Geheimdienste/Mafia 1968-1974
US-Politik, Geheimdienste & Mafia Oktober 68 – August 74
Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaft von Richard Nixon, die Kriege gegen Vietnam, Kambodscha und Laos, der Staatsterrorismus, Watergate sowie die Ermordungen von J. Edgar Hoover und Salvador Allende. (Quelle)
Die zentralen Themen und Personen sind:
Wahl Nixons, Sabotage der Friedensgespräche, Wahlfinanzierung, Präsidentschaft von Richard Nixon, Schutz der Mafia, Krieg gegen Pazifisten und Schwarze, Überwachung und Schmutzkampagnen gegen Journalisten und Edward Kennedy, Chappaquiddick-Affäre, Tod von Mary Jo Kopechne und Carole Tyler, Bombardierungen von Vietnam, Kambodscha und Laos, Putsch von Lon Nol gegen Norodom Sihanouk, Antikriegsdemonstrationen, Drogenhandel von Meyer Lansky, Santos Trafficante, French Connection, Sicilian Connection, Pizza Connection, Terrormethoden von Gerry Hemming und E. Howard Hunt, Todesschwadronen in El Savador und Mordplots in Guatemala, Panama und Costa Rica, Hughes und Nixon, Enthüllungen der CIA-Mafia-Mordplots, der FBI-Programme, der CIA-Taktiken und Feindesliste, Pentagon-Papers und die Klempner gegen Daniel Ellsberg, Mafia und Nixon, Finanzpolitik, Goldstandard-Auflösung, CREEP und das GEMSTONE-Projekt von Gordon Liddy. Schmutzkampagnen gegen George Wallace, George McGovern, Edmund Muskie, Hubert Humphrey, Ermordung von J. Edgar Hoover, ITT-Skandal, Jack Anderson und der Tod von William Sullivan, Sowjetunion, Pakistan, Indien, und China, George Bush und die Ermordungen von Indira und Rajiv Gandhi, Henry Kissinger und die Geheimverhandlungen mit Vietnam, SALT 1 und Alexander Haig, Watergate, Nixons Wiederwahl, der Frieden mit Vietnam und die Eskalation in Kambodscha, Watergate-Untersuchung, Sturz von Salvador Allende in Chile durch Augusto Pinochet, Die Ölkrise und Onassis, Staatsterror, Patty Hearst-Affäre und die Unterdrückung der Indianer, Gegenrevolution in Portugal, Putsch in Zypern, Nixons Rücktritt, Tod von Murray Chotiner, Abkommen mit Gerald Ford und Nelson Rockefeller, Howard Hughes, Robert Maheu und Hughes Tod.
Der Text umfasst ca. 43 Seiten.
November 1968 Wahl von Nixon
Richard Nixon versuchte sich wie Bobby Kennedy von Johnsons Vietnamkrieg zu distanzieren und erfand die Option eines „Friedens mit Ehre“, obwohl er bereit ist, Nordvietnam mit Atombomben zu erpressen. Völlig überraschend für seinen Stab und ohne einen Plan verkündete er im März das Ende des Vietnamkriegs im Falle seiner Wahl. Im Sommer diskutierte er mit Bob Haldeman die „Madman Theory“: Nordvietnam sollte den Eindruck haben, Nixon würde alles tun, um einen ‚Frieden zu erzwingen’, eine Einschüchterungsstrategie, die im Sommer 1969 dann in dem Sinne eingesetzt wird, dass Nixon alles tun würde, einen Sieg zu erringen.
Lyndon Johnson erfuhr von Alexander Sachs, dass Nixon während des Wahlkampfs die Witwe von Claire Chennault einsetzte, um die nach langen Anstrengungen angesetzten Friedensgespräche mit Vietnam zu verzögern. Anna Chennault lebt im Watergate-Hotel, ist mit dem südkoreanischen Geheimdienst verkoppelt und lobbyiert für Taiwan und Ferdinand Marcos. Ebenfalls beteiligt an der Sabotage der Gespräche sind John Mitchell, John Tower, Robert Hill, Henry Kissinger und der südvietnamesische Botschafter Bui Diem.
Johnson beauftragte deshalb J. Edgar Hoover, Nixons Flugzeug und Hotelzimmer aus „nationalen Sicherheitsgründen“ zu verwanzen. Nixon ist jedoch seit Ende der 40er Jahre ebenfalls ein Freund Hoovers, dem er schon früh versicherte, dass er ihn als FBI-Direktor behalten wolle. Hoover führt die Überwachung durch, informiert Nixon und Chennault aber darüber. Drei Tage vor den Wahlen, am 2.11, bricht Präsident Thieu sein Versprechen, Südvietam nehme an den Friedensgesprächen in Paris teil. Nixon wirft Johnson daraufhin vor, er habe das Ende der Bombardierung Nordvietnams am 31.10. zu früh angeordnet. Obwohl der demokratische Kandidat Hubert Humphrey über Nixons Aktivität informiert ist, denunziert er Nixon aus Mangel an Beweisen nicht.
Nixon verspricht der südvietnamesischen Regierung 4 Jahre militärische und 8 Jahre ökonomische Unterstützung, aber sofort nach Wahl verlangt er von Thieu, er solle nun an den Friedensgesprächen teilnehmen. Unter Nixon sterben weitere 500’000 Vietcong-, 110’000 südvietnamesische und 20’763 amerikanische Soldaten.
Henry Kissinger, nun oberster Sicherheitsberater, weist die CIA, den 1968 übergelaufenen tschechoslowakischen Generalmajor Jan Sejna kaltzustellen. Sejna berichtete von den Menschenexperimenten des tschechoslowakischen Geheimdienstes in Prag mit amerikanischen Kriegsgefangenen aus Vietnam. Schon im Koreakrieg unterhielten die Tschechoslowaken ein ‚humanitäres’ Lazarett, in dem Drogen und Foltermethoden bei US-Kriegsgefangenen eingesetzt wurden. Kissinger will vermutlich verhindern, dass sich noch mehr junge Amerikaner weigern, als Soldaten eingezogen und nach Vietnam geschickt zu werden.
Howard Hughes gab für die Wahlen $400’000 aus: Er unterstützte Paul Laxalt für die Gouverneurswahlen in Nevada, Hubert Humphrey mit $50’000, und Richard Nixon über Richard Danner und Bebe Rebozo mit je $150’000 am 11.9. und 5.12.68. Hughes zahlte Nixon seit 1946 mindestens $500’000. Laut John Meyer gehen 1969 $1 Mio. über Ken Wright und Rebozo an Nixon. Da die F. Donald Nixon angelasteten Schmiergeldzahlungen von $205’000 von 1956 kurz vor den Wahlen 1960 bekannt wurden, wollte Nixon seinem Bruder verbieten, sich weiterhin mit John Meyer zu treffen. Aber Donald ist an einer Catering-Konzession der Hughes Aircraft Company interessiert. Robert Maheu lässt Meyer daraufhin von einem Ex-FBI-Mann und Nixon seinen Bruder von Secret Service-Agenten überwachen und das Telefon abhören. Maheu versuchte Hughes vergeblich zu überzeugen, Meyer zu entlassen, worauf dieeser Maheu selbst zum Rücktritt zwingt.
Nixon verfügte über ein hochprofessionelles Wahlkampfteam, das von einer Werbeagentur, Beratern und Fernsehproduzenten unterstützt wurde, um einen Reinfall wie bei den Fernsehdebatten von 1960 zu verhindern. Nixon gab doppelt so viel Geld (nach eigenen Angaben $36,5 Mio.) für Propaganda aus wie Hubert Humphrey. $100’00 kommen von James Crosby, $50’000 von W. W. Keeler, $250’000 von Arnholt Smith, $26’000 von John Alessio, $75’000 von den Brüder Davis und $58’000 von Adnan Khashoggi, der Nixon bereits sein Flugzeug für eine Tour im Mittleren Osten nach dem Sechs-Tage-Krieg zur Verfügung stellte.
Das Republikanerlager wandte die bewährten Undercovermethoden an:
Infiltration gegnerischer Gruppen mit „agent provocateurs“, den Einsatz von Schlägertruppen und Schmiergelder gegen oppositionelle Demonstranten. Busladungen von Störern begleiteten die demokratische Wahlkampagne. Der „Hearst-Journalist Seymour Freidin“ ist ein ehemaliger CIA-Informant, der als Spion aus dem gegenerischen Camp zu Murray Chotiner funkte. Operation EAGLY EYE kontrolliert Bürgermeister Richard Daley von Chicago, ein ehemaliger FBI-Vizedirektor überwacht mit der Operation INTEGRITY die nationale Wahl. Nixon gewinnt knapp mit 43,4% gegen 42,72% der Stimmen.
Charles Gregory Rebozo ist bei den Finanzierungen von allen wichtigen Ereignissen von Nixons Karriere dabei: bei der Ernennung zum Vizepräsidentschaftskandidat 1952, bei den Wahlkämpfen 1960, 1962 und 1968. Zusammen mit dem Industriellen Robert Abplanalp verschafft Rebozo seinem Freund eine Luxusvilla in Key Biscayne, ein Haus in San Clemente und eines in einem Nobelvorort Washingtons. Obwohl Rebozo auch mit Frauen verkehrt (unter anderem John Kennedys Liebhaberin Joan Hitchcock und Giancanas Tochter Antoinette) und Jane Lucke heiratet, hat er vermutlich auch eine sexuelle Beziehung mit Nixon. Rebozo ist ein enger Freund des FBI-Agenten Kenneth Whittaker von Miami und kennt auch Hoover näher, da er seine Korrespondenz mit dem FBI-Direktor mit „Bebe“ unterschreibt.
Richard Danner, ein Freund von Maheu, Nixon und Rebozo und Bekannter von Meyer Lansky, wird der neue Verbindungsmann von Hughes zu Nixon. Danner war Chef des FBI-Büros in Miami, wo er für die General Motors Untergrundarbeit gegen Konsumentenschützer Ralph Nader leistete. Er wurde als Stadtmanager von Miami entlassen, weil er in einem Mafiadisput über die Kontrolle der lokalen Polizei drinsteckte, und arbeitete für die Beach Hotel Owners Association, die von Abe Allenberg, Joe Adonis, Meyer und Jake Lansky kontrolliert wurde. Als Wahlkampfmanager von George Smathers wurde ihm Eintreibung von Schmiergeldern der Mafia vorgeworfen. Smathers organisierte Nixons Kontakte zur Familie Mackle, die Geschäfte mit Lansky-Verbündeten wie Mike Coppola tätigten. Im Februar 1969 wird Danner Manager der Hughes Frontier Hotel in Las Vegas.
Kaum an der Macht unterzeichnet Nixon eine Order des Civil Aeronautics Board, die die Air West-Übernahme durch Howard Hughes ermöglicht. Das Landmark Hotel kann Hughes dank der neuen Regierung für $17,3 Mio. mit einem $8,1 Mio.-Kredit der Teamsters kaufen. In Reno übernimmt Hughes zudem den Harold’s Club für $10,5 Mio. 1970 fliessen erneut $100’000 von Hughes über Danner und Rebozo zu Nixon. Nixon wurde auch von Mickey Cohen (1946: $5000, 1950: $75’000), von den Teamsters Allen Dorfman und Tony Provenzano, von Carlos Marcello (1960: $500’000), von Clint Murchison und Lewis Rosenstiel unterstützt. Lou Nichols, der nach seinen FBI-Jahren bei Rosenstiel arbeitete, wird einer von Nixons Beratern.
Quellen: Best: 2,78,85, Davis (1988): 358,361, Summers (1993): 368-371, (2000): 100-112,275-284, 297-310,445,496, Brown/Broeske: 339,362ff, Huismann (2001a), Pohlmann.
Januar 1969 Präsidentschaft von Richard Nixon
Richard Milhous Nixon zieht ins Weisse Haus ein.
Gab es 1928 noch 3 Minister und 3 Berater im Weissen Haus, steigt deren Zahl unter Nixon auf 5000. Nixon bot John Ehrlichman den Job als Justizminister an, was dieser aufgrund seiner Qualifikation selbst als „lächerlich“ bezeichnete und Berater wird. Wahlkampffinancier Maurice Stans wird Handelsminister, Henry Kissinger oberster Sicherheitsberater, H. Robert Haldeman, dessen Traum die Direktion des Disney Imperiums ist, wird Personalstabschef.
Einer der engsten Berater wird der Anwalt Murray Chotiner, der in Kalifornien insgesamt 221 Fälle der Mafia gegen die Anklagen der Regierung verteidigte.
Einen Tag nach der Wahl verlangte der Wahlkampfmanager den Vorsitz der republikanischen Partei, was Nixon zu heikel ist und weshalb er einen speziellen Beraterstatus erfindet. Chotiner ist mit Mickey Cohen, John Alessio und D’Alton Smith befreundet und Nixons Kontakt und Schmiergeldstelle zur griechischen Militärjunta, zu Howard Hughes, Geldwäscher Robert Vesco und Carlos Marcello. Als einer der Hauptinitiatoren der schmutzigen Operationen im Weissen Haus organisiert er beispielsweise die Ansetzung von Lucianne Goldberg gegen George McGovern. Goldberg wird eine Schlüsselrolle bei der Enthüllung von Clintons Sexualskandal spielen. Zeugen und Leibwächter werden von Journalisten wie David Brock oder John Fund bezahlt, damit diese Details über Clintons Liebhaberinnen wie Gennifer Flowers oder Monica Lewinsky verrraten, um ihn zu stürzen.
Die Mafia und die mobdominierten Gewerkschaften werden unter Nixon noch effizienter vor Untersuchungen geschützt. Die hängige Ausweisung von Johnny Roselli wird wegen dessen nationalen Verdiensten aufgehoben, Anklagen, beispielsweise gegen Angelo DeCarlo, Gabriel Mannarino und John Sebastian LaRocca werden unterdrückt. Nixon setzt John Mitchell als Justizminster ein, der finanzielle Ziehvater von Nixons Geheimkontenverwalter bei Rebozos Bank, Franklin DeBoer. Nach Watergate kriegt der Justizminister 19 Monate Gefängnis wegen Verschwörung, Justizbehinderung und Meineid. Der im Amt bestätigte J. Edgar Hoover verzichtet auf Bitte von Nixon bei Mitchell auf die übliche Leumundprüfung.
Als Nixon Mitte der 60er Jahre im Anwaltsbüro von Mitchell arbeitete, unternahm er mit seinem Freund Bebe Rebozo zwei Reisen nach Hong Kong, wo Nixon 1958 eine Beziehung mit Marianna Liu begann, die vom britischen Geheimdienst für die CIA überwacht wird. Nixon sieht sie auf seiner jährlichen Reise in die britische Kolonie, und nach ihrem Umzug in die USA auch zweimal im Weissen Haus. Dabei sollen die beiden mit Infrarotkameras durch das Bettzimmerfenster fotographiert worden sein, was Hoover einsetzt, um Druck auszuüben. Nixon beruft viele Mitglieder des von der Grossindustrie finanzierten American Security Council in seinen aussenpolitischen Beraterstab.
Der Regierungsstil Nixons gleicht einem Befehle erteilenden Autokraten, der ausser Zustimmung nichts hören will, mit den Effekt, dass sich das Kabinett heimlich trifft, um Probleme diskutieren zu können. Nixon traut niemandem, auch nicht seinen Mitarbeitern, vermeidet den Kontakt mit dem Kongress und vor allem den Journalisten, die er hasst.
Während sich Johnson drei Boing-Jets zur Verfügung hielt, lässt der grössenwahnsinnige Nixon die Air Force One für $800’000 neu ausstatten und reserviert zusätzlich 11 Lockheed Jetstars und 16 Helikopter zu seinem persönlichen Gebrauch, die aber auch von Angehörigen für Privatzwecke benutzt werden. Über $10 Mio. werden für Spezialinstallationen wie Helikopterlandeplätze an Orten wie seinen 9 Büros ausgegeben, wo der wie Napoleon auftretende Präsident sich aufhält. Innerhalb von vier Jahren verbraucht der pompöse Nixon-Haushalt $100 Mio. an öffentlichen Geldern. Pat und die Töchter akzeptieren gesetzeswidrig teuren Schmuck von König Faisal, Prinz Fahd und Prinz Sultan von Saudi-Arabien, vom iranischen Schah, von Kaiser Haile Selassie und von Präsident Thieu.
Entgegen seinen Wahlversprechen stellt Nixon den Krieg gegen Vietnam nicht ein. stellt, gehen die Demonstrationen der Pazifisten weiter. Die CIA computerisiert 300’000 Anti-Kriegs-Demonstranten, die ab Oktober 1969 Grossmanifestationen in Washington organisieren, und der Armeegeheimdienst erfasst etwa 100’000 „gefährliche“ Bürger wie die Brüder Reuther.
Walter Reuther war seit 1937 ein führender Gewerkschafter der United Automobile Workers Union, nachdem er mit seinem Bruder Victor 1933 in der Sowjetunion war. Am 20.4.48, eine Woche nach der Ermordung des Gewerkschaftsführers Jorge Gaitan, wurde auf Reuther, der sich in seiner Küche befand, geschossen. Das FBI weigerte sich, den Fall zu untersuchen, da kein Bundesgesetz verletzt worden sei. Ein Jahr später wurde auf Victor geschossen, ebenfalls durch die Scheibe seines Hauses. Erneut weigerte sich das FBI, den Spuren, die auf einen Waffenhandel von 735 gleichen Gewehren führten, nachzugehen. Obwohl die Autogewerkschaft eine Belohnung von $200’000 ausschrieb, blieben beide Mordversuche ungelöst. Es könnte sein, dass die antikommunistische Fraktion der Autoarbeitergewerkschaft von Jay Lovestone, der seine Befehle von Cord Meyer empfing, dahinter steckte. Der von der UAW zur Aufklärung angestellte Detektiv Ralph Winstead verschwand im Dezember 1957 und wurde dann in einem See erfroren gefunden, was auf einen Unfall zurückgeführt wurde.
Reuther, der nie der Kommunistischen Partei beitrat, versuchte im Juni 1963 Robert Kennedy zu überzeugen, den Krieg des FBI gegen die Kommunisten zu stoppen. 1964 überlebten die Brüder veschiedene Attentate dank Bodyguards, einem schusssicheren Autodach und dem Geschick einer Pilotencrew, ein am Höhenmeter sabotiertes Flugzeug nach einem Zusammenstoss mit einer Antenne notzulanden. 1966 erzählte Victor Reuther dem Journalisten Drew Parsons, dass viele der Gewerkschaftsoperationen, vor allem in Europa, für die CIA getätigt wurden, wobei er Namen und Frontorganisationen der CIA nannte. Wütend über die Enthüllungen veröffentlichte Tom Braden, dass er den Reuther-Brüdern Anfang der 50er Jahre $50’000 aus den CIA-Kassen bezahlt habe, womit sie unter anderem die Gewerkschaft in Deutschland aufgebaut haben.
Offenbar war es Reuther aber nicht klar, dass die CIA hinter der Zahlung stand. Braden versuchte vergeblich, Victor als CIA-Agent anzuwerben. Walter und May Reuther, Oskar Stronorov, William Wolfman, George Evans und Joseph Karrafa kommen in einem Flugzeugabsturz am 9.5.70 ums Leben. Der Crash wird durch eine Manipulation am Höhenmeter, der durch einen militärischen Typ mit gelösten Kalibrationsschrauben ersetzt wird, zumindest mitverursacht. Mit Walter Reuthers Tod fällt die Opposition innerhalb der AFL-CIO gegen den Vietnamkrieg zusammen.
Nixon ordnet die Überwachung des Helikopterinfateristen Ronald Ridenhour an, der Informationen über das Massaker von My Lai weitergegeben hat, und flucht über „die dreckigen, verruchten Juden aus New York“, die er hinter der Veröffentlichung vermutet. Nixon interveniert bei der Verurteilung des verantwortlichen Leutnants William Calley wegen vorsätzlicher Tötung von 22 Zivilisten zu lebenslanger Haft, die auf drei Jahre reduziert wird.
Das FBI infiltriert alle Vietnamkriegsprotestgruppen und überwacht die Pazifisten, vor allem die Yippies (Youth International Party). Aber selbst gemässigte Vietnamgegner wie die Schauspielerin Jane Fonda werden beschattet. Das FBI gibt 1979 zu, dass es den Auftrag hat, Fonda zu ‘neutralisieren’, indem der persönliche und künstlerische Ruf zerstört wird.
Dazu öffnet die CIA ihre Post. Mit bewährten COINTELPRO-Taktiken wie Kampagnen mit gefälschten Dokumenten und erfundenen Newsstories werden Flügelkämpfe innerhalb der Linken und Kriegsgegner geschürt. Agenten stiften Aktivisten zu Einbrüchen in die Dienstregistrierungsbüros an und besorgen ihnen Pläne und Werkzeuge, worauf sie dann in flagranti erwischt werden. 50% der neuen Agenten, die Hoover rekrutiert, sind ehemalige Vietnamoffiziere. „Bei denen werden Sie keine langen Haare finden!“ begründet er diese Anstellungen.
Dieselben Undercovermethoden werden weiterhin gegen die Schwarzenbewegungen eingesetzt. Über die Schauspielerin Jean Seberg setzt das FBI das falsche Gerücht in Umlauf, sie sei schwanger vom Black Panther-Mitglieds Raymond Hewitt. Sie verliert das Kind und begeht 1979 Selbstmord.
Der schwarze Komiker Dick Gregory, der Hoover als „einen der gefährlichsten Männer im Lande“ bezeichnete, überlebt einen Mordversuch.
Nachdem Louis Lomax im Juni 1970 wegen Steuerflucht angeklagt wurde, verliert er am 31.7.70 die Kontrolle seines Wagens und stirbt 47jährig an den Folgen des Unfalls. Er setzte sich schon früh für die Rechte der Schwarzen ein und schrieb Bücher über die Black Muslims, Malcolm X und die Bürgerrechtsbewegung. Das FBI sammelte ein dickes Dossier über seine Aktivitäten, zu denen eine Friedensmission im Jahr 1964 zusammen mit Martin Luther King gehörte. Im Sommer 1968 begann er dessen Ermordung zu recherchieren und interessierte sich vor allem für Charles Stein, um herauzufinden, wer dieser „Raoul“ (Pereira) war.
In den Gefängnissen werden Akivisten und Theoretiker der Black Panther ermordet, wie George Jackson, oder mittels fadenscheinigen Beweisführungen zu langen Haftstrafen verurteilt, wie Elmer „Geronimo“ Pratt.
William O’Neil, der zuständige FBI-Agent und „Bodyguard“ der Black Panther-Führer Fred Hampton und Mark Clark erhält eine Belohnung von $10’000, nachdem die beiden bei einer Razzia am 3.12.69 im Schlaf erschossen werden.
Die Philosophieprofessorin Angela Davis, die sich für die schwarzen Gefangenen einsetzt, wird von Gouverneur Ronald Reagan gefeuert, da sie Agentin „einer fremden, feindliche Macht“ sei. Obwohl Davis alle Prozesse gegen diese Entlassung gewinnt, weigert sich der Staat Kalifornien, sie wieder einzustellen. Hoover lässt die Dozentin nach einem gescheiterten Gefangenenbefreiungsversuch per Interpol suchen und hofft, die intellektuelle Repräsentantin der politischen Schwarzenemanzipation ausschalten zu können.
Nixon genügt Hoovers Radikalenbekämpfung jedoch nicht. 1969 gibt es im Schnitt jeden Tag 80 Bombendrohungen und -explosionen, von insgesamt 40’000 Vorfällen bleiben 64% im Dunkeln. An einem Tag gibt es in New York City 400 Bombendrohungen, und Bürogebäude der IBM, General Telephone und Mobil Oil fliegen in die Luft, was 43 Tote und Schäden von $21 Mio. hinterlässt. Trotzdem weigert sich Hoover zunehmend, mit der CIA zusammenzuarbeiten.
Quellen: Weberman (21): 39f, (23): 10-15, Griffith (1996): 5-8, Schulz: 100, Best: 77-79, Sussman: 31, O.Todd, Negt, Bastian, Summers (1993): 371-386,395f, (2000): 53f,268ff,273f,311-314,324-334,337ff,342f, Konkret Nr.19/1971, Groden/Livingstone: 317f, Ansom: 293f, Karel (1), Huismann (2001a), Kilian (2002c).
Mai 1969 Lecks und Schmutzkampagnen
Nachdem die New York Times im April 1969 berichtete, das National Security Council prüfe die Konsequenzen des Rückzugs aus Vietnam und plane geheime Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion, ist klar, dass ein hoher Regierungsbeamter Informationen weitergibt. John Ehrlichman stellt deswegen im Mai den ehemaligen New Yorker Geheimpolizist Anthony Ulasewicz als Privatschnüffler an. Hoover schlägt seinem Freund Nixon den Einsatz von Wanzen vor, um herauszufinden, ob der verdächtigte Morton Halperin, Chef der Planungsgruppe des NSC, die NYT informierte. Während der nächsten 21 Monate werden sechs Mitarbeiter Kissingers, einer von Nixons Redeschreibern und sieben andere Beamte sowie vier prominente Journalisten überwacht. Die Zusammenfassungen der Transkripts werden Stabschef H. Robert Haldeman persönlich in versiegelten Umschlägen überreicht, da Nixon weiss, dass das Bekanntwerden der Überwachung der Medienleute eine Wiederwahl verunmöglichen würde. Hoover nutzt diese Tapes 1971, um Nixon zu erpressen.
Charles Colson beginnt im Juli 1969 im Weissen Haus zu arbeiten und wird einer der wichtigsten Vertrauten Nixons.
Sein Leitmotiv ist der Green Berets-Slogan „Wenn du sie bei den Eiern packst, werden ihre Herzen und Gedanken folgen„. Colson lässt ein Foto von Edward Kennedy, als dieser mit einer schönen Frau einen Pariser Nachtklub verlässt, im National Enquirer publizieren. Robert Maheu organisiert auf Anweisung von Howard Hughes eine Blondine für Teddy in Las Vegas, mit der er prompt die Schlagzeilen in England und daraufhin in der New York Post macht. John Caulfield, zuvor beim Bureau of Special Service and Investigation, der Geheimpolizei New Yorks, arbeitet unter Colson an Projekten wie der Verwanzung von Appartements und der Verführung einer Frau, die Informationen über Kennedy liefern könnte. Colson rekrutiert auch E. Howard Hunt, um den verbleibenden Kennedy zu diffamieren.
Obwohl Hunt die CIA offiziell 1970 verlässt, arbeitet er unter dem Cover der Robert Mullen PR-Agentur weiterhin für den Geheimdienst. Robert E. Cushman von der CIA als „White“ und James McCord als „Martin“ unterstützten Hunt bei Undercoveraktionen gegen die Black Panthers. Caulfield und Anthony Ulasewicz überwachen einen Komiker, der als „Richard M. Dixon“ den Präsidenten imitiert, setzen Wanzen bei der New Yorker Madame Xaviera Hollander und machen Tonbandaufnahmen von Prominenten mit sexuell abnormen Praktiken.
John Ragan, der während dem Wahlkampf Nixons Hotelzimmer nach Wanzen absuchte und beim Democratic National Committee spionierte, hört missliebige Journalisten wie Joseph Kraft ab. Ragan, nun Sicherheitsdirektor des Republican National Committee, wird auch von der ITT, die das chilenische Telefonsystem beherrscht, gegen Salvador Allende eingesetzt. 1970 gibt die CIA $2,7 Mio. aus, um die Wahl von Allende zu verhindern. Richard Nixon gibt 1971 den Befehl an die CIA, den im September 1970 gewählten chilenischen Präsidenten mit Wirtschaftssabotage unter Druck zu setzen, „to make the economy scream“.
Nixon will zudem das Image von John Kennedy zerstören und schlägt vor, dass Hunt seine Memoiren im Look Magazine veröffentlicht, um Kennedys Rolle als Verräter in der Schweinebuchtoperation blosszustellen. Der Präsident fordert über John Ehrlichman die CIA-Akten über die Schweinebuchtinvasion an. Direktor Richard Helms weigert sich aber, Nixon alle Dokumente auszuhändigen, obwohl Nixon bis zum Machtwechsel im Januar 1961 der Leiter der Invasionsplanung im Weissen Haus war. Die Kontrolle über die 33’000 Aktenseiten über die Operation und die zwei angefertigten internen Studien beinhalten die Möglichkeit der Erpressung. Da Helms die fehlenden Dokumente trotz mehrmaliger Aufforderung nicht herausgibt, bekommen die beiden Streit. Auch in Südostasien ignorieren Diplomaten und CIA-Agenten die Anweisungen des Präsidenten. Nixon will den CIA-Direktor von den Beratungen des National Security Councils ausschliessen und isolieren. Wichtiger werden deshalb seine persönlichen Berater: Henry Kissinger für die Aussenpolitik, John Ehrlichman für die Innenpolitik, John Dean für die Justizfragen und Bob Haldeman ist für das Personal im Weisse Haus zuständig. Aber auch die engsten Mitarbeiter überhören Befehle des paranoiden Präsidenten, was der Welt mehrere Kriegseinsätze auch mit Atomwaffen erspart.
„Wenn man den Präsidenten machen liesse“, sagt Kissinger mehrmals zu Mitarbeitern, „gäbe es jede Woche einen Nuklearkrieg.“
Um die Demokraten zu spalten, plant Nixon, Kennedys Rolle in der Ermordung des südvietnamesischen Präsidenten Diem zu veröffentlichen. E. Howard Hunt studiert die Telegramme zwischen Washington und Saigon von April bis November 1963 und entdeckt, dass zahlreiche Dokumente fehlen. Colson und Hunt fälschen in Absprache mit General Edward Lansdale und Lucien Conein Telegramme, die belegen sollen, dass Kennedy die Ermordung von Ngo Dinh Diem angeordnet und die USA damit in den Vietnamkrieg gestürzt habe. Da sie diese Fälschungen zur näheren Überprüfung aber nicht herausgeben, werden sie von Life nicht veröffentlicht.
Quellen: Best: 55,78f, Summers (1993): 406, (2000): 74,176ff,341f,362-373,517, Brown/Broeske: 346, Gaudichaud.
September 1969 Chappaquiddick-Affäre
Mary Jo Kopechne, frühere Sekretärin von Senator George Smathers, dann Bobby Kennedys vertraute Hilfe, ordnet nach dessen Ermordung seine Akten. Sie begann, mit Freunden darüber zu sprechen und nahm angeblich mit Ralph Nader Kontakt auf. Ihr Telefon in ihrer Washingtoner Wohnung wird abgehört. Die schwangere Ehefrau von Edward M. Kennedy ist nicht an seiner Party vom 18.9.69 dabei, an der sechs alleinstehende Frauen und fünf weitere verheiratete Männer teilnehmen. Kopechne lässt ihr Portemonnaie und ihre Schlüssel im Haus auf Chappaquiddick Island liegen, als sie vermutlich gekidnappt und in Kennedys Wagen versenkt wird. Jedenfalls wird Teddy eine Falle gestellt, aber perfekter als bei Bobby Kennedy und Marilyn Monroe.
Während zweieinhalb Stunden kämpft Mary Jo Kopechne in dem versenkten Auto um ihr Leben, während der Senator versucht, seinen Cousin Joseph Gargan als Verantwortlichen einzuspannen, damit er die Verantwortung für den Unfall übernimmt. Nach wenigen Stunden ist bereits Anthony Ulasewicz als Philadelphia Enquirer-Reporter zur Stelle, der das Weisse Haus während der nächsten Tage auf dem Laufenden hält. Die Berichte über die Untersuchung gehen direkt an Rebozo, Chotiner und Nixon. Später versuchen Howard Hunt und Ulasewicz, eine der beteiligten Frauen verführen zu lassen, um Informationen und aufgenommene Beweise zu erhalten.
Nach dem Entscheid, dass Teddy den „Unfall“ selbst verantwortet, telephoniert er am nächsten Morgen zuerst mit Burke Marshall, Onassis Anwalt der Armee-Schiff-Geschäfte. Dieser war nach der Ermordung von John F. Kennedy der offizielle Kustos dessen persönlichen Notizen, die bald verschwanden. Acht Stunden nach dem Tod Kopechnes meldet sich Teddy bei der Polizei. Zur Tarnung als Unfall ist die Hilfe von Polizeichef Arenas von der Massachussetts Highway Patrol, verschiedenen Richtern sowie Kardinal Cushing notwendig, der die Kopechnes dazu überredet, auf eine Autopsie zu verzichten.
Teddy wird wegen Verlassens der Unfallszene zu zwei Monaten bedingt verurteilt, aber er liegt in einer Umfrage Ende 1971 nur drei Punkte hinter Nixon, weshalb der Präsident Spitzel in sein Secret Service-Team einschleusen und seine Affäre mit Amanda Burden in die Presse bringen lässt. Als Teddy Kennedy 1980 für die Präsidentschaft kandidiert, wird die Wahl ein Debakel.
Kopechnes Freundin und Bürokollegin Carole Tyler kommt in einem bizarren Flugzeugcrash ums Leben, nachdem Bobby Baker entdeckt hatte, dass Johnsons Sekretärin für den ehemaligen Präsidenten gefährlich werden könnte.
Quellen: Groden/Livingstone: 321, Best: 21, Mason: 3f, Collier/Horowitz: 468f,563f, Summers (2000): 378ff,523.
März 1970 Vietnam, Kambodscha und Laos
In Thieus Augen steht Nixon, der wegen der öffentlichen Meinung in den USA 25’000 Soldaten aus Vietnam abziehen will, in seiner Schuld aufgrund der Blockierung der Friedensgespräche während dem Wahlkampf. Aber Nixon hintergeht den südvietnamesischen Verbündeten, indem er Henry Kissinger Geheimverhandlungen mit Nordvietnam aufnehmen lässt. Richard Nixon ist nach kurzer Zeit klar, dass sich der Vietnamkrieg nicht gewinnen lässt, aber er will auch nicht als Verlierer in die Geschichte eingehen.
Obwohl Nixon in der Öffentlichkeit das bei den Franzosen gescheiterte Konzept der „Vietnamisierung“, die Beschränkung auf die Unterstützung zur Selbstverteidigung des Südens, ablehnt, begann er, Bodentruppen aus Vietnam abzuziehen. Um die Bodenkämpfe den Südvietnamesen überlassen zu können, wird ihre Armee zu einer der grössten hochgerüstet und die Zahl der Polizisten Südvietnams 1971 und 1972 verdreifacht.
Um den Nachschub des Vietcong zu unterbinden, beschloss Nixon auf Initiative von Kissinger, der den Vietnamkrieg weitgehend leitet, im März 1969 mit der Operation MENU die massive Bombardierung der Grenzregion von Kambodscha und Laos und damit die Ausdehnung des Krieges. In den nächsten 14 Monaten folgen die B-52-Bombenoperationen BREAKFAST, LUNCH, DESSERT, SNACK, SUPPER, und DINNER, die während 5 Jahren fast vollständig geheim bleiben.
Die New York Times berichtete am 8.5.69, dass Nixon zwei Monate nach seiner Inauguration die Bombardierung von nordvietnamesischen Nachschubslinien in Kambodscha und Laos anordnete, obwohl die Regierung die Militärberichte fälschen liess, um diesen Krieg zu verheimlichen. Kissinger lässt daraufhin die Journalisten abhören, aber trotz intensiver Nachforschung kann die undichte Stelle nicht eruiert werden. In 15 Monaten werfen B-52 110’000 Tonnen Bomben über Kambodscha ab. Ziel der Luftangriffe auf Kambodscha und Laos ist die Zerstörung des Ho Chi Minh-Pfades, der ab 1959 zu 5 Längsstrassen und 21 Querstrassen ausgebaut wurde. Auch nach den 3600 Angriffen der Operation BREAKFAST behauptet Nixon, die USA würden die Neutralität Kambodschas respektieren. Die Intervention in Kambodscha, die einen Bürgerkrieg auslöst, ist eines der grössten Kriegsverbrechen des 20. Jahrhunderts. Dieser Genozid wird der vierte Anklagepunkt im geplanten Impeachmentverfahren gegen Nixon 1974.
Norodom Sihanouk lädt Nixon nach vier Monaten Bombardement nach Kambodscha ein, vergeblich. Sihanouk wurde 1941 im Alter von 18 Jahren zum König gekrönt. Von 1955 an amtete er auch als Premierminister, und ab 1960 als Staatschef, und versuchte einen neutrale nationalistische Politik durchzusetzen. Nach der Ermordung von Diem lehnte er jede weitere US-Hilfe ab und warf die Amerikaner aus dem Land. 1966 begann er zudem, chinesische Waffen an Nordvietnam weiterzuleiten, weshalb die CIA 1969 von Saigon aus erneut seine Ermordung plant.
Im März 1970 ergreift General Lon Nol, der mit der CIA kooperiert, während einer Auslandsreise Sihanouks die Macht und entsendet seine Armee zur Bekämpfung der Vietcong-Truppen in die Grenzgebiete. Gleichzeitig marschieren die USA in Kambodscha ein, um die Stützpunkte der NLF zu zerstören. Der Vietcong zieht sich ins Landesinnere zurück und verbündet sich mit den von China und Nordvietnam unterstützten Roten Khmer, was den Bürgerkrieg in Kambodscha auslöst, das während der folgenden zwei Jahre zu einem Schlachtfeld des Vietnamkrieges wird. Die Vereinigten Staaten und Südvietnam beliefern Lon Nols Armee und unterstützen ihn mit der Luftwaffe, die Anhänger der kommunistischen Khmer werden von Nordvietnam und China unterstützt.Die Flächenbombardements der USA bewirken, dass Hunderttausende von Landbewohnern in die Flucht getrieben werden und mit den Roten Khmer sympathisieren. Prinz Sihanouk erhält in China Asyl und gründet seine Exilregierung GRUNK.
Während dem Geheimkrieg gegen Laos werden neben Agent Orange auch Napalm- Cluster- und Magnetbomben abgeworfen. Bei 500’000 Einsätzen werden 2 Mio. Tonnen abgeworfen, davon 90 Mio. Clusterbomben, die während Jahrzehnten für Tausende verletzter Bauern und Kinder sorgen.Über Laos fallen damit mehr Bomben als über Deutschland und Japan zusammen im 2. Weltkrieg. Trotzdem dementieren die USA ihre Kriegsführung mit geächteten Bomben, nicht zuletzt auch, weil sie in Laos neue Waffentechnologien ausprobieren.
Konzipiert werden die Angriffe von General Heinie Aderholt, Chief Air Operations Strategist, der auch am Drogenhandel der CIA beteiligt ist. Die Hauptstadt Vientiane wird mit Flüchtlingen überhäuft, so dass die Zahl ihrer Einwohner von 600’000 auf drei Millionen steigt. Die Reisproduktion fällt um 83%, was eine Hungersnot auslöst.
Südvietnamesische Truppen marschieren mit amerikanischer Luftunterstützung im Februar 1971 in Laos ein, wo die kommunistische Pathet Lao zwei Drittel des Landes kontrolliert. Die Invasion endet in einem völligen Desaster und es wird offensichtlich, dass die „Vietnamisierung des amerikanischen Krieges“ nicht funktioniert.
Bei Antikriegsdemonstrationen an der Kent State University schiessen National Guard-Truppen auf Studenten, wobei 15 verwundet und 4 erschossen werden. Innerhalb einer Woche befinden sich 450 Colleges und Universitäten im Streik. Nixon bezeichnet die protestierenden Studierenden als „Ärsche, die die Universitäten überfluten „. 320’000 Demonstranten gehen nach Washington, wo Nixon heimlich Truppen im Keller des Weissen Hauses für seinen Schutz stationiert. Um die Demonstrationen zu unterbinden, sollen FBI, CIA, DIA und NSA einen Plan mit provozierten Konfrontationen ausarbeiten, den Senator Sam Ervin als „Gestapo“-Methode bezeichnet. Fahnenschwingende Bauarbeiter der mafiaverhängten Gewerkschaft werden eingesetzt, die die Demonstranten verprügeln, wobei einige im Spital landen. Zwei Wochen darauf empfängt Nixon die Bosse der Bauarbeiter- und Hafenarbeitergewerkschaften, unter denen sich die Mafiosi Biagio Lanza und Thomas Gleason, der einen Monat zuvor wegen Erpressung verurteilte Sidney Glasser und der Betrüger Charley Johnson befinden. Der meist bewaffnete Gewerkschaftssprecher Peter Brennan, der die Aktion organsierte, wird später von Nixon zum Arbeitsminister ernannt. Eingesetzte Agent Provocateurs greifen Nixons Limousine an, was ihm erlaubt, unerschrocken vor den Medien gegen die Gewalttäter aufzutreten.
Quellen: Eike, Best: 72-77, CIA-Info, Summers (2000): 334f,344f,358f,520, Tarpley/Chaitkin: 243f, Ruppert, Gibney/Jarecki, Karel (2003).
1970 Drogenhandel
Meyer Lansky, Organisator des Drogenhandels aus Asien in den 30er Jahren, zog sich nach dem wichtigen Mafia-Meeting im Februar 1970 in Acapulco aus dem Geschäft zurück und wollte nach Israel ziehen. Sein Vermögen gibt er selbst mit $300 Mio. an: Spielbanken in Las Vegas, Immobilien in den USA, in Mexiko, auf den Bahamas, etwa 200 Hotelbeteiligungen sowie verschiedene Spielautomatengeschäfte. Die Gewinne aus dem Glückspielgeschäft wurden vom Pionier der Geldwäscherei über Kanada oder die Bahamas ins Ausland, häufig in die Schweiz, geschafft. Das Wall Street Journal widmet ihm einen ausführlichen Artikel.
Lanskys Niederlassung in Israel wird durch einen Anwalt verhindert, der Unregelmässigkeiten in seiner Steuererklärungen entdeckte. Gegen eine Kaution von $650’000, die er in seinem Aktenköfferchen hat, wird er freigelassen. Ein Jahr später spricht man ihn von allen Punkten der Anklage frei. Da ihn auch gegen eine Entschädigung von $1 Mio. kein Land will, verbringt er seinen Lebensabend in Florida.Seine Gewinne aus dem Glückspielgeschäft gehen massiv zurück, weil nun die grossen Konzerne das Feld der Mafia auf den Bahamas und in Las Vegas übernehmen.
Santos Trafficante reiste 1968 in den Fernen Osten und besuchte Bangkok, Singapur, Hongkong und Saigon, wo er sich mit Vang Pao traf. Gleichzeitig meldeten sich auffällig viele US-Italiener freiwillig nach Vietnam.
Seit der TET-Offensive 1968 ist die Moral der US-Truppen am Boden, mehr als 60% rauchen Marihuana, und 1969 waren schon rund 8% der Soldaten heroinsüchtig. Im Dezember 1970 tauchen kleine Mädchen vor den US-Garnisonen auf und verkaufen hochwertige Heroinportionen zwischen $2 und $4. Nach einem halben Jahr ist bereits jeder fünfte GI süchtig. Das Heroin wird von der vietnamesischen Luftwaffe nach Saigon geflogen und von Nguyen Van Thieus neuem Geheimdienstchef Dang Van Quang vertrieben.
1968 bis 1970 gab es Rekordernten im Goldenen Dreieck, diejenige von 1970 beträgt über 1000 Tonnen Opium. Mehr als die Hälfte davon kommt aus Laos, wo General Vang Pao und General Ouane Rattikone sich das Geschäft teilen. Die mit US-Hilfe aufgebaute Pepsi-Cola-Fabrik in Vientiane produziert keine einzige Flasche des Softgetränks, sondern Heroin. Nixon ist mit dem Pepsi-Cola-Präsidenten Don Kendall befreundet und öffnet ihm den Sowjetmarkt für Pepsi. Im Gegenzug gründet Kendall 1973 wegen dem sich abzeichnenden Watergateskandal das „Save the Presidency Committee“.
Seit 1968 bleiben die Soldaten nur noch sechs Monate in Vietnam und werden danach in die Quarantäne nach Deutschland geschickt, um die Heroinsucht kontrollierbar zu halten.
Damit steigt die Kriminalität um die deutschen US-Stützpunkte, und schon seit dem Sommer 1968 ist dort Heroin von organisierten US-Soldaten zu haben. Kurz darauf beginnen die ersten Deutschen, mit Morphin zu handeln, das der Verfassungsschutz bewusst gegen die linke Szene einsetzt.
Im September 1969 wurde der Markt von Haschisch auf Heroin umgestellt. Haschischhändler wurden mit Abfindungen und Drohungen aus dem Rennen geworfen, und die Polizei machte ihre ersten grosse Haschischfänge, womit der Markt gestrafft ist. Sechs Monate später gibt es in der ganzen BRD innerhalb von drei Tagen kein Haschisch mehr zu kaufen; dafür bieten die Händler Heroin zu Einführungspreisen an. 1970 wird diese Marktmanipulation zweimal, 1971 viermal durchgeführt, und jedes Mal bleiben mehr Jugendliche an der Nadel hängen. Haschisch ist voluminös, schwer zu transportieren, billig und liefert zudem nur Gelegenheitskunden. Heroin hat demgegenüber nur Vorteile.
1974 trennt sich der Heroinmarkt definitiv vom Haschischhandel, und das Chinesenviertel in Amsterdam wird zum Zentrum des europäischen Heroinhandels. Auch das FBI setzt das Heroin politisch ein: Beispielsweise wurden Mitgliedern der Black Panther-Bewegung von Eldridge Cleaver 1967 von FBI-Agenten Heroin zu Preisen angeboten, die 20% unter dem Marktwert lagen.
Der Heroinschmuggel in die USA wird nun einträglicher als der Strassenhandel in Saigon.
Im Gepäck kambodschanischer, vietnamesischer, thailändischer und laotischer Diplomaten, in Särgen und den Leichnamen der gefallenen Soldaten und im Handgepäck der Heimkehrer werden beträchtliche Mengen von Heroin in die USA gebracht. Mit der Nachfrage nach grossen Mengen von harten und synthetischen Drogen beginnt sich die Mafia in den Staaten langsam zu verändern: Die Dealer werden jünger, Neuimmigranten steigen ins Geschäft ein, und neue kriminelle Gruppen bilden sich, die selbst Drogen konsumieren und damit handeln, wie die Bikerorganisationen Hells Angels, Pagans, Outlaws und Bandidos. Unter den neuen Einwanderen bauen vor allem die Kubaner, Vietnamesen, Chinesen, Jamaikaner und Kolumbianer Drogenringe auf. Vereinzelt steigen auch Schwarze, die bisher in den Schwarzenvierteln Glücksspiele organisierten, in den Drogenhandel ein.
Nach einem Kongressbericht, wonach 15% der Soldaten in Vietnam heroinsüchtig seien, startet das Justizministerium am 21.6.70 die Operation EAGLE, um die Drogenepidemie einzudämmen. Nixons „Controlled Substances Act“ von 1970 verbietet alle Pflanzen und Alkaloide, die potenziell missbraucht werden können. Die Kriminalisierung der Drogen und des Handels garantiert die Höhe der Preise und erlaubt die Neutralisierung der Konkurrenten. Nixon führt eine laute Kampagne, wobei er sich auf den Drogenschmuggel an der mexikanischen Grenze konzentriert. 105 der 150 verhafteten Drogenhändler sind Schweinebuchtveteranen, die etwa 30% des Heroin- und 75% des Kokainnachschubs abdecken und von Trafficantes Anwalt Frank Ragano vor Gericht vertreten werden. Die CIA sabotiert die meisten Anklagen erfolgreich, und die Mitglieder der ehemaligen Brigade 2506 arbeiten nach kurzer Zeit weiter für Trafficante.
Top-CIA-Agent Joe Califano, der mit den Exilkubanern bei den Castro-Aktionen zusammenarbeitete, ist einer der Hauptpropagandisten für den Kreuzzug gegen die Drogenschmuggler. Der reaktionäre Califano wird unter Jimmy Carter Minister für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt, dann aber gefeuert, weil er Wahlkampfgelder Carters für den Wahlkampf von Geraldine Ferraro abzweigte. Die demokratische Abgeordnete ist mit Roy Cohn befreundet und mit dem DEA-Agenten und Drogenhändler Santo Barrio verhängt.
Die „French Connection“ beginnt auseinanderzufallen, weil Präsident George Pompidou mit der CIA kooperiert, um die Kontrolle über seine eigenen Geheimdienste zurückzugewinnen. Antoine Guerini wurde am 23.6.67 erschossen, sein Bruder Barthélemy wurde am 4.8.67 in seinem Club Méditerranée verhaftet und wegen Mord zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, womit die von Charles de Gaulles Inlandgeheimdienst SAC gedeckten „Barbouzes“ in Marseille die entscheidende Macht wurden. Gegen die Studentenbewegung 1968 setzte der Geheimdienst unter Oberst Paul Fournier mithilfe der Mafiosi, von denen etwa 1000 rekrutiert wurden, Heroin ein, das sich schnell unter den ausländischen Minderheiten in Frankreich ausbreitete. Zwischen 1969 und 1972 wird das Rauschgiftdezernat in Marseille von 8 auf 77 Mann verstärkt, so dass 1971 über 30 Drogenhändler verhaftet werden, darunter 10 hohe Offiziere des Inlandgeheimdienstes SAC und des Auslandgeheimdienstes SDECE. In Marseille werden mehrere Heroinlabors ausgehoben, das letzte am 1.10.79.
Eine Tonne Heroin und Kokain wurde unter Dominique Orsini, der in die Guerini-Lücke sprang, von 1968-71 in die USA geschafft. Orsini wird 1975 verhaftet und am 13.4.78 in der Zelle erwürgt.
Die französischen Gelder wurden vor allem in Südamerika gewaschen, über die Botschafter von Bolivien und Uruguay (Colonel Roger Barberot) und das Waffen-, Drogen- und Terrornetzwerk des ehemaligen Gestapo-Agenten Auguste Ricord, zu dem Klaus Barbie gehört. Barbie kam 1952 über Argentinien nach Bolivien und assoziierte sich mit dem Nazi Otto Skorzeny und der CIA, die ihm $1700 monatlich bezahlt.
Im Verwaltungsrat von Barbies Transmaritima sitzt der bolivianische Generalstabschef Alfredo Ovando Candia, der nach dem Helikoptercrash von Präsident Barrientos 1969 selbst Staatsoberhaupt wurde. Der Helikopter war zusammen mit $2 Mio. Schmiergeldern ein mit der CIA abgesprochenes Geschenk der Gulf Oil.
Ein weiterer Nazi ist SS-Sturmbandführer Fritz Schwend in Peru, der in die SS-Operation BERNHARD zur Fälschung von englischen Pfundnoten beteiligt war und für die Gegenspionageabteilung der US-Armee arbeitete. Barbie und Schwend beschaffen deutsche Qualitätsgewehre für die Todesschwadronen und schweres Geschütz aus Deutschland, Frankreich, USA und Israel für die südamerikanischen Armeen.
Das US-Justizministerium vertuscht 1983 Barbies Flucht mithilfe von Mengeles Kameraden. Rechtsextreme wie Ovando von Bolivia, Kjell Laugerud von Guatemala und Roberto D’Aubuisson von El Salvador erhalten israelisches Training. Nachdem am 5.4.71 der SDECE-Agent Roger de Louette mit 45 Kilo Heroin in den USA verhaftet und der Geheimdienstchef Fournier angklagt wird, zerbröckelt auch Ricords Netzwerk. Ricord wird 1973 an die USA augeliefert, während sein Partner in Paraguay, Pastor Coronel, Chef der Geheimpolizei von Diktator Stroessner wird.
Aufgrund der Auflösung der „French Connection“ bekommt die „Sicilian Connection“, die mehrere Köpfe wie Hughes Reccia, Vincent D’Ingeo, Marcel Jill oder André Bousquet von der französischen Organisation übernimmt, mehr Gewicht. Bereits 1957 begann die Drogen-Kooperation von sizilianischen und amerikanischen Mafiosi um Joe Bonanno und Carmine Galante. Die Raffinerien in Palermo produzieren wöchentlich 50 Kg Heroin aus Rohopium, das beispielsweise Franco Mafara über Triest herbeischafft oder vom Syrer Mohamed Dallal, Neffe des Kommandanten der syrischen Truppen im Libanon, mit Schiffen unter libanesischer Flagge nach Sizilien gebracht wird.
Das raffinierte Heroin wird vorwiegend an die Gambino-Familie in New York geliefert, wobei die Polizei noch lange glaubt, Neapel sei das Zentrum des Drogenhandels. Als der palermische Polizeifunktionär Boris Giuliano 1979 eine Zahlung der US-Kollegen in Form eines Koffers mit $500’000 am Flughafen beschlagnahmt, wird er 10 Tage später umgelegt. Voraussetzung für den Erfolg des neuen Netzwerks ist die Kooperation und der Friede zwischen den sizilianischen Clans, was in den 70er Jahren der Fall ist.
Der Drogenhandel mit einem Umsatz von 800-1000 Mia. Lire (DM 1,6 – 2 Mia.) und damit die Internationalisierung der Geschäfte, das Eindringen in den Banksektor und in den Waffenhandel verändern die Struktur der sizilianischen Mafia grundlegend.
Der Zusammenhalt der Blutsfamilien, die Einbindung in den katholischen Moralkodex und die territoriale Verankerung werden durch die Konzentration auf Profitmaximierung innerhalb kurzer Zeit ausgehöhlt.
Verbunden damit ist eine massive Zunahme von Gewalt, die 1981 mit den Ermordungen der Bosse Stefano Bontade und Salvatore Inzerillo ausbricht. 1982 werden in Sizilien mehr als 300 Menschen, davon 95% Mafiamitglieder, umgebracht, und 150 weitere verschwinden.
Eine weitere Handelsbrücke entsteht mit der „Pizza Connection“, die die Verteilung des türkischen Heroins in den USA über Pizzerien abwickelt. Beteiligt daran sind der der Türke Yassar Avni Musullulu, die italienischen Mafiosi Vito Palazzolo, Enrico Rossini, Leonardo Greco, Oliviero Tognoli, Antonio Rotolo, der Mafia-Schatzmeister Pipo Calo und die Schweizer Paul Waridel, Adriano Corti, Salvatore Amendolito, Antonio Ventimiglia und Franco Della Torre, der zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt wird. Aber dank der Urteilsanfechtung der Tessiner Staatsanwältin und späteren UN-Chefanklägerin Carla Del Ponteund Gerichtspräsident Franco Verda wird Della Torre zu 18 Monaten bedingt verurteilt. 2001 wird er als hoher Kopf der Zigarettenschmuggelmafia um Ciro Mazzarella, einem Konkurrenten von Verda-Freund Gerardo Cuomo, verhaftet, obwohl er Polizeiinformant ist.
Musullulu wäscht seine Profite auch über Mohammed Shakarchi, der auch für die CIA Gelder wäscht, und Hans Kopp, der Ehemann der Schweizer Justizministerin. Geldwaschanlagen sind auch die Schweizerische Kreditanstalt in Bellinzona, Tele Cambio, Secada und Finagest im Tessin, die Capfinanz von Antonio Cavallari in Breganzona, die PKG Holding, die Handelsbank N.W.Zürich, Acacias Development Corp, die Overseas Business Service, die Chemical Bank, E.F.Hutton und die Merrill Lynch in New York.
Ironischerweise benutzt Musullulu als Zwischendepot für Drogengelder das Unternehmen Kimtex in Sofia, die wichtigste Tarnfirma des KGB für dessen Waffen- und Drogengeschäfte. Im Jahre 2000 finanziert die kaukasische Drogenmafia über diese Kanäle den Tschetschenienkrieg, wobei das Heroin dazu aus Afghanistan stammt.
In den USA gehören Salvatore Bonannos Männer Cesare Bonventre, Baldassare Amato, Salvatore und Onofrio Catalano, Philip Matassa, Giuseppe Ganci, Filippo Casamento, Salvatore Mazurco, Josef und Salvatore Lamberti, Frank Castro, Gaetano Mazzara, Pierto Alfano, Vincenzo Randazzo, Faro Lupo, Benito Zito, Emanuele Palazzolo, Samuel Evola, Giuseppe Soresi, Giovanni Ligammari, Gaetano Badalamenti, Giuseppe Trupiano, Giuseppe Vitale, Lorenzo Devardo, Giovanni Cangialose, Philip und Salvatore Salamone, Salvatore Gerco, Rosario Dispenza, Michael Piancone und Giuseppe Baldinucci zur Pizza Connection, die die Feinverteilung des Heroins über ein Netz von Pizzerias organisierte.
Frank Matthews ist der Nachfolger des 1970 verhafteten Charles Green, der Ende der 60er Jahre die erste grosse schwarze Gang in New York aufbaute, die Heroin und Kokain von Südamerika importierte. Matthews kooperiert mit der Gambino- und Lucchese-Familie und organisiert im Oktober 1970 das erste Treffen von etwa 40 schwarzen Drogenhändlern in Atlanta. Andere schwarze Drogennetze werden von Nicky Barnes (er ist seit seinem 14 Altersjahr selbst heroinsüchtig), Pop Washington (in Papa D’s Familiy übernehmen die Frauen Leitfunktionen und transportieren die Drogen) oder Butch Jones (die Young Boys in den 80er Jahren, in der die gesetzlich immunen Kinder die Drogen- und Geldtransporte ausführen) geleitet. Die schwarzen Gangs sind meist undiszipliniert und kurzlebig, bleiben quartiergebunden und stellen die Macht der bestehenden Familien – im Gegensatz zu den neu immigrierenden Chinesen, Kolumbianer oder Mexikaner – nicht in Frage.
Lacey, Behr: 182,201,211, Fox: 415ff, Dehnhardt, Best: 70,73 Abramovici/ Decornoy: 10, Wronkow: 6, Hamilton-Paterson (1971): 148-155, Konkret Nr.13/1971, Nr.8/1973, Kappstein, Afterbach: 7, Russel (2000), Vogeler: 22, Tages-Anzeiger 10.9.1985, Fox: 414-416, Mason :8, Meurice, Amendt, Hermann: 37, Raith: 93-107,124-131, Holenstein: 52-59, Inskip/Shawcross, Cortesi: 7, Leutwyler: 8, Von Dohnanyi (2001g, h).
September 1970 Terrormethoden
Im Herbst 1970 plant eine exilkubanische Gruppe einen Raketenangriff auf das Haus von Richard Nixon in Key Biscayne, Florida, wobei es so aussehen soll, als hätten die Kubaner die Rakete auf den im Haus anwesenden Präsidenten gestartet.
Gerry Hemming und Roy Hargraves legen dazu die Spuren für das angebliche Attentat, das eine Intervention in Kuba gerechtfertigt hätte. Hargraves wird 1970 wegen Waffenhandels verhaftet, kommt aber dank den Anstrengungen von Hemming wieder frei. 1969 begann Hemming nach eigenen Angaben für das Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs zu arbeiten und für Mitch WerBell mit Waffen in Mexico zu handeln. Ab 1971 ist Hemming für die DEA in Mexico tätig, ähnlich wie Frank Sturgis, der während Monaten in Mexico in Zusammenhang mit dem Drogenhandel für E. Howard Hunt arbeitet und sich mit Santos Trafficante trifft.
Von 1963 bis mindestens 1984 unterstützt die CIA in El Savador die Geheimdienstnetzwerke ORDEN und ANSESAL von General José Alberto Medrano und Colonel Nicolas Carranza und bildet die Paramilitärs in Überwachungs-, Befragungs- und Mordtechniken aus.
Hemming kooperiert 1972, teilweise mit John Martino, mit den Todesschwadronen von Guatemala, Nicaragua und El Salvador. Anfang der 70er Jahre baut der salvadorianische Oberst Chacon in mehreren mittelamerikanischen Staaten Todesschwadronen auf, die sich vorwiegend aus Exilkubanern zusammensetzen und von Vietnamveteranen geschult werden. In den ersten vier Jahren fallen ihnen nach Schätzungen der CIA etwa 1000 Menschen zum Opfer. Am 26.6.72 wird beispielsweise der Vizepräsident des Kongresses, Oliverio Castanieda Paiz, der dem Zusammenhang der Watergate-Klempner und dem Plot zur Ermordung von Rafael Torrijos auf der Spur ist, in Guatemala City umgebracht. Die Watergate-Einbrecher Frank Sturgis, E. Howard Hunt, Eugenio Martinez, Bernard Barker, und James McCord haben alle Verbindungen zu den militanten Exilkubanern.
1975 ist Hemming an einem Plot zur Ermordung des guatemaltekischen Präsidenten Kjell Eugenio Laugerud Garcia beteiligt, das Jorge Antonio Zimeri Safie organisiert und finanziert. Robert Hemming arbeitet 1975 als Bodyguard für Zimeri, der mit den paramilitärischen Truppen in Guatemala verbunden ist und auf den im September 1975 selbst geschossen wird. Hemming bringt ihn zur Genesung in die USA. Auch auf den Chef der guatemaltekischen Sicherheitstruppe, Colonel Cesar Quinteros, wird ein Attentat geplant. 1976 werden Mitch WerBell und Hemming, der von 1969-1974 als Undercoveragent bei der CIA angestellt ist, bevor er zur DEA wechstelt, wegen Drogenhandel verhaftet und angeklagt. Um sich zu verteidigen, fordert er Warren-Dokumente an, mit denen er die Regierung erpressen kann. Hemming wird zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, was später wieder aufgehoben wird. Im April 1980 entdeckt ein Mechaniker in Hemmings Flugzeug eine Drogenladung, worauf er zu 35 Jahren Gefängnis verureilt wird. Er verbringt 8 Jahre hinter Gitter, wonach er Berater der Conner Air wird, die Schwierigkeiten mit der DEA wegen Drogengeschäften hat.
E. Howard Hunt arbeitet daran, den panamesischen Diktator Omar Torrijos umzubringen, weil er Beziehungen mit Castro und Gaddafi unterhält und seine Brüder im Drogenhandel aktiv sein sollen. Hunt versucht, Manuel Artime für die Aktion einzuspannen. Bernard Barker stellt eine Truppe zusammen, zu der auch Frank Sturgis gehört, die Torrijos an einem Pferderennen erschiessen will. Miguel Suarez, ein Verbündeter von Barker, stellt eine panamesische Kompagnie zusammen, die als Kommandozentrum dienen soll. Am 26.6.72 wird Oliverio Castanieda Paiz, der Vizepräsident des Kongresses, der dem Plot zur Ermordung von Torrijos auf der Spur ist, in Guatemala City umgebracht. Torrijos stürzt 1981 mit seinem Flugzeug ab.
Auch Präsident José Ferrer Figueras von Costa Rica, der bereits 1958 in einer CIA-Aktion weggepuscht wurde, soll umgebracht werden.
Quellen: Weberman (21): 15-55, Schulz: 113,170, Bartholomew: 57, CIA-Info: 14, Groden/ Livingstone: 358.
November 1970 Howard Hughes
Der Multimillardär Hughes lebt nackt in seinem abgedunkelten Hotelzimmer, ernährt sich von Süssigkeiten, Eis, Milch und Fastfood. Da er an Verstopfung leidet, braucht er regelmässige Darmspühlungen. Obwohl er die meiste Zeit fernsehend im Bett verbringt, lässt er seine Laken nur einige Male im Jahr wechseln, aber belegt sie mit immer neuen Papiertüchern. Die Paranoia vor Bakterien hatte er von seiner Mutter, die ihn als Kind jeden Tag auszog und nach einer Infektion absuchte. Zudem lagert er seinen Urin in Flaschen auf der Toilette. Anfang 1970 reichte Jean Peters die Scheidung ein, die 1971 nach einer faktisch kontaktlosen Ehe vollzogen wird, worauf sie Stan Hough von der 20th Century-Fox heiratet.
Richard Nixon ermöglichte Hughes im Juli 1969 die Air West-Übernahme sowie die Steuerfreiheit aller Firmen und des Privatvermögens von $1,7 Mia. Hughes versucht über Robert Maheu erneut das Ende der Atomtests in Nevada zu erreichen, worauf Henry Kissinger für entsprechende Verhandlungen nach Las Vegas kommt.
Gleichzeitig setzt sich Maheu aber für die Fortsetzung des Vietnamkriegs ein, weil Hughes dadurch Helikopter verkaufen kann. Während den Verhandlungen zum Kauf der Los Angeles Airways zweigt Maheu $4 Mio. von den Bankkrediten für den Kauf des Hotels und Casinos Dunes ab. Richard Danner trifft sich wegen den Antitrustroblemen mit John Mitchell, der dann behauptet, der Gouverneur von Nevada wolle, dass Hughes das Dunes kaufen könne, was eindeutig falsch ist. Der Preis für das Dunes scheint dann Hughes allerdings zu teuer zu sein.
Raymond Holliday, Finanzchef der Hughes Tool Company, Chester Davis, Hughes Anwalt bei den TWA-Prozessen und William Gay, der Chef der Mormonen starteten eine Intrige gegen Robert Maheu, der möglicherweise mit Hughes Geldern ohne dessen Wissen auch andere Geschäfte betrieb. Im August 1970 schickte Holliday Hughes einen Finanzbericht, der einen Verlust über $13 Mio. bei dessen Operationen dokumentierte, worauf Hughes nach einer starken Erhöhung der Codein- und Valiumrationen den Kontakt zu Maheu abbrach. Robert F. Bennett, Sohn eines mormonischen Senators aus Utah, wird Maheus Nachfolger. Mit der Hilfe von Charles Colson kauft Bennett die Werbeagentur Mullen & Company, deren bester Kunde Howard Hughes ist. Die meisten Mitarbeiter der Mullen sind CIA-Agenten, die die Firma für Undercoverarbeit benutzen. Hughes dient der CIA als Deckmantel für Aktionen wie der Operation JENNIFER, wozu die Hughes Tool Company das Schiff Glomar Explorer baut, um das russisches U-Boot K-129 mit drei Nukearraketen zu heben.
Am 25.11.70 wird Hughes auf einer Bahre durch den Hinterausgang des Hotels hinsausgescheust und in die Bahamas geflogen, wo er im neunten Sock des Brittania Beach Hotel Residenz nimmt. Dieses Hotel gehört derselben Firma wie International Intelligence, Inc, die als Privatfirma von hohen Beamten des Justizministeriums unter Robert Kennedy gegründet wurde und Firmen gegen die Forderungen der Mafia schützt.
Nach dem Bruch mit Maheu übernimmt Intertel die Sicherheitsarbeit für Hughes Hotels und Casinos in Las Vegas und untersucht Maheus Geschäfte mit der Mafia. Maheu glaubt, dass Hughes von den Mormonen entführt worden sei, und schickt seinen Sohn, den ehemaligen Chef des FBI-Büros von Las Vegas und sechs Agenten in die Bahamas, die im achten Stock des Hotels ein Zimmer mieten und Wanzen setzen. Während einer von Maheus Männern am Abhören ist, stürmt die Polizei mit Intertel-Agenten das Zimmer, worauf die Truppe nach Florida deportiert wird.
1971 gibt der Verlag McGraw-Hill die Publikation der „Autobiographie von Howard Hughes“ bekannt. Angeblich gab ein Mormone namens Merryman Informationen über Howard Hughes an Clifford Irving weiter und wird deshalb umgebracht.
Nixon erhält eine Zusammenfassung des Buches von Irving, der Journalisten über Schmiergelder in der Höhe von $400’000 für den Präsidenten im Zusammenhang mit dem TWA-Fall informiert. Einer der Aufträge von E. Howard Hunt für die Mullen besteht darin, die Abfalleimer von Irving nach Belastungsmaterial zu durchsuchen. Die beiden befreunden sich später im Danbury Federal Correctional Institution-Gefängnis. Früher begegnete Hughes Berichten über ihn, indem er einmal alle 175’000 Exemplare eines Dell Publishing-Magazins aufkaufen und auf dem Areal der Hughes Aircraft verbrennen liess oder Journalisten Autos und Geld offerierte. Am 31.1.72 erhält Justizminister Mitchell einen Bericht über ein Buchmanuskript von Noah Dietrich, der von einer Zahlung von $195’000 an Nixon berichtet.
Hughes gewährt am 7.1.72 ein zweieinhalbstündiges Telephoninterview mit sieben Journalisten, die ihn von früher her kannten, um überhaupt seine Existenz zu beweisen. Er äussert den Verdacht, dass Maheu hinter Irvings Fälschung steckt und bezeichnet ihn als „einen unehrlichen Hurensohn“, der ihn bestohlen habe. Aufgrund dieser Aussage verklagt Maheu, seines Einkommens von $500’000 beraubt, seinen ehemaligen Arbeitgeber auf $17,5 Mio. Schadenersatz, was einen langen und bitteren Gerichtsprozess auslöst.
Im Februar wird entdeckt, dass Hughes Touristenvisum abgelaufen ist, worauf die Mormonen den mit Valium und Codein vollgepumpten Hughes im Bademantel die Feuertreppe hinuntertragen und auf der Privatyacht Cygnus ins Intercontinental Hotel in Managua fliehen.
Nachdem ihn der Kapitän noch als verwahrlost, dreckig und nackt, mit langem Haar und langen gekrümmten Nägeln beschrieb, trifft sich ein von Mel Stewart aufgeputschter, gewaschener und gekämmter Hughes mit Anastasio Somoza und US-Botschafter Turner B. Shelton. Nach 25 Tagen geht die Reise des Trosses nach Vancouver, wo Hughes in die Lobby des Bayshore Inn spaziert. Im August befindet sich Hughes wieder in Nicaragua, wo es den Mormonen nach der Erhöhung seiner Dosis auf 4 Codeinspritzen und 200 Milligramm Valium pro Tag gelingt, Hughes Unterschrift für den Verkauf der Aktien der Hughes Tool Company für je $30 zu bekommen. Hughes verliert dabei $360 Mio, und Holliday wird wird mit Hunderttausenden von Aktien Verwaltungsratspräsident der Toolco. Die restlichen Besitztümer werden in der Summa Corporation unter der Leitung von William Gay und Chester Davis zusammengefasst.
Quellen: Groden/Livingstone: 435, Best: 55f,85f, Drosnin, Brown/Broeske: 342-365.
Januar 1971 Enthüllungen
Jack Anderson veröffentlicht am 18.1.71 detaillierte Informationen von Johnny Roselli über die Castro-Attentatsprogramme, wobei er Robert Maheus Namen erwähnt.
Das Weisse Haus will daraufhin Informationen über Maheu, Hughes und den von Hughes bezahlten DNC-Vorsitzenden Lawrence O’Brien. Am nächten Tag, nach einem zweiten Artikel von Anderson, ruft Justizminister John Mitchell Robert Maheu an, der im Zusammenhang mit Casinodeals in Las Vegas vor einer Grand Jury aussagen muss. Mitchell arrangiert, dass Maheu, der seine Verschwiegenheit garantiert, stattdessen vom Justizministerium „befragt“ wird. Nixon ist besorgt, was Kennedys ehemaliger enger Mitarbeiter O’Brien alles weiss, will ihn „neutralisieren“ und verlangt von der CIA erneut Dokumente über die Schweinebucht.
Andersons Assistent Charles Elliott begann 1970 gegen J. Edgar Hoover zu ermitteln, mit FBI-Methoden. 1971 veröffentlicht die Washington Post die von seinen Millionärsfreunden bezahlten Ferien und die Tantiemenzahlungen von $750’000, die Hoover für sein Buch Masters of Deceit und zwei Bücher über den Kommunismus, die er noch gar nicht geschrieben hat, bezogen hat. Ein weiterer Artikel enthüllt Hoovers Konsultationen bei seinem Arzt Dr. Ruffin wegen nächtlichen Albträumen. Hoover spricht mit Justizminister John Mitchell und Richard Kleindienst über das Vorgehen gegen Anderson.
Im FBI-Büro von Media, Pennsylvania wird am 8.3.71 eingebrochen und fast 1000 Dokumente werden gestohlen. Eine Gruppe, die sich „Citizens’ Commission to Investigate the FBI“ nennt, schickt Kopien der Dokumente an Politiker und die Presse. Diese Unterlagen beweisen, dass „das FBI potenziell gefährlicher als seine Gegner und zu einer gesetzlosen politischen Polizei geworden ist„, wie ein Publizist meint. Da es sich um COINTELPRO-Unterlagen handelt, muss Hoover dieses Programm aufgeben, das sich auch gegen die Feminismusbewegung richtet. Senatoren wie George McGovern, Edmund Muskie, Henry Reuss oder Mehrheitsführer Hale Boggs fordern den Rücktritt des FBI-Direktors, was dieser nur mithilfe der Überwachungsbänder gegen die Kissingerleute verhindern kann.
Bald darauf besetzen Studenten das Zentrum für Internationale Angelegenheiten der Harvard University, wobei ihnen ein Referat von Richard Bissell in die Hände fällt, das eine vollständige Beschreibung der Ziele und Taktiken der CIA enthält.
1976 besetzen Studenten das iranische Konsulat in Genf, wobei sie 2800 Dokumente, die die Bespitzelung, aktive Bekämpfung von iranischen Oppositionellen in Europa und die Zusammenarbeit des SAVAK mit europäischen Geheimdiensten, Regierungen, Behörden und der Presse beweisen. Diese drei Beispiele zeigen, dass die grösste Bedrohung und Einschränkung der Menschenrechte nicht von den sogenannten Extremisten, sondern von den Geheimdiensten ausgeht.
Nixon beauftragt Clark Mollenhoff, ironischerweise Ombudsmann gegen Amtsmissbrauch, Steuerunterlagen über „Feinde“ zu organisieren. IRS-Chef Randolph Thrower wie sein Nachfolger Johnnie Walters, die sich weigern, die Unterlagen herauszugeben, werden entlassen. John Caulfield organisiert die nächtliche Beschaffung der Unterlagen aus dem Steueramt. Auf der Proritätenliste Murray Chotiners stehen 20 demokratische Politiker und Journalisten, inklusive einem schwarzen Abgeordneten, dem eine Schwäche für weisse Frauen nachgesagt werden. Von den über 200 Personen auf Nixons Feindesliste sind 31 Politiker, 56 Journaliste, 53 Geschäftsmänner, 14 Gewerkschaftsführer, 22 Akademiker und 11 Stars. Nixon will die permanente Überwachung von Teddy Kennedy, Edmund Muskie, Hubert Humphreys und George McGovern.
Quellen: Schulz: 367f, Summers (1993): 390-396, (2000): 197ff, 374-393,413, Brown/Broeske: 364.
Mai 1971 Pentagon-Papers
Die New York Times beginnt mit der Veröffentlichung der geheimen „Pentagon-Papers“, die die Eskalation des Vietnamkriegs nachzeichnen. Verteidigungsminister Robert McNamara gab die Studie in Auftrag, nachdem Seymour Hersh das Massaker von My Lay bekannt machte. Alle Einheiten in Vietnam wurden befragt.
General William R. Peerce erhielt den Auftrag, die Vertuschung von My Lay zu untersuchen, dehnte die Untersuchung aber aus und verfasste mit 70 Mitarbeitern eine umfassende Studie.
Die 7’000 Seiten umfassende Sammlung entlarvt beispielsweise die Unterstützung der Franzosen nach dem 2. Weltkrieg durch die USA, die Rolle der USA bei der Ermordung von Diem, die Provokationen der CIA-Kommandoboote bei den Ereignissen im Golf von Tonkin oder die Bombardierungen Nordvietnams 1964, aber gehen natürlich nicht auf den Krieg um die Kontrolle der Opiumproduktion und die Bedeutung des Drogenhandels ein.
Da im Pentagon, eine eigentliche Stadt mit eigenen Metrostationen, 140’000 Menschen arbeiten, ist es nicht erstaunlich, dass Insiderinformationen an die Öffentlichkeit gelangen. Von dieser Zentrale aus werden 3200 militärische Stützpunkte geleitet, die sich ausserhalb der USA befinden.
Daniel Ellsberg, ehemaliger Analytiker der Regierung, der in Vietnam für General Edward Lansdale arbeitete, gab die Top-Secret-Dokumente ab dem 1.10.1969 an die Zeitung weiter. Ellsberg entwarf als überzeugter Antikommunist den Schusswaffenring gegen den Ostblock und arbeitet bei der Rand Corporation, eine CIA-Front, deren Direktor Robert McNamara ist. Auf Anfrage von Sicherheitsberater Henry Kissinger setzte Henry S. Rowen Ellsberg ein, um die Optionen der USA in Vietnam zu untersuchen, wobei Ellsberg den Krieg gegen Vietnam befürwortete. Seine Frau Patricia bewirkte schliesslich die Änderung seiner Kriegsbegeisterung, und Anthony Russo hilft ihm bei der Aktion.
Nach der Veröffentlichung der Dokumente ergiesst sich Kissinger in Wutanfällen, und die Beteiligten Henry Rowan, Leslie Gelb, Morton Halperin und Robert McNamara kommen auf die Feindesliste. Der Präsident will die Dokumente durch einen Einbruch in der Brookings Institution, wo das Material vermutet wird, beschaffen lassen. Colson schlägt vor, das Gebäude danach anzuzünden, damit der Diebstahl der Unterlagen nicht auffällt. Es bleibt offenbar bei Einbruchsversuchen.
Nixon ordnet eine verdeckte Aktion gegen Ellsbergs an, aber J. Edgar Hoover weigert sich, weil Ellsberg mit der Tochter seines Freundes Louis Marx verheiratet ist.
Charles Brennan interpretiert jedoch die Anweisung Hoovers falsch und interviewt Marx, wofür er kurzerhand nach Ohio versetzt wird. Dies wiederum bringt bei Brennans Freund William Sullivan das Fass zum Überlaufen: er überwirft sich mit Hoover und muss zurücktreten. Sullivan übergibt Vize-Justizminister Robert Mardian die Transkripts der Abhörbänder, damit Hoover Nixon nicht mehr erpressen kann. Während einem Jahr wird im Weissen Haus diskutiert, wie der neurotische FBI-Direktor gefeuert werden kann. Trotz mehrerer Versuche gelingt dies Nixon nicht.
John Ehrlichman gründet daraufhin die Special Investigations Unit mit Egil ‚Bud’ Krogh als Koordinator, David Young als Administrator, Gordon Liddy und E. Howard Hunt. Krogh will alle ‚zerstören’, die Nixon nicht unterstützen. Er überwacht die Antidrogenprogramme von verschiedenen Staatsstellen. John Dean erzählte er einmal, dass er Goldbarren in CIA-Flugzeugen transportiert habe, um mit den Drogenbaronen im Goldenen Dreieck zu verhandeln. Nazi-Sympathisant G. Gordon Liddy war in den 50er und frühen 60er Jahren FBI-Agent, dann stellvertretender Bezirksanwalt in New York und ist nun Nixons Spezialassistent im Finanzdepartement. Nachdem der Supreme Court der NYT erlaubte, die Pentagon Papers zu veröffentlichen, geht Nixon mithilfe des House of Internal Security Committee juristisch gegen Ellsberg vor. Am 28.6.71 wird Ellsberg wegen Indiskretion in Bezug auf die Pentagon Papers angeklagt.
Nachdem Kissinger behauptete, Ellsberg sei sexuell pervers und nehme Drogen, und Liddy vermutete, er sei ein KGB-Agent, organisiert Charles Colson die Aktionen gegen Ellsberg, die über die Associated Milk Producers, Inc. finanziert werden.
AMPI, Amerikas grösste Milchkooperative, zahlte über Hunderte von Robert R. Mullen organisierte „politischen Komitees“ $237’000 Schmiergelder an das Weisse Haus, worauf das Landwirtschaftsministerium die Milchsubventionen erhöht.
Nach anderen Quellen bezahlten die Milchwirtschaft $2 Mio. an Nixons Wahlkampf. Vermutlich trifft beides zu.
Im August treffen sich Kissingers Assistent David Young, CIA-Verbindungsoffizier John Paisley und Howard Bowen vom Office of Security in Langley, worauf die „Klempner“ E. Howard Hunt, Gordon Liddy, Felipe DeDiego, Eugenio Martinez und Bernard „Macho“ Barker einen Einbruch in die Praxis von Ellsberg Psychiater Lewis Fielding organisieren. Fielding ist enger Freund von Ralph Greenson und von Norman Leites, der bei Rand arbeitet. Der Einbruch ist erfolglos, man findet kein Belastungsmaterial, das für ein Hearing gegen Ellsberg verwendet werden könnte, weshalb ein zweiter Einbruch beim Psychoanalytiker von Ellsbergs Frau in New York durchgeführt wird. Weitere politisch motivierte Einbrüche erfolgen beim NAACP Legal Defense Fund, bei Potomac Associates, drei Mal bei Lou Harris und zwei Mal bei Mortimer Caplin.
FBI-Chef Hoover ist auf dem Laufenden, weil er die Kopien der Bänder kriegt, die Nixon von seinen Sitzungen aufnehmen lässt. Zudem hat er mit Fred La Rue, dem Sohnes seines Freundes Ike La Rue, und Joseph Woods, dem Bruder von Nixons Sekretärin Rose Mary Woods, seine Spitzel im Weissen Haus. Der Chef der CIA-Miami-Station Jake Esterline sowie Cord Meyer und Thomas Karamessines von der Planungsabteilung für verdeckte Operationen sind auf dem Laufenden.
Gegen Ellsbergs Anwalt Leonard Boudin wird eine Pressekampagne gestartet, in der dieser als Kommunist dargestellt wird. Zudem versuchen die „Klempner“, Schmiermaterial über den NYT-Journalisten Neil Sheenan und den Rand-Angestellten Anthony Russo aufzutreiben. Für das Verteidigungsministerium und die Rüstungsindustrie wird 1972 als Reaktion auf die Pentagon-Papiere der Defense Investigative Service geschaffen, in dem 2620 Beamte Einstellungsüberprüfungen vornehmen. In den Streitkräften sind 6900 Personen mit dieser Aufgabe betraut.
Quellen: Weberman (20): 41-57, (22): 12,17, Wolfe: 383, Summers (1993): 397-408,415, (2000): 374-393, Best: 73-81,85, Glaser (1971), Tarpley/Chaitkin: 209-232, Groden/Livingstone: 434,441f, Prouty (1973): 195f, Karel (1), Ehrlich.
Juni 1971 Mafia und Nixon
Joseph Colombo wird am 28.6.71 auf einer Veranstaltung des Italian-American Cicil Rights League von Jerome A. Johnson erschossen. Der schwarze Kriminelle wird im anschliessenden Chaos von Colombos Bodyguard „Chubby“ ebenfalls umgebracht. Colombo organisierte ein Jahr zuvor den Italian Unity Day und zog damit die Aufmerksamkeit des FBI auf sich, was zu Anklagen gegen einen Fünftel der Männer Colombos führte. Gambinos neuer Unterboss Aniello Dellacroce musste für ein Jahr ins Gefängnis, weil er sich weigerte auszusagen.
Als Präsident der IACRL begann Colombo daraufhin, die Liga für Public-Relation-Aktionen aufzubauen, um das Ansehen der Italiener zu verbessern. Nach Kefauver, McClellan, Valachi, der im April 1971 im Gefängnis starb, und Mario Puzo’s „The Godfather“ wollte die Mafia keine weitere Publizität, zumal sich der Boss der Profaci-Familie freiwillig ins Rampenlicht stellte. Nachdem Colombo erreichte, dass Justizminister John Mitchell und die New York Times auf die Verwendung der Begriffe „Mafia“ und „Cosa Nostra“ verzichtet und „Mafia“ aus dem Script des Filmes „The Godfather“ herausgestrichen wurde, begann er sich zunehmend als Führer der Italo-Amerikaner zu sehen und von einer politischen Karriere zu träumen. Nach Carlo Gambinos vergeblicher Warnung, er solle die IACRL einem professionellen Politiker übergeben, organisierte Joey Gallo das Attentat. Nach den drei Kopfschüssen vegetiert Colombo noch sieben Jahre vor sich hin, weshalb Gambinos Freund Vincent Aloi die Leitung der Profaci-Familie übernimmt. Die Italian-American Cicil Rights League-Bewegung erholt sich nicht von diesem Schlag. Joey Gallo wird nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis am 6.4.72 von Carmine DiBiase der Colombo-Familie umgebracht.
Obwohl Carlo Gambino sich nie den Titel capo di tutti capi verlieh, ist er als Präsident der Kommission faktischer Chef New Yorks. Im März 1970 hätte Gambino eigentlich ausgeschafft werden sollen, was durch einen Herzinfarkt einige Tage vor der Deportation verunmöglicht wurde. Nach einer zweiten Attacke 1972 erholt sich Gambino wieder und lässt Thomas Eboli erschiessen, nachdem dieser in einem Drogendeal mit dem amtierenden Führer der Genovese-Familie $4 Mio. verloren hatte. Francesco Alphonse „Funzi“ Tieri wird zum Nachfolger Ebolis ernannt. 1974, als Gambinos Gesundheitszustand sich verschlechtert, entdeckt die Polizei, dass Don Carlo in Zusammenhang mit seinem Drogenring in den letzten zehn Jahren Tausende von Sizilianern illegal ins Land gebracht hatte, darunter Tommaso Buschetta. Gambinos Imperium ist das reichste der USA. Als sein Nachfolger bestimmt Don Carlo, der am 15.10.76 im Bett einem letzten Infarkt erliegt, seinen Cousin Paul Castellano, und vermacht seinem Underboss Aniello Dellacroce als Entschädigung für die Nichteinhaltung des Nachfolge-Codes die Kontrolle der lukrativsten Manhattan-Rackets.
Carlos Marcello steht im Juni 1972 erneut vor einem Untersuchungsausschuss des Kongresses, nachdem er am 12.3.71 aus dem Krankenzentrum für Bundesgefangene in Springfield entlassen wurde. Marcello erklärt, nicht zu wissen, was ein Gangster sei, nichts mit der Mafia zu tun zu haben und das Opfer falscher Behauptungen zu sein. Dabei ist Marcello das Oberhaupt der ältesten Mafia-Familie der USA und nach Carlo Gambino der reichste und einflussreichste Mafiaboss. Seine kriminelle Organisation bringt beinahe $2 Mia. pro Jahr ein, und er erfreut sich aussergewöhnlicher Privilegien innerhalb des nationalen Syndikats wie das Fällen von wichtigen Entscheidungen ohne die nationale Kommission zu Rate zu ziehen.
Marcello kontrolliert Polizeichef Beauregard Miller in New Orleans und Louisianas Staatspolizeichef Roland Coppola und alle wichtigen Polizeioffiziere in Louisiana und Texas, beherrscht dort die Gewerkschaften der Hafenarbeiter, des Baugewerbes und der Teamster mit ihren Gesundheits-, Wohlfahrts- und Pensionsfonds. Er bezahlt(e) neben den lokalen auch einflussreiche Politiker wie die Gouverneure Jimmy Davis, Huey Long, Edwin Edwards, John McKeithen und Earl Long, Senator Russell Long oder die Abgeordneten Albert Thomas und Hale Boggs. Dank seinen Beziehungen in das Finanzamt muss er praktisch keine Steuern entrichten. Er manipuliert Präsidenten (Lyndon Johnson, Richard Nixon), Richter (Tom Clark), Staatsanwälte (Frank Landrigde, Jim Garrison), Justizminister (Murray Chotiner, Benjamin R. Civiletti), das FBI (über Regis Kennedy oder Irving Davidson) und Beamte in verschiedensten Verwaltungen (D. . „Sammy“ Downs in Baton Rouge oder den zweitmächtigsten Beamten im INS). Er geschäftet unter anderem mit Clint Murchison, H. Lamar Hunt, der Somoza-Familie, den Duvaliers, der United Fruit oder des US-Navy.
Sein 2590 Hektar grosser Sumpflandlandbesitz Churchill Farms, den er 1959 für $ 1 Mio. kaufte, wird auf $22 Mio. Wert geschätzt, weil Gouverneur Davis einen Damm zum Schutz gegen Hochwasser bauen liess, der $1 Mio. kostete und wofür Marcello noch $500’000 Entschädigung kassierte wegen „Erschliessung für die Öffentlichkeit“. Die zwei Pumpen zur Entwässerung, die Marcello aufstellen liess, kosteten die Steuerzahler weitere $2,5 Mio, und Marcello begann, Pläne für eine staatliche Autobahn zu entwerfen, die den Landbesitz auf $60 Mio. Wert erhöhen würde.
Justizminister Richard Kleindienst verbietet dem FBI die weitere elektronische Überwachung von Mafiafiguren, obwohl sich erneute Erfolge abzuzeichnen begannen. Jimmy Hoffa wurde an Weihnachten 1971 auf Drängen von Thomas Dewey von Richard Nixon begnadigt, mit der Auflage, bis 1980 nicht bei den Teamsters arbeiten zu dürfen. Dies ist ein eleganter Kunstgriff Nixons, um sich aus dem Machtkampf von Hoffa und Frank Fitzsimmons um die Spitze an der Gewerkschaft herauszuhalten. Während Murray Chotiner die Verbindung zur Mafia in Las Vegas bildet, von wo $500’000 von Teamster-Funktionär Salvatore Briguglio für die Freilassung kommen, haben Fitzsimmons und Anthony Provenzano über Charles Colson $1 Mio. an Nixon für Hoffas Arbeitsverbot bezahlt. Aber Hoffa beginnt einen Prozess, um diese Restriktion aufzuheben, um die Präsidentschaft der Teamster wieder zu übernehmen. Ironischerweise verspricht er, dass er den Mafiaeinfluss unterbinden würde, wenn er 1976 wieder an die Spitze gewählt werde. 1975, als sich Hoffas Comeback abzeichnet, teilt der Justizminister Präsident Gerald Ford mit, dass die Sanktion gegen Hoffa illegal sei. Hoffas alter Freund Anthony Giacalone versucht für Hoffa, mit Provenzano zu vermitteln.
Giacalone besitzt die Home Juice Company, die dank Hoffa einen Kredit über $630’000 von der Central States Pension Fund bekam, und ist ein weiterer Liebhaber von Sylvia Pagano Paris, die bei Hoffa lebt. Von einem Treffen am 30.7.75 mit Giacalone und „Tony Pro“ Provenzano, den Hoffa zum Vizepräsidenten der Teamster machte, kehrt Hoffa nicht mehr zurück. Fitzsimmons schützt die florierden Geschäfte des Chefs von Local 560 in New Jersey, der hinter dem mysteriösen Verschwinden Hoffas 1975 steht. William Bufalino verteidigt alle Verdächtigten, zu denen Chuck O’Brien gehört, der den Wagen von Giacalones Sohn fuhr, auf dessen Rücksitz Haare, Haut- und Blutspuren Hoffas gefunden werden. Gerüchte sagen, dass Bufalinos Cousin, Russell Bufalino, Mafiacapo von Scranton, Pennsylvania, der Koordinator der Entführung ist und Hoffa in der Abfallvernichtungsanlage Central Sanitation Services, die zwei Mobstern von Detroit gehört, landet.
Die Nixon-Regierung interveniert mindestens 20 Mal in Gerichtsprozessen gegen Mafiosi, angeblich um Geheimdienstquellen und -methoden zu schützen.
Quellen: Konkret Nr.16/1971, Meurice, Davis (1988): 309-320,336-338,346,377-380,408,487,527, (1994): 111,145-153, Giancana: 532, Best: 46,89, Summers (2000): 398f, 498,525, Marrs: 508-517, Weberman (8): 51f, Bartholomew (1): 16.
August 1971 Finanzpolitik
Richard Nixon löst am 15.8.71 in Verletzung internationalen Rechts die Goldkonvertibilität des Dollars auf, um die Zahlungsunfähigkeit der USA zu verhindern.
Für $136 Mia. verpulverten die Amerikaner bisher Bomben, Flugzeuge, Entlaubungsmittel und Napalm in ihrem asiatischen Abenteuer, die sie mit erhöhter Dollarproduktion finanzierten. Das Haushaltsdefizit 1971 beträgt $23 Mia. Aufgrund der Dollarschwemme und der wachsenden Staatsverschuldung zerbröckelte das Vertrauen in den Dollar und die Goldreserven in Fort Knox sanken von $24 Mia. auf $11 Mia, während die Dollarreserven der ausländischen Zentralbanken auf $68 Mia. angewachsen sind.
Rebozos Freund David Silberman, ein Geldwäscher, Silber- und Goldschmuggler, entwickelte im Auftrag von Paul Laxalt einen Plan, dank dem Insiderwissen Profit aus der Schliessung des Goldschalters zu schlagen. Die Investition von $180’000 in Gold-Futures in Kanada bringt einen Gewinn von $10 Mio, die angeblich an die Republikanische Partei gehen. 1981 wird Silberman wegen Mordes an einer Kollegin, die ihn bei einem Golddeal betrogen haben soll, zu lebenslänglich verurteilt.
Um ihre verbliebenen Goldreserven zu schützen, erfanden amerikanische Bankiers bereits 1970 die ominösen „Sonderziehungsrechte“.
Bis 1972 werden vom Internationalen Währungsfonds in einer ersten Tranche SZR 9,5 Mia. (1 SZR=$1) aus dem Nichts geschaffen und als Buchungsgelder im Verhältnis zu den Kapitalquoten der einzelnen Länder verteilt. Dieses Kreditsystem ermöglicht trotz seiner fehlenden materiellen Basis das weitere Funktionieren des Währungskurssystems nach der Schliessung des Goldschalters.
Mit dem nun einsetzenden Kursverfall des Dollars verlieren die Währungsdeckungen der anderen Länder ebenfalls an Wert. In der Illusion, den Kurszerfall bremsen zu können, kaufen die ausländischen Zentralbanken von 1973 bis 1978 sogar 350 Mia. zusätzliche Dollars auf.
Die USA dagegen intervenieren auf den Devisenmärkten nicht, sondern drucken, da es keine brauchbare Alternative zum Dollar als Weltgeld gibt, weiterhin Dollars. Profit geht vor Prestige. Der Grossteil des Vietnamkriegs wurde also nicht von den USA bezahlt, sondern von den Staaten, die ihre eigene Währung mit Dollars deckten. Trotz einer Staatsverschuldung von $486,2 Mia, einer Inflation von 11% und dem faktischen Ende des Vietnamkriegs erhöht Nixon 1974 die Militärausgaben.
Im Frühjahr 1973 bricht das Währungskurssystem endgültig zusammen.
Das nun folgende Floating, die frei schwankenden Wechselkurse, bietet ungeahnte Devisenspekulationsmöglichkeiten.
Die Leitwährungsfunktion des Dollars geht mit seinem Wertverfall langsam verloren, aber die US-Exportindustrie profitiert gewaltig vom tiefen Dollarkurs. Da mit dem Wertverfall auch die Preise der in Dollar gehandelten Rohstoffe zusammenbrechen, stehen die Rohstoffproduzenten vor einem Scherbenhaufen. Aber auch die anderen Industrieländer geraten in Schwierigkeiten: 1976/77 müssen Grossbritannien, Italien und Portugal IWF-Kredite aufnehmen und entsprechend restriktive sozialpolitische Massnahmen durchziehen, wobei die linksorientierte Regierung in Portugal ausgehebelt wird.
1976 beginnt der IWF, ein Drittel seiner Goldreserven (50 Mio. Unzen) zu verkaufen, was $4,6 Mia. einbringt, weil der Preis wegen den Spekulationen des 1977 eingeführten Terminhandels bis auf $850 pro Unze (21.1.80) steigt. 1977/78 inszenieren die USA einen erneuten Kursverfall, um ihre internationalen Konkurrenten, vor allem die BRD und Japan, zu schwächen.
Diese müssen erneut Dollar-Stützkäufe tätigen, um ihren Export zu sichern. Da nicht nur der Dollar, sondern auch das Pfund, die Lira oder Franc abgewertet werden, und da die Globalisierung ein verbreitetes Zahlungsmittel braucht, akzeptierten die Ölförderländer und die neuen Industrieländer in Asien den Dollar weiterhin.
Nach dem 11. September 2001 verfolgt Bush die gleiche Finanzpolitik: Mit dem Drucken von Dollarbills kann der Krieg im Irak finanziert werden, und der sinkende Dollarkurs bringt die Exportwirtschaft in Schwung und schwächt die Konkurenz: China, Japan und die Europäische Union.
Quellen: Konkret Nr.7/1973, Kolloch: 59-134,150-179, Summers (2000): 245-250.
Januar 1972 CREEP und das GEMSTONE-Projekt
H. Robert Haldeman instruierte John Dean im Dezember 1971, ein Geheimdienst-Programm für die Sicherung von Nixons Wiederwahl zusammenzustellen, weil dessen Wahlkampagnen immer wieder sabotiert wurden. Richard Nixon will auch verhindern, dass Leute an seiner Wahlkampagne beteiligt sind, die auch für andere Republikaner arbeiten. Dean wählt Gordon Liddy, der das „Committee to Re-elect the President“ aufbaut und einen Plan zur Elimination von J. Edgar Hoover entwickelt. Liddy arbeitet zusammen mit James McCord, der Sicherheitskoordinator der CREEP (oder CRP) wird, und Fred LaRue, dessen Vater Ike mit Clint Murchison und Hoover befreundet ist. Der Mitarbeiter von Haldeman und Stellvertreter Mitchells, Jeb Magruder, ist anfangs Chef der CREEP, bis Justizminister John Mitchell im März 1972 zurücktritt und den Vorsitz übernimmt.
Inoffizieller Chef der Geheimdienstprogramme bleibt Liddy, der voll Enthusiasmus das GEMSTONE-Projekt zur Sicherung von Nixons Wiederwahl entwickelt. Der Plan mit projektierten Kosten von $1 Mio. umfasst verschiedene Teilprojekte: RUBY und OPAL umfassen Spione und Wanzeneinsatz bei den demokratischen Politikern, COAL bedeutet die heimliche Finanzierung der schwarzen, demokratischen Abgeordneten Shirley Chisholm, um die Demokraten zu spalten, Nixon diskutierte bereits den Plan, einem schwarzen Präsidentschaftskandidaten $5 Mio. zu zahlen, wobei neben Chisholm Julien Bond oder Jesse Jackson in Erwägung gezogen wurden.
TURQUOISE beinhaltet die Sabotage der Hallenklimaanlage am demokratischen Parteitag im Juli im Fontainebleau Hotel von Miami,
TOPAZ Einbrüche zur Dokumentenbeschaffung.
Die Operation EMERALD stellt ein Jagdflugzeug zur Funküberwachung des verwanzten Flugzeugs der Demokraten zur Verfügung, CRYSTAL ein Hausboot für Wanzenüberwachung und Sexfallen, SAPPHIRE eine Barke mit einem King-Size-Bett und Prostituierten. Liddy will mit GARNET auch „prodemokratische Hippies“ anstellen, die als die Anhänger von Kandidat McGovern auf den Boden seiner Hotelsuite urinieren.
Mit DIAMOND sollen potenziell bedrohliche Radikalenführer gekidnappt, unter Drogen gesetzt, nach Mexiko geschmuggelt und eingesperrt werden. Professionelle Killer des organisierten Verbrechens sollen auf 22 Feinde angesetzt werden. Selbst Frank Sturgis ist der Meinung, Liddy habe einen „Killerkomplex“, weil er immer von Mord spreche.
Trotz dieser lächerlichen Vorschläge, die Liddy am 27.1.72 im Büro des Justizministers präsentiert, wird er nicht entlassen, sondern Dean, Magruder und Mitchell weisen Liddy an, das Projekt wegen der hohen Kosten zu reduzieren. Nixon und Mitchell diskutieren den Plan am folgenden Tag. Es kursieren Gerüchte, dass Nixon die Wahlen streichen wolle. Dazu sollen aufgebaute inszenierte Protestgruppen die Sicherheit bedrohen, sodass die Wahlen nicht durchgeführt werden können.
Zur Operation DIAMOND gehört auch ein Plan zur Sabotage des eigenen Republikanischen Parteitages. Am 4.2.72 legt Liddy ein auf $500’000 gekürztes Programm vor, das sich angeblich auf die Telephonabhörung, das heimliche Fotograhieren von Dokumenten und die Überwachung des Büros und Hotelzimmer des DNC-Vorsitzenden Lawrence O’Brien konzentriert. Am 21.3. diskutieren John Dean und Richard Nixon über die Finanzierung des GEMSTONE-Projekts, wobei sie damit rechnen, dass die Mafia dafür in den nächsten zwei Jahren $1 Mio. bereitstellt, worauf Justizminister Mitchell das offenbar auf $300’000 reduzierte Projekt bewilligt.
Laut Magruder gibt Nixon Mitchell am 30.3.72 den Befehl am Telefon „to go ahead“ mit dem Plan, im Demokratischen Quartier im Hotel Watergate einzubrechen. Liddy gibt James McCord $76’000, womit dieser für $58’000 Abhörgeräte und Kameras kauft.
Der Plan von Gordon Liddy umfasst auch das Knacken von Hank Greenspuns Tresor in dessen Büro in Las Vegas. Robert Bennett erzählte E. Howard Hunt, dass Greenspun über Informationen verfüge, die „Muskie wegblasen“ würden. Diese Informationen entpuppen sich aber nur als eine Verurteilung Muskies wegen illegaler Entenjagd. Zudem soll Greenspun, der mit Robert Maheu nach dessen Bruch mit Howard Hughes Kontakt hat, ganze Jahrgänge von Hughes Memos in seinem Tresor haben. Im weiteren wird vermutet, dass Greenspun Belege für eine Schmiergeldzahlung von $100’000 von Hughes über Rebozo zu Nixon haben könnte. Anfang 1972 zahlt Hughes weitere $150’000 an Nixon. Schliesslich besitzt Jack Anderson einen Anteil an der Las Vegas Sun und ist mit Greenspun befreundet.
Hughes-Repräsentant Robert Bennett, Hughes-Sicherheitsagent Ralph Winte und E. Howard Hunt planen den Einbruch, wonach ein Flugzeug von Hughes die Einbrecher nach Mexiko ausfliegen sollte. Der Plan wird offenbar nicht ausgeführt, da Greenspun sich kooperativ zeigt und Nixon wegen dessen Pro-Israel-Politik unterstützt. Aber bei Greenspuns Anwalt Ralph Denton erfolgt ein Einbruch, und Frank Sturgis bricht zweimal bei Muskies Berater Sol Linowitz ein. Vier Einbrüche gibt es bei John Meyer, dem ehemaligen Mitarbeiter von Howard Hughes, und bei Benjamin Schemmer, der ein Buch über Hughes schreibt, werden Interviewbänder gestohlen. Im April wird im Haus vom CBS-Korrespondenten des Weissen Hauses, Dan Rather, und später im Büro seines Kollegen Marvin Kalb eingebrochen.
Robert H. Allen, Chef der Gulf Resources and Chemical Corporation von Houston, lässt der CREEP via Mexiko $100’000 zukommen. Gulf Resources übernahmLithium Corporation of America, die führend ist bei der Produktion von Lithium, das für die Wasserstoffbombe benötigt wird. John Roger Menke sitzt in der Gulf Resources, der Lithium Corporation und der United Nuclear Corporation drin. Ku-Kux-Klan-Mitglied und CIA-Mitarbeiter George A. Butler sitzt im Verwaltungsrat der mit der Atomwaffenlobby verhängten Gulf Resources, von der H. Lamar Hunt 15% der Aktien besitzt. Zudem ist Butler Präsident der Texas Eastern Transmission von George Brown.
In Mexico schickt der Anwalt Manuel Ogarrio Daguerre, der die Geldwäsche für CREEP-Financier Maurice Stans erledigt, $89’000 in 4 Schecks und $11’000 in Cash an William Liedtke, Präsident der Pennzoil. Bushs Freund Liedtke hatte 1968 als regionaler Geldbeschaffer für Nixon gearbeitet und organisiert insgesamt $700’000 für dessen Wahlkampf von 1972. Er leitet das Geld weiter auf das Konto von Bernard Barker, dem Finanzkoordinator der Schweinebucht-Invasion. Über den republikanischen Kassenwart Kenneth Dahlberg werden $25’000 von Dwayne Andreas, Chef der Archer-Daniels-Midland Company, einbezahlt. Einer deren Direktoren, Samuel H. Rogers, ist auch bei Gulf Resources und Lithium Corporation im Direktorium. Manuel Artime und ITT-Direktor Francis L. Dale organisieren ebenfalls Gelder.
Robert Vesco, der vom SEC als einen der grössten Betrüger bezeichnet wird, zahlt über Stans $200’000 „Kampagnen-Unterstützung“. Wie schon 1968 ($25’000) schmierte er auf Verlangen von Murray Chotiner in Cash. Auf Initiative von Justizminister John Mitchell wurde Vesco, der mit Mitch WerBell und Lucien Conein zusammenarbeitet, 1971 aus einem Schweizer Gefängnis entlassen, worauf er Donald Nixon Jr. einstellte. 1973 meldet der DEA-Informant Frank Peroff, dass Vesco im Heroinhandel tätig sei. Nachdem Peroff einem Mordversuch entgeht, wird er verhaftet. Vesco wird auf Initiative von Nixon von der Drug Enforcement Agency geschützt, aber 1995 in Kuba wegen illegalem Devisenhandel verurteilt. Der ehemalige OSS-, AI- und CIA-Agent Lucien Conein, im Drogenhandel mit der Union Corse verwickelt und gleichzeitig Berater des Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs, wird 1973 Leiter der Special Operations Group der DEA. Diese Abteilung mit Hauptsitz in Mexico ist für Entführungen und Ermordungen zuständig. Der mutmassliche Schütze beim JFK-Attentat Lucien Sarti wird in Mexico umgebracht.
Haldeman ordnete ebenfalls die Anstellung von Donald Segretti als Leiter der republikanischen „Schmutzkampagnen“ an, der über Nixons Privatanwalt Herb Kalmbach bezahlt wird. Kalmbach ist einer der politischen Drahtzieher und Geldauftreiber für Nixon und organisierte bei der Wahl von 1968 $1,668 Mio.
Auf Anweisung von Haldeman bezahlte Kalmbach $400’000 aus Geheimfonds für den Gegner von Gouverneur George Wallace bei den Primärwahlen 1968 in Alabama. Als Kandidat der American Independant Party erhielt Wallace 13% der Stimmen vom rechten bis rechtsextremen Spektrums, was Nixon beinahe den Wahlsieg kostete. Im März 1970 wurde ein Opponent in Alabama erneut mit $100’000 unterstützt und die Steuerbehörde auf Wallace und seinen Bruder Gerald angesetzt, worauf Gerüchte über dessen Korruption kursieren. John Mitchell bewilligt $10’000 zur Zahlung an registrierte Wähler zum Boykott des Gouverneurs, wobei die Hälfte des Geldes zur Nazipartei von Südkalifornien gelangt.
Arthur Bremer versucht den Gouverneur von Alabama, George C. Wallace, am 15.5.72 während einer Wahlveranstaltung in Laurel, Maryland, umzubringen. Bremer war bereits an der Ermordung des südvietnamesischen Diktators Ngo Dinh Diem beteiligt und ist über seinen Bruder William mit dem Anwalt Ellis Rubin und Donald Segretti verknüpft.
Fünf Minuten nach den Schüssen, die Wallace für den Rest seines Lebens gelähmt bleiben lassen, haben Nixon und Charles Colson eine dringliche Sitzung und beschliessen, dass E. Howard Hunt die Wohnung Bremers säubern soll, damit es nicht nach einer politischen Verschwörung aussieht. Nixon hat Angst, dass Verbindungen zum CREEP auftauchen. Hunt fliegt nach Milwaukee, und Colson setzt sicherheitshalber das Gerücht in Umlauf, Bremer habe Verbindung zu Teddy Kennedy.
Ein Sprecher des Weissen Hauses äussert an einer Pressekonferenz, der mutmassliche Linke Bremer könnte mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten George McGovern verhängt sein. Auf Initiative von Nixon soll bei Bremer linke Literatur hinterlegt werden, was aber dann nicht funktioniert, weil die Presse bereits in der Wohnung war, nachdem der Secret Service und das FBI abgezogen waren. Aber Bremers Tagebuch wird gefälscht. „Was in den nächsten 24 – 48 Stunden zählt“, meint Nixon, „ist die Story“, und fordert von Kleindienst und Gray, sich bei den Ermittlungen auf Colson zu verlassen. Die Ausschaltung von Wallace entscheidet die Wahl. William Gilday, seit 1974 wegen Mord an einem Polizisten im Gefängnis, behauptet, Nixonleute hätten ihn und einen Verbündeten bereits 1970 angefragt, Edward Kennedy oder George Wallace zu beseitigen.
Hunt, Colson und Teamsterpräsident Frank Fitzsimmons arbeiten an einem Plot, um Teddy Kennedy mit Aussagen von Showgirls anzuschwärzen. Teamster-Schläger wurden bereits 1971 gegen Anti-Vietnamkriegsdemonstranten eingesetzt. Nixon fordert, dass Colson den Secret Service dazubringt, McGovern auszuspionieren, worauf ein Agent Informationen über den Senator sammelt und das Weisse Haus weitergibt. Haldeman wird vom Präsidenten angewiesen, McGovern, der eine Normalisierung mit Castro anstrebt, als Extremisten zu attackieren.
Eine Umfrage 1971 zeigte, dass der demokratische Senator Edmund Muskie mit 47% gegenüber 39% der beabsichtigten Stimmen für Nixon Präsidentschaftsfavorit ist. Segretti heuert eine Frau an, die nackt vor dem Hotelzimmer des Senators herumläuft und schreit: „Ich liebe Ed Muskie“.
In dessen Wahlkampfquartieren, wo Spitzel wichtige Unterlagen klauen, und bei seinen Picnics werden Stinkbomben gezündet, bei einer Fundrising-Party in Washington werden 200 lausige Pizzas geliefert und Artikel mit Verleumdungen, auch über seine Frau, erscheinen. In Florida erhalten Tausende einen gefälschten Briefe im Namen Muskies, in dem behauptet wird, sein innerparteilicher Konkurrent Humphrey sei betrunken und in Begleitung eines Callgirls verhaftet worden und Henry M. Jackson habe eine 17jährge geschwängert. Bei den ersten Primarwahlen in New Hampshire werden unter falschen Namen Stimmen für Kennedy gefälscht und gesammelt, dessen Name gar nicht auf der Wahlliste steht. Vermutlich stehen Liddy und Hunt hinter Berichten in Lokalblättern, Muskie verachte die französischen Kanadier und seine Frau Jane sei Alkoholikern. Nachdem Muskie auf einer Wahlveranstaltung in Weinkrämpfe ausbricht, zieht erschliesslich seine Kandidatur zurück. Es liegt nahe, dass Muskie LSD verabreicht wurde, um ihn in der Öffentlichkeit blosszustellen.
Segretti knöpft sich daraufhin Hubert Humphrey vor, gegen den er mit ähnlichen Methoden vorgeht. Privatdetektiv Michael McMinoway wird in das Wahlkampfteam Humphreys eingeschleust, wo er so viel Streit und Probleme verursacht wie möglich, ohne dass er auffliegt. Ein von Dwight Chapin gesteuerter Agent verteilt Tausende von Klebern „Humphrey: Er begann den Krieg. Gib ihm keine weitere Chance!“
Als Liddy von den Aktionen Segrettis erfährt, ist er empört, weil er das als Eingriff in seinen Aufgabenbereich betrachtet. Liddy und Hunt interviewen Segretti in Florida und empfehlen dem Weissen Haus erfolglos, dass der stümpferhafte Segretti vom Wahlkampftteam ausgeschlossen werde. William L. Shirer meint: „Wir könnten das erste Land sein, das durch freie Wahlen faschistisch wird.“
Quellen: Weberman (20): 61-68, (21): 15-55,62f, Schulz: 113,170, Bartholomew: 57, CIA-Info: 14, Best: 81ff, Summers (1993): 412ff, (2000): 74f,355-418,523ff, Lynns: 1, Tarpley/Chaitkin: 185-209, Brown/ Broske: 367, Groden/Livingstone:384,418f, Davis (1988): 361, Brussell (1983): 1.
Mai 1972 Ermordung von J. Edgar Hoover
Jack Anderson veröffentlichte am 28.2.72 ein Memorandum der ITT-Lobbyistin Dita Beard, das die Zahlung von $400’000 Schmiergeld an Nixon beweist.Hoover verweigerte Nixon jede Hilfe und erklärte das Dokument als vermutlich echt. Bereits am 8.10.71 diskutierte Nixon mit Justizminister John Mitchell, wie man Hoover, der am 30.9. Nixons Vertrauensmann William Sullivan entlassen hatte, am besten loswerden könnte.
International Telegraph and Telephone wählte seinen Namen in den 20er Jahren bewusst in Anlehnung an die dominierende American Telephone and Telegraph (AT&T), die den US-Markt beherrscht. Nach der Verstaatlichung der Filialen in Kuba beschloss ITT-Präsident Harold Geneen, auf dem Inlandmarkt zu diversifizieren und kaufte 1965 Avis Rent-a-Car, 1968 mit Sheraton die zweitgrösste Hotelkette der Welt und die grösste Bäckereikette Continental Baking.
Konsumentenschützer Ralph Nader klagte gegen deren unlauteren Werbestrategien für „Wonder Bread“, wurde aber vom Richter abgewiesen, weil er „nicht denke, dass Kinder der Fernsehwerbung wirklich glaubten“. Nader stellte sich auch gegen den Kauf der American Broadcasting Company (ABC) durch die ITT, was Geneen nach langen Prozessen aufgibt. Dafür entschied er, in Washington eine starke Lobby aufzubauen. Unter Nixon sanken die Steuern und stiegen die Gewinne der ITT, die von Platz 52 im Jahr 1959 zum neuntgrössten Konzern 1970 aufgestiegen war. 1969 fusionierte ITT mit Canteen Corporation, Grinnell Corporation und Hartford Insurance Group, und Nixon muss grossen Druck auf Vizejustizminister Richard Kleindienst ausüben, um die Antitrustklagen zu verwässern. Die Aktien der ITT verlieren aufgrund der Fusionen $1 Mia. an Wert. Am Tag von Andersons Veröffentlichung der Schmiergeldzahlungen verschreddert die ITT einen Berg an Akten.
Obwohl Kleindienst bereits als Nachfolger Mitchells feststeht, veranlasst er ein Senatshearing, was sich zu einem politischen Desaster für die Republikaner entwickelt. Senator Edward Kennedy schlachtet die Affäre aus und nimmt die ITT-Verantwortlichen während zwei Monaten ins Kreuzverhör. Es ist das längste Bestätigungs-Hearing in der Geschichte. Die ITT heuert den Privatgeheimdienst Intertel an, um Anderson und Kennedy zu stoppen. Dita Beard verschwindet dank einer Trombose-Diagnose eines ehemaligen ITT-Arztes in einem Spital in Denver und erscheint nicht vor dem Senat, obwohl die Diagnose von zwei anderen Ärzten bestritten wird. Colson schickt E. Howard Hunt nach Denver, der eine Unterschrift von ihr erhält, sie habe das Memo nicht geschrieben. Lawrence O’Brien schlachtet die Diskussion über die Authentizität des Memos weiter aus, weshalb Nixon eine Gegenattacke will.
Dr. Edward Gunn, Gordon Liddy und Charles Colson überlegten sich bereits, den Kolumnisten Jack Anderson zu vergiften, weil er geheime Aussagen Kissingers in Bezug auf den pakistanisch-indischen Konflikt im Dezember 1971 wörtlich in der Zeitung brachte.
Am 24.3.72 trafen sich Hunt und Liddy, die auf ihren Reisen Pseudonyme und Visitenkarten der Hughes Tool Co. verwenden, mit einem Ex-CIA-Arzt im Hay Adams Hotel in Washington, um die Ausschaltung Andersons zu diskutieren. Die Optionen umfassten eine heimlich verabreichte Dosis LSD, bevor er ins Auto steigt, das als „Aspirin-Roulette“ bezeichnete Platzieren einer vergifteten Kopfwehtablette oder die „zufällige Erschiessung“ durch Washingtoner Strassenkriminelle. Der Mordplan wurde aber abgeblasen, worauf man diskutierte, wie man Anderson und Ellsberg in der Öffentlichkeit mit Drogen diskreditieren könnte.
Im Life Magazine wurde im Detail nachgewiesen, wie das Weisse Haus dem Bankier Arnholt Smith, einem von Nixons besten Freunden, und dem kalifornischen Mafiaboss John Alessio half, Korruptionsaffären und Steuerforderungen zu umgehen. Alessio unterstützte Nixons Wahl 1968 mit $26’000. J. Edgar Hoover durchkreuzte Nixons Strategie und wollte Alessio vor Gericht bringen, und plante zudem, vor dem Kongress über die FBI-Überwachung der chilenischen Botschaft im Auftrag der CIA auszusagen, worauf Nixon alles daransetzt, den FBI-Direktor zu beseitigen. Nixon befürchtete, dass auch die Verwanzung von Pressehäusern, vom National Security Council-Personal und von Ellsberg herauskommen könnte. Ein erster erfolgloser Einbruch wurde bei Hoover durchgeführt, um das Weisse Haus belastende Dokumente zu finden. Hoover verriet aber nichts davon bei seinen Aussagen am 2.3.72.
Jack Anderson veröffentlicht am 1.5.72 Informationen über FBI-Dossiers, die das Ausspionieren des Privatlebens von Politikern, Journalisten und Prominenten betreffen. Das FBI verhaftet daraufhin Andersons Assistent Leslie Whitten. Zudem ist J. Edgar Hoover bereits im Besitz von Vorkopien der Bücher von Jay Robert Nash, der die Überwachungstechniken des FBI enthüllt, und Hank Messick, der die Beziehung Hoovers mit der Mafia untersucht. Richard Nixon lässt einen zweiten Einbruch bei Hoover durchführen.
Unter der Leitung von Gordon Liddy gelingt E. Howard Hunt, Bernard Barker, Frank Sturgis und Felipe DeDiego glückt ein zweiter Versuch, bei dem Thiophosphat in Hoovers Toilettenartikeln plaziert wird, das einen Herzinfarkt bewirkt und nur nachgewiesen werden kann, wenn die Autospsie innerhalb weniger Stunden nach dem Tod durchgeführt wird. Nixon ruft Hoover zwischen 22 und 24 Uhr an, um ihm mitzuteilen, dass er ihn entlasse, woraufhin Hoover seinem Partner Clyde Tolson telephoniert. Wahrscheinlich schluckt Hoover dann die tödlichen Beruhigungspillen.
Hoover wird am 2.5. um 8.30 Uhr von seiner Haushälterin Annie Fields tot aufgefunden. Hoovers Chauffeur James Crawford telephoniert dem Arzt Robert Choisser und Tolson, der das Weisse Haus sowie Helen Gandy, Hoovers Sekretärin seit 1919, informiert. Gandy beginnt daraufhin, den Aktenvernichter mit den „Personal and Confidental“-Akten zu füttern. Eine beträchtliche Menge von Dokumenten wurde einige Wochen zuvor zu Hoovers Haus transportiert. Als der Leichenwagen um 12.30 Uhr kommt, wird Hoovers Haus von 18 Regierungsagenten akribisch durchsucht, wobei Tolson präsent ist. Angeblich wurde schon am Morgen früh etwas Grosses aus dem Haus getragen.
Der neue Justizminister Richard Kleindienst ordnet die Versiegelung von Hoovers Büro an, um die Akten zu sichern, aber diese befinden sich in den anderen neun Büros der Chefabteilung. Nixon, der den Tod Hoovers mit den Worten „Jesus Christ! Der alte Schwanzsauger!“ kommentiert, setzt den ehemaligen Navy-Offizier L. Patrick Gray III. als provisorischen FBI-Direktor ein. Gray bewies seine Loyalität bei Nixons Wahlkämpfen 1960 und 1968 und ist bei der Zerstörung von FBI-Dokumenten, vermutlich die Akten über Nixon, behilflich. Auch beim Tod von Clyde Tolson 1975 zerstört Grays Sekretärin Dorothy Skillman die Korrespondenz, und das FBI entfernt eine Reihe Dokumente.
Die Ärzte verzichten auf eine Autopsie Hoovers. Bei der Beerdigung Hoovers am 3.5.72 versuchen Frank Sturgis, Bernard Barker, Humberto Lopez, Pablo Fernandez, Angel Ferrer, Reinaldo Pico, Virgilio Gonzalez und Felipe De Diego Krawalle anzuzetteln, während Pazifisten die Namen von 40’000 Gefallenen in Vietnam vorlesen. Zwei der exilkubanischen Provokateure, die den Befehl haben, dem anwesenden Daniel Ellsberg die Nase einzuschlagen, werden vor ihrer Aktion von der Polizei verhaftet, aber gleich wieder entlassen, nachdem ein Mann in Zivil mit dem Kommandanten sprach.
Beim Tod Hoovers gibt es unter den 8900 Spezialagenten nur 51 Schwarze, 3 Indianer und keine einzige Frau. Auch bei der CIA fanden sich 1967 von 12’000 Agenten nur 20 Farbige, die man in der Afrika-Abteilung braucht.
Nixon will das heroische Bild von Hoover in der Öffentlichkeit mithilfe von William Sullivan zerstören. 1975 sagt Sullivan in einem Kongresshearing, dass er zwar keine Dokumente persönlich gesehen habe, die einen Zusammenhang zwischen der CIA und Oswald belegen, dass er aber glaube, dass solche existierten. Der ehemalige Direktor der Division Five, die seit 1936 existierende Abteilung für Spionage und Gegenspionage, war zuständig für die Untersuchungen von Oswald und Ruby. Am 9.11.77 stirbt Sullivan bei einem „Jagdunfall“, kurz bevor er vor dem Senatsausschuss hätte aussagen sollen. Der Schütze Robert Daniels hält Sullivan angeblich für einen Stier und erschiesst ihn. Das FBI untersucht den Fall nicht weiter. Daniels muss $500 Busse zahlen und seine Jagdlizenz wird ihm für 10 Jahre entzogen.
Quellen: Best: 83-86, Groden/Livingstone: 324,346,420, Summers (1993): 390-433, (2000): 404-407, Weberman (22): 9-12, Schulz: 181, Sussman: 152.
Mai 1972 Sowjetunion, Pakistan, Indien und China
Spätestens seit 1969 ist der Graben zwischen der Sowjetunion und China offensichtlich. China verurteilte die russische Besetzung der Tschechoslowakei vehement, und die Sowjetunion baute eine Reihe von Atomraketenstützpunkte an der sino-russischen Grenze auf, wo es im Frühjahr 1969 zu Auseinandersetzungen mit Panzern und Artillerie kam. Russland bot Nixon 1969 an, gemeinsame Attacken gegen Chinas Atomrüstungsanlagen zu fliegen. Aufgrund der möglichen Konsequenzen, eines Krieges zwischen China und den USA, gibt Leonid Breschnew diese Pläne aber auf. Der von Nixon bewunderte Charles de Gaulle empfahl ihm bereits Anfang der 60er Jahre, die USA sollten Beziehungen mit China aufnehmen und die Relationen mit der Sowjetunion verbessern. Aber Richard Nixon und Henry Kissinger spielen China und Russland gegeneinander aus.
Im Juli 1971 unternahm Henry Kissinger eine erste geheime Reise, die „Operation MARCO POLO I“, und im Oktober eine zweite offizielle („POLO II“) nach Peking. Nixon ist der erste amerikanische Präsident, der nach Peking und nach Moskau geht. Die ultrakonservative Taiwan-Lobby um Barry Goldwater ist entsetzt über Nixons ‚Entspannungspolitik’ gegenüber China, Russland und Vietnam und versucht, die angebliche Annäherung von Ost und West zu sabotieren.
Die Annäherungsversuche der USA mit China liefen über Pakistans Diktator Ayub Khan.
Nachdem die Awami League von Scheich Mujibur Rahman in Ostpakistan (Bengalen) 167 der 169 Sitze bei den Wahlen 1970 gewonnen hatte, organisierte Nachfolger Yahya Khan, den Nixon als seinen persönlichen Freund bezeichnet, im März 1971 einen Genozid im abtrünnigen Ostteil: Die Schätzungen der Opfer schwanken zwischen 500’000 und 3 Mio. Toten, und um die 10 Mio. Flüchtlinge strömten nach Indien. Kissinger und Nixon stellten sich gegen eine Verurteilung Khans, was eine breite Empörung auslöste.
Ermutigt durch die US-Unterstützung griff Pakistan im Dezember 1971 Indien an, das zurückschlug und nach Ostpakistan einmarschierte, was der neue UN-Botschafter George Bush aus das schärfste verurteilte. Bushs Beziehung zu Nixon wird von einem Republikaner treffend beschrieben: „George küsst Nixons Arsch, seit er hier auftauchte.“ Nixon unterstützte Bush mit $112’000 aus der „Townhouse“-Kasse für die Wahl in den Senat im Herbst 1970 und versprach ihm bei Gelingen die Nachfolge von Vizepräsident Agnew 1972, oder bei Misslingen einen Job im der Regierung. Auch W. Clement Stone, der Versicherungstycoon aus Chicago, der Nixons Wahlkampf finanzierte, steuerte beträchtliche Summen bei. Bush erhielt so viel Geld für die von Harry Treleaven orchestrierte Kampagne gegen Lloyd Bentsen, dass andere Republikaner intervenierten und eine Aufstellung verlangten. Trotz Kampagnenauftritte von Nixon und Agnew verlor Bush mit 47% der Stimmen, worauf ihn Nixon zum Botschafter ernannte. Aber die Finanzierung aus dem Weissen Haus macht Bush erpress- und damit für Nixon brauchbar.
Das Aussenministerium versuchte daraufhin, die Konfrontations-Politik von Nixon, Kissinger und Bush, die die Task Force 74 mit Atombombenträgern aufstellen, zu sabotieren. Aber die Lösung kam von Indiens Ministerpräsidentin Indira Gandhi, die einen Waffenstillstand offerierte, kurz bevor es zu einem atomaren Schlagabtausch kam. Ende 1971 wurde Ostpakistan als Bangladesch unabhängig. Pakistan verstärkte daraufhin seine von Präsident Zulfikar Ali Bhutto 1965 begonnenen Anstrengungen, in den Besitz der Atombombe zu kommen. Nun versucht Pakistan, die Bombe selbst zu bauen, wobei das Plutonium aus dem Programm „Atom für den Frieden“ kommt, mit dem die USA in den 60er Jahren in vielen Staaten der Dritten Welt kleine Versuchsreaktoren einrichteten, um die Kritik an der Atompolitik durch Beteiligung zu neutralisieren. Wenige Wochen nach den indischen Atomversuchen zündet Pakistan am 28.5.98 den ersten Nukleartest.
Nachdem Vizepräsident George Bush im Mai 1984 Pakistan und Indien besucht, und sich Indira Gandhi über die „Orientierung der US-Administration“ beklagt, wird die indische Regierungschefin am 31.10.84 von zwei Shiks ihrer Leibwache umgebracht. Vier Monate zuvor liess Gandhi den Goldenen Tempel der Shiks in Amritsar stürmen, wo sich der Prediger Jarnail Singh Bindranwale verschanzt hatte, der zum Kampf für ein unabhängiges Khalistan aufgerufen hatte. Beim Sturm des Tempels gab es mehrere Hundert Tote bei den Shiks. Die Ermordung Gandhis bedeutet das Ende der Bewegung der blockfreien Staaten, die von ihrem Vater Jawaharlal Nehru, Josip Tito und Tschou En-Lai auf der Bandung-Konferenz 1955 iniziiert wurde. Da die 29 afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländer sich der Kontrolle der USA und der UdSSR zu entziehen versuchen und sozialistisch orientiert sind, wird die Bewegung von den USA bekämpft.
Nach dem Mord an Indira Gandhi kommt es während drei Tagen zu Massakern an über 10’000 Shiks, die Sohn Rajiv Gandhi nicht stoppt. Dessen Ermordung am 21.5.91 wird den Tamil Tigers LTTE zugeschrieben, könnte aber mit Beteiligung der CIA erfolgt sein, denn er stellt sich während des Golfkriegs gegen die USA. Aufgrund der angehäuften Schulden unter Rajiv Gandhi sieht sich Indien im Juli 1991 genötigt, den IWF um Hilfe anzugehen und verspricht dafür die Öffnung der Märkte. Von $128 Mio. steigen die amerikanischen Direktinvestitionen 1993 auf $544 Mio. und die USA werden in den 90er Jahren zum Hauptinvestor und -handelnspartner des „wichtigen Schwellenlands“.
Nixon versucht auch einen Keil zwischen China und Nordvietnam zu treiben. Aber am 30.3.72 fallen die Nordvietnamesen mit 200 Panzern und 120’000 Mann nach Südvietnam und Kambodscha ein. Nixon schwört: „Diese Bastarde wurden noch nie so bombardiert, wie sie jetzt bombardiert werden“ und lässt Hanoi erstmals seit 1968 wieder angreifen, und zwar so, dass selbst die amerikanische Presse von „Verrücktheit“ oder „Terror“ spricht. Nachdem die USA die Invasion Nordvietnams zurückgeschlagen haben, bewusst die Schutzdämme des Roten Flusses bombardierten, was 10 Mio. Menschen mit Überschwemmungen bedroht, und die Häfen verminten, werden im August 1972 Geheimverhandlungen für das Ende des Krieges mit Hanoi aufgenommen.
Henry Kissinger unterzeichnet im Oktober 1972 ein Geheimabkommen mit Hanoi, das den vollständigen Rückzug der Amerikaner aus Vietnam innerhalb von 60 Tagen nach dem Waffenstillstand, die Rückgabe aller Kriegsgefangenen, Reparationszahlungen und eine Koalitionsregierung des Vietcong und der südvietnamesischen Regierung mit gleichvielen Stimmen vorsieht. Der südvietnamesische Präsident Nguyen Van Thieu widersetzt sich dem Abkommen.
Die Amerikaner haben mit den SOSUS-Anlagen den gesamten Ozean verwanzt. Die Abhöranlagen ermöglichen den USA, das Anfang März 1968 400 Meilen nordwestlich von Hawaï gesunkene russische U-Boot K-129 zu orten. Eine Theorie besagt, dass eine KGB-Spezialtruppe versuchte, vom U-Boot aus eine Rakete mit einer Atombombe auf Pearl Harbor abzufeuern. Der Sprengkopf enthielt chinesisches Uran, und die Chinesen haben diesselben U-Boote, was ein amerikanisch-chinesischer Krieg hätte auslösen sollen. Allerdings habe der falsche Code eine Fehlzündung der Atombombe ausgelöst, weshalb das U-Boot gesunken sei. Die russischen Generäle sind jedoch überzeugt, dass das U-Boot von einem verfolgenden amerikanischen U-Boot gerammt wurde. Die amerikaninischen U-Boote sind den sowjetischen haushoch überlegen, was die Amerikaner ausnützen, um Spionage zu betreiben und mit der Operation HOLYSTONE in Russland selbst die Flüsse hinaufzufahren. Zudem gelingt es ihnen, die auf 500 Meter Tiefe liegenden russischen Nachrichtenkabel anzuzapfen. Andererseits haben die Russen mit John Anthony Walker einen Spion im Navy-Hauptquartier, der alle Bewegungen der Amerikaner weitergibt. Am 22. Mai 1968 schiessen die Sowjets von einem Helikopter aus ein Torpedo auf das knapp unter der Oberfläche liegende Nuklear-U-Boot Scorpion ab, das dann sinkt. Nach 5 Monaten wird die Scorpion auf 3500 Meter Tiefe gefunden.
Auch die K-129 wird auf 5000 Meter gefunden, und 1971 gelingt es der Trist II, die Atombomben, die Codiergeräte und Logbücher zu bergen. Trotzdem beschliesst die CIA, ein Schiff zu bauen, das die K-129 bergen kann, um den Sowjets zu beweisen, dass die K-129 nicht durch die Amerikaner versenkt wurde und deshalb die Versenkung der Scorpion ein Kriegsakt war. Die CIA schliesst Verträge über $100 Mio. mit der Global Marine und der Hughes Tool Company, um die schliesslich $250 Mio. teure Hughes Glomar Explorer zu bauen. Strohmann Hughes kann mit der der topgeheimen Operation JENNIFER das Problem seiner Steuerschulden lösen und gibt an, mit dem Schiff Manganknollen bergen zu wollen.
Im Mai 1972 unterzeichnet Nixon bei seinem Moskau-Besuch das erste Abkommen zur Waffenbeschränkung (SALT 1). James Angleton glaubt, Herny Kissinger sei ein Sowjet-Spion, wie er dies bereits von Verhandlungsleiter des Testverbotsabkommens Averell Harriman glaubte, und bekämpft folglich die Initiative.
Nach der Unterzeichnung von SALT und dem Beginn der Friedensverhandlungen mit Vietnam hat Nixon Probleme mit seinem Generalstab, weil nicht nur die Militärs, sondern auch die Geheimdienste, die Diplomatie und die Verwaltung des Aussenministeriums von Kissinger und Nixon umgangen wurden. Der Protagonist des verunsicherten Generalstab im Weissen Haus ist General Alexander Haig, einer der Plotter gegen Nixons Vietnamverhandlungen und die treibenden Kraft innerhalb des Pentagons hinter dem Plan, Nixon aus seinem Amt zu vertreiben. Der McCarthyismus, die Attentate auf die Kennedys, Watergate und später Iran-Contra überraschen durch das Auftauchen derselben Personen und Organisationen, und jedesmal steht die Fortführung des Kalten Kriegs auf dem Spiel.
Sobald Nixon seinen Besuch bei Breschnew beendet hat, startet die Hughes Glomar Explorer am 18.6.73 mit der Bergung, beobachtet von einem russischen U-Boot und einem Helikopter. Beim Bergen mit Zangen, die ein fussballfeldgrosses Gelände umfassen, zerbricht das U-Boot und eine der Atomraketen rammt sich mit einer Geschwindigkeit von 120 Km/h in den Boden, ohne dass sie explodiert. Nur ein Drittel des U-Bootes kann deshalb geborgen werden. CIA-Direktor William Colby setzt die Medien gezielt ein, um Druck auf die Russen aufzubauen. Acht Monate später berichtet die Los Angeles Times, mit vielen Falschangaben, über die Aktion der Glomar, die gegen internationales Recht verstösst. Jack Anderson vermutet, dass die bisherigen Kosten von $375 Mio. eine Fehlinvestition seien und veröffentlicht die Zusammenarbeit von CIA und Hughes am 18.3.75.
Quellen: Scott (1993): 304,378, Weberman (19): 37, Best: 72-75, Tarpley/Chaitkin: 179-232,243,413, 528f, Zehr: 1f, Sam Smith: 3, Summers (2000): 163,264f, Von Dohnanyi (2001i), Jacobsen/Khan, Pohlmann (2009).
Mai 1972 Watergate
Am 5.5.1972 zogen die Einbrecher in Raum 419 im Howard Johnson Motor Lodge ein, das gegenüber dem Watergate-Hotel in Washington liegt. An nächsten Tag ereignen sich im Watergate zwei Einbrüche in Büros des Federal Reserve Board zwei Stockwerke über dem demokratischen Hauptquartier. Am 15.5. erfolgt ein weiterer Einbruch in einem Annex, wo sich das Anwaltsbüro ‚Fried, Frank, Harris, Shriver and Kampelman’ befindet. Patricia Harris, Vorsitzende des Democratic Credentials Committee und Kennedys Schwager Sargent Shriver, möglicher Vize-Präsidentschaftskandidat, stehen beide auf Nixons Feindesliste. Das FBI findet am 17.5. eine Wanze in Harris Telefon.
Am 22.5. ziehen E. Howard Hunts Kubaner ins Manger Hamilton Hotel und vier Tage später ins Watergate-Hotel, direkt hinter die Räume des DNC. Nach zwei vergeblichen Versuchen dringen James McCord, Bernard Barker, Rolando Eugenio Martinez, Virgilo Gonzalez und Frank Sturgis am 28.5.72 in die Suite der Demokratischen Partei ein und setzen eine Wanze in Lawrence O’Briens Telefon, die dann nicht funktioniert, und eine ins Telefon des Exekutivdirektors der Association of State Democratic Chairmen R. Spencer Oliver. Barker lernte die Methoden des sicheren Einbruchs im FBI, wo Hoover 1948 eine spezielle Abteilung dafür gründete. Felipe De Diego und Reinaldo Pico stehen Schmiere. E. Howard Hunt und Gordon Liddy, der früher ebenfalls beim FBI war, leiten das Unternehmen von sicherer Entfernung aus.
Es handelt sich um eine klassische CIA-Aktion mit Agenten der Miami-Station im Auftrag des Weissen Hauses. Verbindungsoffizier zwischen der CIA und der Geheimdiensteinheit des Weissen Hauses ist John Paisley, der die undichte Stelle im Weissen Haus herausfinden soll.
Liddy schreibt später, sie hätten mit dem Einbruch herausfinden wollen, ob die Demokraten belastende Informationen über Nixon besässen. Ziel sei ein Memorandum Castros, in dem alle verdeckten Operationen von CIA und DIA gegen Kuba aufgelistet sein sollen. 1971 publizierte Jack Anderson erstmals die Castro-Mordversuche, die unter der Eisenhower-Regierung begannen.
Der KYP, der von der CIA gegründete und unterstützte griechische Geheimdienst, schmierte Nixon 1968 mit $549’000, damit dieser den Putsch der Obristen von 1967 absegnete und Spiro Agnew als Vize-Präsidenten akzeptierte. Das Weisse Haus weiss, dass Larry O’Brien von diesem Deal informiert wurde, weshalb der DNC-Präsident auch vom FBI überwacht wird. Albert „Toots“ Manzi zahlt $500’000 an Nixons Kampagne in der Hoffnung, er würde den Gouverneur John Volpe von Massachussetts zum Vizepräsidenten ernennen. Am liebsten hätte Nixon John Connally zu seinem Running mate ernannt.
Sturgis gibt zu Protokoll, er hätte den Auftrag gehabt, etwas über Howard Hughes zu finden. Anderson berichtete im Januar über $100’000 Schmiergelder an Rebozo von Hughes. Gegenüber Haldeman äussert Nixon während der Vertuschung seine Befürchtung, Colson könnte auspacken, weil er „während Monaten auf Colsons Schwanz herumtrat, um Larry O’Brien wegen dem Hughes-Deal zu nageln.“ Benjamin Schemmers Buch über Hughes wird von John Mitchell mit Druck auf den Verleger verhindert. Aber im Mai erscheint ein anderes Buch mit dem Titel „The Nixon-Hughes-Loan“.
Aber auch der DNC-Präsident Lawrence O’Brien wurde von 1968 bis 1971 von Hughes bezahlt und es geht Nixon darum, Belege für diese Finanzeirungen zu finden. Bereits 1970 führte Murray Chotiner deswegen Untersuchungen in neun Staaten gegen O’Brien durch, und 1971 und 1972 setzt Nixon das Steueramt auf ihn an, um ihn erpressen zu können. In seine Wohnungen in Washington und New York wird zweimal eingebrochen und die privaten Telefone werden verwanzt.
Der an der Planung beteiligte Jeb Magruder erklärt, das Weisse Haus sei über die Publikation der Schmiergelder von ITT besorgt gewesen und wollte Dreckmaterial finden, um O’Brien zu stoppen. Dies wird mit der Verwanzung der Telefonleitung, die nicht über den Standard läuft, versucht. Das Telefon von Olivers Sekretärin Maxie Wells wird für die Organisation von Call Girls von Barbara Ralabate oder Heidi Rikan in den Columbia Plaza Apartments benutzt. Der Einbrecher Martinez besitzt bei der Verhaftung einen Schlüssel für Wells Schreibtisch. Oliver setzt alles daran, dass der Inhalt der Verwanzungen im Gericht nicht zur Sprache kommt.
Wells Telephonlinie wird von Louis James Russell abgehört. Russell ist ein ehemaliger FBI-Agent, der Nixon beim Fall Alger Hiss im HUAC-Komitee half, wo er sich auch als Informant Hoovers betätigte. In den 60er Jahren arbeitete er für James Juliana, ein Freund von Colson, Caulfield, Chotiner und Mitchell, im Dezember 1971 für General Security Services, die das Watergate-Hotel bewacht, dann für John Leon der Allied Investigators, die später Aufträge für George Bush und das Republican National Committee ausführt. Auch an Nixons Operationen gegen Onassis, der Chappaquidick-Untersuchung gegen Edward Kennedy, an Fensterwalds Komitee und einer Aktion gegen Anderson war Russell beteiligt.
Nachdem sich Bernard Fensterwald aus Senator Edward V. Longs Subkomittee, das gegen Robert Kennedy arbeitete, zurückgezogen hatte, gründete er mit Richard Sprague das Committee To Investigate Assassinations, das die CIA über die McCord Associates finanzierte. William Francis Shea, Therese Mae Shea, James Corbin Fitchett, Ross Ward Lambert, Louis Edgar Sherrad, Ralph Orlando True, Edward Mansfield Gunn, Jacob Victor Golder, Harry Thayer Mahoney, James Louis Baker, George Theodore Stanton und Walter Edward Brayden arbeiteten an der Vertuschung der Hintergründe der politischen Morde. Manny Gunn ist ein Experte für Vergiftungen und arbeitet mit Hunt zusammen. Nach Watergate arbeitet Fensterwald an der Verteidigung von James McCord. Vom Frühjahr 1970 bis 1976 verteidigt er zudem James Earl Ray und verbreitet in dieser Zeit viel Unsinn über die Ermordung Martin Luther Kings. Fensterwald vertritt auch Marianne Paisley, die Frau seines Nachbarn, vor Gericht. CIA-Agent John Arthur Paisley wird 1978 umgebracht, weil er zuviel erzählen will.
Russell kennt verschiedene Prostituierte und ihre Madames näher, auch Barbara Ralabate, die sowohl Demokraten wie Larry O’Brien und Republikaner wie Nixons Mitarbeiter Emil Mosbacher mit Prostituierten versorgt. Xaviera Hollander, die ein Bordell in New York führte und Prostituierte für Gäste des Weissen Hauses lieferte, wurde einige Wochen vor Watergate-Einbruch nach Europa deportiert. Eine weitere Prostituierte oder Zuhälterin im Washingtoner Apartement 204 an der Columbia Plaza ist Cathy Dieter. Nixons Pressesekretär Ron Ziegler und Mosbachers Assistent Nick Ruwe wie auch die CIA rekrutierte Frauen in diesem Bordell für ausländische Staatschefs wie König Hussein von Jordanien. Das Bordell wurde von Alfred C. Baldwin von der Office of Security/Security Research Staff-Abteilung der CIA verwanzt und überwacht. Baldwin war ebenfalls einst beim FBI und Bodyguard von John Mitchells Frau.
Ein weiterer Prostituiertenring führt Heidi Rikan, eigentlich Erika Rikan. Sie war die Freundin von Joe Nesline, einer der Repräsentanten der Mafia in Washington, assoziiert mit Meyer Lansky, Charles Tourine und Dino Cellini, und befreundet mit Lewis McWillie, Jack Ruby und Frank Rosenthal. Heidi Rikan ihrerseits ist befreundet mit George Owen, dem engen Freund von Bedford Wynne. Auch die Frau von John Dean und spätere Frau von Owen, Maureen Biner, die eine Affäre mit Wynne hatte, ist mit Rikan befreundet. Zu den Kunden von Rikans Prostituierten gehören neben den Demokraten und dem saudischen Botschafter auch US- und KCIA-Geheimdienstagenten.
Dazu gehören Edwin P. Wilson, der für die CIA, und Tong Sun Park, der für den südkoreanischen Geheimdienst im George Town Club spionieren. Wilson infiltrierte nach dem Krieg die linken Gewerkschaften in Europa und Südamerika, führte die Maritime Consulting und Consultants International und war dann im Drogenhandel in Vietnam und in der MAGV-SOG tätig. 1971 verliess er die CIA und begann dank Thomas Clines im Détachment 157 der Marine als Verantwortlicher für verdeckte Operationen zu arbeiten. Wilson kauft und vergrössert das Mount-Airy, wo sich die Insider Washingtons treffen. Der George Town Club ist eine Plattform für Manipulationen des Kongresses, des Weissen Hauses und der Presse durch die Geheimdienste. Parks Freundin Anna Chennault ist die führende Taiwan-Lobbyistin, die sich vehement für die Fortsetzung des Vietnamkriegs einsetzt.
Jeb Magruder beauftragt Gordon Liddy, die Wanze von Lawrence O’Briens Telefon zum Laufen zu bringen und gleichzeitig dessen „Scheiss-Akten über Nixon“ zu fotographieren. Am 17.6.72 erfolgt der zweite Watergate-Einbruch, wobei James McCord, Frank Sturgis, Eugenio Martinez, Bernard Barker und CIA-Kontraktagent Virgilio Gonzales verhaftet werden. Wer die Falle stellte, ist nicht klar. Louis Russell, der vom 20.6. bis zum 2.7.72 für eine Detektei arbeitet, die einen Auftrag für George Bush erledigt, befindet sich beim Hotel. Der Sicherheitsbeamte Frank Wills ruft angeblich die Polizei, nachdem er ein Klebeband entdeckte. Polizist Carl Shoffler, den Armeegeheimdienst-Agent Edmund Chung offenbar zu bestechen versucht, ist bei der Verhaftung der Einbrecher anwesend. Shoffler arbeitete zuvor für die National Security Agency und ist mit Paul Gaynor, dem Chef der Security Research Service der CIA, eng vertraut. Gaynor ist McCords Chef und arbeitet eng mit Washingtons Polizeichef Roy Blick zusammen, der wiederum mit Allen Dulles und Richard Helms befreundet ist.
In den Adressbüchern von zwei der Einbrecher steht der Name E. Howard Hunt mit dem Zusatz „White House“, und im Hotelzimmer werden zusätzliche Überwachungselektronik, 32 neue $100-Noten mit fortlaufenden Nummern und ein Cheque auf den Namen Hunt gefunden. Liddy verständigt Magruder und dieser John Mitchell über die Verhaftung, worauf Beweismaterialien vernichtet werden. Mitchell beauftragt Magruder, Liddys Gemstone-Pläne zu verbrennen, und bestreitet jedem Zusammenhang McCords mit dem Weissen Haus. Dorothy Hunt schickt Roy Sheppard, ein Mitglied von Nixons Wahlapparat, ins Executive Office Building des Weissen Hauses, um mehrere Schachteln mit Dokumenten wegzubringen, die Hunts Aktivitäten und Informationen über Nelson Rockefeller enthalten. Zwei Tage nach dem Watergate-Einbruch verbrennt Lee Pennington McCords Papiere. Pennington stirbt überraschend an einer Herzattacke am 19.12.72, ohne befragt werden zu können.
Richard Nixon wird sehr wütend, als der Name Hunt in die Öffentlichkeit kommt, weil er weiss, dass dies sein politisches Ende sein könnte.
Am 23.6. äussert er gegenüber H. R. Haldeman, dass Hunt die Geschichte des CIA-Exilkubaner-Mafia-Plots an den Tag bringen könnte und es ein Fehler gewesen sei, diesselben Leute wie bei der Schweinebuchtoperation für Watergate einzusetzen. Die ominösen „aus Versehen“ gelöschten 18,5 Minuten der Nixon-Tapes handeln vermutlich von Nixons Rolle bei den Castro-Ermordung und Hunts Beteiligung an der Kennedy-Ermordung. Nixon und Haldeman lassen der Washington Star die Story zukommen, die Verhafteten hätten Beweise dafür gesucht, dass die demokratische Partei Gelder von Fidel Castro annehme. Nixon will, dass die CIA die Untersuchung des FBI stoppt, und betrachtet die Vertuschung durch Richard Helms und L. Patrick Gray als Routinesache. Watergate ist nur einer von mindestens 100 Einbrüchen unter Nixon bei „regierungsfeindlichen“ Diplomaten, Journalisten oder Politikern wie Ted Szulc oder dem demokratischen Schatzkanzler Robert Strauss. John Ehrlichman gibt John Dean den Auftrag, Hunts restliche Unterlagen, Abhörgeräte und seinen Revolver in den Potomac River zu werfen. Aber Dean übergibt den Inhalt von Hunts Safe dem FBI-Direktor, der das Material pflichtgemäss zerstört. Helms versteht Nixons Sorgen über die Verhaftung von E. Howard Hunt nicht und lässt ihm ausrichten, alle Dokumente darüber seien vernichtet worden.
Das gefundene Geld, das von Barkers Konto bei der Republic National Bank of Miami stammt, bringt die Einbrecher direkt mit dem Committee for the Re-Election of the President in Verbindung, worauf DNC-Präsident Larry O’Brien das CREEP auf $1 Mio. Schadensersatz verklagt und John Mitchell als Vorsitzender der CREEP zurücktritt. Am 31.7. berichet die Washington Post nach einem Beschluss des geschäftsführenden Herausgebers Howard Simons über den $25’000-Scheck von Kenneth Dahlberg, der bei Barker landete. Bob Woodward und Carl Bernstein sind die Journalisten der Washington Post, die den Skandal auslösen, indem sie Insiderinformationen von „Deep Throat“ veröffentlichen.
Es gibt mehrere Kandidaten, wer dieser Geheiminformant sein könnte:
Für Ehrlichman ist es Henry Peterson, der Chef der Kriminalabteilung des Justizministeriums, für Haldeman ist es Fred Fielding, John Deans Assistent. Dean vermutet, es handle sich um Alexander Haig. Auch Richard Ober, der CIA-Chef der Inlandoperation MK/CHAOS gegen die neue Linke, ist möglicherweise der Einflüsterer. Ober hat als einziger gleichzeitig Zugang zu den geheimen Akten von CIA, FBI, dem Weissen Haus und der CREEP. Auch Howard Hughes Vertreter in Washington Robert Bennett, der behauptet, während der gelöschten 18,5 Minuten habe Nixon mit Haldeman über die Finanzierung von Hughes diskutiert, wird vermutet. Bennett ist ein ehemaliger CIA-Agent, der für Robert Mullen arbeitet und seinem CIA case officer Martin Lukasky später erzählt, er hätte „Woodward und die anderen mit Geschichten gefüttert.“ Ein weiterer Kandidat ist John Paisley, CIA-Vizedirektor des Office of Strategic Research und die CIA-Verbindung zu den Einbrechern. Paisley verschwindet am 24.9.78 in der Chesapeake Bay, und eine Leiche mit Kopfschuss wird einige Tage danach als Paisley identifiziert, der sich selbst umgebracht habe, obwohl seine Frau behauptet, dass es nicht ihr Mann sei. Woodward hat versprochen, eines Tages die Identität des Informanten bekanntzugeben. Ende Mai 2005 veröffentlicht Vanity Fair das Geständnis von Mark Felt, damals die Nummer 2 des FBI, der Woodward und Bernstein jeweils auf ein geheimes Zeichen in einer Tiefgarage in Washington getroffen habe. Die Frage bleibt, in wessen Auftrag Felt die Informationen weitergab, denn es ist unwahrscheinlich, dass er bloss die Ermordung Hoovers oder die Bevorzugung von Patrick Gray zum FBI-Chef rächen wollte.
Robert Woodward diente vier Jahre lang beim ROTC Training der Navy auf der U.S.S. Wright, die als „Schwimmendes Pentagon“ gilt, hat Kontakt mit Senator George Smathers und erhält den gleichen Geheimstufenzugang wie Lee Harvey Oswald. Da er seit 1966 er mit dem späteren CIA-Direktor Stansfield Turner befreundet ist, liegt es nahe, dass er für das ONI und/oder die CIA arbeitet. 1968 diente Woodward, nachdem er seine Verlegung nach Vietnam verhindern konnte, unter dem Kommando von Admiral Robert Welander auf der U.S.S. Fox, auf der eine Geheimdiensteinheit stationiert ist, danach wechselte er ins Pentagon, wo er als Verbindungsoffizier für Admiral Thomas Moorer und General Alexander Haig arbeitete. Da Woodward bereits für Haig arbeitete, ist der Geneal und spätere Aussenminister die wahrscheinlichste Quelle für die Eskalation des Watergate-Skandals. Woodward und Bernstein nehmen bei der Aufrollung des Skandals nur Nixons Rolle unter die Lupe und vertuschen die Rolle der CIA. 1972 besteht eine geheime Kommunikationslinie vom Weissen Haus über Yeoman Radford, die Admiräle Robinson und Welander zu Generalstabschef Moorer, um die mangelnde Information des militärischen Stabes durch Nixon zu kompensieren.
Schon bald untersucht das House of Representatives Banking and Currency Committee unter Wright Patman die Finanzierung des Watergateeinbruchs. Aber die Untersuchung wird nach einer internen Verleumdungskampagne von John Mitchell und Gerald Ford gegen Patman am 3.10.72 gestoppt, indem verschiedene demokratische Mitglieder des Komitees mit eigenen Machenschaften unter Druck gesetzt werden: Über den Kongressabgeordneten Richard Hanna schmierte die Korean Central Intelligence Agency die Wahlen von 1968.
Frank Brasco wird vom Justizministerium wegen Betrugs und Korruption unter Druck gesetzt. William Chappell verlangte von seiner Sekretärin, Schmiergelder in ihrem Namen zu zahlen. Die drei gehören zu den 15 (der 20) Komiteemitglieder, die eineinhalb Monate vor den Wahlen für die Einstellung der Untersuchung stimmen. Am 29.8.72 behauptet Nixon öffentlich, John Dean habe ein Untersuchung durchgeführt, die zeige, dass die Regierung nichts mit dem bizarren Einbruch zu tun habe.
Am 15.9.72 erfolgt die Anklage gegen Barker, Martinez, Gonzalez, Sturgis, McCord, Liddy und Hunt wegen Verschwörung, Einbruch und illegaler Abhörung. Nixons Privatanwalt Herbert Kalmbach erhält eine erste Tranche über $75’000 (von über $400’000) von CREEP-Finanzchef Maurice Stans für die Angeklagten. Liddy ist bereit, die Schuld gegen Bezahlung auf sich zu nehmen. Nixon ist erleichert und gratuliert Dean dafür, dass der Fall mit Liddy erledigt ist.
Aber einen Monat vor den Wahlen schreibt die Washington Post, die Watergate-Verwanzung sei nur ein Teil eines massiven Spionage- und Sabotageprogramms gegen die Demokraten. Am 29.9. bitten Woodward und Bernstein John Mitchell um eine Stellungsnahme zu den Erkenntnissen, er habe als Justizminister die Geheimkassen kontrolliert. „Diesen Scheiss, den ihr in die Zeitung tut!“ meint Mitchell. „Das ist alles widerlegt. Katie Graham werden ihre Titten ausgepresst, wenn das veröffentlicht wird! Das ist das ekligste, was ich je gehört habe.“ Bebe Rebozo steht dahinter, dass die Zeitung eine wertvolle Franchise eines Fernsehsenders in Florida verliert. Nixon versucht über George Christian und Cartha DeLoach Beweise zu erhalten, dass Lyndon B. Johnson den FBI-Chef Hoover 1968 beauftragte, Wanzen in seinem Flugzeug zu setzen. Damit will die Demokraten zwingen, die Watergate-Untersuchung zu stoppen. Johnson reagiert darauf mit der Drohung, das Telegramm, das Nixons Sabotage der Friedensgespräche beweist, zu veröffentlichen.
Richter John J. Sirica verfügt am 4.10. eine Schweigepflicht für alle Beamten, Angeklagten, Kläger, Zeugen und möglichen Zeugen. Damit machen sich die Journalisten, die über den Prozess berichten, strafbar. Im Dezember lässt der Richter den Herausgeber der Los Angeles Times, John Lawrence, ins Gefängnis werfen, weil dieser die Bänder eines Interviews mit Alfred Baldwin, der die Watergate-Wanzen abhörte, nicht herausgibt. Zuvor liess er bereits Anwalt Douglas Caddy verhaften, der sich weigerte, zum Einbruch auszusagen. Caddy ist einer der Gründer der Young American’s for Freedom von William Buckley und Charles Willoughby.
Quellen: Groden/Livingstone: 329f,332f,344ff, Weberman (19): 17,31 (20): 68,82 ,(22): 3-8, (25): 19-25, Kangas: 2,4, Best: 82-89, Lynns:1f, Schulz: 88f, Scott (1993): 236,239,378, Tarpley/Chaitkin: 200ff,287, Abramovici/ Decornoy: 10f, Summers (1993):414-421, (2000): 397,408f,412-424,446,525ff, Davis(1988): 362f, Brown/Broeske: 366f, Karel (2003), Pease (1996), (1998), Callahan:98, Gerlach:12-15, CSP:3f,10, Sussman: xi,66,72,77,100,132, Mason: 6, Zehr: 2f, Noah, Woodward.
November 1972 Nixons Wiederwahl
Richard Nixon und Spiro Agnew werden am 7.11. mit über 60 Mio. Wahlkampfunterstützung, das Doppelte von 1968, wiedergewählt.
$5 Mio. kommen von den Ölbaronen, $100’000 von Howard Hughes, $250’000 (oder $1 Mio.) von Ferdinand Marcos, je $1 Mio. von Michele Sindona, demSchah Reza Pahlevi und Adnan Khashoggi und $500’000 von Carlos Marcello. Khashoggi schenkt den Nixon-Töchtern Schmuck für $60’000 und stiftet $200’000 für die Nixon-Libraray. Der Rüstungskonzern Grumman Corporation zahlte $1 Mio, nachdem ein Flugzeugverkauf nach Japan organisiert wurde, McDonald steuert $255’000 bei, wofür eine Intervention bei der Preiserhöhung für Cheeseburger rückgängig gemacht wird. DeWitt Wallace, Gründer des Reader’s Digest, übergab Nixon persönlich $100’000. Die 13 Botschafter, die Nixon nach seiner Wahl ernennt, schmierten insgesamt $700’000, wobei der mit $250’000 grösste Betrag von Walter Annenberg stammte, der dafür, wie einst Joe Kennedy, die prestigeträchtige Botschaft in London bekommt. Phillips Petroleum, Ashland Oil, Occidental, Goodyear, Braniff und American Airlines werden wegen illegaler Spenden verurteilt werden.
Der demokratische Herausforderer George McGovern machte den Vietnamkrieg zum zentralen Thema und versprach, die Truppen innerhalb von 90 Tagen aus Vietnam zurückzuziehen und jede Hilfe für Südvietnam zu stoppen, wenn er Präsident werde.
Während Henry Kissinger mit Hanoi weiterverhandelt, lässt Richard Nixon Kriegsmaterial für $1 Mia. nach Südvietnam schiffen, worauf Nordvietnam die Verhandlungen abbricht. Nixon schickt alle zur Verfügung stehenden Bomber nach Hanoi, das nach 12 Tagen Dauerbombardement am 26.12.72 an den Verhandlungstisch zurückkehren muss. Nixon zwingt den südvietnamesischen Präsidenten Thieu daraufhin, das Abkommen zu unterschreiben. Zu Kissinger sagt er in Bezug auf Thieu: „Brutalität ist nichts gegen das, was passiert, wenn dieser Hurensohn nicht spurt, glaub mir.“ Am 27.1.73 unterschreiben die USA, Hanoi, Saigon und der Vietcong den Friedensvertrag in Paris. Die Kämpfe vermindern sich daraufhin, hören aber nicht auf.
Im April verhandelt Thieu mit Nixon über die Wiederaufbauhilfe der USA in der Höhe von $4 Mia. Firmen wie General Electric, IBM, Westinghouse, RCA, Monsanto, Kaiser Industrie, American Motors, Exxon, Caltex, Shell, Liquid Carbonic oder LTV wollen deshalb Fabriken oder Raffinerien in Südvietnam bauen, mit den Geldern der Aufbauhilfe. Auch die Japaner wollen in Vietnam investieren, weil die Löhne tief und das Wirtschaftspotenzial gross ist.
Gegen Kambodscha werden nach dem Friedensabkommen von Paris auf Initiative von Henry Kissinger beim sogenannten ‚Christmas-Bombing’ 79’959 Angriffe mit B-52 und F-111-Bombern geflogen, die 539’129 Tonnen Sprengstoff abwerfen, was die Eroberung von Phnom Penh durch die Roten Khmer verhindern soll. Die Schätzungen der Toten schwanken zwischen 30’000 und 500’000.
Auf den Philippinen beginnt die von Nur Misauri 1969 gegründete Nationale Befreiungsbewegung der Moros (MNFL) den Befreiungskampf gegen die Zentralregierung. Die von den Spaniern als Moros bezeichnete südliche Bevölkerung leistet seit 400 Jahren Widerstand gegen die spanische und amerikanische Kolonialherrschaft. Die Philippinen waren von 1521 bis 1898 spanischer und nach dem spanisch-amerikanischen Krieg, bei dessen Ende die philippinische Unabhängigkeitsbewegung durch die US-Soldaten brutal niedergeschlagen wurde, bis 1946 amerikanischer Besitz.
Diktator Ferdinando Marcos bezeichnet die Moros neben den Kommunisten als die grösste Gefahr für die Philippinen und setzt alle militärischen Mittel, die ihm die USA zur Verfügung stellen, gegen diese „doppelte Bedrohung“ ein. Muammar al-Gaddafi und Malaysia unterstützen im Gegenzug den Guerillakampf der Moros. Während dem schrecklichen Abnutzungskrieg, in dem die Nationalarmee zahllose Gräuel gegen die Bevölkerung begeht, werden grosse Teile der Inseln im Süden nahezu entvölkert. 1998 wird unter der Schirmherrschaft des indonesischen Präsidenten Suharto ein Friedensvertrag unterzeichnet, wobei die islamistische Fraktion der Moros, die sich unter Führung von Hashim Salamat 1984 als MILF abgespaltete, weiterkämpft.
Nach dem Wahlsieg eröffnet Nixon die Mitarbeitersitzung nicht mit einem Fest oder einer Dankensrede, sondern verlangt von allen ein unterschriebenes Rücktrittsschreiben, um die Leute zu entfernen, die ihm Probleme machen. CIA-Direktor Richard Helms wird zum Botschafter im Iran ernannt. Bevor er seine Stelle verlässt, vernichtet er mit Sydney Gottlieb alle heiklen Dokumente. Während Helms seine Akten säubert, bittet ihn Senator Mike Mansfield vergeblich, relevante Unterlagen für eine geplante Watergate-Untersuchung nicht zu zerstören. Helms wird am 2.2.73 als Botschafter in den Iran geschickt.
Nixon verursacht mit der Amnestie für Angelo „Gyp“ DeCarlo aus New Jersey, ein ungewöhnlich brutaler Killer, der bei der Ausführung der Mordaufträge Fleischerhaken verwendete und Bäuche aufschlitzte, eine Welle der Empörung.
Patrick Murphy, Polizeichef von New York, gibt zu, dass die Polizei 85 Kg beschlagnahmtes Heroin und 65 Kg Kokain über Joseph Nunziata, der dann angeblich Selbstmord begeht, an Carlo Gambino und Joe Bonanno verkaufte.
In die USA strömt eine so beträchtliche Heroinflut, dass das Gift die schwarzen Stadtmilieus verlässt und in den Mittelschichten, den High Schools und Universitäten und auf dem Land auftaucht. Die 500’000 Heroinsüchtigen bezahlen täglich $15 Mio. für den Stoff. Das Auffliegen eines einzigen Drogenringes in San Francisco brachte Heroin im Wert von $6 Mia. an den Tag. Die Presse schwieg, das FBI übernahm den Stoff und brachte ihn wieder auf den Markt. Nixon sieht sich deshalb veranlasst, „den totalen Krieg gegen Rauschgift“ zu erklären. Über seinen ehenmaligen Klienten Meyer Lansky und seinen Intimfreund Bebe Rebozo, der mit Santo Trafficante zusammen eine Firma betreibt, erreicht er, dass das Heroin nach wenigen Monaten nur noch in den schwarzen Slums erhältlich ist. Rebozo geschäftet auch mit „Big Al“ Polizzi in Cleveland und unterhält gute Kontakte zu den Exilkubanern. 90% des Heroins kommen ab 1975 aus oder über Mexico, das meiste unter der Kontrolle Santos Trafficantes, während Heroin aus Afghanistan, Pakistan und dem Goldenen Dreieck den europäischen Markt erobert. Meyer Lansky stirbt am 16.1.83, wobei sein selbstgeschätztes Vermögen $300 Mio. beträgt.
Dank Rebozo, der die Privatfinanzen des Präsidenten verwaltet, verdreichfachte sich Nixons offizielles Vermögen seit seinem Amtsantritt auf über $1 Mio, während sich Rebozos eigenes offizielles Vermögen auf $4,5 Mio. versiebenfachte. Laut Anderson haben die beiden weitere Vermögen in der Schweiz. Nixon befördert Richter James Lawrence King, der als Verwaltungsrat in einer von Meyer Lanskys Banken sitzt und zu tun hat mit Arthur Desser, (der Lansky und Hoffa kennt), mit James Crosby (der L. Arnholt Smith und John S. Nessio kennt) und mit Murray Chotiner (der D’Alton Smith und Jimmy Hoffa kennt und für Carlos Marcello arbeitet). King kann den Skandal der gestohlenen IBM-Aktien, die bei Rebozos Bank landeten, unterdrücken. In den Diebstahl waren Tony Salerno, Gil Beckley, Vincent Teresa und Louis Mastriana verwickelt, wobei letztere die Rebozos Rolle als Mafiageldwäscher bestätigen. Secret Service und FBI konnten 1971 die Publikation einer Untersuchung der Newsday über Rebozo nicht verhindern, worauf Nixon die Steuerbehörde auf den Herausgeber und die Journalisten ansetzte.
Quellen: Best: 72-75,89, Konkret Nr.17/73: 11, Summers (2000): 110-115,164,282-284,395-401,444, Noor, Pieth: 57, Tarpley/Chaitkin: 244f, Gibney/Jarecki, Lynns: 2, Weberman (20): 69-81, (21): 15-55, (22): 7,17, Bartholomew: 57, Scott (1993): 306, Griffith (1996): 8, Davis (1988): 369, Sheehan, Russel (2000), Vogeler:22, Fox:414-416.
Januar 1973 Watergate-Untersuchung
E. Howard Hunt und seine Frau Dorothy verlangten im November $100’000 Schweigegeld von Nixon, den sie mit ihren Informationen stürzen könnten. Der Psychiater von Dorothy Hunt, Dr. Gary O. Morris, verschwand mit seiner Frau während den Ferien anlässlich eines Bootsausflugs. Am 8.12.72 stürzte eine Boing 737 der United Air wegen Sabotage der Instrumente ab, wobei Dorothy Hunt und 44 andere Fluggäste ums Leben kamen. Vor dem Absturz von Flug 553 befanden sich um die 50 FBI-Agenten in der Unfallgegend, und die Feuerwehr traf erst nach ihnen am Unfallort ein.
Am nächsten Tag setzte Richard Nixon sein Klempner Egil Krogh als Understaatssekretär für das Transportwesen ein, um die Federal Aviation Agency und das National Transportation Safety Board (NTSB), die den Absturz untersuchen müssen, zu überwachen. 11 Tage später ernannte Nixon Alexander Butterfield, der für die CIA arbeitet und die geheimen Nixon-Bänder aufnimmt, an die Spitze der FAA. Der Unfall wurde auf Sabotage hin vom FBI und vom Kongress-Komitee untersucht, ohne Beweise zu finden.
Nach dem Tod seiner Frau erhöhte E. Howard Hunt die Schweigegeldforderung auf $1 Mio. Auch Gordon Liddy verlangt $1 Mio., worauf Richard Nixon Bob Haldeman beauftragt, das Geld aufzutreiben. $350’000 von Maurice Stans und Bebe Rebozo werden an die Watergate-Leute bezahlt. Thomas Pappas zahlt einen Grossteil des Schweigegelds für die Watergate-Einbrecher, wofür ein Botschafter nach Athen geschickt wird, der das Obristen-Regime unterstützt. Über Herb Kalmbach, Bebe Rebozo und Manuel Artime bezahlen Tony Ulasewicz, H. R. Haldeman und Fred LaRue in den ersten 8 Monaten nach den Verhaftungen über $400’000 an die Familien der Watergate-Einbrecher. Über Manuel Artime, der 1974 das Ziel eines Ermordungskommandos mit dem Namen Zero wird, erhält Frank Sturgis $45’000.
E. Howard Hunt erklärt sich zu Beginn des Prozesses am 11.1.73 in allen Punkten für schuldig. Trotz starkem Druck von Richter John J. Sirica verneint Hunt, im Auftrag gehandelt zu haben. Vier Tage später folgen die vier Exilkubaner seinem Beispiel, um eine weitere Untersuchung zu verhindern. Daraufhin deckt die Washington Post auf, dass der Einbruch Teil eines politischen Sabotageprogramms sei. Time berichtet, dass Donald Segretti von den Assistenten Dwight Chapin und Gordon Strachan angestellt und über CREEP-Kassen von Herb Kalmbach bezahlt worden sei, um die demokratische Präsidentsschaftskampagne zu sabotieren.
Das Senate Judiciary Committee unter Peter Rodino nimmt die Bestätigungshearings von L. Patrick Gray als FBI-Direktor vor. Dieser erzählt dem Ausschuss, dass John Dean alle FBI-Untersuchungen in Bezug auf Watergate überwacht habe und dass Dwight Chapin und Herb Kalmbach in Spionageaktionen des weissen Hauses involviert seien. Damit zerstört Gray auch seine eigene Karriere und seinen eigenen Ruf. Nixon, Haldeman und Ehrlichman zwingen Dean, einen Alibi-Report zu schreiben, der Nixon entlastet.
An der Watergate-Vertuschung sind elf ehemalige Mitarbeiter der Warren-Kommission beteiligt: Charles N. Shaffer, Joseph A. Ball, Leon Jaworski, J. Lee Rankin, John J. McCloy, Arlen Specter, Davis Belin, Albert E. Jenner und Herbert J. Miller, der zuvor für Helms arbeitete.
Offenbar hat aber James McCord ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Watergate-Skandals. Als alle den Fall fallenlassen wollen, schreibt er einen Brief an Richter John Sirica, der diesen am 23.3.73 im Gericht vorliest. Darin gibt McCord zu, unter Druck gesetzt worden zu sein, um zu schweigen, und vergleicht Nixons Versuch, die politische Kontrolle über die CIA zu gewinnen, mit der Situation von Hitlers Geheimdienstoffizieren vor dem Fall Deutschlands. Damit lastet McCord das Auffliegen des Einbruchs der CIA an. Nachdem Mitchells Frau Martha behauptet, ihr Mann werde zum Sündenbock gestempelt, lastet dieser die „Spionageoperationen“ Ehrlichman an.
Sirica will die anderen Beteiligten ebenfalls zum Sprechen zwingen, indem er die Kubaner provisorisch zu 40 Jahren, Hunt zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt, mit der Aussicht auf Reduktion, wenn sie sich kooperativ zeigen. Liddy verweigert jede Aussage und wird deshalb zu einer Gefängnisstrafe zwischen 6 und 20 Jahren verurteilt. Nixon versichert öffentlich, niemand im Weissen Haus habe etwas mit der Planung der Einbrüche zu tun.
Teamster- und CIA-Anwalt Edward Bennett Williams übernimmt nun die Watergate-Prozessführung der Demokraten. Charles Colson, der die Freilassung Hoffas im Dezember 1971 arrangierte, verlässt die Nixon-Administration am 10.3.73 und gründet eine Anwaltskanzlei, deren Hauptkunde die Teamsters-Gewerkschaft ist.
Das Select Committee on Presidential Campaign Activities unter dem Vorsitz von Senator Sam Ervin nimmt seine Untersuchungen auf. Von den republikanischen Mitgliedern kämpft nur Senator Edward Gurney, der von Freunden von Rebozo, Chotiner und Colson finanziert wird, für den Präsidenten, der Howard Baker als „affektiertes Arschloch“ bezeichnet und bei Lowell Weicker einbrechen lässt.
John Dean beginnt, über den Einbruch bei Ellsbergs Psychiater Dr. Lewis Fielding auszupacken, und Jeb Magruder versucht, sich selbst zu retten, indem er zugibt, er habe falsch ausgesagt. Obwohl Richard Nixon die Untersuchung über Fielding aus nationalen Sicherheitsgründen stoppen kann, ist der Damm gebrochen, weil bereits die Zerstörung von Hunts Safe und die Existenz der Nixon-Bänder erwähnt wurde. Nixon startete eine Serie von Rückzugsstrategien. Am 30.4.73 gibt er die Rücktritte von Dean, Haldeman, Kleindienst und Ehrlichman bekannt und garantierte die Ernennung eines Spezialuntersuchungsrichters durch den neuen Justizminister Elliot Richardson, der am 18.5. Archibald Cox beruft. Alexander Haig wird zu Nixons Stabschef ernannt, Fred Buzhardt übernimmt den Posten von Dean.
Die Watergate-Hearing des Senats beginnen am 17.5. James McCord hat seine Strategie geändert und nennt Namen des CREEP sowie ITT-Direktor Francis L. Dale, der nachher nie mehr erwähnt wird. Damit wendet sich die Affäre gegen Richard Nixon, der in einem Statement zugibt, dass es eine Vertuschung im Weissen Haus gab, mit der er aber, abgesehen von einigen Aspekten wegen nationalen Sicherheitsinteressen, nichts zu tun habe. Am gleichen Tag warnt „Deep Throat“ Bob Woodward, dass das Leben aller Beteligten in Gefahr sei.
Louis Russell, der bei der Verhaftung der Klempner anwesend war, wird von Bernard Fensterwald für McCords Verteidigung aufgeboten. Russell ist ein Freund von Carmine Bellino, dem Chefinvestigator von Ervins Untersuchungsausschuss, der im Zusammenhang mit Judith Campbell Exner für Kennedy arbeitete. Bellinos Freund William Birely stellte Russell nach dem zweiten Einbruch eine Wohnung in Silver Spring, wo eine von Rikans Prostituierte bei ihm einzieht, und ein neues Auto zur Verfügung und zahlt ihm $25’000. Das Ervin Committee plant Russell als Zeugen vorzuladen, worauf dieser am 18.5. einen Herzinfarkt erleidet. Russell ist überzeugt, dass es ein Vergiftungsversuch war.
Obwohl auf der Lohnliste McCords stehend, akzeptiert Russell auch ein Honorarvorschuss seines Freundes John Leon, der für Jerris Leonard arbeitet, der wiederum im Auftrag von George Bush versucht, die republikanische Partei von Watergate fernzuhalten. Leon vermutet, dass Bellino von Russell über den Einbruch erfuhr und die Polizei informierte und will beweisen, dass es sich bei Watergate um einen Prostitutionsskandal handelt und der Einbruch von Insidern sabotiert wurde. Am 2.7. stirbt Russell an einer zweiten Herzattacke und wird bereits am folgenden Tag begraben.
John Leon arbeitete 1960 für Bellino zusammen mit CIA-Offizier John Frank, Oliver W. Angelone und Ed Jones in Anti-Nixon-Wahlkampf-Operationen wie der Verwanzung von Nixons Zimmer im Wardman Park Hotel vor den Fernsehdebatten, was Bush an die Öffentlichkeit bringt, um Bellino zu sabotieren. John Frank arbeitete mit Horace Schmahl an der „Überführung“ von Alger Hiss, und Carmine Bellino teilte einst sein Büro mit Robert Maheu. John Leon stirbt am 13.7, dem Tag, an dem er eine Watergate-Pressekonferenz mit Bush hätte halten sollen, ebenfalls an einer Herzattacke. Bush veröffentlicht die von Jack Buckley zusammengestellten Anschuldigungen gegen Bellino am 24.7, worauf Ervin ein Subkomitee bildet, um die Attacke zu neutralisieren. „Fat Jack“ Buckley öffnete und kopierte Muskies Post im Rahmen des Gemstone-Projekts. Im August, als diese Geschichte versandet, beginnt sich Bush von Nixon zu distanzieren, um seine Haut zu retten.
Am 25.6.73 sagt John Dean aus, Nixon habe bereits im September 1972 von der Vertuschung gewusst und die Bekämpfung politischer Gegner angeordnet. Am 27.6. schlägt Nixon zurück mit der Behauptung, Dean sei der Kopf der Vertuschungsaktionen gewesen. Am gleichen Tag veröffentlicht Dean eine Feindesliste des Weissen Hauses mit 21 Organisationen und über 200 Personen aus den Medien, Antikriegs- und Bürgerkriegsbewegungen, Gewerkschaften und der Politik: 10 demokratische Senatoren, 6 weisse und alle schwarzen Repräsentanten stehen auf der Liste. Am 23.7. erklärt Gordon Strachan, dass die 100 Demokraten, die Nixons Indochina- und Gewerkschaftspolitik befürworteten, bei den Wahlen von den Republikanern finanziell unterstützt worden seien. Dean fürchtet um sein Leben, nachdem ihn Nixon persönlich bedrohte, weshalb er sich von US-Marshalls beschützen lässt. Gegen McCords Haus erfolgte telefonisch eine Bombendrohung, und offenbar erhalten auch Ervin und Cox Todesdrohungen.
Der nächste Schlag kommt am 16.7. mit dem Geständnis von Vizeassistent Alexander Butterfield, dass Nixon seine Gespräche heimlich aufnehme, was wesentlich zu Nixons Rücktritt beiträgt.
Alexander Haig und sein Freund Fred Buzhardt wussten im voraus, dass Butterfield diese Bombe platzen lässt, ohne Nixon zu warnen. Nixons Sekretärin Rose Woods, Colson und Haldeman vermuten, dass Butterfield für die CIA arbeitet und die Bänder weitergab. Der Präsident nimmt seine eigenen Gespräche auf, um Beweismaterial gegen Erpressungen und Basismaterial für das Schreiben der Memoiren zu haben, stoppt nun aber die Aufnahmen. In der Kennedy Library werden daraufhin in aller Eile „sensitive“ Bänder gelöscht. Untersuchungsrichter Cox und Untersuchungsausschuss-Vorsitzender Ervin verlangen die Herausgabe der Bänder, was Nixon verweigert, womit ein einjähriger Gerichtsstreit beginnt.
Der zunehmend betrunkene Präsident ist von Watergate so absorbiert, dass er kaum noch an den Sitzungen des National Security Council teilnimmt und oft Berichte unterschreibt, ohne sie gelesen zu haben. Im Juli muss er ins Bethesda Naval Hospital eingeliefert und wegen Lungenentzündung 8 Tage bleiben. Die Unterstützung Israels und die Mobilisierung der Armee (DEFCON III) im Zusammenhang mit dem Nahostkrieg wird von Kissinger und Haig ohne den paranoiden Präsidenten beschlossen.
Bob Haldeman erleidet bei den Verhören 150 Mal akute Gedächtnisverluste. Als es so aussieht, als könnten Nixon, Ehrlichman und Haldeman die Schuld John Dean zuschieben, ordnet Richter Sirica am 29.8. die Herausgabe der Bänder an. Anfang September klagt zudem eine Grand Jury in Los Angeles John Ehrlichman, Gordon Liddy, Egil Krogh und David Young wegen Einbruch bei Ellsbergs Psychiater Fielding an. Gleichzeitig probieren einige Senatoren, die Senatsuntersuchung zu stoppen. Krogh ist der erste, der verurteilt wird, gefolgt von Kalmbach, Colson, Magruder, Mitchell, Chapin, Dean, Haldeman und Ehrlichman.
Spiro Agnew tritt wegen Steuerhinterziehung zurück, nachdem ihm das Weisse Haus mitteilte, der Präsident habe grosse Macht, sollte er nicht „still gehen“, was Agnew als Todesdrohung interpretierte. Am 12.10. nominiert Nixon Gerald Ford zum Vizepräsidenten, auf der Grundlage eines Gesetzeszusatzes, der 24 Stunden nach Erscheinen des Warrenberichts am 29.9.64 angenommen wurde. Nixon macht sich gegenüber Nelson Rockefeller lustig über seinen neuen Vizepräsident. Am selben Tag bestimmt das Appelationsgericht, dass Nixon die Bänder herausgeben muss. Eine Woche darauf schlägt Nixon vor, dass er die durch Senator John Stennis beglaubigten Inhalte der Bänder zur Verfügung stelle.
Da Archibald Cox bereits einer $100’000-Schmiergeldzahlung von Howard Hughes über Rebozo an Nixon auf der Spur ist und sich nicht bestechen lässt, wird er am 20.10. gefeuert, zusammen mit Justizminister Elliot Richardson und dessen Vize William Ruckelshaus, weil sie sich weigerten, Cox zu entlassen („Saturday night massacre“). Bewaffnete FBI-Agenten versiegeln die Büros der drei innerhalb von Minuten, und nur drei Bänder können noch in den Unterhosen der Frau eines Anwaltes hinausgeschmuggelt werden. Offenbar haben auch Fehlinformationen von Haig zur Entscheidung Nixons geführt, Cox zu feuern.
Time, New York Times, Detroit News und National Review verlangen Nixons Rücktritt, und der Kongress prüft ein Impeachment. Nixon gibt daraufhin unvollständige Bänder heraus, was die Diskussion um die gelöschten 18,5 Minuten auslöst. Er setzt am 1.11. den „unabhängigen“ Leon Jaworski als Nachfolger von Cox ein. Jaworski war an den Befragungen von Jack Ruby mit Ford und Earl Warren dabei war und arbeitet für die CIA. Er stellt sich als einziger der Jury gegen die Anklage Nixons wegen Vertuschung. Beverly Kaye, die Sekretärin des Secret Service-Agenten Stephen Bull, der für die Sicherheit der Bänder verantwortlich ist, stirbt am 22.12.73 42jährig an einem Herzinfarkt.
Quellen: Lynns, Sussman: xi,72,86,152,162, 162,235,246,251-261, Tarpley/Chaitkin: 209-232, Weberman (20): 82, (22): 8, Pease(1998): 3, (1996), Mason: 6, CSP: 10, Zehr: 2f, Groden/Livingstone: 327-332,328ff, Davis (1988): 361-371, Ledeen: 53, Karel (2), Marrs:273, Scott (1993): 236,239, Sam Smith: 3, Summers (2000):212,346ff,447-468,507,521,535, Percy.
September 1973 Sturz von Salvador Allende
Chile galt als „gefährdet“, seit der konservative Jorge Alessandri 1958 nur ganz knapp gegen den linken Allende siegte, weshalb John Kennedy ab 1962 die Christliche Demokratische Partei finanzieren liess.
1963 begann die CIA-Station in Santiago, Journalisten in den chilenischen Medien zu beeinflussen, wobei allein $12 Mio. an die grösste Tageszeitung El Mercurio bezahlt und die linken Gewerkschaften und Studentenorganisationen bekämpft werden. Präsident Eduardo Frei erhielt in seinem Wahlkampf gegen Allende 1964 $20 Mio. über die Agency for International Development und das Aussenministerium.
Um einen Wahlsieg Allendes für 1970 zu verhindern, offerierte ITT-Vizedirektor John McCone an einem Treffen mit Henry Kissinger und Richard Helms $1 Mio, wovon dann mindestens $350’000 an Alessandri flossen. Die CIA war allerdings zu optimistisch und trug nur etwas mehr als $400’000 bei, worauf Allende 36.3% und Alessandri 34.9% der Stimmen erhielten. Richard Nixon gab der CIA nach dem Wahlsieg von Salvador Allende am 4.9.70 auf Drängen von Pepsi-Präsident Donald Kendall den Befehl, dessen geplanter Amtsantritt am 24.10.70 zu verhindern.
Richard Nixon, John Mitchell, Henry Kissinger und Richard Helms trafen sich am 15.9.70, wobei Nixon $10 Mio. bewilligte, damit Parlamentsangehörige bestochen werden, um „Allende loszuwerden“. Zuvor wurde dem noch amtierenden Eduardo Frei unverblühmt Wirtschaftssabotage angedroht, falls Allende vom Kongress zum Präsidenten ernannt werde. Aber Frei und Armeechef René Schneider wollten sich an die Verfassung halten.
Danach traf sich Thomas Karamessines mit General Alexander Haig und Henry Kissinger, um nach Möglichkeiten zur Verhinderung von Allendes Machtantritt zu suchen. Die einzige Möglichkeit dazu sahen sie einen Militärputsch, wobei das preussisch organisierte chilenische Militär bis anhin als praktisch einzige Armee in Südamerika noch nie geputscht hatte. Einige Offiziere um General Valenzuela und die rechtsextreme Organisation „Patria y Libertad“ waren jedoch bereit, und die USA versprachen Geld und sofortige Anerkennung der Putschisten, wozu ITT erneut $1 Mio. zahlte.
Auch David Rockefeller ist am Sturz Allendes beteiligt. Nelson Rockefeller, der in Chile Kupferminen besitzt, gründete nach dem 2. Weltkrieg die International Basic Economy Corporation zur Bekämpfung des Kommunismus in Lateinamerika, die 1958 unter der Direktion von Thomas S. Gates bereits 140 Filialen hat. In Venezuela und Brasilien leitet Joan Braden, die Frau von CIA-Offizier Tom Braden, die Filialen. Die Bradens sind mit Richard Helms und Cord Meyer eng befreundet. Während der Eisenhower-Regierung war Rockefeller Vizeminister für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt, Spezialassistent des Präsidenten und Mitglied des National Security Council. 1955 sass er auch im Operations Coordinating Board. Von 1958-73 war Rockefeller Gouverneur von New York. Rockefeller stellte sich 1963 gegen die in seinen Augen lasche Politik Kennedys gegen Kuba. Laut Walter J. Mahoney liessen die Kennedys über Rockefeller, vor dem sie Angst hatten, Informationen sammeln. In den frühen 70ern wurde Rockefeller Mitglied von Nixons Foreign Intelligence Advisory Board, und die Rockefellers sind daran beteiligt, dass sich die Ölpreise in den 70er Jahren vervierfachen.
Henry Kissinger leitete die Operation TRACK II zum Staatsstreich eigenhändig, und Diplomat Harry Shlaudeman, der bereits an der Invasion der Dominikanischen Republik von 1965 beteiligt war, koordinierte die Zusammenarbeit und CIA und chilenischem Militär. Die CIA lieferte $240’000 über Colonel Paul Wimert und Waffen für die Verschwörer im Diplomatengepäck und schloss sogar eine Lebensversicherung einen der Putschisten ab.
Nachdem David Phillips 1968 für Kuba, dann für Brasilien und Venezuela zuständig war und in Brasilien bereits an der Ermordung von General René Schneider arbeitete, wurde er im September 1970 Vizechef der Task Force für Chile in der Planungsabteilung. Phillips Plan entsprechend wollte General Viaux, der die Armee 1969 verlassen hatte, die ‚Entführung’ Schneiders den Linken anlasten und dann putschen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.Oberbefehlshaber Schneider unterstützte den Wahlsieger Allende und wurde deshalb am 22.10.70 umgebracht. Obwohl man Valenzuela $50’000 Prämie versprochen hatte, verliess ihn der Mut, und lediglich der Notstand wurde ausgerufen. Allende wurde am 24.10.70 zum Präsidenten erklärt und verstaatlichte schon bald darauf die grossen Kupferfirmen, um den Abfluss des nationalen Einkommens zu verhindern.
Am Morgen des 11.9.01 reicht Schneiders Sohn Klage gegen Kissinger wegen Kriegsverbrechen ein, aber die Meldung wird überschattet durch die Flugzeug-Attentate gegen das WTC und das Pentagon.
Die USA versuchten nun alles, um die Stabilität des Landes zu untergraben. 1971 und 1972 wurden in der chilenischen Botschaft und in Wohnungen wichtiger Botschaftsangehöriger der UNO sechsmal eingebrochen, wobei George Bush eine zentrale Rolle gespielt haben muss. Die Polizei erklärte jedesmal, es handle sich dabei um normale kriminelle Akte. Das FBI soll auf diese Art insgesamt über 1500 Mal die diplomatische Immunität verletzt haben. Als ein FBI-Informant in Unkenntnis der Hintergründe mitteilen wollte, welche Personen die Einbrüche durchführten, wurde er wenig später ermordet.
1971 planten Antonio Veciana und Phillips zusammen mit Secundino Alverez und Lucilo Pena, Fidel Castro bei seinem Besuch in Chile zu ermorden. Dabei tarnten sich die Killer Jesus Dominguez Benitez und Marcos Rodriguez als Fernsehteam des TV Channel 4 Venezuelas, in deren Kamera ein Gewehr eingebaut wurde, und Luis Posada Carriles gabe sich als Journalist aus. Für seine erfolglosen Anstrengungen gegen Castro erhielt Veciana nach eigenen Angaben am 26.7.73 $253’000 von Phillips und beendete dann seine Arbeit für die CIA. 1974 wird Veciana wegen Kokainhandel und Geldwäscherei verurteilt, aber nach 27 Monaten bereits wieder freigelassen. 1979, drei Monate nach seinen Aussagen gegenüber dem HSCA über „Bishop“ und Oswald, entkommt er knapp einem Anschlag.
John McCone und William Broe, Chef der CIA-Abteilung Westliche Hemisphäre, formulierten ein Plan zur Destabilisierung Chiles, nachdem Allende die ITT-Niederlassung verstaatlichte, wozu eine internationale Kreditsperre, LKW-Streiks und die Unterstützung eines Armeeputsches gehörten. ITT forderte für seine $8 Mio.-Investition $125 Mio. Ersatzleistungen.
Inmitten der Auseinandersetzungen um den Wert der ITT publizierte Jack Anderson, wie die ITT Allendes Wahl zu blockieren versuchte. Paramilitärische Terrorakte und Sabotage legten Verkehr und Wirtschaftszweige lahm, Ford und General Motors schlossen ihre Fabriken.
Die CIA stand hinter dem Lastwagenfahrerstreik, der das Land ins Chaos stürzte, da die Nahrungsmittelversorgung zusammenbrach. Die CIA infiltrierte die Sozialistische Partei Allendes und bezahlte Provokateure und Saboteure in der Verwaltung. $6 Mio. gingen an die Christdemokraten und Splittergruppen der Volksfront, an private Sender und Zeitungen. Die Bevölkerung begann zu demonstrieren und die Inflation erreichte 350%. Die Ladenbesitzer und die von der AIFLD gesteuerten Gewerkschaften der CNT unterstützten den Streik der Lastwagenfahrer, wofür die CIA weitere $4 Mio. ausgab. Gleich nach dem blutigen Putsch vom 11.9.73, bei dem Allende sich das Leben nimmt, sind alle Läden wieder prall gefüllt. Noch während dem Putsch verbreitet die CIA, Allende habe sich und seine Liebhaberin im Präsidentenpalast umgebracht. Die Hitler-Analogie und falschen sexuellen Beschuldigung sollen verhindern, dass Allende zu einem Märtyrer wird.
Offiziell werden beim Putsch gegen Allende 2700 und während der Diktatur Pinochets 3200 Menschen ermordet, 1000 bleiben verschwunden, 10’000 werden gefoltert und 250’000 verhaftet. Realistischer sind Zahlen um die 30’000 Ermordeten während dem Putsch und 20’000 weitere während der Herrschaft Pinochets.
Das neue Regime von General Augusto Pinochet wird von den USA sofort anerkannt, obwohl sie behaupten, mit dem Putsch nichts zu tun gehabt zu haben. Kissinger trifft sich kurz darauf mit Pinochet, dem er für seine Tat für den Westen gratuliert. Pinochet, der sich als Nachfolger Adolf Hitlers betrachtet, verspricht, den Marxismus auszuradieren.
Dazu gründet der neue Diktator die Geheimpolizei DINA, die von Manuel Contreras geleitet wird und direkt Pinochet untersteht. In dessen Auftrag organisiert Contreras in Absprache mit CIA-Vizedirektor Vernon Walters die Operation CONDOR. In diesem Geheimprogramm arbeiten die Geheimdienste von Chile, Argentinen, Bolivien, Brasilien, Guatemala, Paraguay, Uruguay und den USA zusammen, um politische Gegner zu eliminieren. Das Operationszentrum von CONDOR befindet sich in Colonia Dignidad in Chile und wurde von den SS-Offizieren Franz Pfeiffer Richter und Otto Skorzeny aufgebaut. Der Name der Operation geht zurück auf die faschistische Freiwilligenarmee, die im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite von General Francisco Franco kämpfte (1 Mio. Spanier flüchteten während dem Bürgerkrieg, 150’000 fielen und 400’000 wurden von Francos Truppen ohne Gerichtsurteil hingerichtet).
Alle Verstaatlichungen werden von Pinochet rückgängig gemacht.
Ökonomisch wird der General von den republikanischen „Chicago Boys“ unterstützt, die ihre neoliberale Schule nach Santiago de Chile verlegen, da ihnen die Anerkennung als Elite-Schmiede von der demokratisch dominierten Ostküste versagt bleibt. Damit internationalisieren sie die internen Grabenkämpfe und machen aus Chile ein Versuchslabor für neoliberale Politik, was Ronald Reagan den Weg ebnet. Der breit propagierte Erfolg der Wirtschaftstheorie der Pinochet Boys beruht auf der Diktatur, da Pinochet jegliche politische Aktivität verbietet, sowie der Ignorierung der Staatsschulden.
David Atlee Phillips steigt nach dem Putsch zum Direktor der Special Operations for the Western Hemisphere der CIA auf. Nach seinem Rücktritt ist er der Chef der Association of Retired Intelligence Officers und stirbt 1988 an Krebs. Er hinterlässt ein unveröffentlichtes Romanmanuskript über einen CIA-Agenten in Mexico, in dem er schrieb:
„I was one of those officers who handled Lee Harvey Oswald… We gave him the mission of killing Fidel Castro in Cuba… I don’t know why he killed Kennedy. But I do know he used precisely the plan we had devised against Castro. Thus the CIA did not anticipate the president’s assassination, but it was responsible for it. I share that guilt.“ Phillips war am 22.11. auf der Dealey Plaza in Dallas.
Richard Helms wird als einziger zur Rechenschaft gezogen, weil er den Parlamentariern versicherte, die CIA habe in Chile nichts gegen die legale Regierung unternommen. Nach der Verurteilung zu $2000 Busse wird der Meineidige auf einem Bankett gefeiert und die Summe demonstrativ in einem Papierkorb gesammelt.
Henry Kissinger erhält 1973 den Friedensnobelpreis, ein Ausdruck des Personenkultes um den Drahtzieher der Verlängerung des Vietnamkrieges und dessen Ausweitung nach Laos und Kambodscha, der Aushebelung der Demokratien in Chile, Zypern, Griechenland und Bangladesch und der politischen Morde des CONDOR-Programms in den Militärdiktaturen Lateinamerikas (Chile, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Argentinien).
Während die CIA und das Aussenministerium die Folterer in Chile unterstützen, versucht die Ford Foundation unter McGeorge Bundy die Intellektuellen zu schützen, indem die Menschenrechte stark gemacht werden. Die Menschenrechtspolitik der Demokraten hat fast immer nur einige intellektuelle Exponaten im Blickfeld und entpolitisiert die Debatte mithilfe einer legalistischen Sprache und universalistischem Anspruch.
Senator Edward Kennedy setzt sich dafür ein, dass die Militär- und Wirtschaftshilfe der USA gestoppt wird, was 1976 unter dem Druck der Wahlen erreicht wird.
Auch Orlando Letelier, Mitarbeiter der interamerikanischen Entwicklungsbank, arbeitet daran, Handel und Bankkredite für die Militärjunta zu unterbinden. Der ehemalige Aussen-und Verteidigungsminister Allendes wird in Zusammenarbeit mit der chilenischen Geheimpolizei DINA in Washington am 21.9.76 mit Ronnie Moffitt durch eine Autobombe ermordet. Einer der Attentäter, ein chilenischer Geheimdienstagent, wurde an der School of the Americas ausgebildet und könnte Rolando Otero Hernandez sein. Der zweite ist Michael Vernon Townley, der mit David Atlee Phillips zusammenarbeitete und als Mittelsmann von DINA und CORU diente. CORU ist die Anti-Castro-Dachorganisation von Orlando Bosch, die mit den Geheimdiensten von Pinochet, Stroessner und Somoza kooperiert. Die beiden Mörder stehen vor dem Attentat in Kontakt mit Senator James Buckley, Bruder von William, und der Sprengstoff scheint von Edwin Wilson zu kommen. An der Vertuschung und Sabotage der Untersuchung beteiligt sind George Bush persönlich und Anthony Lapham, der von Bush zum CIA General Counsel ernannt wird. Phillips, CIA-Direktor der Westlichen Hemispäre, gründet 1975 die Association of Former Intelligence Officers, die Bush bei jeder Wahl unterstützt.
Der international ausgezeichnete Film von Patricio Guzman über Salvador Allende wird 2004 von den chilenischen Kinos boykottiert.
Quellen: Ranelagh/Treharne: 2, Weberman (20): 83-87, (21) :69-75, (23): 1,(24): 31, Schulz: 106,166-168,198, Weber: 52-55, Dezalay, Endicott, DiEugenio (1997): 2,20, CIA-Info: 5,11,14, Potter: 2, DDAH, Cole, Brandt, Kohn/Meinke: 46, Best: 92-95, Narco, Groden/Livingstone: 350, Tarpley/Chaitkin: 185-209,270,280-284, CNPC: 18, O’Shaughnessy, Levin, Summers (2000): 335ff, 526, Huismann (2001a), Warde (2001): 29, Hager, Werning, Bourrier, Wandler, Dankbaar, Lemoine (2005).
Oktober 1973 Die Ölkrise und Onassis
Nachdem Frankreich und England den führenden Einfluss 1956/57 am Golf verloren, wurde der Iran die führende Macht am Golf, was am 30.11.71 mit der Besetzung der Tumb-Inseln und Abu Musa deutlich wurde.
Als Folge davon verstaatlichte Muammar al-Gaddhafi, der sich am 1.9.69 an die Macht geputscht hatte, am 7.12. die britischen Ölanlagen in Libyen. Der Zusammenbruch des Dollars wirkt sich erst mit dem Ausbruch des Jom-Kippur-Kriegs 1973 auf die Märkte aus, denn die Ölkonzerne geben die Verbilligungen aufgrund der Kartell-Absprachen nicht an die Konsumenten weiter.
Die OPEC-Länder sind mit ihrem Handelsüberschuss von $61,8 Mia. (1974) als einzige Gruppe der Rohstoffproduzenten in der Lage, den Kursverfall mit Produktionsdrosselungen zu regulieren. Nach dem ägyptischen Angriff auf Israel am 7.10.73 drosseln die arabischen Förderstaaten ihre Produktion um 25%, worauf der Ölpreis von $2.50 auf $10 pro Barrell hochschnellt, was zu einer „Energiekrise“ und einer Stärkung der OPEC führt. Sie arabischen Förderstaaten versuchen mit der Öldrosselung, den Westen zu zwingen, seine Hilfe für Israel im Jom-Kippur-Krieg einzustellen. Deshalb versuchen die Ölfirmen, Quellen in Alaska und der Nordsee zu erschliessen und Venezuela, Ecuador, Nigeria und den Iran stärker in die Versorgung des Westens einzubinden. Das Problem der OPEC besteht darin, dass nur Saudi-Arabien und Kuwait über genügend Reserven verfügen, um effektiv politischen Druck ausüben zu können.
Die Amerikaner schicken ihre Hit Men ins saudische Königshaus, um dank einem Deal weitere Ölkrisen zu verhindern: die Saudis halten den Ölpreis tief, und die Amerikaner garantieren, dass die Monarchie erhalten bleibt. Mit den Gewinnen kaufen die Saudis wiederum amerikanische Produkte (v.a. Waffen).
Der Ölschock setzt der glänzenden Zeit, in der die über hundert Schiffe von Aristoteles Onassis $12 Mio. pro Monat einfahren, ein Ende.
Der griechischstämmige Vize-Präsident Spiro Agnew machte einen Staatsbesuch in Athen bei der Militärjunta, wonach die Generäle als Gegenleistung für weitere Militärhilfe das Projekt Omega aufgeben. Dieses sah den Bau von Raffinierien, Fabriken, Werften und Kraftwerke für $500 Mio. durch Onassis vor. Nach den Scheitern der Verhandlungen begann Onassis mit der Sowjetunion über Öllieferungen zu verhandeln, was das US-Staatsdepartement beunruhigte. Onassis Privatjet stürzte am 18.2.72 ab, und Onassis, der sich nicht an Bord befand, war überzeugt, dass es sich um Sabotage handelte. Zwei Wochen zuvor meldete er sich bei einem neuen Raffinerieprojekt erneut als Kandidat, womit er dem Militärregime lästig wurde. Beim Absturz seines Piaggio 136-Flugzeuges am 22.1.73 kommt Alexander Onassis ums Leben, wonach sein Vater ein gebrochener Mann ist.
Nach einer Untersuchung von Alan Hunter wurden die Seitensteuerkabel vertauscht.
Seine Frau Jackie lässt er von Roy Cohn permanent überwachen und will sich von ihr scheiden lassen, weshalb er Jack Anderson angeblich den Ehevertrag zuspielt.
Onassis muss aufgrund der Ölkrise zwei in Frankreich bestellte Supertanker annulieren, was ihn $12,5 Mio. kostet. Unter dem Anstieg der Ölpreise leidet nicht nur die Flotte, sondern auch seine Fluggesellschaft. Dazu kommt auch drohender Krieg Griechenlands mit der Türkei wegen Zypern, der den Tourismus zusammenbrechen lässt. Um die Situation zu retablieren, stellt Onassis 1974 ein Finanzspritzegesuch an die neue Regierung unter Konstantin Karamanlis, was diese jedoch ablehnt. Onassis muss die Olympic Airways schliesslich für $69 Mio. an die Regierung verkaufen, wobei er $15 Mio. an Aktien und $10 Mio. an Firmenimmobilien behalten darf. Gleichzeitig will Onassis in Durham eine Raffinerie bauen, was einen Volksprotest auslöst, der das Projekt zum Scheitern bringt.
Onassis will seine Tochter Christina dazu bringen, sich von Joe Bolker scheiden zu lassen, um Peter Gourlandis zu heiraten, der sein Imperium weiterführen soll. Noch bevor es zu seiner eigenen Scheidung von Jackie kommt, stirbt Onassis am 15.3.75. Christina ist praktisch Alleinerbin und heiratet am 1.8.78 Serguei Kauzov.
Jackie erbt $42 Mio. und ist danach mit dem steinreichen jüdischen Diamantenhändler Maurice Tempelsman, dem beste Beziehungen zu Mobutu nachgesagt werden, zusammen. Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis stirbt 1994.
Quellen: Epstein: 29-32, Morgenthaler, Posener: 129ff,154f, Evans, Collier/Horowitz: 464ff, Kouloglou.
Februar 1974 Staatsterror
Patty Hearst wird am 4.2.74 von der „Symbionese Liberation Army“ gekidnappt. Diese Organisation wurde von der CIA, dem FBI und Undercoveragenten der Polizei aufgebaut, mit in kalifornischen Gefängnissen rekrutierten Kriminellen, um durch Terror Angst vor Radikalen, Freaks und Schwarzen zu erzeugen.
Die Tochter des millionenschweren Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst wird zwei Monate lang gefangengehalten. Am 15.4. beteiligt sie sich, vielleicht nach einer Gehirnwäsche, nach einer Absprache oder aus Liebe zu einem der Mitglieder, an einem Banküberfall der Terrorgruppe. Sechs SLA-Mitglieder kommen am 17.5. bei einer Schiesserei mit 500 Polizisten, die live im Fernsehen übertragen wird, ums Leben. Mit den dadurch ermöglichten Notmassnahmen können verschiedene Gesetze umgangen und den Sicherheitskräften neue Kompetenzen zugesprochen werden.
Patty hielt sich nicht in der von den Kugeln durchsiebten Tarnwohnung auf, wird aber im September 1975 in San Francisco festgenommen. In einem bizarren Gerichtsverfahren mit dem betrunkenen Verteidiger und Bestsellerautor F. Lee Bailey, der sich die Buchrechte am Fall sichert, wird sie wegen Bankraub zur Höchststrafe von 35 Jahre verurteilt. Präsident Carter reduziert die Strafe auf 21 Monate. Nach ihrer Entlassung heiratet sie ihren Leibwächter und tritt in zahlreichen Talkshows auf, ohne dass ihre Rolle in der SLA-Geschichte wirklich klar wird. 2001 rehabilitiert sie Bill Clinton in einer seiner letzten Amtshandlungen vollständig.
Das FBI versucht von 1972 bis 1976, die American Indian Movement zu zerschlagen. Das Bureau of Indian Affaires, 1824 als Abteilung des Kriegsministeriums gegründet, arbeitet mit 16’000 Angestellten und einem Jahresetat von $240 Mio. an der Amerikanisierung der Indianer.
Der US-Staat brach insgesamt 371 Verträge mit den Indianern, die sich gegen den Polizeistaat in den Reservaten wehren und Reparationen für die Enteignungen und Anerkennung ihrer Rechte fordern. 90% der 793’000 Indianer in den Reservaten sind arbeitslos, das jährliche Durchschnittseinkommen der Indianer liegt bei $1000, und die Suizidrate ist 15 Mal höher als der Landesdurchschnitt. Die Unterdrückung wäre nicht möglich gewesen ohne das Bild des Indianers als bösartigen Wilden, das Hollywood in 4000 Westernfilmen konstruierte.
Die AIM entstand 1968 in Minneapolis als Selbstschutz gegen die Übergriffe der Polizei. 1972 besetzten AIM-Aktivisten das BIA-Büro in Washington und erbeuten Akten, um die Korruption der Behörde nachweisen zu können. Nixon setzte daraufhin das COINTELPPROgramm auf die AIM an, um die Bewegung zu infiltrieren und zu destabilisieren. Das BIA unterstützt den korrupten Präsidenten des Tribal Council, Richard Wilson, der die Todesschwadronen Guardians Of Oglala Bation gegen aufmüpfige Indianer aufstellt. Da er die Regierungsgelder verteilt, kann er sich ein Klientelsystem aufbauen und die Unterdrückung und Ermordung der Kritiker von der AIM finanzieren. Nach weiteren Ermordungen von Indianern besetzte die AIM in Februar 1973 Wounded Knee, worauf die Truppen mit Panzern auffahren. 80 militante AIM-Mitglieder werden von November 1973 bis Ende 1975 von den Dick Wilsons ‚Goon Squads’ umgebracht. Das FBI zermürbt die AIM-Aktivisten durch unzählige Prozesse, wobei beispielsweise Leonard Peltier, bereits 1972 während fünf Monaten ohne Grundlagen inhaftiert, mittels gefälschter Beweise 1977 zu zweimal lebenslänglich wegen Mord an zwei FBI-Agenten verurteilt wird. Im Jahr 2003 befindet sich Peltier immer noch im Gefängnis, obwohl laut Staatsanwalt Lynn Crook keinen Beweis gegen ihn gibt.3 Millionen Nachfahren der Überlebenden des Genozids der amerikanischen Armee im 19. Jahrhunderts leben zur Zeit in den USA.
Martin Luther Kings Mutter wird ermordet. Der schwarze, sich selbst als „Israelit“ bezeichnende Mörder hat eine Liste mit weiteren Opfern dabei, zu denen Shirley Chisholm gehört, die gegen die CREEP arbeitete. Auch sie wird ermordet.
Quellen: Brussell, Apted, Biegert/Reichert, Seyfahrth, Bertet.
April 1974 Gegenrevolution in Portugal und Putsch in Zypern
Mit der Nelkenrevolution wird die faschistische Diktatur von Oliveira Salazar in Portugal beseitigt, die mit den USA und der BRD verschiedene Söldnerbanden in Afrika unterstützte. Der linke General Vasco Gonçalves wird Premierminister und beginnt Sozialreformen durchzusetzen, der konservative General Antonio Spinola wird Staatspräsident.
Nach einem Treffen mit dem stellvertretenden CIA-Direktor Vernon Walters plant Spinola einen Putsch für September 1974, was durch die Mobilisierung der Arbeiterbewegung und der Verhaftung von Offizieren wie General Carvalho verhindert werden kann. Spinola flüchtet daraufhin ins Exil und versucht am 11.3.75 erfolglos zu putschen. Danach baut Spinola eine Geheimarmee auf, wozu er sich mit dem CIA-Berater und ITT-Direktor John McCone im August in der Schweiz trifft. ITT liefert Geld und Kommunikationstechnologie, falls die Linke nicht geschlagen werden kann.
Nach den Wahlen im April 1975, die die Linke gewinnt, tritt die Sozialistische Partei von Mario Soares im Juli aus der Regierung aus und provoziert eine Spaltung der Streitkräfte und der Volksbewegung. Dies ermöglicht Soares, mithilfe der Konservativen die Macht zu übernehmen und dank den Christdemokraten, den Sozialdemokraten, einer neuen Gewerkschaft und den Monarchisten zu sichern. Gonçalves ist entmachtet und die Verstaatlichungen werden rückgängig macht.
Auch beim Putsch gegen Makarios III. wegen dessen blockfreien Politik am 15.7.74 in Zypern hat die CIA ihre Finger im Spiel.
Das griechische Obristen-Regime will die Insel annektieren. Putschführer Sampson nahm im Februar mit dem CIA-Beamten Eric Neff Kontakt auf und erhielt weitreichende Zugeständnisse. Die Ausführung des mit der CIA geplanten Putsches liegt beim griechischen Geheimdienst. Der Putsch ist zunächst erfolgreich, wird dann aber durch die Landung türkischer Truppen vereitelt und bewirken die Schwächung und schliesslich den Zusammenbruch des griechischen Militärregimes, das am 21.4.67 geputscht hatte, um den erwarteten Wahlsieg der oppositionellen Zentrumspartei zu verhindern. Der Premier Papadopoulos stand damals bereits seit 15 Jahren im Dienst der CIA. Makarios kehrt im Dezember 1974 zurück und bleibt bis zu seinem Tod 1977 Präsident. Zypern bleibt bis heute gespalten.
Quellen: Schulz: 329, Fischer: 24-27, CIA-Info: 15, Brandt.
August 1974 Nixons Rücktritt
Richard Nixon ist der erste Präsident der USA, der sein Amt niederlegt.
Murray Chotiner starb am 23.1.74 an den Folgen eines mysteriösen Autounfalls. Richard Nixon lernte Earl Warren urprünglich über Chotiner kennen und plante nun die Einsetzung einer zweiten ‚Warren-Kommission’ zur Entschärfung von Watergate.
Verteidigungsminister James Schlesinger wies Anfang Jahr alle militärischen Einheiten an, aufgrund des Geisteszustandes des Präsidenten nicht mehr auf die Befehle aus dem Weissen Haus zu reagieren. Nach seiner Niederlage bei den Gouverneurswahlen 1962 liess sich der Boden zerstörte Nixon neben seinen Sitzungen bei Dr. Hutschnecker auch von einer Psychoanalytikerin behandeln. Im Zusammenhang mit Watergate nehmen seine paranoiden und depressiven Symptome stark zu. Nixons Verwirrtheit hat auch zu tun mit seiner unkontrollierten Einnahme von Dilantin, einem Epilepsiemittel, das gegen Angstzustände, Schuldgefühle und Depressionen wirkt, aber Verwirrung und Gedächtnisverlust auslösen kann. Millionär Jack Dreyfus, über den Dreyfus Funds einer der wichtigsten Geldgeber für die Wahlkämpfe, gibt ihm dieses Medikament seit 1968, in Tausenderpackungen. Zudem trinkt der in seinem engeren Umfeld genannte „madman“ massiv, wenn er unter Druck steht, und benutzt seit den 40er Jahren Schlaftabletten und Amphetamine. Aber, wie Justizminister Elliot Richardson meint, ein gesunder Mensch wird kaum je Präsident der Vereinigten Staaten.
Neben der Gefahr, dass der unzurechnungsfähige Nixon einen Nuklearkrieg starten könnte, besteht die Möglichkeit, dass Nixon das Militär im Inland einsetzt: General Robert Cushman, Nixons Sicherheitsberater während seiner Vizepräsidentschaft, wurde danach zum CIA-Vizedirektor ernannt und arbeitet eng mit E. Howard Hunt zusammenarbeitet. Als Präsident machte ihn Nixon zum Kommandant der Marine-Einheiten, die in der Nähe des Weissen Hauses stationiert sind, womit er im Generalstab sitzt. Es könnte aber auch ein Militärputsch stattfinden: Alexander Haig will kurz vor Nixons Rücktritt die 82nd Airborne Division, wie bei den Antikriegsdemonstrationen am Anfang der Präsidentschaft, ins Weisse Haus holen, um den Präsidenten „zu beschützen“, was Schlesinger und Kissinger offenbar verhindern können. Haig befiehlt dem Army CIC Untersuchungsbeamten Russell Bintliff, Nixons vermutete Beziehungen mit der Mafia zu untersuchen. Nixon erhielt für seinen Wahlkampf grosse Summen Geld aus dem Fernen Osten von CIA-Kreisen, die mit Drogenhändlern im Südostasien zusammenarbeiten.
Am 1.3.74 klagte die Watergate Grand Jury John Mitchell, H. R. Haldeman, John Ehrlichman, Gordon Strachan, Charles Colson, Robert Mardian und den Anwalt Kenneth Parkinson wegen Verschwörung zur Behinderung der Justiz an. Noch im April versuchte Nixon mit der Herausgabe bestimmter Transkriptionen den Skandal zu kanalisiseren. Am 9.5. begann das House Judiciary Committee eine Untersuchung der Amtsführung und sammelte in zwei Monaten 19 Bände an Beweismaterialien. Richard Kleindienst bekannte sich am 16.5, Colson am 3.6. und Ehrlichman am 12.7. für schuldig.
Henry Kissinger und Alexander Haig vereinbarten, dass Nixon zurücktreten müsse, worauf Haig dem neuen Vizepräsidenten Ford mitteilte, er solle sich auf die Amtsübernahme vorbereiten. Am 23.7. rief Nixon George Wallace an, der zu Recht vermutet, dass Nixon ihn 1972 umbringen lassen wollte, und fragte ihn, ob er noch auf seiner Seite stehe, was Wallace verneinte. Am folgenden Tag bestimmte das Oberste Gericht einstimmig die Herausgabe der Bänder, und drei Tage später beschloss das Justizkomitee die Eröffnung eines Impeachmentverfahrens gegen den Präsidenten.
George Bush, Vorsitzender der Republikaner, plottete seit einiger Zeit gegen Nixon in der Hoffnung, dass Ford dann ihn zum Vizepräsidenten ernennt und setzt noch vor Nixons Rücktritt sein Netzwerk an die Lobby-Arbeit. Nixon und Gerald Ford schliessen am 6.8.74 ein Abkommen: Nixon tritt zurück und vernichtet alle Tonbänder und Akten. Ford wird am 8.8. Präsident, schützt Nixon und hilft ihm bei der Vertuschung der Affären. Ford verzeiht Nixon öffentlich „alle kriminellen Taten, die er vom 20.6.69 bis zum August 1974″ begangen hat.
25 Beamte des Weissen Hauses, davon 4 Minister, werden verurteilt. Aufgrund eines Lungenhämatoms muss der gestürzte Präsident nicht einmal als Zeuge vor dem Gericht erscheinen. Nixon versteckt sich nach seinem Abgang mehrere Monate in San Clemente. Der erste Ort, den er danach aufsucht, ist das von Mo Dalitz gebaute La Costa, ein beliebter Aufenthaltsort der Mafia und des verstorbenen Earl Warren. Die Beziehung von Warren und Nixon bleibt ungeklärt, weil der Inhalt des Aktenordners „Korrespondenz mit Richard Nixon“ bei Warrens Tod am 7.9.74 gestohlen wird. Nixon trifft sich im La Costa mit Teamsterpräsident Frank Fitzsimmons, Tony Provenzano, Jack Presser, Allen Dorfman und Jim Braden.
Der Freimaurer Gerald Ford ernennt Nelson Rockefeller zu seinem Vizepräsidenten.
Damit ist zum ersten Mal in der Geschichte der USA eine offensichtlich nichtgewählte Regierung an der Macht. Seine enge Verflechtung mit Nixon und Watergate wurde Bush zum Verhängnis, weil Ford verhindern muss, dass George Bush (für ein wichtiges Exekutivamt) vor einem Bestätigungshearing erscheint. Als Vertreter des Präsidenten in China, mit dem erst 1979 diplomatische Beziehungen aufgenommen werden, entgeht Bush einer Befragung und kommt möglichst weit weg von Watergate. Sein Vorgänger David K.E. Bruce war OSS-Europachef, und seine Geliebte Jennifer Fitzgerald gehört zu seinem Personal in Peking.
Eine der Folgen des Watergate-Skandals ist die Annahme des Freedom of Information Acts durch den Kongress, der die Akteneinsicht in amtliche Dokumente garantiert, was in den Geheimdiensten für helle Aufregung sorgt und zur Vernichtung eines grossen Teils von belastenden Akten und Verheimlichung mittels anderen Bezeichnungen führt. Albert Wohlstetter von der Rand-Corporation bläst den Auftakt zu einer Konfrontationspolitik, indem er behauptet, die CIA unterschätze die Bedeutung der in Europa stationierten Raketen der UdSSR. Sein Schwiegersohn Richard Perle, Donald Rumsfeld und Richard Cheney propagieren dieses Bedrohungsszenario, das vom Watergate-Skandal ablenken soll.
Quellen: Weberman (20): 69-81, (21): 15-55, (22): 7,17, (23): 2, Summers (2000): 88-99,137,141-145,160f,164,282-284,317f, 395-401,444ff,467-482, Groden/ Livingstone: 318, Best: 74,89, Lynns: 2, Bartholomew: 57, Scott (1993): 306, Griffith (1996): 8, Davis (1988): 369, Brown/Broeske: 356-360.
Howard Hughes
Ehrlichman, Haldeman und Colson geben die Schuld an der Aufdeckung von Watergate der CIA. Aber viele Untersuchungsbeamte des Senate Watergate Committee unter Sam Ervin sind überzeugt, dass Howard Hughes der Schlüssel zum Verständnis des Skandals ist, weil der Einbruch in das Büro des Hughes-Lobbyisten Lawrence O’Brien stattfand. Unter Druck von Senatoren, die auf der Lohnliste von Hughes stehen, werden im 46-seitigen Schlussbericht diese Passagen gestrichen. Ford nimmt im Oktober 1974 von einer Auslieferung Howard Hughes von den Bahamas Abstand.
Aufgrund des katastrophalen Erdbebens in Managua wurde Hughes am 23.12.72 nach Fort Lauderdale geflogen, wobei Chester Davis dank seinen Beziehungen zum Weissen Haus verhindern konnte, dass Hughes vom IRS in die Mangel genommen wurde. Danach flog er nach London weiter. Nach Jahren des Justizkampfs konnte dank Nixon am 10.1.73 der TWA-Verkauf endgültig abgeschlossen werden. Aufgrund der Intervention des Fliegerkollegen Jack Real verlieren die Mormonen den exklusiven Zugang zu Hughes, der sich schnell erholt und von Mai bis Juli 1973 selbst wieder viermal ein Flugzeug fliegt, bis ein Sturz im Badzimmer ihn wieder zu den Drogen und ins Bett zurückbringt.
Robert Maheu gewann unterdessen seinen Verleumdungsprozess über $17,5 Mio. gegen Howard Hughes. Am 5.6.73 wurde in Hughes Hauptquartier an der 7000 Romaine Street in Hollywood eingebrochen, wobei verschiedene Büros mit Schlüsseln geöffnet wurden, und 10’000 von Hughes Memo-Papieren im Zusammenhang mit der CIA und mit Nixon verschwanden.
Am 11.2.76 siedelt Hughes mit 6 Mitarbeitern seines Teams von den Bahamas nach Acapulco über. Um die Kontrolle über sein Imperium, das $75’000 Gewinn pro Stunde abwirft, zu behalten, wird Hughes von seinen Mormonen zu Tode gedoppt. Diese erhöhten ihre Saläre auf $100’000 und gaben seit 1970 $367’579 der Summa für dubiose Käufe und Investitionen aus, womit die Firma etwa $100 Mio. verlor. Gleichzeitig verschwanden Bargelder, Regierungsanleihen und Anlagezertifikate im Wert von etwa $1 Mia. von Hughes Konten. Mormone Frank William Gay plant, in einer Palastrevolution die Summe mit Jack Real zu teilen. Real telefoniert Dr. Wilbur Thain am 3.4.76, um ihn notfallmässig nach Acapulco zu holen. Nachdem Hughes Chefarzt an einer Party auf den Bahamas teilnahm und Dokumente verschredderte, gibt er Hughes zwei Tage später eine tödliche Dosis Codein. Thain ist der Schwager von Bill Gay und lieferte in den letzten beiden Jahren für $300’000 Medikamente für Hughes.
Während der Leichnam in die USA geflogen wird, plant das mexikanische Justizministerium eine Klage wegen Mordes und Kidnapping, weshalb Thain behauptet, Hughes sei erst auf dem Flug über Texas gestorben.
Die Klage wird wegen Druck der US-Regierung und des Bundesstaates Texas fallengelassen. Hughes, der zweitreichste Mann in den USA nach J. Paul Getty, hinterlässt ein Vermögen von $2 Mia, ohne dass eine Untersuchung seines Todes durchgeführt wird. Da sein Testament vernichtet wurde, versuchen 400 angebliche Erben, an das Geld heranzukommen. Der bekannteste ist der Mormone und Tankstellenbesitzer Melvin Dummar, der ein gefälschtes Dokument vorlegt. Nach einem langen Gerangel an den Gerichten mit 3 Prozessen am Obersten Gericht erben 22 Cousins sein Imperium. Cousin Lummis Hughes übernimmt die Summa Corportation und entlässt unter anderem auch Bill Gay und Chester Davis. General Motors kauft 1985 das Hughes Medical Institute mit der inkorporierten Hughes Aircraft für $5 Mia.
Quellen: Groden/Livingstone: 318,435, Weber: 65, Thomas, Best: 56,89-91,95ff, Lynns, Sussman: 293-298, Karel (2), Tarpley/Chaitkin: 185-209,233-139, Afterbach, Summers (2000): 474-485, Brown/Broeske: 1-4,345f,368-383, Golub (2003).
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