Geheimdienste/Mafia 1963-1964

US-Politik , Geheimdienste und Mafia Oktober 63-Juni 64

Quelle: US-Politik

Dieser Teil der Chronik behandelt die Ermordung von John F. Kennedy und die Ermittlungen der Warren-Kommission.

Für das vollständige Verständnis der Gründe und Hintergründe der beteiligten Personen müssen die Teile 1948 – 1961 beachtet werden.

Die zentralen Themen und Personen sind:
Prozess gegen Carlos Marcello, David Ferrie, Die Spuren Oswalds, Gerald Patrick Hemming, E. Howard Hunt, Jack Ruby, Mordplots, Chicago, Daniel Groth, Black Panther, Miami, Joseph Adams Milteer, Dallas, Routenänderung, Secret Service, Mafia-Rekrutierung der Schützen, Jack Ruby, Exilkubaner, E. Howard Hunt, H. Lamar Hunt, Jack Ruby, Richard Nixon in Dallas, Pepsi, Don Kendall, Clint Murchison, J. Edgar Hoover, I. Irving Davidson, Warnungen, Kenneth O’Donnell, Secret Service, Vorbereitungen, Jack Ruby, Lee Harvey Oswald, Davis Harold Byrd, Agenten, Ambulanz, Polizeifunk, Wagenkolonne, Filmende und fotographierende Zuschauer, Schüsse, vermutliche Schützen und Hintermänner, Zeugen, Lee Harvey Oswald, Rambler, Jack Ruby, 1. Autopsie, Verhaftungen, Tramps, ‘Secret Service-Agenten’, Beweismittel verschwinden, Tippit-Mord, Roscoe White, Verhaftung von Lee Harvey Oswald, Lyndon B. Johnson, Madeleine Brown, Bobby Baker, Beweismittel, Gewehr, Fingerabdrücke, Aufnahmesystem, Kennedy-Papers, 2. Autopsie, Kommunistenverschwörung oder Einzeltäter? Polizei, DIA, FBI, J. Edgar Hoover, H. Lamar Hunt, David Ferrie, Jack Ruby, William D. Rosson, Secret Service, Marina Oswald, Ermordung Oswalds, Jack Ruby, David Ferrie, CIA und FBI-Aufklärung, Zapruders Film, C. D. Jackson, J. Edgar Hoover, Einzeltäterthese, Warren-Kommission, Kennedys, Mitglieder: John Jay McCloy, Allen Dulles, Gerald Ford, Richard B. Russell, Hale Boggs, John Sherman Cooper, Kommissionsarbeit, Marina Oswald und die Leiche, Larrie Schmidt, Leichentausch, Zeugen und suspekte Tote, Jack Ruby, Dorothy Kilgallen, Russen, Überläufer Yuri Nosenko, Guy Banister, Der Warren-Bericht, Single-bullet-Theorie, Tote Zeugen, bei der Warren-Kommission, beim Garrison-Prozess, der Church- und der HSCA-Kommission. Der Text umfasst ca. 36 Seiten.November 1963: Der Prozess gegen Carlos Marcello

Vom 1. bis 22.11.63 findet der Prozess der Vereinigten Staaten gegen Carlos Marcello statt, der von seinen Anwälten Jack Wasserman, G. Wray Gill und Mike Maroun verteidigt wird. Dem Justizministerium unter Robert Kennedy ist es gelungen, Carl Noll, der die gefälschte Geburtsurkunde für Marcello beschaffte, auf ihre Seite zu bringen. Marcello und David Ferrie besprachen die Verteidigungsstrategie mehrmals im „Town & Country-Motel“. Vom 11.-18.10. und 30.10.-1.11.63 reiste Ferrie nach Guatemala, um mit den damals Beteiligten, Anwalt Antonio Valladores und Ministerpräsident Eduardo Rodriguez-Genis, einen neuen Deal zu vereinbaren.

Über George Alamilla und Joe Matassa wird der Geschworene Rudolph Heitler bestochen, dem $25’000-100’000 versprochen werden, wenn er für nicht schuldig votiere und die anderen Geschworenen beeinflusse. Der Starzeuge Noll wird von einem Geschäftsfreund Marcellos aus Mississippi terrorisiert und es kommt zu einem Mordversuch, weshalb Noll während des Prozesses gewisse Gedächtnislücken aufweist, was ihn vor dem Tod bewahrt.
Zudem können Zeugen angeworben werden, die Noll diffamieren. Die Wochenenden vom 9./10. und vom 16./17.11.63 verbringt Ferrie mit Marcello auf dessen Churchill Farms, wobei es um die Inszenierung von Lee Harvey Oswald als Sündenbock des Kennedy-Attentats und den Prozess geht. Am 22.11. um 15.15 Uhr, keine drei Stunden nach der Ermordung Kennedys, werden Carlo und Joseph Marcello vom Gericht in allen Punkten freigesprochen.

Quellen: Davis (1988): 160-165,170-176,181-184, Schulz: 310.
November 1963: Oswalds Spure

„Oswald“ erregt am 1.11. in einem Waffengeschäft bei Fort Worth Aufsehen. In zwei Waffengeschäften in Irving soll „Oswald“ ebenfalls auftauchen, wegen der Reparatur und Montage eines Zielfernrohrs. Allerdings passen die Personen und die Rechnung nicht mit Oswald und „seinem“ Gewehr überein. Oswald wird auf einem Schiessplatz, und auch bei anderen Gelegenheiten beim Schiesstraining gesehen. Gerald Patrick Hemming fährt Oswald mehrmals zum Sportsdrome Rifle Range, da Hemming sicher ist, dass Oswalds Präsenz dort wahrgenommen wird. Hemming behauptet später, dass nicht er mit Oswald dort gewesen sei, sondern sein Doppelgänger John Orr. Der Zeuge Malcolm Price, der sicher ist, dass er Oswald dort sah, stirbt 1976 48jährig an einem Herzinfarkt.

„Lee Oswald“ testet am 2.11. einen Wagen, weil er angeblich bald zu Geld komme, wie er dem Verkäufer erzählt. Der richtige Oswald kann noch nicht Auto fahren; er hat erst eine Fahrlektion mit Ruth Paine absolviert. Einer der Verkäufer der Downtown Lincoln Mercury Company datiert die Probefahrt bei seiner Zeugenaussage zunächst auf den 9.11.63. Albert Bogard, der ebenfalls in der Autofirma von William Faller arbeitet und als Zeuge aussagt, der Testfahrer sei nicht Oswald gewesen, wird am 11.1.64 von einer Gruppe Männer spitalreif geschlagen. Am 14.2.66 wird der 41jährige erstickt in seiner Autogarage gefunden.

„Oswald“ fällt zudem auf Postbüros auf, weil er kleine Summen Geld verschickt und erhält, wobei er sich eigenartig verhält. Oswald startet eine weitere Undercoveraktion gegen die American Civil Liberties Union, eine Organisation liberaler Anwälte, der er beizutreten versucht. Oswald fragt in einem Brief vom 8.11. an „Mr. Hunt“ nach seiner „Position“ und verlangt ein Treffen, bevor weitere Schritte unternommen werden könnten. Das FBI behauptet später, dass es sich um Nelson Hunt handelt, wobei es viel wahrscheinlicher ist, dass sein CIA-Case-Officer E. Howard Hunt gemeint ist. Hunt möchte den Journalisten James Quentin Reynold, der für die CIA im Reader’s Digest schreibt, als Ghostwriter für die Domestic Operations Division einstellen, was aber abgelehnt wird.
Am gleichen Tag schreibt Oswald angeblich einen Brief an die sowjetische Botschaft über seinen Aufenthalt in Mexico City, den Ruth Paine kopiert. Ebenfalls am 8.11. besucht Oswald das FBI-Büro, um sich bei Agent James Hosty angeblich zu beklagen, weil dieser seiner Frau mit Deportation gedroht hat. Es könnte aber ebensogut sein, dass Oswald das FBI vor einem Kennedy-Attentat warnt.

Am 9.11. stellt „Oswald“ ein Visumgesuch an UdSSR-Botschaft, das von einem FBI-Spitzel abgefangen wird.
Ein Beamter des Aussenministeriums überprüft daraufhin Oswalds militärisches Dossier. Jack Ruby und Oswald werden zusammen in einem Nachtclub gesehen. Rubys Geliebte Esther Ann Mash und viele andere bestätigen die Bekanntschaft von Ruby und Oswald. Ruby ist dieses Wochenende in Las Vegas im Stardust Hotel. Oswalds Mutter Marguerite Oswald wird nach Rubys Rückkehr von dessen Freund Amon Carter entlassen.

Auf dem Privatflugplatz Red Bird Airport südlich von Dallas wollen zwei Männer, von denen einer stark Oswald gleicht, und eine Frau für den 22.11. ein Flugzeug chartern, um nach Mexico zu fliegen. „Oswald“ sorgt im Dobbs House in Dallas für Aufsehen wegen seines Essens, wobei sich Polizist Jefferson Davis Tippit ebenfalls im Restaurant befindet.

Quellen: Marrs: 93,404,409-411, Davis (1988): 155-157,547, Anson: 182-190, Weberman (16): 10-79, Griffith (1996a), Callahan: 98f.
November 1963: Mordplots

Abraham Bolden, der von Kennedy persönlich eingesetzte erste Schwarze beim Secret Service, erhält einen Bericht vom FBI, wonach der Präsident am 2.11.63 in Chicago von vier kubanischen Schützen ermordet werden solle.
Diese Nachricht wird von Hoover geheim gehalten und geht nicht nach Dallas. Geleitet wird der Attentatsversuch von Daniel Groth, ein von FBI und CIA ausgebildeter Gegenspionage-Agent, der unter anderem gegen das Fair Play for Cuba Committee arbeitete und eine Polizeiabteilung in Chicago leitet.

Obwohl JFK die Reise absagt, werden die „Verdächtigen“ Fred Hampton, Mark Clark und Thomas Arthur Vallee an diesem Tag verhaftet. Hampton und Clark sind die beiden Führer der Black Panther in Chicago, die 1969 in einer COINTELPRO-Aktion des FBI und der Polizei im Schlaf erschossen werden. Den beiden hätte das Attentat in die Schuhe geschoben werden sollen. Ex-Marine Vallee, Mitglied der John Birch Society, hat für den 2.11. freigenommen und ist mit einem M-1 Gewehr, einer Pistole und 3000 Schuss Munition nach Chicago gefahren. Der vorgesehene Schütze wird trotz seiner Waffen am Abend des 2.11. wieder freigelassen. Man wird Vallee später auch als einen der Tramps verdächtigen, obwohl er am 22.11. in Chicago ist.

Drei Wochen nach dem Attentat merkt Abraham Bolden, dass die Information über das geplante Attentat in Chicago nicht an die Warren-Kommission weitergegeben wurde und reist deshalb nach Washington. Bolden untersteht angeblich der Polizeiabteilung von Daniel Groth, der aber nie eine Polizeiauszeichnung erhielt. Bolden wird später mit gefälschten Beweisen für Jahre ins Gefängnis gebracht, weil er Lee Rankin erzählt, dass der Secret Service von Chicago am Mord beteiligt gewesen sei.

In einem Gespräch mit FBI-Informanten William August Somersett sagt Joseph Adams Milteer am 9.11, John Kennedy werde am 18.11. in Miami von einem Bürogebäude aus mit einem zerlegbaren Weitschussgewehr erschossen, worauf man einen Sündenbock festnehmen werde. Milteer ist ein reicher Rechtsextremer, der der National States Rights Party, dem Ku Klux Klan, der American Constitution Party und dem White Citizens’Council of Atlanta angehört. Bereits im April 1963 nahm Milteer an einer Versammlung des Congress of Freedom, der viele hochstehende Militärs als heimliche Mitglieder zählt, in New Orleans teil. An diesem wurde behauptet, dass die Regierung gestürzt würde, was beweist, dass rechtsextreme Kreise zumindest genaue Kenntnisse des bevorstehenden Attentats haben.
Milteer berichtet ebenfalls von detailierten Plänen zur Beseitigung von Martin Luther King. Milteer wird verdächtigt, dass er im September am Bombenanschlag des Südstaaten-Rassisten Thomas Blanton gegen die Schwarzen-Kirche in Birmingham, Alabama, beteiligt war, der zum Tod von 4 Mädchen führte. Da J. Edgar Hoover belastende Dokumente unter Verschluss hält, wird Blanton erst 40 Jahre später verurteilt.

Captain Charles Sapp vom Miami Police Intelligence Bureau alarmiert das FBI und den Secret Service, der den Helikopter statt die Strasse für den 18.11. in Miami empfielt, aber es geht keine Warnung nach Dallas. Milteer befindet sich am 22.11. auf der Dealey Plaza in Dallas, nachdem er am Morgen noch Somersett angerufen und ihm gesagt hat, dass Kennedy Miami nie mehr sehen würde. Beim nächsten Treffen meint Milteer, man müsse sich um Oswald keine Sorgen machen, da er von nichts wisse. Die Rechte habe es so organisiert, dass die Kommunisten die Sache ausbaden müssten. Milteer stirbt im Februar 1974 an den Verbrennungen aufgrund einer Heizungsexplosion in einem Ferienhäuschen.

Als Gebäude für das Festessen mit dem Präsidenten in Dallas wird aus Sicherheits- und Platzgründen nach der Empfehlung des Secret Service und von Jerry Bruno vom Weissen Haus am 13.11. das Women’s Building in Fair Park festgelegt, was drei Tage später publiziert wird. Vizepräsident Lyndon Johnson und sein Freund John Connally sind allerdings für das modernere Trade Mart, was den Weg über die Dealey Plaza bedingt, und machen Druck für die Durchsetzung der Änderung.

Am 18.11. gibt Kenneth O’Donnell vom Weissen Haus nach, wobei die Strassenroute logischerweise über die Main Street, die nicht am Texas School Book Depository vorbeiführt, geplant wird. Die Dallas Morning News veröffentlichte bereits früher die am 22.11. tatsächlich gefahrene Route. Mitbeteiligt an der Routenänderung sind Robert B. Cullum, der Organisator dieser Veranstaltung, sowie Secret Service-Agent Winston G. Lawson und George Lumpkin, der stellvertretende Polizeichef und Agent des Resevearmeegeheimdienst. Organisiert wird die Parade Kennedys von der Sol Bloom Agency, die George DeMohrenschildt mindestens 40 Mal besuchte.

Der Secret Service von Dallas rekrutiert 30 Mann des Fort Worth Chamber of Commerce Sports Committee, dessen Leiter ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der Air Force ist, und lehnt das FBI-Angebot für weitere Personalunterstützung ab, obwohl einen Monat zuvor UNO-Botschafter Adlai Stevenson attackiert wurde. Auch die texanischen Militärgeheimdiensteinheiten, normalerweise zu solchen Anlässen aufgeboten, werden trotz Protesten des Befehlshabers Colonel Maximilian Reich angewiesen, zu Hause zu bleiben. Mehrere hohe Polizeiverantwortliche von Dallas wie Sheriff Bill Decker und Leutnant Jack Revill und der Stadtpräsident Earle Cabell arbeiten an den Attentatsvorbereitungen mit.

Mafia-Leutnant Johnny Roselli rekrutiert professionelle Eliteschützen: von Carlos Marcello kommen Charles Harrelson und Jack Lawrence, von Trafficante kommen ein ehemaliger Sittenpolizist von Havanna (ev. David Sanches Morales) und ein korrupter US-Zollbeamter, und Sam Giancana schickt die Schweinebuchtveteranen Richard Cain, Chuckie Nicoletti und Felix Anthony „Milwaukee Phil“ Alderisio. Die CIA steuert Frank Sturgis, Roscoe White und Jefferson Davis Tippit bei.

Am 14.11.63 findet eine Zusammenkunft von Jack Ruby, J. D. Tippit und Bernard Weissman, die alle der ultrakonservativen John Birch Society angehören, im Carousel Club statt. Ruby macht das Adolphis-Hotel, das sich gegenüber seines Carousel-Clubs befindet, zum Zentrum der Attentatsplanung und erhält $7000 Vorschuss. Am 16.11. ist Ruby bei Preston Fineberg im Tropicana in Las Vegas.

Lee Harvey Oswald befindet sich am 16.11. bei Orlando Bosch in Miami, wo Gerry Hemming, Frank Sturgis, Pedro Diaz Lanz und die Brüder Novo die Ermordungspläne für Miami und Dallas diskutieren. Offenbar kommt es zu einem Streit wegen der Präsenz von Marita Lorenz. Da Lorenz nach ihrem fehlgeschlagenen Attetat von Castro-Agenten bedroht wurde, floh sie nach Deutschland zu ihrem Vater, einem ehemaligen Nazi-Spion. Nach ihrer Rückkehr nach Miami schloss sie sich Frank Sturgis an und erfuhr dadurch, was in der Internationalen Anti-Kommunisten Brigade und der OPERATION 40 lief, wobei sie Pedro Lanz, Gerry Hemming, Orlando Bosch und E. Howard Hunt, der die Truppe als Eduardo leitet, kennenlernte.
Im Sommer 1961 machte sie über Ruben Pratts Bekanntschaft mit Präsident Marcos Jimenez Perez von Venezuela, der mit Carlos Marcello und einem Vertrauten Meyer Lanskys in Kontakt steht. Pratts verlangte von Lorenz eine Kommission von dem Geld, das Perez ihr für ihre sexuellen Leistungen zahlte, worüber sie sich beim FBI beklagte. Der Militärdiktator, Vater ihrer Tochter Monica, vermachte ihr nach seinem Tod $5 Mio, was die CIA aber einsackte. Lorenz lernte im Training Camp in Everglades im Oktober 1962 Oswald kennen.

Hemming, Sturgis, Bosch und Rorke fahren am 21.11.63 mit Lorenz von Hernando’s Hideaway in einem Stationswagen nach Dallas und transportieren Waffen und Munition. Sie treffen sich mit Jack Ruby im Hotel Adolphus, wo auch die Novo Brüder, Orlando Bosch, Gerry Hemming und Pedro Diaz Lanz sind. Ruby verlangt von Sturgis, dass Lorenz weggeschickt wird, worauf er sie zum Flughafen fährt. Sie fliegt nach New York, wo sie von einem FBI-Agenten interviewt wird, worüber allerdings kein FBI-Rapport existiert.
Nachdem Lorenz das Hotel verlassen hat, checkt sich E. Howard Hunt ein und übergibt Sturgis einen Briefumschlag voller Geld. Laut Aussagen von Jim Hicks ist das Adolphus Hotel in Dallas, in dem Harry Ransom Stammgast ist, das Kommunikationszentrum für Attentatsvorbereitung. Joe Peterson und Ruby wird während des ganzen Wochenendes in der Nähe Oswalds sein.
Nachdem Marita Einzelheiten über Oswald erzählt, werden mindestens zwei Attentatsversuche auf sie unternommen.

Hemmings Anwalt, Charles Ashman, der Fidel Castros Flugzeug zum Schuldenausgleich beschlagnahmen liess, als dieser 1960 zu einem Treffen der Vereinten Nationen nach New York flog, stellt im November 1963 eine Serie von falschen Schecks aus. Im September 1964, als die Warren-Kommission von dieser Sache erfährt, wird er in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, da er behauptet, der Koordinator der Anti-Castro-Kräfte zu sein. 1966 wird er aus der Klinik entlassen, worauf sich der Gouverneur von Florida bei ihm entschuldigt.

Oswald ist in Kontakt mit Pedro Valeriano Gonzalez, Präsident des Cuban Liberation Committee in Abilene, der weiss, dass JFK am 18.11. in Miami umgebracht werden soll. Gonzalez arbeitet mit Manuel Antonio de Varona, Ministerpräsident unter Prio und Koordinator des CRC. Varona brachte Santos Trafficante und dessen Topmann „Macho“ Gener in das CIA-Mafia-Plot ein und ist der CIA-designierte Frontmann einer Postcastro-Regierung. Varona traf sich mit Meyer Lansky, um die Finanzierung der Frente zu sichern, was über die Cellini-Brüder passierte. Lanskys Investitionen sind mit denen von Ex-Präsident Prio verknüpft, dessen Interessen Varona ebenfalls vertritt.

Gerry Hemming fliegt Oswald und einige Mitglieder der Alpha 66 am 17.11. nach Sulpher, Oklahoma, zu Manuel Occarberro. Detektiv E. R. Buddy Walther bringt Oswald ebenfalls in Zusammenhang mit der Alpha 66, mit der David Phillips eng vernetzt ist. Walther wird 1969 während des Dienstes in Dallas erschossen.

Am 17.11. hat Jack Ruby 6-8 „Freunde aus Chicago“ in seinem Club, die sich aggressiv benehmen und mit einer Waffe den Angestellten Walter Weston bedrohen. Nach der Schliessung des Clubs haben sie eine Geheimbesprechung, an der Sam Giancana, Johnny Roselli, Lee Harvey Oswald, ein FBI-Mann und der verurteilte Mörder Myron Thomas Billet alias Paul Buccilli teilnehmen. Ein ähnliches Treffen muss im Frühsommer schon stattgefunden haben.

Zwei Exilkubaner planen, die Air Force One mit Bazookas am 17.11. in West Palm Beach, Florida, zum Absturz zu bringen.
Die CIA baut in John Kennedys Rede in Miami am 18.11. über die Erfolge der „Allianz für den Fortschritt“ eine Passage mit einer harten Kritik Castros ein, um Rolando Cubela (Codenamen: AM/LASH) zur Ermordung Castros zu ermutigen, obwohl die diplomatischen Schritte zu einer Entspannung über Attwood und Daniel weiterlaufen.
Das Attentat, das am Flughafen oder auf der Strasse geplant war, funktioniert offenbar nicht, weil JFK den Helikopter benutzt.
Laut Gerry Hemming sollte das Attentat unter der Leitung des militärischen Geheimdienstes am Flughafen von Miami ausgeführt werden, wozu er sich mit Nick Navarro, Tony Fontana, Bernardo de Torres und Secret Service-Agent Ernesto Aragon traf. Der kubanische Baseballspieler Bernardo G. de Torres Alvarez kam 1955 in die USA und schloss sich der Brigade 2506 an. Während eines vorbereiteten Schusswechsels mit Doppelagenten Castros hätte JFK in Miami von den Santana-Brüdern erschossen werden sollen. Emilio Santana behauptet später, er sei der Schütze am 22.11. im Dal-Tex gewesen. Er arbeitet für Clay Shaw und die CIA, kennt Jack Ruby, Gordon Novel und William Seymour gut und verbringt die Nächte vom 21. und 22.11. mit Rubys Stripperin Tammie True.

Laut William Torbitt ist William Seymour der Schütze im sechsten Stock des TSBD, der danach im Nash-Rambler weggefahren wird und dann Polizist Jefferson Davis Tippit umbringt. Ein Manuel Gonzales schiesse vom Grashügel und die beiden würden am nächsten Tag von einem Detektiv Joe Cody nach Houston zu Robert Ray McKeown geflogen, von wo sie David Ferrie nach Mexico ausfliege. Der Mann mit Regenschirm identifiziert er als Ferenc Nagy. Allerdings fehlen Zeugenaussagen und logische Zusammenhänge zur Stützung dieser Behauptungen.

Eugene Hale Brading, seit 4 Jahren wieder aus dem Gefängnis entlassen, reist als Jim Braden „wegen Ölgeschäften“ nach Dallas. Brading, der Kontakte zu Magnolia Oil hat, und Morgan H. Brown treffen sich mit H. Lamar Hunt am 21.11. in dessen Büros, wo auch Ruby aufkreuzt. Brading ist ein Freund des Drogendealers Harold Meltzer und vermutlich ein Kurier von Meyer Lansky. Jedenfalls wird er in den 70er Jahren angeklagt wegen Geldwäscherei in Amsterdam und Zürich.
David Ferrie und Brading benutzen im Pere Marquette Building in New Orleans Büros auf derselben Etage. Gegenüber des Pere Marquette befinden sich die Büros von Hunt Food und von Bushs Zapata Off-Shore, die 5 Tochterfirmen hat und 41% der Amata Gas besitzt. In der selben Nacht geht Ruby ins mafiafinanzierte Cabana Motel, wo Brading, Morgan Brown, Victor Pereira und Rubys Freund Lawrence Meyers absteigen. Bruder Edward Meyers ist Präsident der Queens Beverage Company und ist am selben nichtregistrierten Kongress der Pepsi-Cola wie Nixon. Lawrence Meyers befindet sich in Begleitung von Jean Aase West, die Kontakt mit David Ferrie hat. Victor Pereira ist mit Ilya Mamantov und Ruby befreundet, weshalb Ruby auch die Paines kennen könnte.
Ruby trifft sich am 21.11. mit Sam Campisi und Ralph Paul in Joe Campisis Egyptian Lounge. Ruby besucht seinen Freund William Alexander, Bezirksanwalt von Dallas, und in Begleitung von Connie Trammel den Ölmagnaten H. Lamar Hunt. Rubys Angestellter Andrew Armstrong Jr. hat zuvor bei Hunt gearbeitet.Hunts Geheimdienstorganisation FID propagiert nach dem Attentat die Kommunistenverschwörungstheorie, und er wird später Michael Eddowes Buch „Khrushhchev Killed Kennedy“ finanzieren, indem er behauptet, Oswald sei in Russland durch einen KGB-Agenten ersetzt worden.

Jack Rubys Freund Barney Baker wird kurz vor dem Attentat freigelassen. Der 185 Kilo schwere ehemalige Boxer arbeitete im Hafen New Yorks und bei den Glückspielen der Mafia, bevor er als Bodyguard bei Jimmy Hoffa begann.

Quellen: Groden/Livingstone: 157-159, 279,318f,414,474-477, Scott (1993): 49-52,143,308, Anson: 57, 329ff, Marrs: 18,228,265,407ff,546, Oglesby: 49, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Dupuis: 74f, Joesten (1966), Ranelagh/Treharne: 2, Weberman (16): 80-93, (18): 4, (19): 5, (27): 59-62, Best: 38, Brussell (1983): 11, Davis (1988): 177f,192,470f,516,545, Callahan: 23ff,75,124ff, Public Papers (1964): 872, Torbitt: 27,30ff, Mühlemann: 16, Huismann, Kilian (2001f): 6, Bartholomew (1): 29, (2): 21, (3): 5, Olgiatti, Tarpley/Chaitkin: 114f, Dankbaar.
20.11.63: Richard Nixon in Dallas

Richard Nixon sagt einem Reporter gegenüber, er sei als Rechtsberater von Pepsi-Cola Company an einer Tagung vom 20.-22.11. in Dallas, obwohl offiziell keine solche Tagung stattfindet. Offenbar geht es um einen Landkauf mit der Great Southwest Corporation, und Nixon gibt an, er wolle mehrere Republikanerführer von Dallas sehen: Ölhändler und Reserve-Armeegeheimdienstagent Jack Alston Crichton und Ilya Mamantov, die beide mit den Exilrussen zu tun haben, sowie den Versicherungsdirektor Maurice Carlson, der für Bedford Wynne arbeitet.
Nixon sowie die Pepsi-Cola-Erbin und Schauspielerin Joan Crawford bemerken gegenüber Reportern, sie bräuchten keine Secret Service, im Gegensatz zu dem vom Volk verhassten Kennedy.
Zudem druckt die Dallas Morning News am 22.11. die Aussage Nixons, Kennedy werde Johnson fallenlassen, da er ihn nicht mehr für die Wiederwahl brauche, und er hoffe, Dallas würde Kennedy einen netten Empfang bereiten. Nixon bleibt bis zweieinhalb Stunden vor dem Mord in Dallas. Bei Befragungen durch das FBI drei Monate später kann sich Nixon allerdings nicht mehr genau erinnern und liefert im Verlaufe der Zeit drei verschiedene Versionen seines Aufenthaltes.

Interessant ist auch eine Einladung Nixons von Carlson, dem Vorsitzenden der Republikanischen Partei von Dallas, im April 1963, an die sich plötzlich niemand mehr erinnern kann, obwohl Lee Harvey Oswald an diesem Datum laut Aussagen von Marina Nixon habe umbringen wollen und dies angeblich nur verhindert wurde, weil Marina ihren Mann im Badezimmer eingeschlossen habe. Crichton vermittelt Marina nach der Ermordung Oswalds den Rechtsextremisten Ilya Mamantov als Übersetzer.

Nixon ist ein langjähriger Freund des Pepsi-Cola-Präsidenten Don Kendall und öffnet während seiner Präsidentschaft den lukrativen Sowjetmarkt für Pepsi dank Insiderinformationen aus dem Weissen Haus konkurrenzlos. Im Gegenzug gründet Kendall 1973 das „Save the Presidency Committee“, um der Wirkung von Watergate entgegenzutreten. Kendall verfügt über beste Beziehungen zu Jack Crichton, Toddie Lee Wynne (Ölbusiness), Joseph Walker (Air America), Robert H. Stewart III (GSW, First National Bank), Robert Bernard Anderson (World Banking Corporation) oder zur General Dynamics. Cartha DeLoach, die rechte Hand von Johnsons Freund Hoover, wechselt später ebenfalls zu Pepsi. Stewart, der mit James Ling zusammenarbeitet, schmiert Johnson ebenfalls über Bobby Baker und unterstützt 1977 George Bush.

Richard Nixon und J. Edgar Hoover sind beide an einem Treffen im Haus von Clint Murchison, wo auch Paul Raigorodsky anwesend ist. Murchison besitzt nicht nur Ölfirmen, sondern auch Hotels, den Henry Holt and Company-Verlag und die Pferderennbahn Del Mar, wo Hoover wettet. Murchison ist vermutlich der einzige, der Hoover manipulieren und kontrollieren kann. Murchisons enger Draht zur Geheimdienstwelt läuft über seinen Washington-Lobbyisten I. Irving Davidson, den er in den 50er Jahren engagiert hat. Davidsons Kontakte reichen von Hoover über Carlos Marcello, die CIA und das NSC, die Dominikanischen Republik, Kuba, Israel und Haiti bis zu Somoza, wobei er ein Freund von Jimmy Hoffa und registrierter Lobbyist der Teamster-Gewerkschaft ist.
Ein Teil des immensen Vermögens von Murchison stammt von Krediten der mafiadominierten Pensionskassen der Teamsters. Korrupte Teamsterbüros spielen eine Schlüsselrolle im Heroin- und später Kokain-Import in die USA. Davidson nutzt die Teamster-Pensionskassen auch für sich selbst, wofür er später wegen Veruntreuung verurteilt wird.
Murchison ist zudem befreundet mit dem ehemaligen Marinegeheimdienst-Offizier Gordon McLendon, der eine Kette von Radiostationen besitzt und zusammen mit Murchison zum Miteigentümer der Dallas Cowboys wird. Rubys Freund McLendon kennt David Phillips, der Spurenleger in Mexiko. Eine Verbindung zur Mafia besteht zudem in der Boys Inc. von Murchison, Connally und Hoover, die zur Steuerhinterziehung der Pferderennbahn dient. Nixons Präsenz in Dallas und bei Murchison ist ein Indiz für die langfristige Planung der Verschwörer und die Attentats-Unterstützung seiner politischen Clique.

Quellen: Scott (1993): 73,143,218,290, Summers (1993): 329, (2000): 262f,513, Marrs: 269-272, Groden/Livingstone: 237,279,318f,419, Weberman (16): 96, Bartholomew: (1): 29, (2): 21, (3): 5, Davis (1988): 177f,192,373,516,545, Torbitt: 26, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Olgiatti.
20.11.63: Attentatswarnungen

Neben den Aussagen des FBI-Informanten Joseph Adams Milteer gibt es weitere Hinweise auf das Attentat:

Die heroinsüchtige Prostituierte Rose Cheramie, die behauptet, für Ruby gearbeitet zu haben, erzählt dem Polizisten Francis Fruge und den Ärzten im State Hospital in Jackson am 20.11.63 von den Mordplänen in der Unterwelt von New Orleans. Sie reiste mit zwei italienisch aussehenden Männern von Florida nach Dallas im Zusammenhang mit einem Heroindeal. Cheramie, mit richtigem Namen Melba Christine Marcades wird im September 1965 überfahren. Die Spur dieses Mordes führt zu Marcello-Günstling und Freund von David Ferrie Sergio Arcacha Smith und einem „Osanto“.

Jorge Soto Martinez, ein Freund von Mike McLaney, erzählt Lillian Springler von der bevorstehenden Ermordung Kennedys durch Oswald .

Vom FBI-Hauptsitz kommt am 17.11.63 ein mit „dringend“ markierter und vom Direktor unterschriebener Telex zum FBI-Büro von Dallas, der vor einem möglichen Kennedy-Attentat am 22.11. warnt und verlangt, dass alle Informanten kontaktiert werden sollen.
Nach dem Attentat ordnet Hoover an, dass alle Reports in diesem Zusammenhang nochmals durchgesehen und alle Originale, die das FBI belasten könnten, zerstört werden. Die Fernschreibermeldung fehlt nachher im Archiv.

Zwei Polizisten beobachten am 21.11.63 mehrere Männer, die mit Gewehren auf die Dealey Plaza zielen. Jack Ruby ist der Fahrer des grünen Ford Pick-ups, der bei der Bahnunterführung auf diese Männer wartet.

Homer Echevarria erzählt einem Secret Service-Informanten am Tag vor dem Kennedy-Attentat, dass Tom Moseley, der ihm Maschinengewehre verkauft, und er über die Attentatsvorbereitungen auf dem Laufenden seien. Paulino Sierra informierte ihn über das bevorstehende Attentat. Moseley hat Kontakte zur ‚Bewegung des 30.November’, zu der Echevarria gehört, und schmuggelte Waffen für Carlos Prio Soccarras. FBI-Agent Robert A. Baker, der Moseley kennt, trifft sich am 26.11. mit Echevarria, der mit Carlos Bringuier befreundet ist, und weist ihn an, den Mund zu halten. Auch FBI-Agent Walter C. Rogers, der den Chef des militärischen Arms des DRE in Miami, Juan Francisco Blanco-Fernandez, kennt, spielt eine Rolle in der Vertuschung der Attentats-Vorkenntnisse der Exilkubaner.

Quellen: Groden/Livingstone: 279,318f, Scott (1993): 143, Bartholomew (1): 29, (2): 21, (3): 5, Davis (1988): 177f,192,516,545, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Olgiatti, Weberman (16): 88ff, (18): 4, 19): 5, (27): 62, Anson: 329ff, Marrs: 18,401,546, Tarpley/Chaitkin: 114f, Mühlemann: 16, Huismann.
21.11.63: Kenneth O’Donnell und Secret Service

Robert Kennedy hat Beweise dafür, dass Kenneth O’Donnell, dem JFK neben seinem Bruder am meisten traut, und andere Helfer Geld von der Kampagnenkasse 1964 abzwacken. Die Anschuldigungen kamen von Bobbys Freund Paul Corbin, der an der Kampagne von 1960 beteiligt war und dann für das DNC abgeordnet wurde. Corbin teilte seine Erkenntnisse dem Journalisten und Johns Freund Charles Bartlett mit, damit dieser den Präsidenten warne. O’Donnell verbirgt seinen neuen Reichtum nicht und ist beim Secret Service aufgefallen wegen abschätzigen Bemerkungen über den Präsidenten. Der Secret Service-Agent, der diese Bemerkungen weitergegeben hat, wurde sofort aus dem Weissen Haus entfernt. Deshalb könnte es auch sein, dass O’Donnell das Geld im Auftrag von John Kennedy selbst abzweigt, um beispielsweise Ellen Rometsch zu finanzieren. Da Jack nicht reagiert, geht Corbin am 21.11. mit neuen Beweisen, dass O’Donnell seine Funktion missbraucht, zu Bobby. Der Justizminister will noch im Beisein von Corbin seinen Bruder anrufen, der allerdings bereits nach Texas abgereist ist.

17 Secret Service-Agenten des Weissen Hauses und Mafia-Angehörige festen gemeinsam zuerst im Press Club und später im „Cellar“ von Pat Kirkwood in Fort Worth bis um 3.00 Uhr, einer sogar bis 5.00 Uhr früh, wobei die meisten sich mit purem Everclear betrinken.
Die Agenten sind am nächsten Tag für die Bewachung Kennedys zuständig. Von Johnsons Bewachungsteam ist in dieser Nacht kein einziger Secret Service-Agent dabei. Kennedys Agenten werden von Rubys Tänzerinnen unterhalten. Eine der beteiligten Stripperinnen dieser Nacht, Karen Carlin, wird 1966 erschossen. Rubys Angestellte Janet Conforto, William Crowe und Kathy Kay bestätigen, dass Ruby und Oswald sich kennen.
Obwohl der Club keine Alkohollizenz hat, schenkt Kirkwood, ein Bekannter Jack Rubys, regelmässig gratis Alkohol an Rechtsanwälte, Politiker, Polizisten und Stripperinnen aus.

Quellen: Weberman 10): 55ff, Griffith (1998): 2,5f, Best: 42, Hersh: 442-446, Groden/Livingstone: 15,150, Davis (1988): 544.
22.11.63: Vorbereitungen top

Die Dallas Morning News veröffentlicht ein ganzseitiges, schwarz umrandertes Inserat mit einem hämischen Angriff auf den Präsidenten.
Finanziert wird die Seite von Joseph Grinnan, einem Mitglied der John Birch Society. Es ist nicht zufällig, dass das Inserat mit dem jüdischen Namen Weissman unterzeichnet ist, einem Mitglied von ‚Conservatism, U.S.A.’ Jack Ruby und Bernard Weissman sollen sich am 14.11. getroffen haben. Zum Zeitpunkt des Attentats sitzt Ruby angeblich in einem Büro der Dallas Mornings News und ärgert sich über dieses Inserat. Nach dem Mord an Oswald sagt er zu Journalisten: „Ich wollte zeigen, dass auch ein Jude Mut hat.“ Tatsächlich ist er aber während der Schiesserei auf der Dealey Plaza und geht erst später zur Redaktion.

Ruby wird aber schon um 11.30 Uhr in einem Lastwagen beim Triple Underpasses von Julia Ann Mercer erkannt. Kurz danach telephoniert Ruby mit Thomas J. McKenna in Galvestone. Die andere Stadtzeitung, die Dallas Times Harald druckt eine detaillierte Karte des Routenverlaufs und verletzt damit die Sicherheitsbestimmungen des Secret Service. Entlang der ganzen Paradenstrecke verteilen John Birch-Aktivisten wie Robert Surrey, ein Freund von James Hosty und der Gehilfe von General Edwin Walker, „Kennedy Wanted for Treason“-Handouts.

Am Morgen trifft sich Robert Kennedy mit 40 Mitgliedern seiner Antimafia-Gruppe, mit denen er in den letzten zweieinhalb Jahren regelmässig zusammenarbeitete. Hauptschwerpunkte der Diskussion sind die Ermittlungen gegen Carlos Marcello und Santos Trafficante. Das letzte diskutierte Thema vor dem Mittagessen betrifft Sam Giancana und die Korruption in Chicago.

Um 10.30 Uhr versammelt Sheriff Bill Decker Detektive in Zivil, die an der Main Street Position beziehen, aber keinen Einfluss auf die Sicherheit der Autokolonne nehmen. Der bekanntermassen korrupte Decker positioniert den Scharfschützen Harry Weatherford auf dem Dach des Dallas County Criminal Courts Building, in dem sich das Gefängnis und die Sheriff-Büros befinden. Ein junger Forscher fragt Weatherford später, ob er auf Kennedy geschossen habe. Seine Antwort: „Du kleiner Hurensohn, ich töte viele Leute.“

Lee Harvey Oswald hat am Morgen sein Mannlicher-Carcano-Gewehr mit zur Arbeit genommen, um es Gerry Hemming zu verkaufen. Hemming schoss am vorangehenden Wochenende mit diesem Gewehr und bot ihm den doppelten Preis seines Werts an. Das gefundene Gewehr lässt sich einfach mit Oswald in Verbindung bringen.
Roy Truly stellte Oswald als „Building Manager“ ein, wobei das Personal des Texas School Book Depository dem „Assistant Manager“ William Shelly unterstellt ist. Vermutlich sind Truly und Oswald direkt vom Hausbesitzer Davis Harold Byrd und nicht vom Schulbuchverlag angestellt. Der Ölhändler Byrd hat eine enge Beziehung zu Vizepräsident Lyndon Johnson und Gouverneur John Connally, der zugleich einer der Direktoren des Ölkonzerns von Syd Richardson ist.
Byrd kennt Clubmitglied DeMohrenschildt vom Dallas Petroleum Club und somit vermutlich auch David Atlee Phillips und George Bush. Als Mitbegründer der Civil Air Patrol kennt er David Ferrie, der dort die Kadetten, zu denen Oswald gehörte, unterrichtet.
Byrd geht im November und Dezember nach Zentralafrika auf die Jagd. Seine Flugzeugfirma fusioniert im November 1963 mit der seines Freundes James Ling zu Ling-Temco-Vought, deren Direktor Byrd wird.
Als er von seiner Reise im Januar zurückkommt, ist sein Freund Johnson Präsident und seine Firma erhält einen grossen Regierungsauftrag, der im Budget 1965 geplant, aber vom Kongress noch gar nicht bewilligt ist, um Kriegsflugzeuge zu bauen. Das Team, das im TSBD stationiert ist, hat die Schlüssel zum Gebäude und organisierte während der Nacht die Schiessplätze, Fluchtwege und die falschen Beweisstücken.

Das erste von vier Autos kommt um 12.10 Uhr auf den seit 10 Uhr abgesperrten Parkplatz hinter dem Grashügel gefahren. Es handelt sich um einen blau-weissen 59er Oldsmobile-Stationswagen mit einer anderen Staatennummer und Abziehbildern von Barry Goldwater. Nach einigen Umdrehungen fährt der Wagen wieder den einzigen Weg hinaus. Ein Lieferwagen von „Joe’s Pawn Shop“, der nahe beim TSBD parkiert ist, fährt zehn Minuten später in das Gebiet. Ein schwarzer 57er Ford mit einem Schild aus Texas kommt ebenfalls auf das Parkgelände, wobei der Fahrer während dem Fahren in ein Mikrophon oder ein Funkgerät zu sprechen scheint. Nach drei oder vier Minuten verlässt der Wagen die Zone wieder. Kurz darauf kreuzt ein weiteres Auto auf dem Parkgelände auf: ein weisser, schmutziger Chevrolet Impala mit ähnlichem Nummerschild wie das erste Auto, das ebenfalls ein Weisser fuhr. In der Nähe des Zauns halten sich zwei Männer auf, ein etwa 45jähriger Übergewichtiger und ein 25jähriger, die im Abstand von 3-5 Meter voneinander stehen. Am Ostende des Parkplatzes stehen zwei Uniformierte.

FBI-Agent James Hosty befindet sich bis 45 Minuten vor dem Attentat in Begleitung des Militärgeheimdienstoffiziers Edward Coyle und des ATF-Agenten Frank Ellsworth. Ein zweiter Militäragent beim TSBD ist James Powell, und Polizeileutnant Jack Revill befindet sich in Begleitung eines dritten Militäragenten dort. In der Nähe des Standortes von AI-Agent James Powell und der Tür des TSBD bricht Jerry B. Belknap in Armeekleidung bei einem epileptischen Anfall zusammen. Polizist D. V. Harkness ruft über Funk eine Ambulanz herbei und lässt den Verkehr für die Ambulanz stoppen. Der angeblich Verletzte wird ins Parkland-Spital gefahren, wo aber keine Aufnahme verzeichnet wird, weil der Patient verschwindet.
Das Manöver macht das Ambulanzfahrzeug unverfügbar. Im Eckfenster und im angrenzenden Fenster des 5.Stocks des TSBD-Gebäudes richten sich laut Augenzeugen unterdessen ein Schütze und sein Helfer ein.

Ab 12.26 Uhr ist der Polizeifunk während acht Minuten durch ein offenes Mikrophon blockiert, wodurch jede Verständigung verunmöglicht ist. Verantwortlich ist wahrscheinlich der Motorradfahrer H. D. Freeman, der sich aus unerklärlichen Gründen beim TSBD von der Eskorte trennt und um sich schiessend zum Parkplatz hinter dem Grashügel fährt, um die Fluchtwege zu sichern. Das Telephonsystem in Washington bricht um 12.32 Uhr für eine Stunde zusammen, und zwei Minuten später funktioniert auch das Autotelephon des Pressewagens nicht mehr.

Kurz vor den Schüssen wird der 22jährige Soldat Gordon Arnold, der auf dem Grashügel filmen will, von einem Secret Service-Agenten weggeschickt. Gleich darauf fallen die Schüssen hinter dem Holzzaun. Arnold wirft sich auf den Boden, und wird danach von einem schreienden Polizisten mit Gewehr bedroht. Ein zweiter Polizist reisst den Film aus seiner Kamera. Arnold rennt danach zu seinem Auto und verlässt das Gelände ohne Schwierigkeiten. Zwei Tage später wird Arnold für mehrere Jahre nach Fort Wainwright in Alaska versetzt.

Quellen: Davis (1988): 179,182, 412f, Brussell (1983): 13ff, Bartholomew (2): 8,(3): 1, Groden/
Livingstone: 19f,153,187f,248,321, Scott (1993): 161, Callahan: 121, Griffith (1996b), (2000): 1, Marrs: 18-21,42,75-78,320, Anson: 21f.
Wagenkolonne

Durch die Kurve von 120 Grad reduzieren die Limousinen die Geschwindigkeit auf 16 Stundenkilometer. Voraus fährt ein Pilotwagen mit dem stellvertretenden Polizeichef George Lumpkin, dem lokalen Militärgeheimdienstagenten George Whitmayer und zwei Detektiven der Mordabteilung, um allfällige Schwierigkeiten zu entdecken.

Im ersten Auto fährt Polizeichef Jesse Curry, begleitet von Winston G. Lawson vom Secret Service, Sheriff „Bill“ Decker und SAC Forrest V. Sorrels. Der Fahrer der Präsidentenlimousine ist Bill Greer, neben ihm sitzt Roy Kellermann, beide vom Secret Service. Dahinter sitzen Gouverneur Connally und seine Frau, vor Jackie und Jack. Jackie begleitet ihren Ehemann das erste Mal auf eine politische Reise seit dem Wahlkampf 1960. Kennedy trägt wegen einer Muskelzerrung, die er sich während eines Seitensprungs mit einer Bekannten vom Hugh Sidey zwei Monate zuvor im Swimming Pool zuzog, eine zweite Rückenstütze. Damit bietet er in seiner stabilisierten aufrechten Position eine ideale Zielscheibe. Auf Anordnung O’Donnells liess man die Kuppel des Lincoln weg.

Eigentlich wollte Polizeichef Curry nach dem Präsidentenauto ein Wagen mit Captain Will Fritz und Detektiven von Dallas folgen lassen, aber nach dem Veto von Winston Lawson wird darauf verzichtet. Lawson reduzierte auch die von Curry angefordeten 8 Motorradfahrer auf 4 und ordnete zudem an, dass sie hinter dem Wagen statt seitlich davon fahren sollen. Lawson ist der Secret Service-Verantwortliche des Weissen Hauses für die Route und gleichzeitig Armee-Reserve-Offizier. Militärdienstagenten arbeiten während den 60er und frühen 70er Jahren oft mit dem Secret Service zusammen, vor allem in Bezug auf Dokumente und technische Assistenz, wie beispielsweise bei den Beeinflussungen der Nationalkonvente in Chicago 1968 und in Miami 1972.

Nach einem Auto mit Secret Service-Agenten kommt der Wagen von Vizepräsident Johnson, dessen Frau und dem ehemaligen Senator von Texas, Ralph Yarborough. Dieser Wagen wird von Hurchel Jacks gefahren und von Rufus W. Youngblood begleitet. Während der Schiesserei hält Secret Service-Agent Youngblood dem Vizepräsidenten ein Walkie-Talkie hin, und beide hören in geduckter Postition zu. Während Nixons Präsidentschaft verlässt Youngblood den Dienst wütend, weil seine Kollegen sich einspannen lassen, Edward Kennedy, George McGovern und selbst dessen Bruder Donald Nixon auszuspionieren.

Danach folgt der Wagen mit Johnsons Secret Service-Agenten, drei Autos für Pressefotographen und zwei Pressebusse, fünf Autos mit Lokalpolitikern und ein Bus mit Angestellten des Weissen Hauses. Eigentlich hätte ein Wagen mit Fotographen hinter dem Secret Service-Wagen der Präsidentenlimousine fahren sollen; dieser wurde aber aus ungeklärten Gründen nach hinten verschoben. Trotz dieser ungünstigen Position filmt der offizielle Photograph Kennedys, Thomas Atkins, das Attentat. Sein Film und seine detaillierten Kenntnisse werden allerdings nie von einer Untersuchungskommission aufgenommen.

Andere filmende Zuschauer auf dem Platz sind Robert Hughes, Charles L. Bronson, Abraham Zapruder, Maria Muchmore, Orville Nix, Elsie Dorman, Dave Weigman und Beverly Oliver. Regis Kennedy ist einer der FBI-Agenten, der Olivers Film konfisziert, den sie nicht wiedererhält. Die 19jährige Oliver ist eine Freundin und Tänzerin von Jack Ruby und kennt viele seiner Angestellten. Ruby stellte ihr einmal „Lee Oswald von der CIA“ vor und Oliver behauptet, dass Ruby, Oswald und Ferrie eng zusammenarbeiten. Ferrie managte Rubys Carousel Club während einiger Zeit. Oliver heiratet später George McGann, eine Unterweltfigur von Dallas, der mit Russell Matthews und Ruby befreundet ist. Oliver erinnert sich später auch, dass Raul Pereira, der Mitorganisator des Attentats auf Martin Luther King, eine Einkaufstüte mit viel Geld an Ruby übergab.
Fotographierende Zuschauer sind Norman Similas, Hugh W. Betzner, Phillip Willis, Jim Towner, James Altgens, Mary Moorman, Jean Hill und Tom Dillard. Auch der Armeegeheimdienst-Agent James Powell fotographiert.

Quellen: Marrs: 9f,250, Hersh: 439, Groden/Livingstone: 151-157, Davis (1988): 174,412f,541, Scott (1993): 273-280, Griffith (1996): 1, Groden/Livingstone: 292, Anson: 22-29,129-153, Summers (2000): 247, Pepper: 134.

Die Schüsse

Um 12.30 Uhr erfolgen innerhalb von 7,6 Sekunden drei Schussserien von wahrscheinlich vier Orten aus, koordiniert per Funk. Jim Hicks koordiniert die Schützen per Funk, und ein zweiter Mann wird mit einem Funkgerät in der Hand fotographiert. Mindestens zwei Schützen müssen von hinten und mindestens einer von vorne geschossen haben. Jeder Schütze hat einen Hintermann, der als Timer operiert und das Gewehr und die Hülsen verschwinden lässt.

Während der ersten Salve wird John Kennedy an der Kehle und im Rücken getroffen.
Die zweite Salve trifft John Connally an Arm und Brust und das Auto.
Erst die dritte Salve bringt den tödlichen Kopfschuss des Präsidenten und die Verletzung Connallys am Oberschenkel. JFK wird von 3-4 Schüssen getroffen: Ein dritter Schuss trifft JFK vermutlich am Hinterkopf, der vierte und tödliche Schuss kommt gleichzeitig von vorne und zerstört die rechte Kopfseite. Gouverneur Connally wird von 3 Schüssen getroffen: eine Kugel dringt in den Brustkasten und in die Lunge ein, eine weitere verletzt ihn am Handgelenk und eine am Oberschenkel.
Zudem gibt es mindestens fünf Fehlschüsse: Der 27jährige Autoverkäufer James Thomas Tague steht in der Nähe der Unterführung und wird durch Steinsplitter von einer einschlagenden Kugel im Randstein der Elm Street im Gesicht verletzt. Mindestens eine weitere Kugel trifft das Auto, eine geht ins Gras hinter der Elm Street und ein Verkehrsschild wird ebenfalls getroffen. Der tödliche Schuss kommt vom nördlichen Grashügel, geschossen wird auch aus dem 5. Stock des TSBD, und vom Dach des Dallas County Records Building. Mögliche weitere Orte für die Schützen bilden das Dach oder ein Fenster des 1. Stocks des Dal-Tex-Building, die dreifache Überführung und eine Dole auf dem südlichen Hügel. Im Dal-Tex-Gebäude befindet sich das Polizeidepartement von Dallas. Im County Criminal Courts Building, auf dem Weatherford stationiert ist, befindet sich das County Jail und die Büros des Sheriffs.

Unmittelbar nach dem ersten Schuss leuchten die Bremslichter des Lincoln auf, so dass die schwere Limousine beinahe zum Stillstand kommt und der nachfolgende Wagen fast auffährt. William Greer schaut während mehreren Sekunden nach hinten in Kennedys Richtung, und erst nach dem tödlichen Schuss schaut er wieder nach vorne und gibt Gas. Jackie versucht, davonfliegende Hirnteile aufzufangen und erwischt auch einen Schädelteil. Die beiden Motorradfahrer links hinter dem Limousine, Bobby W. Hargis und B. J. Martin, werden mit Blut und Hirnteilen bespritzt. Der einzige Secret Service Agent, der im nachfolgenden Wagen normal reagiert, ist Clint Hill. Er war nicht für den Dienst vorgesehen, sondern kam erst auf Jackies Wunsch nach Dallas, weshalb er in der Nacht nicht am Feiern war. Er verlässt nach den ersten Schüssen das nachfolgende Auto und springt auf die Limousine auf. Agent John D. Ready springt ebenfalls aus dem Auto, aber sein Kollege Emory Roberts ruft ihn zurück.

Louis Steven Witt befindet sich mit einem offenen, schwarzen Schirm am Strassenrand, trotz des schönen und warmen Wetters. Witt lässt ihn geöffnet und bewegt ihn auf und ab, bis der tödliche Schuss fällt. Danach trifft er sich mit einem dunkelhäutigen Kollegen, der auf der anderen Strassenseite mit der Faust Zeichen gab. Die beiden sitzen kurz an den Strassenrand und sprechen in ein Walkie-talkie, wobei sie fotographiert werden, bevor sie sich vom Tatort entfernen.

Der Schütze auf dem Grashügel ist James E. Files, der 1994 im Gefängnis gesteht, dass er den tödlichen Schuss auf Kennedy abgegeben habe.
Files wurde 1942 als Sohn von Lesly Sutton und Vera Files und benutzt deshalb bis 1963 den Namen James E. Sutton. Mit 16 begann er seinen ersten Mord, um die Ermordung seiner Schwester zu rächen. 1959 ging Files zur 82nd Airborne der Armee und wurde am 10.7.59 nach Laos geschickt, wo er als Geheimdienstagent an der Operation WHITE STAR teilnahm. Da er zwei der eigenen Männer tötete, wurde er nach 14 Monaten Dienst entlassen und von David Atlee Phillips für die CIA rekrutiert. Anfang der 60er Jahre arbeitet Files als Fahrer und Bodyguard für Giancanas ‚hitman’ Charles Nicoletti und für das CIA-Projekt JM/WAVE in Miami. Zusammen mit Antonio Veciana, Gerry Patrick Hemming und Frank Sturgis trainierte er auf „No Name Key“ Exilkubaner für die Schweinebucht-Invasion. Andere Aktionen laufen mit Michael Townley, Frank Terpil, Ed Wilson und Orlando Bosch.
Johnny Roselli flog am Morgen des 22.11. mit einer von Robert „Tosh“ Plumlee geflogenen CIA-Maschine der Military Air Transport Service von Washington nach Dallas.
Jimmy Files fuhr ihn dann nach Ft. Worth zu einem Treffen mit Jack Ruby, der ihm eine Routenkarte der Präsidentenparade und Secret Service-Identitätskarten übergab. Offenbar wollte die CIA das Kennedy-Attentat oder zumindest die Beteiligung Rosellis abblasen, aber laut Files zieht Chuck Nicoletti den Plan durch und setzt ihn an die Stelle Rosellis. Files versteckt sein Gewehr angeblich in einem Aktenkoffer, ist alleine hinter dem Zaun und hat eine absichernde Funktion: er soll Kennedy erschiessen, falls die anderen Schüsse ihn noch nicht tödlich getroffen haben. Aber eigentlich soll Kennedy von hinten erschossen werden, damit die Indizien zu Oswalds Aufenthalt im TSBD passen. Der Augenzeuge Malcolm Summers identifiziert Files als den Mann, den er auf dem Grasshügel gesehen hat.
Laut Files stirbt Kennedy an den beiden fast simultanen Kopfschüssen von Nicoletti und ihm, wobei Nicoletti Kennedy von hinten aus dem zweiten Stock des Dal-Tex-Gebäudes getroffen habe, weshalb dessen Kopf sich kurz nach vorne bewegt. Sekundenbruchteile danach trifft Files, der auf Kennedys Auge zielt, die rechte vordere Schläfe, worauf der Kopf nach hinten schnellt. Files schiesst mit einer Remington XP-100 Fireball, die er von David Atlee Phillips bekommen hat. Phillips stellte Files auch Oswald vor und arrangierte ein Treffen der beiden im Motel in Mesquite vor dem Attentat.

Nach dem Schuss drückt Files die gebrauchte .222 Patronenhülse mit seinem Zahnabdruck in den Boden. 1987 findet John Rademacher die Patrone am Tatort, die der Anthropologe Gary Hughes mit neuester Technologie auf das Jahr 1963 datiert. Nach den Schüssen geht er angeblich mit dem Gewehr im Aktenkoffer zu Dal-Tex-Parkplatz und fährt mit Nicoletti und Roselli weg. Files erhält $30’000 in bar für seinen Einsatz, an dem laut Files Frank Sturgis, Aldo Vera Seraphine, Richard Cain, Phil Alderisio, Orlando Bosch, Pedro Diaz und James Braden dabei sind. Braden verschafft Nicoletti und Rosselli den Zugang ins Dal-Tex-Building.
Laut Granata, der für Nicoletti arbeitet, sind neben Roselli auch John Michael „Marshall“ Caifano und Jimmy Sutton (=James Files) am 22.11. in Dallas. Vermutlich sagt Files aus, er sei alleine hinter dem Zaun gewesen, um seinen Kollegen Caifano nicht in die Geschichte hineinzuziehen („Fat“ Leonard Caifano war bis zu seiner Ermordung 1951 einer der engsten Unterbosse von Giancana). Der gehörlose Ed Hoffman beobachtet den Schützen hinter dem Zaun, der das Gewehr nach dem Schuss einem Mann in Bahnarbeiterkleidung gibt, der er auseinander nimmt, in einem Aktenkoffer verstaut und damit Richtung Bahngelände verschwindet .
Laut William Blanton Acker befindet sich Gerry Hemmings Mitarbeiter Roy Hargraves ebenfalls auf dem Grashügel. Hargraves hat mehrere Gewehre mit Teleskop, Handgranaten und Dynamit in seinem Zimmer und ist im Besitz von Secret Service-Ausweispapiere. Zudem macht er Kennedy persönlich für den Tod einiger Freunde bei der Schweinebuchtoperation verantwortlich.

Nach der Ermordung von Chuck Nicoletti am 29.3.77 wird Files gekidnappt und in einem Lagerhaus gefoltert, damit er ein von Nicoletti kurz zuvor erhaltenes Pack mit Informationen über das JFK-Attentat (ein Tagebuch, eine Strassenkarte der Dealey Plaza und verschiedene Secret Service-Identitätskarten) herausgibt. Nachdem Files knapp überlebte, zerstörte er die Unterlagen über das JFK-Attentat, abgesehen von Nicolettis Tagebuch mit seinen Mordtaten.

Die CIA, für die Files von 1961 bis 1979 arbeitet, zerstört alle seine Geburts-, Schul- und Dienstdokumente. 1979 wird Files wegen Autodiebstahl verurteilt und 1988 wieder frei gelassen. Danach werden von der Domestic Operations Division der CIA mehrere Attentatsversuche gegen Files unternommen, weil er geheimes Material kopierte oder zuviel wusste über die Bush-Clinton-Drogenoperationen in Mena, weshalb er als Gefahr für die Nationale Sicherheit betrachtet wird. 1989 wird sein Auto von Detektiven durchlöchert, danach wird er auf dem Motorrad angefahren, und am 7.5.91 schiessen die Polizisten David Ostertag und Gary Bitler auf Files und seinen Partner David Morley. Da Morley zurückschiesst und Ostertag verletzt, werden sie wegen versuchtem Mord an zwei Polizisten in Illinois zu je 15 Jahren Haft verurteilt.
Joe West, der die Untersuchung über Files leitete, wird nach einer erfolgreichen Herzoperation mit falschen Medikamenten umgebracht. Wests Ermordung veranlassen Files zu seinem Geständnis. Danach laufen verschienene Desinformations- und Verleumdungskampagnen, um Files zu diskreditieren. Das Video von Robert G. Vernon mit Files Geständnis vom 22.3.94 wird verschiedentlich verändert, und Files Anwalt Julius Echeles, der für die Mafia arbeitet, setzt Gerüchte und Falschinformationen in Umlauf. Nach einer Intervention der CIA wird 1995 eine geplante Ausstrahlung der NBC von Files Geständnis verhindert.

Robert „Tosh“ Plumlee ist seit 1954 im Militärgeheimdienst der 4. Armee in Fort Bliss, Texas. 1962 und 1963 ist er Teil der ‚Covert Action Group’ der CIA als Undercoverpilot der TASK FORCE W. Section- C-7, die von der JM/WAVE-Station in Miami aus gegen Kuba operiert. Am 21.11.63 flogen Emanuel Rojas und Plumlee Johnny Roselli mit Kubanern und anderen Mafiosi nach Houston, von wo sie am nächsten Morgen nach Garland bei Dallas aufbrachen und dann zum Redbird Airport weiterflogen. Die detaillierten Instruktionen für die Gruppe gaben die CIA-Leute Robert Benete und Rex Beardsley. Plumlee und sein Freund Sergio verfolgen die Ermordung Kennedys und werden dann von der Südseite der Unterführung an den Flughafen zurückgefahren, wo sie um 2 Uhr starten. Am 25.11. finder ein post-mission debriefing statt, an dem Beardsley, Benete und Tracy Barnes anwesend sind und Sergio kritisiert wird, weil er Plumlee als Zuschauer mitgenommen hat. Ein Report des Treffens geht an die JM/WAVE-Zentrale in Miami.
In Reagan’s Krieg gegen die Drogen gehört Plumlee zur ‘America-Mexico Special Operations Group’ und sorgt für den Nachschub der Contras. Als Kontraktagent der Operation 40 arbeitet er unter anderem mit Tracy Barnes, Bill Harvey, Frank Bender und John Martino.

Der Schütze am vermuteten Platz von Oswald im TSBD ist laut Giancana Richard Cain.
5 Zeugen beobachten den Schützen mit einem hellen Leibchen, während Oswald ein braunes T-Shirt trägt. Angeblich befindet sich der ebenfalls bewaffnete Felix Anthony Alderisio alias Milwaukee Phil im Texas School Book Depository als Hintermann.
Laut Hemming sind auch E. Howard Hunt und David Lemar Christ im TSBD. Nach seiner Freilassung am 23.4.63 wurde Christ in das Office of Research and Development des Science and Technology Directorate der CIA transferiert, aber unter falscher Identität. Hunt und Christ unterbrechen den Strom im Gebäude, wodurch der Lift im sechsten Stock blockiert wird und sie vom fünften Stock durch den Liftschacht und durch einen verdeckten Hinterausgang zu den Geleisen fliehen können.

Christian David (WI/ROGUE) behauptet 1988, er habe von Guerini, dem Boss der Marseiller Mafia, den Kennedy-Kontrakt bekommen. Die Schützen seien von der Union Corse angeheuert worden: Lucien Sarti habe in einer Polizeiuniform hinter dem Zaun des Grashügels geschossen. Sauveur Pironti und Roger Bocognani hätten von einem nahegelegenen Gebäude, vermutlich vom Dach des Dallas County Records Building, geschossen. Oswald habe keine Rolle gepielt. Die drei Schützen seien von Chicago-Mobstern von der mexikanisch-texanischen Grenze nach Dallas gefahren worden, hätten nach den Attentat zuerst eine Woche an einem sicheren Platz gewartet, bevor sie ausser Landes geflogen wurden. David wird 1972 in Brasilien verhaftet und nach seiner Auslieferung wegen Heroinschmuggels zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1975 nach Frankreich abgeschoben.

Mitbeteiligt von der Korsenmafia könnte auch Michael Victor Mertz (QJ/WIN) sein. Er ist als Jean Soutre in die USA eingereist und wird nach der Identifikation am 24.11. durch den Immigration and Naturalization Service nach Mexiko abgeschoben. Am 23.11. fliegen laut FBI „John, Irma und Sara Mertz“ von Houston nach Mexico City. Das FBI untersucht den Fall Soutre nicht, da er in Beziehung zur CIA steht. Der echte Soutre befindet sich Europa und behauptet, von Mertz benutzt worden zu sein. Über den Texaner Thomas Eli Davis III hat Mertz auch Kontakt mit Jack Ruby. Davis und Ruby waren beide am Waffenschmuggel nach Kuba beteiligt. Zur Zeit der Kennedy-Ermordung ist Davis in Nordafrika, um Waffengeschäfte für die OAS zu tätigen, wobei er auch den Namen Oswald benutzt.
Davis wohnt in Beaumont zwischen Houston und Dallas, wo Rubys Freund Robert Ray McKeown Ende August 1963 vermutlich Oswald traf. Im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat wird Davis in Marokko verhaftet und dank den Anstrengungen von Mertz freigelassen.

Quellen: Marrs: 30,80,202-209,245,306f, Groden/Livingstone: 146c, Griffith (1996): 3, (1998): 3, (2000): 1ff, Anson: 26f,32f, Hamelin/Van Geirt, Weberman (10): 3,49ff,64-66, Gerlach: 2, Callahan: 59ff, 130, Davis (1988): 193,541, Giancana: 339, Dankbaar.

Zeugen

In den zwei Minuten nach dem letzten Schuss werden im 5. Stock die Kartonschachteln umgebaut. Polizist Marrion Baker trifft Lee Harvey Oswald eineinhalb Minuten nach der Schiesserei im 2. Stock des Schulbuchdepots beim Coca-Cola-Trinken an und entlässt ihn nach einem kurzen Verhör in Anwesenheit des Depotleiters Roy Truly. Während seiner gesamten Arbeitszeit war Oswald immer im ersten und zweiten Stock tätig. Laut Warren-Report verlässt Oswald das Gebäude eine Minute später durch den Haupteingang und fährt mit Bus und Taxi nach Hause.
Richard Carr sieht aber zwei Männer, von denen einer als Oswald identifiziert wird, durch einen Hinterausgang aus dem TSBD rennen, wo ein Nash-Rambler Stationswagen auf sie wartet, der auf der Houston Street nordwärts davonbraust. Carr sieht auch den untersetzten Mann, den er im Fenster des 5. Stocks des TSBD vor der Schiesserei gesehen hat, auf der Commerce Street ostwärts davoneilen, immer wieder zurückblickend. Carr wird später von FBI-Agenten befragt, die seine Aussagen aber ignonieren, da er den Mann im Fenster nicht als Oswald identifizierte. Die Agenten empfehlen ihm und seiner Frau, den Mund zu halten.
Nachdem Carr und seine Frau verhaftet werden und ihre Wohnung von 12 Beamten wegen „Diebesgut“ durchsucht wird, erhalten sie am Tag nach ihrer Freilasssung einen anonymen Telephonanruf, der sie auffordert, Texas zu verlassen. Obwohl sie nach Montana ziehen, entdeckt Carr eines Tages Dynamit in seinem Wagen, und einmal wird auf ihn geschossen. Nach seiner Aussage im Garrison-Prozess wird er von zwei Männern mit Messern von hinten angegriffen. Obwohl am Rücken und linken Arm schwer verwundet, gelingt es ihm, einen der Angreifer zu erschiessen. Es kommt zu keinem Gerichtsprozess deswegen. Der Zeuge James R. Worrell, der Carrs Aussage bestätigte, kommt am 9.11.66 bei einem Motorradunfall 23jährig ums Leben.

Deputy Sheriff Roger Dean Craig rennt zum Parkplatz hinter dem Zaun, wo eine 30jährige Frau mit ihrem Wagen davonfahren will, die er verhaftet und dem Kollegen C. L. Lewis übergibt. Dieser „verliert“ die Frau und ihr Auto.
Die Polizei gibt, vermutlich wegen dem gesperrten Funksystem, die blockierten Strassenkreuzungen wieder frei und der Verkehr rollt um 12.40 Uhr wieder über die Dealey Plaza. Nachdem Craig andere Personen befragt hat, bemerkt er einen weissen Mann, der vom Hügel Richtung TSBD rennt und in einen hellgrünen Rambler Stationswagen, der von einem Dunkelhäutigen gefahren wird, einsteigt. Wegen dem Verkehr schafft es Craig nicht, den Wagen zu stoppen. Craig erzählt dem „Secret Service“-Agenten, den er 1967 als Edgar Eugene Bradley identifiziert, seine Beobachtungen über die flüchtenden Personen in dem Rambler. Craig sieht den Ramblerfahrer nachher in Haft bei der Polizei von Dallas. Dieser wird angeblich wegen Übersetzungsproblemen, aber eigentlich auf Druck von Bernard Barker ohne Aufnahme von Daten entlassen. Barker ist ebenfalls als „Secret Service“-Agent auf der Dealey Plaza.

Helen Forrest unterstützt Craigs Aussage, und auch Marvin Robinson beobachtete den Rambler. Craig identifiziert den weissen Mann in Captain Will Fritz Büro als Oswald, der sagt, der Rambler gehöre Ruth Paine, die man nicht hineinziehen solle. Ruth oder Michael Paine besitzen jedoch nie einen Rambler, wie Oswald meint. Zumindest scheinen die Paines aber einen solchen Wagen öfters auszuleihen. Da Craig bei seiner Aussage bleibt, wird er am 4.7.67 von Sheriff Decker entlassen. Will Fritz bestreitet später, dass Craig am Interview präsent war, obwohl es Photos gibt, die seine Präsenz belegen. Craig behauptet später, dass die Warren-Kommission seine Aussagen verändert und dass man versucht habe, ihn umzubringen. Am 15.5.75 wird er 39jährig erschossen aufgefunden, was als Suizid verbucht wird. Einen Monat zuvor bestätigt Seymour Weitzman Craigs Zeugenaussage, der „Secret Service“-Agent beim Grashügel und im Polizeiquartier sei Bernard Barker gewesen.

Die Warren-Kommission glaubt dem Taxi-Fahrer William Whaley, der ohne Beweise behauptet, er habe Oswald in seinem Taxi nach Hause gefahren. Whaley stirbt 1965 in einem Autounfall.
Die Geschichte, dass Oswald den Bus, der im Stau stecken bleibt, und dann deshalb ein Taxi nimmt, lenkt von der Verschwörung ab. Der Rambler, der nach dem Attentat in Mexico auftaucht, wird 1989 mit einem Touristen-Sticker von 1964 wieder gefunden. Ein gleicher Wagen wurde auch in Miami beobachtet, und zwar bei einem Stützpunkt „Hernandos Hideaway“ der CIA, wo Ermordungspläne diskutiert wurden. Offenbar handelt es sich um denselben Wagen von George Gordon Wing, den sich Gerald Patrick Hemming angeblich von Howard K. Davis ausleiht, um mit Richard Whatley und Robert Willis nach Kalifornien zu fahren, von wo die beiden über Mexiko weiter nach Guatemala ausreisen wollen. Aufgrund von Waffenbesitz werden die beiden jedoch an der Grenze verhaftet.

Frank Sturgis soll über William Johnson versucht haben, den Piloten und Schmuggler James Wollweber zu engagieren, um jemanden aus Dallas nach den Bahamas auszufliegen. Gerry Patrick Hemming behauptet 1978, dass er sich nach dem Attentat mit James Jesus Angleton getroffen habe und dass Sturgis vom Records Building aus geschossen haben.
Am 23.11.63 interviewt FBI-Agent Robert James Dwyer seinen Informanten Sturgis, ohne dann einen formellen Bericht zu klassifizieren. Dwyer und Bernard Fensterwald kennen Hemming. Von Fensterwald und Richard Sprague kommt das Alibi, dass Sturgis und E. Howard Hunt am 22.11. an einem Treffen der Gruppe OPERATION 40 mit Richard Helms, Enrique Williams und Lyman Kirkpatrick in Washington sein sollen. 1978 dementiert die CIA diese Aussage, weil sie die Kooperation von Hunt und Sturgis vor 1971 belegen würde, was die beiden geleugnet haben. Fensterwald bezahlt Sturgis in Zusammenhang mit Watergate $100’000. Unmittelbar nach dem Attentat starten James Buchanan, Frank Sturgis und John Martino eine Kampagne, die Fidel Castro die Ermordung Kennedys in die Schuhe schiebt.

Polizist Tom Tilson, der frei genommen hat und von Jefferson Davis Tippit ersetzt wird, will seine Tochter von der Präsidentenparade abholen und hört im Auto von dem Attentat. Beim Triple Underpass angekommen, beobachtet er einen Mann, der von den Geleisen herunterkommt und in ein schwarzes Auto steigt, wobei er etwas auf den Hintersitz wirft. Da ihm das verdächtig vorkommt, verfolgt er den Wagen, bis er die Wagennummer entziffern kann, wobei er den Fahrer als Jack Ruby erkennt. Obwohl er diese Information sofort weitergibt, werden sie ignoriert.

Während dem Kreuzfeuer befand sich Ruby vor dem TSBD, eine Sonnenbrille tragend. Zur Redaktion des Dallas Morning News, wo Ruby sich laut der Warren-Kommission aufhält, sind es keine fünf Minuten zu Fuss. Redaktor Tony Zoppi macht der Polizei gegenüber allerdings widersprüchliche Aussagen zu Rubys Alibi. Vermutlich benutzt Ruby Zoppis Büro als Zentrale nach Las Vegas, wo er eine Woche zuvor bei Lewis McWillie und John Roselli war.
Ruby taucht um 13.30 Uhr, als der Tod von JFK öffentlich bekanntgegeben wird, im Parkland Hospital auf, wo er von Seth Kantor, Roy Stamps und Wilma Tice erkannt wird. Tice wird im Juli 1964 am Telephon bedroht, sie solle ihren Mund halten, und am nächsten Tag versucht jemand, bei ihr einzubrechen.

FBI-Agent Warren DeBrueys will sich unmittelbar nach dem Attentat gewaltsam Zugang in den Operationsraum verschaffen.
Um 13.00 Uhr stellen die 12 behandelnden Ärzte den Tod des Präsidenten fest und führen die erste Autopsie durch. Nach seiner Beschreibung des Journalisten Roy Stamps fehlte der Hinterkopf der Leiche, als der Wagen um 12.43 Uhr im Parkland ankam. Johnson und Jackie beschliessen, möglichst schnell mit der Leiche nach Washington zurückzukehren. Nach Gesetz müsste die Autopsie in Dallas durchgeführt werden, aber Dr. Earl Rose fügt sich dem Secret Service Agenten Roy H. Kellerman, um seine Karriere nicht zu gefährden. Ein Spitalangestellter findet im Korridor auf einer Bahre, auf der weder JFK noch Connally gelegen haben, eine intakte Kugel, die laut Warren-Bericht sowohl Kennedy als Connally verletzt haben soll und als magic bullet bezeichnet wird.

Um 14 Uhr kommt Ruby in seinen Club zurück und telephoniert längere Zeit. Um 16 Uhr erscheint er im Dallas Polizei-Hauptgebäude, wo er bis 19.30 Uhr gesehen wird. Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Wohnung von 21-22 Uhr geht er in die Synagoge und kehrt danach um 23 Uhr mit Sandwiches beladen ins Polizeigebäude zurück und macht sich während der Pressekonferenz bemerkbar. Er verlässt das Polizeiquartier gegen 2 Uhr, trifft seine Stripperin Kay Coleman mit dem Polizisten Harry Olson in der Stadt, holt seinen Wohnpartner George Senator in der Wohnung ab, um zu seinem Club zu gehen. Von dort fährt er mit seinem Angestellten Larry Crafard zu einem „Impeach Earl Warren“-Plakat ausserhalb der Stadt, das er fotographiert, wonach er nach Hause geht. Crafard flieht gleich danach aus Dallas.

Quellen: Groden/Livingstone: 62-70, 139, Bartholomew: 57, (1): 1, (2): 24, (4): 1, Weberman (17): 3-30,53, (19): 1ff, (25): 27, Griffith (1996b): 1, (1998): 9, (1999a), (2000): 5, (2000a): 3,5, Marrs: 325-329,362-365, Summers (1989): 51, Anson: 30ff,67,90-94,141,222,352, Callahan: 67,131, Davis (1988): 205,271,389f. Le Nouvel Observateur 27.2.1992: 78.

Verhaftungen

Als Landstreicher verkleidete Männer sammeln nach dem Attentat auf der Dealey Plaza die Patronenhülsen ein. Die ersten verhafteten „Tramps“ könnten Harold Doyle, John Forrester Gedney und Gus Abrams, vielleicht aber auch E. Howard Hunt, David L. Christ und John Bowen sein. Einer der Tramps benutzt den Namen Albert Alexander Osborne, den sowohl Oswald wie auch John Bowen, von dem Oswald bei seiner Verhaftung ein Bibliotheksausweis dabei hat, benutzen.

Diese Gruppe wird von der Polizei vier Tage lang festgehalten. Der Direktor der Antiterror-Sektion der Criminal Division des FBI, Oliver „Bucks“ Revell, der für etliche FBI-Einbrüche verantwortlich ist und eng mit dem Planungsdirektor Clair George von der CIA zusammenarbeitet, arrangiert die Geschichte mit den zwei Landstreichergruppen, indem er eine Falschstory in die Presse bringt.

Eine zweite Gruppe wird später verhaftet: Charles V. Harrelson und Charles Frederick Rogers gehen nach den Schüssen zu einem leeren gedeckten Güterzug hinter dem Grasgelände. Harrelson gibt unter Kokain stehend an, einer der Schützen Kennedys gewesen zu sein, als er im Mordfall John Wood befragt wird, bei dem auch Marcellos Bruder angeklagt wird. Harrelson wurde zweimal wegen Mord auf Bestellung verurteilt und weist eine lange Karriere in der Unterwelt von Dallas auf, die ihn direkt mit Jack Ruby und mit Carlos Marcello in Zusammenhang bringt. Bei seiner Verhaftung trägt Harrelson eine Geschäftskarte von Russell Douglas Matthews, einem Freund von Ruby, Lewis McWillie, Benny Binion und Santos Trafficante, auf sich. Harrelson gehört zur 300-Mann starken Gruppe „The Company“, die Drogen und Waffen schmuggelt und Killer und Freischärler bereitstellt.
Am 24.11. stellt der FBI Special Agent Norman W. Propst Nachforschungen über einen Piloten namens Chuck Rogers an. 1991 wird Charles Frederick Rogers, CIA-Pilot und Mitglied des Civil Air Patrol von Houston, als Tramp identifiziert. Rogers (alias Richard Montoya) war im Navy intelligence corps, er spricht Spanisch und Russisch und ist ein guter Schütze und kaltblütiger Killer. Sein Zwillingsbruder „Frenchie“ arbeitete im 2.Weltkrieg ebenfalls für den Marinegeheimdienst. Ihr Vater war Buchmacher von Carlos Marcello. Rogers ist der einzige Verdächtige beim Doppelmord seiner Eltern, den die Glieder abgetrennt wurden und im Kühlschrank verstaut wurden. Obwohl offiziell seit 1957 arbeitslos, besass Rogers 1958 und 1959 ein Flugzeug und bezahlte die Hangarkosten am Hull Airport.
Zusammen mit Harrelson und Rogers versteckt sich auch Chauncey Marvin Holt im Güterwagen. Holt arbeitete nach dem Krieg in Florida für Peter Licavoli, Mafiaboss von Detroit, für Meyer Lansky und für das International Rescue Committee. Diese CIA-Front war aktiv gegen Arbenz und Castro. Als Fälscher für die CIA-Front Los Angeles Stamp and Stationary Company produzierte Holt die Flugblätter und die Identitätskarten für Oswald auf seinen Namen und auf den Namen Hidell. Die Aufträge bekam Holt von David L. Palmer, einem Assistenten von Phillip A. Twombly. Dieser war früher Vizedirektor der Coca-Cola für die Karibik und arbeitet wie Donald Kendall von Pepsi Cola mit der CIA zusammen. Danach kam er nach Kalifornien und kaufte die Bank of Fullerton (später Interstate Bank), über die die CIA ihre Operationen finanziert. Die Dokumente gelangten über George Reynolds zu Oswald. Chauncey Holt war dabei, als Oswald seine Pro-Castro-Pamphlete verteilt und den inszenierten Streit mit Carlos Bringuier vom Zaun bricht. Ab dem 15.11. stellte das LASCO die Secret Service-Abzeichen (angeblich für Rolando Masferrer, Charles Harrelson, Chuck Rogers, Carlos Morales, Aldo Vera Seraphin, Orlando Bosch und ev. Hernandez Rolando Otero) her, die Holt und John J. Canty ins Cabana Motel in Dallas transportierten, wobei sie Charles Nicoletti und Leo Moceri von Licavolis Grace Ranch, dem meistbenutzten Mafiatreffpunkt, mitnahmen. Canty soll ein Comanche 250-Flugzeug mit Attentätern vom Redbird Airport, der der CIA-Front Southwest Aircraft Corp. gehört, ausfliegen. Morgan Brown, Eugene „Jim“ Brading und Dave Yaras übernehmen die Secret-Service-Ausweise, die Homer Echevarria an die Beteiligten verteilt. Holt ist mit einem Top-funkgerät ausgerüstet und hört den Polizeifunk auf Kanal 2 ab, ist aber nur sehr partiell auf der „need to know“-Basis über das Attentat informiert worden.
Die drei ‚Tramps’ warten im Wagon und hören per Funk mit, was abgeht. Fünf Minuten nach den Schüssen erscheinen zwischen 50 und 100 Polizisten auf dem Parkplatz hinter dem Grashügel und sperren das Gebiet ab. Der Zug wird bei der Wegfahrt von Kontrollturm gestoppt, weil Zugüberwacher Lee Bowers die Männer auf einem Wagen entdeckt hat und keine Fahrerlaubnis vorliegt. Bowers, der zwei Männer, Blitze und Rauch beim Zaun des Grashügels beobachtete, stirbt 41jährig bei einem ‚Selbstunfall’ mit seinem Wagen am 6.8.66, ausgelöst durch einen Schockzustand.

Rogers, Harrelson und Holt werden aus dem Güterwagen geholt und zum leitenden Polizisten D.V. Harkness gebracht, wobei sie fotographiert werden. Im Polizeihauptquartier übergibt sie Captain Fritz dem FBI-Verantwortlichen Gordon Shanklin. Sie werden nicht durchsucht (obwohl sie Waffen auf sich tragen), nicht in Handschellen gelegt, kaum bewacht und nach kurzer Zeit ohne Registrierung der Personalien und Fingerabdrücke frei gelassen. Die drei rufen im Cabana Motel an, worauf Morgan H. Brown sie zum Redbird Airport bringt, wo Canty seit eineinhalb Stunden auf sie wartet.

Im Dal-Tex-Gebäude werden zwei Verdächtige verhaftet: ein junger Mann mit schwarzer Lederjacke und schwarzen Handschuhen, bei dem es sich um Jimmy Frattiano oder David Sanches Morales handeln könnte. Morales war Botschaftsattaché in Kuba, bei der Schweinebuchtinvasion und bei den Ermordungen von vietnamesischen Zivilisten von William Colbys PHOENIX-Programm dabei. Er behauptet später selbst seine Teilnahme an der Ermordung. Der andere ist Eugene Hale Brading von der Smaldones-Familie in Denver, der angibt, ein Telephon gesucht zu haben. Er zeigt seinen Fahrausweis, der auf Jim Braden lautet und wird kurz darauf ohne Registration entlassen. Mindestens zwei der Dokumente über seine Verhaftung verschwinden. Brading, der als Kurier Marcellos bekannt ist, befand sich zuerst in der Nähe eines kleinen Turms im hügeligen Gelände der Dealey Plaza. Er wurde angeblich photographiert, als er sein Gewehr unter seinem Mantel verschwinden liess. Er trug einen grossen Lederhut, dessen Hutband ein auffallendes X-Muster hat, und ist im Besitz eines Geheimdienstausweises. Obwohl keine Secret Service-Agenten auf dem Platz stationiert waren, gaben sich mehrere Männer, darunter auch CIA-Agent James McCord, mit Ausweisen als solche aus.

Der Zeuge Malcolm Summers beschreibt einen Mann, der ein Gewehr unter dem Mantel trug und ihn stoppte, als er den Grassy Knoll hinaufrennen wollte. Er solle nicht da hinauf, sonst könne auf ihn geschossen werden. Auch andere Zeugen berichten von (bewaffneten) Secret Service-Agenten, die sie wegschickten: Constable Seymour Weitzman, Sam Holland, Charles Blankenship, die Polizisten Joe M. Smith und D. V. Harkness und Jean Hill, die von 2 Secret Service-Agenten ins Dallas County Records Building gebracht und verhört wird. Sie wird vor ihrer Zeugenaussage 1992 bedroht. Der Zeuge und US-Marhall Clint Peoples kommt nur Stunden vor seinem Treffen mit Ermittlern für Oliver Stone ums Leben, nachdem er ankündigte, er hätte wichtige Informationen.
In Ferris, südlich von Dallas, wird kurz darauf ein rasendes Auto auf dem Weg nach New Orleans von der Polizei gestoppt, wobei sich die Insassen als Secret Service-Agenten zu erkennen geben, worauf sie die Fahrt fortsetzen.

Mindestens 12 Personen werden verhaftet, ohne dass Berichte davon existieren.
Die seltsamste dieser Verhaftungen wird in der Dallas Times Herald erwähnt. Ein Polizist verhaftet einen Mann mit Hornbrille, nachdem Angestellte aus der 3. Etage des TSBD auf ihn gezeigt haben. Unter Protest wird der Mann abgeführt, während Leute aus der Menge Hassausdrücke und Rache schreien. Dieselbe Zeitung berichtet drei Wochen später, der unidentifizierte Verdächtige befinde sich immer noch im Gefängnis, aber nicht mehr im Zusammenhang mit der Ermordung Kennedys.

Neben „Jim Braden“ wird auch der andere Marcello-Mann Jack Lawrence verhaftet. Einen Monat vor dem Attentat bekam Lawrence mit gefälschten Referenzen von New Orleans einen Job als Autoverkäufer bei der Downtown Lincoln Mercury Company von William Faller in Dallas, wo Oswald seine Testfahrt absolviert haben soll. Lawrence ist ein enger Freund von Rubys Wohnungspartner Senator und oft in Rubys Carousel Club. Nachdem er am Morgen nicht zur Arbeit erschien, taucht er um 13 Uhr bleich, verschwitzt und mit verdreckten Kleidern im Geschäft, zwei Blocks von der Dealey Plaza entfernt, auf. Sein „für ein wichtiges Treffen“ geliehenes Geschäftsauto wird hinter dem Holzzaun beim Grashügel von Mitarbeitern gefunden. Lawrences Verhalten und Geschichten sind so unglaubwürdig, dass seine Kollegen die Polizei einschalten, die ihn am späten Nachmittag verhaftet.
Aber nächsten Morgen wird der Meisterschütze der Air Force aus der Haft entlassen, der danach nach South Charleston, West-Virginia, zügelt. Die Identität von Lawrence ist nicht eindeutig, er könnte sowohl Lawrence John Howard wie auch Lawrence Joseph LaBorde sein, die beide mit Hemming und für die CIA arbeiten.
Der Zeuge Albert Guy Bogard, der im selben Geschäft wie Lawrence arbeitet und bestreitet, dass Oswald der Testfahrer vom 9.11.63 war, wird am 11.1.64 spitalreif geschlagen und bringt sich angeblich im Februar 1966 in Louisiana selbst um.

Im allgemeinen Choas bekommen die Polizisten oft sehr widersprüchliche Anweisungen und Informationen, wobei wichtige Beweismittel verschwinden.Polizeichef Jessy Curry beschreibt einen FBI-Agenten, der eine Kugel in Anwesenheit von zwei Polizisten in seiner linken Hosentasche verschwinden lässt. Erst um 12.58 Uhr wird das TSBD-Gebäude auf Anordnung von Captain Will Fritz versiegelt, nachdem Presseleute während einer halben Stunde problemlos hineinkamen. Das getroffene „Stemmons Freeway“-Strassenschild wird noch am selben Tag demontiert und verschwindet. Connallys Kleider werden gereinigt. 1974 wird mit einem Metalldetektor eine weitere 6.5-Kugel im Gras, und 1975 eine 30.06 Hülse auf dem Dach des Dallas County Records Buildings gefunden, die jahrelang dort lag. Die 6.5-Kugeln können mit einer zusätzlichen Mantelhülle mit einem 30.06 Gewehr gebraucht werden, was Zielgenauigkeit und Kugelgeschwindigkeit erhöht.

Quellen: Callahan: 73,81, Oglesby: 17,48ff, Davis (1988): 191f,471,543, Griffith (1996): 2f,4, (1996b), Scott (1993): 143, Weberman (0): 3, (16): 42-50, (17): 30-47, (21): 75ff, (25): 21,27-28, (26): 11, Marrs: 75-78,316-324,332,337ff, CNPC: 29f, Groden/Livingstone: 132ff,146,180f, Leo, Gerlach: 2, Anson: 28,67,90-94,192f 329f, Dankbaar.
Tippit-Mord

Oswalds unspezifische Such-“Beschreibung“ kommt um 12.44 Uhr über den Polizeifunk. Woher die Daten der Beschreibung Oswalds kommen, und weshalb gerade er als Hauptverdächtiger gesucht wird, ist unklar, lässt aber auf einen gezielten Datenfluss schliessen. Lee Harvey Oswald ist unterdessen zu Hause, zieht eine andere Jacke an und steckt seine Pistole ein.

Polizeioffizier Jefferson Davis Tippit, der seinen Kollegen Tom G. Tilson ersetzt, wird angeblich über Polizeifunk nach Oak Cliff zu Oswalds Zimmer beordert. Allerdings werden die Polizeibänder später gefälscht. Ein Streifenwagen der Polizei von Dallas mit zwei uniformierten Beamten hält vor Oswalds Haus, hupt zweimal, fährt aber nach einer Minute wieder los. Oswald, seiner Vermieterin als O. H. Lee bekannt, verlässt das Haus kurz darauf.

Unter dem Vorwand legitimer Selbstverteidigung hätte Tippit Oswald bei der Verhaftung erschiessen sollen. Entweder durchschaut Oswald das Spiel unterdessen und entkommt, oder Tippit versagt. Wahrscheinlich muss Roscoe White, mit Operationsnamen MANDARIN, seinen Kollegen Tippit deshalb aus der Welt schaffen. Sowohl Tippit wie White kommen aus New Orleans, arbeiten beide erst seit kurzer Zeit bei der Polizei von Dallas und haben Mafiakontakte. Nach den Angaben des Sohnes Ricky White arbeitete seine Mutter bei Ruby.

Um 13.09 Uhr wird Tippit wird mit 4 Schüssen von zwei Männern niedergeschossen. Einer der beiden ist klein und untersetzt, und möglicherweise ist der Zeuge Domingo Benavides, der der Polizei über Funk eine Schiesserei meldet, der zweite Mann. Die Polizeifunkaufnahmen werden später vom FBI manipuliert. Benavides übergibt dem Polizisten J. M. Poe zwei Hülsen, die dann gegen solche passend zu Oswalds Revolver getauscht werden. Die drei Winchester-Western- und eine Remington-Peters-Kugeln, die Tippit niederstrecken, passen nicht zu Oswalds Revolver, der gar keine Hülsen rauswirft.
Ein Domingo Benavides erscheint auch im Zusammenhang mit der Erschiessung Martin Luther Kings. Im Februar 1964 wird Benavides Bruder Eddy, der ihm sehr ähnlich sieht, durch einen Kopfschuss ermordet.

Um Oswalds Schuld zu beweisen, wird eine Brieftasche mit Identitätskarten auf Oswald und Hidell am Ort platziert. Etwa ein Dutzend Zeugen des Tippit-Mordes werden von der Warren-Kommission nicht vernommen. Die Zeugin Acquilla Clemmons wird mit einer Waffe eingeschüchtert, damit sie schweigt.

Die zweimotorige Maschine von John J. Canty wurde beobachtet, wie sie am Ende des Feldes auf dem Redbird Airport immer wieder die Motoren startete. Um 14.00 Uhr steigen drei Männer in Anzügen ins Flugzeug, wobei zwei dann wieder aussteigen und die Maschine schliesslich wegfliegt. Die Konfusion scheint wegen dem fehlgeschlagenen Oswald-Mord ebtstanden zu sein, denn der R. L. Thornton Freeway, an dem Tippit ermordet wurde, führt zum Red Bird Airport.
Am Nachmittag beschlagnahmen FBI-Agenten dort ein Flugzeug und platzieren es unter scharfen Sicherheitsmassnahmen in einen geschlossenen Hangar. Arthur Collins, ein Freund des TSBD-Hausbesitzers David Harold Byrd, hat ein Hangar für seine Firma Collins Radio Company, die elektronische Geräte baut und eng mit der CIA zusammenarbeitet. Der Vizepräsident der Collins Radio Company, Admiral Henry C. Bruton, kennt George DeMohrenschildt sowie Lee und Marina Oswald persönlich. Carl Mather, Angestellter bei Collins und guter Freund von Tippit, sieht um 14.00 Uhr einen wartenden Mann in einem roten Plymouth beim Restaurant El Chico, der genau wie Oswald aussieht. Innerhalb eines Jahres nach dem Attentat lässt sich Kenneth Porter, der bei Collins Radio arbeitet, von seiner Frau scheiden, kündet seinen Job und heiratet Marina Oswald.

Eine Stunde nach dem Mord wird über Polizeifunk die Suche eines am Tatort zuletzt gesehenen 57er Chevrolet bekanntgegeben. Felipe Vidal Santiago, Mitglied der Alpha 66 und Bekannter von Walker, besitzt ein solches Auto, das auch auf einem der bei Oswald gefundenen Photos von Walkers Haus abgebildet ist. Das FBI macht später das Nummernschild auf dem Photo unkenntlich. Roy Hargraves arbeitet von November 1963 bis im März 1964 mit Vidal zusammen, um Waffen und Munition für die Exilkubaner zu schmuggeln. Als Hargraves von den US-Zollbehörden gefasst wird, geht Vidal illegal nach Kuba, wo er gefasst und im April 1964 exekutiert wird.

Laut Warren-Kommission alarmiert der Schuhverkäufer Johnny Brewer die Polizei, weil sich Oswald versteckte, als ein Streifenwagen mit Alarm vorbeifuhr. Um 13.45 Uhr wird Oswald im Kino Texas Theater, wohin er zu einem Treffen beordet wurde, von 15 speziell ausgesuchten Polizisten und FBI-Leuten verhaftet. Oswald, der angeblich auf den Polizisten McDonald zu schiessen versucht, soll offenbar erneut bei einem Fluchtversuch erschossen werden. Charles de Gaulle vertraut dem Historiker Jean Raymond Tournoux an:


„Die Polizei hat die Tat ausgeführt, oder sie hat den Befehl dazu gegeben. Auf jeden Fall ist sie mit im Spiel. Sie haben sich auf diesen Kommunisten gestürzt, der nicht daran beteiligt war, obwohl er mitgemacht hatte. Ein herrlicher Angeklagter. Ihr habt gesehen, wie sie ihn gefangennahmen. Sie wollten ihn auf der Stelle erschlagen, ohne dass die Justiz hätte einschreiten können.“

Nach Bernard J.Haire wird ein zweiter Mann im Kino verhaftet und durch die Hintertür abgeführt. Laut George J. Applin sitzt Jack Ruby ebenfalls im Kino und beobachtet die Verhaftung. Nach dem Mord an Tippit telephoniert Ruby zuerst Al Gruber, einem Freund des Hoffa-Vertrauten Frank Matula, damit ihm dieser einen Anwalt, vermutlich den Ex-Anwalt von Mickey Cohen, Melvin Belli, organisiert. Da Oswald weder durch Tippit noch bei der Verhaftung ermordet wurde, muss Ruby als Verantwortlicher dieses Teils der Verschwörung aktiv werden.
Bei der Verhaftung trägt Oswald laut FBI je ein Soldatenausweis, ein Marineausweis und eine FPCC-Mitgliedkarte auf den Namen Lee Harvey Oswald und auf Alek James Hidell, ein Ausweis des Verteidigungsministeriums und ein Ausweis der US-Steitkräfte in Japan auf seinen richtigen Namen, sein Photo in Marine-Uniform und eine Scharfschützenmedaille der Marine auf sich. Nach seiner Verhaftung versucht Oswald, einem Mr. Hurt in Raleigh, wahrscheinlich dem Militärgeheimdienstagenten John D. Hurt, zu telephonieren, was von zwei Sevcret Service-Agenten verhindert wird. Der stellvertretende Justizminister Nicholas Katzenbach, Vertreter der Alleintäterthese, bezeichnet diese Beweismittelsammlung als „zu schön, um wahr zu sein.“

Da Tippit versagt hat und Oswald nicht bei dessen Flucht vor einer Kontrolle erschossen hat, gerät der Evakuationsplan durcheinander. David Ferrie steht mit einer zweimotorigen Maschine zum Abflug auf einem kleinen Flugplatz zwischen Dallas und Fort Worth vergeblich bereit, um Leute auszufliegen. Abends um 18 Uhr fährt er dann mit Michael Paine und Alvin Rolan Beauboeuff nach Houston ins Alamotel, das Marcello gehört.
Beauboeuff ist ein Mitglied der Civil Air Patrol und kennt Guy Banister. Die drei checken sich am nächsten Morgen im Alamotel ein, von wo Ferrie mehrere Telephongespräche, unter anderem mit Gill und Marcello, führt. Ferrie soll von Houston aus zwei der Attentäter (einer ein Exilkubaner heisst mit Vornamen Carlos, vielleicht Hernandez Sanchez) nach Mexiko oder nach Südafrika fliegen, die keine Auslieferungsverträge mit den USA haben. Etwas ging jedoch schief, und die zwei tauchen nicht auf. Am Samstagabend trifft sich Ferrie mit Breck Wall, der zusammen mit seinem Partner Joe Peterson einen der Beteiligten (vielleicht Seymour) zum Driftwood Motel in Galveston brachte. Wall arbeitet als Unterhalter im Hotel Adolphus, das gegenüber Rubys Carousel Club liegt. Wall ruft um 23.47 Uhr an.

H. Lamar Hunt schickt seinen Assistenten John W. Curington, um die Sicherheitsvorkehrungen für Oswald abzuchecken, und zeigt sich erfreut, als er erfährt, dass diese lax sind. Nachdem er diese Nachricht erhalten, fliegt Hunt nach Washington D.C. Nach anderen Berichten wird Hunt, dessen Nummer in Rubys Adressbuch verzeichnet ist, eine Stunde nach dem Attentat vom FBI nach Mexico ausgeflogen, wo er einen Monat bleiben soll. Curington bestätigt Marina Oswalds Besuch in Hunts Privatbüro einige Wochen nach dem Attentat.

Jack Ruby versucht um 19.00 Uhr, mit einem Revolver in der Hosentasche, im Polizeihauptquartier an Oswald heranzukommen, was ihm aber nicht gelingt.Um 19.10 wird Oswald formell angeklagt wegen Mordes an Tippit, wobei Oswald jede Rolle in der Ermordung von Tippit oder von Kennedy bestreitet.

Quellen: Marrs: 153,274,342,359ff,478, Scott (1993): 95,121,260, Davis (1988): 193f,220,244-146, Weberman (17):1ff, (19): 66, Anson: 35ff,65f, 254ff, Groden/Livingstone: 119f,177f,199-210,276-279, Griffith (1996): 3f, (1998): 5, (2000): 1, (2000a): 1-9, Gerlach: 2-6, Torbitt: 45, Hochhuth: 21, Bartholomew (3): 5, Dankbaar.
Lyndon B. Johnson

Der Vizepräsident leistet den Eid auf die Präsidentschaft, was zu einer Verzögerung des Abfluges nach Washington führt. Das gesamte Kabinett Kennedys befindet sich ausserhalb Washingtons, die meisten an einer Tagung in Hawaï, was ein Kabinettsquorum verhindert.Obwohl Johnson von der Möglichkeit einer internationalen Konspiration spricht, unternimmt er nichts: die Staatsgrenzen bleiben offen und es gibt keine Alarmbereitschaft der Air Force, der Marine oder der Armee.
Gleichzeitig verhält sich Johnson aber planmässig und zukunftsorientiert, indem er beispielsweise mit der Anordnung zur Reparatur der Präsidentenlimousine Beweismittel des Attentats zerstören lässt.
Laut Johnsons Geliebter Madeleine Brown hat Johnson über das bevorstehende Attentat gewusst und ihr einmal gesagt, die Ölbarone und die CIA steckten hinter dem Mordanschlag. Brown hatte von Johnson einen Sohn, Steven, für den der Präsident Unterhaltszahlungen leistet. Brown kennt Jack Ruby gut, den sie häufig im Carousel besucht.

Am 21.11. nahm Brown an einem abendlichen Treffen zu Ehren von J. Edgar Hoover bei Clint Murchison teil. Zu den Gästen gehörten der Präsident der Chase Manhattan Bank John McCloy, Richard Nixon, George Brown von der Brown and Root Construction, der Direktor der Mercantile Bank R.L.Thornton oder der Bürgermeister von Dallas Earl Cabell. Johnson taucht am Ende der Party auf und verschwindet mit der Gruppe im Arbeitszimmer von Murchison.
Nach der Unterredung kommt Johnson mit hochrotem Gesicht heraus und flüstert zu seiner Geliebten:


„Nach dem morgigen Tag werden mich diese gottverdammten Kennedys nie mehr in Verlegenheit bringen – das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.“

Die Kugeln, die über seinen Kopf pfiffen, müssen Johnson bewusst gemacht haben, dass er mehr Handlanger als Machthaber sein wird.

Donald Reynolds sagt vor dem Senatsausschuss unter Eid über Schmiergeldzahlungen in der Höhe von $100’000 an Bobby Bakers Büro aus, die er als Gegenleistung für einen Versicherungsauftrag für ein Staatsprojekt bezahlte. Zudem berichtet er das wenige, was er von Ellen Rometsch, Bakers Quorum Club und den Sexparties von Senatoren und Lobbyisten weiss. Schliesslich erzählt er von Johnsons Erpressung, bei dessen TV-Station Werbeblöcke einzukaufen und von der geforderten Stereoanlage, um ihm eine Lebensversicherung verkaufen zu können. Reynolds wird um 14.30 Uhr in seiner Zeugenaussage unterbrochen, als eine Sekretärin mit der Attentatsmeldung in den Raum stürzt. Abe Fortas verteidigt Bobby Baker vor dem Hearing. Kaum zurück aus Dallas, telephoniert der neue Präsident Fortas, um zu erfahren, was Reynolds gesagt habe. Dank der gemeinsamen Anstrengung von Fortas und dem neuen Präsidenten können die Informationen an die Presse beschränkt und die Hearings gestoppt werden.

An der Wallstreet wird die Börse geschlossen, da der Dow Jones Index schon eine halbe Stunde nach der Ermordung Kennedys um über 21 Punkte gefallen ist, was einem Vermögenszerfall von $15 Mia. entspricht. Dies ist der grösste Crash seit 1929 und das erste Mal seit 1933, dass die Börse vorzeitig geschlossen werden muss. Bei der Wiedereröffnung 4 Tage später kommt es zu einer Rekordhausse im Gegenwert von $21 Mia.

Quellen: Marrs: 274,298, Griffith (1996): 1, Russel (2000), Davis (1988): 374,543, Hamelin/Van Geirt, Hersh: 440-446, Pepper: 134, 162.

Beweismittel

Nach der „Versiegelung“ des Texas School Book Depository konnten die Angestellten nicht mehr an die Arbeitsplätze zurück, weshalb erst gegen 14.30 Uhr klar wird, dass Lee Harvey Oswald nicht mehr zur Arbeit erschienen ist. Captain Will Fritz gibt den Befehl, Oswald zu suchen, da man im TSBD nicht weiss, dass er sich bereits in Polizeigewahrsam befindet. Von Polizist Jack Revill kommt die Mitarbeiterliste des TSBD, auf der Oswald mit seiner alten Adresse verzeichnet ist, die das TSBD nicht haben kann. Die Adresse kommt von Bell Aircraft. Revill ist der Leiter der Drogenabteilung und kennt Informant Ruby seit 1953. Die 112th Military Intelligence Group, die die Alpha 66 operationell unterstützt, hat eine Akte über „Harvey Lee Oswald“ mit derselben Adresse und dem Alias A. J. Hidell. Um 15.15 Uhr kontaktiert die 112th MIG das FBI und setzt Oswald mit Hidell gleich.

Revill, der James Hosty unmittelbar nach dem Attentat im TSBD traf, fand das Gewehr, mit dem Oswald auf Kennedy geschossen haben soll. Im ersten Radiobericht hiess es, die Polizei habe ein British .303-Gewehr gefunden. Kurz darauf gibt die Polizei bekannt, es handle sich um ein 7.65 Mauser-Gewehr mit einem für Linkshänder eingestellten 4/18 Zielfernrohr, gefunden um 13.22 Uhr hinter einigen Schachteln in der Nähe der Treppe.Fingerabdrücke auf dem Gewehr werden keine gesichert. Vom „snipers nest“ werden drei verschiedene Versionen für die Kameras aufgebaut. Obwohl das Gewehr hinter Schachteln versteckt wurde, blieben drei Patronenhülsen auf dem Boden liegen, um Oswald zu belasten. Von den drei Hülsen kommen aber nur zwei in Washington an, weil die dritte laut Fritz nicht zum Gewehr passt und er sie deshalb zurückhält. Das Gewehr wird am Nachmittag als ein 6.5 Mannlicher-Carcano identifiziert, eines der billigsten und ältesten erhältlichen Gewehre. Vermutlich wurde entweder das Gewehr getauscht oder es wurden zwei Gewehre gefunden und eines von der Polizei geheimgehalten – jedenfalls wird das Beweisstück nicht bewacht.
Die CIA spricht sogar noch von einem anderen italienischen Gewehrstyp, einem 7.35 Model 91, das verwendet worden sein soll. Oswalds Arbeitskollege Buell Wesley Frazier, der ein Verhältnis mit Marina hat, besitzt ein Gewehr dieses Typs. Beweise für den Typ, Kauf, Besitz, Transport und Verwendung des Gewehrs und der Munition fehlen oder sind widersprüchlich.
Oswald könnte das Gewehr in der Tat als A. Hidell per Post bestellt haben. Die Dallas Polizei findet unter Oswalds Effekten mindestens 5 Bestellungcoupons für Feuerwaffen sowie mehrere Magazine des American Rifleman, von dessen Februar- oder Juni-Ausgabe 1963 die Bestellung des Mannlicher-Carcano Gewehrs bei Klein’s Sporting Goods in Chicago stammte.
Den Smith & Wesson .38 Revolver soll er am 27.1.63 bei Seaport Traders in Los Angeles bestellt haben. Die „Beweise“ könnten aber ebensogut gelegt worden sein oder auf die Undercovertätigkeit Oswalds zurückzuführen sein. Jederman kann 1963 in Texas eine Waffe ohne Identifikation kaufen, da nur für interstaatliche Verkäufe eine solche verlangt wird. Oswald oder jemand als „Hidell“ arbeitete im Auftrag des Alcohol, Tobacco, and Firearms-Büros, das gleichzeitig mit einem Subkomitee von Senator Dodd den interstaatlichen Waffenhandel unter die Lupe nahm mit der Absicht, strengere Waffenerwerbsgesetze zu erwirken. Thomas Dodd untersuchte ebenfalls die Waffenkäufe per Post der American Nazi Party, was erklären würde, weshalb in Oswalds Adressbuch Namen und Adressen von führenden Neonazis notiert sind.
Oswald behauptet, dass er kein Gewehr mitgenommen habe, dass aber sein Vorgesetzter Roy S. Truly ein Jagdgewehr mitgebracht habe. Das Mannlicher-Carcano Gewehr, mit dem Oswald angeblich JFK erschossen haben soll, ist jedenfalls zu minderwertig für solch eine Aktion und das Zielfernrohr ist nicht ausgerichtet. Laut dem Parafintest kann Oswald an diesem Tag kein Gewehr bedient haben.

In Neuseeland erscheint bereits eine Sonderausgabe mit ausführlichen Informationen zur Person Oswalds, bevor die Polizei solche Informationen überhaupt sammeln und weitergeben konnte. Die Militärs stellen die Akte der Warren-Kommission trotz mehrfacher Aufforderung nicht zu, zerstören sie aber 1973 angeblich routinemässig.

Angeblich wird Oswalds Handflächenabdruck um Mitternacht an der Unterseite des Gewehrs gefunden, es gibt jedoch keine Aufzeichnung darüber. Am 25.11. nimmt ein Team von FBI-Spezialisten die Finderabdrücke von der Leiche Oswalds, dem in seiner kurzen Haftzeit bereits drei Mal die Fingerabdrücke genommen wurden. Am selben Nachmittag erwähnt Staatsanwalt Henry M. Wade erstmals die gefundenen Fingerabdrücke Oswalds auf dem Gewehr, die aber nie eindeutig geklärt werden. Offensichtlich hat das FBI eigene Berichte nochmals überarbeitet und korrigiert, diese aber als Originale mit denselben Daten und Identifikationsnummern abgelegt.

Noch keine zwei Stunden nach dem Attentat, als die Polizei in Dallas daran ist, die Identität von Oswald abzuklären, ruft J. Edgar Hoover Justizminister Robert Kennedy an und sagt, sie hätten den mutmasslichen Präsidentenmörder gefasst: ein prokommunistischer Ex-Marine, der in die UdSSR übergelaufen sei, ein niederträchtiger Verrückter aus dem extremistischen Castro-freundlichen Lager.
Richard Nixon ruft Hoover um 16 Uhr an, um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen. Da seine Angaben zu diesem Gespräch später uneinheitlich sind, ist anzunehmen, dass es um mehr als nur eine Anfrage geht. Knapp fünf Stunden nach dem Mord schreibt Hoover in seiner Aktennotiz, dass Oswald sehr wahrscheinlich der Präsidentenmörder sei und einer Castro-freundlichen Bande angehöre.

RFK sagt seine Sitzung für den Nachmittag, auf der er hoffte, den Sieg im Marcello-Prozess verkünden zu können, ab. Im Gefängnis wird Marcello vom FBI abgehört, als er zu einem Mithäftling sagt, er habe Kennedy ermorden lassen. Dank Geschworenenbestechung wird Marcello um 15.15 Uhr freigesprochen. In einem Gespräch mit seinem Pressesekretär Edwin Guthman spricht Bobby von seiner Erwartung, dass er und nicht sein Bruder ermordet würde.

Der Secret Service-Agent Robert I. Bouck demontiert das Aufnahmesystem, mit dem das Oval Office, der Cabinet Room und die Wohnung im 2. Stock abgehört werden können. Es existiert zudem ein zweites System, mit dem Telephongespräche des Büros und des Schlafzimmers aufgezeichnet werden können. Neben Bouck und dem Secret Service-Chef James J. Rowley kennen nur die Kennedys und Evelyn Lincoln diese Einrichtungen. Mindestens 200 Spulen sollen in den 16 Monaten aufgezeichnet worden sein, und einige der Bänder werden 1995 nach dem Tod der Sekretärin in ihrem Besitz gefunden.

RFK ruft Sicherheitsberater McGeorge Bundy an, damit dieser die Papiere des verstorbenen Präsidenten vor den Johnson-Leuten in Sicherheit bringt. Diese beinhalten beispielsweise, dass JFK ohne Wissen des Vizepräsidenten die Putsch von Diem vorantrieb oder betreffen den geheimen Kompromiss, den die Kennedy-Brüder während der Kuba-Krise mit Chruschtschow aushandelte.
Zudem gilt es, die Spuren zur Mafia, die finanzielle Korruption, die Gesundheitsprobleme und sexuellen Beziehungen des Präsidenten zu verwischen. Bobby veranlasst, dass die Dokumente und Bänder in die Suite 300 des Executive Office Building, dem sichersten Raum im Weissen Haus, untergebracht werden. Die Unterlagen werden von bewaffneten Beamten rund um die Uhr bewacht.

George E. Dalton ordnet und sortiert die Dokumente und entfernt alles, was die Kennedys in ein schlechtes Licht rücken könnte. An einem Samstagmorgen Anfangs 1964 betreten Bobby und Jackie als einzige ausser Dalton diesen Raum. Das Besucherbuch, in dem Jacks Liebhaberinnen im Weissen Haus verzeichnet sind, und Nacktfotos von ihnen, manchmal mit dem Präsidenten darauf, werden von Dalton zerstört. Bänder mit Gesprächen mit Marilyn Monroe, offenbar auch sexueller Natur, und mit Judy Campbell, angeblich auch mit Besprechungen über Geldzahlungen und Staatsaufträge, werden gelöscht, wobei die Transskripte angeblich in Teddy Kennedys Safe verschwinden.

Robert Kennedy hat grösstes Interesse, eine Untersuchung zu verhindern, die die Hintergründe des Attentats aufdeckt.
Dreizehn Jahre später übergibt die Familie Kennedy die gesäuberten und für Historiker nun unbrauchbaren Papiere der Bundesregierung, die sie der Kennedy Library weiterleitet. Aber Bobby beauftragt einen seiner Vertrauten der Anti-Hoffa-Gruppe, Julius Draznin, herauszufinden, ob Giancana hinter dem Anschlag steht, wie RFK vermutet. Draznin wird ohne Erfolg über ein Jahr lang versuchen, Verbindungen von Oswald, Ruby und Giancana zu finden, wobei er über Ruby ein enormes Dossier zusammenstellt.

Der Secret Service transportiert die Leiche unter Anleitung von Kenneth O’Donnell nach Washington, wo eigentlich das Walter Reed Army Hospital für die Autopsie vorgesehen wäre. Während des Transports wird die Leiche aus dem Sarg geholt, von den Kugeln gesäubert, das Hirn entfernt und in einen Leichensack gesteckt. Zwei Autos starten vom Flughafen: Ein schwarzer Leichenwagen um 18.30 Uhr mit der manipulierten Leiche und das Ambulanzfahrzeug mit Jackie und dem leeren Sarg um 19.15 Uhr.
Als der zweite Wagen im Bethesda Naval Hospital ankommt, sind die Röntgenaufnahmen der Leiche bereits gemacht. Dann erfolgt eine zweite und revidierte, von den Offizieren beeinflusste Autopsie. Die beiden FBI-Agenten James W. Sibert und Francis X. O’Neill, die den offiziellen Report schreiben, werden vom Secret Service erst um 20.00 Uhr in den Autopsieraum gelassen, als die Autopsie bereits in vollem Gange ist. Sie notieren, dass bereits eine Kopfoperation stattgefunden hat.
Dr. James Humes verbrennt seinen Autopsiebericht und schreibt ihn neu, so dass die Halseintrittswunde, die durch Tracheotomie erweitert wurde, als Austrittsort der im Rücken eintretenden Kugel interpretiert werden kann. Secret Service-Agent Elmer Moore hat die Aufgabe, die Ärzte von Dallas auf die offizielle Autopsieversion einzuschwören, Mindestens 33 Leute sind im Autopsiesaal, die alle die Schweigepflicht unterschreiben.

Die viel später veröffentlichten Autopsiefotos und Röntgenbilder werden gefälscht, offenbar unter Anleitung des CIA-Agenten Regis Blahut. Vor allem die Bilder des Rückens werden gefälscht, um zu vertuschen, dass es zwei Kopfschüsse gab, einer von hinten und der zweite, tödliche von vorne, der die rechte Seite zerstörte. Die Warren-Kommission bekommt die Autopsiefotos und Röntgenbilder nie zu sehen, und vieles davon fehlt heute im Nationalarchiv.

Quellen: Weberman (16): 96, (22): 1, Marrs: 309,436-450, Scott (1993): 136,249f,257,321, Brussell (1983): 16, Anson: 55,75-78f, 94-101,181f,348f, Callahan: 33f, 131-137, Summers (1993): 314f, Davis (1988): 194,246f,279,390ff, Collier/Horowitz: 395f, Hersh: 2-11,451-455, Groden/Livingstone: 447-465, Griffith (1999): 1-6, (1998): 6-8, (2000): 3-5, DiEugenio (1997): 1, Leo, Afterbach 6, Müllner.

Kommunistenverschwörung oder Einzeltäter?

Sheriff Bill Decker, der sich nachweislich von der Mafia schmieren liess, ruft Captain Will Fritz um 15.00 Uhr zu einer privaten Unterredung, worauf dieser von den 36 Stunden dauernden Verhören mit Oswald keine Protokolle macht.
Um sein Leben und das seiner Familie zu schützen, verheimlicht Fritz die Aufnahmen davon. Zusammen mit den FBI-Agenten James Hosty und James Bookhout unternimmt Fritz die erste Befragung Oswalds, der arrogant und aggressiv ist. Hosty verlangte, Oswald nach dessen Verhaftung persönlich zu befragen. Laut Fritz wurde Oswald jedoch wütend, als Hosty auftauchte und ihn befragen wollte, weil „Hosty mit Marinas Deportation gedroht hatte“.
Um 16.00 Uhr muss sich Oswald das erste von drei Malen zur Identifikation vor Zeugen aufstellen, wonach eine zweite Befragung erfolgt. Oswald, der während dem Verhör keinen Rechtsbeistand erhält, bestreitet, ein Gewehr zu besitzen, je in Mexico gewesen zu sein, den Namen Hidell gebraucht zu haben oder jemanden erschossen zu haben. Nitrattests zeigen, dass Oswald an diesem Tag kein Gewehr bedient hat.

Von der Defense Intelligence Agency kommt über McGeorge Bundy bereits die Information, dass ein Einzeltäter JFK umgebracht habe. Bundy hilft bei der Vertuschung der Hintergründe des Attentats mit.
J. Edgar Hoover gibt ein internes Memorandum heraus, dass „der extreme Linksradikale Oswald“ Kennedy erschossen habe. Hoover ruft Billy Byars an, der ihm jugendliche Strichjungen im Del Charro organisiert. Das Hotel gehört Clint Murchison, und zum „Del Charro Set“ gehören Ölmillionäre, politisch Aktive wie Richard Nixon, die Senatoren Joe McCarthy, John Connally, George Smathers und die Lobbyisten Robert Thompson, Lewis S. Rosenstiel und Arthur Samish, und Topgangster wie Johnny Drew, Joe Bonanno oder Carlos Marcello. 20% der Ölproduktion Murchison gehört Gerardo Catena, der zur Genovese-Familie gehört, und Murchisons Bankgeschäfte sind über Herman K. Beebe mit denen von Carlos Marcello verknüpft. Murchison ist über die Dallas Cowboys mit Rubys Freund Joe Campisi verbunden, und Jack Ruby kennt sowohl Byars wie auch Murchison persönlich.
Billy Byars Jr. fragt Hoover ein Jahr später, ob er denke, dass Oswald der Täter gewesen sei. Hoover meint, dass es sehr gefährlich wäre für das Land, wenn er erzählen würde, was er wisse. Das ganze politische System könnte auseinanderbrechen.

Hoover bestimmt Alan Belmont und William Branigan von der Gegenspionage-Abteilung zu den Verantwortlichen des Dossiers über das Attentat. Dasselbe Team war verantwortlich für die Untersuchung und Anklage von Ethel Rosenberg mithilfe gefälschter Beweise, um ihren Mann Julius zu kriegen.
Eigentlich müsste der Fall von der Kriminalabteilung bearbeitet werden, aber Oswalds Verhältnis zu FBI-Informant Guy Banister und FBI-Agent James Hosty zwingen Hoover, Oswalds Fall auf der politischen Ebene anzusiedeln. Damit kann er alle Verbindungen des FBI zu Oswald und dann auch zu Ruby zu verwischen. William Sullivan, Chef der Gegenspionage Ausland, gibt den Befehl, die Verhöre mit Oswald und die Kooperation mit anderen Polizeistellen zu stoppen.
CIA-Agent George Bush kontaktiert das FBI und erzählt, James Parrott habe gedroht, dass JFK in Houston ermordet werde. Parrott ist ein rechter Aktivist, der Bushs Führung innerhalb der Republikaner in Houston konkurrenziert und sagte, er würde Kennedy umbringen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.

Johnsons Assistent Cliff Carter telefoniert Staatsanwalt Henry M. Wade drei Mal, weil der neue Präsident Johnson verhindern will, dass eine Verschwörungstheorie mit den Russen oder Kubanern entsteht.
Wade veranlasst daraufhin Captain Fritz, dass solche Spuren in der Untersuchung nicht zu verfolgen. Damit wird die von der CIA vorbereitete Beweisführung unterbunden, deren Dokumente und Spuren alle so angelegt sind, dass Oswald in Verbindung mit Kommunisten erscheint. Im 2.Weltkrieg war Wade FBI-Agent in Kolumbien und im Hafen New Yorks, wo die Kollaboration von US Navy mit der Mafia zustande kam.
Wade beruft kurz vor Mitternacht eine Pressekonferenz ein, um Lee Harvey Oswald vorzuführen und um der Welt klarzumachen, dass die Polizei von Dallas für die Aufklärung des Falles verantwortlich ist.
Er behauptet fälschlicherweise, Oswald sei formell des Mordes am Präsidenten angeklagt.
Mit der Alleintätertheorie der Ermordungen von Kennedey und Tippit nimmt er die Befunde der Warren-Kommission vorweg. Oswald bemerkt an der Konferenz, er sei als Sündenbock verhaftet worden. Der anwesende Jack Ruby korrigiert die Aussage Wades, dass Oswald Mitglied der „Bewegung Freies Kuba“ sei, indem er das „Fair Play for Cuba Committee“ nennt. Die Information, dass Oswald der FPCC-Organisator sei, kam sofort nach Bekanntmachung von Oswalds Namen von der DRE um Carlos Bringuier. Ruby, der sich als Übersetzer für die israelische Presse ausgibt, steht bei der Pressekonferenz, an der Oswald nur sehr kurz gezeigt wird, auf einem Tisch.

Nachdem zuerst Marcellos Anwalt Clem Sehrt angefragt wird, engagiert Harold McDermitt Giancanas Anwaltsfirma McCoy, Ming and Leighton, um Oswald zu vertreten. Dieser möchte John Abt als seinen Anwalt. In der selben Nacht um 01.35 Uhr wird Oswald formell angeklagt, den Präsidenten umgebracht zu haben. Oswald weigert sich, zu sagen, weshalb er eine Selective Service Card auf den Namen Alek J. Hidell auf sich trägt. Er behauptet am nächsten Morgen, die Photos auf dem Hinterhof mit dem Gewehr und den trotzkistischen Magazinen seien gefälscht.

Nachdem Lyndon Johnson selbst Fritz angerufen hat, resigniert das Polizeidepartement von Dallas und übergibt dem FBI die Beweismittel, die FBI-Agent Warren DeBrueys nach Washington abtransportiert. Hoover beauftragt ihn mit der Koordination der Datensammlung für die Warren-Kommission.
Johnson stellt sich am Samstagmorgen definitiv gegen die Kommunistenverschwörungstheorie, weil „ein Krieg, der 40 Millionen Menschenleben kosten kann“ die Folge wäre, wenn die sich Gerüchte über ein Oswald-KGB-Castro-Komplott verbreiteten.
Johnson weist Hoover, den er im Amt bestätigt, an, den Gerüchten ein Ende zu setzen. Hoover befiehlt dem veranwortlichen FBI-Beamten James Hosty, die Verhöre mit Oswald zu stoppen und der Polizei von Dallas keine Informationen über Oswalds Spuren nach Mexiko zu liefern. Aber diese veröffentlicht trotzdem Vermutungen über eine kommunistische Verschwörung, unterstützt von den Militärgeheimdienstkreisen.

Mitgearbeitet an dieser Verschwörungstheorie haben die Polizisten F. P. Turner und B. L. Senkel, die an allen wichtigen Szenen des Attentats, oft in Begleitung des Secret Service, dabei waren, Bezirksanwalt Bill Alexander, der stellvertretende Polizeichef und Mitglied der Army Intelligence Reserve George Lumpkin, die Armeegeheimdienstagenten George Whitmeyer, Edward Coyle und James Powell, ATF-Agent Frank Ellsworth, FBI-Agent James Hosty, Forrest V. Sorrels vom Secret Service in Dallas und Jack Revill vom Polizeigeheimdienst. Leutnant Revill und sein Vorgesetzter W. P. Gannaway betreuen die „Spionage- und Subversiven“-Abteilung, welche auch die Untersuchungen der American Society for Industrial Security leitet, an denen Oswald mitgearbeitet haben könnte. Detektiv John Adamcik und Captain Gannaway der Dallas Police sind ebenfalls Mitglieder der Reserve des Armeegeheimdienstes.

Die Spur der vielen Geheimdienstagenten führt zu General William D. Rosson, Chef des U.S.Strike Command in Florida, die im Zusammenhang mit der Libanon-Krise 1958 geschaffene Schnelleinsatztruppe USSTRICOM, die für einen Vergeltungsschlag gegen Kuba vorbereitet ist. Sobald die Fäden der kubanischen Kommunistenverschwörung von Oswald zusammenlaufen, besteht eine Legitimation zur Invasion der Insel.

Die kubanische Botschaftsangestellte Silvia Tirado de Duran wird am 23.11.63 von der mexikanische Geheimpolizei DFS im Auftrag der CIA verhaftet. Die Agenten versuchen ihr das Geständnis abzuringen, dass sie die Kontaktperson in einer internationalen kommunistischen Verschwörung sei, da Duráns Name und Telefonnummer sich im gefälschten Adressbuch Oswalds finden. Eine zweite Verhaftung erfolgt vier Tage später, um zu verhindern, dass sie über die erste Verhaftung berichten und nach Kuba zurückkehren könnte. Die CIA verlangt von den mexikanischen Behörden, die Verantwortung für die Verhaftungen zu übernehmen. Die Dirección Federal de Seguridad liefert überdies gefälschte Dokumente über Oswalds Präsenz in Mexico.

Eine weitere Spur einer Kommunistenverschwörung kommt vom nicaraguanischen Geheimdienstagenten Gilberto Alvarado, der dem CIA-Agenten David Phillips angeblich berichtet, dass er am 18.9.63 sah, wie ein Schwarzer mit roten Haaren „Oswald“ auf dem kubanischen Konsulat in Mexiko angeheuert und ihm $6500 bezahlt habe. Diese Story von Somozas Agent Alvarado („D“ im Warren-Bericht) führt zu einem Konflikt zwischen der CIA, die die Geschichte propagiert, und dem FBI, das sie ablehnt.
Eine fast gleiche Geschichte verbreitet Fernando Penabaz, ein Freund von Carlos Bringuier, auf Initiative von Miguel de Leon und Sixto Mesa, die beide mit Artime befreundet sind. Vermutlich steht dessen Freund E. Howard Hunt hinter dieser Story, Oswald habe den kubanischen Geheimdienst in Nicaragua kontaktiert. Auch John Martino, Nathaniel Weyl und William F. Buckley verbreiten in mehreren Versionen, dass Castro Oswald bezahlt habe, um Kennedy umzubringen.

FBI-Agent Bardwell D. Odum zeigt Oswalds Mutter Marguerite ein Photo von Ruby und fragt sie, ob sie diesen Mann schon einmal gesehen hätte, was sie verneint.
Die FBI-Agenten Odum, Kenneth Howe, Warren C. DeBrueys und James P. Hosty sind für die Befragungen der Paines verantwortlich. Laut CRC-Mitglied und FBI-Informant Orestes Pena, der am selben Tag wie Oswald ein Visum für Mexico beantragte, stand FBI-Agent Warren DeBrueys im Sommer 1963 in Kontakt mit Oswald. Pena sowie der als russischer Name getarnte „Warrin DeBryuelu“ finden sich in Oswalds Adressbuch. Pena versucht der Warren-Kommission durch die Blume zu sagen, dass Carlos Bringuier in das Komplott verwickelt sei. DeBrueys droht Pena zehn Tage vor seinem Erscheinen vor der Warren-Kommission, er würde ihn umbringen, falls er aussage, dass er ihn mit Oswald zusammen gesehen habe. Auch Orlando Piedra, Chef der Untersuchungsabteilung der kubanischen Polizei unter Batista und Freund von Bringuier und Enrique Fernandez Parajon, dem ehemaligen Chef von Batistas Geheimpolizei, stehen in Oswalds Adressbuch. Piedra gehört zur Junta of National Liberation, die von William Harveys Abteilung unterstützt wurde.

In ihren Aussagen widersprechen sich Ruth und Michael Paine, die von James Hosty 15 Mal interviewt werden, in grundsätzlichen Punkten.
Obwohl Oswalds Eigentum schon am Vortag durchsucht worden war, „finden“ die Polizisten bei der zweiten Durchsuchung von Paines Garage die zwei Photos, die ihn mit Gewehr und kommunistischer Literatur im Hinterhof zeigen. Allerdings werden die Photos, die Oswald als Fälschungen bezeichnet, schon 12 Stunden vor der angeblichen Entdeckung in Photolaboatorien gesehen. Ein drittes Photo wird von Marguerite und Marina Oswald zerstört. Ein viertes wird 1976 im Besitz der Wittwe des Polizisten Roscoe White entdeckt, der laut seinem Sohn einer der Schützen war. Laut seinem Notizbuch soll White 28 Zeugen ermordet haben. White verbrennt 1971, weil jemand Benzin unter seine Schweissanlage geleert hat, nachdem er offenbar einen weiteren Auftragsmord abgelehnt hat. Die Photos werden vom House Committee klar als Fälschungen enttarnt.

Assistant District Attorney Bill Alexander, der bei der Verhaftung Oswalds präsent war, will Oswald mithilfe von Marinas Aussagen wegen Ermordung des Präsidenten als Teil einer internationalen kommunistischen Verschwörung anklagen. Marina Oswald, die mit dem USIA-Agenten John Jacobs und dessen Frau Katia befreundet ist, kann als Ausländerin jederzeit ausgewiesen werden und ist folglich erpressbar.
Sie ändert aufgrund von Deportationsdrohungen mehrmals ihre Aussagen, die zudem von Ilya Mamantov, Peter Gregory und Leon Gopadze tendenziös übersetzt werden. Mamantov, der George Bush sehr gut kennt, wurde vom stellvertretenden Polizeichef von Dallas, George Lumpkin, und AI-Mitglied Jack Alston Crichton aufgeboten. Peter Gregory kennt Marina und Oswalds Mutter bereits, unterstützte die Familie Oswald und steht in Kontakt mit Secret Service-Agent Mike Howard. Die beiden Freunde Gregory und Mamantov haben CIA-Kontakte, und Leon Gopadze ist vom Secret Service.

Secret Service-Agent Mike Howard und sein Kollege Charles Kunkel, den Ruby kennt, verstecken Marina und Marguerite Oswald am 24.11. vor den Behörden, und zwar bevor Oswald erschossen wird, im Inn of the Six Flags-Motel in Arlington, das eine Art Operationsbasis des Secret Service von Dallas ist. Das Motel, in dem Rubys Freundin Beverly Oliver arbeitet, gehört der Immobilienfirma Great Southwest Corporation von Bedford Wynne, Murchison und den Rockefellers. Wynne ist der Schmiergeldkanal der Ölfirmen an Bobby Baker und die Demokraten.

Motel-Direktor James Herbert Martin, der Jack Ruby kennt, wird Marinas Manager und Liebhaber, und verkauft die gefälschten Hinterhofphotos von Oswald. Zudem ist Martin verwandt mit Al Cervantes, dem Bürgermeister von St-Louis und Freund von Frank Costello. William McKenzie, ein weiterer Bekannter von Ruby, wird Marinas Rechtsanwalt. Morris Jaffe vom Anwaltsbüro „Wynne, Jaffe, and Tinsley“ ist der Anwalt von Marinas Freund und Beschützer George DeMohrenschildt.

Die GSC ist lange Zeit in den Schlagzeilen wegen Veruntreuung von Pensionskassengeldern und kriminellem Bankrott mit Beteiligung von Mafiakreisen. Toddie Lee Wynne hat als Anwalt von Clint Murchison Sr. in den 30ern begonnen und die Familie blieb mit den Murchisons assoziiert. Obwohl Bedford Wynne der Demokratischen Partei im Januar 1963 $500’000 spendete, worauf Murchisons Sohn John in einem Gespräch mit JFK die Fortführung der Ölförderrechte gewährt werden, kann Wynne den aufkommenden Skandal um Bobby Baker, in dem er mit Schmiergeldzahlungen über Robert Thompson und Thomas Webb beteiligt ist, nicht verhindern. Baker war während 8 Jahren Johnsons Sekretär und neben Jack Halfen seine Verbindung zur Mafia von Louisiana, Las Vegas, Chicago und der Karibik. Weder das FBI und noch die Warren-Kommission untersuchen diese Zusammenhänge.

INCA-Gründer Edward Butler, einer der Radiodebattengegner Oswalds, schaltet Thomas Dodd, Chef des Senate Internal Security Subcommittee, ein, um die Kommunistentheorie zu aktivieren. Erst daraufhin kommt es am 25.11. zum Atomalarm der USA und der UdSSR.

Quellen: Marrs: 93ff,277,436-454,491, Scott (1993): 121,243,283, Summers (1993): 245f,273-277,329f, 377f, Groden/Livingstone: 15ff,119ff,160f,199ff,166-186,305f, Weberman (17): 1ff, (22): 23, (24): 7-11,14, (27): 71, Davis (1988): 183,188-190,195-198,206,220f,246f,273f, Torbitt: 22,26f, 30, Griffith (1996): 3f, (1998): 1-5, Anson: 37f,59f,250ff,349f, Bartholomew: 51-61, Tarpley/Chaitkin: 95,117-129, Callahan: 14-19,25,127ff, Hamelin/Van Geirt.
24.11.63 Ermordung Oswalds

Am Sonntagmorgen um 2.30 Uhr und um 3.00 Uhr erhalten das Büro des Kreissheriffs und die dortige FBI-Aussenstelle zwei anonyme Warnungen, dass Lee Harvey Oswald bei der Verlegung ermordet werden solle. Polizist Billy R. Grammer erinnert sich nach der Ermordung Oswalds, dass es Rubys Stimme am Telephon gewesen ist. Grammer schreibt einen Rapport, worauf die Polizei einen neuen Plan ausarbeitet: ein gepanzertes Fahrzeug soll als Attrappe benutzt werden, während Oswald in einem unauffälligen Wagen weggeführt wird. Schon am Vortag erschien Jack Ruby mehrmals im Polizeigebäude, und um 8 Uhr taucht er bereits wieder auf. Eigentlich sollte Oswald schon um 10.30 Uhr verlegt werden, aber Captain Will Fritz gibt den Verlegungsbefehl erst nach den Verhandlungen mit FBI- und Secret Service-Verantwortlichen. Ruby weiss dank dem stellvertretenden Polizeichef Charles Batchelor und dem Polizisten W. J. „Blackie“ Harrison von den Details der Verlegung, und sein Freund Sergeant Patrick T. Dean ist für die Sicherheit bei der Verlegung zuständig. Dieser ordnet die Detektive aufgrund der Morddrohung vor allem für die Sicherung des Verkehrs und der Strassenroute ab, so dass im Polizeihauptquartier nur wenige Beamte bleiben. Dean ist auch mit Joseph Civello, der zusammen mit Campisi Marcellos Interessen in Dallas vertritt, befreundet. Eine Absprache könnte die Polizeihupe eines grünen Wagens in der Polizeigarage sein.

Rubys Wohnkollege George Senator sitzt im Eatwell Café in der Nähe der Polizeistation, von wo er den Anwalt Jim Martin vor der Tat anruft, ob er Ruby wegen Mordes an Oswald vertreten könne. Nachdem Ruby um 11.17 Uhr auf dem Telegraphenamt eine Zahlung getätigt hat, geht er die 200 Schritte bis zum Eingang des Polizeigebäudes zu Fuss, wo ihm vermutlich Sheriff Roy Vaughn Zugang verschafft, und schiesst im Untergeschoss um 11.21 Uhr auf Oswald.Statt den Verletzten mit dem bereitstehenden Wagen ins Spital zu fahren, bringen ihn die Polizisten ins Gefängnis zurück und warten auf eine Ambulanz, wobei sie ihn mit einer Herzmassage noch stärker verletzen. Ruby ist völlig ausser sich und beruhigt sich erst, als er erfährt, dass Oswald tot ist. Auf dem Weg zum Verhör murmelt Ruby: „Ich hoffe, ich habe den Hurensohn getötet. Das wird euch Burschen viel Mühe ersparen.„

Ruby gibt als Tatmotiv patriotische Gründe und Mitleid mit Jackie Kennedy an und möchte Fred Bruner, Tom Howard und Jim Martin als seine Verteidigungsanwälte. Melvin Belli und Joe Tonahill, die Rubys Stripperin und Cohens Liebhaberin Candy Barr 1957 bereits wegen Drogenbesitz verteidigten, vertreten Ruby schliesslich vor Gericht. Da Ruby zum Tode verurteilt wird, engagiert er den Mafia-Anwalt Percy Foreman, der schon Joseph Civello vertrat und erreicht, dass Ruby zu lebenslänglich verurteilt wird. Joe Campisi ist bezeichnenderweise der erste Besucher Rubys, wobei die Polizei das zehnminütige Gespräch mit dem zweithöchsten Mafiosi von Dallas nicht abhört. Auch Breck Wall und Ralph Paul besuchen Ruby im Gefängnis.

Die Journalisten Bill Hunter und Jim Koethe sowie Thomas Hale Howard, ein Freund von Campisi, sind noch am selben Tag in Rubys Wohnung und kennen einige von Rubys vielfältigen Connections.
Hunter wird am 24.4.64 auf der Polizeistation von Long Beach in Kalifornien „aus Versehen“ ins Herz geschossen. Koethe, der Hemming in Dallas interviewte, kommt am 21.9.64 nach dem Duschen in seiner Wohnung durch einen Karateschlag ums Leben.
Howard, von dem Ruby die Idee hat, Mitleid mit Jackie Kennedy als Motiv anzugeben, stirbt im März 1965 nach einem Treffen mit George Senator, C. A. Droby und Jim Martin an einer Herzattacke.

Gerry Hemming tötet eine Woche später das Interpen-Mitglied Edward A. Collins, der im Waffenschmuggel tätig ist. Collins versuchte, eine breite ultrarechte Frontorganisation zu starten, von den Exilkubanern bis zum Ku Kux Klan. Da er die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zog, kehrt er von einem Bootstrip mit Hemming nicht mehr zurück.
Unterhalb von Ruby wohnt der CIA-Agent John Carter, der ein Verhältnis mit Wanda Joyce Killam hat. Wanda strippt seit Juli 1963 bei Ruby und ist verheiratet mit Thomas Henry „Hank“ Killam, dem im März 1964 die Kehle aufgeschlitzt wird.

Elaine Mynier meldet sich nach dem Oswald-Mord beim FBI in San Francisco und berichtet, Ruby habe ihr Ende Mai eine Botschaft für ihren Liebhaber Lewis J. McWillie nach Kuba mitgegeben. McWillie regte sich damals auf, dass ihr Ruby eine solch wichtige Mitteilung anvertraute. Mynier wird bei der Zeugenaussage von den zwei Polizeibeamten vergewaltigt.

Guy Banister und sein Untersuchungsangestellter Jack Martin (=Edward Suggs) bekamen am Abend des 22.11. Streit, weil Suggs offenbar Dokumente über Oswald zu entwenden versuchte. Als Suggs ihm drohte, er habe nicht vergessen, wer in diesem Sommer alles in seinem Büro verkehrt sei, schlug ihn Banister mit seiner .357 Magnum, so dass er ins Spital eingeliefert werden musste. Suggs informiert am 24.11. einen Freund des stellvertretenden Staatsanwalt Herman Kohlman, dass Oswald und David Ferrie gute Freunde seien und er sie über die Ermordung von JFK habe sprechen hören. Suggs verpflichtet seinen Freund auf die Geheimhaltung seines Namens.

Am nächsten Morgen sucht fast die gesamte Polizei von New Orleans nach David Ferrie, der nach Houston fuhr. Ferrie erfährt in Hammond über Layton Martens und G. Wray Gill, dass Oswald bei seiner Verhaftung sein Leserausweis auf sich getragen habe. In der Bestandesliste der Polizei wird der Asuweis allerdings nicht erwähnt. G. Wray Gill und David Ferrie suchen angeblich dessen Leserausweis bei Oswalds ehemaliger Landlady in New Orleans, Jesse Garner, und bei Oswalds ehemaliger Nachbarin Doris Eames. Anzunehmen ist, dass sie auch auf der Suche nach anderen Unterlagen sind, die Ferrie an Oswald oder an Ruby binden.

Ferrie fährt zurück nach New Orleans und stellt sich der Polizei. Er erzählt dem FBI und später Garrison, er hätte in Houston auf Gänsejagd und zum Schlittschuhlaufen gehen und sich über die Funktionsweise einer Kunsteisbahn informieren wollen, um in New Orleans eine zu bauen. Er kann keine vernünftige Erklärung abgeben, weshalb er die ganze Nacht hindurch bei Sturm nach Houston fährt und dann seine Zeit am Telephon verbringt. Er bestreitet, Oswald zu kennen, gibt aber zu, für Carlos Marcello gearbeitet zu haben. Die Überprüfungen bestätigen nichts von Ferries Geschichten. Das FBI lässt ihn laufen und klassifiziert die Interviews als top secret. Erst 1967 taucht das Interview wieder auf, von dem 30 Seiten fehlen.
Suggs wird ebenfalls von FBI-Agent Regis Kennedy vernommen, und er verdächtigt Ferrie der Verwicklung in die Ermordung des Präsidenten. Am 28.11. nimmt Suggs alle Vorwürfe zurück mit der Begründung, er habe getrunken, worauf die Untersuchung gegen Ferrie eingestellt wird.

Quellen: Marrs: 417-429,501, Weberman (15): 2ff, (21): 9,54, (24): 36, (27): 36,72, Davis (1988): 188-190,197-204,207-210,406,541ff, Groden/Livingstone: 137,292,393, Scott (1993): 233, Griffith (2000): 5, Torbitt: 34, Hamelin/Van Geirt, Anson: 66f.
25.11.63 CIA und FBI-Aufklärung

C. D. Jackson, der Herausgeber von Life, kauft Abraham Zapruders Film, nachdem ihn die CIA gefälscht und drei Kopien hergestellt hat.

Jackson ist mit Walt Rostow und Walter Bedell Smith befreundet. Unter Eisenhower war er „Special Assistant to the President for Psychological Strategy“ und gründete das Radio Free Europe. Nelson Rockefeller stand hinter seiner Ernennung als Koordinator des Präsidenten für die CIA, wobei er die Planning Coordination Group leitet, ein Bestandteil des von Kennedy dann abgeschafften Operations Coordination Board. Der Film wird bis 1975, abgesehen von einer Projektion während Garrisons Prozess, unter Verschluss gehalten. Die vom Film veröffentlichten Einzelbilder werden vom FBI zudem falsch numeriert, um einen Schuss von vorne zu verheimlichen. CBS-Reporter Dan Rather ist der einzige, der den Film sieht, und er berichtet, Kennedys Kopf schnelle beim tödlichen Kopfschuss nach hinten. Das Magazin Life unterstützt die FBI-These vom alleinigen Attentäter, indem es sich die Wahrheit verdrehend auf den Film beruft.

Auf Drängen von Allen Dulles arrangiert Jackson, dass der CIA-Publizist Isaac Don Levine Ghostwriter von Marinas Geschichte für Life wird. Marinas Manager James Herbert Martin verkauft dem Magazin auch das gefälschte Hinterhofphoto Oswalds und ist am Buchprojekt von Levine beteiligt. Sowohl beim Auftreiben des Films wie auch den Buchrechten spielt der Journalist Richard N. Billings, der mit Martino, Pawley, Hall, Martinez und Robertson an der Exilkubaneraktion teilnahm, eine zentrale Rolle. Billings versucht sich 1967 in Garrisons Untersuchung einzuschleichen und schreibt 1976 den Report der Senatskommission zur Aufdeckung der Ermordungen mit Blakey. Dulles blieb trotz seiner Entlassung nach der Schweinebucht eine zentrale Figur der CIA und arbeitet mit David Phillips, James Angleton und E. Howard Hunt zusammen. Angleton versucht, die Informationskontrolle innerhalb der CIA an sich zu ziehen.

J. Edgar Hoover steht unter Druck, weil er verhindern muss, dass Oswalds Kontakte mit dem FBI bekannt werden. Er kann nicht plausibel erklären, weshalb Oswald sich trotz seiner Russlanddefektion nicht auf dem Sicherheitsindex befand und nicht überwacht wurde, weil er sonst die anderen Geheimdienste denunzieren müsste. Die einzige Lösung besteht in der Alleintätertheorie.

Lyndon Johnson übergibt dem FBI am 26.11. die Verantwortung für die Mordaufklärung.

Der Theoriewechsel von der Kommunistenverschwörung zur Einzeltäterthese bringt jedoch eine ganze Reihe Probleme mit sich, die die Anpassung und Eliminierung von Zeugenaussagen und Beweismittel notwendig machen. Hoover verpflichtet alle FBI-Agenten, die mit Oswald vor Kennedys Ermordung zu tun hatten, zum Schweigen.

FBI-Agent James Hosty vernichtet auf Befehl des FBI-Chefs von Dallas, J. Gordon Shanklin, eine Klage von Oswald gegenüber dem FBI wegen Bespitzelung und Belästigung seiner Frau durch Hosty. Anzunehmen ist, dass Oswald als Informant das FBI vor einem bevorstehenden Attentat warnte, was die Aufregung innerhalb des FBI und Hoovers Bestrafung von 17 Agenten wegen ihrer Behandlung des Oswald-Falles erklären würde. Hosty wird für 30 Tage ohne Lohn suspendiert und dann nach Kansas versetzt.

Hoover gibt Informationen nur an „very friendly“ Journalisten wie Jeremiah O’Leary an, um seine Theorie zu propagieren. Am 3.12.63, noch vor dem ersten Meeting der Warren-Kommission, erscheint der erste Pressebericht, der von einem ausführlichen FBI-Report spricht, der beweise, dass Oswald den Präsidenten ohne jede Hilfe umgebracht habe.

Wie bei Oswald handelt das FBI auch im Fall Jack Ruby, der ebenfalls als Einzelgänger gehandelt haben soll. Der Fall Ruby wird der FBI-Abteilung für Bürgerrechte übergeben.
Die für Organisiertes Verbrechen zuständige Special Investigative Division unter Courtney Evans wird nicht miteinbezogen, mit dem Effekt, dass keine Verbindungen Rubys mit der Unterwelt festgestellt werden.
Da Evans ein Freund Robert Kennedys ist und seine Abteilung erst mit dem Machtantritt der Kennedys geschaffen wurde, wird er jetzt von Belmont und Hoover kaltgestellt. Hoover stoppt Bobbys Antimafia-Programme, da dieser ohne den Präsidenten keinen Rückhalt mehr hat.

Am 26.11. wird das Telephon der Brüder Magaddino und Frederico Randaccio abgehört, die sich zur Ausschaltung des Präsidenten gratulieren. In einem Gespräch zwischen Peter und Stefano Magaddino wurden bereits am 31.10.63 Todesdrohungen abgehört. Verschiedene andere Mafiosi, auch Giancanas Männern, werden abgehört, als sie ihre Erleichterung, Zufriedenheit und Stolz über den Mord ausdrücken. Giancana selbst spricht von einem gut organisierten Putsch. Die Abhörung von Russell Bufalino am 2.2.64 bestätigt die Beteiligung der Mafia am Attentat ausdrücklich. Bufalino kontrolliert über James A. Osticco die Medico Industries, die beispielsweise Raketensprengköpfe an die Armee liefert. Offenbar laufen Zahlungen der Attentäter über den Chef der San Francisco Bank, Joe Alioto. Frattiano läuft 1979 zur Regierung über und trägt dazu bei, dass der Mafiaboss von L.A., Dominick Brooklier, zusammen mit seinen Spitzenmännern angeklagt wird, weshalb Sam Sciortino und Phillip Rizzuto einen Killer gegen ihn anheuern wollen.

CIA-Chef John McCone, sein Assistent Richard Helms und CIA-Anwalt Leon Jaworski helfen Hoover, die Hintergründe des Attentats zu vertuschen. Obwohl die CIA ein ausgeklügeltes Überwachungssystem der kubanischen und der sowjetischen Botschaften in Mexico aufgebaut hat und Oswald angeblich drei Mal in der kubanischen und mindestens zweimal in der sowjetischen Botschaft gewesen sein soll, ist die CIA nicht in der Lage, ein Photo von Oswald zu liefern. Später veröffentlicht die CIA Photos von „Oswald“ in der kubanischen und der sowjetischen Botschaft, bei denen es sich vermutlich um Jim Hicks handelt.

Laut dem ehemaligen AI- und CIA-Agenten Herman Kimsey, ein Mitglied der ultrakonservativen Knights of Malta, dem Verbindungskanal der CIA zum Vatikan, zeigen die Photos einen „Saul“, den die CIA angeheuert habe, um Kennedy umzubringen: Saul Sagué. Über die Knights bezahlt die CIA Priester und Bischöfe, die dafür bei Undercoveraktionen mitmachen. Offenbar ist der Stationschef Winston Scott im Besitz von Tonbandmitschnitten der Botschaftsbesuche. Jedenfalls bringt sich Angleton beim mysteriösen Tod von Scott am 21.4.71 sofort in Besitz von dessen Unterlagen und Papieren. CIA-Agent Willard Curtis, der das Manuskript von Scott kennt, stirbt ebenfalls im April 1971, worauf die CIA alle seine Papiere beschlagnahmt. Möglich ist, dass Scott versuchte, Angleton damit zu erpressen.

Quellen: Marrs: 64ff, Scott (1993): 45,55,117,171-174,288,353, (1994): 9, Weberman (23): 23, Groden/Livingstone: 122,158,216-224,245f,284, Bartholomew: 56, Anson: 82-88, Davis (1988): 110,139, 250-256,287,299,454,498, (1994): 101f, Giancana: 521, Theoharis/Cox: 423-428, DiEugenio (1997): 32, Lee, Summers (1993): 241, 319f, Hervet, Torbitt: 18f.
29.11.63 Warren-Kommission top

Robert Kennedy schickt seinen Freund William Walton am 29.11. zu Bolschakow in Moskau, damit dieser der sowjetischen Führung mitteilt, sie solle gegenüber Johnson resolut bleiben, und dass er 1968 als Präsident zurückkehren werde. Auch Teddy Kennedy will, dass der Mord nicht weiter untersucht wird, obwohl allen klar ist, dass es sich um ein Plot handelt, weil er seine eigene Karriere nicht gefährden will.

Lyndon Johnson ernennt am 29.11. auf Empfehlung von Eugene Rostow, Nicholas Katzenbach, Archibald Cox, Abe Fortas, Joseph Alsop und Dean Rusk einen eigenen Untersuchungsausschuss, um verschiedene andere angekündigte Untersuchungen wie diejenige von Waggoner Carr und Senator Everett Dirksen zuvorzukommen. Ziel der Kommission ist die Schadensbegrenzung und die Informationskontrolle.
Die Warren-Kommission unter Vorsitz des Bundesrichters Earl Warren mit dem von Kennedy gefeuerten CIA-Chef Allen W. Dulles, den Senatoren Richard B. Russell und John Sherman Cooper, dem Diplomaten John J. McCloy und den Repräsentanten Gerald R. Ford und Hale Boggs soll die 52% der Amerikaner, die glauben, Oswald habe nicht allein gehandelt, umstimmen.

Bei der ersten Diskussion zwischen Johnson und Hoover über die Kommissionsmitglieder fallen die Namen von Senator Jacob Javits und Air Force General Lauris Norstad, die aber nicht in der Kommission aufgenommen werden. Bundesrichter Warren, der zuerst den Auftrag nicht annehmen will, muss von Johnson in einem Gespräch unter vier Augen überredet werden. Johnson hat Angst, dass jemand ihn als Auftraggeber des Mordes vermuten könnte.

Earl Warren ist ein Freund von Murray Chotiner und D’Alton Smith, dem der Bruder von Marcellos Sekretärin Frances Pecora, nahesteht.Mafiaanwalt Chotiner war der erfolgreiche Manager von Warrens Wahlkampf für den Gouverneursposten in Kalifornien, aber Warren warf ihn im Gegensatz zu Nixon kurz nach dem Wahlsieg wegen seiner Prinzipienlosigkeit hinaus. Das Dilemma, einerseits die „Wahrheit“ zu etablieren, die Bevölkerung zu beruhigen und „nationale Sicherheitsinteressen“ zu wahren, ist absehbar.

Quellen: Hersh: 452, Weberman (23): 3, Summers (1993): 316-321, (2000): 50, Davis (1988): 257, Marrs: 459-465, Gerlach: 7, Best: 42.

John Jay McCloy

Der Anwalt McCloy vertritt seit den 20er Jahren die Interessen Rockefellers. Er wurde bereits in den 30er Jahren Mitglied des einflussreichen Council on Foreign Relations und arbeitete in Frankreich an einem Fall in Zusammenhang mit der deutschen U-Boot-Sabotage während des 1. Weltkriegs. Als Berater von Mussolinis Regierung lebte er ein Jahr in Italien. 1936 befand er sich auf Einladung von Rudolf Hess und Hermann Göring in Hitlers Loge bei den Olympischen Spielen und arbeitete als Rechtsberater für die I.G.Farben. McCloy war während des 2. Weltkriegs Assistent des Verteidigungsministers und hatte Kontakt mit Rudolph Hess vor dessen mysteriösen Flug 1941 nach England.
Bei Kriegsende verhinderte er die Exekution von Kriegsverbrechern, schloss einen Pakt mit dem nazifreundlichen Admiral François Darlan des Vichy-Regime und verweigerte die Immigration von jüdischen Flüchtlingen. Nach dem Krieg versteckte er mit seinem Protégé Henry Kissinger Nazis wie Klaus Barbie, der Gestapo-Chef von Lyon. 1947 arbeitete er als Beamter beim Office of Policy Coordination eng mit Frank Wisner an mehreren CIA-Projekten in Europa. Das OPC hatte jährlich $100 Mio. zur Verfügung für die psychologische Kriegsführung, vor allem in Deutschland.
Nachdem McCloy von 1947 bis 1949 die Weltbank präsidierte, wurde er 1949 Hochkommissar in Deutschland.
In dieser Funktion hob er Todesstrafen von Kriegsverbrechern auf oder verkürzte Haftstrafen von Leuten wie Alfred Krupp oder Hjalmar Schacht.
Nach einer geheimen Weisung sollte McCloy Deutschland auf den amerikanischen Weg einschwören und eine Wiedervereinigung des geteilten Landes verhindern.

1953 wurde er Präsident der Chase Manhattan Bank (bis 1960), die von der CIA für Geldwaschoperationen benutzt wird, Direktor der Ford Foundation (bis 1965) und Vorsitzender des Council on Foreign Relations (bis 1970).

Als Rechtsberater der „sieben Schwestern“ unterhält er enge Geschäftsbeziehungen mit Clint Murchison und Sid Richardson.

Kommissions-Rechtsberater Francis W. H. Adams arbeitete 1959 ebenfalls für Murchison. Eine von McCloys Klienten war die Nobel Oil, die im zaristischen Russland von George deMohrenschildts Vater gemanagt wurde. Ab 1961 ist er verantwortlich für Abrüstungsfragen (bis 1974) und supervisierte den Bau des neuen Gebäudes des Verteidigungsministeriums: das Pentagon wird von Insidern als „McCloy’s Folly“ bezeichnet. Insgesamt dient er in Spzialkommissionen von neun Präsidenten.
McCloy sagt an der ersten Sitzung, die Warren-Kommission müsse der Welt zeigen, dass die USA keine Bananenrepublik seien, wo die Regierung durch eine Verschwörung gewechselt werden könne.

Er spricht aus Erfahrung: Nachdem die CIA 1958 Präsident José Ferrer Figueres in Costa Rica gestürzt hatte, wurde McCloy Direktor der United Fruit Company. Richtigerweise erkennt er die staatspolitische Funktion der Kommission, die mit ihrem Urteil die Machtverhältnisse definiert und den Putsch der Verschwörer legitimiert.

Während der Kommissionstätigkeit arbeitet McCloy mit dem U.S.Militärattaché Vernon Walters in Rio und der CIA am Sturz des linksliberalen Präsidenten Joao Goulart von Brasilien, indem sie Streiks und Propagandaaktionen organisieren.
Schon Robert Kennedy war über Goulart beunruhigt, weil er „Kommunisten“ in die Regierung holte, obwohl er Millionär, Grossgrundbesitzer und Katholik ist. Goulart hatte einem von McCloys Klienten die Eisenkonzession entzogen, Ölraffinerien verstaatlicht, brachliegendes Land enteignet und den Export eingeschränkt, weshalb er 1964 mithilfe der USA vom Militär gestürzt wird und nach Uruguay flieht. Die Diktatur bricht die Beziehungen zu Kuba ab und wird zu einem der zuverlässigsten Verbündeten der Vereinigten Staaten in Lateinamerika.
Walters ist ein Mitglied von Reagans sogenanntem „Murder Board“, das für die Zentralamerikapolitik zuständig ist. Im Februar 1985 wird er von Reagan zum UNO-Botschafter ernannt.

Quellen: Callahan: 57, Weberman (23): 3-5, Groden/Livingstone: 67, Scott (1993): 296,376, Marrs: 465,467, CIA-Info: 14, Ray/Schaap, Bird (1992), Brussell (1983): 4f, Schröder, Tarpley/Chaitkin: 42.

Allen Dulles

Der ehemalige CIA-Chef war einer der Architekten des National Security Acts von 1947, der das Kriegsministerium und das Marineministerium zusammenfasste und dem Verteidigungsministerium unterstellte sowie das National Security Council, dem wesentlichen Machtzentrum der Aussenpolitik, schuf. Mit diesem Gesetz wurden auch die militärischen und zivilen Geheimdienste und deren Kontrollorgane institutionalisiert. Von Eisenhower 1953 zum CIA-Direktor ernannt, abeitete er unter anderem am Sturz von Mossadegh 1953 im Iran, von Arbenz 1954 in Guatemala, von Nasser 1956 in Ägypten, von Figueres 1958 in Costa Rica und von Lumumba 1961. Ironischerweise sitzt mit Dulles einer der Mitarbeiter an der Ermordung von JFK, der ihn nach dem Schweinebuchtdesaster entliess, in der „Aufklärungskommission“.
Dulles vertritt die Interessen der CIA in der Kommission, wobei er den anderen Mitgliedern viele Informationen vorenthält. Um zu verhindern, dass etwas über die Castro-Attentatsversuche herauskommen könnte, blockt er jede Diskussion über Kuba ab. Zudem macht er deutlich, dass niemand es erfahren würde, wenn Oswald ein Geheimdienstagent gewesen wäre, wobei er verrät, dass die CIA bereits zu seiner Zeit ein Dossier über ihn geführt habe.

Quellen: Marrs: 466,474, Groden/Livingstone: 6,433-435, Scott (1993): 19,295, CIA-Info: 13, CNPC: 20.

Gerald Ford top

Der republikanische Repräsentant und späterer Präsident wird auf Empfehlung von Richard Nixon in die Kommission berufen und agiert über Cartha DeLoach als Informant des FBI, was Fords persönlichem Freund Hoover ermöglicht, die Untersuchung der Kommission zu steuern. Ford gilt im Repräsentantenhaus als der Interessenvertreter der CIA. Er ist Mitglied des Georgetown University Center for Strategic Studies, dessen Direktor Arleigh Burke auch Direktor des Free Cuba Committee ist.
H. Lamar Hunt versucht 1968, Gerald Ford als Vizepräsidenten Nixons, den er seit Jahren finanziert, durchzusetzen. Ford bringt 1965 zusammen mit dem Wahlkampagnenmanager Nixons, John Stiles, das Buch OSWALD: Portrait of the Assassin heraus, in dem er als geheim klassifiziertes Material ohne Erlaubnis verwendet. Aber da er gegen die Gerüchte ankämpft, Oswald sei ein Agent gewesen und habe für das ONI gearbeitet, unterstützt die CIA später Fords Wahlkampf finanziell.

Quellen: Callahan: 52, Summers (1993): 318, Weberman (23): 5, Marrs: 466f, Scott (1993): 122, Davis (1988): 270, Groden/Livingstone: 5,305.

Richard B. Russell top

Der Senator aus Georgia ist als Vorsitzender des Senate Armed Services Committee der Interessenvertreter des Pentagons und arbeitet eng mit der CIA zusammen.
Als eindeutiger Gegner der Rassenversöhnungspolitik Kennedys versprach er am 12.6.63, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Gesetzesvorschläge Kennedys zu kämpfen. Er unterzeichnet der Warren-Bericht erst, nachdem eine grundsätzliche Relativierung der Alleintäterthese eingefügt wird, und er wird der erste sein, der 1970 in einem Interview sagt, er glaube an eine kriminelle Verschwörung.

Repräsentant Hale Boggs ist das kritischste Mitglied der Kommission und hat Mühe, die Single-Bullet-Theorie zu akzeptieren. Da er der Marcello-Familie seine Wahlkampagnenfinanzierung verdankt, untergräbt er eine genaue Untersuchung von Oswalds Umfeld, das die Beziehungen zur Marfia zutage gefördert hätte. 1971 startet er eine erbitterte Kampagne gegen Hoover, dem er Abhörung von Parlamentariern vorwirft, und hält am 5.4.71 eine Brandrede im Kongress gegen die Tyrannei der Geheimdienste, die die USA in einen Polizeistaat verwandeln würden. Am 16.10.72 verschwindet sein Flugzeug, von dem trotz einem Aufgebot von 140 Flugzeugen, die während 3600 Stunden suchen, nicht ein Teilchen gefunden wird.
Boggs Sohn Thomas enthüllt 1975, dass das FBI seinen Vater mit schädigenden Informationen über das Privatleben von Forschern des Kennedy-Attentats versorgte und behauptet, sein Vater sei vom FBI ebenfalls auf diese Art unter Druck gesetzt worden.

Der republikanische Senator John Sherman Cooper äussert später wie Boggs Zweifel an der Single-Bullet-Theorie. Cooper arbeitete mit McCloy zusammen in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, wo er das Rechtssystem in Bayern reorganisierte. Zudem war er Botschafter in Indien und Nepal in den 50er Jahren.

Quellen: Weberman (23): 6, Marrs: 465ff, Groden/Livingstone: 67f,134,181, Davis (1988): 270,311, Scott (1993): 19f.

Kommissionsarbeit

Keines der Kommissionsmitglieder hat ein Interesse daran, eine Verschwörung aufzudecken, zumal sie von den Informationen Hoovers abhängig sind. Alle Treffen der Kommissionsmitglieder und die Zeugeneinvernahmen finden hinter geschlossenen Türen statt, und es gibt keine Kreuzverhöre.
Allen Dulles verteilt an der ersten Geheimsitzung vom 5.12. ein Buch über politische Morde in den USA, das den ideologischen Rahmen der Kommissionsarbeit festlegen soll, und erklärt, dass im Gegensatz zu Europa alle politischen Morde in den USA von Einzeltätern begangen worden seien.
Dies widerspricht beispielsweise dem Fall Lincoln, der gleichzeitig mit zwei seiner Kabinettsmitgliedern an verschiedenen Orten in Washington erschossen wurde.

Dulles, McCloy und die Kommissionsmitarbeiter Lloyd Cutler und William T. Coleman haben enge Beziehungen zu Nelson Rockefeller.
Neben Boggs wird auch Kommissionsanwalt Leon Hubert von Carlos Marcello kontrolliert. Der Rechtsberater Albert Jenner, Anwalt in Chicago, ist mit Michael Paine befreundet und vertrat die General Dynamics. Deren Sicherheitschef in Dallas ist Max Clark, ist einer von DeMohrenschildts Freunden, der Marina Oswald unterstützt. Zusammen mit dem Pentagon-Historiker Alfred Goldberg verhört Jenner DeMohrenschildt und seine Frau Jeanne. Jenner vertrat auch den Finanzberater der Teamsters und der Mafia, Allen Dorfman. 1970 wird er sogar Irwin Weiner, der für Giancana arbeitet und den Ruby angerufen hatte, verteidigen. Weiner hilft Dorfman bei den Pensionskassen, als ihm die Lizenz entzogen wird, und wird selbst angeklagt, davon $1,4 Mio. veruntreut zu haben. Nachdem der einzige Zeuge vor Frau und Sohn erschossen ist, spricht man Weiner frei.

Schon an der ersten Sitzung der Warrenkommission ist klar, dass es zu einem Machtkampf mit J. Edgar Hoover kommen wird, der über jedes der sieben Mitglieder ein Geheimdossier anlegen lässt. Der FBI-Direktor versucht zu verhindern, dass die Kommission ein eigenes Untersuchungsteam engagiert, was Warren an der ersten Kommissionssitzung auch vergeblich vorschlägt. Die Kommission bekommt von Kongress sogar das Recht, Straffreiheit für Zeugenaussagen zu gewähren, ein Recht, von dem die Kommission nicht einmal Gebrauch macht. Das Justizministerium lässt die Kommission bewusst in Abhängigkeit vom FBI.

Der am 9.12.63 fertig gedruckte fünfbändige zusammenfassende FBI-Bericht vertritt die Einzeltätertheorie, obwohl in Texas Ermittlungsergebnisse zusammengetragen werden, die das Gegenteil beweisen.
Mit der dringenden Bitte um sofortige Veröffentlichung des Resultats zwingt Hoover die erst vier Tage arbeitende Kommission, dieser Theorie zu folgen. Mit der Angst vor Enthüllungen und Skandalen im Rücken unterschlägt und manipuliert Hoover die Informationen, lässt Beweismittel und Zeugenaussagen verschwinden und fälschen, Zeugen einschüchtern und bedrohen.

Die New York Times berichtet am 5.12.63, dass viele Augenzeugen nicht mehr bereit seien, der Presse Auskunft zu geben, nachdem sie vom FBI verhört wurden. Auch Kronzeugen wie Marina Oswald widerrufen später ihre Aussagen und berichten von Manipulationen, Einschüchterungen, Drohungen und Fälschungen seitens des FBI. Im Falle Marinas werden die Aussagen schliesslich so widersprüchlich, dass sie unbrauchbar sind.
Selbst Kenneth O’Donnell und Dave Powers nehmen ihre Aussagen zurück, wonach sie Schüsse vom Grashügel gehört haben, nachdem das FBI ihnen gesagt hat, das könne nicht sein. Hoover verhindert damit trotz den 25’000 Interviews und den 2300 Untersuchungsberichten eine eigentliche Untersuchung, was der Kommission aus dem gleichen Grund aber Recht ist.

Warren schlägt Jack Rubys Bitte, ihn in Washington aussagen zu lassen, da er in Dallas um sein Leben fürchte, achtmal ab und überhört gefliessentlich seine Verschwörungsandeutungen. In hinausgeschmuggelten Briefen nennt Ruby Johnson als die Person, die hinter dem Mord steht. Indirekt gibt er auch Treffen mit Oswald zu. Die für die Ruby-Untersuchung zuständigen Beamten Leon Hubert und Burt Griffin dürfen bei der Kommissionsbefragung von Ruby nicht dabei sein. Trotz mehrerer Suizidversuche geniesst Ruby gewisse Freiheiten im Gefängnis.

Die Knochenarbeit der Warren-Kommission besorgt ein Stab von 14 Anwälten und 12 Untersuchungsbeamten unter der Führung des ehemaligen Generalstaatsanwalts J. Lee Rankin, der als Verbindungsmann zwischen FBI, CIA, den Kommissionsmitgliedern und Mitarbeitern die zentrale Rolle spielt. Mindestens 20 Zeugen werden von der Kommission nicht befragt, und auch die Kommission verändert Zeugenaussagen und schüchtert Zeugen ein. Der Secret Service steuert 800 Berichte, gestützt auf 1500 Vernehmungen bei.

Quellen: Anson: 219-230, Marrs: 468-493, Weberman (22): 19, (23): 3-9,15ff, Scott (1993): 20, Giancana: 398, Davis (1988): 257-267,272, Torbitt: 47, Callahan: 26f,41, Best: 42.

Dezember 1963 Marina Oswald und die Leiche

Etwa eine Woche, nachdem eine westdeutsche Zeitung berichtete, es könne ein Zusammenhang zwischen der Ermordung des Präsidenten und dem Mordversuch an Edwin Walker bestehen, sagt Marina Oswald am 3.12.63 aus, Oswald habe versucht, Walker zu erschiessen. Die Warren-Kommission hatte die Zeitungsmeldung zuerst als „Fabrikat des Verlegers“ abgetan, nimmt dann aber die Geschichte auf.
Marinas Anwalt William McKenzie arbeitet für das selbe Anwaltsbüro wie Peter White, einer der Anwälte von Ruby. McKenzies Mitarbeiter ist Henry Baer, der für die Reliance Life and Accident Insurance Company von Nixons Freund Maurice Carlson tätig ist. Das Anwaltsbüro T. K. Irwin von Ivan Irwin ist zugleich eine der Verteilstellen für Polizistenschmiergelder. Sein Sohn, Ivan Irwin Jr, ist Anwalt von Nelson Bunker Hunt, den Ruby am 21.11.63 besuchte, nachdem er am Tag davor Pete White „zufällig“ wieder angetroffen hatte. White hatte Ruby 1954 wegen illegalem Waffenbesitz vor Gericht vertreten.

Irwin vertritt Hunt wegen der von Hunt und anderen JBS-Mitgliedern finanzierten „Todesanzeige“, die von Larrie Schmidt gestaltet wurde. Schmidt ist ein junger Rechtsextremer mit Kontakten zum American Security Council, das von Firmen wie Lockheed, Standard Oil and General Dynamics finanziert wird, und zu General Willoughby, der in einem anonymen Brief an Kommissionsmitglied Richard Russell als Organisator des JFK-Attentats bezeichnet wird. Schmidt organisierte mit Walker die Anti-Stevenson-Demonstration, die für Polizeichef Jesse Curry den Vorwand lieferte, externes Sicherheitspersonal (AI-und ATF-Agenten) für den Besuch des Präsidenten zu rekrutieren. Schmidt gehört zu der von William Buckley Jr. 1961 in Münschen für Armeeangehörige gegründete ‚Conservatism, U.S.A’, die von dem Dallas Council of World Affairs von Frank McGee, von Edwin Walker und H. L. Hunt unterstützt wird.

Der einzige Verhaftete der CUSA beim Stevenson-Vorfall ist Robert Hatfield, der ebenfalls Pete White als seinen Anwalt engagierte. Zur CUSA/YAF gehören der ehemalige CIA-Agent und Scriptwriter von H.L.Hunt, Warren Carroll, Anwalt Robert Morris, Dallas Polizist George Ward, Ken Thompson von der Dallas Morning News, Hunts PR-Mann und UPI-Journalist Clyde Moore sowie Art Franzwald von der Bedford Wynne PR Agency.

Drei Wochen nach der Beerdigung von Lee Harvey Oswald kommen Secret Service-Agenten zum Friedhof-Direktor Paul Groody, um ihn über Körpermerkmale der Leiche auszufragen, weil sie nicht sicher sind, wer im Grab liegt. Auch bei der CIA ist man sich über Oswalds Identität im Unklaren. Marina autorisiert im Frühjahr 1964 die Installation einer elektronischen Alarmanlage in Oswalds Grab, weil sie glaubt, dass Oswalds Leiche aus dem Grab genommen wurde.
Oswalds Mutter Marguerite beantragt 1967 eine Exhumination ihres Sohnes, da er nach seiner Rückkehr aus Russland verändert gewesen sei. Auch sein Bruder empfand Haare, Gesichtsfarbe, Verhalten, Akkzent und Äusserungen als verändert. 1979 erfolgen weitere Exhuminationsforderungen, die abgeblockt werden. Nach mehreren Versuchen kommt es, neun Monate nach dem Tod der Mutter, am 4.10.81 zur Exhumination, die Oswalds Identität offiziell bestätigt. Allerdings kommen die an der Untersuchung beteiligten Friedhofdirektoren zusammen mit anderen Forschern zu einem anderen Ergebnis, da die Kraniotomiespuren fehlen und Spuren einer Graböffnung mit Konsequenzen für die Leiche offensichtlich sind.

Quellen: Bartholomew (2): 21, Scott (1993): 162,291-293, Weberman (12): 39, Brussell (1983): 12-15, Marrs: 548-553, Groden/Livingstone: 342f.
Januar 1964 Zeugen und suspekte Tote

Der Augenzeuge Warren Reynolds, der dem Tippit-Mörder folgte und bestritt, dass Oswald Tippit umgebracht habe, wird zwei Tage nach dem FBI-Interview von hinten von Darrell Wayne Garner in den Kopf geschossen, überlebt aber.

Nancy Jane Mooney, eine ehemaligen Stripperin von Ruby mit richtigem Namen Betty Mooney MacDonald, gibt für Garner ein Alibi, wird jedoch nach ihrer Verhaftung im Februar 1964 in einer Polizeizelle von Dallas erhängt aufgefunden. MacDonald war einmal an einer Party mit Oswald und DeMohrenschildt. Nachdem sich Reynolds mit Walker getroffen hat, identifiziert er gegenüber der Warren-Kommission im Juli 1964 Oswald als den Täter.

Der Staatsanwalt von Dallas, Henry Wade und der texanische Untersuchungsausschuss von Waggoner Carr, Robert Gerald Storey und Leon Jaworski treffen sich mit Warren-Kommission, um die kursierenden Gerüchte zu diskutieren, dass Oswald ein FBI- oder CIA-Informant gewesen sei. Der ehemalige Armee-Geheimdienstoffizier Storey ist Mitglied des International Education Exchange, das Teil des CIA-Institute of International Education ist. Carr und Jaworski sind Mitglieder der M.D.Anderson Foundation, die ebenfalls mit der CIA verhängt ist. Das M.D.Anderson Hospital for Cancer Research, an die University of Texas angeliedert, wird während 30 Jahren von Dr. R. Lee Clark geleitet. 1978 übernimmt Dr. Charles A. LeMaistre, der 1963 Direktor des Woodlawn Hospital, das zum Parkland Memorial Hospital gehört, und Professor an der UT-Southwestern Medical School in Dallas war, die Nachfolge. Seine Kollegen behandelten Kennedy, Connally, Tippit und Oswald.
Laut Dallas Deputy Sheriff Al Maddox wird dem inhaftierten Jack Ruby ein „verrückter“ Arzt zugewiesen, der ihm krebserregende Spritzen „gegen Erkältung“ verabreicht. Laut Polizist Tom Tilson wissen einige Polizisten, dass Ruby krebserregende Substanzen gespritzt worden sei. Ein Polizisten behauptet, sie hätten Ruby neben dem laufenden Röntgenapparat 20 Minuten warten lassen, damit er Krebs bekomme.
Bereits 1964 befürchtet Ruby, dass er im Gefängnis umgebracht werde. 1965 verspricht Ruby dem Psychiater Dr. Werner Teuter, er werde ihm die Verschwörung erklären, in die er hereingezogen worden sei, und schreibt zwei Briefe, in denen er Johnson der Verschwörung anklagt. Ruby „singt“ aber nicht, und seine Familie wird nicht angetastet.

Der Krebs wird im Dezember 1966 entdeckt. Am 5.10.66 beschliesst Richter Lewis Holland, dass der Prozess gegen Ruby erneut stattfinden soll, und zwei Monate später wird der Prozessort nach Wichita Falls verlegt, womit die Wahrscheinlichkeit, dass Ruby einen oder zwei Monate später frei sein könnte, steigt.
Aber bereits zwei Tage danach wird er wegen ständiger Übelkeit ins Parkland Spital gebracht, wo zuerst eine Lungenentzündung, dann Lungenkrebs diagnostiziert wird. Ruby, der selbst behauptet, er sei krebsinfisziert worden, stirbt am 3. Januar 1967 an Krebs. Die bei der Autopsie untersuchten Zellen können allerdings nur Krebszellen aus dem Verdaungstrakt und nicht aus der Lunge gewesen sein.

Dank einer Erlaubnis von Richter Brown interviewte die Journalistin Dorothy Kilgallen Jack Ruby im März 1964 während 8 Minuten allein in seiner Zelle. Danach begann sie, ein Buch mit dem Titel „Murder One“ über das Kennedy-Attentat zu schreiben. Fünf Tage vor ihrer Ermordung sagte sie einem Freund, sie werde das Geheimnis um die Verschwörung lüften. Zusätzliche Insiderinformationen könnte sie über ihre Freundin Joan Crawford haben, der Besitzerin der Pepsi-Cola nach dem Tod ihres Ehemannes, die mit Nixon an der angeblichen Konferenz vom 19.-21.11.63 teilnahm. Am 8.11.65 wird Dorothy Kilgallen tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihre Vergiftung kann kein Unfall gewesen sein, und von ihren Notizen oder Schriften findet man nichts. Ihre enge Freundin Mrs. Earl T. Smith könnte ihre Schriften haben, sie stirbt aber zwei Tage später aus unbekannten Gründen.

Yuri Nosenko läuft anlässlich einer Konferenz in Genf am 20.1.64 über und behauptet, er habe als KGB-Beamter den Oswald-Fall persönlich betreut. Die Aussage, das KGB habe Oswald nach zwei Tests als nicht fähig zur Spionage befunden und ihn deshalb weder befragt noch als Gegenspion einsetzen wollen, verstärkt die Spaltung innerhalb der CIA zwischen den Kommunistenverschwörungs- und den Alleintätertheoretikern. James Angleton ist für Nosenko und für die Zusammenarbeit von CIA und der Warren-Kommission zuständig. Richard Helms verhindert, dass Nosenko vor der Warren-Kommission aussagen kann. Dafür schaltet sich J. Edgar Hoover in den Fall ein. Nosenko wird von der CIA und dem FBI während 3 Jahren (nach anderen Quellen 5 Jahren) unter barbarischen Bedingungen in Einzelhaft gehalten und immer wieder verhört.

Überläufer müssen, selbst wenn sie mit hohen Geldbeträgen angelockt wurden, harte Prüfungsverfahren über sich ergehen lassen, bei denen auch Drogen eingesetzt werden. Ihr Wert als Quelle veraltet rasch, weshalb man sie oft nach kurzer Zeit fallen lässt. Angletons extremes Misstrauen, eine Folge der Entlarvung seines Lehrmeisters Phil Kilby als KGB-Spion, bewirkt, dass viele russische Überläufer nicht ernst genommen werden.

In Russland macht man sich lustig über die Idee, Oswald habe alleine gehandelt. Die Diplomaten vermuten, dass Lyndon Johnson zusammen mit der CIA und der Mafia das Plot gegen Kennedy geplant hat. 1971 sagt Johnson gegenüber Leo Janos, Oswald habe nicht alleine gehandelt, sondern die Ermordung in Dallas sei eine Verschwörung der Exilkubaner gewesen: „Wir hatten eine verdammte Mörderbande in der Karibik am Laufen.“

Gary Underhill, ehemaliger Militärexperte beim Life Magazine, arbeitete mit Walter Kostow und Harold R. Isaacs am Center for International Studies am MIT. 1963 war er mit einer Spezialaufgabe der CIA betraut, bei der er eng mit dem Pentagon zusammenarbeitete. Underhill erzählt Freunden in New Jersey, dass die Ostasiengruppe der CIA in das Attentat von Kennedy verwickelt sei. Kurze Zeit später wird der Rechtshänder Underhill in seiner Washingtoner Wohnung tot aufgefunden. Trotz dem Kopfschuss links mit der Pistole in der linken Hand wird auf Suizid geschlossen.

Am 22.5.64 stürzt das Flugzeug des Bürgermeisters von New Orleans, DeLesseps Chep Morrison, in Mexico ab. Morrison war im Dezember 1963 das Opfer einer Erpressungsversuchs im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat. Pilot Hugh F. Ward arbeitete eng mit David Ferrie zusammen und war Kassenführer der Guy Banister Associates.

Guy Banister stirbt am 6.6.64 angeblich an einer Herzattacke. Nach seinem Tod säubert das FBI Banisters Büro.
Banisters Anwalt und CIA-Mann Maurice Brooks Gatlin, der von einer CIA-Finanzierung zur Ermordung von Charles de Gaulle 1962 berichtete, stürzt im Mai 1964 aus einem Hotelfenster des sechsten Stocks in Panama City. Im Januar 1964 richteten dort US-Truppen ein Blutbad unter demonstrierenden Studenten an, die, unterstützt von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung, eine Nationalisierung der Kanalzone forderten.

Charles de Gaulle hätte beim Staatsbesuch in Mexiko vom 15.-19.3.64 ermordet werden sollen. Ein erneutes Attentat geht am 15.8.64 in Mont Faron daneben.

Der französische Präsident richtete 1958 eine Geheimdiplomatie zur Interessenwahrung in Afrika ein, die von Jacques Foccart geleitet wird. Die afrikanischen Quasi-Kolonien sind, neben dem Sitz im UNO-Sicherheitsrat und der Atomwaffen, eines der Standbeine der französischen Weltmachtpolitik. Foccart baut ein Netzwerk von Grosskonzernen, Geheimdiensten, Militärexperten, Söldner und Despoten auf. Nach dem Rückzug der Engländer konkurrenzieren sich Frankreich und die USA im Kampf um Rohstoffe und poetenzielle Absatzmärkte in Afrika uns Asien.

Die demokratischen Senatoren Edward Kennedy und Birch Evans Bayh stürzen am 19.6. in einem Flugzeug ab und werden schwer verletzt, wobei Kennedy nur knapp überlebt.
Das Civil Aeronautics Board untersucht den eigenartigen Absturz, aber die Resultate der Untersuchung werden vernichtet. Auf Initiative von Lyndon Johnson überwacht das FBI Teddy Kennedy, auch auf seiner Italienreise.

1968 beginnt sich Bayh für den Abzug aus Vietnam einzusetzen und blockiert Nixons Männer Clement F. Haynesworth und G. Harrold Carswell bei der Wahl in den Supreme Court. 1970 wird bekannt, dass sein Telephon abgehört wird und sein Büro verwanzt ist. 1971 macht er einen Anlauf für die demokratische Präsidentsschaftskandidatur, die er zurückzieht, weil seine Frau an Krebs erkrankt. Ende der 70er wird er Vorsitzender des Senate Intelligence Committee.

Quellen: Anson: 66, Marrs: 130-134,202,260,342,425-433, Groden/Livingstone: 138,142ff, 189, Bartholomew (4): 15f, Weberman (11): 43, (23): 9, (27): 74, Scott (1993): 109,196,243, Schulz: 133, Gerlach: 7f, Best: 42ff,78,97f, Torbitt: 22.



Der Warren-Bericht

Am 17.6.63 wird die Untersuchung der Warren-Kommission abgeschlossen, obwohl die Röntgenaufnahmen und Autopsiephotos der Kommission nicht übergeben worden sind. Aber Warren will dieses Beweismaterial explizit nicht in die Dokumentation aufnehmen, und der Bericht muss unbedingt vor den Wahlen herauskommen, um Lyndon Johnson zu entlasten.
Dabei waren der Präsident und die First Lady die einzigen Zeugen, die sich geweigert haben, Fragen der Kommission zu beantworten. Da Jack Ruby unterdessen zum Tode verurteilt wurde, steht seine Alleintäterschaft und Schuld ebenso wie die von Oswald fest.

Der Bericht der Untersuchungskommission wird am 24.9.63 Johnson übergeben und vier Tage später von den Medien überaus wohlwollend aufgenommen. Vor allem die New York Times, das Life Magazine und CBS unterstützen die Geschichtsklitterung grossflächig. CIA-Chef William Colby meint einige Jahre später:


„The Central Intelligence Agency owns everyone of any major significance in the major media.“

Die Konklusionen der Kommission widersprechen den medizinischen Befunden und den Zeugenaussagen, von denen viele verändert oder ignoriert wurden.
Schon die Zeugenbefragungen waren oft tendenziös und suggestiv, Zeugen wurden eingeschüchtert und bedroht, und eine ganze Reihe von Zeugen wurde nicht einvernommen. CIA, Secret Service und FBI lieferten der Kommission bewusst falsche Informationen und verschwiegen und zerstörten viele Beweismittel. Die Kommissionsmitglieder wurden von Johnson aus einer „Notfallkasse des Präsidenten“ bezahlt und beteiligten sich an der Vertuschung.

Hauptknackpunkt ist die von Arlen Specter entworfene Single-bullet (auch Magic-bullet)-Theorie, die behauptet, dass der erste Schuss bei John Connally und John Kennedy sieben Wunden verursacht sowie eine Rippe und ein Handgelenksknochen zerstört habe und dabei fast unbeschädigt geblieben sei. Diese Theorie wurde nötig, weil die Verletzung von James Tague, die man zuerst ignorieren wollte, nicht mehr mit 3 Schüssen erklärt werden konnte. Gouverneur Connally, der auch der Direktor von Syd Richardsons Ölimperium ist, blieb trotzdem hartnäckig bei der Aussage, dass er von der zweiten Kugel getroffen wurde.

Obwohl Oswald ein verrückter Einzeltäter gewesen sein soll, empfielt die Kommission, dass Secret Service, FBI und CIA ihre Überwachung von organisierten Gruppen besser koordinieren sollen, indem beispielsweise der Secret Service eine CIA-kompatible computerisierte Datenbank aufbaue.
Diese Empfehlung führt zu einer Stärkung der Geheimdienste bei der Inlandüberwachung und den verdeckten Operationen und erodiert die Aufsichtsmacht des Kongresses. Die übliche Praxis von Einbrüchen in Privatwohnungen zur Setzung von Wanzen, Telefonanzapfung, Postöffnung und Gruppeninfiltration wird damit sogar offiziell gefordert.

Präsident Johnson verfügt mit der Executive Order 11652, dass alle wichtigen Dokumente aus „Gründen der Staatssicherheit“ für 75 Jahre geheimgehalten werden.
Wären die Beweismittel authentisch, gäbe es keinen Grund dazu. Die Begründung ist wörtlich zu verstehen: Wüsste die Bevölkerung um die Zusammenhänge, käme es vermutlich zu einer Revolution. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass im Jahre 2039 noch brauchbare Akten und Dokumente vorhanden sein werden.

Auch Robert Kennedy muss sich, da er sein Ziel, selbst Präsident zu werden, nicht aufgibt, an der Vertuschung der Hintergründe des Attentats beteiligen. Er lässt am 22.4.65 das Autopsiematerial beschlagnahmen, das aus Autopsiefotos, Röngtenaufnahmen, 178 Objektträgern und den Resten des Gehirns besteht. Alle Gewebe- und Blutproben, das Gehirn und viele Photos verschwinden und werden wahrscheinlich vernichtet.

Quellen: Nizer, Scott (1993): 19-21,59f,250, Groden/Livingstone: 263f,268f, Davis (1988): 269-276,287,293-299, Marrs: 478-493, Kirchmann, Leo, Callahan: 29-32, Kupferberg.

Tote Zeugen

Im Zusammenhang mit der Vertuschung und der Untersuchung der Warren-Kommission starben unter zum Teil fragwürdigen Umständen:
11.63: Lee Harvey Oswald, Karyn Kupcinet (ermordet, Vorwissen vom JFK-Mord),
12.63: Jack Zangretti (Schiessopfer, Vorwissen vom Oswald-Mord), Grant Stockdale (Fenstersturz),
1.64: R. L. Lewis (Herzattacke, Autohändler), der Zeuge Warren Reynolds überlebt einen Kopfschuss,
2.64: Betty M. MacDonald (Suizid in Polizeizelle, Tänzerin Rubys), Eddy Benavides (Kopfschuss, Domingos Bruder),
3.64: Hank Killam (ermordet, Mann einer Stripperin Rubys), Bill Chesher (Herzattacke, Zeuge von Ruby mit Oswald),
4.64: Bill Hunter (Schussunfall, Journalist),
5.64: Gary Underhill (Kopfschuss, CIA), Maurice Gatlin (Sturz, CIA), Hugh Ward und DeLesseps Morrison (Flugzeugabsturz), (Edward Kennedy und Birch Evans Bayh überleben einen Flugzeugabsturz),
6.64: Guy Banister (Herzattacke).
8.64 Karen Bennet Carlin alias Teresa Norton alias Little Lynn, eine weitere Tänzerin von Ruby und Polizeiinformantin, wird in einem Motel in Houston erschossen.
9.64: Jim Koethe (Karateschlag, Journalist), C.D.Jackson (Verleger),
10.64 Mary Pinchot Meyer (ermordet), Zeuge Richard Randolph Carr findet Dynamit unter seinem Auto und wird 1967 angeschossen.
1.65 Journalist Paul Mandal schrieb über die Schüsse und stirbt an Krebs),
3.65: Tom Howard (Herzattacke, Rechtsanwalt von Ruby),
8.65: Mona B. Saenz, die ein Interview mit Oswald führte, von einem Bus angefahren, worauf sie stirbt.
9.65: Rose Cheramie (überfahren, Vorkenntnisse), David Goldstein, der dem FBI bei der Spurensuche von Oswalds Revolver half, stirbt ebenfalls.
11.65: Dorothy Kilgallen, die Ruby inteviewte und den Fall „aufbrechen“ will, überlebt eine Überdosis nicht. Zwei Tage später stirbt ihre Freundin Mrs.Earl Smith. 12.65: William Whaley, der Oswald angeblich nach nach Oak Cliff fuhr, ist der erste Taxifahrer in Dallas, der während seiner Arbeit stirbt.
1966: Joe Brown (Herzattacke, Ruby-Richter), Clarence Oliver (Untersuchungsrichter im Fall Ruby), 1.66: Earlene Roberts (Herzattacke, Oswalds Landlady),
2.66: Albert Bogard (Suizid, Autohändler),
6.66: Polizist Frank Martin, der es gegenüber der Warren-Kommission vorzieht zu schweigen, stirbt an Krebs.
8.66: Lee Bowers (Verkehrsunfall, Zeuge),
9.66: Marilyn Moore Walle (auch Marilyn Magyar Moon oder Marilyn April Walle), die am Tag der Kennedyermordung als „Delilah“ bei Ruby zu strippen begann, will ein Buch über das Attentat schreiben. Obwohl ihr Ehemann schuldig gesprochen, ist es zweifelhaft, dass er sie erschossen hat.
10.66: William Bruce Pitzer (erschossen, JFK-Autopsiefotograph), 11.66: James Worrell (Verkehrsunfall, Zeuge), Jimmy Levens (Nachtklubbesitzer in Fort Worth, der Rubys Stripperinnen anheuerte), Hank Suydam (Herzinfarkt, Life-Journalist).

Im Zusammenhang mit der Garrison-Untersuchung kommt ab 1967 zu einer erneuten Reihe verdächtiger Toten:
Leonard Pullin (Autounfall, Attentatsfilm-Assistent),
1.67: Jack Ruby (Krebs),
2.67: Harold Russell (von einem Polizisten ermordet, Tippit-Zeuge), David Ferrie (Überdosis), Eladio Del Valle (ermordet),
3.67: Mary Sherman (ermordet),
1.68: A.D.Bowie (Krebs, Anklagerichter Ruby), 4.68: Hiram Ingram (Krebs, Sheriff, Craigs Freund),
5.68: Dr. Nicolas Chetta (Herzattacke, Autopsiearzt),
8.68: Philip Geraci (Elektrokution, Zeuge). 1969: Charles Mentesana (Herzattacke, filmender Zeuge),
1.69: Henry Delaune (ermordet, Schwager von Chetta), E.R.Buddy Walthers (erschossen, Detektiv und Zeuge),
4.69: Mary Bledsoe (Oswald-Ruby-Ferrie-Zeugin), John Crawford (Flugzeugabsturz, Freund Rubys und Fraziers),
7.69: Reverend Clyde Johnson wird erschossen, bevor er als Zeuge über die Beziehung Shaw-Oswald aussagen kann).
1970: George McGann (ermordet, Mafia),
1.70: Darrell W. Garner (Drogenüberdosis, Attentäter auf Reynolds),
8.70: Bill Decker (Polizist), Abraham Zapruder (Filmer),
12.70: Salvatore Granello und James Plumeri (ermordet, Trafficante-Mob),
1971: Roscoe White (Verbrennung, möglicher Schütze), Edward Voebel (plötzliches Lungenversagen, Zeuge),
3.71: Clayton Fowler (Verteidiger von Ruby),
4.71: Charles Cabell (Zusammenbruch, CIA), Winston Scott (CIA), Willard Curtis (CIA),
5.72: J.Edgar Hoover (vergiftet),
10.72: Hale Boggs Flugzeug verschwindet in Alaska nach öffentlicher Kritik am Warren-Bericht,
9.73: Thomas E. Davis (Elektrokution, Waffenhändler mit Ruby),
12.73: Richard Cain (erschossen, Mafia, CIA,),
1974: Dave Yaras (ermordet, Mafia), Earle Cabell (Stadtpräsident),
2.74: Joseph Adams Milteer (Heizerexpolsion, Vorwissen),
7.74: Earl Warren, (Richter, Herzversagen),
8.74: Clay Shaw (Krebs, CIA).

Im Zusammenhang mit dem Church-Committee 1975 und dem House Select Committee on Assassinations 1976 erfolgt eine weitere Mordserie:
1975: Rolando Masferrer (Autobombe, Exilkubaner), John Martino (Herzattacke, Mafia, Exilkubaner), Clyde Tolson (Hoovers Partner),
5.75: Roger Craig (erschossen, Polizei Dallas),
6.75: Sam Giancana (ermordet),
7.75: Jimmy Hoffa (ermordet), Allen Sweat (Sheriff, JFK-Untersuchung),
12.75: Earl Wheeler (JFK-CIA-Kontakt),
1976: Malcolm Price (Herzattacke, Zeuge), Ralph Paul (Herzattacke, Rubys Partner),
4.76: James Chaney (Herzattacke, Motorradpolizist, der aussagt, JFK sei ins Gesicht geschossen worden), Charles Gregory (Herzattacke, Connallys Arzt),
6.76: William Harvey (Herzattacke, CIA),
7.76: John Rosselli (ermordet),
1.77: William Pawley (erschossen, CIA),
3.77: George DeMohrenschildt (erschossen, CIA), Paul Raigorodsky (DeMohrenschildts Freund), Charles Nicoletti (erschossen, Mafia), Carlos Prio Soccaras (Suizid, Exilkubaner),
5.77: Radiojournalist Lou Staples will den Kennedy-Fall aufklären und wird erschossen,
6.77: Louis Nichols (Herzattacke, FBI),
8.77: Joseph C. Ayres (erschossen, Chefstewart von JFK), Francis G. Powers (Pilot, Helikoptercrash), Alan Belmont („Krankheit“,FBI), James Cadigan (Sturz, FBI),
9.77: Kenneth O’Donnell (JFK-Assistent),
10.77: Donald Kaylor (Herzattacke, FBI), J. M. English (Herzattacke, FBI),
11.77: William Sullivan (erschossen, FBI-Vizedirektor),
1978: C. L. Lewis (Dallas-Sheriff),
9.78: Garland Slack (Zeuge),
1.79: Billy Lovelady (Herzattacke, TSBD-Arbeiter),
6.80: Jesse Curry (Herzattacke, Polizeichef), John Holbrook (Herzattacke, Ruby Psychiater),
1.81: Marguerite Oswald (Krebs),
9.81:William Stuckey (erschossen, Journalist),
8.82: Will H. Griffin (Krebs, identifizierte Oswald als FBI-Agenten).

Quellen: Groden/Livingstone: 138f,129-146, Marrs: 558-566, Anson: 65-68, Callahan: 115.