Geheimdienste/Mafia 1961-1963

US-Politik, Geheimdienste und Mafia – 1961


Dieser Teil der Chronik behandelt das erste Jahr der Präsidentschaft Kennedys: die Aussenpolitik, die Geheimdienste, die Mafia und die Frauen. Quelle: US-Politik

Die zentralen Themen und Personen sind:
Kennedys Kabinett und Robert Kennedys Kampf gegen das Organisierte Verbrechen, Medien und Frauen, Krieg in Vietnam und Laos: Special Forces, Agent Orange, Putsch gegen Souvanna Phouma und Opium, Kuba, Invasionspläne, Castro-Mordversuche und die „Allianz für den Fortschritt“, Schweinebucht-Invasion, Marcellos Ausschaffung und Todesdrohungen, Ermordung von Rafael Trujillo in der Dominikanische Republik, Charles de Gaulle, Nikita Chruschtschow und Georgi N. Bolschakow, die Berliner Mauer, Sex and Drugs, Judith Campbell, Mary Pinchot Meyer, Philipp Graham, Timothy Leary und Studentenbewegung, Marilyn Monroe wird kontrolliert, US-Geheimdienste, Änderungen, Strukturen von CIA, DIA, NSA, usw. Finanzierung, Aufgaben, Kontrolle und Vertrauensleute, Sturz von Cheddi Jagan in Britisch-Guyana, Rassenprobleme, Kennedys Konfrontationspolitik. Der Text umfasst ca. 23 Seiten.

Januar 1961 Kennedys Kabinett

In seiner Inaugurationsrede am 20.1.61 gibt sich John F. Kennedy als knallharter Kalter Krieger.
Mit keinem Wort erwähnt er die Innenpolitik, die ihn auch nicht interessiert, weil er sich in der Aussenpolitik als Sieger profilieren will. Nach seiner Überzeugung gehen grosse Männer und grosse Taten aus grossen Krisen hervor. Er versteht Geschichte als Bühne, auf der sich der Held inszenieren und behaupten muss. Auch wenn seine Strategie scheitert wie bei der Schweinebucht-Invasion, bleibt er bei der Politik der Herausforderung und der permanenten Krisengeneration. Die entscheidenden Themen seines Lebens und seiner Politik sind Gefahr, Krise, Kampf und Opferbereitschaft, und der Vergleich seiner New Frontier-Politik mit dem Wilden Westen, das bald mit Indochina assoziiert wird, ist bezeichnend. Kennedy wird in der Presse als Pragmatiker charakterisiert, bei dem der Drang zur Macht gekoppelt ist mit der Angst vor dem Versagen. Zudem hat er die Tendenz, Probleme und wichtige Frage auf sich persönlich zu beziehen und, als Kehrseite der Medaille, seine persönlichen und institutionellen Einflussmöglichkeiten zu überschätzen.
Verglichen mit Eisenhower sind seine Interpretationen der sozialen und nationalen Konflikte viel differenzierter, kommen aber aufgrund des permanenten Macht- und Wahlkampfes während seiner Präsidentschaft nicht zum Tragen. Die Inszenierung der Macht betrifft auch das Weisse Haus, wo Jackie mithilfe von engagierten Künstlern eine glänzende Repräsentationsstätte aufbaut. Abgesegnet von Giancana organisiert Frank Sinatra in zwei Monaten harter Arbeit die pompöseste und mit über $1 Mio. auch teuerste aller Galafeiern, die zur Inauguration stattfinden und zum Teil im Fernsehen direkt übertragen werden.

Kennedy kümmerte sich erst sehr spät um seine Regierungsbildung, da der Wahlkampf weitgehend vom Vater bezahlt wurde und er wenige Ämterversprechen eingehen musste. Er bittet Skull and Bones-Mitglied Robert Lovett um eine Liste mit Vorschlägen für sein Kabinett, die Hardliner wie Dean Rusk, Robert McNamara, Henry Cabot Lodge, McGeorge und William Bundy enthält. Die mangelnde Wählerbasis versucht Kennedy zu lösen, indem er die Opposition in die Administration einbindet, indem er viele Schlüsselposten im Kabinett mit jungen Republikanern besetzt: Finanzminister wird C. Douglas Dillon, Verteidigungsminister Robert McNamara, Sonderberater für Nationale Sicherheit Frederick McGeorge Bundy und stellvertretender Justizminister Nicholas Katzenbach. Allen W. Dulles bleibt CIA-Direktor, obwohl ihm Kennedy nicht traut.

Aussenminister wird der Demokrat Dean Rusk, der als schwache Figur im Hintergrund bleibt und JFK die Show auf der Weltbühne nicht streitig macht. Noch jünger sind die beiden gut 30jährigen Redenschreiber Theodore Sorenson und Richard Goodwin, die mit Pressesekretär und Frauenorganisator Pierre Salinger, John Kenneth Galbraith, Walt Whitman Rostow und Arthur M. Schlesinger zum „Braintrust“ gehören.
Zur „irischen Mafia“ gehören die persönlichen Berater Kenneth O’Donnell, Lawrence O’Brien und Dave Powers. Zu den „New Frontiers“ gehören auch der stellvertretende Justizminister Byron White, sein Assistent Burke Marshall und George W. Ball, der Nachfolger von Unterstaatssekretär Chester Bowles. Kennedy findet die älteren Mitarbeiter wie UNO-Botschafter Adlai Stevenson, Bowles und Vizepräsident Lyndon Johnson meist langweilig und behandelt sie herablassend.

FBI-Direktor J. Edgar Hoover, den JFK übernehmen muss, weiss, dass die Wahl nicht nur in Illinois und Texas gefälscht wurde, sondern auch in New Jersey und Missouri. Ein FBI-Bericht über den Wahlbetrug von Chicago wird kurz nach dem Regierungswechsel dem Justizministerium weitergeleitet, auf den Robert Kennedy natürlich nicht reagiert, da nur der Justizminister rechtliche Schritte wegen den Wahlen veranlassen kann.

Die Wahl des Bruders zum Justizminister irritiert Mafiaboss Sam Giancana, der Frank Sinatra, Murray Humphreys, John Roselli, Lewis McWillie und Richard Daley zur Abklärung schickt.
Trotz der Loyalitätsbezeugungen des Vaters und des Präsidenten erklärt Bobby den Kampf gegen das Organisierte Verbrechen zur obersten Priorität. Robert Kennedy stellt eine Liste der 30 mächtisten Bosse zusammen und bereitet mit dem FBI, dem FBN, dem INS und dem IRS eine Attacke vor. Carlos Marcello, Sam Giancana, Santos Trafficante, Frankie Carbo und Tony Corallo von der Lucchese-Familie, der Los Angeles-Boss Mickey Cohen, Mike Coppola von Detroit, Angelo Bruno von Philadelphia, James Plumeri aus New York und Teamsterpräsident Jimmy Hoffa stehen auf der Liste. Bobbys Kampf gegen das Organisierte Verbrechen hat neben der Publizität eine wichtige parteipolitische Komponente: mafiainfiltrierte Parteimaschinen wie New Orleans und Texas, die Lyndon B. Johnson favorisierten, sollen geschwächt werden. Die Aushebelung von Marcello und Hoffa zielt darauf ab, Johnsons Position zu destabilisieren, da er als Vizepräsident für die Nachfolge von John prädestiniert ist. Da neben Johnson auch Nixon von Marcello und Hoffa bezahlt wird, ist die Eliminierung von Marcello und Hoffa für die Sicherung der Herrschaft der Kennedys zentral.

Hoover verbietet seinen Agenten, dem Justizministerium gegen die Mafia behilflich zu sein. Allerdings kann auch Hoover nicht nichts tun: er lässt verschiedene Mafiosi auf Bobbys Befehl beschatten.
John Kennedy beginnt jedoch, Giancana vertrauliche FBI-Kopien über Judy Campbell zuzustellen. Diese regelmässig überbrachten Dokumente zeigen Giancana, dass das FBI ihn ständig überwacht. JFK lässt Giancana allerdings nur diejenigen Berichte Hoovers zukommen, in denen die Mikrophonüberwachung nicht erwähnt wird. Die Kenntnisse des FBI sind so präzis, dass Giancana klar wird, dass zumindest ein Informant sich in seiner Organisation befinden muss. Im Mai 1961 lässt Giancana den Informanten William Jackson durch Fifi Buccieri umbringen. An einem Fleischerhaken aufgegabelt wird er während 48 Stunden grausamst gefoltert, und der Horror wird zur Abschreckung fotographiert. Die verstümmelte Leiche wird in einem Autokofferraum gefunden.

Harry Anslinger von der Drogenbehörde zeigt sich ein bisschen kooperativer als Hoover. Aber wirkliche Unterstützung erhält Bobby nur von der Steuerbehörde, die aufgrund mangelnder Einkommenssteuern relativ einfach Illegalität nachweisen kann, und vor der Einwohnerkontrolle. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis von FBI, FBN und IRS, die hochstehende „Informanten“ laufen liessen und dafür Kleinkriminelle verhafteten, will Bobby nun Basisinformanten nutzen, um an die grosse Tiere wie Jimmy Hoffa heranzukommen.
Das FBI muss 25 Agenten einsetzen, um Hoffa permanet zu überwachen, die von einem zentralen Funkkomandoposten gesteuert werden. Bernhard Spindel, über den Hoffa seine Untergebenen bei den Teamsters abhören liess, kann diesen FBI-Funkverkehr abhören. Hoffa verlässt sich nicht auf die Zusicherungen des Wahlkampfes und die Abhörungen.
Er kann Senator Edward V. Long mit einer Anzahlung von $48’000 über Morris Shenker dazu bringen, Robert Kennedy wegen Verletzung der Bürgerfreiheiten bei den Überwachungen unter die Lupe zu nehmen. Long wird 1963 Vorsitzender des Subcommittee on Administrative Practice and Procedure und stellt Bernard Fensterwald als Hauptanwalt ein. Fensterwald promovierte an der Georgetown University School of Advanced International Studies, einer CIA-Front, und arbeitet 1961 für Senator Estes Kefauver, dessen Senate Antitrust and Monopoly Subcommittee Drogengeschäfte untersucht. Kefauver feuert Fensterwald 1963, der dann zu Long wechselt, weil er einen von Kennedy versprochenen Botschafterposten nicht bekommt.

Quellen: Posener: 91-116, Davis (1984): 225-243, Hersh: 153, Horowitz: 331, Weberman (25): 17-19, Olgiatti, Summers (1993): 230-240,282-287, Gregory/Speriglio: 221, Collier/Horowitz: 316-325, Karel (1), Lewens/Wall, Tarpley/Chaitkin: 243.
Januar 1961 Medien und Frauen
Joe Kennedy lässt sich praktisch nie im Weissen Haus blicken. Aber die Kennedys haben eine Standleitung gepachtet, die Joes Büro in New York direkt mit dem Oval Office, einem privaten Nebenraum und dem Wohntrakt des Weissen Hauses verbindet. Der Vater bestimmt nicht nur die Zusammensetzung des Kabinetts, sondern auch die Politik, wobei er sich insbesondere um die Wirtschaftspolitik kümmert.

Die Kennedys haben das Gefühl, sie könnten ihre eigene Regeln schaffen.

John Kennedy überschätzt sich und seine Macht masslos und blüht auf in seiner Rolle als Medienstar. Die Medien erhalten grosse Aufmerksamkeit und berichten oft enthusiastisch vom idealen Familienleben in Weissen Haus. Mithilfe der Kinder kann Jack seinen Ruf und seine Playboy-Allüren kompensieren und sich als Vater, auch der Nation, präsentieren. Auch Jackie hat nichts gegen die Verwertung ihrer Kinder für Publicity-Zwecke einzuwenden, solange sie die Kontrolle über das veröffentlichte Material behält. Erzogen werden Caroline und John jr. fast ausschliesslich vom Kindermädchen Maude Shaw, das nicht fotographiert werden darf. Das englische Kindermädchen muss den Kindern selbst die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbringen.
Bewusst kultivieren die Kennedys das Image eines lockeren Familienlebens, das, neben dem Reichtum, den amerikanischen Traum von Familienglück darstellt. Zudem gibt er im Schnitt alle zwei Wochen als erster Präsident vom Fernsehen übertragene Pressekonferenzen.

Allerdings stimmt das in der Öffentlichkeit verbreitete Bild des hartarbeitenden Präsidenten und aufmerksamen Ehemanns und Familienvaters in keiner Weise mit dem überein, was im Weissen Haus, wenn die First Lady nicht da ist, und auf den Reisen mit Frauen läuft.
Während den Inaugurationsfeierlichkeiten verführt Jack die Schauspielerin Angie Dickinson, mit der er seit kurzem ein Verhältnis hat, das bis im Mai 1962 dauert, obwohl Dickinson tabletten- und alkoholsüchtig ist und zeitweise in die Klinik muss. Als man sie fragt, wie es gewesen sei, mit dem Präsidenten der USA Sex zu haben, erwidert sie trocken: „Es waren die aufregendsten sieben Minuten meines Lebens.“ Ein Pilot von Lockheed verwanzt ein Flugzeug, das mit einem Bett ausgestattet ist und von JFK und Dickinson benutzt wird, und versucht danach, vom Präsidenten eine grosse Summe zu erpressen. Das FBI bricht in die Wohnung des Piloten ein, und das Tonband landet schliesslich bei Hoover.

Dave Powers Hauptbeschäftigung besteht darin, für den Präsidenten Prostituierte und Hollywood-Starletts aufzutreiben, Treffen zu organisieren oder sie ins Weisse Haus zu bringen. Nachher muss er ihnen eintrichtern, dass nichts an die Öffentlichkeit dringen darf. Obwohl ihm Prostituierte eigentlich am liebsten sind, sieht Jack einige Frauen auch über längere Zeit.
Zum Beispiel stellt er die beiden Wahlkampfmitarbeiterinnen „Fiddle“ und „Faddle“ im Weissen Haus ein, um sich über Mittag im Swimming Pool oder im Privatgemach mit ihnen zu vergnügen. Bobby und Teddy sind manchmal im Swimming Pool dabei, wenn der Präsident sich mit Frauen, meistens zwei gleichzeitig, entspannt. Der Secret Service hat kein Recht, die von Powers mitgebrachten Frauen zu überprüfen, was angesichts Kennedys konfliktreicher Aussen- und Innenpolitik ein gefährliches Spiel ist.
Dafür gehört es zu den Aufgaben der Agenten, JFK zu warnen, wenn seine Frau zurückkommt.

Jackie toleriert, was sie für ein normales männliches Verhalten hält, wie sie es bei ihrem Vater erlebte, und verlangt lediglich Diskretion. Wenn er diese Forderung verletzt, enzieht sie sich und zwingt ihn, indem sie sich mit anderen Männern in der Öffentlichkeit zeigt, sich an die Regel zu halten. Als sie einmal einen Slip findet, sagt sie ihm, er solle sich darum kümmern, wem er gehöre. Das sei nicht ihre Grösse. Jackie leidet aber zeitweise an so starken Depressionen, dass sie sich einer Elektroschocktherapie unterzieht, eine Geheimnis, das selbst vor der Familie gehütet wird. Pamela Turnure, die mit JFK ein Verhältnis während seiner Senatszeit hatte, wird Jackies Pressesekretärin.

Jack hat sein Verhalten ebenfalls von seinem Vater gelernt. Joe Kennedy vergnügt sich ohne jede Scham mit anderen Frauen, selbst zuhause, wenn sich Rose um den Besuch kümmert. Insgesamt hat JFK während seiner kurzen Präsidentschaft, abgesehen von den Prostituierten, Verhältnisse mit mindestens 32 Frauen. Da Hoover auch das Privatleben der Politiker bespitzeln lässt, hat er genügend Erpressungsmaterial in der Hand, um nicht von JFK entlassen werden zu können. Aber nicht nur Hoover, auch die Mafia überwacht die sexuellen Abenteuer der Kennedys, um mit diesen Informationen Druck auszuüben. Die Beeinflussung der Politik mittels sexueller Erpressung ist in Washington normal. Immer wieder werden Kongressabgeordnete und Verwaltungsbeamte von mafiafinanzierten Call Girls verführt und dabei mittels Wanzen festgenagelt.

Bobby Bakers Freund Fred Black unterhält dazu eine Hotelsuite im Sheraton-Carlton in Washington und benutzt den Call Girl-Service von Heidi Rikan, der im Watergate-Skandal auftaucht und sich nur ein paar Schritte vom Hauptsitz des Democratic National Committee befindet. Fred Black ist Lobbyist der North American Aircraft, Freund von Johnny Roselli und Geschäftspartner von Clifford Jones, Louis Weiner und Benny Seigelbaum bei der Waikiki Savings & Loan Association in Honolulu und der Farmers and Merchants State Bank in Tulsa.
Black erpresst 1966 Hoover mit der Drohung, Hintergründe zum Kennedyattentat zu enthüllen, damit sein Prozess wegen Steuerhinterziehung beim Supreme Court unterdrückt wird. 1961 gründen Bobby Baker und Fred Black die Verkaufmaschinenfirma Serv-U Corp. auf, wobei die anderen Partner 16 Mal mehr für eine Aktie bezahlen als die beiden. 1963 kauft die Serv-U mit Präsident Grant Stockdale Bakers bankrottes Carousel Motel in Ocean City für $1 Mio. auf. McWillie, Baker und Jones sind in viele gemeinsame Transaktionen verwickelt, zum Beispiel bei der Greatamerica-Holding mit Abe Fortas, der für Johnson arbeitet und Bakers Anwalt ist.

JFK wird seit 1960 von Dr. Max Jacobson mit Drogen oder Aufputschmitteln versorgt, welche er sich zum Teil alle sechs Stunden spritzt. Besonders in Krisensituationen greift JFK auf die Hilfe von „Dr. Feelgood“ zurück, der den Präsidenten auf verschiedenen wichtigen Reisen begleitet und im Logbuch des Weissen Hauses als regelmässiger Besucher verzeichnet ist. Da der Secret Service nicht nur die sexuellen Exzesse des Präsidenten kennt, sondern auch seinen Drogenkonsum, machen sich die Agenten Sorgen über die nationale Sicherheit, da der Präsident über die Befehlsgewalt der Atombomben verfügt. 1968 wird gegen Jacobson wegen Verdachts auf Missbrauch von Amphetaminen eine Untersuchung eingeleitet und 1975 wird ihm die Praxiserlaubnis entzogen.
Kennedys Verhalten beeinflusst die Agenten und Mitarbeiter des Weissen Hauses, so dass Alkohol- und Sexexzesse normal werden. JFK ist dabei so unbekümmert, dass es 1963 nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es zu einem Skandal kommt.

Zehn Tage nach der Inauguration berichtet das italienische Magazin Le Ore über Jacks Beziehung im Jahre 1951 mit Alicia Darr, die den Interviewern erzählte, sie könnte jetzt First Lady sein. Angeblich seien die beiden verlobt gewesen und hätten geheiratet, wenn nicht sein Vater wegen ihrer halbjüdischen Herkunft eingeschritten wäre. Eigentlich heisst sie Barbara Maria Kopszynska und war eine hochbezahlte Prostituierte in Boston, als sie JFK 1951 kennenlernte.
1952 war sie in den New Yorker Jelke-Sex-Skandal verwickelt, und 1953 leitete sie einen Call-Girl-Service in New York. 1957 änderte sie ihren Namen und heiratete den Schauspieler Edmund Purdom, mit dem sie nach Rom zog. Nach der Scheidung 1959 hat sie Finanzprobleme und musste wegen ungedeckten Schecks kurz ins Gefängnis.
JFK wird im April 1960 von Bobby Baker informiert, Darr könnte über den Anwalt Mickey Weiner versuchen, die Kennedys zu erpressen, da sie Johnsons Leuten versprochen habe, sie würde für $150’000 ihre Story in einer Zeugenaussage bestätigen. Clark M. Clifford und James McInerney kümmern sich um den explosiven Fall.
Darr heiratet dann 1961 den Millionär Alfred Corning Clark, wird aber im Sommer 1963 erneut zum Thema, als Hoover RFK warnt, Kennedys Name könne in Zusammenhang mit einem Disziplinarprozess gegen Darrs Anwälte Simon Metrik und Jacob W. Friedman auftauchen, wobei es Belege gebe, das Darr von JFK geschwängert worden sei. Purdom habe sie deswegen geheiratet und Hoover erhält Informationen, die Kennedy-Familie habe Darr $500’000 Schweigegeld bezahlt. Trotzdem hat JFK auch während seiner Präsidentschaft nochmals eine Affäre mit ihr.
Am 22.11.61 wird Jack Worthington als uneheliches Kind einer Texanerin geboren, die JFK von Johnson vorgestellt wurde. Worthington will 2008 einen DNA-Test durchführen, um sicher zu sein, dass Kennedy sein Vater ist.

Quellen: Davis (1988): 240, Torbitt: 13f, Summers (1993): 280f,294f, Obenhause, Posener: 56, 119-129, Hersh: 111-120,222-246, Best:15f,19, Amara, Gregory/Speriglio: 264

Februar 1961 Vietnam und Laos Walter W. Rostow und General Maxwell D. Taylor legen ihren wie immer tendenziösen Bericht zur Lage in Vietnam vor. Seit 1958 schlagen die von Ngo Dinh Diem verfolgten Oppositionellen zurück, und im Dezember 1960 gründeten Angehörige des alten Widerstandes gegen die japanische Okkupation die Nationale Befreiungsfront, die vorwiegend aus Nichtkommunisten besteht, in Südvietnam. Da sich die militärische Lage Diems aufgrund der Erfolge der NLF verschlechtert, raten Rostow und Taylor, das Engagement in Südvietnam zu verstärken, was den Krieg eskalieren lässt.
Diem ist gegen Vizepräsident Johnsons Vorschlag, US-Truppen einzusetzen, weil dies den Nationalisten Auftrieb geben würde. Deshalb werden US-Army Special Forces als „Militärberater“ nach Vietnam geschickt, und Kennedy weist die CIA am 11.5.61 an, heimliche Attacken gegen die Infrastruktureinrichtungen Nordvietnams zu führen. Bereits 1961 kommt es zu Überfällen von südvietnamesischen Truppen unter Leitung von US-Truppen auf nordvietnamesisches Gebiet.

Howard Burris, Assistent für nationale Sicherheitsangelegenheiten und Geheimdienstoffizier der Air Force, steht am Ende eines Informationskanals, der mit der CIA und der NATO verknüpft ist und beinhaltet, dass sein Freund Lyndon Johnson die richtigen Zahlen und Statistiken erfährt, während der Präsident und der Verteidigungsminister über Vietnam falsch informiert werden. Burris war unter anderem in Mexiko bei einer Spezialmission für die dortige Regierung tätig und vermutlich der zuständige Offizier für Yuri Nosenko, der 1964 behauptet, Oswald hätte für die Russen gearbeitet, als er in der Schweiz Botschaftsattaché war. Auch Rostow, Sekretär der Economic Commission for Europe, und Allen Dulles, Europa-Verantwortlicher des OSS von 1942-45, lebten in der Schweiz. Barbara Burris unterstützt die Cuban American National Foundation von José S. Sorzano und die Brigade 2506 von Jorge L. Mas Canosa.
Howard Burris ist mit George Brown, der seine Brown Foundation und Texas Eastern Transmission für die CIA einsetzt, befreundet. Brown unterstützt Johnson und verkehrt mit Nelson Rockefeller, George DeMohrenschildt und William Hobby. Auch die Hobby Foundation, die mit der Robert R. Mullen Agency verknüpft ist, ist ein CIA-Kanal. Oveta Culp Hobby sitzt im Cuban Freedom Committee, das von Dr. Alton Ochsner unterstützt wird.

Ochsner ist der Leiter des Latin America Reports, der vom CIA-Agenten William G. Gaudet herausgegeben wird. Im CFC sitzt auch Peter O’Donnell, Präsident der Karl Hoblitzelle’s Foundation und Mitglied der rechtextremen National Advisory Council of Young American’s for Freedom. Zum NAC-YAF gehört JBS-Mitglied und Naval Intelligence Offizier Robert Morris, der als Anwalt General Edwin Walker und H. L. Hunt verteidigt. Das Young American’s for Freedom wurde im September 1960 von William F. Buckley, Jr gegründet und zählt General Charles Willoughby zu seinen Mitgliedern. Für Willoughby und seine rechtsextremen Verbündeten sind nicht die Marxisten der eigentliche Feind, sondern die Liberalen.

Nachdem John Kennedy auf Empfehlung von Frederick McGeorge Bundy und Walt Rostow am 11.2. das Operations Coordination Board des National Security Council abgeschafft hat, fehlt ein geeignetes Instrument zur Krisenbewältigung. Rostow und Bundy sind eine der Treibfedern des Rüstungswettlaufs und drängen auf ein militärisches Eingreifen sowohl in Kuba wie auch in Laos und Vietnam. Rostow und Bundy sind nicht so loyal, wie JFK glaubt.McGeorge Bundy arbeitet seit spätestens 1949 für die CIA, steht auf der Linie von Johnson, dessen Sicherheitsberater er bis 1966 bleibt, bevor er Chef der Ford Foundation (1966-79) und Sekretär des Council on Foreign Relations wird. Sein Bruder William Bundy trat 1951 der CIA bei, arbeitet im Pentagon und im Aussenministerium und gibt das „Foreign Affairs“ des Council on Foreign Relations von 1972 bis 1984 heraus.
Beide gehören wie schon ihr Vater Harvey Hollister Bundy, der für Henry L. Stimson und Robert Lovett arbeitete, zur Geheimgesellschaft Skull and Bones.

Am 29. April bewilligt JFK die Entsendung von 400 Kämpfern der Special Forces nach Südvietnam. Die Special Forces wurden als bewaffnete Kommandotruppen bereits 1952 für die Unterstützung von Partisanenkriegen und den Sturz von den USA feindlich gesinnten Regierungen von Truman gegründet. 1962 bestehen die Special Forces aus 9000 Soldaten, später aus 20’000, die in Einheiten von 1500 Mann für genau vorgegebene Einsatzgebiete trainiert werden. Deshalb stammen viele der Soldaten aus diesen Gebieten, wobei etwa ein Viertel aus dem Ostblock kommt, was ein Indiz für den Aufbau von Partisanenbewegungen im Einflussgebiet der Sowjetunion ist. Ein Kommando besteht aus 12 Mann, darunter Spezialisten für Sprengstoffe, Waffen, psychologische Kriegsführung, Funker und Sanitäter, die Partisanengruppen von jeweils 1000 Mann ausbilden und führen sollen. In der äusserst harten Ausbildung müssen die Special Forces lernen, in fremden Ländern ohne Hilfe zu überleben, auf 124 Arten einen Menschen möglichst lautlos zu töten und zu foltern. Zuerst wurden sie in Korea und ab 1960 vor allem in Vietnam eingesetzt, wo sie, bald auf 3000 Mann verstärkt, unter den Bergvölkern 50’000 Kämpfer rekrutieren.

General Maxwell Taylor empfielt nach einem Besuch Vietnams im Oktober 1961 wie die anderen Berater den offenen Krieg.
JFK widersetzt sich der Truppenentsendung, aber er erhöht die Zahl der „Militärberater“ von 2000 auf 15’500 Mann, die mithilfe der angeworbenen Vietnamesen Terroraktionen durchführen, um die Befreiungsbewegung zu zerschlagen. Im November 1961 segnet Kennedy die Operationen TRAIL DUST und RANCH HAND ab, die den Einsatz von Herbiziden erlauben, um die Wälder zu entlauben, die dem Vietcong als Deckung dienen.
Von 1961 bis 1971 werden um die 90 Mio. Liter Chemikalien wie Agent Orange abgeworfen, wovon 80 Mio. das hochgiftige Dioxin enthalten, das Fehlgeburten, Missbildungen und Krebs hervorruft.

Zwei komplette Helikopter-Kompagnien werden bis Ende 1961 nach Südvietnam geschickt. Bereits 1962 gibt es die ersten Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg an der Uni von Berkeley. Der Krieg wird bis zum Eintreffen der Marines 1964 von der CIA geleitet, wozu William Colby, der 1973 zum CIA-Direktor ernannt wird, offiziell als stellvertretender Botschafter in Vietnam stationiert wird. Colby studierte Jura in Princeton, war im 2. Weltkrieg Kommandant bei den Fallschirmtruppen in Frankreich und Norwegen und begann seine Karriere als OSS-Agent im nazibesetzten Frankreich. Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit rekrutierte ihn die CIA und setzte ihn 1951 als politischen Botschafter in Stockholm und 1953 in Rom ein, wo er mit Claire Booth Luce $7 Mio. in die antikommunistischen Parteien investierte. Er arbeitete sich in der CIA zum Chef der Fernostabteilung hinauf. Seine Hauptarbeit in Vietnam besteht im Aufbau von Polizeitruppen und paramilitärischen Einheiten sowie deren Einsatzkoordination gegen die vietnamesische NLF. Colby organisiert die Operation PHEONIX, wobei vietnamesische Zivilisten von Todesschwadronen umgebracht werden, wenn eine Verbindung zum Vietcong vermutet wird. Den tausenden gefolterten und dann umgebrachten Opfern wird zur Abschreckung ein Pik-As in den Mund geschoben wird. Diem wurde bisher mit $2 Mia. unterstützt, wobei ein Grossteil der Gelder in der korrupten Verwaltung und auf den ausländischen Konten der Diem-Familie versickerten.

In Laos kommt es 1961 zu einem von der CIA inszenierten rechtsgerichteten Putsch gegen die neutral eingestellte Regierung von Souvanna Phouma, der Kommunisten an der Regierung beteiligte. Phouma muss das Land verlassen, und der radikale Antikommunist Prinz Boun Oum wird neuer Premier, worauf der Bürgerkrieg ausbricht. Aufgrund der massiven Unterstützung der rechtsgerichteten Militärfraktion durch die USA bilden die Neutralen und die Kommunisten eine Allianz, die von der UdSSR täglich mit 25 Tonnen Waffen und Munition versorgt wird. Letztlich stärkt der CIA-Putsch die Machtposition der kommunistischen Pathet Lao unter Souvanna Vong.

Zur Verstärkung der Antikommunisten bildet die CIA seit Ende der 50er Jahre die Meo zu paramilitärischen Kriegern aus und versorgt sie mit Waffen. Gegen den ausdrücklichen Willen des US-Senats führt die CIA während über 10 Jahren einen Geheimkrieg in Laos, in dem 100’000 Männer kämpfen und über 2 Millionen Tonnen Bomben, gleich viel wie in Europa während dem 2. Weltkrieg, abgeworfen werden. Seit 1960 kämpfen auch 400 amerikanische Special Forces Truppen gegen die Pathet Lao, die von nordvietnamesischen Truppen unterstützt werden.
Angesichts der Aussichtslosigkeit auf einen Sieg der Rebellenarmee unterstützt JFK die Verhandlungen der Genfer Laos-Konferenz, die im Juli 1962 zu einem Friedensvertrag und der Neutralisation des Landes mithilfe einer Koalition der 3 Gruppen unter Souvanna Phouma führen.

Aber kaum sind die Unterschriften trocken, beginnt die CIA mit der Aufstellung einer neuen Rebellenarmee aus Stammesangehörigen aus 35’000 Meo-Kämpfern und 17’000 Thai-Söldnern, wofür bis 1965 jährlich $300 Mio. (nach anderen Angaben $500 Mio.) ausgegeben werden, weil die Nordvietnamesen ihre 7000 Kämpfer nicht aus Laos abziehen. Pathet Lao und Nordvietnamesen versuchen, die Meo zu vertreiben. Versorgt wird die Meo-Geheimarmee durch die von der CIA betriebene Air America, die auch Kampfeinsätze gegen die Befreiungsbewegung fliegt und $20-30 Mio. jährlich kostet, was je zur Hälfte über den Etat der Flüchtlingshilfe und aus den Gewinnen des Drogenhandels bezahlt wird. General Vang Paos Meo-Armee besteht aus traditionellen Opiumbauern, und die CIA fliegt das Opium von den Bauern mit der Air America in die CIA-Station Long Tieng, wo Vang Pao eine als Coca-Cola-Fabrik getarnte Heroinraffinerei betreibt. Die CIA-Agenten steuern die Geheimarmee von der Udorn Air Force Basis aus, wo die Bombenziele und die Strategien der psychologischen Kriegsführung festgelegt werden.

Die USA unterstützen die Diktatoren Marshal Pibul Songgram, Sarit Thanrat, Praphas Cahrusathien und Thanom Kittikachron in Thailand, wo sie riesiege Luftwaffen-Stützpunkte in Udorn, Takli, Korat und Ubon unterhalten. 1962 setzen die USA 5000 Marines ein, um die thailändische Regierung gegen Angriffe der Pathet Lao zu schützen. Nach der Ermordung des linksgerichteten Aussenministers Pholsena 1963 verschärft sich der Bürgerkrieg erneut.

Nachdem das Opium immer häufiger in Flugzeugen und Helikoptern der Royal Laotian Air Force transportiert wird, kommt es 1967 zu einem zusätzlichen Krieg um die Opiumtransportkontrolle nach Südvietnam zwischen laotischen Generälen, den Shan-Warlords und der KMT, die ihr Monopol verliert. In Laos betreibt der ehemalige Kommandant der Royal Laotian Air Force mit Vang Pao unterdesen mehrere Heroinraffinerien, womit Laos zum Hauptproduzenten des Heroins für die US-Soldaten in Südvietnam wird. Nach dem Sieg der Befreiungsbewegung 1975 bringt die CIA die übriggebliebenen 10’000 Personen der Meo in Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze, von wo die Vorstösse in das befreite Laos andauern. Vang Pao zieht sich unbehelligt nach Kalifornien zurück.

Quellen: Bartholomew (1): 21ff (2): 1ff, Schulz: 175,333, Best: 63,65f,85, Prouty (1973) :5-7,400-416, Dehnhardt, Kangas: 3, Brussell (1983): 7f,22, CIA-Info: 10,14, Potter: 4, Bird (1998), Ledeen: 53, Hamilton-Paterson (1971): 148, Konkret Nr.13/1971, Kappstein, Tarpley/Chaitkin: 95, Von Dohnanyi (2001h), Stormer 2009.

März 1961 Kuba

Dank sowjetischen Beamten wird die Geheimrede von Nikita Chruschtschow vom 6.1.61 bekannt, in der er die sowjetische Unterstützung von gerechten nationalen Befreiungskämpfen von den Kolonialmächten unterstreicht.
Die CIA-Nachrichtenorganisation International Communication Agency verbreitet die Geheimrede mit 34 zusätzlichen erfundenen Abschnitten, in denen China und Indien angegriffen werden. Auch die „Penkowski-Papers“, die Enthüllungen der KGB-Spionage in Europa sind CIA-Fälschungen. CIA, USIA und Aussenminierium bilden eine Koordinationsstelle, um nicht selbst Opfer der regelmässigen Falschmeldungen und Desinformationskampagnen der CIA zu werden. Obwohl der sowjetische Premier mit seiner Rede eine Absage an die atomare Bedrohung verbindet, fühlt sich JFK bestätigt, den Kalten Krieg in der Dritten Welt fortzusetzen und dazu berechtigt, radikale Methoden anzuwenden.

Das Programm zur Liquidierung von unliebsamen Politikern wird William K. Harvey unterstellt und bekommt den Namen ZR/RIFLE. Harvey war zuerst FBI-Agent und kam nach dem Krieg zur CIA. 1951 entlarvte er Harold „Kim“ Philby, wobei die Öffentlichkeit von Philby, der sich oft mit Angleton traf, erst 1963 erfährt, als dieser sich in die Sowjetunion absetzt. Von Harvey stammte die Idee zum Bau eines Tunnel nach Ostberlin, das der CIA den Zugriff auf ostdeutsche und russische Telephonlinien ermöglichte. Ende der 50er Jahre wurde Harvey der Chef des D Branch of Foreign Intelligence, der Elitetruppe für Kommunikation und Codeentschlüsselung. Harvey schaltet Bissells wissenschaftlichen Assistenten Sidney Gottlieb in das Programm ein.

Gottlieb spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der CIA-Mordausrüstung, die Spritzen, Plastikhandschuhe, Schleiermasken und tödliches Biomaterial umfasst.

Im Januar 1961 diskutierte Harvey mit dem Stationschef von Luxemburg, dem erfahrenen Arnold Silver, die Rekrutierung von Agenten, die töten können ohne zu schwatzen. Trotz Top Secret-Level verbreitet sich das Gerücht vom ZR/RIFLE-Projekt. Joe Bonanno, Mafiaboss von New York City, offeriert Bissell, Castro zu töten.

Die Technical Service Division liefert über O’Connell sechs in kaltem Wasser lösliche Giftpillen, mit denen Juan Orta Cordova seinen Chef umbringen soll. Kontakte laufen mit Dino und Eddie Cellini, Meyer Lansky und Sam Giancana, dessen Covername bei der CIA-Aktion Sam Gold lautet. John Roselli bekommt im Büro von Dick Bissell von Colonel J. C. King, Chef der CIA-Abteilung Westliche Hemispäre, $50’000 für den Mörder Castros.

John Kennedy stimmt im März dem Kuba-Invasionsplan zu, der eine selektive und falsche Situationseinschätzung präsentiert. Im National Security Council sitzen Rockefellers Freunde Aussenminister Dean Rusk, Finanzminister C. Douglas Dillon, CIA-Chef Allen Dulles, Kennedys Sonderberater Frederick McGeorge Bundy und A. A. Berle, Jr.
Allerdings ändert JFK die Invasionslandung von einem Platz nahe der Stadt Trinidad zur Schweinebucht, um Zivilistenopfer auszuschliessen.

E. Howard Hunt ist gegen diese Änderung, weil man in einem solchen Sumpfgebiet den Gegner nicht lokalisieren kann. Hunt bekommt den Auftrag, eine neue Verfassung für Kuba zu schreiben, was er als unsinnig ablehnt. Zudem wehrt er sich, dass auch „Linke“ in die Nachcastro-Regierung aufgenommen werden sollen, was er als Castroismus ohne Castro bezeichnet.
JFK besteht in der Einbindung von Manolo Ray in das Cuban Revolutionary Council, weswegen Hunt im April 1961 protestiert und zurücktreten will. Ray wurde aufgrund seiner Untergrundarbeit gegen Batista von Castro im Februar 1959 zum Minister für öffentliche Arbeit ernannt. Im November 1959 verlor er diese Position, blieb aber bis im April 1960 mit Castro verbunden. Im Mai 1960 gründete er die Revolutionary Movement of the People, und im Oktober 1960 wurde er von der CIA als „political action agent“ rekrutiert. Am 10.11.60 kam er in die USA, wo er sich nach dem Willen des State Departements dem CRC anschliessen sollte. Die anderen Exilkubanerorganisationen wollen mit dem linken Ray nichts zu tun haben, trotz dem Druck aus dem Weissen Haus.
Im April 1962 gründet Ray deshalb seine eigene Gruppe, die Junta Revolucionario Cubana (JURE).

Schon am 18.1.61 wurden die Rebellenführer in Guatemala von CIA-Agenten zusammengetrommelt und über die Führungsstrukturen nach der Invasion informiert. Die Exilkubaner werden in der Umgebung von Miami, in Guatemala und in Panama von Leuten wie Richard Cain und David Ferrie militärisch trainiert. Am 4.2.61 traf sich Rolando Masferrer mit JFK, um die Kuba-Politik nach dem Putsch zu diskutieren. Masferrer landete am 3.10.60 mit Bobby Fuller, Tony Zarba, Paul Hughes und 24 weiteren Männern auf Kuba. Seit Dezember 1960 hat er eine weitere Truppe mit 23 Amerikanern und 200 Kubanern, die in Florida trainierten, für einen Angriff beisammen. Im März werden sieben Exilkubanerführer, darunter Masferrer und Estaban Ventura wegen Verletzung des Neutralitätsgesetzes in den USA des Landes verwiesen. Aber am 10.4.61 wird Masferrers Ausweisung aufgehoben, obwohl in Florida mehrere Anklagen gegen ihn laufen.

Im Februar 1961 wurden auch Frank Sturgis, Alex Rorke, Bob Rostallion, Dick Whatley und Ken Proctor beim Waffenschmugel nach Kuba verhaftet. Rorke, der am 7.3. als CIA-Kontakt bestätigt wird, Sturgis und Frank Nelson organisieren einen Ablenkungsangriff zur Schweinebuchtinvasion. Angus McNair geht mit einigen Männern zu Howard Anderson, einem CIA-Agenten in Havanna mit Kontakten zur anticastristischen Gruppe von Humberto Sori Marin.
Die Verschwörer werden von einem Doppelagenten verraten und am 1.4. verhaftet. McNair, Anderson, Sori Marin und sechs weitere Kubaner (Rafael Hanscom, Roger Gonzalez Corso, Manuel Lorenzo Puig Millan, Nemesio Rodriguez Navarrete, Gaspar Dominguez Trueba und Eufemio J. Fernandez Ortega) werden am 19.4.61 hingerichtet. Am 11.4. startet eine weitere Truppe unter Nino Diaz, die scheitert, weil diese Kontakte bereits verhaftet sind. Sie werden am 18.4. von einem US-Navy-Schiff an der Grenze der kubanischen Gewässer gerettet.

Der designierte Castro-Attentäter Juan Orta Cordova hat unterdessen aber seinen direkten Zugang zu Castro verloren und bekommt kalte Füsse. Einige Tage vor der Schweinebucht-Invasion flieht er in die Botschaft von Venezuela in Havanna, wo er de facto als politischer Gefangener bis im Oktober 1964 bleibt, als ihm Castro erlaubt, sich nach Mexico City abzusetzen. Giancana sucht nach dem Fehlschlag mit Orta die Unterstützung von Santos Trafficante zur Ermordung Castros. Trafficante hält den Plan für verrückt, hofft aber auf Gelder der CIA.
Giancana und Trafficante versuchen über Dr. Manuel Antonio de Varona y Loreda, dem Führer der Democratic Revolutionary Front (FRD) in Miami, einen neuen Zugang zu Castro zu finden. Varona hatte als Ministerpräsident unter Prio mit Trafficante zusammengearbeitet. John Roselli kontaktiert Varona, dem von Hunt über Edward Moss Geld gegeben wird. Im März wird versucht, Castro in einem Restaurant zu vergiften. Insgesamt gibt es von 1960-65 mindestens 8 verschiedene Castro-Mordpläne und mindestens 26 Mordversuche, vom Weitschussgewehr, Panzerabwehrgranaten, Bomben, tödlichem Bakterienpuder im Taucheranzug, exlopdierenden Muscheln beim Tauchgang, Toilettenprodukten mit tödlicher Droge, einem giftinjizierenden Kugelschreiber bis zu vergifteten Zigarren. Obwohl Mafia und CIA mit Wissenschaftlern der Universität von Illinois zusammenarbeiten, überlebt Castro alle laut dem kubanischen Geheimdienst gezählten 637 Mordkomplotte.
Der CIA gelingt es 1961, Castros Schwester Juanita zu rekrutieren. Bis 1964 übermittelt sie Geld und Dokumente für Spione auf Kuba.

Der kubanische Geheimdienst hat, unterstützt vom KGB, bereits im Januar ein riesiges Waffendepot der CIA entdeckt und auf eine Invasion geschlossen. Kubanische Piloten werden in der Tschechoslowakei bereits auf MIG-Kampfflugzeugen trainiert, um eine Invasion abwenden zu können. Die kubanische Polizei kontrolliert 100’000 verdächtige Personen, nimmt alle Kontaktpersonen der CIA fest und bringt sie in Lagern unter. Radio Swan versucht durch Propaganda, die Bevölkerung zur Rebellion gegen Castro aufzurufen.

Am 3.4.61 veröffentlicht das State Departement ein Weissbuch von Arthur Schlesinger, das energisch gegen die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder Stellung bezieht.
Nur einen Tag darauf segnet JFK den Invasionsplan der CIA ab. Drei Wochen zuvor, am 13.3.61, hatte er in einer Rede die „Allianz für den Fortschritt“ vorgestellt. Castro brachte diese Idee einer wirtschaftlichen Sicherung der Demokratisierung vor, und Eisenhower plante bereits ein spezielles Hilfsprogramm für Lateinamerika, das aber Kuba ausschloss.
JFK versteht die Auslandhilfe in seiner Rede nicht mehr nur zur Bekämpfung des Kommunismus, sondern als wirtschaftliche Unterstützung zur politischen Stabilität der amerikanischen Entwicklungsländer. Einerseits grenzt sich Kennedy damit gegen die Mythen aus dem McCarthy-Vermächtnis ab, andererseits greift er weiterhin auf diese Mythen zur Legitimierung seiner Politik zurück.

Im Jahrzehnt zuvor unterstützten die USA insgesamt 90 Länder mit $50 Mia. 90% der Auslandhilfe dienten der militärischen Finanzierung, $3,5 Mia. wurden in Form von Entwicklungshilfekredite und lediglich 3% für Ausbildung, Gesundheit und Wohlfahrt ausgegeben. Während der nächsten zehn Jahre werden $20 Mia. an Devisenkapital nach Lateinamerika fliessen, um mit sozialen Reformen Revolutionen zuvorzukommen.
Was JFK verkündet, ist eine „Revolution von oben“, bei der die herrschenden Klassen mittels Boden- und Steuerreformen ihre Privilegien ein Stück weit abgeben müssten, wogegen sich diese zur Wehr setzen.
Aber die USA weigern sich immer, Bewegungen oder Parteien zu unterstützen, wenn diese tatsächlich Reformen in Angriff nehmen, weil US-Investitionen bedroht sein könnten. Dieses Dilemma von Sozialreformzielen und dem Schutz der Interessen des Privatkapitals führt zu einer paradoxen Aussenpolitik und generiert politische Konflikte, wobei die Wahrung der US-Interessen wichtiger ist als die Demokratisierung und soziale Wohlfahrt.
So beginnen 1962 US-Spezialeinheiten damit, in Kolumbien Antiguerilla-Einheiten und Spezialisten für psychologische Kriegsführung aufzubauen, die, wie in Vietnam, die Zivilbevölkerung in die paramilitärischen Aktivitäten einzubinden. Daraus entsteht ein 35jähriger Staatsterror und schmutziger Bürgerkrieg mit 200’000 Toten und 2 Mio. Flüchtlingen, in dem die Todesschwadronen (Alianza Anticommunista Americana/Autodefensas Unidas de Colombia) die Weste der Armee sauber halten.

Diejenigen Regierungen, die das Programm der Allianz für den Fortschritt ernst nehmen und soziale Reformen durchführen, werden von US-Wirtschaftskreisen und der CIA bekämpft. Dagegen erhalten die Somozas, eine der reichsten Familien in Lateinamerika, in den ersten zwei Jahren der Allianz $18 Mio, womit Luis Somoza seine Diktatur festigen kann. Die aussenpolitisch bedeutungslosen Armeen, die die eigenen Länder besetzt halten, garantieren in Lateinamerika zwar nicht politische, aber dafür soziale und wirtschaftliche Stabilität der Ungerechtigkeit. Fast alle Staatsstreiche in Lateinamerika (El Salvador 25.1.61, Dominikanische Republik 30.5.61, 16.1.62 und 25.9.63, Ecuador 11.61, 31.3.62 und 11.7.63, Argentinien 29.3.62 und 11.8.62, Peru 18.7.62, Brasilien 25.8.62, Guatemala 30.3.63, Honduras 4.10.63) werden von JFK anerkannt.

Quellen: Powers: 120-122, Hersh: 185ff,204, Schulz: 148, Collier/Horowitz: 329-338, Gremliza (1978a), Bartholomew: 54, Horowitz: 191-223, Kennedy: 279-298, Weberman (13): 40-42, (20): 16, Meiners/Stegner, CIA-Info: 7f,14, Best: 35f, Konkret 26.2.76: 24-26, Groden/Livingstone: 426ff, Summers (2000): 194, Helfer: 10, Biermann, Ospina, Karel (2003)

April 1961 Die Schweinebucht-Invasion

Die Schweinebucht-Invasion unter dem Kommando von Richard Bissell und Tracy Barnes startet am 15.4, obwohl es Tony Varonas Gangsterfreunden in Kuba ebenfalls nicht gelungen ist, Castro umzubringen.
Neun amerikanische B-26 Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg mit den aufgemalten kubanischen Kennzeichen FAR, die von ehemaligen Piloten Batistas geflogen werden, starten von Nicaragua aus und bombardieren Kubas Luftstützpunkten. Obwohl die Planung 16 Flugzeuge forderte, um die Zerstörung der kubanischen Luftwaffe zu garantieren, bewilligte John Kennedy nur die Hälfte, um einen Rückschluss mit den USA zu verhindern. Die Flughäfen von Camp Libertad, San Antonio de los Baños und Antonio Maceo bei Santiago de Cuba werden attackiert, wobei 3 Jets, 2 Bomber und einige kleinere Flugzeuge der kubanischen Streitkräfte intakt bleiben. Ein Bomber wird abgeschossen, fünf kehren nach Nicaragua zurück, und drei fliegen nach Grand Cayman, Key West und Miami, wo der Pilot Mario Zuniga eine von Hunt und Phillips vorbereitete Erklärung vorliest, sie seien Teil einer Gruppe innerhalb der kubanischen Luftwaffe, die sich gegen Castro auflehne.

Sofort nach dem Angriff protestieren die Kubaner und Sowjets bei der UNO, aber UN-Botschafter Adlai Stevenson dementiert aufgrund seiner Informationen von Tracy Barnes jede Beteiligung der USA. Trotzdem kommen bereits die ersten Zweifel an der Coverstory auf, weil verschiedene Informationen nicht zusammenpassen. Richard Bissell ist mit dem ersten Schlag zufrieden und rechnet damit, dass beim zweiten Luftangriff, der parallel zur Bodeninvasion geplant ist, Castros Luftwaffe zerstört sein wird.

Aber Kennedy verweigert die Genehmigung zu einen zweiten Angriff, damit nicht auf die Rolle der USA rückgeschlossen werden kann. Hunt verfasst mehrere Pressemitteilungen, die von dem CRC verbreitet werden, um den Erfolg der Invasion zu suggerieren. JFK steht vor einer schwierigen Entscheidung, da er bei einem Scheitern der Invasion die Verantwortung für die CIA-Aktion übernehmen muss, aber gleichzeitig die Invasion nicht militärisch unterstützen kann.
Zudem hat er nach langen Verhandlungen ein Gipfeltreffen mit Chruschtschow für Anfang Juni in Europa geplant, das er nicht gefährden will. Schliesslich wird ein zweiter Angriff vereinbart, um den Invasionstruppen Luftschutz zu gewähren, wobei jede halbe Stunde 2 B-26 von Nicaragua aus starten. Sechs dieser elf Bomber werden aber abgeschossen, und Castros restliche Flugzeuge versenken zwei Schiffe der Invasionstruppen, die am 17. April mit fünf ebenfalls übermalten US-Zerstörern, fünf Handelsschiffen und zwei Landungsbooten mit Amphibienfahrzeugen auf die Schweinebucht zusteuern. Drei der Schiffe tragen die Namen Barbara, Houston und Zapata, was Bushs Ehefrau, Heimatstadt und Ölfirma bezeichnet. George Bush stellt seine Zapata Oil der CIA als Basis für Kuba-Angriffe zur Verfügung. Die Schweinebuchtoperation wird von einigen CIA-Leuten als „Operation ZAPATA“ beschrieben.

Am 19. April starten vier Piloten der Alabama Air National Guard, die die Exilkubaner in Nicaragua trainierten, eigenmächtig mit zwei Bombern und beschädigen Castros Luftwaffe schwer, bevor sie abgeschossen werden können. Nach anderen Angaben erlaubt Kennedy nachträglich die weitere Luftunterstützung durch die fünf Bomber in Nicaragua, die aber nicht mehr richtig in Gang kommt. Auch der Munitionsnachschub auf dem Schiff mit dem Zeichen des Roten Kreuzes wird versenkt, nachdem sie in kubanisches Hoheitsgebiet eingedrungen sind und von der US-Navy nicht mehr eskotiert werden können.

Die Invasoren landen im Lieblingsjagdgebiet Castros, wo dieser die landenden Truppen schnell einkreisen kann. Die 1300 Exilkubaner haben gegen die 32’000-Mann-Armee von Castro (neben seiner Miliz von 200’000 Mann) keine Chance und geben nach 72 Stunden auf. Es gibt 114 Tote und 1189 Gefangene, die Ende 1962 gegen Güter im Wert von $53 Mio. ausgetauscht werden, obwohl Castro bereits nach einem Monat offerierte, die Gefangenen gegen 500 Bulldozer auszutauschen. Der ahnungslose James Donovan, der den Tausch mit Castro verhandelt, bringt ihm einen vergifteten Tauchanzug und einen Lungenautomaten mit Tuberkulosebazillen mit.

Kennedy ruft Richard Nixon an, der in engem Kontakt steht mit Allen Dulles, dem Southern Air Transport-Besitzer Perkins McGuire und dem Zenith Technical-Besitzer Lindsay Hopkins, die beide ihre Firmen der CIA zur Verfügung stellen.
Nach seinem Besuch im Weissen Haus verpflichtet Nixon die Republikaner, Kennedy wegen der Schweinebucht nicht zu kritisieren, wofür seine Rolle bei den Kubaaktivitäten geheim bleibt. Der Chef der Kuba Task Force der CIA, Jacob Esterline, macht in erster Linie Nixon für das Scheitern der Invasion verantwortlich.

JFK trifft sich unmittelbar nach dem Fiasko mit einem Exilkubanerführer im Weissen Haus. Die Kennedys setzen alles daran, damit niemand herausfindet, dass sie die $62 Mio. teure Invasion abgesegnet haben. JFK befindet sich in einer schwierigen Lage, da er Kuba „verloren“ hat und von rechtsstehenden Journalisten wie Charles Murphy im Fortune dafür persönlich verantwortlich gemacht wird. Mit der Assistenz seines Vaters betreibt Kennedy Schadensbegrenzung: Er sagt zu Bissell, dass er selbst zurücktreten müsste, wenn die USA ein parlamentarisches System hätte. Da sie ein präsidiales System haben, müssen Bissell und Allen Dulles den Hut nehmen, obwohl Kennedy sich „verantwortlich“ für die Aktion erklärt, was ihm einen Popularitätszuwachs bringt.
JFK vermutet, dass Dulles hinter den Presseberichten steht, die die Verantwortung für das Fehlschlagen der Invasion dem Präsidenten zuschreiben.

JFK fühlt sich von der CIA verraten und es wird ihm bewusst, dass er sie nicht kontrolliert, weshalb er droht, er werde sie „in tausend Stücke zerschlagen“.
Um die Macht zu sichern, bildet er das President’s Foreign Intelligence Advisory Board. Jeder Präsident kämpft mit der Macht der CIA, die genau genommen nicht einmal der CIA-Direktor kontrolliert, weil die Institution viel zu gross geworden und mit Konzernen, Banken, politischen Organisationen und militärischen Kommandostellen alliiert ist. Zwei Männer lassen sich am 21.4. bei der Riggs National Bank auf den Namen von Arthur Avignon, einem Scheinkonto der CIA, 8 Bankschecks von über $100’000 ausstellen, um die Beteiligten zu bezahlen. Die CIA rekrutiert den Anwalt Alex Carlson, der die Entschädigung der Wittwen und Familien der Brigadekämpfer regelt, und bringt die übriggebliebenen Interventionskrieger nach Südvietnam. Dieses Fluggeschwader wird ab November 1961 die erste Agent Orange-Flotte, die Vietnam vergiftet.

Der Taylor-Bericht über die Schweinebucht wird so geschrieben, wie Kennedy es will und erwähnt beispielsweise nicht, dass der Generalstab dem Invasionsplan nicht zustimmte. Mit den National Security Action Memoranden 55 und 57 im Juni versucht JFK seine Kontrolle über die CIA und das Pentagon zu verstärken. Er setzt seinen Bruder als Supervisor der Anti-Castro-Aktivitäten ein, der starken Druck auf die CIA ausübt, damit diese Castro endlich beseitigt. Die Kennedys fühlen sich von Castro gedemütigt und wollen sich rächen. Bobbys Vorwürfen und Forderungen lösen innerhalb der CIA zusätzliche Ressentiments gegen die Kennedys aus.

Am 4.5.61 versichert JFK in einem Gespräch mit Miro Cardona, dem Führer des Cuban Revolutionary Council, die volle Unterstützung der USA für eine erneute Invasion, eine Zusicherung, die er am 10.4.62 wiederholt. Trotzdem fühlen sich viele Beteiligte der CIA, der Mafia und der Exilkubaner wegen der Verweigerung der Air Force-Unterstützung von ihm verraten.

Nach der Schweinebucht arbeitet E. Howard Hunt als persönlicher Assistent von CIA-Direktor Allen Dulles und schreibt unter dem Pseudonym Edward J. Hamilton das Buch „Give Us This Day“, in dem er den Präsidenten und Charles Cabell, der die Nachricht von Kennedys Weigerung für einen weiteren Luftangriff weiterleitete, verantwortlich macht für das Desaster. Er ist so verbittert, dass er seine Stellung in Gefahr bringt, indem er das Manuskript 1967 in Umlauf bringt. Offenbar kauft William Buckley das Manuskript auf, um eine Veröffentlichung zu verhindern. Hunt und Dulles arbeiten im Mai in der Green Commission, die die Schweinebucht untersuchen soll.

Dem spanischen Fremdenlegionär Jean „José“ Luis Romero wird am 25.5.61 von einem „Mike“ $400’000 angeboten, wenn er Kennedy bei seinem Besuch bei Charles de Gaulle am 31.5. in Paris mit einem Remington.280 mit Zielfernrot erschiesst. Romero kämpfte in Indochina und Algerien, wo er von Xavier de la Bédoyère für den französischen Geheimdienst angeworben wurde.
Das Attentat sollte so aussehen, als stände die OAS hinter einem weiteren Attentatsversuch auf de Gaulle, wobei dann „versehentlich“ JFK erschossen wird. Romero wird skeptisch, dass er als Sündenbock missbraucht und nach dem Attentat von seinen Führungsagenten selbst erschossen werden könnte. Er setzt sich mit dem Vorschuss von $200’000 ab und versteckt sich zuerst 30 Monate lang vor der CIA bei einer Bekannten in Paris, ging dann in den Kongo und tauchte schliesslich in Argentinien unter. „Mike“ ist E. Howard Hunt.

Quellen: Hersh: 209ff,273-279, Olgiatti, Weberman (7): 53-56, Schulz: 174-176, Groden/Livingstone: 313-315,428-434, DiEugenio (1997), Batholomew: 56, Sylwester: 11-14, Kangas, CIA-Info: 9f,14, Gerlach, Best: 36f, Konkret 26.2.76, Prouty (1973): 22-52,103-114, (1975): 7, Collier/ Horowitz: 338-344, Anson: 239-304, Obenhause, Holtkamp, Ranelagh/Treharne, Ascherson, Karel (1), Levin, Afterbach, Summers (2000): 222ff, 511, Hager, Fischer (2002), Biermann, Gorce (2003), Karel (2003).
April 1961 Marcellos Ausschaffung

Mafiaboss Carlos Marcello wird, als er am 4.4. zu seiner vierteljährlichen Meldung auf dem INS-Büro erscheint, auf Anweisung von Robert Kennedy in Handschellen gelegt, zum Flughafen gefahren und mit einem Grenzschutzflugzeug nach Guatemala abgeschoben, wo sich die Behörden auch nicht freundlicher verhalten. 1953 wollte der Immigration and Naturalization Service Marcello nach Italien abschieben, das sich jedoch nach Zahlung von $25’000 an verschiedene hohe Beamte weigerte, ihn aufzunehmen. 1956 sollte er trotzdem nach Italien abgeschoben werden, weshalb sich Marcello einen geeigneten Platz suchte, falls es zu einer Abschiebung kommen sollte.

Carl I. Noll flog mehrmals nach Guatemala und organisierte für $100’000 eine guatemaltekische Geburtsurkunde für Marcello. Aufgrund dieser Urkunde auf seinen wirklichen Namen Calogero Minacore entschied RFK, Marcello nicht nach Taiwan, von wo er bereits eine Einreiseerlaubnis vorliegt, sondern nach Guatemala abzuschieben. Dabei weiss der Justizminister, dass er sich auf eine gefälschte Urkunde stützt.

Marcello wird regelrecht gekidnappt, da er nicht einmal seinen Anwalt oder seine Frau über die Abschiebung informieren und nichts mitnehmen darf. In Guatemala wird der Mafiachef von New Orleans von Präsident Miguel Ydigoras Fuentes ausgehalten, bis die Presse sich darüber empört. Nach einem Monat wird er nach El Salvador in ein Dschungeldorf verfrachtet, wo ihn Soldaten während 5 Tagen befragen. Von dort wird er nach Honduras gebracht, wo er und sein Begleiter Mike Maroun 30 Kilometer nach der Grenze aus dem Bus geworfen werden. Ohne Kleider und passende Schuhe marschieren sie 28 Kilometer zum nächsten Dorf, wobei sich der gefürchtete Boss bei Stürzen zwei Rippen bricht. Nach einer abenteuerlichen Reise kommen sie schliesslich in die honduranische Hauptstadt. Marcello kehrt mit einem Düsenflugzeug der Luftwaffe der Dominikanischen Republik am 28.5.61 in die USA zurück. Unterstützt von der verärgerten CIA fliegt David Ferrie den beleidigten Boss zurück nach New Orleans, wo eine Steuerrechnung von $835’396 auf ihn wartet. Kurz darauf klagen ihn die Behörden wegen illegaler Einreise in die USA und Fälschung der guatemaltekischen Geburtsurkunde an.

David William Ferrie ist ein homosexueller Pilot, der in den 50er Jahre bei der Eastern Airlines arbeitet und als Chef der Civil Air Patrol in New Orleans Lee Harvey Oswald 1955 kennenlernte.
Die paramilitärische Wehrsportgruppe trainiert auf einem weitläufigen Grundstück, das Mike McLaney gehört, einem Leutnant von Meyer Lansky und Trafficante. Ferrie leidet an Alopezie, hat keine Körperbehaarung und sieht wegen aufgeklebten Augenbrauen und Perücke bizarr aus. Er ist ein Exzentriker mit pädophilen und aggressiven Zügen und versteht sich als Hypnosemeister, Psychologe, Philosoph, Wissenschaftler und Bischof der Orthodox Old Catholic Church of North America. Nach eigenen Aussagen beschränkt sich seine Sektenzugehörigkeit allerdings auf die Assistenztätigkeit für Edward Suggs, der als ‚Jack Martin’ für Guy Banister arbeitet, in einem Auftrag des Departement of Health, Education, and Welfare, wobei es um die Untersuchung illegal verkaufter Ordinations- und Kongregationszertifikate geht. Die CIA benutzt den Priester Thomas Edward Beckham von der Old Catholic Church als Zahlungskanal an die Exilkubaner.
Neben den Zivilflügen schmuggelt Ferrie als Kontraktagent für die CIA und für Marcello Drogen und Waffen. 1958 flog er Waffen für Castro und organisierte Geld für die Bewegung des 26. Juli, und 1959 für die Anti-Castro-Kräfte nach Kuba. Ab November 1960 arbeitet er für die Cuban Revolutionary Front von Hunt und soll in der Nacht der Schweinebucht-Invasion auf der Insel gelandet sein.
Im August 1961 verliert Ferrie seinen Job bei der Eastern Airlines, weil er mehrmals verhaftet wird wegen Sexualdelikten mit den minderjährigen Alexander Landry und Albert Cheramie. Er baute sich eine Gruppe von loyalen Jungs auf, zu denen George Woodcock, Andrew Blackman und Layton Martens gehören. Banister, Arcacha und Marcello-Anwalt G. Wray Gill setzen sich vergebens für ihn ein, wonach er vermehrt für die Exilkubaner und als Mitarbeiter von Gill tätig ist. Ferrie kennt Clay Shaw, den Garrison in seinem Prozess wegen Verschwörung zum Kennedy-Attentat anklagen wird.

Nach Marcellos Abschiebung werden Todesdrohungen gegen John und Robert Kennedy vom FBI abgehört. Der Chef der zwar kleinen, nur etwa 50 Mitglieder zählenden, aber sehr reichen und ältesten Familie, die seit 1888 durch nur drei Bosse geführt wurde, schwört Rache. Marcello hat Beteiligungen in über 40 Geschäften, und seine Crevetten-Boote bringen Drogen von Zentralamerika, abgesichert durch loyale Politiker und Anwälte. Er versucht aber auch, auf „diplomatischen“ Wegen vorzugehen:
Der von ihm geschmierte Senator Russell Long setzt sich im Justizministerium für Marcello ein und fördert einen Beamten aus Louisiana, der im INS ein Schlüsselposition einnehmen soll. Die Mafia ist enttäuscht, dass Hoover laufend an Einfluss verliert und seine Leute auf die Mafia ansetzen muss. Die Beziehung von Bobby und Hoover, der sich gewöhnt ist, Vorschläge und keine Befehle zu empfangen, ist ein permanenter Konflikt.

Im Herbst 1961 wird Marcello erneut vor den McClellan-Ausschuss zitiert, wobei er jeder Frage ausser der nach seinem Namen und seinem Geburtsort mithilfe des 5. Zusatzartikels ausweicht. Am 30.10.61 wird Marcello wegen Fälschung einer guatemaltekischen Geburtsurkunde und des Meineids angeklagt und eine fünfköpfige Berufungskommission der Einwanderungsbehörde bestätigt am 30.12.61 die Deportationsverfügung. Marcello bekommt Wutausbrüche, wenn er den Namen Kennedy hört.

Präsident Kennedy trifft sich am 28.4.61 auf Vermittlung von Judith Campbell mit Sam Giancana im Ambassador Hotel in Chicago. Giancana nennt Kennedy bei der Begrüssung Jack, danach wartet Campbell auf der Toilette während des kurzen Gesprächs, in dem es vermutlich um das weitere Vorgehen in Bezug auf Kuba und die Rolle seines Bruders wegen der Mafiaverfolgung geht.

Im Mai 1961 werden Giancana und Robert Maheu wegen einer illegalen Abhöraktion in Las Vegas angeklagt. Giancana verdächtigte den Schauspieler Dan Rowan, ein Verhältnis mit seiner Geliebten Phyllis McGuire zu haben. Der eifersüchtige Mafiaboss befand sich bei den Besprechungen zur Castro-Ermordung im Miami, weshalb Maheu die Abhörung mit dem Segen der CIA organisierte, um Giancanas Abreise zu verhindern. Maheus Privatdetektiv Arthur J. Balletti liess sich bei der Installation der Wanzen erwischen und wurde verhaftet. Während Roselli über die Anklage sehr besorgt ist, lacht Giancana offenbar so laut, dass er beinahe seine Zigarre verschluckt, weil er sich vor einer Strafverfolgung sicher glaubt. Das FBI erfährt im April 1961 von Maheu, dass Giancana mit der CIA zusammenarbeitet. Da die CIA behauptet, sie haben die Abhörung vorgenommen, macht Hoover bei der Unterdrückung des Falles mit. Neben den Castro-Mordversuchen gibt es gemeinsame Operationen der CIA mit der Mafia in Asien und im Mittleren Osten, gemeinsame Schmuggelgeschäfte und, beispielsweise zusammen mit Carlo Gambino und dem Mafia-Banker Michele Sindona, Geldwaschtransaktionen.
Am 7.5.62 kann Robert Kennedy mithilfe von Sheffield Edwards und Lawrence Houston die Abhöraffäre von Sam Giancana und Bob Maheu wegen der Verwanzung von Dan Rowans Hotelzimmer in Las Vegas unterdrücken.

Die beiden FBI-Agenten Bill Roemer und Ralph Hill verhaften Sam Giancana und seine Freundin Phyllis McGuire im Juni 1961, um sie zu verhören. Roemer setzt eine Wanze und erforscht Giancanas Paralleluniversum, was JFK zwingt, sich von Giancanas Welt zu distanzieren. Die Kennedys verweigern die während den Primärwahlen versprochene Rückkehrbewilligung für den ausgewiesenen Mafiaboss von Virginia, Joe Adonis. Skinny D’Amato erinnert Joe Kennedy an das Versprechen, aber dieser antwortet, dass Jack zwar einverstanden sei, aber dass Bobby sich dagegen stelle. Giancana fühlt sich verraten.

Quellen: Davis (1988): 94-110,134-137,311, Weberman (11): 43-47, Todd, Sylwester: 14-17, Best: 41, Hersh: 273-292, Olgiatti, Giancana:476-485, Anson:296, Meurice, Obenhause.

Mai 1961 Ermordung von Rafael Trujillo

General Rafael Trujillo, der 1930 durch einen Militärputsch an die Macht kam und eng mit der US-Mafia zusammenarbeitete, wird am 30.5.61 von CIA-unterstützten Dissidenten ermordet. Der brutale und repressive Diktator der Dominikanischen Republik war während der 40er und 50er Jahre ein Protégé der USA, wobei das Verhältnis immer ambivalent war.

Die USA besetzten die Inselrepublik von 1916 bis 1924, um die Interessen der Zucker-, Bananen- und Aluminiumfirmen durchzusetzen. Nach einer steilen Karriere in der von den USA aufgebauten und verhassten Nationalgarde wurde Trujillo 1925 Oberkommandierender dieser einzigen bewaffneten Macht im Land. Nach einer Wahlfarce liess er sich 39jährig zum Präsidenten küren. Der 2. Weltkrieg fegte die internationale Kritik am Haitianer-Massaker, bei dem es 20’000 Tote gab, hinweg, da sich Trujillo schon früh gegen Hitler stellte und sogar viele jüdische Flüchtlinge zwecks Stabilisierung der weissen Rasse aufnahm. Dank systematischer Klientelwirtschaft, Mord und Korruption kontrollierte Trujillo Ende der 50er Jahre 80% der nationalen Produktion und beschäftigte 60% der Bevölkerung. Mit einem Vermögen von $500 Mio. gehörte er zu den zehn reichsten Männern der Welt.

Gegen Ende der 50er Jahre beging der grössenwahnsinnige „Generalissimus“ einige Fehler, weshalb sich der Papst und die Regierungen von ihm zu distanzieren begannen. Vor allem der Mordversuch an Venezuelas Präsident Romulo Betancourt, der aufgrund von Trujillos brutaler Repression Sanktionen der OAS gefordert hatte, machten ihn untragbar. Im August 1960 brach Eisenhower die diplomatischen Beziehungen ab, als sich eine Revolte gegen den Diktator abzeichnete. Die USA befürchtete, dass das Land in die Hände von Sozialisten fallen könnte, wenn der Umsturz nicht von Washington orchestriert würde. Die CIA plante deshalb Trujillos Ermordung monatelang mit dem Segen der Eisenhower- und der Kennedy-Regierung. Eisenhower bewilligte im Dezember 1960 Waffen und elektronisch gezündete Bomben.

Marcellos Freund Irving Davidson vertrat zu diesem Zeitpunkt die Dominikanische Republik in Washington und mobilierte rechtsstehende Politiker gegen die Umsturzpläne. Die Mafia hat ein grosses Interesse, den Sturz Trujillos zu verhindern, weil sie um ihre Investitionen fürchtet. Bobby Baker setzte den Journalisten und russischen Prinzen Igor Cassini, der mit Joe Kennedy und Trujillo befreundet ist, als Vermittler ein. Im Februar noch versuchte er, ein geheimes Treffen zu organisieren, was JFK zuerst unterstützte. Nachdem jedoch die Presse davon Wind bekam, distanzierte sich JFK von dieser Idee. Als diese Verbindung 1962 in der Times veröffentlicht wird, lässt ihn Bobby wegen einer Unterlassung vor Gericht stellen. Schon Skinny d’Amato wurde auf diese Weise neutralisiert, als dieser wegen seiner Rolle bei den Wahlen in West Virginia zu bluffen begann.

Jack Kennedy machte aber einen eigenen Versuch, indem er seinen Freund George Smathers zu Trujillo schickte, um diesen zu einer freiwilligen Resignation aufzufordern. Trujillo legte zu Beginn dieses Gesprächs eine geladene .45 gegen Smathers gerichtet auf den Tisch und wollte davon nichts wissen, mit der Begründung, er habe den besten Geheimdienst der Welt. Nixons Freund Bebe Rebozo begleitete den ehemaligen Botschafter William Pawley kurz vor dem Attentat auf einer geheimen Mission zum dominikanischen Diktator.

Anfang April bewilligte JFK eine zweite Waffenladung an die Attentäter, die in Diplomatengepäck an die US-Botschaft geliefert wurde. Allerdings wurden die Pläne nach dem Schweinebuchtfiasko gestoppt und die Waffen den Verschwörern nicht ausgehändigt. Das Risiko eines Machtvakuums war der CIA nach den Vorfällen in der Karibik zu gross. Die Verschwörer, die davon ausgingen, dass der geplante und abgesprochene Putsch durch Miltärs nach dem Mord problemlos erfolgen würde, führten die Aktion mit den anfänglich erhaltenen Gewehren aus. Nach dem Attentat kam es allerdings wegen der mangelnden Kommunikationen zu keinem Putsch, sondern zu Machtkämpfen. Das State Departement ordnet die CIA-Station an, alle Beweise einer Beteiligung zu zerstören. RFK ärgert sich nach der Ermordung darüber, dass keine verlässlichen Informationen über die verworrene Situation verfügar sind.

Quellen: Hersh: 196-199, Bartholomew: 55, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Summers (2000): 496.
Juni 1961 Charles de Gaulle top

Kennedy trifft Charles de Gaulle in Paris. Die erneute Auseinandersetzung de Gaulles mit den Amerikanern begann 1958, als er das Präsidentenamt wieder übernahm und sich gegen die Bedrohungsthese des Westens durch die UdSSR stellte. John Foster Dulles wollte Mittelstreckenraketen mit taktischen Atomsprengköpfen in Europa stationieren und malte deshalb die kommunistische Bedohung an die Wand. De Gaulle verlangte die vollständige Kontrolle der Atomwaffen auf französischen Territorium, was die USA natürlich ablehnten. De Gaulle verweigert die Beteiligung am Embargo gegen Kuba und beginnt, Frankreich vom Einfluss der USA herauszulösen.

Dank dem Comeback de Gaulles bekommt die korsische Mafia politische Rückendeckung. Marcel Francisci, der seine Heroinhandelskarriere unter Spirito begonnen hatte, organisiert in Marseille die „Barbouzes“, die ebenfalls im Glückspielgeschäft und Heroinhandel tätig wird. Für die nächsten Jahre ergibt sich eine erbitterte Konkurrenz zu den mit der Sozialistischen Partei verbundenen Brüder Guerini. Am 8.10.64 hebt die Drogenpolizei auf Initiative der Guerinis das Heroinlabor in Franciscis Villa Clos Saint Antoine aus, wofür kurz darauf Anlagen des Club Méditerranée, die zum legalen Imperium der Guerinis gehören, in Flammen aufgehen.
Nach Anschlägen auf Franciscis Spielbanken endet Antoine Guerini am 23.6.67 mit 11 Kugeln im Bauch, und sein Bruder Barthélemy wird zu 20 Jahren Gefängnis wegen Mordes verurteilt. An der Kirche von Calenzana auf Korsika steht der Nachruf: „ANTOINE GUERINI / Ein unerschrockener Kämpfer für sein Vaterland / für Freiheit und Gerechtigkeit / Beschützer der Schwachen / ein Wohltäter aller / ein Vorbild der Ehrenhaftigkeit“.

De Gaulle reorganisierte seinen Geheimdienst Service Spéciaux 1946 zum Service de Documentation Extérieure et de Contre-Espionnage um. In den 50er Jahren leistete sich der SDECE mehrere skandalöse Affären, besonders im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitskampf in Algerien, das 1830 erobert worden war. Seit 1954 kämpften bis zu 500’000 französischen Soldaten gegen die Front de Libération Nationale und die Armée de Libération Nationale um die Erhaltung der Erdölvorkommen in der Sahara. Die Errichtung von Konzentrationslagern, Folterung von Gefangenen und blutiger Terror begleiteten die militärischen Operationen der Franzosen. Am 22.10.56 kaperten SDECE-Agenten ein marokkanisches Flugzeug mit dem algerischen Nationalistenführer und vier seiner engsten Mitarbeiter an Bord. Der in Bern stationierte Geheimdienstoberst Marcel Mercier setzte die Terrororganisation „Main rouge“ gegen algerische Freiheitskämpfer und deren Waffenlieferanten und Sympathisanten ein. In Frankreichs letztem grossen Kolonialkrieg folterte auch die Armee systematisch und brachte zwischen 700’000 und 1,2 Mio. AlgerierInnen um.

Nach seinem Comeback plante de Gaulle den Rüchzug der Franzosen aus der Kolonie. Am 24.1.60 kam es in Algier zur Meuterei der Kräfte, die die Unabhängigkeit Algeriens verhindern wollen, wozu General Raoul Salan 1961 die Organisation de l’Armée Secrète gründet. De Gaulles Geheimdienst rekrutiert daraufhin die Männer von der korsischen Mafia, die als Gegenterroristen nach Algerien geschickt werden, um seine abgefallenen Generäle zu bekämpfen.
Am 8.1.61 akzeptierten die Franzosen in einem Referendum das Selbstbestimmungsrecht der Algerier. Die Generäle Challes, Jouhaud, Salan und Zeller organisierten am 22.4.61 einen Staatsstreich in Algerien, der aber nach 4 Tagen aufgegeben werden musste. Die nationalistischen Algerienfranzosen und abgefallenen Angehörigen der französischen Algerienarmee versuchen dann mit Terroraktionen und Attentaten, die Entkolonialisierungspolitik zu bekämpfen.Am 8.9.61 findet ein Attentatsversuch auf de Gaulle bei Pont-sur-Seine statt.Auch gegen Jean-Paul Sartre, der für die Unabhängigkeit der Kolonie schreibt, verübt die OAS im Juli 1961 und Januar 1962 Bombenattate in dessen Wohnung.

Präfekt Maurice Papon, ein Verantwortlicher des faschistischen Vichy-Regimes, befiehlt das Massaker der Pariser Polizei am 17.10.61. 10’000 der demonstrierenden Algerier werden verhaftet und gefoltert, 200 werden am nächsten Tag tot aus der Seine gefischt, ohne dass es zu einer gerichtlichen Untersuchung kommt. Die Akten sind teilweise verschwunden, teilweise gesperrt.

Trotz des Terrors wird das Referendum in Algerien über die Unabhängigkeit am 1.7.62 angenommen und von de Gaulle zwei Tage später anerkannt. Der französische Regierungschef entkommt einem weiteren Mordversuch am 22.8.62 bei Petit-Clamart, wo unter dem Kommando von Bastien Thiery über 100 Schüsse auf das kugelsichere Auto gefeuert werden.

Einer der angeworbenen Kämpfer der Korsenmafia durch die SDECE ist Michael Mertz, der am 22.11.63 in Dallas sein wird. Für die CIA arbeitet er unter dem Decknamen QJ/WIN. Mertz, Held der Résistance im 2. Weltkrieg, arbeitete als Captain im französischen Geheimdienst in Deutschland, der Türkei und Marokko. Im April 1961 infiltrierte er die OAS und arbeitet sich in die Chefetage hoch. Dank ihm kann ein Bombenattentat auf de Gaulle verhindert werden. Mertz ist jedoch auch einer der grössten Heroinschmuggler, zusammen mit dem Korsen Christian David, der vom französischen Geheimdienst ebenfalls gegen die OAS eingesetzt wird und als WI/ROGUE für die CIA tätig ist.
David ist 1965 am Mord des marokkanischen Oppositionsführers Mehdi Ben Barka beteiligt, der den von Frankreich gestützten General Oufkir, Innenminister von König Hassan II, in Bedrängnis bringt. Ben Barka gründete 1959 die Nationale Union der Volkskräfte im Marokko, muss sich 1961 ins Exil nach Paris absetzen. Als Präsident des Vorbereitungsausschusses der „Trikontinentale“ arbeitet er an der Strategie einer eine gemeinsame 3.Welt-Politik der UdSSR, China und Kuba. Nach der Verurteilung zum Tod in Marokko wird Ben Barka in Paris entführt und ermordet.

De Gaulle lässt die „French Connection“ gewähren, da diese Leute gegen die OAS arbeiten. Einige Mafiosi solidarisieren sich allerdings mit den rechtsextremen OAS-Generälen, woraus die World Anti-Communist League entsteht, die kommunistische Aufstände in der 3.Welt bekämpft. Der ehemalige CIA-Pilot Maurice Brooks Gatlin, Finanzsekretär der WACL, zahlt $100’000, die vom Banister/Marcello-Kreis kommen, einen weiteren gescheiterten Mordversuch.
Der französische General hält mit 31 misslungenen Attentatsversuchen den offiziellen Weltrekord.

1962 gründet de Gaulle die staatliche Elf, weil die seit 1924 bestehende, ebenfalls staatlich kontrollierte Total zu unglaubwürdig erscheint, um die französischen Erdölinteressen nach der Entkolonialisierung in Afrika durchzusetzen.
Elf baut einen eigenen Sicherheits- und Geheimdienst auf, in dem ehemalige Polizei- und Armeeoffiziere ihre Karriere fortsetzen können. Elf mischt mit in der Politik von Nigeria, Angola, kontrolliert Kongo-Brazzaville und Kamerun und bringt Albert Bernard Bongo an die Macht in Gabun, der Drehscheibe der Afrika-Schmieraktivitäten des Konzerns. 1992 leistet François Mitterand seinen Beitrag an die deutsche Wiedervereinigung und den CDU-Wahlerfolg, indem Elf die verlotterte Leuna-Raffinerie und das Minol-Tankstellennetz der DDR für SFr. 4 Mia. aufkauft und über André Guelfi SFr. 70 Mio. Schmiergelder an die deutschen politischen Parteien zahlt, um SFr. 580 Mio. Subventionen zu erhalten. Zwei Jahre später versucht die privatisierte Elf vergeblich, aus dem Verlustgeschäft auszusteigen, weil Bonn in Paris interveniert.

Quellen: Behr: 180f, Weberman (7): 56-61, Höfling: 266, Torbitt: 15, Bächtold (1999): 41, (2000): 11, Hartmann (1999): 7, Brooks/Hayling, Bitton, Walther: 50.

Juni 1961 Nikita Chruschtschow

John Kennedy trifft sich am 5.6. mit Nikita Chruschtschow in Wien.
Während des Wahlkampfes versprach JFK eine Erhöhung der Militärausgaben, die von $13 Mia. im Jahre 1950 bereits auf $47 Mia. angewachsen waren. Die CIA hatte einigen Journalisten einige „vertrauliche Dokumente“ zukommen lassen, worauf eine Medienkampagne um die Raketenlücke begann und Kennedy ein Milliardenprogramm zum Bau neuer Interkontinentalraketen versprach. Da er als Präsident zu anderen Informationen Zugang hat, weiss er jetzt, dass die angebliche amerikanische Raketenlücke nicht stimmt: Die UdSSR besitzt nicht einmal einen Zwanzigstel der in der Öffentlichkeit verbreiteten Anzahl Raketen, sondern lediglich ein Drittel des US-Potentials.
Bei den schweren Bombern haben die USA sogar eine Überlegenheit von 10:1. Trotz dem militärischen Vorsprung, trotz den $3 Mia. Staatsschulden, trotz seinem Wissen um die Gefährlichkeit des Wettrüstens und um die provokatorische Wirkung erhöhte JFK am 28.3.61 die Verteidigung im konventionellen, atomaren und zivilen Sektor. Der erste bemannte Raumflug von Jurij Gagarin empfand JFK als Niederlage, was am 12.4.61 zum Versprechen Kennedys führte, dass die USA noch in diesem Jahrzehnt auf dem Mond landen würden, wozu $30 Mia. ausgegeben werden. Wernher von Braun, der ihm die Mondlandung garantierte und das NASA-Programm leitet, und Kennedy bewundern sich gegenseitig.

Drei Wochen nach der Schweinebuchtinvasion traf sich Robert Kennedy auf Empfehlung des Journalisten Frank Holeman über seinen Pressesekretär Edwin O. Guthman zum ersten Mal mit dem sowjetischen Agenten Georgi N. Bolschakow. Während der nächsten 18 Monate treffen sich Bolschakow und Bobby ungefähr alle zwei Wochen, und alle wichtigen Informationen zwischen JFK und Chruschtschow laufen unter Umgehung von Diplomatie und Verwaltung über diesen Kanal. Dies ist riskant und muss geheim bleiben, da der aussenpolitisch unerfahrene Präsident die Russland-Experten des Aussen- und Verteidigungsministeriums und der CIA ausschaltet und die Rolle des Staatssekretärs selbst übernimmt. RFK liess Chruschtschow vor dem Wiener Gipfel Anfang Juni ausrichten, die aggressive Sprache des Präsidenten habe nichts zu bedeuten, er solle auf dessen Taten achten.

Trotzdem staucht der russische Premier den unvorbereiteten JFK in Wien zusammen und stellt ihm wegen der Berlin-Frage ein Ultimatum:
Die Vereinigten Staaten, England und Frankreich hätten sechs Monate Zeit, mit Ostdeutschland einen Vertrag über den Status Berlins zu unterzeichnen. Die Allierten weigerten sich bisher, die Teilung Deutschlands anzuerkennen. Ohne Vertrag, so Chruschtschows Drohung, würde die Sowjetunion einen eigenen Vertrag mit der DDR abschliessen, was einen Atomkrieg bedeuten könne. Chruschtschow gibt sich hart und zuckt bei der Erörterung nach den Auswirkungen eines Atomkrieges nur die Schultern. JFK ist beleidigt, wütend und verzweifelt, und die Kennedys erklären sich Chruschtschows Verhalten mit ihrem Versagen in der Schweinebucht. JFK geht davon aus, dass Berlin nicht der richtige Ort für eine Konfrontation ist, und will sich in Vietnam an Chruschtschow rächen.

Bereits am 21.6.61 zieht Chruschtschow die Uniform eines Generalleutnants der Roten Armee an und gibt die Unterzeichnung eines separaten Friedensvertrags mit Ostdeutschlands und am 8.7.61 die Erhöhung der sowjetischen Militärausgaben bekannt.
Gekränkt durch die Kritik seiner Kuba- und Laos-Politik, aufgeschreckt von Chruschtschows Schachzug und überzeugt, dieser wolle seine Standhaftigkeit prüfen, von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unter Druck gesetzt und von Dean Acheson gewarnt, ein Nachgeben um einen Zollbreit Boden käme einer Aufgabe von ganz Westeuropa gleich, entscheidet sich JFK gegen ernsthafte Verhandlungen und für eine Demonstration der Stärke.
JFK hält am 25.7.61 im Fernsehen eine Ansprache, in der er die Nation über die Berlin-Krise informiert und eine Erhöhung der Militärausgaben um $3,25 Mia. fordert. Um die Sowjets davon zu überzeugen, dass die USA wegen Berlin einen Krieg riskieren würden, thematisiert er öfters den Ausbau des Zivilschutzes.Die Antwort Russlands besteht in der Isolation Westberlins, indem die ostdeutsche Staatspolizei am 13. August einen Stacheldraht zieht und mit dem Bau der Mauer beginnt. JFK unternimmt nichts, als die Berliner Mauer gebaut wird.

Kennedys Weisses Haus hat schon vorher begriffen, dass der Ostblock eine Lösung braucht, die die Abwanderung der Elite verhindert, und hat den Russen verschiedentlich versichert, er respektiere ihr Recht, ihren Sektor und die Grenzen zu kontrollieren.

Entgegen seiner Rede am 25.9.61 vor der UNO-Vollversammlung, in der er ein von den USA unterstütztes Programm für eine allgemeine Abrüstung umreisst, plant JFK eine erneute Intensivierung der Aufrüstung, obwohl das Atombombenpotential der USA bereits 15468 Sprengköpfe mit 30’000 Megatonnen beträgt, was 1,5 Mio. Hiroshima-Bomben entspricht.
Dagegen verfügen die UdSSR nur über 1060 Atombomben. Am 16.10. geben die Russen bekannt, dass sie nicht auf eine Entscheidung der Berlin-Frage in diesem Jahr drängen würden. Trotzdem provoziert General Lucius Clay eine Konfrontation am Checkpoint Charlie durch Nichtbeachtung der ostdeutschen Grenzwachen. Obwohl sich JFK öffentlich auf die Seite der Truppen stellt, löst er den Konflikt mit Chruschtschow über Bolschakow, worauf die Panzer wieder abgezogen werden. Während dem Kalten Krieg fliegen die USA 25’000 Spionageeinsätze über der DDR.

Quellen: Horowitz: 339-341, Marrs: 303, Collier/Horowitz: 344-351, Hersh: 248-263,335-350, Hübner/Sperling, Afterbau 6,7, Amara, Ramonet (2003b).
August 1961 Sex and Drugs

John Kennedy sieht Judith Campbell nach wie vor regelmässig. Seit dem 4.11.60 weiss Campbell, dass sie wegen ihrer Kontakte zu Giancana überwacht wird. Jacks Reaktion auf die FBI-Befragungen ist immer, dass sie sich wegen dem FBI keine Sorgen machen solle, obwohl sie von den Agenten wie eine Hure behandelt wird.
Die sexuellen Beziehungen Campbells mit JFK und Giancana sind Hoover bekannt. Am 8.8.61, nachdem JFK sie beim Mittagessen mit Dave Powers blossstellte, weil sie sich über ihn aufgeregt hatte, als er eine andere Frau für ein ménage à trois ins Schlafzimmer brachte, trifft JFK sich mit Sam Giancana in Washington. Das FBI setzt am selben Tag eine Wanze an Giancanas Lieblingsort Armory Lounge im Forrest Park. Giancana gelingt es dafür, Richard Cain in die Special Group on Organizes Crime von Sheriff Richard Ogilvie in Chicago einzuschleusen.

Jack hat auch ein Verhältnis mit Mary Pinchot Meyer, der Ex-Frau des CIA-Agenten Cord Meyer und Schwägerin von Ben Bradlee. Cord Meyer ist der Assistent von Tom Bradens verdeckten Operationen und mit Buckley und Angleton befreundet. Auch CIA-Agent Richard Ober ist befreundet mit Ben Bradlee, der einen privilegierten Zugang zum Präsidenten hat und von diesem als Medienkanal benutzt wird. Der Journalist bei Newsweek und spätere Herausgeber der Washington Post kooperiert dank Phil Graham eng mit der CIA.

Mary, die auch ein Verhältnis zu Timothy Leary hat, wird am 12.10.64 angeblich von einem Sexualtäter ermordet. CIA-Gegenspionage-Chef James Angleton geht persönlich in Marys Haus, noch bevor die Polizei auftaucht, und sucht zusammen mit Bradlee und Cord Meyer ihr Tagebuch. Darin beschreibt sie, dass sie Jack zwei- bis dreimal pro Woche im Weissen Haus besucht, wenn Jackie nicht dort ist. Mary träumt davon, dass er sich nach seiner Präsidentschaft scheiden lässt und mit ihr zusammen wohnt. Einmal beschreibt sie, wie sie in ihrem Schlafzimmer Marihuana rauchen und einen LSD-Trip probieren. Der Präsident verpricht ihr auch, Kokain zu besorgen: „Wir haben nächste Woche eine Drogenkonferenz hier im Weissen Haus.“ Die Entourage sorgt sich darüber, dass JFK unter dem Einfluss von LSD den „Knopf“ drücken könnte. Die Beziehung dauert bis zu seiner Ermordung. Danach plant sie, ein Buch über ihre Affäre zu schreiben. Offenbar wird ihr Tagebuch von Angleton nach ihrem Tod verbrannt.
Die verschiedenen Versionen der Beteiligten lassen darauf schliessen, dass Mary von der CIA umgebracht wurde, weil sie Informationen, die vermutlich auch seine Ermordung betreffen, an die Öffentlichkeit bringen will.

1962 wird Philipp Graham, dem Mary offenbar Insider-Informationen weitergegeben hat, zuerst in die Klinik Chestnut Lodge verfrachtet, weil er sein Schweigen bricht. Viele Leute behaupten, Chestnut Lodge sei eine Gehirnwäschestation. Graham war mit Katherine Graham Meyer, der Tochter von Eugene Meyer verheiratet, welche die Washington Post und andere Medien-Imperien geerbt und aufgekauft hatte. Die Washington Post, die Katherine Graham leitet, hat eine lange Beziehung zur CIA.
Katherine bestach mehrere Psychiater, damit die ihren Mann für geistesgestört erklären. Während der Urlaube besucht der liberale Redaktor drei Mal seinen Anwalt Edward Bennett Williams, der für die CIA und mit Maheu arbeitet, und ändert sein Testament. Im August 1963 erschiesst er sich angeblich selbst.

Nach Kennedys Ermordung sagt Mary zu Timothy Leary bezugnehmend auf Vietnam:
„Die konnten ihn nicht mehr kontrollieren. Er hat sich zu schnell verändert. Er hat zu viel erfahren.“ Mary konsultiert Leary nach dessen eigenen Angaben wegen Drogenkonsums. Leary kam bei seinem Besuch in Mexico 1960 nach dem Genuss von Pilzen in eine mythische Ekstase und widmete sich dann nur noch den Halluzinogenen. Versuche führte der Psychologie-Professor an der Harvard Universität vor allem mit seinen Studenten durch. 1963 wird er gefeuert und bestellt bei Sandoz 100 Gramm LSD und 25 Kilogramm Psilocybin, was einer Million LSD-Trips und 2,5 Millionen Psilocybin-Dosen entspricht, wobei er gleich eine Anzahlung von $10’000 beilegt. Finanziert wird der LSD-Papst vom Millionär William Hitchcock. Die CIA infiltrierte Learys Gruppe und benutzt Leary vermutlich zu Animation des Drogenkonsums. Aufgrund der verschwundenen Dokumente ist schwer zu sagen, wie gross der Einfluss der CIA ist.
Mit seiner Bewusstseinserweiterungsthese, seiner Propaganda der religiösen Renaissance und seiner Parole „turn on, tune in, drop out“ entpolitisiert Leary jedenfalls die amerikanische Studentenbewegung nachhaltig.

Als Leary 1969 gegen Ronald Reagan für den Gouverneursposten in Kalifornien kandidiert, wird er wegen Drogendelikten zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt. Im September 1970 gelingt ihm die Flucht in die Schweiz, von wo er unter dem Deckmantel der ‚Brotherhood of Eternal Love’ einen Drogenproduktions- und -verteilapparat aufbaut. 1973 wird er in Afghanistan, dessen Präsident Mohammed Duad mit der CIA zusammenarbeitet, verhaftet, aber 1976 bereits wieder freigelassen. Aufschlussreich ist auch seine Campus-Debattier-Tour in den 80er Jahren mit G. Gordon Liddy, der für das FBI, die CIA, Nixon und mit E. Howard Hunt und James McCord arbeitet und im Watergate-Skandals unangenehm berühmt wird.

An der Harvard Universität arbeitet auch der klinische Psychologe und Jung-Schüler Henry A. Murray (1893-1988), der auch ein Diplom in Biologie besitzt. Während des 2. Weltkriegs arbeitete er für den Geheimdienst OSS und verfasste 1943 ein Psychogramm von Adolf Hitler, das seinen Selbstmord im Falle einer Niederlage voraussagte und ihn als Homosexuellen charakterisierte.
Mindestens von 1959-62 führt im Auftrag der Geheimdienste Experimente durch, unter anderem mit dem späteren ‚Unabomer’ (university and airline bomber) Theodore ‚Ted’ Kaczynski. Der 1942 geborene Mathematiker schickt angeblich von 1978 bis 1995 16 Briefbomben an Universitäten und Fluglinien, die drei Menschen töten und 29 verletzen. 1995 schickt er ein Manifest an mehrere Zeitungen, dessen Schreibstil angeblich von seinem Bruder erkannt wird, worauf er 1996 verhaftet und 1998 zu lebenslänglich verurteilt wird.

Quellen: Posener: 124-136, Weber: 49, Gregory/Speriglio: 264f, DiEugenio (1997): 10-14, Best: 19,21, Mason: 2-5, Burleigh, Konkret 9/68: 37ff, Karel (1), Groden/Livingstone: 321, Amara.

August 1961 Marilyn Monroe top

Nachdem Kennedy das Präsidentenamt übernommen und Marilyns Befürchtung, dass er sie fallenlassen könnte, sich nicht bewahrheitete, war sie exaltiert wie ein Teenager, weil sie den ‚wichtigsten Mann der Welt’ liebt.
Die beiden tricksen den Secret Service und die Papparazzi aus, um sich möglichst unerkannt zu treffen, indem sie sich beispielsweise als Sekretärin verkleidet oder in einem als Notfall getarnten Flug nach Palm Springs oder Cabo San Lucas fliegt. Am Telephon des Weissen Hauses meldet sie sich als Miss Greene. JFK und Marilyn treffen sich oft bei den Lawfords, und Marilyn und Patricia Kennedy Lawford werden enge Freundinnen.

Jimmy Hoffa hatte schon 1959 Fred Otash, ein Privatdetektiv von Hollywood, und Bernhard Spindel, der auch für die CIA arbeitet, angeheuert, um Belastungsmaterial gegen die Kennedys zu sammeln. Im Sommer 1961 wird von Bob Maheu eine neue Truppe zusammengestellt, zu der neben Spindel und Otash auch John Danoff gehört. Vor allem das Haus von Peter Lawford wird ab November 1961 abgehört. Hoffa bewahrt die Tonbänder mit dem Belastungsmaterial in seinem Safe auf und will sie einsetzen, falls ihm die Entmachtung wegen Bobby Kennedy droht.
Auch auf Fotos sollen JFK und Marilyn eindeutig beim Sexualakt in verschiedenen Praktiken und Orten zu erkennen sein.

Im Sommer 1961 steht aber für Marilyn ihre Beziehung zu Frank Sinatra im Vordergrund, mit dem sie im August ein Wochenende auf seiner Yacht verbringt. Er schenkt ihr Diamant-Ohrenringe im Wert von $35’000, weshalb Marilyn hofft, dass Sinatra sie heiraten würde. Ihr Psychiater Ralph Greenson stellt sich gegen ihre Beziehung zu Sinatra, den er als destruktiv beurteilt.

Sinatra überzeugt sie auf Initiative von Jack hin, Pat Newcomb, eine gute Freundin von Bobby, als Presseagentin anzustellen. Damit gewinnen die Kennedys die Kontrolle darüber, was Marilyn macht und was an die Presse geht. Die Brüder wissen allerdings nicht, dass Marilyn alles Wichtige, was sie von ihnen erfährt, in ihrem Tagebuch notiert, und dass ihr Therapeut Greenson sie als Informationsquelle für die Komintern missbraucht.

Die Schauspielerin wird von beiden Seiten kontrolliert und ausgenützt. Greenson setzt bei Marilyn durch, dass sie ihren Masseur Ralph Roberts entlässt und die Psychiatrieschwester Eunice Murray als Haushälterin einstellt, womit Greenson eine starke Kontrolle über sie erhält. Eunice war die Frau von John Murray, der in Mexico für die Komintern arbeitete. Entgegen aller psychoanalytischen Regeln baut Greenson eine persönliche Beziehung zu Marilyn auf. Sie wird ein Bestandteil seiner Familie und befreundet sich mit seiner Tochter und seinem Sohn.

Greenson schaltet sich in ihre Karriere ein, indem er sie überredet, im Film „Something’s got to give“ zu spielen. Er wird faktisch ihr Filmagent und zieht im Hintergrund die Fäden mit der Fox, indem er durchsetzt, dass Henry Weinstein den Produzenten David Brown ersetzt. Kurz danach wird auch Robert Goldstein durch Peter Levathes ersetzt, ernannt von Milton Gould, John Loeb und Samuel Rosenman, die alle drei mit den Kennedys assoziiert sind.
Greenson dominiert Marilyns Leben je länger je mehr in allen Bereichen und stellt sich gegen viele ihrer Männerbeziehungen, wobei er natürlich nichts gegen die Beziehungen zu den beiden Kennedys einzuwenden hat. Nachdem Sinatra sie fallenliess und überraschend seine Verlobung mit Juliet Prowse bekanntgibt, konzentriert sie sich vermehrt auf den Präsidenten und den Justiminister.

Quellen: Wolfe: 359-390, Summers (1993): 297f, Brown/Barham: 285, Gregory/Speriglio: 220-225, Best: 15, Carey/Olgiatti, Lewens/Wall.
September 1961 US-Geheimdienste

Allen Dulles, Charles Cabell und Richard Bissell werden wegen dem Scheitern der Schweinebuchtinvasion aus der CIA entlassen.
Richard Helms und der neue CIA-Direktor John A. McCone, ein reicher Geschäftsmann, ersetzen sie.
McCone arbeitete im Stahl- und Ölraffineriesektor und war Präsident der California Shipbuilding Corporation, die 1944 angeklagt wurde, bei einer Investition von $600’000 Profite von $44 Mio. aus Regierungsaufträgen herausgezogen zu haben. Die „Calship“ gehört Henry J. Kaiser, einem Partner von Howard Hughes. Nach dem Krieg hatte McCone Aktien im Wert von $1 Mio. bei der Standard Oil of California Rockefellers und arbeitete unter anderem für das Verteidigungsministerium und die Atomenergiekommission.
Mit der Ernennung McCones, der sich an der Kampagne für Eisenhower beteiligte, will Kennedy einen Aussenstehenden an die Spitze setzen und das rechte Spektrum beruhigen. Charles Cabell, der Kennedy als Verräter bezeichnet, wechselt ins Pentagon, arbeitet bei der CIA-Front Air America und mit Robert Maheu in dessen Detektivbüro, das für Hughes und die CIA tätig ist.

Mit Howard Hughes verhängt sind auch E. Howard Hunt, G. Gordon Liddy, Richard Nixon, J. Edgar Hoover und James Jesus Angleton.
Robert Kennedy betreibt geheime Untersuchungen über die Verbindung von Hughes und Nixon. 1959 wurden die ersten der bestellten Boing für die TWA geliefert, und Hughes konnte das Problem der Finanzierung nicht länger aufschieben. Da die TWA 1956 $2,3 Mio, 1957 $1,5 Mio.und 1958 $1,7 Mio. Verluste schrieb, bekam er keine weiteren Kredite, insbesondere weil er seine absolute Kontrolle nicht aufgeben wollte. Im März 1960 verhinderte er aus dem gleichen Grund einen Kredit über $265 Mio, den TWA-Präsident Charles Thomas arrangierte.
Um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, verkaufte er sechs seiner neuen Boing 707 an die Pan Am.

Im folgenden Streit verklagt ihn die TWA-Spitze wegen Missmanagement über $483 Mio, und Hughes wird verklagt, mit seinen Deals zwischen Hughes Aircraft und TWA das Antitrustgesetz verletzt zu haben. Der drogensüchtige und abgemagerte Milliardär, der 56 Anwälte beschäftigt, weigert sich, vor einem Gericht zu erscheinen, weshalb die TWA Frederick Furth und ein Team unter dem ehemaligen FBI-Agenten Alfred E. Lecky auf seine Spurensuche schickt. Maheu und Chouinard finden einen Schauspieler, der arbeitslos ist, weil er Hughes stark gleicht, mit dem die Detektive verwirrt werden können. Robert Kennedy verunmöglicht den TWA-Verkauf für $546 Mio. wegen den Anti-Trust-Klagen und entlarvt die bei der Bank of America als Sicherheit hinterlegten Landanleihen im Wert von $73 Mio. als Fälschungen.

JFK verlangt in einer geheimen Weisung an die Vereinten Stabschefs, einen neuen Invasionsplan für Kuba auszuarbeiten. Nach dem Fiasko der Schweinebucht bewilligt JFK am 4.11.61 das Programm TASK FORCE W. unter Leitung von General Edward Lansdale, ein stark erweitertes Programm gegen Castro.

Verteidigungsminister Robert McNamara gründet aufgrund des Versagens der CIA in der Schweinebucht den neuen militärischen Nachrichtendienst Defense Intelligence Agency, der die militärischen Geheimdienste koordinieren soll. Trotz einem Stab von mindestens 14’000 CIA-Mitarbeitern gibt es immer wieder Pannen. Viele der Fehlinformationen der CIA sind aber bewusste Täuschungen, um beispielsweise mit der Behauptung, die UdSSR besässe 175 Divisionen, die Rüstungsausgaben zu legitimieren.
Aber in Gehlens Organisation, der diese Zahl lieferte, wird der ehemalige SS-Mann Heinz Felfe enttarnt, der der UdSSR über zehn Jahre lang Informationen weitergab.

Neben den regulären Agenten verfügt die CIA 1961 über 605 Tarneinheiten in den Streitkräften oder der Militärverwaltung. Allein die Air America, die den geheimen Krieg in Laos führt, setzt 8000 Mann ein, die über die Agency for International Development finanziert werden. Daneben unterhält die CIA die Fluggesellschaften Air Asia, Civil Air Transport, Intermountain Aviation und Southern Air Transport. Dazu kommen private Tarnfirmen wie die Pacific Corporation oder Double-Check Corporation, deren Hauptaufgabe die Durchführung geheimer Operationen ist.

Bei der National Security Agency arbeiten etwa 24’000 Agenten in der Zentrale in Fort Meade, Maryland, und etwa 8000 Mann im Ausland. Die Luftwaffe (Air Force Intelligence und National Reconnaissance Office) beschäftigt 56’000, das Heer (Army Intelligence) 35’000 und die Marine (Office of Naval Intelligence) 15’000 Mann im Nachrichtendienst. Dazu kommt das Personal des Bureau of Intelligence and Research des Aussenministeriums, der Nachrichtendienst der Atomenergiebehörde und das Federal Bureau of Narcotics/Drug Enforcement Agency, die ebenfalls politischen Nachrichtendienst betreibt und die United States Information Agency. Insgesamt kann man von etwa 200’000 Personen in den Auslandgeheimdiensten der USA und etwa 750’000 Informanten ausgehen, wobei die Sowjetunion über ähnliche Personalbestände verfügt.

Die Zahl der FBI-Agenten liegt 1972 offiziell bei 8900 Agenten, nach anderen Quellen bei 20’000, unbekannt ist die Anzahl der Informanten und Spitzel. Im Inland tätig ist auch der Secret Service des Finanzministeriums, das Alcohol, Tobacco, and Firearms, das Defense Investigative Service und das Defense Security Agency des Pentagons, das Defense Industrial Security Command, die Geheimpolizei, die Law Enforcement Intelligence Unit oder die Special Services Staff. Kenner schätzen die Zahl der US-Geheimdienstorganisationen auf 24.

Eine parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste findet faktisch nicht statt, auch nicht über die Finanzen, da mindestens 80% der offiziellen Mittel im Rüstungs-, Entwicklungshilfe-, Flüchtlingshilfe- und Forschungsetat versteckt sind, und Gewinne aus Tarnfirmen und ihren Beteiligungen, aus Drogen- und Waffenhandel sowie aus Devisen-und Börsenspekulationen laufen über Geheimkonten.

Die meisten Waffenhändler und Waffenhandelsgesellschaften sind von Regierungen abhängig und verfolgen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Ziele. Beispielsweise wird die International Armament Corporation, die als grösster „privater“ Waffenhändler gilt, von den Geheimdiensten betrieben. Sie liefert Waffen, wenn die Regierung es nicht offen kann oder will, beispielsweise an die exilkubanischen Söldner oder die Portugiesen für ihre Kolonialkriege in Angola, Mozambique oder Guinea-Bissau. Im Fall Katangas wurden die Waffen an Moise Kapenda Tshombé zum Sturz Lumumbas über die Agency for International Development finanziert. Die Geheimdienste streichen bei den Waffendeals Kommissionen ein.

Ted Szulc schätzt die Aufwendungen der US-Geheimdienste Mitte der 70er Jahre auf $25 Mia. (NSA $11 Mia, CIA $6 Mia, Aussenminierium $5Mia, DIA $3 Mia, und FBI $2 Mia.). Diese Zahlen sind vermutlich realistisch.
Die Kosten der NSA ergeben sich aus der hoch entwickelten Aufklärungstechnik (am 10.8.60 wird der erste Aufklärungssatellit Discover 13 gestartet, und bis 1978 werden insgesamt 1600 Satelliten auf eine Umlaufbahn geschossen) und dem hohen Personalaufwand zur Dekodierung und Auswertung. Die von Truman 1952 gegründete NSA, lange Zeit als „No Such Agency“ kommentiert, unterhält Mitte der 60er Jahre 2000 Abhör-und Messstationen um die Länder des Warschauer Paktes und in Asien, und in Europa fangen 50’000 US-Soldaten den Funkverkehr und die Radarsignale ab. Das Aussenministerium unterhält geheimdienstliche Abteilungen in den Botschaften und Konsulaten, in denen neben den 3300 Diplomaten offiziell 1100 Agenten arbeiten. Dazu kommen die Militärattachés des Verteidigungsministeriums.

Nachrichtenauswertung wird im grossen Stil betrieben. Die CIA führt Akten über ungefähr 7 Mio. Personen, fast alle davon im Ausland.1968 wertet die CIA monatlich 200’000 Druckerzeugnisse aus, und allein für die Auswertung sowjetischer wissenschaftlicher Literatur werden $100 Mio. jährlich ausgegeben. Jede einzelne Radiomeldung auf der ganzen Welt wird aufgefangen und ausgewertet.
Viel Geld braucht die CIA auch zur Bezahlung ihrer Vertrauensleute wie den Dalai Lama, Syngman Rhee, Tschiang Kai-schek, Mobutu, Diem, Forbes Burnham, Eduardo Frei, Willy Brandt, den Präsidenten Nardone und den Geheimdienstchef Otero in Uruguay, den zweimaligen Präsidenten José Figueres von Costa Rica, den die CIA 1953 zu stürzen versucht und 1958 stürzt, die mexikanischen Präsidenten Adolfo Lopez Mateos, Gustavo Diaz Ordaz, Luis Echeverria Alvarez, den kolumbischen Staatspräsident Alfonso Lopez Michelsen und Mitglieder der israelischen Regierung.

Kenias Präsident Kenyatta erhält $100’000 pro Jahr, Zyperns Präsident und Erzbischof Makarios und Premier Bischof Muzorewa von Simbabwe-Rhodesien je $1 Mio, König Hussein von Jordanien sogar $2 Mio. Millionenbeträge kassieren auch Diktatoren wie Nguyen Van Thieu und Lon Nol.
Manche wie der philippinische Präsident Magsaysay, Papadopoulos in Griechenland, Idi Amin in Uganda oder Joaquin Balaguer in der Dominikanischen Republik kommen erst mithilfe der CIA an die Macht. Idi Amins Armee wird von israelischen Geheimdientleuten beraten. Für die Staatschefs von Südvietnam, Südkorea, Indonesien nach Sukarno, Somalia, Nicaragua, Ecuador und den Kaiser von Äthiopien baut die CIA Leibwachen auf, die die Staatschefs überwachen, beeinflussen oder notfalls auch stürzen, wie José Velasco Ibarra von Ecuador im November 1961. Auch Parteien wie die australischen bürgerlichen Parteien, die belgische Sozialdemokratische Partei, die SPD, die Sozialistische Partei Portugals (während der Krise 1975 mit monatlich bis zu $20 Mio.) werden von der CIA finanziert.

Quellen: Weberman (1): 28, Schulz: 71-74,126-136,150-165,170, Höfling: 258-262, Freyermuth: 38f, Schröder, Groden/Livingstone: 314f, CIA-Info: 2,13f, Brandt, Millegan: 7f, Best:51ff, Konkret 8/1964, Ranelagh/Treharne: 1, Hamilton-Paterson (1971): 151, Roth/Isecke, Brown/Broeske: 323-331, Glaser (1971a).

Oktober 1961 Sturz von Cheddi Jagan top

Am 25.10.61 hält JFK ein Meeting mit dem Premierminister Cheddi Jagan von Britisch-Guyana, dessen sozialistische People’s Progressive Party einen Monat zuvor an die Macht gekommen ist. Jagan bittet um Unterstützung für sein Land, dessen Unabhängigkeit von Grossbritannien bevorsteht. Jagans Fehler besteht darin, dass er sich als überzeugter Sozialist für die staatliche Wirtschaftsplanung ausspricht. JFK antwortet ihm, die USA hätten schon oft Länder mit geringen persönlichen Freiheiten wie Jugoslawien unterstützt.
Solange er die nationale Unabhängigkeit bewahre, spiele es keine Rolle, ob er Sozialist, Kapitalist, Pragmatiker oder was auch immer sei.
In der direkt anschliessenden Geheimsitzung ordnet Kennedy seinen Sturz an. Die CIA baut die Opposition auf, finanziert Medienkampagnen und organisiert über die AIFLD Streiks und Unruhen zwischen Schwarzen und Ostindern. Im Februar 1962 brennt die Innenstadt von Georgetown und es gibt 100 Tote. Im Juli 1963 marschieren britische Truppen ein und Jagan wird entmachtet. Die 1964 gebildete Koalition unter Forbes Burnham regiert das 1966 die Unabhängigkeit erlangende Guyana mit autoritären Methoden. 1997 wird die 77jährige Wttwe und gebürtige US-Amerikanerin Janet Jagan zur Präsidentin gewählt.

Quellen: Epstein: 23, Meurice, Pons, Hartmann (1993a): 24, Hersh: 265-276, Schulz: 157,328, CIA-Info: 14, Pletschinger/Bredenbrock.
Oktober 1961 Rassenprobleme

William Hugh Morris, „Imperial Wizard“ und „Emperor“ des Ku-Klux-Klan, verkündet an einer Clanversammlung, dass die Rassenprobleme der Südstaaten nur durch die Ermordung von Martin Luther King gelöst werden könnten. Seit der Anführung des Busboykotts in Montgomery 1955, während dem King verhaftet, mit Morddrohungen eingedeckt und sein Haus mit einer Bombe in die Luft gesprengt wurde, ist der Präsident der Southern Christian Leadership Conference der unumstrittene Führer der Bewegung für die Gleichstellung der ‚Rassen’. Während einer Buchsignatur attackierte eine Schwarze den Prediger mit einem Messer, und King überlebte nur durch Zufall.

John Kennedy weiss relativ wenig über das Rassenproblem, und ihn interessieren die Schwarzen nur als Wähler. Deren Stimmen sicherte er sich im Wahlkampf mit Angriffen auf Eisenhowers Rassenpolitik, obwohl gerade zwei Gesetzesänderungen im Kongress traktandiert waren. Da Kennedy seit seinem Amtsantritt nichts in Gang setzte, starteten King und 12 weitere Freedom Riders im Mai zu einer Reise von Washington nach New Orleans, um die Einschränkungen der öffentlichen Einrichtungen für Schwarze publikumswirksam zu demonstrieren. Bis Ende Mai füllten die Riders 2 Busse, die auf ihrer Reise angegriffen wurden. Selbst wenn die schwarzen Aktivisten verprügelt wurden, schauten FBI-Agenten und Polizisten oft nur zu.

RFK entsandte deshalb mehrere Hundert Soldaten, um sie zu schützen. Am 23. Mai wurden alle Schwarzen in Jackson, Mississippi, verhaftet, weil sie Toiletten für Weisse benutzt hatten. Die Bürgerrechtsbewegung startete daraufhin weitere ähnliche Aktionen, auf die JFK dann mit einem Gesetz reagierte, das die Segregation in öffentlichen Transportmitteln aufhob.

Das erste Mal werden Schwarze für wichtige Regierungsstellen angestellt, was zu heftigen Reaktionen von rassistischen Organisationen und weiteren Ausschreitungen führt. Carlos Marcello ist ein begeisteter Anhänger des Ku-Klux-Klan und unterstützt grosszügig bürgerrechtsfeindliche Organisationen.

Quellen: Davis (1988): 109f, Callahan: 138ff, Giefer.

Dezember 1961 Kennedys Konfrontationspolitik

Joe Kennedy erleidet am 18.12. einen Schlaganfall und verliert damit die Kontrolle über seine Söhne. Joe hört, sieht und versteht zwar noch, kann aber wegen der Lähmung der rechten Seite weder sprechen noch schreiben. Am 9.11. hörte das FBI Sam Giancana ab, als er sich beklagte, dass die Mafia trotz der Wahlkampf-Unterstützung verfolgt werde. Hoover gab den Bericht an Bobby weiter, der vermutlich erst jetzt über den Vertrag seines Vaters mit Giancana erfuhr. John Davis vermutet, dass dieser Konflikt mit Bobby und der sich abzeichnende Machtkampf mit Giancana, der am 21.12. mit ähnlichen Aussagen abgehört wird, zum Schlaganfall des Vaters führte.

Der Kongressabgeordnete Bill Cramer plante ein Impeachmentverfahren gegen Vizepräsident Lyndon B. Johnson wegen dessen Beziehung zu Billie Sol Estes, nachdem eine Wochenzeitung von Texas behauptete, Johnson habe Estes $5 Mio. geliehen. Estes manipulierte die Unterstützungsprogramme der Regierung für die Farmer, wobei er Millionen abzweigte.
Der Untersuchungsbeamte des Landwirtschaftsministeriums Henry Marshall, der sich besonders für die Freundschaft von Estes mit Johnson interessierte, wurde am 3.6.61 eliminiert.
Vermutlich hat Malcolm Wallace, der 1951 bereits John Douglas Kiner umbrachte und bei LTV von David Harold Byrd arbeitet, Marshall ermordet.
CBS veröffentlichte, dass Johnson in einem Militärflugzeug zu einem Geheimtreffen mit Estes und dessen Anwälten nach Dallas flog, worauf Hoover seine Erpressungsmittel gegen Cramer und die Presse einsetzt und den aufkommenden Skandal verhindern kann. Die Johnson-Fraktion beschuldigt die Kennedys, den Skandal angezettelt zu haben. Mindestens drei weitere Beteiligte in dieser Affäre sterben eines eigentümlichen Todes. 1985 sagt Estes nach Straffreiheitszusicherung, dass Marshall auf Befehl Johnsons ermordet wurde, um einen Skandal zu verhindern.

Richard Nixon plant sein Comeback und wird 1962 gegen Edmund Brown als Gouverneur Californiens antreten, obwohl seine Frau mit Selbstmord drohte, sollte er wieder in die Politik einsteigen.
Für die Kennedys wärmen Dick Tuck und Tom Braden die Hughes-Schmiergelder wieder auf, wogegen H.R. Haldeman, John Ehrlichman, Maurice Stans und Murray Chotiner eine Verleumdungskampagne gegen Brown starten. Dieser gewinnt nach einem schmutzigen Wahlkampf mit Wanzen auf beiden Seiten.
Der depressive Nixon schlägt seiner Frau ein blaues Auge nach seiner Niederlage und kann sie nur mit dem Versprechen, endgültig aus der Politik auszusteigen, von der Scheidung abhalten. Braden wird während Nixons Präsidentschaft Jahr für Jahr von der Steuerbehörde überprüft und befragt.

Quellen: Collier/Horowitz: 357-365, Davis (1984): 339, Kessler (1997), Gregory/Speriglio :233ff, Cran, Summers (2000): 225-232,236f, Brown/Broeske: 363, Theoharis/Cox: 425-427, Marrs: 295, Anson: 321-325.


US-Politik, Geheimdienste und Mafia -1963-Oktober


Quelle: US-Politik
Dieser Teil der Chronik behandelt die Konfrontationspolitik der Kennedys, die Entstehung einer Gegenallianz und die Vorbereitungen zur Ermordung des Präsidenten.

Die zentralen Themen und Personen sind:
Allianz gegen Kennedy, Ölindustrie, Stahlkonzerne, I. Irving Davidson, Attentatsplan, Bahamas und Kuba, Meyer Lansky, Richard Nixon, Angriffe der Exilkubaner, Lee Harvey Oswald und Gerry Hemming und Guy Banister: Spurenfabrikaton, Vorbereitungen in Dallas, Plot gegen Duvalier in Haiti von George DeMohrenschildt und Clemard Joseph Charles, Die Mafia in Bedrängnis, Kennedys Konfrontationskurs: Finanzpolitik, Gleichstellung der Schwarzen, Martin Luther King, Kennedys Aussenpolitik, Atomtestverbot, Aufrüstung, Berlin, Profumo-Skandal, Lateinamerika, Putsch gegen Carlos Arosemena Monroy von Ecuador und weitere Anstrengungen gegen Kuba. ‘Trotskist’ Oswald, Ermordung von Estes Kefauver,Attentatsplanung in Dallas, Doppelgänger, Mafiaenthüllungen, Putschgeschichten: Juan Bosch in der Dominikanische Republik, Fidel Castro auf Kuba und Ramon Villeda Morales in Honduras, Ruby und Oswald, Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis, Bobby-Baker-Skandal und Lyndon Johnson, Robert Kennedy und Ellen Rometsch, Sturz von Ngo Dinh Diem in Vietnam, Navy SEAL, Rückzugspläne. Der Text umfasst ca. 30 Seiten.

Januar 1963 Allianz gegen Kennedy

John Kennedy schlägt zusammen mit seinem Budgetentwurf eine Steuerreform vor, die eine Steuererleichterung für die unteren Einkommensschichten, eine Revision der Kapitalsteuer und die Eliminierung von Steuerprivilegien der Ölindustrie und der Lücken im Steuergesetz vorsieht.

Nachdem der ‚Kennedy Act’ vom 16.10.62 die Unterscheidung zwischen importierten und im Ausland reinvestierten Gewinnen aufhob, fiel die Kapitalrendite der Auslandsinvestitionen der Ölkonzerne bereits von 30% auf 15%. Bisher konnten die amerikanischen Ölfirmen aufgrund der speziellen Ölförderrechte bis zu 27,5% ihrer Gewinne von den Steuern abziehen.
Der Vorschlag ist eine Konfrontation mit dem Big Business, allen voran den Ölbaronen, die geschätzte $300 Mio. mehr Steuern zahlen müssten. Bedford Wynne spendet der Demokratischen Partei im Januar 1963 $500’000, offenbar um den Skandal seines Freundes Bobby Baker zu unterdrücken, worauf Murchisons Sohn John in einem Gespräch mit JFK die Fortführung der privilegierten Ölförderrechte gewährt werden. Wynne investierte in Geschäfte mit Bobby Baker, I. Irving Davidson, Allen Dorfman und Thomas Webb und versucht zusammen mit Clint Murchison und Gordon McLendon zu verhindern, dass Jimmy Hoffa ins Gefängnis muss.

Die texanischen Ölmagnaten, deren Steuerprivilegien bedroht sind, unterstützen die Anti-Kennedy-Koalition aktiv.
Sie verfügen über die von ihnen kontrollierten Medien, ihre Lobbyisten und den Zahlungen enormen Einfluss auf Politik und Justiz. Nelson Bunker und H. Lamar Hunt beispielsweise unterstützen die John Birch Society und die Minutemen, finanzieren das Facts Forum (später Life Line), eine Radiosendung, die täglich über 409 Stationen gesendet wird, bezahlten Joseph McCarthy, Roy Cohn, den Sprecher des Repräsentantenhauses Sam Rayburn und Lyndon B. Johnson, haben enge Verbindungen zu Militärs (General George C. Kenney, General Albert Wedemeyer, Admiral James Van Fleet, General Edwin A. Walker) und zum FBI.
J. Edgar Hoover ist ein Pokerfreund von Hunt, der eine direkte Telefonleitung zu Hoover hat. 1955 orderte der FBI-Chef den Agenten Paul Rothermel zum Schutz Hunts ab. Der frühere FBI-Agent Booth Mooney ist Hunts Verbindungsmann zu Präsident Johnson und schreibt etwa die Hälfte von Hunts rechtsextremen Radiosendungen Lifeline. Hunt iniziierte und finanziert einen eigenen Geheimdienst, den Foreign Intelligence Digest. Beteiligt daran sind unter anderem General Willoughby, Frank Capell, Billy James Hargis, José Ignacio Rasco, Austin J. App, Raymond de Jaegher und Philip J. Corso. Der FID steht in Kontakt zur Gehlen-Organisation, die trotz ihrer technischen Nationalisierung als BND ein unabhängiges Netzwerk bleibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen solche Netzwerke zunehmend an Bedeutung und waren in fast alle Skandale verwickelt. Die H.L.H. Productions Inc. diente zur Finanzierung verdeckter Operationen, auch zusammen mit der Mafia. Hunt steht in Verbindung mit Frank Erickson, Ray Ryan, Frank Costello, Carlos Marcello und Joe Civello.

Bereits im Mai 1962 benutzte Kennedy sein Amt, um die grossen Stahlkonzerne dazu zu bringen, ihre angekündeten Preissteigerungen rückgängig zu machen, indem das Verteidigungsministerium Stahl bei einer kleinen Firma bestellte, die die Preise nicht erhöht hatten.
In einem Interview bezichtigte JFK die Firmenleiter der unverantwortbaren Gewinnsucht, was in der Geschäftswelt heftige Reaktionen auslöste. Die hauptbetroffene United States Steel Corporation (Anm.: Teil des Rothschild/Rockefeller-Portfolios) produziert nicht nur 25% des Stahls der USA, sondern auch Zement, Fertighäuser, Waffen und (Atom-)Rüstungsanlagen und betreibt Minen, Eisenbahnen, Hafenanlagen und Handelschiffe.
Die 18 Direktoren sind mit Managements von 85 weiteren Gesellschaften (davon 20 Banken und Finanzinstitute, 10 Versicherungsgesellschaften und 54 Industrie- und Handelskonzerne) verbunden. Die Kennedys versuchen, die widerspenstigen Firmen mit Antitrustklagen einzuschüchtern. Das Justizministerium gewinnt 1963 45 von 46 Prozessen gegen grosse Konzerne, aber viele Manager und Firmeninhaber stellen sich nun gegen die Kennedys.

Kennedys Steuerreform bedroht auch den steuerfreien Status der Schifffahrt: Reeder unter ausländischer Flagge wie Aristoteles Onassis oder die Liberian Services müssten bei der auf den 25.11.63 geplanten Änderung des National Labor Relations Board-Status Millionen an bezahlen.
Die gesamte Schifffahrt von Liberia wird von der Liberian Services, Inc. (LSI) kontrolliert, einer CIA-Front.
Die US-Kontrolle über das afrikanische Land sicherte Roosevelts und Trumans Aussenminister Edward R. Stetteninus. Vor dem II. Weltkrieg, als die USA in Liberia Stützpunkte für Wasserflugzeuge aufbauten, war Stetteninus Präsident der U.S.Steel. Sein Vater, der für J.P. Morgan arbeitete, war im 1. Weltkrieg der Chef des Federal Lend-Lease-Programms. Edward R. Stetteninus schuf die grösste Handelsbank der Welt, die International Bank of Washington. Nach dem Krieg setzte er sich für die Gründung der Vereinten Nationen ein und war der erste amerikanische UN-Botschafter. Er kaufte dem liberischen Diktator faktisch alle Rechte ab: die Rechte für die Kautschuk- und Minenindustrie, für die Schifffahrt und selbst für die Flagge.

I. Irving Davidson verkörpert mit seinen Beziehungen die Gegenallianz zu den Kennedys. Bis 1963 entwickelt sich diese Gegnerschaft zu einem Krieg zwischen der Kennedy- und der Johnson-Fraktion, der an verschiedenen Fronten geführt wird.
Wichtig ist zu verstehen, wie einzelne Exponenten der Ölmultis, der Waffenindustrie, der Hochfinanz, der Militärs, der Mafia, der Polizei, der Exilkubaner und der verschiedenen Geheimdienste zusammen funktionieren.
Unter der institutionellen und pseudodemokratischen Oberfläche liegen langbestehende Beziehungen und konvergierende Interessen der Beteiligten, deren Rekonstruktion zentral für das Verständnis der Ereignisse ist. Um Situationen und historische Prozesse nachvollziehen zu können, muss man den fiktiven Charakter von Institutionen, Organisationen und Staaten durchschauen und diese aus der handlungstheoretischen Perspektive der Akteure interpretieren. Die Ontologisierung sozialer Konstruktionen erlaubt zwar eine Vereinfachung der Komplexität historischer Ereignisse, führt aber zugleich zu einer Ideologisierung dieser kollektiven Orientierungsinhalte.

Quellen: Groden/Livingstone: 306ff,416, Hersh: 345-352, Engberg: 2, Hamilton-Paterson (2000): 44, Horowitz: 339-341, Marrs: 275f, Scott (1993): 226f,305, Tarpley/Chaitkin: 136,177ff, Pepper, Dankbaar.
Februar 1963 Attentatsplan

Chicago-Boss Sam Giancana gerät innerhalb der Mafia unter Druck, da er Kennedy an die Macht hievte.
Santos Trafficante und Jimmy Hoffa wollen den Justizminister Robert Kennedy umbringen lassen, aber Carlos Marcello besteht auf der Eliminierung des Präsidenten. Am 31.10.62 wurde der Deportationsbefehls gegen Marcello bestätigt und Marcello drängt auf Taten. Giancana muss eingestehen, dass er sich bei den Kennedys verschätzt hat, und Marcello setzt sich mit seiner Forderung durch. Frank Ragano, Anwalt von Trafficante und Hoffa und Freund Marcellos bestätigt später, dass die Attentatsplanung im Februar 1963 bereits am Laufen ist. Die Attentatsvorbereitungen dauern mehrere Monate, da zunächst einmal Pläne für Mordanschläge in Miami, Los Angeles, Chicago und Dallas ausgearbeitet werden.

FBI-Direktor Hoover verstärkt, nachdem RFK ihn wegen Untätigkeit gerügt hat, die Überwachung Marcellos. Zuständig dafür ist FBI-Agent Regis Kennedy, der während Jahren berichtete, Marcello sei ein einfacher Tomatenhändler, wofür er von Marcello bezahlt wird. Trotz der Anweisung zur erhöhten Anstrengung schafft es das lokale FBI nicht, in New Orleans und Dallas weiterzukommen. Dabei hat Marcellos Imperium einen geschätzten Wert von $1,6 Mia. Die New Orleans Crime Commission schätzt, dass 1963 Gewinne von $500 Mio. aus dem Spielgeschäft, $100 Mio. von Bars und Saloons, $8 Mio. durch Einbrüche und Hold-ups, $6 Mio. aus der Prostitution und $400 Mio. aus Geldwasch-Investitionen im Transportwesen, in Finanzgeschäften und Liegenschaften herausspringen.

Quellen: Callahan: 138-140, Davis (1988): 120-125.
April 1963 Von Kuba auf den Bahamas und zurück

Nach dem definitiven Ende der Casinos auf Kuba trommelte Meyer Lansky 1962 Charles Tourine, Michael Coppola, Dino Cellini, Max Courtney und Frank Ritter im Fontainebleau Hotel in Miami zusammen, um die Spielgeschäfte auf die Bahamas zu verlegen. Dazu schmierte Lansky den Chef des Entwicklungsbüros, Sir Stafford Sands, mit ungefähr $2 Mio.
Dan „Dusty“ Peters fliegt zwei Mal wöchentlich von den Bahamas nach Miami und bringt je um die $300’000 der beiden Casinos auf das Festland. Lanskys Verbündete Wallace Groves und Lou Chesler sind mit der Resort International von James Crosby auf Paradise Island assoziiert, dessen Bruder Peter Crosby ein Betrüger mit Kontakten zu Mafia-Aktienschwindler Louis Mastriana und John Lombardozzi ist. Bebe Rebozo konsultiert beim Handel mit gestohlenenen Aktien Peter Crosby, Mastriana und Donald Nixon. Der erste Casinodirektor auf Paradise ist Eddie Cellini, der schon in Kuba in zwei Casinos für Lansky arbeitete.

Crosby arbeitete an Werbeaktionen für Richard Nixons Präsidentschaftskampagne 1960 mit, Chesler befand sich im Wahlkampftross. Crosby und der Cellini-Mann Sy Alter, der Politiker und Richter schmierte, um einer Verurteilung wegen Verletzung des Alkoholgesetzes zu entgehen, finanzieren Nixon 1968. Nixon und Rebozo waren an den Verhandlungen zur Erteilung der Casinolizenz auf Paradise Island beteiligt, über das Gelder für Nixons Kampagne und Tasche gewaschen werden. Den beiden gehört, zusammen mit George Smathers, die Brücke zur Insel, die nach dem heutigen Wert $5 Mio. abwirft, wobei die Gewinne bei der Zürcher Cosmos Bank, die Niederlassungen in New York und auf den Bahamas hat, deponiert werden. Auch die UBS-Tochter Cantrade führt ein Konto von Nixon, der öffentlich behauptet, nie mit ausländischen Banken zu tun gehabt zu haben, aber in den 80er Jahren jedes Jahr nach Zürich reist.
Auch andere Leute aus diesem Umfeld wie Richard Pistell, der den Kauf von Paradise Island durch Robert Vesco Anfang der 70er Jahre organisiert, tragen zur Wahl Nixons zum Präsidenten bei. Um sein Comeback vorzubereiten, wird Nixon ein Job bei einer Anwaltsfirma (Nixon, Mudge, Rose, Guthrie and Alexander) organisiert, die sich auf Steuerhinterziehung und Vermögensverwaltung spezialisierte. Zu den Kunden zählen Don Kendall, Bob Abplanalp, Stavros Niarchos, Arnholdt Smith und Ngo Dinh Diem. Für $135’000 kauft sich Nixon eine Wohnung in New York neben Nelson Rockefeller. 1972 entdeckt IRS-Informant Norman Caspar auf der Kundenliste der Castle Bank auf den Bahamas, dass Nixon seit den 50er Jahren ein Konto bei der CIA-/Mafia-Geldwaschanlage auf seinen eigenen Namen führt. Als IRS-Agent Richard Jaffe die Liste anfordert, fehlt der Name des Präsidenten, und da IRS-Kommissar Donald Alexander, dessen Name selbst auf einem Index der Castle erscheint, von Nixon ernannt wurde, stoppt die Untersuchung. Vor einem Ausschuss vermutet Caspar plötzlich, jemand, der zu viele Martinis getrunken habe, könnte Nixons Namen auf diese Liste gesetzt haben.

Jerry Buchanan schliesst sich der Aktion von Zacarias Acosta, dem Leiter der Exilkubanergruppe „Los Pinos Nuevos“, an, die mit dem Boot Violynn III einen sowjetischen Frachter angreifen wollen. Richard Lauchli lieferte der Gruppe Los Pinos Nuevos das nötige Dynamit dazu. Alex Rorke, William Johnson, George Smathers und Frank Sturgis waren an der Planung dieses Attentats, das parallel zu einem Bombenangriff mit einem Beechcraft-Flugzeug stattfinden soll, mitbeteiligt. In den Bahamas wird das mit Waffen vollbeladene Boot von den Briten gestoppt, die es mit den sechzehn Personen am 1.4. in Nassau der United States Coast Guard übergeben.

Am 26.4. erzählt Alexander Rorke dem Miami Harald, er sei tags zuvor nach Kuba geflogen, um die Nico Lopez Ölraffinerie, die vorher Shell und Esso gehörte, in Havanna zu bombardieren. Laureano Batista von der Christian Democratic Movement, Geoffrey Francis Sullivan und Steve Justin Wilson hätten die selbstgemachten Napalm- und Penilitebomben, nachdem sie sie mit ihren Zigarren angezündet hätten, aus dem Fenster der zweimotorigen Maschine geworfen. Havanna bestätigt den Angriff, der scheiterte, weil die Bomben nicht expodierten. Der Angriff zeigt jedoch, dass die US-Behörden die Exilkubaner nicht kontrollieren und wie leicht die kubanische Flugabwehr zu umgehen ist. Trotz dieser Provokation, die in der gesamten Presse verbreitet wird, und der Kritik Kubas unterbindet das Justizministerium eine Untersuchung des Angriffs.

Am 17.4. gibt Miro Cardona, der Chef des Cuban Revolutionary Council, eine Pressekonferenz, auf der seinen Rücktritt bekannt gibt. In einer Serie von Treffen mit dem Justizminister forderte er vergeblich $50 Millionen für eine erneute Invasion Kubas. Der Protest-Rücktritt Cardonas führt zu einer Spaltung der Exilkubaner und zu Flügelkämpfen. Weil dieser Schritt an die Öffentlichkeit eine Blamage für Kennedy, der immer jeglichen Zusammenhang seiner Regierung mit den Aktivitäten der Exilkubaner bestritt, und eine Form von Erpressung ist, streicht die Kennedy-Regierung die Unterstützung des CRC.

Paulino Sierra trifft sich am 15.5.63 in Miami mit Exilkubanerführer aller politischen Richtungen, um die Koordination der einzelnen Gruppen und eine gemeinsame militärische Invasion zu organisieren. Pedro Diaz Lanz, Carlos Rodriguez Quesada und Felipe Vidal Santiago sind an diesem Treffen eingeladen. Vidal kennt CIA-Offizier William Bishop, der Vorkenntnisse über das Kennedy-Attentat besitzt. Carlos Rodriguez Quesada ist der Leiter der „Bewegung 30.November“, von der sich im Mai 1962 die „Revolutionäre Bewegung 30.November“ abspaltete. Quesadas Gruppe kooperiert 1963 mit der „Junta Del Gobierno de Cuba en Exilio“ von Sierra, beispielsweise bei der Entführung von kubanischen Fischerbooten im Februar, an der Roy Hargraves beteiligt war.

Sierra behauptet, er vertrete ein Gruppe reicher Geschäftsleute von Chicago, zu denen William Trull gehöre, die zusammen mit der United Fruit und der Standard Oil $30 Mio. aufwerfen würden für die Beseitigung Castros, egal ob dies mit oder ohne Unterstützung der Regierung geschehe. Bis im Juli gelingt es ihm, eine mächtige Koalition auf die Beine zu stellen, die Carlos Prio Socarras als Präsidenten und Sierra selbst als Aussenminister einer neuen kubanischen Regierung vorsieht. Im August wendet sich Sierrra an Richard Lauchli und die Hemming-Mitarbeiter Steve Justin Wilson, Denis Linns Harber und Joe Garman, um Waffen zu beschaffen. Im Sepember verkündet Prio seine Kollaboration mit Sierras Allianz, womit der von den Kennedys favorisierte Manuel Artime isoliert wird. Bereits im Oktober beginnen Probleme bei Waffenkäufen, mit den Behörden und bei der Frage der Kooperation mit linken Exilkubanern das Funkionieren dieser Koalition zu bedrohen.

Loran Hall und Gerry Hemming sind im Mai in Dallas, um Geld für Waffen und Trainingscamps der Exilkubaner aufzutreiben. Hemming ist im Juni in einen Waffendiebstahl verwickelt, wobei der beraubte Waffenhändler Mike Marino die Waffen zurückerhält und dafür von der US-Zollbehörde verhaftet wird.

Quellen: Weberman (7): 22-25, (10):26-28,66-69, (11): 29, Best: 38, Collier/Horowitz: 379f, Russell: 5, Summers (2000): 240-245,252-259,510ff.
April 1963 Lee Harvey Oswald

An einer Party im Februar stellte George DeMohrenschildt seinen Freund Lee Harvey Oswald dem Faschisten Volkmar Schmidt vor, wonach dieser unbedingt wollte, dass Oswald auch Michael Paine kennenlernt.
Schmidt führte mit Wilhelm Kuetumeyer Versuche an Psychiatriepatienten durch, war am Plot „20. Juli“ dabei und arbeitet nach seiner Flucht in die USA bei Ölfirma Magnolia. DeMohrenschildt schenkte Oswald Hitlers „Mein Kampf“, das dieser angeblich während seiner Marinezeit bereits gelesen hatte. An der Party waren noch andere Magnolia-Mitarbeiter mit Kontakten zur CIA anwesend. Oswald machte Bekanntschaft mit Everett Glover, dem Sohn des Direktors von Radio Free Europe, und mit dem Admiral der Naval Intelligence H. E. Bruton.

Am 12. März bestellte Oswald als A. J. Hidell bei Klein’s Sporting Goods Company in Chicago das Mannlicher-Carcano Gewehr und wurde daraufhin damit und dem 38-Smith & Wesson Revolver von George Rose and Company auf Schiessplätzen gesehen. Gerry Hemming besass ebenfalls zwei Mannlicher-Carcano Gewehre, die er 1962 einem Saul Sagué gab, von dem Hugh C. McDonald behauptet, er sei einer der Mörder Kennedys. Ein Mario Tauler Sague war im Sommer 1960 zusammen mit Armando Cubria Ramos an einem CIA-Attentatsversuch gegen Castro beteiligt. CIA-Agent Robert D. Morrow, der mit Gerry Hemming und Mario Kohly zusammenarbeitet, behauptet, er hätte David Ferrie vor dem Kennedy-Attentat zwei Mannlicher Gewehre verkauft.

Marina Oswald schrieb der russischen Botschaft am 27.2.63, dass sie in die Sowjetunion zurückkehren möchte, ohne ihren Mann. Oswald schlägt seine Frau, weil sie mit anderen Männern schläft. Sie zieht am 24.4.63 mit dem Kind zu Michaels Frau Ruth Paine, die eine aktive „Betreuungsaufgabe“ übernimmt. Ruth Paines Vater, William Avery Hyde, ist ein Geschäftspartner von DeMohrenschildt und an Kommunisteninfiltrationen beteiligt. Er arbeitet hauptsächlich für eine Versicherungsgesellschaft und die CIA dominierte Agency for International Development. Ruth Paine ist eine Quäkerin und beim Friends World Committee beteiligt, das Austauschstudenten, von denen etwa 25% CIA-Agenten sind, in die UdSSR schickt. Ihre Schwester Sylvia Ludlow Hyde Hoke arbeitet seit 1954 für die CIA und später ebenfalls für die AID. Sie ist befreundet mit Talbot Bielefeldt, Chef der UdSSR-Dokumentationsabteilung der CIA. Ruths Schwager John Lindsey Hoke war in Zusammenhang mit der International Cooperation Administration, der Vorläuferorganisation der AID, bei der er später ebenfalls arbeitet, im Geheimdienstbereich für die US-Botschaft in Panama tätig.

Ruths Ehemann, Michael Ralph Paine, von dem sie getrennt lebt, aber in häufigem Kontakt steht, arbeitet in der Carswell Air Force Base in Fort Worth in der Bewaffnungs- und Elektronikabteilung, die Unterhaltsarbeiten für B-52-Atombomber ausführen.
Paines Militärgeheimdienstname lautet auf Charles Melvin Coffey. Seine Familie hat Beziehungen zur United Fruit, zu Rockefeller und zur Gibraltar Steamship, die der CIA Schiffe für die Schweinebuchtoperation offerierte.
Paine ist ein Cousin des United Fruit-Direktors Alexander Cochrane Forbes und des United Fruit-Präsidenten Thomas Dudley Cabot.

Vater George Lyman Paine heiratete nach seiner Scheidung die Trotzkistin Frances Drake, wodurch er enge Kontakte zu dieser Szene bekommt und vermutlich als CIA-Informant arbeitet. George Paine war mit der Liebhaberin von Allen Dulles, Mary Bancroft, befreundet. Ruth Forbes war zuvor mit Arthur Young, der mit Dulles in Korrespondenz steht, verheiratet. Young war einer der Mitbegründer der Bell Helicopter, wo der Nazi Walter R. Dornberger Vizepräsident ist. Dornberger war für die Einsätze der V2-Raketen auf London verantwortlich und hätte wegen Massenmord in Nürnberg hängen sollen. 1950 wurde er entgegen den Protesten und Warnungen der Engländer von der Joint Intelligence Objectives Agency in die USA gebracht. Michael Paine arbeitete ebenfalls sieben Jahre für Bell Aircraft.

George DeMohrenschildt zügelt nach einer Überprüfung der Domestic Operations Division der CIA im April und Mai nach Haiti. Die CIA schickt Oswald nach New Orleans, wo er Guy Banister unterstellt sein wird. Am 6.4.63 gibt Oswald seine Stelle in Dallas auf und zieht zu Lilian und Charles Murret. Offiziell verliert er seine Stelle bei Jaggars, Chiles & Stovall am 5.4.63, weil er russische Zeitungen las. Obwohl er laut Warren-Bericht erst Ende April nach New Orleans kommt, wurde er dort schon im März im Gefängnis von einem Beamten der Einwanderungsbehörde interviewt. Marina Oswald kommt mit dem Kind ebenfalls nach New Orleans, als er am 9.5. eine Wohung mietet.

Charles Murret arbeitet als Buchmacher im Glückspielgeschäft der Marcellos unter Sam Saia. Oswalds Mutter Marguerite war jahrelang mit Sam Termine, dem Chauffeur und Leibwächter Marcellos, mit Raoul Sere und mit Clem Sehrt, Anwalt und Geschäftsfreund von Marcello, befreundet. Oswald arbeitete auch als Laufbursche und Kassierer für seinen Onkel.

FBI-Informant Gene Sumner beobachtet während eines Essens im Town & Country-Restaurant, wie Marcello-Mitarbeiter und Restaurantmanager Joseph Poretto Oswald ein Bündel Geldscheine zusteckt. Eugene DeLaparra, Angehöriger des Marine Corps und ebenfalls FBI-Informant, der halbtags in der „Tregles Bar“ vom Lounnor Restaurant arbeitet, hört eine Unterhaltung zwischen Marcellos Geschäftsfreund Bernard Tregle, Norman Le Blanc und David Ferrie, in der es um das Gewehr für die Ermordung Kennedys geht.

Um 21 Uhr des 10.4.63 schiesst Gerry Hemming mit „Oswalds“ Mannlicher-Carcano auf General Edwin Walker, der an seinem Schreibtisch arbeitet. Hemming schiesst absichtlich daneben und Walker bleibt unverletzt. Zur Vorbereitung des vermeintlichen Attentats photographierte Lee Harvey Oswald Walkers Haus, und dessen Adresse und Telephonnummer stehen in Oswalds Adressbuch. Mit diesem vermeintlichen Mordversuch eines konservativen Exponenten wird die Legende von Oswalds Gewalttätigkeit aufgebaut.
Zudem macht Hemming, für dessen INTERPEN Walker Geld auftreibt, den rechtsextremen General zu einem Märtyrer. DeMohrenschildt ‚bestätigt’ nach dem Kennedymord, dass Oswald ihm das Gewehr gezeigt habe, mit dem er auf Walker geschossen habe, und auch Michel und Ruth Paine tragen mit ihren Zeugenaussagen, Oswald habe Walker mit Hitler verglichen und ihn deshalb beseitigen wollen, zur „Beweisführung“ des kommunistischen Gewalttäters bei.

Walker befehligte in Deutschland die 24. Division der U.S.Army und benutzte seine Stellung, um seinen Soldaten faschistische Proagandaliteratur zu verteilen. Angewiesen, dies sofort zu stoppen, quittierte er seinen Dienst und kam 1961 in die USA zurück, um politisch tätig zu werden. Walker wurde einer der Sprecher der ultrarechten John-Birch Society, kandidierte 1962 für das Amt des Gouverneurs von Texas gegen John Connally und begab sich im Februar 1962 zusammen mit dem rechtsextremen Prediger Billy James Hargis auf eine nationale Propagandatournee. Nach der Schweinebuchtmisere stellte die CIA Walker ein, um die Exilkubaner wieder zu bewaffnen und zu trainieren. Walker wurde am 1.10.62 verhaftet, weil er einen Aufstand an der Mississippi-Universität angeführt hatte, um die Immatrikulation des Afroamerikaners James Meredith zu verhindern.
Kennedy schickte 3000 Soldaten zur Niederschlagung des Aufstandes, und Walker wurde auf Initiave von Robert Kennedy von Psychiatern untersucht, als paranoid dignostiziert und in eine geschlossene Abteilung verfrachtet. Robert Morris und Dr. Stubblefield vom Parkland Hospital gelang es schliesslich, Walker wieder frei zu bekommen.
Walkers rechte Hand Robert Allan Surrey ist befreundet mit FBI-Agent James P. Hosty, der Oswald im Herbst beschattet/betreut. Surrey liefert zusätzliche Informationen über das angebliche Attentat Oswalds aud den General und produziert die „Kennedy – Wanted for Treason“-Flugblätter, die entlang der Parade am 22.11.63 von Mitgliedern der JBS verteilt werden. Der Bruder von Walkers Fahrer, Larrie Schmidt, schreibt mit Bernard Weissman das schwarzumrandete „Todes“-Inserat, das am 22.11.63 in der Dallas Morning News erscheint.
Walker kennt Jack Ruby und ist mit Warren Reynolds befreundet, der den Mörder Tippits verfolgt. Augenzeuge Reynolds ist zuerst unfähig, Oswald als den Mörder zu identifizieren, kann es aber, nachdem ihm in den Kopf geschossen wird, was er überlebt, und nachdem er sich mit Walker getroffen hat.
Am 23.11.63 ruft Walker den Herausgeber Gerhard Frey der faschistischen Deutsche National Zeitung an und beschuldigt Oswald, er habe auf ihn geschossen. Frey ist Mitglied der Neonazi-Organisationen Witiko Liga, deren Präsident Walter Becher 1950 in den USA ein Büro eröffnete, über das Kontakte zu Joe McCarthy, Charles Willoughby, Edwin Walker, Robert Morris, Douglas MacArthur und FBI-Agent Dan Smooth laufen. Marina Oswald bestätigt Walkers Geschichte und beschuldigt ihren Mann im Januar 1964 auch, dass er auch Richard Nixon habe umbringen wollen. Sie habe es verhindert, da sie die Badezimmertüre abgeschlossen und ihn drei Stunden eingesperrt habe. Weder die Warren-Kommission noch das FBI können mit dieser Geschichte etwas anfangen. Die Geschichte, die vermutlich von Isaac Don Levine kommt, zielt ebenfalls darauf ab, Oswald als Killer von Politikern des rechten Lagers zu profilieren. Nixon hätte laut Maurice Carlson, dem Präsidenten der Reliance Life and Accident Insurance Company, Ende April angeblich am Southeast Dallas Chamber of Commerce sein sollen. Don Levine ist an der CIA-Aktion zur Expatriierung der Töchter von Alexander Ziger, Oswalds Boss in der Radiofabrik in Minsk, nach Argentinien beteiligt.

Oswald arbeitet vom 9.5. bis 19.7.63 in der Nähe von Banisters Büro im Kaffee-en-gros-Geschäft William B. Reilly Company als Kellerwart. William Reilly finanziert das Crusade to Free Cuba Committee von Arcacha und das Information Council of the Americas von Alton Ochsner und Edward Scannel Butler. Gleichzeitig mit Oswald beginnt dort auch der ehemalige FBI-Agent William I. Monaghan, der vorher bei Standard Fruit gearbeitet hat und Mitglied des INCA ist. Das INCA spielt eine wichtige Rolle bei der Verleumdung Oswalds als „kommunistischem Propagandisten“. Carlos Bringuier, ebenfalls ein Mitglied der INCA, propagiert die „Kommunistenzugehörigkeit“ Oswalds über das Directorio Revolucionario Estudiantil. Butler veröffentlicht zu Beginn der Garrison-Untersuchung die „kommunistischen“ Vernetzungen Oswalds. Monaghan verlässt die Firma ebenfalls, als Oswald gefeuert wird

Daneben ist Oswald für William Guy Banister aktiv. Oswald ist laut Banisters Sekretärin und Liebhaberin Delphine Points Roberts ein Undercoveragent Banisters. Roberts ist wie ihre Ehemänner in rechtesextremen Kreisen aktiv. Oswald arbeitet einerseits als Kommunist getarnter Spitzel/Provokateur für die CIA unter Banister, wofür er $200 pro Monat erhält, und andererseits als FBI-Informant. Seine FBI-Informantennummer lautet S-172 oder S-179. FBI-Agent Warren DeBrueys, der Sergio Arcacha Smith kennt, geht davon aus, dass Oswald ein Undercoveragent für das Cuban Revolutionary Council ist. Im Juli 1963 versucht sich Oswald in ein Trainingslager der Exilkubaner in Lacombe nördlich von New Orleans einzuschmuggeln. Das Trainingslager befindet sich auf einem Grundstück von Mike McLaney, einem ehemaligen Casinobesitzer aus Havanna mit Verbindungen zu Santos Trafficante und Meyer Lansky.

Sieben FBI-Beamte sind in den eineinhalb Jahren bis zu seinem Tod in Kontakt mit Oswald. William Torbitt schliesst daraus, dass Hoover über die FBI-Division Five und die Defense Industrial Security Command hinter der Manipulation Oswalds stecke. Oswald erledigt aber nicht nur Aufträge des FBI, sondern auch der bundesstaatlichen Social Security, des Secret Service und der Alcohol, Tobacco, and Firearms-Einheit der U.S.Treasury, weshalb er bei einem Privatdetektivbüro angestellt ist und nicht beim FBI. Im Auftrag der AFT bestellte Oswald als „A. J. Hidell“ am 27.1.63 den Smith & Wesson-Revolver bei George Rose and Company, mit der Hemming geschäftet. Bis heute haben sich die Behörden geweigert, Oswalds Steuerunterlagen zu veröffentlichen, die die genauen Auftragsverhältnisse klarstellen würden.

Banister war Polizist und arbeitete ab 1934 bei der Untersuchungsabteilung des Justizministeriums. Als SAC des FBI in Chicago war er an der legendären Schiesserei beteiligt, in der Amerikas Staatsfeind Nummer Eins, John Dillinger, getötet wurde. Einer seiner Mitarbeiter war Robert Maheu, der das FBI in den 50er Jahren verliess. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Banister auch für das ONI, zu dem er über Anwalt und ONI-Reserveoffizier Guy Johnson weiterhin Kontakt. Aufgrund des lausigen Handlings eines Mordfalles in Minnesota wurde Banister vom FBI gefeuert, worauf er nach Louisiana zurückkehrte, für Gatlin arbeitete und zu trinken begann.

Maurice Gatlin war Chefankläger beim Steueramt von Louisiana und arbeitete für Huey Long an Verleumdungskampagnen gegen Kritiker des Senators. Gatlin stand in Kontakt mit den Kommandanten der Militärakademie Guatemalas, Roberto Barrios Pena und Carlos Castillo Armas, und belieferte die CIA 1954 mit Informationen für den Putsch gegen Arbenz. Zudem war er ein Lobbyist des dominikanischen Diktators Trujillo. Gatlin stellte Spitzel ein, um Kommunistenorganisationen zu infiltrieren und gründete 1954 das Anti-Communist Committee of the Americas, Caribbean Division, das zur Inter-American Confederation for the Defense of the Continent gehört.

Vizepräsident dieser Organisation wird der ehemalige Polizei- und Militärgeheimdienstchef Batistas, Salvador Diaz Verson, der ebenfalls Präsident der Anti-Communist League of Cuba ist. Guy Banister, der das Naziblatt Thunderbolt abonniert und den Führer der Nazipartei George Lincoln Rockwell kennt, gehört ebenfalls dieser Organisation an. Rockwells Name steht auch in Oswalds Adressbuch. Ein anderer Verbündeter von Banister ist der korrupte Bürgermeister von New Orleans DeLesseps Story Morrison, der zusammen mit dem Warren-Kommissionsmitglied Hale Boggs eine Anwaltkanzlei führte. Nach vier Amtszeiten wurde er im Juli 1963 zum Botschafter der Organization of the American States ernannt. Er trat 1962 wegen Korruptionsvorwürfen zurück und wird Gouverneur von Louisiana.

Banister war Untersuchungsbeamter im Louisiana’s Committee on Un-American Activities und wurde stellvertretender Polizeichef, aber 1957 entlassen, weil er einen Kellner mit der Pistole schlug. Daraufhin gründete Banister sein eigenes Privatdetektivbüro, trat der John Birch Society und der ultrarechten, paramilitärischen Untergrundorganisation der Minutemen bei. Zudem gibt er den rassistischen Louisiana Intelligence Digest heraus. 1960 wollte ihn Bürgermeister Richard Daley als Polizeichef nach Chicago berufen, was verhindert wurde, weil die CIA im August begann, Banisters Detektivbüro als Cover für verdeckte Operationen zu benutzen. Für oder mit Banister arbeiten Joseph Oster, Grady Durham, John Sullivan, Edward Stuart Suggs (=Jack Martin), Major Stewart, David Ferrie, George Singleton, Alvin Cobb, Joseph Newbrough und Thomas Edward Beckham. Über FBI-Agent Regis Kennedy, der oft in Banisters Büro auftaucht, laufen Kontakte zu Marcello. Spätestens ab Ende 1962 steht Banister auf der Gehaltsliste von Carlos Marcello.

Am 6.1.61 gründete Banister die Friends of Democratic Cuba, die die Cuban Revolutionary Front von Sergio Arcacha Smith unterstützen soll. Dabei arbeitet Banister mit E. Howard Hunt und Frank Sturgis zusammen. Banisters Büro ist die Operationsbasis für die CIA-Operation MUNGO, bei der Exilkubaner in Trainingslagern für die Eroberung Kubas vorbereitet werden. Neben seinem Detektivbüro an der 531 Lafayette Street/544 Camp Street befand sich bis 1962 das CRC von Arcacha, wo oft Waffen und Sprengstoff für die Arcachas Kampftruppen gelagert wurden. Arcacha musste New Orleans 1962 wegen seine Betrügereien verlassen und ging nach Dallas. Diese Adresse ist die Drehscheibe der exilkubanischen Aktivitäten und befindet sich in unmittelbarer Nähe der lokalen FBI- und CIA-Büros. Auch für die Schweinebuchtinvasion lagerte Banister Waffen in seinem Büro.
Banisters Waffendepot in Houma, Louisiana gehört der Schlumberger Corporation, die auch rechtsextreme Terroristen in Algerien beliefert. Aus diesem Waffendepot organisieren Banister, Ferrie, Andrew Blackman, Sergio Arcacha Smith, Gordon Novel und Layton Martens einen Scheindiebstahl, wonach sie behaupten, das Justizministerium und damit Robert Kennedy stehe hinter dem Diebstahl. Laut Novels Frau ist Gordon einer der Doppelgänger Oswalds, der wie Seymour belastende Spuren legt.

Zusammen mit William Wayne Dalzell gründete Banister Ende 1961 das Radio Free Cuba. Banister wurde Ende der 50er Jahre der Kopf der Anti-Communism League of the Caribbean in New Orleans. Die ACLC wurde ursprünglich von der CIA aufgebaut mit dem Ziel, Arbenz in Guatemala zu stürzen und gehört zur World Anti-Communist League. Bei einer Reise nach Europa trifft sich Banister auch mit französischen Terroristen. Über die Permindex von Clay Shaw spendet die ACLC der Organisation de l’Armée Secrète $200’000 für die Ermordung Charles de Gaulles. Als Folge des missglückten Attentats wird die schweizerische Niederlassung der Permindex geschlossen und das mit der Permindex verhängte Centro Mondiale Comerciale muss seinen Sitz von Rom nach Johannesburg verlegen. De Gaulle ist überzeugt, dass auch NATO-Kreise hinter den Attentatsversuchen stecken, da General Maurice Challe Kontakte zum Pentagon und zur DIA hat.

An den angeblich kommunismusgefährdeten Tulane- und Louisiana State-Universtäten baute Banister ein Netz von Informanten auf, deren Berichte von Jerry Milton Brooks regelmässig ins FBI-Büro von New Orleans gebracht werden, wo man sie ins Archiv integriert. An der Tulane-Universität ist auch H. Warner Kloepfer, der mit seiner Frau Ruth in Oswalds Adressbuch steht. Oswald soll an einer Party an der Tulane-Universtät bei Robert Hoffman gewesen sein. Banister ist zusammen mit seinen Mitarbeitern auch an COINTELPRO-Aktionen des FBI beteiligt.

Guy Banister baut Oswald gezielt als Sündenbock auf und plant mit David Ferrie Oswalds Aktivitäten, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregen sollen: Oswald gibt sich bei seinen Aufträgen als fanatischen Kommunisten, Waffennarr und Einzelgänger aus. Er bewirbt sich am 26.5.63 bei Direktor Ted Lee am Hauptsitz des Fair Play for Cuba Committee in New York, um eine Zweigstelle in New Orleans zu gründen, deren einziges Mitglied er selbst bleibt. Ab dem 28.5.63 führt Oswald eine intensive Korrespondenz mit Lee, der offenbar ebenfalls Mitglied der Progressive Labor Movement ist und von der CIA und dem FBI intensiv überwacht wird. Die CIA-Operation gegen das FPCC unterstehen James McCord und David Atlee Phillips, der eng mit E. Howard Hunt zusammenarbeitet und laut James Files Oswalds Kontrollagent ist. Auf Wunsch der CIA bricht das FBI unter Leitung von SAC John Malone im April und im Oktober 1963 im Hauptquartier des FPCC und im Mai ins Büro des PLM ein, wobei auch Oswalds Korrespondenz fotografiert wird.

Nachdem Hoover am 7.12.63 die Morduntersuchung bereits abschliessen will, veröffentlicht die Presse 6 Briefkopien Oswalds, die Ted Lee nach dem Attentat dem FBI übergab. In der New Yorker Ausgabe des Journal-American schreibt Guy Richards, ein Freund von John Malone, das Attentat könnte eine vom FPCC gesteuerte Verschwörung sein. Lee wird vom Senatsausschuss von Julien Sourwine, der von Trujillo, Somoza und Pawley unterstützt wird, und Senator James Eastland, der zusammen mit Pawley 1963 eine Kubainvasion plant, in Hearings in die Mangel genommen. Der CIA-Verbündete William Pawley ist der Botschafterin Claire Booth Luce befreundet, die seine Kubaaktionen unterstützt, an einer auch Oswald 1962 einmal mit Justin McCarthy beteiligt war.

Oswald druckt „Hands Off Cuba“-Pamphlete und Mitgliedskarten des „N.O.F.P.C.C.“ Unter den Namen Osborne und Hidell verteilt Oswald Mitte Juni Flugblätter mit politischer Agitation für Castro. Banister bekommt einen Wutanfall, als er entdeckt, dass Oswald die Adresse 544 Camp Street als Sitz des FPCC auf die Flugblätter gedruckt hat. Einige der Zeugen, die Oswald in New Orleans beobachten, beschreiben ihn als sauber und geplegt, andere als fluchenden und dreckigen Säufer, was bedeutet, das ein Doppelgänger auftritt. Banister stellt andere junge Männer wie die beiden Ex-Marines Allen und Daniel Campbell ein, die Pro-Kuba-Studentengruppen infiltrieren.

Als Oswald bei Reilly gefeuert wird, freut er sich, weil er erwartet, bald bei der NASA im neu eröffneten Space Center in Michoud bei New Orleans zu arbeiten. Tatsächlich wechseln 5 seiner Arbeitskollegen der Kaffeefirma kurz danach zur NASA. Einer davon ist Dante Marachini, der am selben Tag wie Oswald dort zu arbeiten begann und ein Freund von Davis Ferrie ist. Zur selben Zeit beginnen 2 weitere Freunde Ferries bei der NASA zu arbeiten: James Lewallen und, unter seinem Militärpseudonym Charles Melvin Coffey, Michael Paine.

Quellen: Bartholomew: 54, 57f, Weberman (8): 44f,62, (9), (10): 2,18-20, (11):1-55, (12): 17ff, (14): 31, Groden/Livingstone: 299f,308f,437f, Tarpley/Chaitkin: 117-129, Brussell (1983): 16-22, Marrs: 225-230,260,342, Bartholomew: 55, Callahan: 36,66,89,108ff, Scott (1993): 95,261, (1994):2f, Rose:2f, Anson: 121-126,191-217,249ff, Davis (1988): 122-137,404,415, Sylwester: 17-19, Summers (1993): 322-325, (1989): 576, Torbitt: 15-17,23,29f, Dankbaar.
April 1963 Vorbereitungen in Dallas

Vizepräsident Lyndon B. Johnson trifft kurz vor Mittag des 23.4.63 in Dallas ein und hat 2 Arbeitsessen, 2 Privatkonferenzen in den beiden Zeitungsbüros und hält eine Rede an einem Wissenschaftsmeeting. Während der Konferenz bei der Dallas Times Herald kündigt er an, Kennedy könnte in der nächsten Zeit einen Tagesbesuch in Texas machen. Johnson vergleicht Kennedy mit einem Piloten und meint, man solle ihn nicht jetzt abschiessen, sondern auf seinen Besuch warten, was wie eine Botschaft tönt.

Offenbar steht die Einladung Kennedys zum Al Thomas Appreciation Dinner für den 21.11.63 von Jack Valenti in Houston bereits fest. An diesem Dinner wird Rubys Freund und Waffenhandelspartner Jack Halfen, der den Vizepräsidenten im Auftrag Marcellos schmiert, teilnehmen. Am 24.4. bestätigt das Weisse Haus die Reise des Präsidenten im November nach Texas. JFK will im Rahmen der Kampagne für die Wiederwahl San Antonio, Houston, Fort Worth, Dallas und Austin besuchen. Die Demokratische Partei in Texas zwischen dem konservativen Flügel um Lyndon Johnson und John Connally und den Liberalen um Ralph Yarborough zerstritten, seit die Partei Johnsons Sitz an den Republikaner John Tower verloren hat. JFK muss versuchen, die konservativen Texaner auf seine Seite zu bringen, da er Johnson durch George Smathers ersetzen will. Johnson muss darüber auf dem Laufenden sein, weil Bobby Bakers Sekretärin Carola Tyler mit Smathers Sekretärin Mary Jo Kopechne zusammenwohnt. Tyler kommt in einem ungeklärten Flugzeugunfall, Kopechne in einem inszenierten Autounfall mit Teddy Kennedy am 18.9.69 ums Leben.

Der Rechtsextreme Cecil Bernard Smith, der die Kampagnen von Johnson trotz seinen beschränkten finanziellen Mitteln unterstützt, verkauft George Gordon Wing den Rambler, der am 22.11.63 als Fluchtauto dient.
R. L. Lewis, der Händler von C. B. Smith Motors, der den Verkauf tätigt, stirbt am 11.1.64 an einer Herzattacke. Smith arbeitete zwei Jahre in Mexiko und fördert die Lateinamerika-Abteilung an der Universität Austin, Texas. Das Institute of Latin American Studies ist eine der Akademien, die von der CIA für verdeckte Operationen gebraucht werden. Smith hat vermutlich Spanischkurse besucht, die William F. Buckley Sr. dort erteilte. Rektor der Universität ist Johnsons Freund Harry Huntt Ransom, Offizier bei der Air Force Intelligence im 2.Weltkrieg und danach Berater der Air Force. Smith, Wing und David Harold Byrd, der Hausbesitzer des TSBD, von wo Oswald Kennedy erschossen haben soll, hatten im Militär mit Waffengeschäften zu tun. Auch George Wing arbeitete in Mexiko, am City College, und wurde danach vom CIA finanzierten Institute of International Education unterstützt. Während den 29 Jahren Unterrichtsstätigkeit an der UT fehlt Wing nur zweimal: wegen Krankheit 1991 kurz vor seinem Tod und im zweiten Jahr seiner Anstellung als Assistenzprofessor, im Herbstsemester 1963, ohne Erklärung.

Walt Withman Rostow, der mit Allen Dulles, McGeorge Bundy, Richard Bissell und Charles P. Cabell zusammenarbeitet, gründete das Institute of Latin American Studies auf Empfehlung von George DeMohrenschildt. Neben dem Kennedy-Berater ist auch John W. F. Dulles an dieser Uni tätig. Rostow, wie Edward G. Lansdale ein OSS-Veteran, mit dem er 1961 eng zusammenarbeitete, ist vermutlich die Schnittstelle, von der die CIA und die Exilkubaner von Kennedys Geheimplan, mit Kuba die Beziehungen zu normalisieren, erfahren.
Rostow gehört zum inneren Kreis der Kennedy-Administration und wird nach dem Attentat Johnsons Sicherheitsberater. Für Johnson ist Rostow der wichtigste Mann seines Kabinetts, und von Rostows Bruder kommt die Idee zur Bildung der Warren-Kommission, die den Kennedy-Mord ‚untersuchen’ soll.

Quellen: Bartholomew (1): 7ff, (4), Groden/Livingstone: 321.

Mai 1963 Plot gegen Duvalier

George DeMohrenschildt arbeitet an einem von der CIA gutgeheissenen Plot zum Sturz des haitianischen Diktators François Duvalier. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt 1957 setzte „Papa Doc“ die Verfassung ausser Kraft, baute ein diktatorisches Regime auf, liess in Militär und Regierung Säuberungsaktionen durchführen und ordnete Massenhinrichtungen und Ausgangssperren an. Zur Seite stand Duvalier dabei seine Privatarmee, die gefürchtete Tonton Macoute, eine berüchtigte Polizei- und Spitzelorganisation, die gegen 60’000 Menschen ermorden wird. 1958 liess er ein Stadtviertel von Port-au-Prince in Brand stecken, um die Leute zur Gründung einer neuen Siedlung zu zwingen.

Die französische Kolonie Saint-Domingue wurde als erstes Drittweltland 1804 als Haiti unabhängig, nachdem die drangsalierten aufständischen Sklaven unter Toussaint Louverture und Jean-Jacques Dessalines die Spanier, Engländer und Franzosen besiegten, wobei letztere allein 50’000 Mann verloren. Die USA befürchteten, dass der Funke der Rebellion auf die eigenen Sklaven überspringen könnte und initiierten mit der Verhängung des Wirtschaftembargos 1806 die Isolierung und Sabotierung der ersten Schwarzen-Republik.
Nachdem die USA 1898 Kuba und Puerto Rico, 1903 Panama, 1905 die Dominikanische Republik und 1909 Nicaragua unter ihre Kontrolle gebracht hatten, okkupierten sie 1915 Haiti aus strategischen Gründen.
Die Nationalversammlung wurde aufgelöst, und der spätere Präsident Franklin D. Roosevelt brüstete sich: „Ich schrieb Haitis Verfassung selbst, und wenn ich das sage, meine ich, dass es eine ziemlich gute Verfassung ist.“ Die Marine organisierte ein Plebiszit, an dem 5% der Bevölkerung teilnahmen, womit die Verfassung mit 99% Zustimmung angenommen wurde. Als die Marines 1934 abzogen, war die Dominanz der die Interessen der US-Konzerne sichernden Oberschicht garantiert.
Die „Perle der Antillen“ verkam in der Folge zum Armenhaus der westlichen Hemispäre. Am 8.4.61 löste Duvalier das Parlament auf. Im April 1963 plante Clement Barbot, der kurz zuvor aus den Gefängnis entlassene politische Gegner von Duvalier, dessen Kinder zu entführen, um seinen Rücktritt zu erzwingen. Die Entführung schlug fehl, sechs Verdächtige der Verschwörung wurden sofort exekutiert und eine breit angelegte Suche nach Barbot begann. Die Amerikaner wollen Duvalier nun loswerden, aber ohne dass die Kommunisten die Macht übernehmen.

In Washington treffen sich DeMohrenschildt und sein Geschäftspartner Clemard Joseph Charles mit dem CIA-Beamten Joseph F. Dryer und einem Vizedirektor der Army Intelligence, um einen Waffenschmuggel nach Haiti zu organisieren. Charles, eigentlich ein Freund von Duvalier, gilt als möglicher politischer Führer eines demokratischen Haitis. Er soll für den Machtwechsel über die Agency for International Development $1 Mio. bekommen. DeMohrenschildt versucht, ein Treffen mit Charles und Vizepräsident Johnson zu organisieren. Über Dorothe Matlack vom Generalstab des militärischen Geheimdienstes laufen die Kontakte zur Navy. Matlack trifft sich am 7.5.63 mit DeMohrenschildt und Charles, der will, dass die U.S. Marines Haiti erobertund Duvalier stürzen.
8 US-Schiffe mit 2000 Marines befinden sich im Mai unmittelbar ausserhalb der haitianischen Gewässer. Über Jacqueline Lancelot laufen Kontakte zu Phillipe De Beaujolais, dem Chef des französischen Geheimdienstes der Botschaft in Washington. I. Irving Davidson, der Charles kennt und Lobbyist von Duvalier ist, befindet sich im Mai 1963 ebenfalls in Haiti. DeMohrenschildt zieht am 2.6. nach Haiti, wo der Machtwechsel jedoch fehlschlägt.

Kurz nach dem Kennedy-Attentat werden $200’000 oder $250’000 auf ein Konto von DeMohrenschildt in Port-au-Prince einbezahlt. Ende 1964 fliegt der ehemalige Testpilot von Lockeed, Donald Edward Browder, mit einem gecharteten B-25 Bomber nach Haiti, was von Charles bezahlt wird. Browder wird später wegen Sicherheitsverletzungen zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem das FBI Duvalier informiert, dass DeMohrenschildt ein „polnischer Kommunist und Mitglied einer internationalen Bande“ sei, bekommt dieser zunehmend Schwierigkeiten, muss im November 1966 die Insel verlassen und kommt mit seiner Frau nach Dallas zurück.

Charles wird kurz zuvor eine grosse Summe ausbezahlt. 1967 wird er verhaftet wegen seiner Rolle in dem Anti-Duvalier-Plot, kommt aber gegen ein Lösegeld von $250’000 wieder frei. 1970 landet er erneut im Gefängnis wegen der Finanzierung der fehlgeschlagenen Militärrevolte, wobei der wegen Drogenhandels später verurteilte französische Agent André Labay eine führende Rolle spielte. Charles hat auch Kontakt mit anderen Drogenhändlern mit Geheimdienstkontakten wie Mitchell WerBell III von der Nugan Hand Bank, Mario Renda und Herman K. Beebe. 1988 führt Charles ein Geschäft mit Frank Sturgis und bewirbt sich nach dem Sturz von Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier 1986 als Kandidat an den Präsidentschaftswahlen in Haiti. Er wird aber drei Tage vor den Wahlen, die in einem Blutbad enden, vom obersten Gericht in Haiti disqualifiziert.

Quellen: Marrs: 79,284, Weberman (8): 45-56, (10): 71ff, Groden/Livingstone: 299-304, Schmid (2000a), Bertolami: 7ff.
Juni 1963 Die Mafia in Bedrängnis top

Teamster-Boss Jimmy Hoffa wird in Chicago wegen Betrugs mit Pensionskassenkrediten in der Höhe von $20 Mio. angeklagt. Nur ein Monat zuvor erfolgte eine Anklage gegen ihn wegen Richter-Bestechung. Hoffa versucht daraufhin, Justizminister Robert Kennedy zu erpressen, indem er am Telephon von seinen Kenntnissen und Beweismitteln von dessen Beziehung mit Marilyn erzählt. Da er weiss, dass das Telephon abgehört wird, rechnet er mit Bobbys Angst vor der Publikation dieser Informationen. Hoffa wird am 20.1.64 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er im März 1967 antritt.

Nachdem Genoveses Unterboss Tony Provenzano noch im Februar bei einem Local 560 Meeting eine Lohnerhöhung von $50’000 für seine Verdienste bei der Eliminierung von Gewerkschaftsreformern zugesprochen bekam, wird er wegen Firmenerpressung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Carlos Marcellos Antrag auf Revision des Deportationsfalles wurde am 27.5.63 vom Obersten Bundesgericht abgelehnt, was bedeutet, dass ihm keine Rechtsmittel mehr offenstehen. Es bleibt ihm nur noch die Möglichkeit, die Anklagen wegen Konspiration und Meineids aufgrund der Fälschung der guatemaltekischen Geburtsurkunde abzuwehren. Da der Prozess auf November anberaumt ist, hat er nur noch wenig Zeit, um sein $1,6 Mia.-Imperium, seine Stellung und seinen Ruf zu retten.

Nachdem Robert Kennedy von J. Edgar Hoover eine effektivere Überwachung von Sam Giancana verlangte, führte dieser die „Manndeckung“ ein. FBI-Agenten folgen dem Mafiaboss offen und immer überall hin. Dies bringt natürlich keine neuen Erkenntnisse, sondern provoziert Giancana so weit, dass er zum Gegenangriff übergeht. Er klagt am 28.6. auf Rat des Advokaten Tony Tisci gegen das Justizministerium wegen fortwährender Belästigung und Einschränkung der Privatsphäre.
Eigentlich wäre dies die beste Gelegenheit, Giancana ins Kreuzverhör zu nehmen, da er im Zeugenstand unter Eid aussagen müsste, aber aus Angst vor Enthüllungen verhindert Bobby ein Kreuzverhör. Da der Justizminister das Gericht für nicht zuständig in FBI-Angelegenheiten erklärt, muss die Beschattung gelockert werden.
Frank Sinatra und Giancana verbrachten im Mai ihre Ferien zusammen auf Hawaii, und Giancana besucht im Juli das Cal-Neva, das Sinatra offiziell, aber Giancana wirklich besitzt. Im Oktober verliert Sinatra seine Casino-Lizenz, verkauft seine $380’000 Aktien am Sands und wird dafür Direktor des sich in Mafiabesitz befindlichen Berkshire Racetrack in Massachussetts.

Quellen: Davis (1988): 129, 330-338,408, (1994): 97,110f, Marrs: 171-173, Weberman (21): 37, (27): 43, Gregory/ Speriglio: 254, Best: 13f,22,41, Collier/Horowitz: 382-385, Giancana: 500-502.
Juni 1963 Kennedys Konfrontationskurs

John Kennedy begibt sich auf Konfrontationskurs mit dem Federal Reserve Board, indem er unter anderem die Ausgabe von fast $4,3 Mia. ‚United States Notes’ durch das Finanzamt anstatt durch die im FED zusammengeschlossenen Banken beschliesst.
Zusätzlich ersetzt er die Silber- durch die Golddeckung von Ein- und Zweidollarnoten, um die Währung zu stärken. Durch die Ausgabe des Konkurrenzgeldes verspricht sich JFK eine Reduktion der Staatsschulden und eine Schwächung des Finanzmonopols des FED. Der Präsident des Rechnungshofes James J. Saxon hat sich schon seit längerem für breitere Investitionen und die Stärkung der anderen Banken ausgesprochen. Da das FED das Geld selber druckt und der Regierung gegen Zinsen leiht, handelt es sich um eine weltweit einmalige Form von Korruption, wie Louis McFadden, Vorsitzender des House Committee on Banking and Currency, meinte:


„The Federal Reserve is one of the most corrupt institutions the world has ever seen. There is not a man within the sound of my voice who does not know that this nation is run by international bankers.“

Das Federal Reserve System wurde 1913 als privates Unternehmen, an dem der Staat keine Aktien halten darf, gegründet. Die ursprünglichen Aktienbesitzer der Federal Reserve Banken waren die Rockefellers und Rothschilds, JP Morgan, Lazard Freres, Schoellkopf, Kuhn-Loeb, die Warburgs, Lehman Brothers und Goldman Sachs. Kein Senator oder Abgeordneter im Abgeordnetenhaus darf Mitglied des Federal Reserve-Gremiums oder ein Offizier oder Direktor der Federal Reserve Bank sein.
Nach dem 1. Weltkrieg mussten die Europäer zur Begleichung der Kriegsschulden ihr Gold abliefern, das zur Deckung des Dollars verwendet wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Golddevisen-Standard eingerichtet, der es den anderen Zentralbanken erlaubt, Dollars gegen Gold zu einem festen Satz umzutauschen.
Deshalb sicherten sich die anderen Länder ihre Währung mit Dollars, die sie in den Kellern lagern. Die Amerikaner konnten sich daher in der eigenen Währung verschulden, ohne dass dies Folgen gehabt hätte. 1961 befinden sich mehr Dollar in Umlauf, als durch Gold gedeckt ist, und die Inflation stieg weltweit an.

Bereits in diesem Herbst bildeten die USA (Beteiligung: 50%) mit den Zentralbanken von Deutschland (11%), Grossbritannien, Frankreich, Italien (je 9,3%), Belgien, Holland und der Schweiz (je 3,7%) einen Goldpool, um den Verfall des Dollars mittels Goldpreismanipulationen zu retten. Als die Verluste des Pools bis 1968 $4 Mia. erreichen, wird seine Tätigkeit faktisch eingestellt. Drei Jahre später sind die Währungsgoldbestände der USA soweit abgewirtschaftet, dass der Bankrott droht.

Ein Mitglied der Wall Street-Gruppe um das FED, John „Jock“ Whitney, gibt als erster die Coverstory von Oswald am 22.11.63 heraus. Der ehemalige Botschafter in England ist verwandt und befreundet mit den Familien Bush, Harriman, Vanderbilt und Payson, wobei letztere eng mit der Atom- und Rüstungsindustrie verknüpft sind.
Sofort nach dem Tod Kennedys werden diese neuen „United States Notes“ zurückgezogen, und Johnson kehrt zur Tradition der Zinsenzahlung zurück, obwohl die Order formell in Kraft bleibt.

Am 19.6.63 präsentiert Kennedy den Bürgerrechtsentwurf: Jedem Bürger, unabhängig von seiner Hautfarbe, soll das Wahlrecht und der Zugriff auf alle öffentlichen Institutionen garantiert werden. Schon im Oktober 1962 verärgerte JFK den Süden, als er Bundestruppen an die Universität von Mississippi schickte, um die Immatrikulation von Schwarzen gegen den Willen des Gouverneurs George C. Wallace durchzusetzen. Im Januar 1963 gab James Meredith sein Studium an der Uni Oxford in Mississippi wegen ständiger Anfeindungen wieder auf. Trotzdem stellte sich Kennedy nie eindeutig hinter die Schwarzen.
Im April und Mai 1963 kam es zu erneuten blutigen Unruhen, vor allem in Alabama, wo die Farbigen mit Boykottmassnahmen für ihre Rechte demonstrierten. Am 13.5.63 schickte JFK Luftlandetruppen nach Birmingham, nachdem im Motel A. G. Gaston, wo sich die Schwarzenführer einquartiert hatten, eine Bombe explodierte. Bei den friedlichen Demonstrationen liess der Polizeikommissär Teophilis Eugene Connor 2500 Farbige inhaftieren und mit scharfen Hunden, Wasserwerfern, elektrischen Schlagstöcken und Gummiknüppeln gegen die Demonstranten vorgehen, obwohl der Bürgermeister Albert Boutwell mit der Bürgerrechtsbewegung eine Vereinbarung ausgearbeitet hatte.
Nachdem am 12.6.63 der Schwarzenführer Medgar Evers in Jackson, Mississippi, ermordet wurde, entschloss sich JFK, nun doch etwas zu tun. Eine Woche später legt er dem Kongress eine Serie von Gesetzesentwürfen vor, die eine Gleichstellung der Farbigen im öffentlichen Leben erzwingen sollen. Die Segregisten der von Robert Welch finanzierten John Birch Society und des Ku-Klux-Klan schwören Rache für den Verrat an der weissen Rasse.

Am 27.8.63 findet der Marsch nach Washington gegen die Rassendiskriminierung und für die Durchsetzung des Bürgerrechtsprogramms von JFK statt, an dem 200’000 Menschen teilnehmen. Kennedy empfängt eine Delegation der Marschteilnehmer und warnt Martin Luther King persönlich im Weissen Haus, dass er vom FBI überwacht werde und als Kommunistensympathisanten diskriminiert werden solle. JFK empfielt King, die Beziehung zu seinem Berater Stanley Levinson abzubrechen, der bis 1955 für die American Communist Party Gelder organisierte. Hoover lässt den Prediger im Rahmen der COINTELPRO-Aktivitäten seit Oktober 1962 unter dem FBI-Code ZORRO überwachen, obwohl ihm der Justizminister keine Bewilligung erteilte.

Quellen: Marrs: 275, DiEugenio (1997): 1, Kolloch: 149f, Tarpley/Chaitkin: 54,135, Oglesby: 8, Best: 15, Bennington: 4, Obenhause, King: 7-17, Collier/Horowitz: 380ff, Theoharis/Cox: 444, Schulz: 87,113, Summers( 1993), Giefer, Pepper, Dankbaar.

Juni 1963 Kennedys Aussenpolitik

John Kennedy hält am 10.6.63 eine Rede, die viele Historiker als die beste seiner Präsidentschaft bezeichnen.
Darin stellt er den Kalten Krieg in Frage, behandelt die Sowjetunion als ebenbürtige Supermacht und votiert für den Weltfrieden. Eine Konsequenz dieser Rede ist auch die Einrichtung einer Hotline am 20.6. zwischen dem Kreml und dem Weissen Haus, um eine zweite Raketenkrise zu verhindern. Aber Kennedys eigentliches Ziel ist die Zustimmung von Nikita Chruschtschow zum Vertrag, der zwei Monate später unterzeichnet wird und Atomtests in der Atmosphäre verbietet. Die Amerikaner sind im Sommer 1963 aufgeschreckt vom Strontium 90, das bei Atomwaffenversuchen freigesetzt und in hohen Konzentrationen in Kuhmilch und menschlichen Knochen nachgewiesen wurde.

JFK rechnet damit, dass der Rüstungsvorteil der USA mit dem Vertrag eingefroren wird, da Chruschtschow nicht weiss, dass die amerikanischen Wissenschaftler nun in der Lage sind, Atomversuche auch unterirdisch durchzuführen. Zudem soll damit die weitere Verbreitung der Atombombe, verhindert werden. Die UdSSR zündete 1949, England 1952 und Frankreich 1960 ihre erste Atombombe, und die USA befürchten, dass vor allem China in den Besitz der Atombombe gelangen könnte. Acht Tage nach Unterzeichnung des Vertrages am 13.8.63 kündigt Robert McNamara einen neuen Schritt im Rüstungswettlauf an, indem er die Zahl der Interkontinentalraketen von 500 auf 1700 anheben und auch die der U-Boot-Raketen verdreifachen will.

Nikita Chruschtschows Position innerhalb des Kremls wird damit nach der Kubakrise zum zweiten Mal geschwächt. 1964 trennt er den Parteiapparat in einen Industrie- und einen Landwirtschaftbereich, kürzt das Rüstungsbudget und spricht von demokratischen Reformen. Trotz seiner Popularität im Volk hängt sein Leben an einem seidenen Faden, weil Leonid Breschnew seinen Sturz vorbereitet. Im Oktober 1964 muss er von allen Regierungs- und Parteiämtern zurücktreten. Selbst nach dem Sturz empfindet ihn die Partei als Gefahr, lässt ihn weit ausserhalb Moskaus unter Hausarrest stellen und permanent überwachen. Seine Memoiren erscheinen einige Monate vor seinem Tod im Westen und werden in der Sowjetunion verboten.

Das Pentagon gibt zu, dass die Sowjetunion nur 60 und nicht 175 Divisionen hat und dass eine russische Division nur halb so gross ist wie eine NATO-Division. Ohne diese bis anhin von Reinhard Gehlen verbreiteten Zahlen hätte sich die Wiederbewaffnung Deutschlands, das seine Armee von 1000 Soldaten 1956 auf 300’000 1963 aufrüstete, was die Teilung Deutschlands und Europas zementiert, nicht durchsetzen lassen.
Trotzdem sind die Westmächte mit Ausnahme Frankreichs nicht bereit, die deutschen Ostgrenzen anzuerkennen. Charles de Gaulle stellt sich immer wieder gegen die Einbindungsstrategie der USA, und Frankreich tritt am 7.3.66 aus der NATO aus, um nicht zum Handlanger der USA zu verkommen.
Die Mitgliedsstaaten der NATO geben 1963 $71 Mia. für das Militär aus, während der Sowjetblock auf nur $37 Mia. kommt.
Ein militärischer Angriff der Sowjetunion auf Westeuropa wird von den US-Regierungen nie als eine reale Möglichkeit betrachtet, aber die rote Gefahr dient als Legitimation für die repressive Innenpolitik und hegemonistische Aussenpolitik. Wo Revolutionen passieren, werden sie sofort der UdSSR in die Schuhe geschoben, auch wenn sie wie im Falle von Jugoslawien, China oder Kuba unabhängig von Russland entstanden.

JFK trifft auf seiner Europareise am 23.6.63 in Bonn ein und besucht dann das erste Mal die Berliner Mauer. Seine Rede am 26.6. ist ein Triumph: eine Million Zuschauer sind von seinem Bekenntnis „Ich bin ein Berliner“ begeistert, obwohl seine Rede die Kalte-Krieg-Rhetorik wieder aufgreift und in diametralem Gegensatz zur Friedensrede zwei Wochen zuvor steht.

Nach einem Besuch in Irland trifft sich Kennedy am 29.6. mit dem um sein politisches Überleben kämpfenden Harold Macmillan in dessen Landhaus in Surrey, um der Aufmerksamkeit der Presse möglichst zu entgehen. Englands Regierung von Harold Macmillan wird erschüttert durch den Sexskandal um John Profumo.
Der britische Kriegsminister hat ein Verhältnis mit der Prostituierten Christine Keeler, die ebenfalls eine Affäre mit den sowjetischen Flottenattaché Yevgeny Ivanow hat, der für den sowjetischen Geheimdienst arbeitet.
Zum Call-Girl-Ring von Christine Keeler und Stephen Ward gehören auch die chinesische Schönheit Suzy Chang und die wasserstoffblonde Tschechin Maria Novotny, die nicht nur in London, sondern auch in New York arbeiten, wo sie John Kennedy vor und nach der Wahl 1960 mehrmals bedienten. Nach Ausssagen von Novotny spielten die beiden Ärztin und Krankenschwester, und der angehende Präsident war ihr Patient. JFK verschlingt daher jedes geschriebene Wort über den Profumo-Skandal, wobei ihm der amerikanische Botschafter in Grossbritannien, David Bruce, direkt auf dem Laufenden hält.
Auf Initiative von RFK beauftragt J. Edgar Hoover seinen Attaché in London, Charles Bates, den Skandal genau zu verfolgen, besonders im Hinblick auf eine Verwicklung von amerikanischen Beamten. Denselben Auftrag erteilt John McCone der CIA-Station in London. Deren Vizedirektor Cleveland Cram kann einen Monat lang alle Unterlagen des MI-5 über den Fall einsehen, ohne Nennenswertes zu finden. Offenbar benutzte der MI-5, der sowohl mit Hoover wie auch mit Angleton in direktem Kontakt steht, Wards Sexring, um den russischen Agenten Ivanow, der über Christine Keeler Informationen von Profumo erhalten wollte, zu erpressen.

Am gleichen Tag des Treffens von Kennedy und Macmillan schreiben die Journalisten James D. Horan und Dom Frasca im Journal-American über eine Verbindung von einem hohen amerikanischen Regierungsbeamten mit dem Keeler/Ward-Sexring. Der rechtsextreme Editor des Journals, Guy Richards, der über exzellente Geheimdienstbeziehungen verfügt, versucht einen Skandal auszulösen, um den Präsidenten nach dessen Entspannungsrede zu stürzen.Richards wird zusammen mit Michael Eddowes, der mit Christine Keeler befreundet ist, nach dem Attentat propagieren, dass der KGB JFK umgebracht habe.

Am 30.6. vergnügt sich Kennedy in einer von Dean Rusk organisierten Villa der Rockefeller-Stiftung am Comersee mit Marella Agnelli, der Frau des italienischen FIAT-Tycons, der seinerseits mit Jackie eine Affäre hatte.
Während JFK am nächsten Tag eine Audienz bei Giovanni Battista Montini, dem neuen Papst Paul VI. hat und italienische Spitzenpolitiker trifft, zitiert Robert Kennedy die beiden Journalisten des Artikels ins Justizministerium, um sie im Beisein von Courtney Evans, dem Chef der Special Investigative Division des FBI, auszufragen. Die beiden wissen, dass der „hohe Beamte“ der Präsident ist, verraten als Quelle aber nur den Journalisten Peter Earle von News of the World, welche mit Novotny einen Vertrag für ihre Story abgeschlossen hat. Die Journalisten versichern, dass sie weitere Quellen hätten. Wichtige Informationen kamen offenbar von Roy Cohn, der einen Amerikaner im Profumoskandal verteidigt, und gelangten über Hoover zu Richard Berlin, dem Chef des Hearst-Konglomerats.

FBI-Chef Hoover kann seit langem auf die Mithilfe der Hearst-Zeitungen zurückgreifen, um die Kommunistenangst im Land zu fördern. Über James McInerney droht Justizminister Robert Kennedy dem New York Journal-American von Randolph Hearst mit einer Anti-Trust-Klage und kann damit verhindern, dass eine zweite Auflage gedruckt oder die Story weiterverfolgt wird. Hearsts Empire umfasst um die 25 Zeitungen, 8 Magazine sowie einen Newsservice. Hearst hat Beziehungen zur Mafia, die ähnlich der CIA viele bezahlte Journalisten in den Medien haben. Gleichzeitig kehren die Kennedys das Spiel Hoovers um und weisen Kenneth O’Donnell an, ein Schmutz-Dossier über Hoover zu eröffnen, um etwas gegen ihn in der Hand zu haben.

Ein weiteres gefährliches Abenteuer hat John Kennedy mit der Ostdeutschen Ellen Rometsch.
Sie war Mitglied einer kommunistischen Jugendgruppe und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, bis sie mit ihrer Familie 1955 nach Westdeutschland floh. Mit ihrem zweiten Ehemann, als Offizier der Luftwaffe an die Deutsche Botschaft abgeordnet, kam sie 1961 nach Washington, wo sie sich als Partygirl und Prostituierte beliebt machte. Die 27jährige wurde Anfang 1963 eine von Bobby Bakers Bekanntschaften, und Bill Thompson vermittelte sie an JFK. Rometsch ist mindestens zehn Mal bei Jack und erzählt Baker von den Nacktparties im Swimming Pool des Weissen Hauses, an denen oft Politiker und in der Regel doppelt soviele Mädchen wie Männer teilnehmen.

Am 3.7. informiert J. Edgar Hoover RFK, dass er einen Bericht erhalten habe, aus dem hervorgehe, dass der Präsident mit Ellen Rometsch, die früher für Walter Ulbricht gearbeitet habe und eine Spionin sein könnte, ungesetzliche Beziehungen habe. Die GegeNspionageabteilung des FBI eröffnet daraufhin eine Untersuchung. Auf offizielles Ersuchen des Aussenministeriums hin wird Ellen Rometsch am 21.8. in einem Air Force Transporter deportiert. Begleitet wird sie von Bobbys Freund LaVern Duffy, der seit einigen Monaten ebenfalls eine Affäre mit Rometsch hat. Rolf Rometsch verlässt die USA einige Tage später; ihre Ehe wird im September wegen ihren Beziehungen zu anderen Männern geschieden. Über La Vern Duffy zahlen die Kennedys Schweigegeld.

Quellen: Obenhause, Hersh: 382-400, Summers (1993): 305-313, Collier/Horowitz: 385f, Scott (1993): 112,229f, 305f, Fox: 110ff, Afterbach 6, Amara, Bartholomew: 52, (4): 18f.

Juli 1963 Lateinamerika

Präsident Carlos Arosemena Monroy von Ecuador gibt am 10.7. ein Bankett zu Ehren der Vertreter des Grace-Konzerns. In angetrunkenem Zustand erklärt er: „Die Völker Ecuadors und der USA haben herzliche Beziehungen, doch die bestehen nur zwischen den Völkern. Die Regierung der USA beutet Lateinamerika aus, und sie beutet Ecuador aus.“
Der Präsident ist noch nicht nüchtern, als die Armee schon die Macht übernommen hat, die sie für die nächsten drei Jahre behält, bis ein landesweiter Aufstand im März 1966 die Junta zum Rücktritt zwingt.

Kuba ist allein schon durch seine Präsenz als nicht US-dominierter Staat in Amerika eine Bedrohung des herrschenden Machtgefüge, da die Hoffnungen der amerikanischen Völker auf Unabhängigkeit dadurch genährt werden. Am 19.6. billigte JFK formell die geheime CIA-Unterstützung der „autonomen Gruppen“, die zwar bewaffnet und finanziert, aber deren Sabotage- und Propaganda-Aktionen von der CIA nicht kontrolliert werden. Auch die Armee unterstützt die Exilkubanergruppen. Alexander Haig, der im Büro von Armeesekretär Cyrus Vance arbeitet, Santos Trafficante kennt, Nixons Sicherheitsberater und Reagans Aussenminister sein wird, arbeitet zusammen mit CIA-Agent Joe Califano an der Organisation von Hit-Teams.
Haig behauptet später, Castro stecke hinter der Kennedy-Ermordung. John Martino ist im Juni mit einem Hit-Team auf Kuba, zusammen mit Loran Eugene Hall, Eddie Bayo, Rolando Martinez, Rip Robertson und dem Journalisten Richard N. Billings von Life, der eine Photostory der Aktion veröffentlichen will. Billings arbeitet für Henry Luce, der die Alpha 66 unterstützt, ist verwandt mit C.D. Jackson und mit Allen Dulles befreundet, und hat ebenfalls eine Liebesaffäre mit Mary Bancroft. Martino arbeitet für Santos Trafficante und kennt laut Hall auch Sam Giancana und John Roselli.

Frank Sturgis, der als Hauptverdächtigter beim Mord eines Casinoleiters von Virginia vom FBI untersucht wird, arbeitete unter Supervision von Bernard Barker im Mai und Juni 1963 mit Pedro und Marcos Diaz Lanz zusammen an einem Luftangriff gegen Kuba, der auf den 31.7. geplant ist. Das Ziel von OPERATION CRYPT, woran Joe Garman, Jerry Buchanan, Gerry Hemming und Howard K. Davis mitarbeiten, besteht darin, ein Kuba-Abkommen von Kennedy mit Chruschtschow zu verhindern, indem zwei angebliche russische Überläufer mit Kenntnissen über russische Raketenstandpunkte auf Kuba in die USA gebracht werden. Bayo alias Eduardo Perez Gonzalez soll gleichzeitig mit zwei seiner Männer bei der Operation RED CROSS Castro ermorden. William Pawleys Yacht Flying Tiger soll die Russen vor der Küste Kubas aufpicken, aber die Beteiligten verschwinden. Bayos Team wird verhaftet, weil Informationen über ein bevorstehendes Attentat von Rolando Masferrer über Anwalt Carlos Garcia Bongo nach Kuba gelangen. Von Masferrer scheint auch die Idee gekommen zu sein, Oswald als alleinigen Schützen aufzubauen. Und von seinen Tigres und von Mitgliedern der Alpha 66, der Bewegung 30.November und von Ferries Lake Pontchartrain-Gruppe werden Kennedy-Attentäter rekrutiert. Masferrer, der die Führung der exilkubanischen Gruppierungen beansprucht, schiebt Geld von Carlos Marcello zur Alpha 66.

Am 15.6.63 wurden Sam Benton und Victor Espinosa bei den Vorbereitungen zu einem Bombenanschlag der Shell-Raffinerie mit einem Flugzeug verhaftet. Victor Hernandez und Mike McLaney sind ebenfalls involviert. Anfang Juli versucht Benton, den Richard Lauchli mit 2500 Pfund Dynamit belieferte, eine B-24 für die Aktion zu organisieren.
Am 20.6.63 verkündete das Cuban Revolutionary Council eine Invasion Kubas durch die Movimiento Insurecional de Recuperacion, die Rescate und die Movimiento Democrata Cristiana. Da sich die Invasion als reiner Bluff herausstellt, tritt Dr. Antonio Maceo, der Nachfolger von Miro Cardona als Präsident des Cuban Revolutionary Council, zurück.
Auch diese Aktion soll die sich anbahnende Entspannung zwichen Kuba und den USA verhindern.

Nicaraguas Diktator Anastasio Somoza ist am 21.7. in Miami und trifft sich mit Führern von neun exilkubanischen Widerstandsgruppen, die er für eine neue Kubainvasion koordinieren will und denen er seine Unterstützung verspricht. JFK traf sich vor seiner Europareise mit Somoza und zeigte sich interessiert an den Plänen zum Sturz Castros, wollte aber Manuel Artime als militärischer Leiter der Kubaaktivitäten. Das Pentagon und die CIA befürworten Somozas Ideen, aber das Aussenministerium verwirft sie. Nach seiner Europareise will JFK Somoza nicht mehr treffen.
Der Präsident plant, die CIA nach den Wahlen von 1964 mittels Umstruktierungen zu entmachten.
Er ändert auch seine Meinung in Bezug auf die von der CIA bisher unterstützten autonomen Gruppen, die er einen Monat zuvor noch formell billigte. Artime reagiert auf das Ende der Unterstützung mit einer scharfen Kritik der Kubapolitik der Kennedys am 16.7. und mit der Gründung der Bay of Pigs Brigade Veterans Association. Deren Kämpfer sollen in Louisiana und Nicaragua, wobei Robert K. Brown die Schnittstelle zu Somoza bildet, trainiert werden.
Das Hauptquartier von Artime wird daraufhin verwanzt und das Trainings Camp der Exilkubaner am Lake Pontchartrain bei New Orleans, das Rudolph Richard Davis, David Ferrie und Victor Panque mitleiten, wird vom FBI am 31.7. ausgehoben. Davis kennt Kenneth O’Donnell näher. Panque gehört zur International Anti-Communist Brigade und zur Movimiento Democratia Cristiana. Das FBI verhaftet auf William McLaneys Grundstück Sam Benton, John Koch Gene, Earl J. Wassem Jr, Ralph Folkerts, Victor Espinosa, Carlos Eduardo Hernandez Sanchez, Acelo Pedroso Amores, Miguel Alvarez Jimenez, Antonio Soto Vasquez, Victor Panque und Richard Lauchli. Zudem wird ein ansehliches Waffenarsenal beschlagnahmt, das von Gerry Hemming und Frank Sturgis aufgebaut wurde, die dort als Trainer arbeiten. Victor Espinosa Hernandez, ein Freund von Rolando Cubela und Eugenio Rolando Martinez, transportierte das Kriegsmaterial von Richard Lauchli zum Camp, das dann eingezogen wird. Das Camp wurde mitfinanziert vom Militärchef der Movimiento Democratia Cristiana, Laureano Batista Falla, von Carlos Prio und von Somoza.

John Martino, Manuel Varona, William Pawley, Gerry Hemming, Frank Sturgis, Carlos Prio und Rip Robertson ziehen das Projekt nach der FBI-Aushebung weiter, obwohl die CIA auf Befehl Kennedys ihre Unterstützung dann einschränkt. Im August 1963 diskutiert Stanley Drennen, ein Mitglied der rechtsextremen National States Rights Party, mit Hemmings Freunden Robert K. Brown und Steve Justin Wilson über die Beseitigung Kennedys. In Betracht gezogen wird die Ermordung der gesamten Regierung Kennedys und aller Kongressabgeordneten, die zur „Americans for Democratic Action“ gehören. Diese Organisation besteht vorwiegend aus dem liberalen Flügel der Demokratischen Partei und veröffentlicht jedes Jahr eine Übersicht über das parlamentarische Verhalten aller Kongressmitglieder.

Quellen: Hersh: 381-386, Bartholomew: 52, (4), Scott (1993): 90,112,305f, Weberman (10): 28-39,52, (11): 2f,29-31, (12): 25,56-69, (15): 15-18, (18);4, (21): 63, Griffith (1996), (1998), Schulz: 168,211-214, Pease (1997), Barrett, Karel (1), CIA-Info: 14, Groden/Livingstone: 410.
August 1963 ‚Trotskist’ Oswald

Jack Ruby und Lee Harvey Oswald waren am 22.6.63 in einem Motel in der Nähe von New Orleans und telephonierten mehrmals nach Mexico City, von wo viele Falschinformationen zum JFK-Mord herkommen. Während Ruby im März noch 10 Ferngespräche führte, werden es im September 35, im Oktober 70 und im November fast 100 sein. Dabei telephoniert er mit Harold Tannenbaum, Michael Shore, Russell Matthews, Irwin Weiner, Joe „The Wop“ Cataldo, Lewis J. McWillie, James Henry Dolan, Barney Baker, Murray „Dusty“ Miller, Frankie Goldstein und Paul Roland Jones, die alle zur Mafia gehören oder mit dem Mobstern kooperieren.

Seit Ende der 20er Jahren besteht ein geschützter Drogenhandel in die USA, der dem mexikanischen Innenminister, der in der Regel der Kandidat für die Präsidentschaft ist, untersteht. In den 40er Jahren wird innerhalb dieses Ministeriums die Direccion Federal de Seguridad gegründet, eine Verbindung von Geheimdienst und Privatarmee von Drogenhändlern. Gleichzeitig ist die DFS die Kontaktstelle für CIA-Agenten mit der mexikanischen Regierung.

Über die DFS und David Phillips werden Spuren aufgebaut, die Oswald in Verbindung mit Russlands KGB-Chef in Mexico, Valery Kostikow, und zu den Trotskisten bringen. Armeeveteran und „Trotskist“ Harry L. Power von San Antonio ist ein Bekannter von Oswald. Am 23.11.63 wird in seinem Hotelzimmer in Indiana ein Mauser 7.65-Gewehr gefunden. Ein Bekannter von Power ist der „Trotskist“ John Robert Glenn, Geheimdienstagent der Air Force, der eine verblüffend ähnliche Karriere wie Oswald hat. Oswald hält auf dem „Hinterhofphoto“ die trotskistische Zeitung The Militant in der Hand und hat Pamphlete der Trotskite Pioneer Press bestellt.

Michaels Vater George Lyman Paine ist eine leitende Figur der eigentlich nicht mehr existenten Trotsky-Bewegung. Vaughn Marlowe des Fair Play for Cuba Committee von Los Angeles, der von „Leopoldo“ und „Angel“ als Schütze für das Kennedy-Attentat im Juni in Los Angeles hätte rekrutiert werden sollen, ist angeblich ebenfalls Trotskist. Die zwei Schattenfiguren haben mit Oswald Kontakt und geben sich ihm gegenüber als Pro-Castro-Agenten aus. Walt Rostows Mitarbeiter am CENIS, Harold R. Isaac, gilt als Trotskist. Angeblich soll Jack Ruby von Lorenzo Borenstein, einem engen Verwandten von Trotsky, Bilder abgekauft haben. Eventuell hängt dies mit Rubys Bruder Sam zusammen, der während dem 2. Weltkrieg bei der Army Intelligence arbeitet.

Die CIA benutzt Mexico als Basis für regionale Operationen in Zentralamerika und wird seit 1956 vom Ex-FBI-Agenten Winston MacKinley Scott geleitet. Scott setzt am 22.11.63 die Geschichte in die Welt, dass ein mutmasslicher Castro-Agent namens Fabian Escalante am Morgen von Havanna kommend in Mexico City gelandet und nach Dallas weitergeflogen sei.

David Ferrie und Guy Banister erweitern die Taktik, um Lee Harvey Oswald als Castro-Agenten darzustellen.
Am 5.8. meldet sich Oswald bei Carlos Bringuier und bietet an, er würde als Marine-Veteran mit Guerillaerfahrung die Brigade 2506 trainieren. CIA-Informant Bringuier macht das Spiel mit, das eventuell von John Martino organisiert wurde. Am 10.8. wird Oswald, als er Pro-Kuba-Flugblätter verteilt, „wiedererkannt“, worauf es zu einer Auseinandersetzung mit Bringuier auf offener Strasse kommt. Die Polizei greift in den Streit von Oswald und Bringuier ein und verhaftet sie, wobei ein Zettel mit russischen Namen und Telephonnummern bei Oswald gefunden wird. Diese zeigt der Polizei eine von V. T. Lee signierte FPCC-Karte. Oswald schrieb über diese Auseinandersetzung bereits, bevor sie stattfindet, in seinem Brief vom 1.8.63 an Lee. Interessant am Konflikt mit Bringuier ist auch, dass Oswald Bringuiers Verbindung zur „Cosa Nostra“ erwähnt, obschon dieser Begriff erst nach der spektakulären Zeugenaussage Valachis vom 25.9.63 gebräuchlich wird. Die Aussagen Oswalds gegenüber Geheimpolizist Francis Martello passen nicht zu denen bei FBI-Agenten John Lester Quigley. Oswald verlangt selbst eine FBI-Einvernahme und behauptet, seine Sektion des „Fair Play for Cuba Commitee“ habe 35 Mitglieder, treffe sich geheim und ein Hidell, der seine (zweite) FPCC-Karte unterschrieb, gebe ihm telephonische Anweisungen. Oswald baut damit eine Legende auf, die das FPCC mit dem Namen Hidell koppelt. Indem Oswald den schwarzen Kommunistenführer Ben Davis sowie weitere Unbeteiligte der Region als Mitglieder seines FPCC angibt und sich selbst mit der Socialist Worker’s Party und der Communist Party in Verbindung bringt, unterstreicht er seine „Gefährlichkeit“ und erleichtert Hoover die Diffamierung der drei Organisationen. Dass er sich gleichzeitig als Sündenbock aufbaut, ist Oswald nicht bewusst.

Martellos Bericht geht an die 112. Armeegeheimdienststelle weiter, während der von Quigley an das Marinegeheimdienstbüro in Algiers, Louisiana, weitergeleitet wird. Dabei handelt es sich vermutlich um eine von Hoovers Techniken, mit kompromittierenden Daten umzugehen, indem diese in Militärgeheimdienstarchive ausgelagert werden. Hoover gibt auch Informationen an den früheren Chef des Armeegeheimdienstes, Generalmajor Van Deman, weiter, der ein privates Archiv über 125’000 subversive Personen und Organisationen verwaltet.

Obwohl Oswalds aggressivster Akt darin bestand, Bringuier aufzufordern: „Okay, Carlos, wenn du mich schlagen willst, schlag mich“, bezahlt nur Oswald eine Busse. Emile Bruneau, enger Freund von Nofio Pecora und Joseph Poretto, bezahlt seine Kaution. Bringuier sorgt dafür, dass Kameras des WDSU-TV die zweite Auseinandersetzung nach dem Gerichtshearing aufnehmen.

Am 16.8.63 verteilt Oswald zusammen mit Charles Hall Steele erneut Flugblätter. Auf Initiative von Bringuier besucht der Journalist William Stuckey Oswald am 17.8.63, der ihm erzählt, er sei nur der Sekretär des FPCC in New Orleans, der Präsident sei A.Hidell. Stuckey, der auch Kontakt zu Gerry Hemming und Frank Sturgis hat, weiss bei der zweiten Radiodebatte, dass Oswald ein Russlanddefektor ist. Oswald äussert in dieser Sendung seine Gegnerschaft zu Kennedy. Am 21.8. diskutieren Oswald und Bringuier ihre Differenzen mit dem Rechtsextremen Ed Butler vom INCA in einer ersten Sendung des lokalen WDSU-Radios. Mit seinem Auftreten „verrät“ sich Oswald als Marxist und Lügner.

Oswald organisiert weitere Strassenaktionen, die von Fernsehstationen übertragen werden. Verantwortlich für die FBI-Überwachung Oswalds ist Warren DeBrueys, der als Botschaftsattaché in Brasilien, Mexico und Argentinien für die CIA arbeitete. Am 27.7.63 hält Oswald auf Initiative seines Cousins Eugene Murret am Jesuit House of Studies in Mobile, Alabama, eine Rede, in der er die Befürchtungen und Anschauungen der Minutemen vertritt, zu einer Zeit, als er ein Einreisevisum für Marina und, gesondert davon auch für sich, in die UdSSR beantragt.

Neben Bringuier hat Oswald Kontakt mit anderen CRC-Mitgliedern: Arnesto Rodriguez, FBI-Informant Orestes Pena, Ronny Caire und Manuel Gil. Eine Diskussion findet auch mit Frank Bartes, dessen Name in Oswalds Adressbuch verzeichnet ist und der mit Bringuier zusammenarbeitet, statt. 1965 ist Bartes als Söldner bei der CIA-gesponserten kongolesischen Luftwaffe beteiligt. Piloten mit B-26-Bombern und T-28 aus der Schweinebucht fliegen unter dem Deckmantel der Fluggesellschaft Caramar Angriffe gegen die ehemaligen Lumumba-Rebellen im Kongo. Joseph Mobutu, Cyril Adoula, und später Moise Tshombé in Katanga werden von der CIA auch finanziell unterstützt. 1968 benachrichtigt Bartes das FBI, sein Leben sei wegen der Garrison-Untersuchung in Gefahr.

Senator Estes Kefauver wird am 10.8.63 vergiftet. Er beabsichtigte, vor dem Senat über Machenschaften der Mafia und der CIA zu berichten. Er stirbt tags darauf im Bethesda Naval Hospital, als die Ärzte eine Herzoperation vorbereiten.

Quellen: Davis(1988):122-132,404ff, Bartholomew (2), (4), Scott (1993): 258f, (1994): 3ff, CNPC: 2
Weberman (6): 70, (11): 20-26, (12): 1-56, (15): 17, (27): 49-59, Schulz: 90, Höfling, CIA-Info: 14, Torbitt :22, Anson: 249ff, Callahan: 76f.
September 1963 Attentatsplanung

Am 26.9. kommt die definitive Bestätigung, dass John Kennedy am 22. November in Dallas sein wird.
Texas ist in der Hand von Carlo Marcello, was von den anderen wichtigen Mafiafamilien respektiert wird. Sein Schmiergeldverteiler ist John Halfen, der Politiker wie den Kongressabgeordneten Albert Thomas aus Houston, Richter wie Tom Clark vom Obersten Gerichtshof und die Polizei bezahlt. Es wird geschätzt, dass beispielsweise von den $15,6 Mio. Gewinn, den die Pferdewetten pro Jahr abwerfen, 40% an Marcello, 25% an Polizisten und Politiker und 35% an Halfen und seine Mitarbeiter gehen.

Dallas eignet sich als Attentatsort vorzüglich, weil die Stadt seit zehn Jahren ein inoffizieller Satellit der Marcello-Organisation ist. Joseph Civello und die Brüdern Joe und Sam Campisi, denen der Mafiatreffpunkt Egyptian Lounge gehört, leiten die Geschäfte in Dallas. Joe Campisi gilt als zweithöchster Gangster der Stadt und potenzieller Nachfolger von Civello. Bürgermeister Earl Cabell, Bruder des von Kennedy geschassten CIA-Vizedirektors, ist für die Verwaltung und Sicherheit zuständig. Das Dallas Police Departement ist eines der korruptesten der USA, seit sich die Mafia Ende der 40er Jahre in der Stadt eingenistet hat. Sergant Patrick T. Dean ist öfters Gast bei Joe Civello, der die Leitung der Mafia von Dallas 1956 übernahm. Rubys Freund Dean stellte den im Drogenhandel tätigen Civello als Polizeiinformanten in Drogenangelegenheiten an.
Die Stadtpolizei rekrutiert ihre Beamten hauptsächlich von erzkonservativen Gruppen wie dem Ku Klux Klan oder der John Birch Society. Oft arbeiten CIA und lokale Polizei zusammen, indem die CIA Wanzen, Einbrüche, Sprengstoffaktionen oder Trainingsprogramme für die Polizei organisiert und die Agenten als Gegenleistung die Badges der Polizei für untersagte Inlandoperationen benützen können.
Einige Polizisten arbeiten an den Attentatsvorbereitungen gegen de Präsidenten mit.
Jack Ruby hat legendäre Kontakte zur Polizei von Dallas und kennt 100 Polizeioffiziere mit Namen. Er ist der Verbindungsmann der Unterwelt zur Oberwelt, und die Schmiergelder für die Polizisten laufen fast ausschliesslich über ihn. Ruby organisiert den Beamten Frauen, beschäftigt Polizisten in seinem Nachtclub und ist während Jahren ebenfalls Informant der Drogenabteilung der Polizei. 150 bis 200 Polizisten frequentieren Rubys Nachtklub, unter ihnen auch Captain Will Fritz, ohne dass sie ihre Getränke bezahlen müssen.

Ursprünglich gehörte Ruby zu Al Capones Syndikat in Chicago, wurde dann 1947 von Tony Accardo nach Dallas geschickt, um die Stadt unter Kontrolle zu bringen. Da dies nicht gelang, konnte er nicht mehr nach Chicago zurück und wurde Mitarbeiter Joe Civellos, der mit Frank LaMonte Rauschgift aus Sizilien importierte. Als Stripteaselokalbesitzer, Buchmacher, Rauschgift- und Waffenhändler, Spielautomatenbetreiber und Zuhälter hat Ruby Kontakte zu mindestens drei der sieben Marcello-Brüder. Von Pete Marcello übernimmt Ruby häufig Stripperinnen, von denen er verlangt, dass sie mit ihm ins Bett gehen. 1963 versuchen Ruby und der Mafiaboss von Los Angeles Mickey Cohen, mit Candy Barr, einer von Rubys Lieblingsstripperinnen, eine prominente Person in eine sexuelle Falle zu ziehen. Barr heiratet Cohen später. Im Zusammenhang mit Waffen- und Drogenschmuggel und der Schweinebuchtinvasion arbeitete Ruby mit den CIA-Agenten Robert Perrin und L. Robert Castorr. Perrin, der Ehemann von Rubys Stripperin Nancy, wird am 28.8.63 vergiftet.

Seit 1959 ist er als Potential Criminal Informant des FBI registriert, wobei neun Kontakte von FBI und Ruby nachgewiesen sind. Im Herbst 1963 hat Ruby Ärger mit dem Steueramt, dem er gegen $60’000 schuldet. David Ferrie, wie Ruby an Oswalds Undercoveraktionen beteiligt, ist Stammgast in Rubys Carousel Club.

Die Planung des Kennedy-Attentats läuft über verschiedene Kanäle.
Eine Schlüsselrolle nimmt Sam Giancanas Lieutnant Johnny Roselli ein, über den Kontakte zu Marcello, Trafficante, zur CIA und, über Red und Allen Dorfman, zu den Teamsters laufen. Jack Ruby, Lenny Patrick, Dave Yaras, Paul Jones und Lewis McWillie gehören zu dieser Linie. Eine weitere Schlüsselrolle spielt Robert Aimé Maheu, der den Kontakt zu den Geheimdiensten (FBI, CIA), Politik (Roosevelt, Nixon), Mafia (Giancana, Roselli, Banister, Cain, Cellini, Meyer, Zicarelli) und der Wirtschaft (Hughes, Ölfirmen, Rebozo) bildet. Nach Maheu „beauftragt“ ihn Hughes „JFK zu entfernen“, weil er über dessen Rassenpolitik aufgebracht ist und „Neger als verbreitende Träger von Bakterien“ betrachtet. Charles Cabell, der ehemalige stellvertretende CIA-Direktor und Schnittstelle zur Politik in Dallas, arbeitet jetzt in Maheus Detektivbüro. E. Howard Hunt, Richard Cain und Frank Sturgis bilden die Schnittstellen von CIA und den Exilkubanern. David Atlee Phillips, Michael Paine, Guy Banister, Gerry Hemming und Davis Ferrie betreuen Oswald. Über Michael Paine laufen Kontakte zu den militärischen Geheimdiensten.

Richard Nixon und Lyndon Johnson sind über die Attentatsvorbereitungen auf dem Laufenden.
Das Geld für das Attentat, alle Beteiligten sollen mindestens $50’000 bekommen, kommt von den reaktionären texanischen Ölbaronen, vor allem von H. L. Hunt, die Johnson oder Nixon als Präsidenten wollen.

ONI-Agent Richard Case Nagell schreibt Hoover, dass Lee Harvey Oswald, den er persönlich kennt, JFK am 23.9.63 umbringen wolle. Ein Attentatsort könnte Ashland in Wisconsin sein, wo Kennedy am 24.9. eine Rede hält. Angeblich warnt Nagell Oswald, dass er von den Kubanern „Leopoldo“ und „Angel“ als Sündenbock aufgebaut werde. Nagell meldet dem CIA-Verantwortlichen Desmond FitzGerald, dass die Operation mit Oswald ausser Kontrolle geraten sei.

In Bay Cliff trifft Oswald Robert Ray McKeown, der mit Jack Ruby und Carlos Prio Socarras, dem ehemaligen kubanischen Präsidenten und Unterstützer der Exilkubaneraktivitäten, in Waffendeals verwickelt war. Am 12.9.63 trifft Oswald in Dallas den CIA-Agenten „Maurice Bishop“ alias David Atlee Phillips, der Chef der Abteilung für verdeckte Aktionen in Mexiko.
Eine Woche nach dem Treffen mit Phillips beantragt Oswald am 17.9. ein Visum für Mexico.

Fidel Castro meinte am 7.9. in einem Interview mit AP-Korrespondent Daniel Harker zu Geheimdienstberichten, wonach die CIA ihn zu ermorden plane:


„Wir sind bereit zu kämpfen und es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Die Führer der Vereinigten Staaten sollten bedenken, dass ihre eigene Sicherheit in Gefahr ist, wenn sie terroristische Pläne, kubanische Führer zu beseitigen, unterstützen.“

Laut dem kubanischen Geheimdienst ist dieses Zitat nicht korrekt, Castro habe gewarnt ohne zu drohen. Mit dieser Darstellung unterstützt Harker die geplante Strategie, Oswald als Befehlsemfänger Castros darzustellen. Castro sagt kurz vor dem Attentat auch, dass Kennedy in den letzten Monaten gelernt habe, viele Dinge zu verstehen. Am 18.9. versucht CIA-Agent Pierre Owen Diez de Ure 30 Kilo Plastiksprengstoff unter der Rednertribüne Castros zu platzieren.

Am 24.9. trifft sich Oswald mit Gerry Hemming. Die beiden fliegen am nächsten Tag in einem privaten Flugzeug nach Austin, wo Oswald versucht, seine unehrenhafte Entlassung von den Marines zu verbessern. Am 25.9. fliegt Oswald nach Dallas zurück und besucht mit „Leopoldo“ und „Angel“ Sylvia und Annie Odio. „Leopoldo“ ist Robert Willis, der für Gerry Hemming und mit Johnny Roselli arbeitet. Der kubanische Geheimdienst vermutet, dass es sich bei „Angel“ um den DRE-Aktivisten Isidro Borja handelt, der ebenfalls für Hemming arbeitet und mit der Alpha 66 Gruppe verbunden ist. Sylvia Odio wird verdächtigt, eine Castro-Agentin zu sein, weil sie zum linken Flügel der JURE gehört. Laut Odio ist bekannt, dass Oswald ein Doppelagent ist, der versucht, Kubanergruppen in Dallas im Auftrag des FBI zu infiltrieren, weshalb man ihm nicht trauen könne.

Das Alcohol, Tobacco, and Firearms-Büro führt gegen die Alpha 66 von Dallas eine Untersuchung wegen Waffenhandels durch, wobei ATF-Agent Frank Ellsworth mit FBI-Agent James Hosty in Kontakt steht. Offenbar setzt Hosty Oswald für diese Untersuchung als Informant bei der Exilkubanergruppe ein. Ellsworth und Hosty befinden sich beim Kennedy-Attentat am 22.11.63 zusammen mit den Armeegeheimdienstagenten Edward Coyle und James W. Powell in der Nähe von Oswald.

Die FBI-Agenten James Hosty und Bardwell Odum befragen Sylvia Odio und John Martino, von dem ihr Vater Waffen kaufen wollte. Amador Odio sass 1961 zusammen mit John Martino im Gefängnis in Kuba, weil er versuchte, Reinaldo Gonzalez zu verstecken. Gonzalez versuchte nach einem Plan des Alpha 66-Gründers Antonio Veciana, Castro zu ermorden. Veciana berichtet ebenfalls von einem Treffen seines Kontaktagenten „Maurice Bishop“ mit Oswald Anfang September 1963, das Vecianas Sekretärin Delores Cao bestätigt. Phillips offeriert Vecianas Cousin Guillermo Ruiz, der für den kubanischen Geheimdienst in Mexico City arbeitet, Geld, damit dieser aussagt, er hätte mit Oswald in Kontakt gestanden.
Unmittelbar nach dem Kennedy-Attentat kommt die Meldung in die Presse, Oswald habe mit einem Paar in Mexico Kontakt gehabt und handle im Auftrag von Castro.
Das FBI versucht mithilfe von Loran Eugene Hall zu beweisen, dass dieses Treffen mit Odio nicht am 25.9. stattgefunden haben kann, da Oswald offiziell in Mexiko ist. Das FBI muss dann diese Version aber zurückziehen, wonach Hosty behauptet, dass Silvia Odio Oswald mit Seymour verwechselt habe, da die beiden sich offensichtlich gleichen. William Houston Seymour gibt sich als Leon Oswald aus und legt Spuren in New Orleans, Florida, Austin, Alice, Fort Worth und Dallas. Der Warren-Bericht kommt zum Schluss, dass nicht Oswald, sondern Loran Hall, William Seymour und Lawrence John Howard die Besucher bei Odio gewesen sein müssen.
Hall trifft sich am 18.9.63 in Los Angeles mit Frank Sturgis, Celio Castro, Gerry Hemming und Richard Hathcock, dem er ein Gewehr ausgeliehen hat und nun zurückbekommt. Es ist dasselbe Gewehr, das am 23.11.63 im Fernsehen als Mordwaffe gezeigt wird. Hall fährt am 28.9.63 mit Lawrence John Howard und Celio Castro und einem Anhänger voll Waffen nach Dallas, wo sie sich im Lawnview Motel einquartieren. Hall nimmt Kontakt auf mit dem Rüstungslobbyisten Robert Morris und dem Ölgeologen Lester Logue, der George DeMohrenschildt kennt. Ab dem 12.10. ist Hall mit Seymour im YMCA von Dallas einquartiert, wo auch Ruby und Oswald aufkreuzen. Vermutlich baut ihn Hemming als zweiten Sündenbock auf, da dieser am 19.10. wegen Drogenbesitz zwar verhaftet, der Anhänger mit den Waffen aber nicht entdeckt wird.
Hall ist am 22.11. in Dallas, angeblich um sich mit Lester Logue zu treffen, wobei ihm Hemming ein Gewehr mit Teleskop mitgibt. Hemming behauptet gegenüber der Polizei in Miami, Hall habe dieses Gewehr gestohlen. Von Sam Giancana erhält Hall $20’000.

Laut der Warren-Kommission ist Oswald am 25.9. auf dem Weg nach Mexico, obwohl er in Austin und Dallas auftaucht. Oswald bekam am 25.6. innerhalb von 24 Stunden einen neuen Pass, vermutlich dank CIA-Agent Robert D. Johnson, obwohl er angab, er wolle vielleicht wieder in die Sowjetunion reisen und die Behörden bereits zweimal eine Sperre hätten verhängen müssen. Am 26.7, als Oswald in New Orleans war, besuchte jemand das Atomic Energy Museum in Oak Ridge, Tennessee, und schrieb ins Besucherbuch: „Lee H. Oswald, USSR, Dallas Road, Dallas, Texas“. Die Doppelgängertheorie wird von Marita Lorenz bestätigt. Oswald taucht mehrmals an zwei Orten gleichzeitig auf, wobei die Aussagen widersprüchlich und die Beweise dürftig sind.

Vom 25.9. bis zum 3.10. reist Larry Crafard, der für Jack Ruby arbeitet und sich als „Oswald“ ausgegeben haben könnte, nach Mexico City. CIA-Informant William George Gaudet fährt ebenfalls nach Mexico. Er kennt E. Howard Hunt, Jack Ruby, Lee Oswald und Guy Banister. Während Jahren editiert er denLatin-American Report, der von der United Fruit, der CIA, der Chase Manhattan Bank, von Alton Ochsner und verschiedenen Diktatoren von Zentralamerika finanziert wird. Gaudet wurde 1942 ins Office of Inter-American Affairs des Aussenministeriums berufen, wo er für Nelson Rockefeller arbeitete. Von Gaudet kommt 1964 die Behauptung, dass Ruby bei Lorenzo Borenstein Gemälde gekauft habe.

CIA-Agent John Howard Bowen steht in Kontakt zu Gaudet. Bowen führt seit 1934 eine als Missionsstation getarnte Scharfschützenschule in Mexiko, die Mordaufträge wie denjenigen gegen Distriktrichter Floyd ausführt. Aus Versehen wurde am 8.9.52 dessen Sohn Jake ermordet. Das Mordteam wurde von Maurice Brooks Gatlin, Guy Banister und dem Miami-Büro von Double Check Corporation finanziert. „Missionar“ Bowen gründete 1942 das faschistische Campfire Council, das in Verbindung zum American Council of Christian Churches steht. Er kennt H.L.Hunt, Gatlin und Shaw, arbeitete bei Jaggers, Chiles & Stoval mit Oswald und John Grosse, der ebenfalls als „Oswald“ mit Gaudet nach Mexiko gereist sein könnte. Bowen hat Kontakte zur Division Five des FBI, das mit dem ACCC zusammenarbeitet, und zu Clay Shaws Centro Mondiale Commerciale.

Bowen, Oswald und einer der verhafteten Tramps benutzen das Pseudonym „Albert Alexander Osborne“, und Oswald hat bei seiner Verhaftung ein Bibliotheksausweis von Bowen in seiner Brieftasche. Ein weiterer Doppelgänger könnte auch Fred Lee Crismon sein, der offenbar John Bowen gleicht. Crismon, bei Boing und Lockheed tätig, ist Bischof der Universal Life Church, was Garrison als Cover für seine Geheimdienstarbeit einschätzt. Tatsächlich hat er wie Bowen zu tun mit dem American Council of Christian Churches und Reverend Thomas Beckham, über den Zahlungen an die Schweinebuchtpartisanen liefen.

Am 27.9. schreibt sich „Harvey Oswald Lee“ im Hotel Commercio in Mexico City ein, wobei die Beschreibungen eher auf E. Howard Hunt zutreffen und die Spuren dort sich verlieren. Hunt ist im August und September an der CIA-Station in Mexico. Als Tad Szulc Hunts Funktion in Mexico 1973 untersucht, wird bei ihm eingebrochen und seine Papiere werden gefilzt. David Phillips, der an der CIA-Station Mexico unter Winston Scott arbeitet, befindet sich im September und Oktober in Washington.
„Oswald“ ruft zuerst der sowjetischen Botschaft an, um ein Visum für Russland, und damit ein Transitvisum für Kuba zu bekommen. Er besucht zuerst die kubanische, dann die russische Botschaft und hat eine gefälschte Mitgliedkarte der amerikanischen Kommunistischen Partei, einen Direktorausweis des FPCC (beide verschwinden danach) und die Arbeitskarte aus der Sowjetunion dabei. Dabei hat „Oswald“ angeblich Kontakt mit dem Geheimdienstchef Waleri Wladimirowitsch Kostikow (Mitglied des 13. Departements des KGB, das sein Ausbildungslager in Minsk hat) und den Angestellten der kubanischen Botschaft Silvia Tirado de Duran, Luisa Calderon und Eusebio Azcue. Obwohl „Oswald“ seine Kubaliebe dick aufträgt, wird sein Visum abgelehnt, worauf er einen Wutanfall vorspielt. Dabei werden faktisch alle Visumsgesuche von Amerikanern nach Kuba abgelehnt, weil Castro weiss, dass er ermordet werden soll.

Der Plan sieht vor, Oswald vor dem Kennedymord nach Kuba zu schicken, so dass es so aussieht, als hätte er seine Befehle von Castro empfangen. Gegenüber der kubanischen Botschaft behauptet „Oswald“ dann, er hätte bereits ein Visum für die Sowjetunion. Es spricht einiges dafür, dass Sylvia Duran erpresst wird, um ein Visum für „Oswald“ auszustellen, mit dem sie an einer Party erscheint und offenbar eine sexuelle Beziehung hat. Laut Hemming arbeitet Duran für die CIA und kennt ihn, Castro und Guevara persönlich. „Oswald“ steht über Duran und Teresa Proenza in Kontakt zum Castro-freundlichen Revolutionary Bloc an der Autonomen Universität in Mexico City. Die von der CIA überwachte Organisation von Oscar Contreras hat Kontakte zum kubanischen Geheimdienst CIS.
Möglich ist auch, dass „Oswald“ den Russen Informationen über eine Anti-Castro-Aktion von Guy Banister in New Orleans anbietet, um ein Visum zu bekommen. Von 8 Telephongesprächen, die die CIA abhört, werden Abschriften gemacht und sieben Wochen vor dem Kennedymord an das Hauptquartier und Kopien an das FBI geschickt, das sie jedoch der Warren-Kommission offiziell nicht übergibt. Die Originale werden vermutlich nach dem Attentat vernichtet. Hoover teilt Johnson am 23.11.63 mit, es handle sich bei den aufgenommenen Gesprächen nicht um Oswalds Stimme. Einige der Mitglieder des Mordausschusses des Repräsentantenhauses müssen die Abschriften gelesen haben, da sie daraus schliessen, dass es sich nicht um Oswald gehandelt haben könne, weil dieser fliessend Russisch sprach.

Für die Rückfahrt von Mexico reservieren „O.H.Lee“ und Angel Perez Delgado Bussitze, die sie aber nicht benützen. Perez ist der ehemalige Koordinator der Bewegung des 26. Juli in Washington und verfügt über gute Kontakte zur kubanischen Botschaft in Washington, womit eine weitere Spur zu kubanischen und russischen Geheimdienstkreisen gelegt wird.
Auch der am 9.11.63 „abgefangene“ Brief an die Sowjetbotschaft enthüllt eine „kommunistische Intrige„.
Ein Monat zuvor ging ein Telegramm an John McCone, das die Präsenz Oswalds in der sowjetischen Botschaft beweisen soll. Gegenspionagedirektor James Angleton fliegt aufgrund des Telegramms nach Mexico City und übernimmt das am 12.9.60 eröffnete 300 Seiten starke Oswald-Dossier mit CIA-File-Nummer 201. 89% aller 201-Files betreffen Personen, die von der CIA angestellt sind und werden eröffnet, wenn eine Person als Quelle brauchbar ist. Fidel Castro hat ebenfalls ein 201-File, das aus einem Personalienabschnitt und einem sensitiven Teil mit verschlüsselten Informationen über Operationen besteht. Oswalds 201-File ist ein „restricted file“, bei denen der Zugang zum sensitiven Teil erschwert ist, und militärischen Ursprungs, da es sich im Marine Corps Headquarters befindet.

Die CIA hätte unmittelbar auf die Nachricht von der Defektion Oswalds in die UdSSR ein Dossier anlegen sollen, vor allem weil Oswald mit der Preisgabe von militärischen Informationen über Radartechnik gedroht hatte. Oswalds Akte wurde nur angelegt, weil am 6.9.60 die beiden homosexuellen Mathematiker William Martin und Bernon Mitchell, die für die NSA gearbeitet hatten, nach Russland überliefen, was zur Entlassung des Personaldirektors und 26 weiterer Beamte der NSA führte. Das Weisse Haus wollte daraufhin über weitere Überläufer dokumentiert werden. In Oswalds CIA-File wurde der Mittelname zu Lee Henry Oswald geändert. Die Akte und sein Handling machen nur einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Angleton für Oswalds Mission gar kein Papier hinterlassen wollte.
Die CIA übergibt der Warren-Kommission zwar dieses generelle Informationen enthaltende 201-File, ohne allerdings anzudeuten, dass zusätzlich ein Operational File sowie zwei HT Lingual-Files existieren.

Frank Sturgis, Alex Rorke und Geoffrey Sullivan inszenieren eine Täuschungsaktion. Sie gehören zu den Exilkubaners, die trotz der Schliessung der paramilitärische Trainingslager in Florida und Louisiana und dem zumindest teilweisen Rückzug der CIA die Kuba-Aktionen weiterziehen. Ein FBI-Spitzel verrät Orlando Bosch, der vom Ölmulti Hunt finanziert wird und mit Sturgis, Rorke sowie den Minutemen eigene Angriffe gegen Kuba plant. Sturgis, Rorke und Geoffrey Sullivan werden Anfang September ins Hauptquartier der Zollbehörde zitiert, wo man ihnen mit Konsequenzen droht, falls sie weiterhin Aktionen gegen Kuba fliegen.

Rorke und Sullivan kommen angeblich bei einem Flugzeugabsturz am 25.9.63 um. Sturgis organisierte diesen Flug, der durch mehrere Starts und Flugplanänderungen Aufsehen erregte. Da Sullivan kurze Zeit später in Belize wiedererkannt wird und Rorke offenbar mit einem Mörderteam nach Dallas fährt, ist der Flug, der in Fort Lauderdale um 8.00 Uhr startet und fünf Stunden später 30 Meilen entfernt bei Hollywood, Florida, ins Meer stürzt, ein Trick, um Beteiligte am Kennedy-Attentat verschwinden zu lassen.
Interessanterweise spricht Lyndon Johnson, der in dieser Nacht nach Austin kommt, dreimal an diesem Tag mit dem Verantwortlichen der betroffenen Fluggesellschaft Beech Travelair, Darrell Schneider.
Oswald ist am 25.9. ebenfalls in Austin, und wird am nächsten Tag nach Houston geflogen, wo er sich mit Horace Twiford treffen will, einem Mitglied der Socialist Labor Party.
Eine Suchaktion von Ellis Rubin startet am 2.10, und eine weitere mit Gerry Hemming, Roy Hargraves, C.F. Bush, Howard K. Davis, Ivan Kay, Steve Justin Wilson, Ralph Hernandez Nordase, Charles Collier und Allan Kennedy am 2.11.63. Es gibt auch die Theorie, dass die CIA Rorke verschwinden lässt, weil er dem Castro-Agenten Enrique Molina Rivera vertraute, der mit der Ermordung von Hemming und Trafficante drohte. Laut Hemming wollten Rorke und Sullivan mit Molina Rivera auf dem Absturzflug nach St.Julien in Kuba fliegen, um ein Angriff auszuführen.

Im August stürzte Louis Berlanti mit seinem Flugzeug und angeblich über der Hälfte der $53 Mio. ab, die von den Erben des ermordeten dominikanischen Diktators Rafael Trujillo mithilfe von Anwalt Richard Nixon eingefordert werden. Berlanti finanzierte Mario Garcia Kohlys Pesosfälschungsaktion, und Nixon setzt sich für Kohly in dessen Prozess wegen Geldfälschung ein.

Quellen: Marrs: 189ff, 403ff, Davis (1988): 140-157,404f, Weberman (3): 10-30, (11): 5f, (13): 1-42, (14): 1-48, (15): 1-15, (21): 3,6, (27): 44, Summers (1993): 328f, (2000): 261f, Giancana: 333-341, Groden/Livingstone: 180f,312,351ff, Best: 55, Bartholomew: 47,57, (2): 25, (4): 13, Griffith (1996a), (1998): 1-4, Oglesby: 66f, Scott (1993): 39-44,256, Torbitt: 24ff,29,34, CNPC: 19, Russell: 4f, Callahan :74-77.
September 1963 Mafiaenthüllungen

Joseph Michael Valachi packt in den im Fernsehen übertragenen Hearings aus, wobei unter anderem die Insularität der Mafia von Louisiana zum Ausdruck kommt. 1960 wurde Valachi wegen Heroinhandels verurteilt. Sein ebenfalls inhaftierter Boss Vito Genovese hörte Gerüchte, sein Leutnant kooperiere mit den Behörden, worauf er ihm im Gefängnis den Todeskuss gab und $100’000 auf seinen Kopf aussetzte. 1962 erschlug Valachi einen anderen Gefängnisinsassen, den er vermeintlich für seinen Killer hielt, mit einer Metallröhre. Nach drei erfolglosen Mordversuchen beschloss Valachi tatsächlich auszupacken. Obwohl ihn eigentlich das FBN geschnappt hatte, nahm ihn der Justizminister in Beschlag und versprach ihm ohne Absprache mit dem FBN-Chef Anslinger Straffreiheit.

Valachi ist das erste Mafiamitglied, das sein Schweigen bricht und über die Struktur des Organisierten Verbrechens berichtet. Valachi zeichnet ein verzerrtes Bild der „Cosa Nostra“, die er als eine auf Italiener beschränkte Organisation beschreibt, die über die nationale Kommission eine Einheit bildet und in der alles zentral gesteuert wird. Aufgrund dieses ethischen Vorurteils können die Verbindungen von Oswald und Ruby von der Warren-Kommission nur sehr oberflächlich untersucht werden.
Trotz der Sensation seiner Auftritte wird kein Mafiosi verurteilt, obwohl 289 Mitglieder der 5 Familien in New York unter die Lupe genommen werden und seine Aussagen im Gegensatz zu Wanzen und Telephonabhörungen im Gericht eingesetzt werden können. Trotzdem realisiert die breite Öffentlichkeit die Bedeutung des Organisierten Verbrechens, auch wenn das Phänomen nicht als systemimmanente Komponente der amerikanischen Gesellschaft erkannt wird.

In Sizilien bricht das erste Mal eine Frau das Gesetz des Schweigens: Serapina Battaglia, genannt die schwarze Witwe, die die Mörder ihres Mannes und ihres Sohnes anklagt.

Quellen: Meurice, Delorme: 35-41, Davis (1988): 138f, Best: 23, Pons, Anson: 305.
September 1963 Putschgeschichten top

Der im Februar gewählte Staatspräsident der Dominikanischen Republik Juan Bosch wird am 25.9.63 durch einen von der CIA orchestrierten Militärputsch abgesetzt. Er wollte die von der Allianz für den Fortschritt vorgeschlagenen Sozialreformen umsetzen und erhielt dafür anfangs von den USA beträchtliche Geldmittel. Bosch nahm das, was man die bürgerliche Freiheiten nennt ernst: Kommunisten durften nicht verfolgt werden, ausser wenn sie gegen das Gesetz verstiessen. Deshalb wurde er der Kommunistensympathie verdächtigt. Nach dem Putsch der Generäle bricht John Kennedy die diplomatischen Beziehungen ab, stellt die Wirtschafts- und Militärhilfe ein und beordert US-Bürger nach Hause.
Neunzehn Monate später bricht ein Aufstand aus, als dissidente Offiziere in der dominikanischen Armee mit der Unterstützung bewaffneter Volksmassen den abgesetzten Bosch wieder an die Macht bringen wollen.
Lyndon Johnson entscheidet sich für eine vorbehaltlose Unterstützung des neuen Regimes und schickt im April 1965 23’000 Marineinfanteristen, um die Revolution zu verhindern.

Botschafter Syedou Diallo von Guinea wendet sich am 17.9.63 an den Botschafter William Attwood und übermittelt ihm Fidel Castros Wunsch nach normalen Beziehungen zu den USA, um nicht so stark auf die UdSSR angewiesen zu sein.
John Kennedy autorisiert Attwood zu Gesprächen mit dem kubanischen UN-Botschafter Carlos Lechuga, wobei er eine Öffnung gegenüber Kuba und eine Normalisierung der Beziehung in Aussicht stellt. Diese führen zu Plänen, dass Attwood nach Havanna reist, um mit Castro direkte Verhandlungen aufzunehmen, was aber Johnson nach dem Kennedy-Mord fallenlässt.
Zudem setzt Kennedy den französischen Journalisten Jean Daniel von L’Express als inoffizieller Kontakt mit Castro ein. Am 24 10. trifft sich JFK mit Daniel und bittet ihn, Castro seine guten Intentionen mitzuteilen, was Castro ernst nimmt. Die Geheimdienstkreise erfahren, vermutlich über Walt Withman Rostow, von den Aktivitäten zur Entspannung der Beziehung zwischen den USA und Kuba und geben diese Infos weiter, die für die Exilkubaner und die Hardliner der CIA, der Militärs und der Politik Verrat bedeutet. Daniel befindet am 22.11.63 bei Castro, als die Nachricht des Attentats durchkommt. Castro befürchtet, zu Recht, dass ihm die Ermordung in die Schuhe geschoben werden soll.
Innerhalb der letzten 4 Monaten wurden 13 Sabotageakte gegen Kuba durch autonome Exilkubanergruppen ausgeführt. Castros Soldaten verhaften am 29.10. vier CIA-Agenten, die mit einem 30-Meter Schiff namens Rex unter nicaraguanischer Flagge nach Kuba kamen. Einer der Agenten, Montero Carranzana, hatte schon einmal 12 Saboteure an der Nordküste Kubas abgesetzt, und das Schiff diente schon öfters als CIA-Cover. Die Rex wird von J. A. Belcher, Ölhändler aus Miami, an die Collins Radio Company in Dallas vermietet. Arthur Andrew Collins ist befreundet mit David Harold Byrd, dem Hausbesitzer des TSBD, und mit ONI-Admiral Henry C. Bruton, der DeMohrenschildt und Oswald kennt. John Rockefeller Jr. hilft Byrd, Anlagen von Collins für die „Admiral Byrd’s Polar Expeditions“ zu kaufen. Im März 1963 erhielt die Collins Radio einen $2 Mio.-Vertrag von der USIA, um neun Kurzwellentransmitter zu bauen, die die CIA in Südostasien einsetzen will. Da JFK zwei Wochen später das Budget der USIA kürzt, entwickelt sich dieses Geschäft zu einem Skandal, da der stellvertretende Sekretär der Navy, Ken BeLieu, mit falschen Zahlen operiert hat und der Deal mit Collins und der CIA nicht sauber ist. Die USIA verbreitet offizielle Propagada mithilfe von 140 Zeitschriften mit einer Auflage von 30 Mio. Exemplaren. 1978 ensteht daraus die International Communication Agency, die in 111 Ländern vertreten ist, 12’000 Personen beschäftigt und über einen Etat von $413 Mio. verfügt.
Der CIA gelingt die einzige Anheuerung von einem Mann innerhalb der Castro-Vertrauten: Rolando Cubela Secades. Cubela tötete 1956 den Chef von Batistas Militärgeheimdienst Blanco Rico, kämpfte mit Castro in den Escambray-Bergen und besetzte den Präsidentenpalast 1959, bevor Castro in Havanna eintraf. Der Minister ohne Portfolio wandte sich gegen die Präsenz der Russen und kontaktierte 1961 die CIA und wollte überlaufen. Die CIA konnte ihn überzeugen, als Informationsquelle mit dem Codenamen AM/LASH im Amt zu bleiben.
Cubela offeriert seinem Kontaktagenten anlässlich eines Treffens in Sao Paulo am 7.9.63, Castro umzubringen, wenn ihn die US-Regierung unterstütze. Am gleichen Tag warnt Castro die USA davor, ihn ermorden zu wollen. Trotz der Möglichkeit, dass es sich bei diesem Angebot um eine Falle handelt, trifft sich Desmond FitzGerald am 29.10. mit Cubela in Paris. Dieser fordert ein persönliches Treffen mit Robert Kennedy, ein Gewehr mit Tele sowie Gift. FitzGerald sichert ihm die Unterstützung der Kennedys für die Castro-Eliminierung und einer neuen Regierung zu. In die Rede Kennedys vom 18.11. baut die CIA eine harsche Kritik gegen Castro ein, um diese Unterstützung zu belegen. Am 22.11. erhält Cubela in Paris einen Kugelschreiber mit einer hypodermischen Nadel von einem Undercoveragenten der CIA, aber die Aktion wird wegen dem JFK-Attentat abgeblasen.
Im September 1965 wird ein weiterer Versuch unternommen, Cubela gegen Castro anzusetzen. Er wird jedoch von der kubanischen Gegenspionage 1966 entlarvt und sitzt dann 13 Jahre im Gefängnis.

Colonel Oswaldo Lopez Arellano putscht am 2.10.63 gegen Präsident Ramon Villeda Morales in Honduras, dem zu grosse Duldsamkeit gegenüber den Kommunisten vorgeworfen wird. Villeda hatte im Geist der Allianz für den Fortschritt moderate soziale Reformen anvisiert, wobei die Agrarreform auf Druck der United Fruit bereits abgeschwächt werden musste.
Anastasio Somoza, United Fruit, Standard Fruit & Steamship, die William B. Reilly Company, die CIA und Ed Butlers Information Council of the Americas unterstützen und finanzieren den Staatsstreich, der mit einem Angriff auf den Präsidentenpalast durch US-trainierte Luftwaffenpiloten beginnt. John Kennedy hatte Villedas Bitte um Entsendung von Truppen zur Abwendung eines Putsches kurzerhand abgeschlagen, den anzuerkennen sich er dann aber weigert.
Erst Johnsons Unterstaatssekretär Thomas Mann, der an der Planung des Coups mitarbeitete, anerkennt im Dezember 1963 den neuen Präsidenten, der sofort alle Reformen aussetzt.
Lopez beherrscht Honduras während elf Jahren, in denen die brüchige Wirtschaft weiter geschwächt wird. 1974 deckt man die Zahlung von Bestechungsgeldern in Höhe von $1,25 Mio. an Lopez durch United Brands, der Nachfolgegesellschaft von United Fruit, auf. Nach dieser ersten Tranche senkte Honduras, das 25% der Chiquita-Bananen liefert, die Exportsteuer um die Hälfte. Zur zweiten Tranche dieses Deals, für den Wirtschaftsminister Abraham Bennanton urprünglich $5 Mio. für Lopez verlangt hatte, findet daraufhin nicht mehr statt, weil die Streitkräfte 1975 Colonel Juan Alberto Melgar Castro zur Machtübernahme verhelfen.

Quellen: Horowitz: 219-223, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Scott (1993): 91ff,196,221ff, Marrs: 143f, Russell: 4, Hamelin/Van Geirt, Vogeler: 22, Anson: 235f, Powers: 245, Hersh: 440,447-449, Best: 38f, Konkret 26.2.76: 24-26, CNPC: 5f, Ranelagh/Treharne: 2, Bartholomew: 54,(3): 7, Schulz: 318, Tarpley/Chaitkin: 117-129.
Oktober 1963 Ruby und Oswald top

Lee Harvey Oswald trifft Jack Ruby am 4.10.63 in seinem Club, worüber Anwalt Carroll Jarnagin die Behörden informiert. Das FBI-Interview über das Oswald-Ruby-Meeting nach dem Kennedy-Attentat, das auf seine Initiative hin zustandekommt, wird im Warren-Report nicht erwähnt. Der Bericht negiert, dass sich die beiden gekannt haben, obwohl mehrere Treffen bekannt sind. Oswald übernachtet mehrmals im YMCA in Dallas, dessen Einrichtungen auch von Ruby, Hall, Seymour und Howard benutzt werden.

Oswald mietet ab dem 7.10. als O. H. Lee ein kleines Zimmer bei Earlene Roberts, worauf das FBI und der militärische Geheimdienst ihre Dossiers nach Dallas weiterleiten. Roberts ist die Schwester von Rubys Bekannter Bertha Cheek. Marina Oswald zog am 23.9.63 mit ihrem Baby wieder zu Ruth und Michael Paine nach Irving. Ruth Paine unternahm bereits 1957 Nachforschungen über Oswald, sechs Jahre bevor sie sich laut Warren-Bericht überhaupt getroffen haben. Offiziell bekommt Oswald seinen Job im Texas School Book Depository ab dem 16.10. dank Ruth Paines Nachbarin Linnie Mae Randle, deren Bruder Wesley Frazier dort arbeitet. Im TSBD steht der Finanzmanager Joe R. Molina unter Verdacht, Kommunist zu sein, weil er dem „subversiven“ American G. I. Forum angehört. Aufgrund der Aufträge und Jobwechsel ist es naheliegend, dass Oswald Industriesicherheitsarbeit leistet, was die Überprüfung der Angestellten auf mögliche Kommunistensympathie beinhaltet.

Oswald meldet sich beim stellvertretenden Bezirksanwalt Edward Gillen und fragt ihn, was er über die Legalität des Imports und Verkaufs der neuen Wunderdrogen Mescalin und LSD wisse. Er habe Aldous Huxley’s Buch The Doors of Perception studiert und glaube, dass die neuen Drogen eine soziale Revolution auslösen könnten. Auch dies scheint ein Check zu sein, da 1963 erst wenige Personen ausserhalb der CIA etwas über LSD wissen.
Offenbar beauftragt Oswald seine Frau, in der Apotheke, in der sie arbeitet, Drogen zu entwenden. Die CIA testete LSD und andere psychoaktive Drogen auch in der Station Atsugi, wo Oswald stationiert war. Versuchskaninchen waren Marines, die keinen Dienst hatten, und denen die CIA die präparierten Drinks und die Prostituierten bezahlten. Auch das ONI holt verurteilte Mörder aus den Gefangnissen und konditioniert sie im eigenen Neuropsychiatrischen Zentrum in San Diego als politische Mörder, die laut dem Psychologen und ONI-Offizier Thomas Narut in verdeckten Positionen in die US-Botschaften geschickt werden. Gillen weist Oswald, der im Besitz einer nicht im Handel erhältlichen Minox-Kamera ist, als harmlosen Spinner weg.

John Roselli und Jack Ruby treffen sich zwei Mal in Miami, und Ruby konsultiert viele hochgestellte Persönlichkeiten der Mafia: Russell D. Matthews, Frank Caracci, Peter Marcello, Michael Shore (ein Freund von Mickey Cohen), Irwin S. Weiner (ein Mitarbeiter Giancanas, den die Washington Postals eine der wichtigsten Personen der Mafia im mittleren Westen bezeichnet), Lenny Patrick, Nofio Pecora, Barney Baker, Murrey W. „Dusty“ Miller (der für Hoffa arbeitet und 1970 der Organisator von George Bushs erfolgloser Senatskampagne ist), Alexander Gruber (der für Cohen und Hoffa arbeitet), Joe Campisi, Paul Roland Jones und Oscar Mauzy (Führer der liberalen Demokraten in Dallas und Partner von Nat Wells, der die Teamsters im Gericht vertritt).
Der mutmassliche britische Agent „John“ Wilson, der sich 1959 mit Trafficante in der selben Zelle befindet, einen Ausweis der chilenischen Geheimpolizei und einen UNO-Presseausweis besitzt, trifft sich am 29.10.63 mit Ruby wegen einer Anleihe.

In den 6 Monaten vor dem Kennedy-Attentat werden 400 Todesdrohungen registriert, wovon drei so gravierend sind, dass das Sicherheitskonzept verstärkt werden müsste. Beispielsweise hört das FBI in Buffalo am 31.10. eindeutige Morddrohungen von Mafialeuten gegen den Präsidenten ab, die Hoover weder an das Justizministerium noch an den Secret Service weiterleitet.
Am 4.11. schreibt Byron Selton, Mitglied des Democratic National Committee von Texas, an Bobby Kennedy und empfiehlt aufgrund der Attentatsgefahr, die Reise nach Texas oder wenigstens den Dallas-Besuch abzusagen.

Quellen: Marrs: 409, Scott (1993): 246, 291, Callahan: 99f,110f, Weberman (11): 3, Weber: 57-60, Bollinger, Davis (1988): 166ff,207, Best: 42, Oglesby: 5,9, Griffith (1996): 3.
Oktober 1963 Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis top

Jackie Kennedy ist auf Kreuzfahrt mit Aristoteles Onassis auf der Jacht Christina. Nach dem Tod ihres neugeborenen Sohns Patrick am 7.8.63 ist sie zu Ari geflüchtet. Schon ein Jahr zuvor stellte sie die Männlichkeit des Präsidenten in der Öffentlichkeit in Frage, als sie sich mit Gianni Agnelli auf dessen Jacht vergnügte. Aufgrund der Pressemitteilungen schickte JFK ihr verärgert ein Telegramm: „Etwas mehr Caroline und weniger Agnelli.“

Bereits Jackies Schwester Lee Radziwell hatte ein Verhältnis mit Onassis, das Bobby Kennedy zu verhindern versuchte. Um einen Skandal zu vermeiden, zahlte man dem Vatikan $50’000 für die Scheidung Lees. Diesmal telephoniert der Präsident seiner Frau, damit sie zurückkommt, da die Zeitungsberichte seiner Popularität schaden.
Wegen ihrer Schuldgefühle kann JFK sie dazu bringen, ihn auf den Wahlkampftourneen, die sie hasst, zu begleiten. Der Tod des Neugeborenen lässt die gegenseitigen Sticheleien etwas in den Hintergrund treten. Jack besteht wegen der negativen Publizität darauf, dass Onassis erst nach den Wahlen zu einem Gegenbesuch eingeladen werden dürfe.
Nach dem Kennedy-Attentat befindet sich Onassis bis zum Begräbnis des ermordeten Präsidenten im Weissen Haus.

Quellen: Posener: 7f,117,129ff,154f, Morgenthaler, Best: 20.
Oktober 1963 Bobby-Baker-Skandal

Bobby Baker geriet seit September in die Schlagzeilen wegen Vermittlungen von Staatsaufträgen gegen Schmiergeldzahlungen mit Clint Murchison, Isaac Irving Davidson, den Teamsters und dem Las Vegas-Milieu. In einem Fall verschaffte er bereits Aufträge an eine Verkaufsmaschinenfirma, die noch gar nicht existierte, weshalb Baker am 7.10.63. von seinem Amt als Sekretär der Demokraten im Senat zurücktreten muss.

Baker kam 1943 als Vierzehnjähriger nach Washington, begann als Kongresshilfe und machte im Fahrwasser seines Mentors Lyndon Johnson Karriere, für den er sich vor allem bei Kampagnenfinanzierungen profilierte. Wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung wird Baker vom Justizministerium und vom Senate Rules Committee untersucht, und die republikanische Minderheit im Senat versucht, den Fall zu einem Thema für die Präsidentenwahl von 1964 zu machen. Da auch Johnson und andere Senatoren der Korruption verdächtigt werden, eröffnet das Rules Committee eine umfassende Untersuchung.
Robert Kennedy spannt heimlich mit Anwalt Burkett Van Kirk und den Republikanern gegen Johnson zusammen, damit er ihm als Präsidentschaftskandidat 1968 nicht im Weg stehen wird. Johnson vermutet zu Recht, dass die Kennedys den Skandal ins Rollen gebracht haben, um ihn zu stürzen. JFK will Johnson nun ersetzen durch Gouverneur Terry Sanford von North Carolina, obwohl Ethel Kennedy will, dass ihr Mann Vizepräsident wird.

Über „Whispering Willie“, Senator John Williams, gibt Bobby Informationen über Baker und Johnson an das Rules Committee weiter, wonach Korruptionsvorwürfe gegen Johnson laut werden. Johnson befürchtet, dass von den vielen Geschäften seines ehemaligen Sekretärs mit der Mafia von Louisiana, Chicago, Las Vegas und in der Karibik, oder von den Schmiergeldzahlungen über Jack Halfen, der ein Prozent von Carlos Marcellos Umsatz an Johnson abliefert, etwas aufgedeckt werden könnte. Johnson setzt sich als Gegenleistung während seiner ganzen Karriere gegen Gesetze zur Verfolgung der Mafia ein. J. Edgar Hoover übt auf das Justizministerium Druck aus, um die Prozesse gegen seine Freunde Bobby Baker und Clifford Jones zu verzögern und zu erschweren. Jones wird erst fünf Jahre nach der Anklage vor Gericht gestellt. Schliesslich sitzt Baker, in 9 Punkten schuldig gesprochen, 18 Monate in einem Gefängnis.

Da auch Bakers Privatleben in die Schlagzeilen geriet, stösst das Senate Rules Committee schnell auf den Fall Ellen Rometsch. Vom Republikaner John Williams gelangen Informationen zu Clark Mollenhoff, der diese am 26.10. im „Des Moines Register“ in Iowa veröffentlicht. Ohne JFK beim Namen zu nennen beschreibt Mollenhoff die Ereignisse und die Beziehungen von Rometsch und zieht eine Parallele zum Profumo-Skandal. Zwei Tage später trifft sich Bobby Kennedy mit Courtney Evans und Hoover und erreicht, dass sich Hoover mit den beiden Fraktionsführern im Senat, Mike Mansfield und Everett Dirksen, trifft und diese mit Dreckmaterial aus seinem Geheimarchiv unter Druck setzt, womit er eine Senatsuntersuchung und die Rückkehr von Rometsch für ein Hearing verhindern kann. Dafür erhält Hoover vom Justizminister die Erlaubnis, Martin Luther Kings Telephon abhören zu lassen.
Aber nicht nur das Telefon, sondern die Hotelzimmer und selbst die Altäre werden verwanzt, und King wird auf Schritt und Tritt beschattet. Hoover beginnt, King als Lügner, Sexpathologen, Trinker und Kommunisten öffentlich zu diffamieren.
Nach Kennedys Ermordung treffen sich sich Beamte der Bundespolizei und diskutierten darüber, wie man „King als Schwarzenführer neutralisieren könne“.

Einige Tage später ist Hoover bei John Kennedy zum Lunch eingeladen. Hoovers Agenten haben erfahren, dass Rometsch in die USA zurückkehren wolle, um den Untersuchungsanwalt der Senatskommission, LaVern Duffy, zu heiraten. JFK versucht dies zu verhindern, indem er von Freunden wie Grant Stockdale Geld sammeln lässt, um Rometsch mehr Schweigegeld zu bezahlen.
Stockdale, der JFK unterstützt und für George Smathers und Bobby Baker arbeitet, findet sich nach dem Attentat zwischen den Fronten und wird aus dem 14. Stockwerk eines Gebäudes in Miami gestossen.

Im Zusammenhang mit den Baker-Enthüllungen kommen auch Einzelheiten mit der TFX-Korruption wieder auf, und Fred Korth, der für Johnson gearbeitet hat, muss von seinem Job als Sekretär der Navy zurücktreten, da über seine Bank Schmiergelder der General Dynamics geflossen sind. John McClellan leitet eine parallele Senatsuntersuchung zur TFX-Bestechung, wobei RFK dafür sorgt, dass McClellan Informationen über die Schmiergelder und Erpressungsversuche der General Dynamics unterdrückt und sich auf die $100’000 Schmiergelder für Johnson über Bobby Baker beschränkt.
Diese Untersuchung wird von Johnson nach der Ermordung Kennedys natürlich sofort abgeblockt, nachdem an der Sitzung vom 20.11. noch beschlossen wird, dass in der folgenden Woche Fred Korth befragt werden soll. Korth, der bei Bell mit Michael Paine und Walter Dornberger zusammenarbeitete und über den auch Zahlungen an die Spurenleger Oswalds in Dallas laufen, wird nie aussagen müssen.

Quellen: Summers (1993): 312f, Hersh: 388,400-411, Davis (1988): 273, Scott (1993): 220, Torbitt: 11,14,28,33, Obenhause.
November 1963 Putsch gegen Ngo Dinh Diem top

Der südvietnamesische Präsident Ngo Dinh Diem wird am 1.11. gestürzt. Diem floh 1950 in ein katholisches Seminar bei New York, nachdem er von Ho Chi Minh in Abwesenheit zum Tod verurteilt wurde. Dort lernte der überzeugte Katholik, dessen Bruder Ngo Dinh Thuc Bischof der Römischen Kirche ist, unter anderem auch Joseph Kennedy und seinen Sohn kennen. Kennedy unterstützte die American Friends of Vietnam, und der Senator war 1956 der Hauptsprecher dieser Lobbygruppe. Auch als Präsident unterstützte John Kennedy den Diktator, den Johnson trotz dessen Krieg gegen die eigene Bevölkerung als Winston Churchill von Südostasien bezeichnet.

Vietnam spaltete die Kennedy-Bürokratie wie kein anderes Thema. Auch Charles de Gaulle warnte JFK bereits 1961 vor der Aussichtslosigkeit eines Engagements in Vietnam. Nachdem JFK 1962 in Laos nach dem gescheiterten CIA-Putschversuch eine vernünftige Lösung akzeptierte, trieben ihn seine Gegner mit dem Vorwurf, das Land an die Kommunisten verloren zu haben, in die Enge. Deshalb reagierte JFK auf die Schwächung der Diem-Regierung mit einem erhöhten militärischen Engagement und muss Vietnam bis zur Wahl von 1964 halten, obwohl bis Ende 1961 breits 76’000 Menschen durch Vergeltungsaktionen der südvietnamesischen Polizei- und Streitkräfte umkamen und über 550’000 deportiert, verhaftet oder in Konzentrationlagern interniert wurden.

Aufgrund der massiven Kritik des Diem-Regimes entschied sich JFK zum Einsatz der Green Berets und zum Aufbau einer Geheimarmee, um den schmutzigen Krieg unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen. Die Navy SEALs (Navy Sea Air Land) sind hochausgerüstete und streng ausgebildete Einsatztruppen, die überall in der Welt eingesetzt werden und vor allem auf Unterwassersabotage und Blitzoperationen spezialisiert sind. Bereits 1962 flog die US-Luftwaffe 50’000 Einsätze, bei denen sie ganze Gebiete mit Bordwaffenfeuer und Napalmbomben belegten.
Um der National Liberation Front die Basis zu entziehen, werden chemische Kampfstoffe zur Vernichtung von Ernten und Vieh eingesetzt, so dass die bäuerliche Bevölkerung vom Hungertod bedroht ist. Diems Bruder Ngo Dinh Nhu versuchte, das von den Briten in Malaysia erfolgreich angewandte Programm der „strategischen Dörfer“ einzuführen, was aber misslang. 10 Mio. Bauern wurden bis Ende 1962 in 6600 geschützte Dörfer umgesiedelt, ausserhalb derer jederman erschossen werden konnte. Die buddhistische Landbevölkerung weigerte sich weitgehend, in die Minikonzentrationslager zu ziehen, weil es für sie wichtig ist, bei den Gräbern ihrer Toten zu wohnen. Diem setzte deshalb auf Verhaftung, Folter und Ermordung der Oppostition, zu der abgesehen von den 10-15% Katholiken potentiell alle gehören.

Diems Regime, das auch wegen der grassierenden Korruption international geächtet wurde, geriet im Mai 1963 in die Schlagzeilen, als Soldaten in Hue 9 der buddhistischen Mönche, die für religiöse Freiheit demonstrierten, erschossen. Diems Weigerung, sich für dieses Massaker zu entschuldigen und auf die Forderungen der Mönche einzugehen, führte zu Aufständen und der Selbstverbrennung von Thich Quang Duc, einem alten buddhistischen Priester, was die amerikanische Bevölkerung aufrüttelte und das Image der USA untergrub. Auch die verachtenden Äusserungen von Madame Nhu, die von einem buddhistischen Barbecue spricht und für weitere Selbstverbrennungen gratis Streichhölzer und Benzin anbietet, schockieren die Weltöffentlichkeit.

Der neue US-Botschafter Henry Cabot Lodge forderte Diem öffentlich wiederholt auf, seinen Bruder und politischen Berater Nhu zu entlassen und den Polizeiapparat aufzulösen, was die beiden aber als Einmischung in ihre Souveränität kritisierten. Die Kennedy-Administration fixierte sich auf die Idee, Nhu sei allein für die Greueltaten verantwortlich und könne die Situation mit seinem Rücktritt entschärfen. Da Nhu den ganzen Sommer immer wieder zu einer Limitierung der Rolle der Amerikaner in Südvietnam aufgerufen hatte, stempelten ihn die Amerikaner zum dunklen Drahtzieher hinter Diem und machten ihn zum Sündenbock. JFK hätte aus eigener Erfahrung wissen müssen, dass Diem seinen Bruder nicht entlässt. Harriman-Klon Lodge fordert deshalb die Elimination Diems.

Gleichzeitig zahlte die CIA $25’000 (nach anderen Angaben $250’000) pro Monat an Nhus Spezialsicherungstrupppen, die am 21. August in Armeeuniformen Mönche und Nonnen aus den 2000 Tempeln schleiften, verprügelten, wobei 30 starben, und 400 in Gefängnisse landeten. Darauf bewilligte JFK einen Militärputsch, der bis Ende Monat hätte stattfinden sollen.

In den Monaten vor seiner Ermordung hat Diem mit Nordvietnam Geheimgespräche zur Beilegung des Konflikts aufgenommen. Nordvietnam war bereit zu einer Koalitionsregierung mit Diem und zu einer langsamen wirtschaftlichen Annäherung mit einem neutralen Süden. Deshalb suchte Diem nach einem Weg, wie er die Amerikaner zu einem Abzug bringen könnte. 1963 befinden sich 16’500 „US-Berater“ im Land, wovon die meisten im Geheimdienst und in der Administration arbeiten, und bereits sind 78 „Berater“ im Kampf gefallen, weil sie Einsätze in südvietnamesischen Flugzeugen und Helikoptern fliegen und Infanterieeinsätze leiten.
Am 11.9. schickte die National Liberation Front, die Allianz von Kommunisten und Nichtkommunisten, einen Friedensplan-Vorschlag an die UNO, was zu einer Verurteilung des Diem-Regimes führte.

Charles de Gaulles darauffolgende Unterstützung für eine Neutralisation des Südens und eine mögliche Wiedervereinigung Vietnams wurde in den USA mit Empörung aufgenommen. Über den französischen Botschafter Roger Lalouette liefen auch bereits die Friedensgespräche zwischen Süd- und Nordvietnam.
Obwohl dies die ideale Voraussetzung für den Rückzug aus der aussichtslosen Lage in Vietnam wäre, ist die Idee eines neutralen Zusammenschlusses von Nord- und Südvietnam für die Amerikaner gleichbedeutend mit einem kommunistischen Vietnam, und JFK befürchtet, eine Einigung könnte ihm die Wahlen von 1964 kosten. Ende September fragte JFK den ehemaligen CIA-Agenten Edward G. Lansdale, ob er nach Saigon ginge, um zu versuchen, Diem von seinem Bruder zu trennen, wozu Lansdale einwilligte. Da Lansdale aber nicht mitmachen wollte, falls JFK entscheide, man solle seinen Freund Diem loswerden, wurde der Staatsstreich ohne ihn und ohne Wissen des Vizepräsidenten organisiert. Einen Monat später, nach der Ermordung Diems, verlässt Lansdale das Pentagon.

Aufgrund der Lagebeurteilung von Robert McNamara und General Maxwell Taylor vom 2.10.63 leitete JFK am 11.10. mit dem National Security Action Memorandum 263, wonach 1000 Soldaten bis Ende 1963 nach Hause gebracht werden, den Rückzug der US-Truppen bis Ende 1965 aus Vietnam ein.
Die paramilitärischen Aktivitäten der CIA wurden dem Verteidigungsministerium überantwortet. JFK weiss, dass er Vietnam auf lange Sicht nicht halten kann, aber bis nach den Wahlen halten muss, weshalb dieser Beschluss, obschon militärisch unbedeutend, richtungsweisend war.
Das Pentagon, das die CIA militärisch durch Spezialabteilungen unterstützt, und die Rüstungsindustrie verstehen Kennedys Absichten. Die Armee startet daraufhin eine breitangelegte Undercoveroperation namens Operation CAMELOT, um Kennedys Rückzugsplänen zuvorzukommen. 1964 iniziiert das Special Operation Research Office der Armee das bis anhin grösste sozialwissenschaftliche Projekt CAMELOT, wonach während vier Jahren Daten, Modelle und Theorien über soziale Veränderungen und interne Konflikte in den Entwicklungsländern sowie Massnahmenpläne gegen Revolutionen und Bürgerkriege zusammengetragen werden sollten.

Aufgrund der Kritik der Latin American Faculty of Social Science und der chilenischen Presse wegen des antidemokatischen Charakters des verdeckten Spionageprojekts muss Johnson im August 1965, nach der Okkupation der Domenikanischen Republik, das Projekt zurückziehen.
Einige hohe Offiziere versuchten, JFK mittels falscher Informationen zum verstärkten Einsatz in Vietnam zu bewegen. Lansdale ist ein entschiedener Gegner des Rückzugs aus Vietnam und wird einer der entscheidenden Plotter des Vietnam-Engangements. Lansdale sagt seinem Untergebenen L. Fletcher Prouty, er werde am 22.11. in Dallas sein, und schickt Prouty, der den Rückzug befürwortet, 11 Tage vor dem Attentat für zwei Wochen auf eine sinnlose Mission an den Südpol. Einzelne Figuren des militärischen Geheimdienstes sind an der Verschwörungskoalition, die aus Kräften inner- und ausserhalb der Regierung besteht, wegen dem sich abzeichnenden Rückzug aus Vietnam mitbeteiligt.
Bezeichnenderweise warnte Präsident Eisenhower, selbst General, JFK bei der Amtsübergabe vor der Bedrohung durch den unkontrollierten militärisch-industriellen Komplex.

Viele vietnamesische Militärs besuchten im Oktober die amerikanische Botschaft, wo Lodge General Duong Van Minh und seinen Stab mit Waffen und Geld unterstützte. JFK schickte als letzten Rettungsversuch seinen engen Freund Torbert Macdonald, der an seinen Poolparties teilnimmt und in Geheimnisse eingeweiht ist, von denen Bobby nichts weiss, zu Diem, um ihn zu warnen, er solle seinen Bruder fallenlassen und in der US-Botschaft Zuflucht suchen, was Diem aber ignoriert.

Am 1.11. erfolgt der von der CIA mitorganisierte Putsch: Lucien Conein und Arthur Herman Bremer unterstützen General Duong, der die treibende Kraft bei der Vernichtung von Diems Opposition war. Als sich Diem und Nhu nach stundenlangen Kämpfen ergeben, werden sie am 2.11. umgebracht. Am 7.11. erkennt JFK formell die neue Zivilregierung von Nguyen Ngoc Tho, Vizepräsident unter Diem, an, die sofort erklärt, dass eine Wiedervereinigung mit dem Norden nicht in Frage kommt. Vizemarschall Nguyen Cao Ky, der 1961 und 1962 CIA-Kommandos nach Nordvietnam und Opium von Laos nach Saigon geflogen hatte, wird zum Chef der vietnamesischen Luftwaffe ernannt. Er gerät wegen seiner Bewunderung für Adolf Hitler und seinem westlichen Lebensstil schnell in Verruf. Die nächsten zwei Jahre erfolgt eine Kette von Staatsstreichen und Putschversuchen und eine Verschärfung des Bürgerkriegs, so dass Johnson sagt, er wolle „keine solche Scheiss-Coups mehr“. Rebellionen der nach Autonomie strebenden Bergvölker und der Buddhisten werden niedergeschlagen.
Als die Saigoner Armee die Herrschaft über das Land verliert, greifen die USA massiv ein und beginnen am 7.2.65 mit der Bombardierung Nordvietnams.

Das Engagement der USA in Vietnam beruht wesentlich auf dem Eindämmungskonzept gegenüber China, das den USA im Koreakrieg eine Niederlage bereitete. John Kennedy beschäftigt sich seit einiger Zeit vermehrt mit China, weil er Angst hat, die Chinesen könnten die Atombombe bauen. Seine Angst vor den „Gelben“ begründet er mit der angeblichen Bereitschaft der chinesischen Führung, Hunderte von Millionen von Menschen zu opfern, um dem Kommunismus zum internationalen Durchbruch zu verhelfen. JFK beruft ein Meeting mit Fernostexperten ein und will den chinesischen Reaktor Lanchow in der Nähe des Testgeländes Lop Nor bombardieren lassen, um eine chinesische Atombombe zu verhindern. William Averell Harriman fasste bereits im Juli den Auftrag herauszufinden, wie die Sowjets reagieren würden, wenn die USA chinesische Atommeiler bombardierten. Chruschtschows ärgerliche Antwort soll gewesen sein, dass er keinen Postschalter betreibe. Angleton ist überzeugt, der ehemalige US-Botschafter Harriman in Moskau sei ein Sowjetspion, der JFK in der falschen Weise beeinflusse. Die Frage, wie die Atomanlagen der Chinesen zerstört werden sollen, ist bei der Ermordung Kennedys noch ungeklärt. Der erste chinesische Atombombentest findet am 16.10.64 statt.

Am 8.11.63 erklärt Kennedy beim seinem Antrag zum Auslandhilfegesetz, dass damit 3,5 Mio. alliierte Soldaten in anderen Ländern zur Abschreckung der Kommunisten unterhalten werden.
In den meisten Ländern wie in der Türkei ist es jedoch offensichtlich, dass die 400’000 türkischen NATO-Truppen den Zweck haben, eine innere Revolution zu verhindern. Die USA selbst haben 1 Mio. Soldaten auf über 200 Stützpunkten und auf etwa tausend weiteren Militäranlagen in anderen Kontinenten einsatzbereit stationiert. Zudem verkündet JFK, dass die Zahl der Kampftruppen zur Niederschlagung von Aufständen während den drei Jahren seiner Regierungszeit um 600% erhöht worden sei.

Das Anti-Rebellen-Programm kostet $500 Mio. (plus $1 Mia. in Vietnam) pro Jahr und untersteht der Leitung der Special Group for Counterinsurgency. Die militärische Seite des Programms umfasst die Sonderausbildung von Soldaten zur Niederschlagung bewaffneter Aufstände der betroffenen Länder wie Bolivien in den USA, Panama, Okinawa oder Deutschland. Die zivile Seite wird vom Agency for International Development geleitet und umfasst die Ausbildung von Polizisten und die Produktion von Propagandamaterial. Zudem gibt es verschiedene geheime Operationen und Kurse, die von der CIA, dem Pentagon oder dem State Departement organisiert werden.

Quellen: Prouty (1973): 33,58-60,138,174f, Hersh: 3,412-437,440ff, Horowitz: 142-150,406-409, Holtkamp: 12f, Collier/Horowitz: 386-390, Obenhause, Griffith (1996): 5, Gregory/Speriglio: 227, CIA-Info: 14f, Best: 63-68, Groden/Livingstone: 466-473, Dehnhardt, Spiegel TV, Konkret Nr.13/1971, 8/1973, Karel (1), Levin, Summers (2000): 516f, Amann: 27-32.