dei, aus deren Reihen Papst Karol Wojtyla kommt, kooperiert mit der CIA.
Auf Anordnung von Gerald Ford infiltriert die CIA die christliche Missionsarbeit in Lateinamerika, so dass 1976 allein in Bolivien 11 Agenten als Geistliche getarnt werden. Ein Jahrzehnt früher sollen sich unter Vertrag stehende Missionare an der Jagd auf Che Guevara beteiligt haben. Die Christian and Missionary Alliance missioniert in Laos die Bergstämme, aus denen die Söldner für die CIA rekrutiert werden, wogegen die katholische Kirche nichts einzuwenden hat.Konsequenterweise streicht der Senat im Juni 1980 das Verbot, Missionare und anderes kirchliches Personal als Agenten zu verwenden.
Die CIA beschäftigt 1953 15’000 Angestellte, die ausländischen Agenten und Vertragsangestellten nicht mitgerechnet. Sie steht mit Professoren an Hunderten von akademischen Institutionen in Verbindung und gibt Studien in Auftrag, wie das European Non-State Actors Project von Professor Richard Mansbach der Universität in New Brunswick, New Jersey, über europäische Oppositionsgruppen, die der CIA Ansatzpunkte für Interventionen wie Spaltungsversuche oder finanzielle Unterstützung liefern. Zudem halten die Professoren nach geeigneten Studenten für die Rekrutierung des CIA-Nachwuchs Ausschau. Man wird von der CIA fast ausschliesslich auf Empfehlung rekrutiert. 5000 Akademiker erhalten Zuschüsse oder Forschungsaufträge für die Rekrutierung der ausländischer Studenten, die systematisch überprüft werden.
Aber auch die eigenen Studenten und Arbeiter werden überwacht: 1958 wird bekannt, dass für 13 Mio. Arbeitsstellen Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen wurden. Das entspricht jedem fünften Arbeitsplatz. Auch in US-Firmen im Ausland hat die CIA Hunderte von CIA-Agenten eingeschleust. Zur entsprechenden Stellenvermittlung unterhält man ein eigenes Verbindungsbüro. 50’000 US-Bürger und 700’000 ausländische Informanten führt die CIA in ihren Archiven, die für sie im Ausland arbeiten.
Zusätzlich zum riesigen Budget gründet die CIA eigene Firmen, die als Deckmantel für verdeckte Aktionen und zusätzliche Geldquellen dienen. Diese „Fronts“ umfassen Luftfahrtsgesellschaften, Import-Export-Firmen, High-Tech-Unternehmen, Werbeagenturen und Stiftungen, aus denen Gelder an kooperationswillige akademische, gewerkschaftliche, kulturelle und politische Organisationen und Jugendverbände verschobenwerden. Dazu gehören
die National Students Association,
die International Students Conference,
der International University Exchange Fund,
das Institute for the Study of Conflict,
der Congress for Cultural Freedom von Melvin Lasky, zu dem Arthur Koestler, Ignazio Silone (der als ‚Kommunist’ für Mussolinis politische Polizei und im Krieg für den amerikanischen Geheimdienst OSS gearbeitet hatte), Benedetto Croce, Manès Sperber, John Dewey, Isaiah Berlin und Karl Jaspers gehören,
die Mankind Research Unlimited,
das Institute of Political Education,
das Foreign Policy Research Institute der Universität von Pennsylvania,
das Center for International Studies am Massachusetts Institute of Technology,
die Asia Foundation,
die American Society of African Culture,
das Gambia National Youth Council,
die American Friends of Middle East,
die International Development Foundation,
das Otto Suhr Institut an der Freien Universität Berlin,
die deutsche Vereinigung Freiheitlicher Juristen,
die Internationale Juristenkommission,
die Konferenz für die Atlantische Gemeinschaft,
der Internationale Bund Freier Gewerkschaften,
die American Federation of Labor,
die Inter-American Regional Labor Organization (über die bis Mitte der 70er Jahre 250’000 Funktionäre in Lateinamerika ausgebildet werden),
die grösste türkische Gewerkschaft Türk-Is,
die uruguaische Gewerkschaft CSU,
das American Institute for Free Labor Development,
das Internationale Institut für Marktforschung,
die Synode der russisch-orthodoxen Kirche,
der Nationalrat der Kirchen,
die Internationale Union Junger Christlicher Demokraten,
der christliche Verein junger Mädchen,
die Weltjugendversammlung,
das Internationale Jugendzentrum in New Dehli,
das Institut für Internationale Arbeitsforschung,
das Internationale Sekretariat der Pax Romana,
der Berliner Verein zur Förderung der Bildungshilfe in Entwicklungsländer
oder die International Union of Socialist Youth.
Mindestens 24 Stiftungen arbeiten für die CIA, wie die
M.A. Anderson Foundation,
den Kaplan Fund,
die Baird Foundation,
den Brown Fund,
den Price Fund,
den Monroe Fund,
die Ford Foundation,
die Independence Foundation oder
die Pan-America Stiftung an der Universtät von Miami
Beispielsweise wird der Kongress für kulturelle Freiheit, der die Intellektuellen in die amerikanische Imperialstrategie einbinden will, über die Farfield und Ford Stiftungen gesponsert.
Zentrale Figuren des Kongresses sind der französische Soziologe Raymond Aron und François Bondy, die mit seiner Zeitschrift ‚Preuves’ Kommunisten wie Jean-Paul Sartre bekämpfen.
Gleichzeitig werden ehemalige Nazi-Künstler wie Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan geschützt.
Werden in Europa gemässigte Linke wie Heinrich Böll oder Siegfried Lenz unterstützt, werden gegen ihre amerikanische Kollegen (etwa Arthur Miller, Corliss Lamont oder Charlie Chaplin) Propagandaschlachten (etwa in Life) gefahren.
Mit einer Schmutzkampagne in Schweden verhindert René Tavernier, dass der chilenische Lyriker Pablo Neruda den Literaturnobelpreis bekommt. Der Kongress für kulturelle Freiheit ist zudem ein wesentliches Instrument, im Ostblock Propaganda und Terroranschläge zu organisieren.
Am 27. April 1966 enthüllt die New York Times die Finanzierung der Kulturinstitutionen durch die CIA, wonach Tom Braden die Propaganda als notwendigen Kampf gegen den Kommunismus in einem Interview rechtfertigt.
1953 laufen in 48 Ländern verdeckte Operationen, die aus Propaganda, paramilitärischen und politischen Aktionen bestehen und zwei Drittel der gesamten Ausgaben verschlingen.
Die CIA entwickelt sich damit zu einer paramilitärischen Macht, die ohne Wissen des Kongresses Geheimkriege führt. Frank Wisner lässt Armeen aus ungarischen, rumänischen, bulgarischen und ukrainischen Flüchtlingen aufstellen und geheime Flugplätze in Griechenland, Japan, England und Deutschland bauen, von wo aus Agenten mit Fallschirmen nach Georgien, Sibirien, Belorussland und in die Ukraine geflogen werden, aber von denen man meist nichts mehr hört.
Von 1961 bis 1975 werden 900 grosse und einige tausend kleine solcher Programme durchgeführt. Die Arbeit der Geheimdienste im Ausland ist die Fortsetzung der Aussenpolitik mit anderen Mitteln, nach den Gesetzen des Krieges.
Dabei arbeitet die CIA mit dem südafrikanischen BOSS, dem israelischen Mossad, dem chilenischen DINA und dem deutschen BND, der 1950 aufgebaut wurde, zusammen. Nirgends hat die CIA so viele Agenten wie in der BRD, wo sich allein in Westberlin 48 CIA-Büros befinden. Zusammen mit den französischen und britischen sollen sich um die 20’000 Agenten im Westteil der Stadt betätigen.
Rund 10% der Briefpost in Berlin wird aussortiert und als sogenannte Amtszimmerpost von der CIA geöffnet. Um die Identität der Überwachten vor den Postbeamten geheim zu halten, wird die Post ganzer Häuser abgezweigt. $25 Mio. kostet der Tunnel nach Ostberlin, dank dem Telephonleitungen angezapft werden.
Der Agent, der die Transkripts verwaltet, arbeitet auch für das KGB.
In Deutschland wird eine Geheimarmee mit 5000 Söldnern von amerikanischen Offizieren trainiert.
Ebenfalls 1950 wird der Verfassungsschutz, 1956 der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr, beide mit vielen ehemaligen Nazis im Korps und an der Spitze, gegründet.
Aber auch die Wirtschaftsverbände errichten 1954 mit der „Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Wirtschaft“ einen Geheimdienst, der zusammen mit dem Verfassungsschutz schwarze Listen anlegt. Schon früh beginnt der BND, neben Informationen über Linke auch Material über Politiker zu sammeln und möglichst gute Verbindungen zu Parteien, Verbänden, Organisationen und Unternehmen zu schaffen.
Die CIA baut ausländische Geheimdienste manchmal selbst auf, wie den südkoreanischen KCIA, den griechischen KYP, den iranischen Savak oder den Geheimdienst Venezuelas. Auch der BND hilft mit, den israelischen und ägyptischen Geheimdienst zu schaffen und rüstet die Geheimdienste von Saudi-Arabien, Indonesien und Zaire aus.
Der BND ist stark im internationalen Waffenhandel, beispielsweise nach Pakistan, Indien, Nigeria, Südafrika, Griechenland, dem damaligen Rhodesien und China, engagiert, an Sabotage- und Umsturzaktionen wie in Guinea und im Sudan beteiligt und unterstützt über Organisationen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Hanns-Seidel-Stiftung politische Parteien, Gewerkschaften, Massenmedien und militärische Organisationen in El Salvador, Guatemala, Venezuela, Ecuador, Peru, Chile, Italien, Portugal, Spanien, Mozambik oder Namibia.
Schon bald ist der BND von Korruption durchzogen: Gehlen setzt 16 seiner Verwandten auf teilweise hohe Posten im BND, Erpressungen und Unterschlagungen sind an der Tagesordnung. Aber der BND bezahlt um die 120 Journalisten, beispielsweise von Spiegel, ZDF oder Quick, die für gute Öffentlichkeitsarbeit sorgen.
Das Chalet in Bayern, in das sich Gehlen 1968 zurückzieht, ist ein Gechenk von Dulles.
Zwischen 1950 und 1968 bilden die USA 287’000 ausländische Soldaten und Hunderttausende von Polizisten aus. In der 1946 gegründeten Militärakademie „School of the Americas“ in Panama bilden die USA jährlich Tausende von Soldaten und Geheimdienstagenten für Lateinamerika aus. Dabei ist die Schule vor allem eine Fassade für spezielle und verdeckte Operationen.
In Argeninien beispielsweise kostet der schmutzige Krieg der US-trainierten „Sicherheitskräfte“ gegen die eigene Bevölkerung 30’000 Menschenleben.
1984 wird diese Kaderschule der Todesschwadronen nach Fort Benning in Georgia verlegt, wo bis 1990 53’000 Offiziere aus 18 lateinamerikanischen Ländern trainiert werden. Zu den Absolventen gehören 39 Kabinettsmitglieder, 10 Staatsoberhäupter, von denen, wie beispielsweise der panamaische Diktator Manuel Noriega, kein einziger vom Volk gewählt wurde, und rund 100 Stabschef (wie der honduranische General Gustavo Alvarez Martinez, der auch die Elimination der Kinder von „Rebellen“ anordnete).
Auch der spätere Präsidentschaftskandidat El Salvadors Roberto D’Aubuisson, der in Absprache mit der US-Botschaft Erzbischof Oscar Romero umbrachte, oder die Hälfte des kolumbianischen Offizierstabs, von denen 250 als grausame Killer verdächtigt werden (einer davon soll über 100 Zivilisten mit einer Kettensäge massakriert haben) wurden in Fort Benning geschult. Es gibt kaum ein Massaker oder eine systematische Folter in Lateinamerika, an dem nicht Abgänger der School of the Americas beteiligt sind.
Zu den Lehrmitteln gehört das von der CIA 1965 erarbeitete Folterhandbuch der Operation PROJECT EX, das Bestechung, Entführung und Aufspürung politischer Gegner vermittelt. Jährlich bilden die USA an der Police Academy in Washington über 500 ausländische Polizeioffiziere aus, zu deren Lehrplan Foltermethoden gehören. Diese sind das zentrale Lernziel im Programm des „Office of Public Safety„, das Eisenhower für lateinamerikanische Polizisten 1957 mit dem passenden Namen gegründet hat.
Quellen: Callahan: 70, Marrs: 183, Schulz: 69,101,136-184,205-210,218ff,242-257, Zanetti, Bollinger, Gremliza (1978a,b), Ege (1984), Mader: 561, Weberman (9): 14ff, Höfling: 249-254, Richter, CIA-Info: 2f,6f,13, Trento/Roman, Best: 25-28,97, Konkret Nr.29/71: 9, Nr.12/72: 14f, Nr.5/83: 10f, Mason: 1f, Brussell (1983): 3f,7,19f, Sam Smith: 1,Bruce/Luft, Ranelagh/Treharne: 1, Prouty (1973): 244-265, Meurice, Ascherson 3, Schröder, Herman: 36, Tarpley/Chaitkin: 40,58-61,101-114, Knopp/Deick, Avineri: 66, Mehio, Labidi, Bröckers, Kupferberg.
1953 Sturz von Mohammed Mossadegh
Schah Mohammed Resa Pahlewi kam 1941 als Nachfolger seines faschistischen Vaters auf den Thron, der 1934 Persien in Anlehnung an die arischen „Aryan“ in Iran umtaufte. 1945 hatten die Russen die nordpersische Provinz Asarbeidschan unter ihre Kontrolle gebracht, mussten sich dann aber aufgrund des Drucks der USA aus Persien zurückziehen.
Da die Anglo-Iranian Oil Company, die in Grossbritannien mehr Steuern zahlen musste als im Iran, sich weigerte, faire Vereinbarungen einzugehen,verstaatlichte der neugewählte iranische Ministerpräsident Mohammed Mossadegh auf Verlangen des iranischen Parlaments die Gesellschaft 1951.
Persisches Erdöl wurde daraufhin im Westen boykottiert. Obwohl Truman Averell Harriman als ‚Vermittler‘ zwischen den Briten und dem Iran nach Teheran schickte, vereitelte das US-State Departement jede Vermittlung.
Dementsprechend verlangt der Nationale Sicherheitsrat vom Iran, dass es die verstaatlichten Ölförderungsanlagen wieder zurückgeben müsse.
Am 25.6.53 beschlossen Allen und John Foster Dulles die Operation AJAX, die über das United States Army Mission Headquarter und die Botschaft in Teheran organisert wird. Seit 1942 wurde das paramilitärische Gendarmeriekorps mithilfe dieser Mission unter General Norman Schwarzkopf aufgestellt und ausgebildet.
CIA-Agent Kermit Roosevelt, der Enkel des früheren Präsidenten, leitet die Operation. Richard Helms sorgt für das Verschwinden von Mossadegh-Unterstützern, bezahlt 6500 Demonstranten gegen den iranischen Ministerpräsidenten und organisiert den Strassenterror, was die CIA $10 Mio. kostet, worauf der Schah Mossadegh am 12.8.53 für abgesetzt erklärt, aber selbst nach Rom fliehen muss, wo er sich mit Dulles trifft.
Die kaiserliche Garde und das Gendarmeriekorps führen daraufhin den Putsch aus. Der faschistische General Fazlollah Zahedi wird vom Schah und der CIA ausgewählt, um die Macht zu übernehmen. Am 24.8. kehrt Pahlewi zurück, und Zahedi wird Premierminister.
US-Präsident Eisenhower schickt dem Iran $45 Mio. Soforthilfe.
Obwohl die Dulles-Brüder mehrere Geschäftsverbindungen mit der nach der Verstaatlichung von Anglo-Iranian Oil Company in British Petroleum umbenannten Firma haben, verlieren die Engländer ihr persisches Ölmonopol infolge des Staatstreichs, und die Quellen werden einem Vier-Länder-Konsortium unterstellt, an dem sich die USA 40% sichern. Die USA sind die neue ‚Schutzmacht’.
Auf Initiative von Herbert Hoover jr. kann sich das Ölkartell von Exxon, Shell, Gulf, BP, Socal und Texaco die Kontrolle über das iranische Öl sichern, obwohl die Verstaatlichung offiziell nicht rückgängig gemacht wird.
Mit dem Argument der nationalen Sicherheit wurden schon die vom Justizministerium ausgearbeitete Antitrustklage gegen die „Sieben Schwestern“ von Harry Truman am 5.1.53, kurz vor seinem Auszug aus dem Weissen Haus, abgeblockt, womit deren Macht ungebrochen blieb.
Gleichzeitig warnte Truman aber vor der „Gestapo-CIA“, die er geschaffen hatte.
Richard Helms Karriere nimmt nach dem Putsch einen steilen Aufstieg, indem er zum Chef des neugegründeten Office of Strategic Operations ernannt wird. Kermit Roosevelt wird Vizepräsident der Gulf Oil, die stark von der neuen Situation im Iran profitiert. 1960 richtet die Gulf ein Konto bei einer Bank auf Nassau ein, über das Millionen an Politiker fliessen. Beispielsweise erhält der sükoreanische Diktator Chung Hee Park 1966 $1 Mio, und 1970 $3,2 Mio, sein Ministerpräsident Kim Jong Pin $500’000 und das Verteidigungsministerium $2,5 Mio.
Mossadegh stirbt kurz nach seiner Freilassung nach drei Jahren Gefängnis, auf Initiative von Helms. Noch 1953 besucht Vizepräsident Nixon den neuen Diktator und bezeichnet den Schah als „persönlichen Freund“. Die neue iranische Regierung ist so korrupt, dass die Staatskasse ständig leer ist, und fast die gesamte US-Hilfe von $500 Mio. pro Jahr in der Finanzierung der Armee versickert. Die USA verkaufen dem Schah für $17 Mia. modernstes Kriegsgerät und bewaffnen auf dessen Wunsch die Kurden, wofür Nixon mit Geschenken und Wahlkampagnenfinanzierung belohnt wird. 1961 liefern die USA den ersten Atomreaktor.
Die persische Geheimpolizei Savak ist eine der brutalsten der Welt, und trotz massiver Folter hat der Schah Mühe, sich an der Macht zu halten.Während der Herrschaft des Schahs werden durchschnittlich 1500 Menschen pro Monat verhaftet und gefoltert, und bis 1974 sitzen 25’000 Dissidente in den Gefängnissen. Der frühere CIA-Beamte Jesse J. Leaf gab öffentlich zu, dass die CIA die Folterer der Savak in Seminarprogrammen ausgebildet habe. Aber auch der israelische Mossad erteilte dem Savak Nachhilfeunterricht, und wie die USA kooperiert auch Israel militärisch mit dem Iran.
Quellen: Epstein: 19f, Bartholomew (1): 26, Horowitz: 172-176, Schulz: 97,329, Giancana: 538, CIA-Info: 13, Potter: 1f, Best: 29, Brussell (1983): 11, Ranelagh/Treharne: 3, Levin, Summers (2000): 163f, Karel (2003).
1954 Onassis und die Aramco top
Aristoteles Onassis gefährdet das seit 1933 bestehende Transportmonopol des Ölkartells Aramco. 1953 baute Onassis seine Macht aus, indem die Kontrolle der Société des Bains de Mer in Monaco übernahm und damit eigentlicher Herrscher über das Steuerparadies wurde. Diese Machtübernahme und der Erwerb der Liberty-Ships werden Gegenstand einer geheimen FBI-Untersuchung, bei der sein Vermögen auf $200 Mio. geschätzt wird.
Die Schiffsbaurestriktionen für Deutschland wurden 1951 aufgehoben, worauf Hitlers ehemaliger Reichsbankchef Hjalmar Schacht und Onassis planten, die deutsche und japanische Kriegsflotte wiederaufzubauen.
Onassis bestellt für $100 Mio. 30 Grosstanker in Hamburg und Kiel, womit er das Monopol der „Sieben Schwestern“ brechen will. Nach dem Tod von Ibn Saud 1953 begannen Spyridon Catapodis und Hjalmar Schacht mit Finanzminister Scheich Abdullah Al Suleiman Al Hamdan über ein Projekt einer saudischen Tankerflotte mit Beteiligung von Onassis zu verhandeln. Onassis offerierte dem saudischen König, eine Flotte zu bauen, die unter saudischer Flagge fahren und die Macht des Kartells einschränken würde. Anfang 1954 schliesst Onassis das noch geheime Djaddah-Abkommen mit Suleiman: Onassis stellt 500’000 Tonnen seiner Tankerflotte für den Aufbau der Saudi Arabian Maritime Company zur Verfügung. Suleiman bekommt für seine Unterschrift unter das Abkommen, das noch von neuen König Saud ratifiziert werden muss, $100’000, mit Aussicht auf weitere $250’000 Provision.
Onassis Schwager und Konkurrent Stavros Niarchos, der sehr enge Beziehungen zur CIA hat, bekommt von den noch geheimen Verträgen Wind und engagiert am 15.2.54 den seit einer Woche bei der CIA mit monatlich $500 auf der Lohnliste stehenden Robert Aimé Maheu, der Onassis Vertrag mit den Saudis verhindern sollte.
Maheu studierte Wirtschaft am Holy Cross College of Massachusetts und wurde wegen seiner Französischkenntnisse vom FBI rekrutiert, obwohl er beim Aufnahmetest durchfiel. Er arbeitete in den 40er Jahren zusammen mit Guy Banister beim FBI in Chicago und im 2.Weltkrieg als Gegenspion für das FBI.
1947 verliess er Hoovers Apparat und gründete eine Fabrik für Dosencrème, die Bankrott ging. Während mehrerer Jahre leistete er Sicherheitsarbeit für die Small Business Administration. Maheu erhält 1954 die Cover Security Approval der CIA und gründet 1955 seine Detektivagentur Robert A. Maheu Associates, die sich in den Büroräumen von CIA-Anwalt Edward Bennett Williams befindet. Die CIA setzt Maheu bei „unmöglichen Missionen“, die dementierbar bleiben müssen, ein (angeblich sollen seine Erfolge die TV-Serie „Mission: Impossible“ inspiriert haben).
Dank Maheu wird das Vertragsprojekt zwischen Onassis und den Saudis in einer von der CIA gegründeten römischen Zeitung veröffentlicht. Zudem organisiert er die Abhörung in den Wohnungen und Büros von Onassis, zusammen mit den Detektiven Lou Russell und Horace Schmahl, die bereits bei der Fälschung von Beweisen gegen Alger Hiss dabei waren. Maheu schaltet Militär- und Wirtschaftsanalytiker, Richard Nixon und den Sicherheitsrat ein, worauf das Aussenministerium beginnt, Druck auf Saudi-Arabien auszuüben. Vizepräsident Nixon meint, dass man diesen „Hurensohn“, falls man ihn töten müsse, nicht in den Vereinigten Staaten umbringen solle. In der Maheu and King Associates Inc. arbeitet sein Partner Bob King, ebenfalls ehemaliger FBI-Agent, Gegenspionagespezialist, Freund von Bebe Rebozo und Nixons Wahlkampagnerhelfer 1956 und 1960, Lobbyist und Berater während seiner ganzen Vizepräsidentschaft.
Maheu organisiert mithilfe der CIA einen Streik in der Hamburger Werft, wo der erste Tanker für die neue SAMCO-Flotte gebaut wird. Das Schiff wird allerdings trotzdem ausgeliefert. Der nächste Schlag Maheus konzentriert sich auf den illegalen Walfang von Onassis Schiffen vor der Küste Perus. Das US-Justizdepartement konfisziert Onassis Schiffe, da er wegen krimineller Verschwörung zur Schädigung des US-Staates vor einem Geschworenengericht erscheinen müsste. Um die Situation zu klären, geht Onassis in die USA und wird im New Yorker „Colony Restaurant“ verhaftet, allerdings kurz darauf wieder freigelassen. Dann wird Onassis von seinem früheren Teilhaber Catapodis in Frankreich auf Entschädigung verklagt, weil er Hunderttausende Pfund Sterling Bestechungsgelder an die Araber verteilt habe, um den Vertrag unter Dach zu bringen. Der Prozess wird schiesslich abgeblockt.
Am 18.5.54 erfolgt die Ratifikation des Vertrags durch König Saud. Das Kartell reagiert mit kurzfristigen Annulationen von bestehenden Verträgen und der Verweigerung der Lade- und Löschzugänge, weshalb Onassis Tanker untätig in den Häfen liegen. Er versucht deshalb, mit britischen Firmen zu geschäften, was ihm nach einigen Public-Relation-Anstrengungen auch in kleinem Umfang gelingt. Maheu ist im Oktober in Saudi-Arabien. Kurz darauf wird Suleiman abgesetzt und der Vertrag von König Saud mit den Worten „Die Zukunft verwischt die Vergangenheit“ rückgängig gemacht. Onassis sieht ein, dass er keine Chance hat, den Vertrag gegen das Kartell durchzusetzen.
Peru beschlagnahmt im November 1954 aufgrund von Maheus Bemühungen 5 Onassis-Schiffe und steckt die 400 Matrosen wegen illegalem Walfang in peruanischen Gewässern ins Gefängnis. Aufgrund seiner aussergewöhnlichen Versicherungen bei Loyds kassiert Onassis $15 Mio. für diese Beschlagnahmung und $30’000 für jeden Tag, an dem seine Flotte still liegt, wogegen die $2,9 Mio. Busse, die er bezahlen muss, ein Pappenstiel ist. Im Fall der US-Anklagen muss Onassis $7 Mio. Busse bezahlen und seine United States Petroleum Carriers umstrukturieren. Auch Norwegen beschlagnahmt im Januar 1955 eine Ladung von 6300 Tonnen Walfett. In Rotterdam wird ein Waljagdschiff von Onassis blockiert. Seine Flotte wird international boykottiert und die Banken werden nervös. Onassis beschliesst, aus dem Walgeschäft auszusteigen und kann seine Fang- und Verarbeitungsschiffe für $8,5 Mio. an die Kyokuyo Hogei Kaisha in Japan verkaufen.
Die Suez-Krise im Oktober 1956 rettet Onassis vor dem Ruin. Da über die Hälfte seiner stark mit Hypotheken belasteten Flotte arbeitslos ist, kann Onassis als einziger Reeder sofort auf die Tankernachfrage, die durch die Kapumschiffung entsteht, antworten und verdient an jeder Ölladung nach Europa $2 Mio.
In weniger als 6 Monaten, der Kanal wird im April 1957 wieder eröffnet, verdient er $80 Mio. Onassis kauft für $2 Mio. die nationale griechische Luftfahrtgesellschaft TAE, die er in Olympic Airways umtauft. Es gelingt ihm, von der Regierung Konstantin Karamanlis einzigartige Konzessionen wie den garantierten Mindestgewinn und ein absolutes Streikverbot zu erhalten, wofür er drei neue Düsenflugzeuge kauft.
Auch Niarchos kann der griechischen Regierung einen Vertrag für den Bau einer wichtigen Schiffswerft in Skaramanga abringen. Onassis verliert 1959 nach einer Serie von Manövern des Königshauses von Monaco die Kontrolle über die SBM. Auch im Öltankergeschäft herrscht eine grosse Rezession, und seine Fluggesellschaft ist ebenfalls kein blühendes Unternehmen. Aber er besitzt insgesamt 70 Firmen, die von einer guten Führungsgruppe geleitet werden. Zu diesem Stab gehören Johnny Meyer, Costa Gratsos, Thomas R. Lincoln, Nicolas Cokkinis, Roberto Arias und Nigel Neilson. Onassis kauft sich die Insel Skorpios im Ionischen Meer.
Auch E. Howard Hunt arbeitet gegen Ende der 50er Jahre für Nixon, den er seit 1952 kennt, gegen Onassis. Wie Kennedy lebt Onassis seine Sexualität mit Prostituierten aus, vorwiegend mit Mädchen von Madame Claude, während Maria Callas die Rolle der Hausfrau übernimmt.
Quellen: Epstein: 20-23, Evans, Groden/Livingstone: 191, Best: 45,52f, Glaser (1972), Brussell (1983): 8, Morgenthaler, Summers (2000): 141,153f,195f,504.
1954 Vietnamkrieg
Die CIA schickt General Edward G. Lansdale von den Philippinen nach Vietnam, um die militärische Intervention der USA vorzubereiten. Nach dem spanisch-amerikanischen Krieg 1898 waren die Philippinen amerikanischer Besitz und die USA unterdrückten die Arbeiter- und Bauernbewegungen auf dem Inselreich.
Gegen die japanische Besetzung bildete sich 1942 die kommunistische Widerstandsbewegung der Huksbalahups. 1946 wurde das Land formell unabhängig, aber die USA stellten militärisch ihre Kontrolle wieder her. 1953 gelang der CIA die Niederwerfung der Huks mittels Ermordungen und Propaganda, der Absetzung von Präsident Quirino und der Einsetzung von Ramon Magsaysay.
1954 finanzieren die USA bereits 78% der Kriegskosten der Franzosen, die Vietnam seit 1867 besetzt halten. Bis 1945 unterstützten die USA Ho Chi Minh, der mit richtigem Namen Nguyen Sinh Cung, aber auch Nguyen Tat Thanh, Nguyen Va Ba und Nguyen Ai Quoc hiess.
Ho Chi Minh ist mit Trotsky und Stalin befreundet, arbeitete für die Komintern und gründete 1930 die KP Vietnams in Hong Kong, wo er, an Tuberkulose erkrankt, offiziell für tot erklärt wurde, weil die Franzosen die Briten wegen seiner Auslieferung unter Druck setzten.
Ab 1938 arbeitete er mit Mao, kehrte 1941 heimlich in das von Japan besezte Vietnam zurück und gründete die Widerstandsorganisation Viet Minh. Auf der Suche nach Unterstützung wurde er von Tschiang Kai-schek in China verhaftet und konnte fliehen. Nachdem er vom OSS zuerst abgewiesen wurde, erreichte er über General Chennault die Bereitstellung von Waffen und Ausbildungstrainer der USA, weil seine Viet Minh die stärkste Kraft gegen die Japaner war. Als Mitglied des amerikanischen Geheimdienstes OSS (Decknamen „Lucius“) sprang er hinter den japanischen Linien ab und koordinierte den Kampf.
1945 gab die Widerstandsbewegung unter seiner Leitung eine nach dem amerikanischen Vorbild verfasste Unabhängigkeitserklärung herausgegeben, und der Kaiser Bao Dai legte sein Amt nieder.
Nach dem Ende des Kriegs bot Ho Chi Minh den USA freien Marktzugang und die Errichtung einer Militärbasis in Vietnam an. Aber die Amerikaner liessen Ho Chi Minh, fallen, obwohl dieser Präsident Truman in sechs Briefen um Unterstützung für den Aufbau eines demokratischen Staatesinnerhalb einer französischen Union bat.
Stattdessen verkauften die USA den Franzosen Militärausrüstung im Wert von $160 Mio. für ihren Kampf gegen den Viet Minh. Frankreich besetzte alle wichtigen Städte, hatte aber keine Chance, das Land zu kontrollieren. Frankreich wollte den Süden der ehemaligen Kolonie, wo das Gros der französischen Kapitalinvestitionen konzentriert war, vom Rest der Republik abtrennen, und setzte dort 1949 den Kaiser Bao Dai wieder an die Spitze einer Marionettenregierung.
Ho Chi Minh wandte sich nun an die UdSSR und China, die ihn unterstützten. Trotz amerikanischer Finanz- und Militärhilfe (Eisenhower begründete die Einmischung der USA mit der Dominotheorie und erhöht die US-Unterstützung von $400 Mio. auf $785 Mio, wofür die Franzosen der Wiederbewaffnung Deutschlands zustimmen) konnten sich die Franzosen gegen die nationale Befreiungsarmee nicht durchsetzen.
Vizepräsident Nixon ist der erste amerikanische Politiker, der sich, schon vor der französischen Niederlage, für den Einsatz von US-Truppen aussprach, und Generalstabschef Arthur Radford plante die Operation VULTURE, die den Einsatz von drei taktischen Nuklearbomben zur Hilfe Frankreichs vorsah. Nach der französischen Niederlage am 8.5.54 bei Dien Bien Phu sieht der am 21.7.54 ausgehandelte Waffenstillstand, der aufgrund von amerikanischen Interventions- und Atombombendrohungen zustande kommt, die provisorische Teilung am 17. Breitengrad und freie Wahlen innerhalb von zwei Jahren zwecks Wiedervereinigung des Landes vor.
Eisenhower verhindert dann die gesamtvietnamesischen Wahlen, die zu einer Wiedervereinigung führen sollten.
Auf Anordnung von Dulles wird der Katholik Ngo Dinh Diem von Kaiser Bao Dai am 16.6.54 im Süden des buddhistischen Landes eingesetzt. Eine Million Vietnamesen, 80% davon Katholiken, ziehen in den Süden, und drei Millionen aus dem Süden in den kommunistischen Norden unter Ho Chi Minh.
Obwohl ihre Armee besiegt ist, beginnen die Franzosen eine aggressive opiumfinanzierte Terrorkampagne gegen den antifranzösischen Diem.
Zwischen der CIA und dem französischen Geheimdienst kommt es zu einem Geheimkrieg um die Kontrolle des Drogenhandels: Frankreich unterstützt den Kaiser Bao Dai in Südvietnam über Colonel Roger Trinquier, der schon die Provinzen der Meo kommandiert hat. Vor dem Krieg machte der monopolisierte Handel mit Opium 15% der Kolonialeinnahmen der Franzosen aus. Wegen den Transportschwierigkeiten des Opuims aus der Türkei und dem Iran während des 2. Weltkriegs setzten die Franzosen die Meo und Yao für die Opium-Produktion, die um 800% stieg, ein. Captain Antoine Savani vom militärischen Geheimdienst Deuxième Bureau organisierte mithilfe der Mixed Airborne Commando Group den Opiumtransport der französischen Luftwaffe nach Saigon. Dort befindet sich die Binh Xuyen-Gang, die das Opium in Geld umsetzt. Das Deuxième Bureau, die Mixed Airborne Commando Group und der Kaiser erhalten alle einen festen Prozentanteil des Gewinnes. Diese vietnamesische Mafia betreibt in Saigon zwei Opiumraffinerien und kontrolliert alle, das heisst hunderte von Opiumhöhlen, das Grand Monde, das profitabelste Casino der Welt, und die Hall of Mirrors, ein Bordell mit 1200 Prostituierten. Ein Teil des Opiums wird von Savani zur korsischen Mafia nach Marseille exportiert. Zur Krönung der Korruption setzt der Kaiser den Binh Xuyen-Boss Le Van „Bay“ Vien nach einer Bezahlung von $1,25 Mio. als Polizeichef Saigons ein.
Nachdem sich Diem die Kontrolle über die Armee gesichert hat, stellt er sich im Januar 1955 gegen die Mafia, indem er die Lizenz des Grand Monde nicht mehr erneuert. Edward G. Lansdale kauft mit $12 Mio. die Unterstützung der Sekten von Cao Dai und Hao Hao, die gleichzeitig politische und militärische Organisationen sind, und die Armee ARVN von Colonel Van Minh, die zusammen mit der regulären Armee im April 1955 die Binh Xuyen-Gang von Le Van Vien in blutigen Strassenkämpfen in Saigon besiegt. Im Mai 1955 fährt der US-Aussenminister John Foster Dulles zu Verhandlungen nach Paris, worauf Kaiser Bao Dai nach einem Pseudoreferendum abgesetzt wird. Obwohl die amerikanischen Berater Diem empfehlen, 60% wäre glaubwürdiger, gibt Diem bekannt, dass 98,2% der Wahlgänger für ihn gestimmt hätten. In Saigon übertrifft er sogar die späteren Wahlergebnisse Ho Chi Minhs, die meistens mit 99,1% angegeben werden:
605’000 Stimmen sollen für Diem eingelegt worden sein, bei 405’000 eingeschriebenen Wählern.
Lansdale arbeitet mit Lucien Conein zusammen, der schon während dem Krieg paramilitärische OSS-Operationen in Vietnam geleitet hatte. Gegen den Norden beginnt eine Serie von CIA-Programmen, die von psychologischer Kriegsführung (Falschmeldungen über Vergewaltigungen, Überfälle chinesischer Truppen, Massaker an Katholiken und anderen Vietminhgreuel, negative astrologische Prophezeiungen für den Norden) bis zu Sabotage (Benzinzusätze zerstören die Busse in Hanoi) reichen.
Diem schafft ein Parlament, das aber nichts zu sagen hat. Die Macht halten er, sein Bruder Ngo Dinh Nhu und dessen Frau „Madame Nhu“. Diem suspendiert die für 1956 ausgehandelten Wahlen zur Wiedervereinigung, da der militärische Geheimdienst ermittelte, dass 80% der Vietnamesen Ho Chi Minh unterstützen. I
Im gleichen Jahr gründet Nhu seine eigene Gestapo, die Personalist Labor Revolutionary Party (Can Lao). Auch seine Frau hat mit der „Woman’s Solidarity“ einen eigenen Geheimdienst. Dank ihr werden Verhütung, Schönheitswettbewerbe, Boxen, sentimentale Lieder, Tanzen (auch privat), Prostitution (die mit der Ankunft der US-Soldaten boomt) und Scheidung verboten.
Für alle Publikationen wird die Zensur eingeführt. Der autokratische Diem kann seine Macht mithilfe der Amerikaner, die bis 1959 jährlich $250 Mio. zahlen, und einer Leibgarde aus Filipinos innerhalb von drei Jahren konsolidieren, indem er mit unglaublicher Brutalität jegliche Opposition, auch die der Buddhisten, vernichtet.
Da Diem die Franzosen und Chinesen vertreibt, bricht der Handel zusammen. Diem muss einen neuen Verwaltungsapparat aufbauen, wozu er fast ausschliesslich Katholiken einsetzt. Die USA bezahlen die vietnamesische Armee zu 100%, was 80% der südvietnamesischen Regierungsausgaben entspricht. Über die Staatsuniversität von Michigan werden für $25 Mio. die Verwaltungsbeamten und die Polizisten ausgebildet, die die Vietminh-Mitglieder jagen und vernichten. Deren Rektor Hannah ist bezeichnenderweise der Vorsitzende der US-Kommission für Menschenrechte. Die vom Vietminh durchgeführte Bodenreform wird rückgängig gemacht.
Nachdem die Opiumhöhlen 1955 mit grosser Publizität geschlossen werden, führen die USA die Praxis der Franzosen fort. Die drei Fluggesellschaften der CIA (Air America, Continental Air Service und Lao Development Air Service) heissen beim Volksmund schon bald „Air Opium“. Sie fliegen zwischen Taiwan und dem Goldenen Dreieck und transportieren Waffen und Opium. Ab 1958 dealen Ngo Dinh Nhu, seine Frau und der Oberst der Luftwaffe Nguyen Cao Ky mit den Meo unter Vang Pao und den chinesischen Syndikaten in Saigon, wo bereits wieder Hunderte von Opiumlokalen existieren.
Auch die Union Corse ist am Handel beteiligt: Als Gegenleistung für die Unterdrückung der Kommunisten fliegt die Air Laos Commercial von Bonaventure Francisci Heroin aus Laos ein, wobei General Nhu 15% von diesen Profiten kassiert. Im Gegensatz zu Captain Savani wird Nhu selbst opiumsüchtig. Diems Familie transferiert Vermögen auf schweizer, brasilianische, englische, französische und deutsche Banken.
Die rücksichtslosen „Sicherheitsprogramme“ laufen auch nach der Versetzung von Lansdale 1962 weiter und werden als PHOENIX-Programm bekannt. Die politische Unterdrückung, die Umsiedlungen der Landbevölkerung und die offensichtliche Korruption bringt jedoch mehr Oppositionelle hervor als das Regime unterdrücken kann. Bis 1960 kontrolliert die National Liberation Front etwa die Hälfte des Landes im Süden.
Quellen: Behr: 191-195, Groden/Livingstone: 442,467, Horowitz: 132-141, Schulz: 171f, Kangas: 4, CIA-Info: 13, Russel (2000), Best: 57-64, Abramovici/ Decornoy: 1, Ansom: 294f, Dehnhardt, Wronkow: 6, Konkret Nr.13/1971, Nr.9/1973, Kappstein, Holzkamp: 13, Summers (2000): 164ff, Pepper: 8ff.
1954 Sturz von Jacobo Arbenz Guzman top
Oberst Carlos Castillo Armas fällt von Honduras mit 450 Mann in Guatemala ein, um die 1950 verfassungsmässig gewählte Regierung des Sozialdemokraten Jacobo Arbenz Guzman zu stürzen. Unterstützt werden Castillo Armas und Miguel Ydigoras Fuentes von 6 CIA-Flugzeugen, die von US-Piloten geflogen werden, und von Diktator Anastasio Somoza, der den Rebellen eine nicaraguanische Insel als Operationsbasis zur Verfügung stellte.
Arbenz hatte ein Reformprogramm nach dem Vorbild Mexikos entworfen, die ohnehin schwache kommunistische Partei legalisiert und mit 4 Ministern an der Regierung beteiligt. Um die feudalistischen Strukturen zu durchbrechen (3% der Bevölkerung besitzen 70% des Bodens), forcierte Arbenz die Agrarreform 1953 und enteignete 162’000 Hektar brachliegendes Land der United Fruit Company, das er laut dem von der Besitzerin selbst deklarierten Steuerwert von 1952 mit $600’000 entschädigen wollte.
Im April 1953 verlangte die US-Regierung $16 Mio. Entschädigung. Das Anwaltsbüro von Aussenminister John Foster Dulles, Aktionär der United Fruit, hatte in den 30er Jahren die Verträge der United Fruit mit Guatemala geschrieben, die den Konzern fakisch von den Steuern befreiten.
Der Vize-Aussenminister für Inneramerikanische Angelegenheiten, John Moors Cabot, ist einer der Hauptaktionäre, der Chef des NSC, Robert Cutler, besitzt ebenfalls Aktien der Früchte-Firma. CIA-Direktor Allen Dulles war vorher Präsident der United Fruit, und sein Vorgänger bei der CIA, Walter Bedell Smith, bekommt nächstens den Job als Vizepräsident des Konzerns. Der erste Ehemann von Dulles Liebhaberin Mary Bancroft, Sherwin Badger, arbeitete ebenfalls bei United Fruit.
Eisenhower und Nixon bewilligten $20 Mio. für die Beseitigung von Arbenz, nachdem der Spezialberater Eisenhowers, Nelson Rockefeller, und der Anwalt der United Fruit, Ernest Cuneo, Druck gemacht hatten.
Der CIA-Agent John Peurefoy wird als US-Botschafter nach Guatemala geschickt, um den Putsch vorzubereiten, indem er die Militärs rekrutiert, und E. Howard Hunt wird Political Action Officer. Hunt stiess kurz zuvor zur Mord-Abteilung der CIA (Office of Special Operations, Program Branch 7), die von Boris Pash geleitet wird und Angleton und Harvey untersteht. Seitens der CIA sind Frank Wisner, Richard Bissell, Tracy Barnes, David Atlee Phillips, Henry Hekscher, Burch O’Neill und John Dothoty an der Vorbereitung des Putsches und den Propagandaaktionen beteiligt. Die CIA-Operation PW/SUCCES mobilisiert Exilguatemalteken zum Kampf.
Eine „Entsorgungsliste“ von 55 Guatemalteken mit vermuteter kommunistischer Gesinnung wird aufgestellt und Mörder werden ausgebildet, ohne dass diese Morde dann ausgeführt werden. Die Katholische Kirche hilft im Wallfahrtsort Esquipulas mit, den Widerstand gegen Arbenz aufzubauen.
Die Mafia beteiligt sich ebenfalls am Putsch, der nicht einmal $5 Mio. kostet. Die Verbindung zur Mafia läuft über Antonio Valladares, ein Anwalt des Mafiabosses Carlos Marcello, und Maurice B. Gatlin. Dank Vizepräsident Richard Nixon begann eine breit angelegte Kooperation zwischen Mafia, FBI, CIA und Howard Hughes, der wie die texanischen Ölmilliardäre Nixon finanziert.
Bob Maheu, Johnny Roselli, Guy Banister, Murray Humphreys sind die Verbindungsmänner. Der Umsturz hilft Marcello, die Kontrolle des Drogenhandels in Guatemala zu erreichen. Es ist wahrscheinlich, dass Marcello, der die Hafengewerkschaften kontrolliert, und die United Fruit in Bezug auf Marihuanaanbau auf United Fruit-Plantagen in Guatemala und den Transport in die USA zusammenarbeiten. In Guatemala City ist das Spielgeschäft in den Händen von Ted Lewin, einem Vertreter von Lansky.
Johnny Roselli und John Martino arbeiten ebenfalls in Guatemala, allerdings auf der Seite der Standard Fruit & Shipment, die keine eigenen Plantagen besitzt. Martino, ein Verwandter von Angelo Bruno, arbeitet für Santos Trafficante und wird in Kuba Vertrauter von Estaban Ventura, dem zweithöchsten Kommandanten von Batistas Geheimpolizei.
Die 3 Jagdflugzeuge und die 3 B-26 Bomber fliegen zahlreiche Einsätze gegen die ungeschützten Städte. Die guatemaltekische Armee beschränkt sich auf die übertriebene Darstellung der feindlichen Kräfte. Die von Radio Voice of Liberation verbreitete Nachricht, Arbenz erhalte Waffen aus der Tschechoslowakei, erlaubt den USA, 50 Tonnen Gewehre an die Rebellen zu liefern. Mit der eroberten Lufthoheit beginnt der Guerillakrieg. Innerhalb der CIA kommt es zu Spannungen, weil die Feldagenten oft die Direktiven der Zentrale ignorieren. Bekannt wird das Beispiel von „Rip“ Robertson, der auf Drängen von Somoza eine Bombe auf ein vermeintlich tschechisches, aber in Wirklichkeit britischen Frachtschiff werfen liess, worauf die CIA $1,4 Mio Schadenersatz zahlen muss.
Arbenz verhängt den Notstand, und die guatemaltekische Geheimpolizei beginnt, Verdächtige zu vehaften. Die winzige Rebellenarmee marschiert 6 Meilen ins Land, worauf Arbenz die Sowjetunion um militärische Hilfe bittet, was Eisenhower mit einer Blockade verhindert. Der US-Botschafter und der päpstliche Nuntius vermitteln zwischen den Armeen. Nach zehn Tagen tritt der international isolierte Arbenz zurück und flieht in die mexikanische Botschaft, und Putschführer Castillo Armas wird im Fluzeug des US-Botschafters nach Guatemala City geflogen.
Die neue Junta von Castillo setzt die Agrarreform ausser Kraft, entzieht den 70% Analphabeten das Wahlrecht, gibt den enteigneten Boden an die United Fruit zurück, schafft die Besteuerung aller Zinsen, Dividenden und Gewinne von ausländischen Investoren ab und lockert die Erdölgesetze. Die Gewerkschaftsfunktionäre werden ihren Posten enthoben, 9000 Kommunisten werden meist jahrelang verhaftet, und Tausende von Bauern und Arbeitern werden aus Rache von Grossgrundbesitzern und Unternehmern umgebracht. Der folgende jahrzehntelange Bürgerkrieg in Guatemala fordert über 100’000 Menschenleben. Von den $900 Mio. US-Wirtschaftshilfe versickert der grosse Teil im korrupten Netz der Diktaturen.
Da die neue Regierung nur der United Fruit loyal ist, wird Castillo am 26.7.57 von Romeo Vasquez Sanchez, einem angeblich kommunistischen Mitglied der Palastwache, ermordet. Nach einem Putsch wird General Miguel Ydigoras Fuentes neuer Präsident, der 1960 der CIA gestattet, Guatemala als Stützpunkt der kubanischen Invasionstruppen zu benutzen. Dafür stellt die CIA Fuentes Militärmaterial, das B-26 Bomber umfasst, zur Bekämpfung der Rebellen zur Verfügung. 1959 soll Fuentes von Bobby Willis im Auftrag der Mafia von Chicago umgebracht werden. Willis flieht und wird an der Grenze verhaftet, wobei er den Namen Martin Borman, Hitlers Sekretär und hingerichteter Kriegsverbrecher, benutzt. Arbenz wird am 27.6.71 tot in seiner Badewanne in Mexico City gefunden.
Johnny Rosellis Armeekontakt Enrique Trinidad Oliva wird Chef der Geheimpolizei. Oliva stellt in den 70er Jahren die berüchtigten Todesschwadronen auf die Beine, die verantwortlich für die 40’000 „Verschwundenen“ sind. Geleitet werden die privaten Schwadronen vom Umsturzveteranen Mario Sandoval Alarcon, dessen CIA-Verbindungsagent John Martino ist. Roselli beliefert die Rebellenbanden mit Munition und Geld, die von Zeit zu Zeit United Fruit-Anlagen attackieren, und gleichzeitig beliefert er die Geheimpolizei mit Informationen über die Rebellen. Die Rebellen werden später in Mexico trainiert, unter anderem von Albert Sicilia Falcon, und eignen sich bestens, um Waffen- und Heroingeschäfte laufen zu lassen.
Quellen: Scott (1993): 110, Horowitz: 150-171, Weberman (6): 11-17, (27): 60, Giancana: 343, Schulz: 173f, Sylwester: 14, CIA-Info: 8f,13f, Potter: 2, Best: 29-31, O’Shaughnessy, Levin, Summers (2000): 174f, Karel (2003).
1955 Ermordung von José Antonio Remon
An einem Treffen der Special Group 54-12, geleitet von Vizepräsident Richard Nixon, wird am Neujahrsmorgen die Ermordung des Präsidenten José Antonio Remon von Panama festgelegt, der mit Reformen begonnen hatte und die nationalistischen Forderungen der Übergabe des gewinnbringenden Kanals unterstützt. Panama wurde wegen dem Kanal auf Druck der USA 1903 von Kolumbien abgespaltet.
Die Special Group koordiniert die Aktionen der CIA und der militärischen Geheimdienste. Ihr gehören neben Nixon Alexander Haig, E. Howard Hunt, Frank Sturgis, Robert Cushman und Marion Cooper an. Am nächsten Tag wird Remon mit Maschinengewehren erschossen.
Frank Anthony Fiorini, der eigentlich katholischer Priester hatte werden wollen, trat 1942 mit 17 Jahren den Marines bei und diente als Scharfschütze bei der Elitetruppe First Marine Raider Battalion im pazifischen Dschungel gegen die Japaner. 1945 wurde er wegen Psychoneurose und Schlaflosigkeit ins Sun Valley Naval Center eingeliefert. Nach seiner Entlassung zog er nach Miami und heiratete die Prostituierte Nora „Betty“ Odell Thompson. Sie zogen nach Norfolk, Virginia, wo er als Polizist, Barkeeper und in Nachtklubs arbeitete. Zugleich trat er der United States Naval Reserve bei verpflichtete sich erneut bei den Marines, obwohl er inzwischen einen eigenen Nachtklub besass. Er diente 1950 in Heidelberg und Berlin und landete bei der Army Security Agency. Wegen einer Affäre mit einer ungarischen Schauspielerin, die auch eine Affäre mit seinem Vorgesetzten General Lucius Clay hatte, verliess er die Armee. In Miami gewinnt er Kontakt zu Exilkubanern und zu E. Howard Hunt. 1952 stellte er einen Antrag zur Änderung seines Namens und heisst seit 1953 nach seinem Stiefvater Sturgis. Am 20.9.54 wurde Betty von der Prostituierten Lyghia Buckwater erschossen.
E. Howard Hunt geht nach der Aktion gegen Remon nach Tokyo und arbeitet 1956 mit Bissell am U-2-Projekt. 1954 schlug Edwin Land von der Polaroid Company Allen Dulles vor, spezielle Phototechniken zu entwickeln, um Luftaufnahmen aus grosser Höhe zu machen, was Eisenhower bewilligt. Mit Kelly Johnson von Lockheed wird ein Flugzeug entwickelt, das so hoch fliegt, dass es nicht abgeschossen werden kann. Die Bilder des ersten U-2-Fluges im Frühjahr 1956 sind so gut, dass man die Automarken auf dem Parkplatz des Kremels erkennen kann. Die Sowjets halten ihr Wissen um die U-2-Flüge geheim, weil nicht in der Lage sind, die Maschinen abzuschiessen.
1957 wird Hunt Station Chief in Montevideo, Uruguay, und arbeitet an Umsturzplänen gegen Präsident Benito Nardone, der mit kommunistischen Ländern Handelsverträge geschlossen hatte.
Quellen: Hersh: 186, Weberman (6): 2,8,17-68, (7): 6, CIA-Info: 13, Best: 31, Groden/Livingstone: 315f.
Erstveröffentlichung bei Lupo Cattivo Blog