Geheimdienste/Mafia 1865-1948


Mafia, Geheimdienste und Politik der USA Teil 1 (1865 bis 1938)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Entstehung, Immigration und Konsolidierung der Mafia, die US-Politik in Lateinamerika und die Aktivitäten von J. Edgar Hoover, Prescott Bush, Joe Kennedy und Franklin D. Roosevelt.Quelle: US-Polit
Die zentralen Themen und Personen sind:
Entstehung der Mafia, Ermordung von Abraham Lincoln, Gründung des Secret Service, Immigration der Mafia,Lateinamerika-Politik der USA, Monroe-Doktrin, Krieg gegen Spanien, Interventionen in Kuba, Honduras, Nicaragua, Panama und Guatemala, Erster Weltkrieg, Kooperation von Prescott Bush, Averell Harriman und George Herbert Walker, Prohibition, Konsolidierung der Mafia, Die Karriere von Joseph Kennedy, Partner Frank Costello, J. Edgar Hoover beim FBI, Al Capone in Chicago, Flucht der Mafia aus Sizilien, Börsenkrise 1929 , Die Mafia in New York: Lucky Luciano, Meyer Lansky, Benny Siegel, Joe Masseria, Castellammare-Krieg, Salvatore Maranzano, Amerikanisierung der Mafia, Murder Inc, Albert Anastasia, Roosevelt und Kennedy, Das Kartell der Erdölgesellschaften, John D. Rockefeller, Aristoteles Onassis, Das Attentat auf Roosevelt, Aufhebung der Prohibition, Glückspielgeschäft, Gewerkschaften, Heroinhandel, Meyer Lansky, Upton Sinclair, Die Mafiakarriere von Carlos Marcello,Mafiaverfolgung, Hoover, die Nazis und die Mafia, Botschafter Kennedy in England.

1865: Die Entstehung der Mafia

Nach 1812 wurde der Feudalismus in Sizilien nach und nach gesetzlich abgeschafft. Da die Landadeligen und Feudalherren die Bauern nicht mehr zur Arbeit zwingen konnten, verpachteten sie ihre Latifundien an skrupellose Dorfhonoratioren, die die Bauern notfalls mit Schlägertruppen auf die Felder treiben. Gegen die Franzosen entstand eine Untergrundbewegung in Form einer Geheimgesellschaft, die mit dem Slogan „Morte Alla Francia Italia Anela!“ Aufstände anzettelt.
Mithilfe der Bauern können die Truppen Garibaldis 1860 die Bourbonen stürzen und Sizilien wird ein Teil des Königreiches Italien. Aber statt der ersehnten Freiheit von den parasitären Landbesitzern folgen nach der Proklamation des italienischen Nationalstaates die Truppen und Polizisten der Bourgoisie aus dem Norden und beuten den Süden wie eine Kolonie aus. Politisch bleibt jedoch ein Vakuum, in dem lokale Herrscher sich durchsetzen können. 1865 schliessen sich die sizilianischen Grossgrundbesitzer zu einer grossen Geheimgesellschaft, der „onorata società“, zusammen. Mitglieder dieser „Ehrenwerten Gesellschaft“ erobern die Kontrolle der Stadtregierungen und des Managements der Fabriken. Um 1900 gibt es im westlichen Drittel der Insel kaum eine Ecke, die sich dem Einfluss der Mafia entzieht. Der Begriff „Mafia“ wird 1865 das erste Mal von einer Strafverfolgungsbehörde für Gruppen von kleinen Hehlern und Organisatoren von Verbrechen verwendet. Bald darauf wird er nur noch auf kriminelle Vereinigungen bezogen, die von einem Boss geleitet werden und über Klientel-Beziehungen ihre Umwelt beherrschen. Diese Mafiosi mit ihren Schlägertruppen hatten nie die Absicht, die Bauern und Kleingewerbler gegen Unterdrücker zu verteidigen, sondern sie wollten sie selbst ausbeuten. Das insulare Misstrauen gegen die italienische Staatsautorität hat allerdings zu einem gewissen Schutz mafioser Geschäfte durch manche Bevölkerungsgruppen geführt. Obwohl es einen capo di tutti capi gibt, um 1900 ist dies Don Vito Cascio Ferro, der bei Interessenkonflikten und Streitigkeiten oberste Autorität geniesst, bleiben die Mafiosi lokale Herrscher.

Während es in Sizilien nie eine einheitliche Organisation mit Zentralleitung gibt, hat sich in Neapel ein uniformes, straff hierarchisierstes Stadt-Gangstertum entwickelt. Im Unterschied zur Mafia besetzen Camorra-Bosse keine hohen politischen Positionen und können jederzeit ausgewechselt werden. Bei der Mafia steht die Familie im Vordergrund; dagegen rekrutiert die ‘ndrangheta in Kalabrien ihre Mitglieder aus den untersten Schichten, die gegenüber sozialrevolutionären Ideen viel aufgeschlossener sind. Ihre kriminellen Tätigkeiten liegen im Agrarsektor (Schutzgelderpressung für Plantagen, Beherrschung der grünen Märkte) und im politischen Bereich (Wahlstimmenbeschaffung und Einschüchterung von Gegnern) und haben durchaus auch gewerkschaftliche Aspekte. Der Widerstand des von Fremdherrschaft gezeichneteten Südens gegen die Zentralregierung und die damit verbundene Schwäche der staatlichen Institutionen eröffnen jenes Machtvakuum, in dem das Briganten-Gangstertum und die organisierte Kriminalität entstehen kann.

Quellen: Raith: 48-82, Davis (1994): 20-22, Best: 2.

April 1869: Ermordung von Abraham Lincoln

Präsident Abraham Lincoln wird vom 21jährigen Schauspieler John Wilkes Booth, einem angeblich verrückten Einzeltäter, am 16.4.1865 ermordet. Gleichzeitig mit Lincoln werden zwei seiner Kabinettsmitglieder an verschiedenen Orten in Washington ermordet. Die Motive des Täters und der Tathergang bleiben im Dunkeln, wichtige Beweismaterialien verschwinden, und Booth wird später im Gefängnis umgebracht. Diese Ermordung im typischen Mafiastil ist wie eine Vorlage für das Kennedy-Attentat.

Im gleichen Jahr wird der Secret Service zur Verfolgung von Falschgeldherstellern gegründet, weshalb er dem Finanzministerium untersteht. Obwohl schon am 10.1.1835 ein bewaffneter Angriff auf Präsident Andrew Jackson missglückte, wird erst 1881, nach dem Anschlag auf Präsident James A. Garfield, eine Polizeibewachung des Weissen Hauses organisiert. Secret Service-Agenten übernehmen Begleitschutzaufgaben, als Präsident Grover Cleveland 1884 Morddrohungen erhält. Und erst nach der Ermordung von Präsident William McKinley am 6.9.1901 verfügt der Kongress einen Vollzeitschutz durch den Secret Service. Nach einem Mordversuch an Harry S. Truman 1951 wird der Begleitschutz auch auf Familienangehörige und den Vizepräsidenten ausgedehnt. Quellen: Scott (1993): 295, Marrs: 240f.

1869: Immigration in die USA

Während dem 19. und 20. Jahrhundert emmigrieren über eine Million Sizilianer in die USA. Die italienischen und sizilianischen Einwanderer haben das organisierte Verbrechen nicht als erste in die USA gebracht. Es gibt bereits irische und jüdische Gangster, die sich organisieren. Die Iren haben kein Sprachproblem und alliieren sich mit den Politikern, für die sie Wähler einschüchtern oder gegnerische Wahlveranstaltungen stören.

Die Sizilianer spezialisieren sich zuerst auf die Erpressung ihrer Landsleute und auf Falschgeldherstellung. In Louisiana formieren sich 1869 vier von der italienischen Polizei aus Palermo ausgewiesene Banditen zu einem Bund, den sie „Stoppagherra Society“ nennen und der eine Art Kolonie der sizilianischen Mafia darstellt. Kurz nach dem Bürgerkrieg organisiert der Sohn eines sizilianischen Einwanderers, Joseph Macheca, die erste Familie in New Orleans, die mehrheitlich im Hafen aktiv ist. Der sizilianische Mafioso Giuseppe Esposito flüchtet nach der Ermordung seines Bosses De Leoni nach New Orleans und versucht als „Radzo“ den Lokalboss Tony Labruzzo zu entmachten. Dieser schaltet die Polizisten Mike und David Hennessy ein, worauf Esposito verhaftet und nach Italien abgeschoben wird. Labruzzo wird daraufhin von Giuliano Ardotta umgebracht, und auch Mike Hennessy wird erschossen. Ende der 80er Jahre entwickelt sich die Organisation zur ersten voll organisierten Verbrecherfamilie in den USA. An ihrer Spitze stehen als Nachfolger Machecas die Brüder Charles und Tony Matranza, die mit etwa 300 Mitgliedern den French Market für die Standard Fruit Company kontrollieren und die Werften und Kais der gegnerischen Provenzanos ebenfalls unterjochen wollen. David Hennessy, alliiert mit den neapolitanischen Provenzanos, schaltet sich in den entstehenden Krieg ein und wird am 15.10.1890 umgebracht. 19 Mitglieder der Matranza-Bande werden angeklagt, aber dank Todesdrohungen und Bestechungen freigesprochen. Die erzürnte Bevölkerung stürmt unter der Führung von William S. Parkinson das Gefängnis und lyncht 11 der Mobster. Nachfolger der Matranzas wird Sam „Silver Dollar“ Carolla, der die Kontrolle der Territorien der Provenzanos sichert.

Zwischen 1890 und 1920 kommen insgesamt mehr als 18 Millionen neue Bürger in die Vereinigten Staaten, darunter sehr viele Kinder, die durch öffentliche Bildung integriert werden müssen. Als das Stück des jüdischen Autors Israel Zangwill ‘The Melting Pot’ 1908 in Washington Premiere hat, befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in der grössten Einwanderungswelle, die das Land je erlebt hat. Die Metapher des „Schmelztiegels“ verweis auf eine Ideologie, weil die Schranken zwischen den verschiedenen Ethnien trotz den Anstrengungen des Schulwesens bestehen bleiben. Alle Einwanderergruppen bringen kriminelle Organisationen hervor. Beispielsweise sind die Banden von Jesse Woodson James in den Südstaaten Anglo-Saxen.

In Pennsylvania formen Stefano LaTorre und Santo Volpe „The Men of Montedoro“, da um die hundert Familien aus diesem sizilianischen Ort stammen. Ihr Einfluss auf die Kohleminenarbeiter führt zur ersten Kontrolle einer Gewerkschaft, der United Mine Workers.

In Chicago werden nach sozialistischen Agitationen auf dem Haymarket und einer Verschwörung des Managements vier Gewerkschaftsführer zum Tod verurteilt und am 1.5.86 gehängt. Dieser Tag wird seither jedes Jahr als Gewerkschaftstag begangen. Ende des Jahrhunderts entstehen die irische Organisation unter Charles Dion O’Bannion und sizilianische und italienische Gangs wie die „Camoras“, die „Secret Hands“ oder die „Mysterious Hands“, die ihre Landsleute terrorisieren und erpressen.

Die bekannteste Gang wird die sizilianische „Black Hands“. Deren Chef ist ab 1905 Diamond Joe Esposito, der dank seiner Korruptionstaktik und seinen Beziehungen zur Politik zum Boss aufsteigt. Der zweite wichtige Mann ist Big Jim Colosimo, der seine Karriere bei einer Puffmutter begann und nun die Prostitution kontrolliert. Die zunehmende Konkurrenz der Gangs führt zu Kämpfen und erfordert immer wieder Verstärkung: Esposito lässt die Genna-Brüder aus Sizilien kommen, Colosimo wird Johnny Torrio aus New York holen, und die lokalen Gangs von jungen Kriminellen werden rekrutiert.

Die sizilianischen Immigranten in New York lassen sich mehrheitlich in Harlem, die neapolitanischen vor allem auf der Lower East Side nieder. Die Sizilianer Ignazio Lupo Saietta und Giuseppe Morello rekrutieren aus diesen Quartieren die Mitglieder ihrer Gang, die um die Jahrhundertwende die grösste der Stadt sein wird. Auch hier gibt es eine „Black Hand“, in die sich der Polizeileutnant Joseph Petrosino infiltrieren kann. Als er die Polizeiarbeit gegen die Mafia mit italienischen Fahndern koordinieren will, wird er in Sizilien angeblich von Don Vito Cascio Ferro persönlich ermordet. Bekannt sind auch die „Five Points“ und die „James Street Gang“ von Johnny Torrio, dem Neffen von Colosimo. Die Politik von New York City wird durch die Tammany Hall, ein ämterverteilender Wahlapparat der Demokratischen Partei, beherrscht. Irische und dann auch jüdische Gangster schmieren die Politiker der Tammany Hall, stellen ihnen die Wahlhelfer und Schläger zur Verfügung, damit sie von Polizei und Justiz in Ruhe gelassen werden. Nach bewaffneten Strassenschlachten im August 1903 zwischen der 1200 Mann starken jüdischen Gang von Monk Eastman mit rivalisierenden Gangs greifen die Behörden ein, allerdings nicht, um die Gangs zu eliminieren, sondern nur, um einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Quellen: Davis (1988): 20-28, Delorme: 17-33, Giancana: 28ff, Marrs: 157, Best.

1898: Lateinamerika-Politik der USA top

Bereits am 2.12.1823 verkündete Präsident James Monroe die nach ihm bekannte Doktrin, die den Europäern jeglichen Einfluss in den amerikanischen Kontinenten verbietet. Die Briten wollen das bröckelnde Kolonialreich der Spanier beerben, was die USA zu verhindern verstehen.
1824 erfolgt eine militärische Intervention der USA in Puerto Rico,
1831 in Argentinien, und
1845 und 1847 in Mexico, worauf die USA die Hälfte des Territoriums annektieren.
Nach dem Ende des Bürgerkriegs proklamierte Präsident Ulysses Grant seinen Glauben an die „offenkundige Bestimmung“ der USA, den gesamten Kontinent unter ihre Vorherrschaft zu bringen. Zur „Verteidigung der Demokratie“ werden laufend Unabhängigkeits-Bewegungen abgeklemmt.

Meist wird der amerikanische Imperialismus religiös legitimiert: Schon im Krieg gegen die Mexikaner in den 1840er Jahre wurde mit Rekurs auf die Prädestinationslehre behauptet, Gott selbst habe die Pferde und Kanonen der Vereinigten Staaten gesegnet.

1859 verteidigte Horace Greeley die Massaker an den Prärieindianern mit derselben Logik: „Diese Leute müssen aussterben – es kann ihnen niemand helfen. Gott hat die Erde denen gegeben, die sie sich untertan machen und sie zu kultivieren verstehen; es wäre vermessen, sich seinem gerechten Auftrag zu widersetzen.„

Die Politik der USA ist von Anfang auf die Elimination der Ureinwohner ausgerichtet, denn die Kolonisation war nicht auf Herrschaft, sondern auf privatrechtliche Ansiedlung angelegt. Deshalb gab es, im Unterschied zu den spanischen Kolonien, nie eine Mestizengesellschaft.

Während Jahrhunderten grenzte man die Indianer ‚aus der Gesellschaft’ aus und verdrängte sie. Um ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen, wurden bis 1897 fast alle Bisons (30-40 Mio. Tiere) geschlachtet.

Erst 1924 erhielten die Indianer auf dem Papier die volle Staatsbürgerschaft, was sich aber in der Praxis nicht durchsetzte.

1893 beschliesst die Königin von Hawai, den Einfluss der aus den USA eingewanderten Pflanze und Missionaren einzuschränken. Unter US-Präsident Ulysses S. Grant war mit dem König von Hawai ein „Vertrag auf Gegenseitigkeit“ unterzeichnet worden, der das Königreich faktisch zu einem Protektorat der USA machte.

Mit 250 Marinesoldaten organisieren die USA 1983 einen Putsch, der die Monarchie abschafft und eine amerikafreundliche Regierung einsetzt.

Die Depression im Winter 1893/94 brachte grosse Arbeitslosigkeit, gewalttätige Streiks in den Stahlwerken von Pennsylvania und den Kohlebergwerken von West Virginia.

Der Aufruhr zwang die Oligarchen an der Ostküste, etwas zu finden, um den „Eiter aus dem anarchistischen, sozialistischen und populistischen Furunkel zu ziehen„, wie ein Banker aus Philadelphia sich ausdrückt.

Präsident William McKinley setzt auf die Idee eines amerikanischen Empire: Seit 1895 führte José Marti den zweiten Unabhängigkeitskrieg in Kuba, und McKinley organisierte die Explosion des Panzerkreuzers USS Maine im Hafen von Havanna, um Spanien den Krieg zu erklären.

McKinley untergrub alle Versuche der Spanier zu verhandeln.

Die Pressezaren Joseph Pulitzer von World und William Randolph Hearst vom New York Journal behaupteten mehrere Wochen lang, die Spanier hätten eine Mine gelegt.

Die USA erobern Puerto Rico und unterstellen es bis zur formalen Annektion von 1952 einem US-Gouverneur. Auf einer der schönsten Inseln der Karibik, Vieques, testet das US-Militär 2008 an 200 Tagen im Jahr scharfe Bomben.

Beim Feldzug auf den Philippinen massakrieren die Marines 200’000 Einwohner.

Albert Beveridge, republikanischer Senator aus Indiana, meint 1901: „Wir werden nicht klein beigeben im Auftrag, unserer Rasse, unter Gottes Willeweltweit als Treuhänderin der Zivilisation zu wirken, und wir werden mit unserem Werk weitermachen, ohne wie Sklaven, die zu ihrer Arbeit gepeitscht werden, unseren Schmerz herauszuschreien, sondern mit Dankbarkeit für ein Unternehmen, das unserer Kraft würdig ist, mit Dankbarkeit gegenüber dem allmächtigen Gott, dass er uns als sein auserwähltes Volk bezeichnet hat, das fortan seine Heilung der Welt anführen darf.“

1911 kommt eine Untersuchungskommission zum Schluss, ein Explosionsunglück im Maschinenraum habe den Untergang des Schiffes und den Tod von 260 Seeleuten ausgelöst. Die USA dirigieren die Innenpolitik und intervenieren bei Widerstand militärisch: 1906, 1912 und 1917, wonach bis 1934 eine US-Militärverwaltung besteht.

Wegen der Kontrolle der Häfen und der Hafengewerkschaften arbeiten die Import- und Exportfirmen, vor allem wenn sie mit schnellverderblichen Gütern handeln, mit der Mafia zusammen. In der Revolution von 1911 in Honduras spielt die Mafia von New Orleans eine führende Rolle. Dabei werden die europäischen Banken und Investoren zurückgedrängt, und die US-Bananenfirmen bekommen freie Hand.

Samuel Zemurray von der Cuyamel Banana Company, die später zur United Fruit gehört, finanziert den in einem Bordell von New Orleans geplanten Coup.

Bereits 1903 und 1905 haben die USA die „Ordnung wiederhergestellt“ und 1919 und 1924 erfolgen erneute militärische Interventionen.

Die Kooperation von US-Firmen, dem Militär, der Mafia und lokalen Herrschern bewährt sich in ganz Lateinamerika: Nach einer ersten Intervention 1853 machte sich der Amerikaner William Walker 1855 dank seiner Söldnerarmee zum Präsidenten von Nicaragua.

1857 und 1860 intervenieren die US-Marines erneut in Nicaragua. 1909 stürzten die Marines Präsident Zelaya und die USA besetzten das Land, wobei die Mafia ihre Zusammenarbeit mit den US-Firmen institutionalisiert.

Nach der Intervention von 1912 wurde Adolfo Diaz an die Macht gesetzt, der den Amerikanern die Kontrolle des Finanzsystems Nicaraguas und den Bau einer Militärgarnison bei Managua erlaubte, wo die Marines bis 1925 blieben.

1914 erfolgte der Bryan-Chamorro-Vertrag, der den USA das exklusive Recht auf den Bau eines geplanten Kanals sicherte. Nachdem der US-Schützling Emiliano Chamorro sich an die Macht geputscht hat, greifen die Marines gegen die Unabhängigkeitsarmee von Augusto Cesar Sandino 1927 erneut ein und bauen die berüchtigte Nationalgarde auf, an deren Spitze Anastasia Somozo 1932 die Macht übernimmt.

1903 erweiterte Theodore Roosevelt die Monroe-Doktrin, indem die USA die Funktion der „Weltpolizei“ übernehmen müsse bei einem „Fehlverhalten“ eines Staates: „Ständiges Fehlverhalten oder die Unfähigkeit, die auf eine allgemeine Lockerung der Bande der zivilisierten Gesellschaft hinausläuft, können in Amerika, wie auch anderswo, am Ende das Eingreifen irgendeiner zivilisierten Nation erforderlich werden lassen.„

Da der kolumbianische Senat sich weigerte, die Nutzungsrechte des geplanten Kanals in der Provinz Panama den Amerikanern für hundert Jahre zu überlassen, organisierte Roosevelt die Revolution vom 3.11.1903 in der Provinz Panama, worauf die USA die Gebietsabtrennung erzwangen.

Eine Invasion in der kolumbianischen Provinz war bereits 1860 erfolgt. Aufgrund der offensichtlichen Manipluation zahlt der US-Kongress 1921 den Kolumbianern eine Entschädigung von $25 Mio. Trotzdem erhält Panama 1926 faktisch den Status eines Bundesstaates.

Präsident William Taft prophezeit 1912: „Die gesamte Hemisphäre wird uns gehören, da sie uns kraft der Überlegenheit unserer Rasse moralisch eigentlich schon jetzt gehört“. In den nächsten 25 Jahren folgen 12 weitere Interventionen und 8 Invasionen. 1915 wird die Republik Haiti erstickt: Unter William B. Caperton landet ein Korps in Port-au-Prince und zwingt das Land, wie schon im Falle der Dominikanischen Republik 1907, die Militär-, Zivil- und Finanzverwaltung sowie das Zoll- und Steuersystem in die Hände der Amerikaner zu übergeben. Die Amerikaner befürchteten, das hoch verschuldete Land könnte seine Schuldenzahlungen einstellen. Bis 1934 halten die USA das Militärprotektorat aufrecht.

1921 wird mit einer US-Intervention Präsident Herrera in Guatemala gestürzt, der sich gegen die Expansionspläne der United Fruit stellt.

1923 werden Pläne für eine Föderalistische Republik von Guatemala, Honduras und El Salvador vereitelt. General Smedley D. Butler schreibt am 21.8.31 in der New York Times:
„Ich half 1903, Honduras für die amerikanischen Fruchtfirmen zu öffnen.
Ich half 1914 Mexico, und speziell Tampico, die Ölinteressen zu sichern.
Ich half, aus Haiti und Kuba einen netten Platz zu machen, wo die Jungs von der National City Bank Geld verdienen können.
Ich half ein halbes Dutzend zentralamerikanischen Republiken für die Wall Street weichzukopfen.
Ich half 1909-1912, Nicaragua für die internationale Bank Brown Brothers zu säubern.
Ich öffnete die Dominikanische Republik 1916 für die amerikanischen Zuckerfirmen.
In China beschützte ich Standard Oil.

Rückblickend denke ich, dass ich Al Capone einige Tipps hätte geben können. Er betrieb seine Erpressungsgeschäfte in 3 Distrikten, ich arbeitete in drei Kontinenten.“

1927 behauptet der amerikanische Botschafter in Paris, Myron Herrick:

„Die Vereinigten Staaten gieren nicht nach Land. [...] Wer uns imperialistische Absichten unterstellt, kennt die Fakten nicht oder ist unaufrichtig.„

Nachdem die USA in ganz Lateinamerika totalitäre Militärregimes installiert haben, verkündet Präsident Franklin Roosevelt 1934 die „Politik der gutnachbarschaftlichen Beziehungen“. Quellen: Delorme: 17-33, CIA-Info: 15f, Davis (1988): 20-28, Best, Lemoine (2003), Ramonet (2003b), Lapham, Kinzer.

1917: Erster Weltkrieg

Der Untergang des Passagierdampfers Lusitania vor der Südküste Englands im Mai 1915 liefert Woodrow Wilson den Vorwand, gegen Deutschland in den Krieg zu ziehen.

Die Presse heizt die Stimmung an, indem behauptet wird, belgische Nonnen würden von den Deutschen über glühenden Kohlen geröstet.

Der erste Weltkrieg eröffnet ungeahnte Verdienstmöglichkeiten für Börsenspekulanten wie J. P. Morgan oder Edward H. Harriman, der 1898 mit Krediten vonWilliam Rockefeller, Otto Kahn, Jacob Schiff und Felix Warburg die Kontrolle der Union Pacific Railroad übernommen hatte. (Anm.: Alles unter Rothschilds finanzieller Deckung)

Der Bruder von John D. Rockefeller besitzt die National City Bank (später City Bank), die die Waffenindustrie für den Krieg reorganisierte.

Percy A. Rockefeller übernahm die Kontrolle der Remington Arms Company, die die USA, England und Russland mit Maschinengewehren, automatischen Pistolen und Munition beliefert.
Trotz dem Kriegseintritt der USA wegen dem Business und der Absicht, die Weltmachtstellung der Engländer zu übernehmen, präsentiert Wilson seine „Vierzehn Punkte“ auf der Friedenskonferenz in Versailles mit der Begründung: „Amerika hat das unendliche Privileg, seine Bestimmung zu erfüllen und die Welt zu retten„.

Prescotts Vater Samuel P. Bush, Präsident der Buckeye Steel Castings, wird 1918 dank Harriman direkt dem Direktor der staatlichen Waffenbeschaffung unterstellt und nützt diese Position für die Rüstungsfirma Remington.

1934 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Senats mit den Machenschaften des als ‚Merchant of Death’ bezeichneten Waffendealers im 1. Weltkrieg. Zudem ist Samuel Bush Präsident der Federal Reserve Bank von Cleveland und Berater des Präsidenten Herbert Hoover.

Zusammen mit seinem Freund E. Roland Harriman wurde Prescott Bush 1916 in die rassistische Yale-Geheimgesellschaft Skull & Bonesaufgenommen.

Der exklusivste von rund einem Dutzend Geheimbünden der Ivy-League nimmt jedes Jahr nur 15 Mitglieder auf. Zur Ivy-League gehören acht Eliteuniversitäten im Nordosten der USA: Brown University, Columbia University, Cornell University, Darmouth College, Harvard, Princeton, University of Pennsylvania und Yale (Ivy Plus unfasst noch das Massachussetts Institut of Technology und die Stanford University). Den Zugang zu diesen Universitäten gelingt fast nur nach dem Besuch teurer Privatschulen wie der Phillips Academy (die die Bushs besuchten), der ‚legacy’ (der Vater und der Grossvater haben bereits an dieser Uni studiert) und der Spendenzahlung. Harvard ist mit einem Fond von $22 Mia. die reichste Universität, gefolgt von Princeton und Yale mit je etwa der Hälfte. Die S&B wurde 1832 gegründet und umfasst heute 800 Mitglieder. In Harvard ist es der Porcellian Club und in Princeton der Ivy-Club, die das Old-Boy-Network und damit das rigide Klassensystem der USA reproduzieren.
Die Mitglieder dieser Aristokratie schanzen sich die obersten Stellen im Staat (in den Gerichten, im Kongress, der CIA und der Regierung) und in der Wirtschaft (in den Anwaltskanzleien und den Konzernen) zu.

George Herbert Walker baut 1919 die Privatbank W.A. Harriman & Co mit auf, an der unter anderem Percy Rockefeller als Direktor mitbeteiligt ist.

Averell Harriman bekommt nach monatelangem Taktieren unter nie veröffentlichten Konditionen die von den USA am Ende des ersten Weltkriegs konfiszierten Dampfschiffe der Hamburg-Amerika-Linie, was ihm das Monopol für die nächsten 20 Jahre sichert.

Die W.A. Harriman fusioniert mit der Privatbank Morton & Co. und verschafft sich 1922 über die Warburg-Bank den Zugang zur deutschen Schwerindustrie und zu russischen Ölkonzessionen.

1921 heiratet Prescott Bush Walkers Tochter Dorothy und wird 1926 Vizepräsident der W.A. Harriman Bank. Als Geschäftsführer der Union Banking Corp. und der Hamburg-Amerika-Linie wird Bonesman Bush einer der wichtigsten Unterstützer der Nazis.

Nach der Fusion mit dem Bankhaus Brown Brothers 1931 wird die Brown Brothers Harriman zur grössten und politisch einflussreichsten Privatbank Amerikas, und Averell Harriman berät in Sachen Finanzen insgesamt 6 US-Präsidenten. Er finanziert als Partner von Prescott Bush über die Union Banking nicht nur die Nazis, sondern mit seiner Garanty Trust Company auch die Aufrüstung der Sowjetunion.

Quellen: Tarpley/Chaitkin: 13-20, Ploppa, Bröckers, Birnbaum, Lapham (2004), Fantasia (2004), Laurent: 18.

1920: Prohibition top

Während der Prohibition (16.1.20-5.12.33) entwickeln sich die Gangs zu eigentlichen Industrieimperien-Besitzer. Bereits vor dem ersten Weltkrieg führte einige Staaten wie Kansas aufgrund religiöser und feministischer Lobbygruppen das Alkoholverbot ein.

Der Krieg verstärkte den Alkoholismus, was die Einführung des nationalen Verbots von Herstellung, Vertrieb und Verkauf alkoholischer Getränke erleichterte.Die jüdischen Mobster (Dutch Schultz mit der Firma Seagrams und Jack „Legs“ Diamond) sind die ersten im Alkoholschwarzbrennen und -schmuggeln. Jüdischen Ursprungs sind auch die Bronfman-Brothers in Kanada sowie Arnold Rothstein und Mannie Kessler in New York. Die Iren steigen ebenfalls von Anfang an ins Bootlegging ein: Big Bill Dwyer in New York, Steve Wallace, Dan Carroll und Joe Kennedy in Boston, Tommy McGinley in Cleveland, Tommy Banks in Minneapolis und Charles O’Bannion in Chicago.

Nach den Juden und Iren entdecken die italienischen Gangs, die viel gewalttätiger sind und sich oft gegenseitig bekämpfen (z.B. Sizilianer gegen Neapolitaner), den Markt.

Allerdings arbeiten Juden und Italiener auch manchmal zusammen. Die italienische Mafia, die bisher vor allem die Prostitution und die Geldspiele beherrschte, wird erst durch den Alkoholschmuggel eine bedeutende Macht.

Um Diamond Joe Esposito nicht in die Quere zu kommen, bleibt Big Jim Colosimo in Chicago beim Prostitutionsgeschäft. Sein Neffe Johnny Torrio holt 1919 Al Capone aus New York, und sie versuchen zu zweit, Colosimo von den Vorteilen des Alkoholschmuggels zu überzeugen.

Da er nicht einschwenkt, wird er am 11. Mai 1920 von Frankie Yale umgebracht. Danach baut John Torrio ein weiteres Alkoholkartell in Chicago auf. Während drei Jahren kann Torrio den Frieden aufrechterhalten, indem er die anderen Gangführer überzeugt, dass ohne Bandenkriege mehr Geld zu verdienen ist.

1923 wollen verschiedene Gangs ihre Territorien erweitern, und neue sizilianische Immigranten kommen in Chicago an, die die Unione Siciliana unterwandern, um am Alkoholgeschäft mitzuverdienen. In den 20er Jahren ereignen sich 500 Mafiamorde in Chicago, fast alle ohne eine Verurteilungen der Täter.

Die Machtstellung von Diamond Joe Esposito ist gesichert, weil er den für die Alkoholproduktion notwendigen Zuckerimport kontrolliert, angeblich eine von Präsident John Calvin Coolidge persönlich ausgestellte Lizenz. Esposito erzählt von mehreren Treffen mit Coolidge, für den er im Gegenzug bei den Wahlen Stimmen organisiert.

Der Boss demonstriert seine Macht, indem er von den Italienern verlangt, mit den hübschesten Bräuten vor der Hochzeitsnacht zu schlafen. Trotz dieser Entwürdigung wird ihm während den 20 Jahren seiner Herrschaft keine Jungfrau verweigert.

Johnny Torrio, Al Capone, Jake Guzik, Paul Ricca, Murray Humphreys, Frank Nitti, Jack McGurn und Tony Accardo kamen alle aufgrund von Espositos politischen Beziehungen von New York nach Chicago und arbeiten für ihn. Die sechs Genna-Brüder leiten die illegalen Destillerien im Patch und schmieren über 400 Polizisten. Aufkommende Konkurrenten im Alkoholgeschäft werden mit Bomben bekämpft, wofür Gangs wie die „42″ angestellt werden. Allein 1925 werden über 100 Bombenattentate verübt. Der wildeste der Aufsteiger ist Al Capone, der 1928 im Alter von 29 Jahren das höchste Privateinkommen in den USA erzielt: $105 Mio.

In New York City wird die Korruption durch die Vormachtstellung der Tammany Hall besonders gefördert. Es gibt zwei dominierende kriminelle Organisation: Die jüdische um Arthur Rothstein mit Arnold „Dutch Schultz“ Flegelheimer und James J. Hines. Und die italienische Organisation um Albert C. Marinelli mit Joe Masseria, der Mitte der 20er Jahre zum dominanten Alkoholdealer in New York aufsteigt und ein riesiges Vermögen anhäuft. Carlo Gambino, Joe Adonis und Albert Anastasia arbeiten für „the Chinese“, wie der vulgäre Masseria wegen seinen dicken Backen und schmalen Augen von seinen Feinden genannt wird.

Bereits ein Jahr nach Einführung des Alkoholverbots bestehen in New York 5000 Spekeasies, deren Zahl bis 1927 auf 40’000 ansteigt.

Der 1920 zum Präsidenten gewählte Warren Harding, selbst ein Alkoholiker, wird wegen seiner sexuellen Beziehungen erpresst, die grossen Schmuggler zu schützen.

Die unpopuläre Prohibition macht die Gangster zu Helden und salonfähigen Geschäftsherren und festigt die Beziehungen zwischen Gangstern mit der amerikanischen Politik, da Polizisten, Richter und Staatsbeamte durch die enormen Profite grosszüzig bestochen werden können. Laut dem Chicagoer Polizeichef Charles Fitzmorris sind 60% der Polizisten im Alkoholgeschäft tätig. Von den jährlich bis zu 4000 wegen illegaler Glückspiele Angeklagten werden durchschnittlich lediglich 175 vor Gericht gestellt.

Aufgrund der Bandenkriege und des wachsenden Drucks der Behörden verlegen die Gangs ihre Hauptsitze in die umliegenden Vororten. Eine Bewegung weg von den traditionellen Zentren zu besser kontrollierbaren Gemeinden entsteht. Aber die Gangster versuchen in allen Städten, die Ämterverteilung zu beeinflussen. Politiker, die oft nur mit entsprechenden Stimmenkäufen gewählt werden, bleiben für Skandale am exponiertesten und lassen deshalb den Mobster den benötigten Freiraum. Journalisten, Richter, Justizbeamte, Polizisten und FBI-Beamte haben nichts zu fürchten, da sie in den Augen der Mafia nur ihren Job tun. Wenn sie sich schmieren lassen, wird allerdings Loyalität erwartet. Auch normale Bürger haben nichts zu befürchten, es sei denn, sie haben Spielkredite von Loan Sharks aufgenommen, die sie nicht zurückzahlen können. Gefährlich leben hingegen Informanten und Zeugen, die bei Prozessen aussagen.

Dutch Schultz baut sein Number Racket-Imperium auf und verdient vorwiegend an den armen Schwarzen. Das einfache Spiel besteht darin, dass der Spieler eine Zahl zwischen 0 und 999 wählt, bei der richtigen Zahl aber höchstens 600 Mal den Einsatz ausbezahlt bekommt. Da viele spielen, setzt Dutch Schultz $80’000 pro Tag um. Dazu kommen die Pferderennwetten, wofür Dutch Schultz das Mathematikgenie Otto Berman als Spielbankexperte anstellt.
Mit der Zeit beginnt jedoch die italienische Mafia, Geldspiele und Wetten zu kontrollieren, wobei die Juden die „Banken“ und „Buchhaltungen“ weiterbetreiben und die Runners meist Schwarze sind.

Die Kontrolleure kassieren 35% der Einnahmen, wenn sie die Polizei schmieren, sonst 30% und die „Bank“ übernimmt die Schmiergelder. Der Kontrolleur bezahlt seinerseits 20 bis 25% seiner Einnahmen an die Runners. Diese ziehen bei einem Gewinner aber auch einen Teil für sich ab. In New York werden die Profite aus dem illegalen Spielgeschäft auf $500 Mio. geschätzt. Die Mobster, die die Number-Rackets kontrollieren, sind zudem die grössten „Loan sharks“: für 20% Zins pro Woche leihen sie denen Geld, die sonst keines mehr bekommen, und ihre Methoden der Wiedereintreibung sind effizient.

Quellen: Giancana: 30ff, 178, Lacey: 59, Best: 9, Davis(1993): 30-36, Delorme: 39, 77-83, Geffen, Behr (2002).

1920: Joe Kennedys Karriere top

Joseph Patrick Kennedy steigt in den Alkoholschmuggel ein und verdient damit das Kapital, um an der Börse im grossen Massstab zu investieren.

Sein Vater, Patrick Joseph Kennedy, der Sohn des 1848 aus Dunganastown in Irland eingewanderten Patrick Kennedy, wurde 1885 nur 27jährig Abgeordneter von East Boston im Repräsentantenhaus. Er begann seinen sozialen Aufstieg dank seinem blühenden Alkoholgeschäft. Da er im „Hinterhof von Boston“ äusserst populär war, wurde er dreimal zum Senator gewählt, Mitglied des Zentralkomitees und später Vorsitzender des Strategieausschusses der Demokratischen Partei. Trotz dieses Aufstiegs blieb Patrick Joseph Kennedy letztlich nur ein Lokalpolitiker, weshalb er seinen 1888 geborenen Sohn Joseph Patrick an die aristokratische Harvard schickte.

Obwohl Joe ein Star im Baseball war, blieb er aufgrund seiner irisch-katholischen Herkunft von vielen Aktivitäten des Campus ausgeschlossen. Er setzte sich zum Ziel, mit 30 Millionär zu sein, damit er „auf diese protestantischen Bastarde pissen“ könne. Nach dem Harvardabschluss bekam Joe Kennedy dank dem politischen Einfluss seines Vaters einen Posten als staatlicher Bankrevisor mit einem Jahresgehalt von $1500. Da es Joe gelang, die kleine Columbia Trust Company, an der sein Vater wesentlich mitbeteiligt war, vor einer Übernahme zu retten, wofür er sich mit $45’000 persönlich verschuldete, wurde er vom Aufsichtsrat mit nur 26 zum jüngsten Bankpräsidenten der USA befördert.

1914 heiratete er Rose Fitzgerald, die Tochter des eben rausgeworfenen Bürgermeisters von Boston. Mit vielen gewagten Einsätzen in legalen und anderen Geschäften entstand der Grundstock von Kennedys Vermögen.

Um den Aktivdienst zu vermeiden, stieg Kennedy 1917 als stellvertretender Manager der Bethlehem Steel in der riesigen Fore River Werft, wo Zerstörer gebaut werden, ein.

Daneben kaufte er sich eine Vertriebskonzession der Universal Pictures.

John F. Fitzgerald gewinnt am 5.11.1918 die Wahl zum Repräsentanten von Boston gegen den ebenfalls demokratischen Konkurrenten Peter F. Tague. „Honey Fitz“ Fitzgerald forderte Tague heraus, da dieser sich nicht an einem einträglichen Grundstückhandel mit dem Fore River Shipyard, wo sein Schwiegersohn Joe Kennedy im Management tätig ist, beteiligen wollte.

Seine Wahlkampforganisatoren, zu denen Joe Kennedy gehört, rekrutieren italienische Immigranten und Profiboxer, die Tague-Wähler mittels Drohungen und Schlägen umstimmen. Ein Drittel der ungültigen Stimmen kommen von Personen, die nicht im Bezirk leben, andere Stimmen lauten auf Namen von Kriegsgefallenen oder noch in Europa stationierten Soldaten. Am meisten falsche Stimmen kommen aus dem Prostituiertenmilieu. Am 24.10.19 wird Fitzgerald nach achtmonatiger Untersuchung wegen Wahlbetrugs aus dem Repräsentantenhaus ausgeschlossen.

1942 schickt Joe Kennedy den dann 79-jährigen nochmals ins Rennen, um den populären New Deal Demokraten Joseph E. Casey, einer von Roosevelts Favoriten und daher möglichen Konkurrenten seines Sohnes Joe Jr. zu schwächen. Der Republikaner Henry Cabot Lodge Jr. gewinnt dann zwar, aber die Kennedys haben gelernt, wie man mit viel Geld und geschickter Propaganda auch einen sehr guten Kandidaten ausschalten kann. 1920 steigt Kennedy bei der Massachusetts Electric ein und zieht nach New York an die Wall Street.

Nach dem Krieg arbeitet Joe Kennedy als Leiter der Aktienabteilung des Maklerhauses Hayden, Stone and Company und macht dank Insiderinformationen mit Börsenspekulationen so viel Geld, dass er sich für seine sechsköpfige Familie ein neues Zwölfzimmerhaus in Brookline und einen neuen Rolls-Royce kaufen kann. Wieviel und wie Kennedy Geld verdient, bleibt sein Geheimnis, auch seiner Familie gegenüber, die gelernt hat, niemals Fragen darüber zu stellen.

Joe Kennedy, dessen Vater schon Alkohol importierte, benutzt medizinische Erlaubnispapiere für den Import von kanadischem Whiskey, wovon er 200’000 Kisten ins Land geschmuggelt haben soll. Damit wird er zu einem Konkurrenten der Mafiosi, zu denen er zwangsläufig auch partnerschaftliche Kontakte unterhält. Anfangs schifft Kennedy englischen Scotch und Gin an die 12-Meilen Grenze, wo Frank Costellos Leute den Alkohol übernehmen, weshalb Costello später behauptet, er habe Kennedy reich gemacht. Kennedy arbeitet während Jahren auch mit Owny Madden zusammen und mietet Leute von Murder, Inc, um mit den Gewerkschaften fertig zu werden.

Weil Kennedy auf dem Gebiet der jüdischen Purple Gang in Detroit ohne Erlaubnis geschmuggelten Rum verkauft, will diese seinen Kopf. Kennedy geht nach Chicago und bittet Diamond Joe Esposito um Unterstützung. Da ihm dieser das Leben rettet, bleibt er in der Schuld der Mafia von Chicago.

Die Gewinne aus dem Alkoholschmuggel investiert Kennedy meist an der Börse und beteiligt sich an einer Kinokette. Er gibt seine Stelle bei Hayden, Stone and Company 1923 auf und eröffnet sein eigenes Büro in Boston: „Joseph P. Kennedy, Bankier“. Für seine bisher sieben Kinder und seine Frau Rose gründet Kennedy Treuhandfonds, womit er ihnen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit für politische Karrieren ermöglicht. Sie sollten schliesslich über je $10 Mio. verfügen können.

Nachdem er, offenbar auch mit Geldern der Mafia Chicagos, die Kontrolle der „Film Booking Office of America“ erringt, zieht Kennedy 1925 nach Hollywood.

Hollywood ist seit 1912 von jüdischen Flüchtlingen aus Osteuropa (Samuel Goldman, Louis B. Mayer, Karl Lemmle, William Fox, Adolph Zukor, Harry Cohn und die Brüder Jack und Harry Warner) aufgebaut worden, die wie niemand sonst den American Way of Life definieren.

Im Bedürfnis nach Assimilation schufen die Aussenseiter eine idealisierte Welt, bei der das Böse immer vom guten Helden besiegt wird. Mayer verschob seinen Geburtstag auf den 4. Juli und feierte ihn jeweils mit grossem Pomp und hunderten von illustren Gästen. Auch die meisten berühmten SchauspielerInnen wie Kirk Douglas, Paul Newman, Lili Palmer Clark Gable, Tony Curtis oder Judy Holliday sind jüdischer Herkunft und werden zum Inbegriff der amerikanischen Kultur. Trotzdem werden Juden bis in die 30er Jahre nicht in die Klubs der Reichen aufgenommen, und die gesellschaftliche Anerkennung bleibt den ‚Superamerikanern’ versagt.



Während die Familie in New York wohnt, vergnügt sich Joe Kennedy mit Jean Harlow, Anita Page und Greta Garbo und versucht sich als Filmproduzent von Lowbudgetfilmen. Seine wichtigste Geschäftspartnerin und Liebhaberin ist Gloria Swanson, die ihm einen Sohn (Joseph) zur Welt bringt. Kennedy übernimmt faktisch die Kontrolle über ihr Leben, startet die Gloria Productions und versucht vergeblich, von der Katholischen Kirche einen Dispens zu erhalten, der das Zusammenleben erlaubt hätte. Rose setzt sich häufig nach Europa ab und kompensiert ihre Frustration mit Einkäufen.

Besonders der junge Jack leidet unter den dauernden Absenzen seiner Eltern. Mit Käufen und Verkäufen von Filmgesellschaften bereichert sich Kennedy um geschätzte $5 Mio. in Hollywood.

Quellen: Hersh: 35-43, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 7-54, Giancana: 73, 214, Wolfe: 125ff, Jacobovici, Russel (2000), Geffen, Amara, Gabler.

1924: J. Edgar Hoover und das Bureau of Investigation

John Edgar Hoover wird im Mai 1924 vorläufiger Chef des Bureau of Investigation, ernannt vom Generalstaatsanwalt Harlan Fiske Stone.

Hoover übernahm 1918 24jährig die General Intelligence Division, mit dem Auftrag, die subversiven Umtriebe zu studieren. Das Bureau of Investigation wurde 1909 vom rassistischen und schwachsinnigen Präsidenten Theodore Roosevelt gegründet, der seine Karriere als Polizeikommissär in New York begann.

Charles Bonaparte, dem Grossneffen Napoleons, ging mit 9 Agenten gegen die Arbeiter-Bewegung vor. Die Syndikalismus-Bewegung mobilisierte 4 Mio. Streikenden in 2665 Streiks in einem Jahr. Zur Bekämpfung der Gewerkschaften wurden Bürgervereine und Freiwilligenverbände wie die American Protective League gegründet und von der Industrie finanziert. Innenminister A. Mitchell Palmer liess am 2.1.19 ganze Stadtviertel abriegeln und durchsuchen, um Linke zu finden. Hoover beurteilte die vorgenommenen Razzien, Verhaftungen, Verurteilungen und Ausweisungen als „zu lasch“. In seinem Eifer umging er die Grundrechte im Kampf gegen die Anarchisten und Kommunisten, indem er diese ohne Gerichtsurteile ausschaffen liess (am 21.12.19 249 Personen und am 2.1.20 556). Das Vorgehen Hoovers kostete Palmer seine Karriere, im Gegensatz zu Hoover, der zu seiner Verteidigung begann, nicht nur Informationen über Radikale und Schwarze zu sammeln, sondern auch über gewählte Politiker, Richter und Wissenschaftler.

Im Jahre 1920 verhaftete die Polizei 4000 „subversive Elemente“ in 33 Städten. Bekannt wurden die beiden Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die dem Rachewillen der Politiker und der Polizei zum Opfer fielen. Die Mafiosi Joe und Butsey Morelli aus Providence, Rhode Island, waren für die den Anarchisten zugeschobenen Überfälle und Morde verantwortlich.

Am 22.8.21 wurde Hoover von Justizminister Harry Daugherty zum Vizedirektor des Bureau of Investigation, das bereits Dossiers über 500’000 Personen besitzt, ernannt.

Stone verbietet dem neuen Bundespolizeichef Untersuchungen in politischen Prozessen und ordnet eine Reform der Abteilung an. Deshalb säubert Hoover das korrupte Netz seiner 657 Agenten, baut eine Elitetruppe auf und führt eine autoritäre Hierarchie ein.

Die Agenten des streng presbyterianisch erzogenen Juristen dürfen nicht trinken, keine Schnurrbärte tragen, werden bei Ehebruch sofort gefeuert, permanent kontrolliert und in Akten erfasst. Die Repression der linken Arbeitervertretungen, die Verurteilungen und Rückschaffungen von Kommunisten und Anarchisten und das neue Einwanderungsgesetz lassen die Zahl der Einwanderer ab 1924 stark zurückgehen. Der Johnson-Reed Immigration Act kommt aufgrund der ‚Beweise’ der Intelligenzforscher zustande, wonach Schwarze, arme Weisse und Süd- und Osteuropäer, wobei vor allem die jüdischen Einwanderer gemeint sind, geistig minderwertig und kriminalitätsgefährdet seien.

Die massive Beschränkung der Einwanderung wird unterstützt durch den Ku-Klux-Klan, der Mitte der 20er jahre 5 Mio. Mitglieder zählt. Der Ku-Klux-Klan war 1915 wiedergegründet worden, um die ethnische, religiöse und moralische ‚Einheit’ des ‚Weissen Amerika’ zu schützen. Nach einigen Skandalen bricht die Bewegung 1925 aber zusammen. Hoover und seine Agenten legen trotz des Verbots nicht nur über Linke, Bürgerrechtler und Kriminelle, sondern auch über Politiker Dossiers an. Am 25.3.25 eröffnet Hoover sein „Obscene File“. Seine Macht beruht auf diesen – zum Teil intimen – privaten Daten, mit denen er die Politiker erpressen kann. Kein Präsident wagt es, Hoover zu entlassen. Sein Stellvertreter William Sullivan bezeichnet Hoover als den grössten Erpresseraller Zeiten.

Dank diesen Unterlagen bleibt Hoover bis zu seinem Tod 1972 Direktor des FBI und überlebt acht Präsidenten und 16 Justizminister. Er ist den Präsidenten allerdings auch gefällig: Auf Wunsch von Roosevelt, Truman, Johnson und Nixon lässt er deren Gegner überwachen.

1925 wird zur Stärkung des umstrittenen FBI die private National Crime Commission geschaffen, allerdings nicht um den Alkoholschmuggel und das Gangstertum zu bekämpfen, sondern um die Macht der Polizei im Kampf gegen die Gewerkschaften zu stärken. Die Gründungsversammlung findet bezeichnenderweise in den Räumen der United States Steel Corporation statt.

1928 erklärt der Oberste Gerichtshof das Abhören von Telefongesprächen für verfassungsmässig.

Am 2.4.28 stellt Hoover seinen Lebenspartner Clyde Tolson ein, der Guy Hottel mitbringt. Die beiden werden seine Vertrauensmänner an der Spitze des Federal Bureau of Investigation. Nebenbei ist Hoover zugleich Direktor einer Versicherungsgesellschaft.

Quellen: Davis (1984), Fox: 65, Theoharis/Cox: 21-88, 159, Schulz: 41, Todd, Summers (1993), Tarpley/Chaitkin: 536f,

1925: Al Capone in Chicago

Benito Mussolini besuchte 1924 das erste Mal Sizilien, und schickt kurz darauf mehrere Infanterieregimente nach Sizilien. Der Präfekt Cesare Mori baute ein System von Spitzeln auf und konnte 1926 die Macht der Mafia brechen, indem er mit Folter und Erpressung die 11’000 Verhafteten zum Reden brachte. Selbst die beiden mächtigsten Bosse Don Calo Vizzini und Genco Russo kamen ins Gefängis. Mussolini löste damit eine Mafiosi-Fluchtwelle, wozu Stefano und Antonio Magaddino, Salvatore Maranzano, Joe Bonanno, Mike Coppola, Joe Profaci und Joe Magliocco gehörten, ins Paradies der Prohibition aus.

Bis Mitte des Jahrhunderts emigrieren insgesamt über 5 Mio. Italiener in die USA, die die lokale Struktur der bisherigen Mafia in den USA verändern.

In Chicago unterwanderten die Neuankömmlinge aus Sizilien die Unione Siciliana, eine 1895 gegründete Genossenschaft für gegenseitige Hilfe, und benutzten sie als Front für kriminelle Aktivitäten.

Michele Merlo, einer der Bosse Chicagos, starb am 8.11.24 an Krebs. Die Mafia hatte im folgenden Mühe, sich zu behaupten. In internen Kämpfen werden sechs führende Mafiosi umgebracht: Angelo Genna und Sam Samoots Amatuna (1925), Antonio Lombardo (1928), Pasquale Lolordo (1929), Giuseppe Aiello (1930) und Agostine Loverdo (1931).

Neben den verschiedenen Mafia-Familien und dem Syndikat von Torrio mit Alfonso Capone gibt es die irische North Side Gang, die ebenfalls im Alkoholgeschäft tätig ist. Ihr Chef, Charles Dion O’Bannion, wurde am 10.11.24 in seinem Blumenladen, in dem Al Capone für $10’000 rote Rosen und Johnny Torrio für $10’000 Chrysanthemen für das Begräbnis von Merlo bestellt hatten, ermordet. O’Bannion soll selbst für den Mord von 24 Personen verantwortlich gewesen sein.

Zum Konflikt kam es, weil seine Männer mehrere Lastwagen mit Alkohol der Genna-Brüder entführten. Nachfolger O’Bannions wurden Frank Gusenberg und George „Bugs“ Moran. Sowohl die Gennas wie auch die Aiellos gehören im Gegensatz zu Torrio der Unione Siciliana an.

Im Januar 1925 wollen der 17jährige Sam Giancana und Leonard Gianola Johnny Torrio im Auftrag Al Capones umbringen, verletzen ihn aber nur. Capone erträgt es nicht, dass Torrio sich weigert, den Kuchen zu teilen. Torrio verlässt daraufhin die Stadt mit seinen angehäuften $40 Mio. und überlässt Capone seinen Platz. Dieser schaltet nun systematisch alle Konkurrenten aus: Giancana wird im Mai 1925 erneut engagiert, um die Gennas auszuschalten: Nachdem Angelo, Mike und Tony Genna umgekommen sind, flüchten die restlichen drei Brüder. Giancana bringt am 3.10.28 auch seinen Mentor und Beschützer Diamond Joe Esposito um. Am 8.1.29 wird Pasqualino Lolordo von Joe Aiello und den Brüdern Frank und Pete Gusenberg ermordet.

Al Capone, der im Laufe seiner Karriere 215 Morde angeordnet haben soll, organisiert das Management des Verbrecherkartells, das mithilfe der geschmierten Kooperation von Politikern, Polizei und Justizbeamten $60-250 Mio. Umsatz erwirtschaftet. Der populäre Capone gibt der Bevölkerung, was sie will: Alkohol, Sex und Spiele, und zusammen mit Paul Ricca führt er die politischen Beziehungen Espositos weiter. Das Syndikat Al Capones ist mit der Lolordo-Familie verbündet, die mit der Aiello-Familie in Konflikt steht.

Am 14.2.29 wird die irische North Side Gang mit einem siebenfachen Mord ausgeschaltet. Die Mörder fahren am Valentinstag in einem Polizeiauto und in Uniform beim Treffpunkt vor und erschiessen die nichtsahnenden Anwesenden. Capone steht hinter der Ermordung von Frank und Pete Gusenberg, Jack May, Al Weinshank und Adam Heyer. Bugs Moran, eigentliches Ziel des Anschlags, und seine Leibwächter Willie Marks und Ted Newsberry überleben, weil sie verspätet zum Treffpunkt erscheinen. Moran zweigte Capones Alkohol ab und verkaufte ihn an eigene Kunden. Moran verliert trotz dem fehlgeschlagenen Attentat seine Machtbasis und zieht sich aus dem Alkoholgeschäft zurück.

Damit besitzen Al Capone und und Don Giuseppe Aiello, der am 23.10.30 im Auftrag von Pasquale Prestigiocomi ermordet wird, das Alkoholmonopol in Chicago.

Aber Al Capones Berühmtheit als ‚scarface’ ist den anderen Mafiosi ein Dorn im Auge, weil es das Geschäft gefährdet. Mafia-Bosse von verschiedenen Familien und Städten treffen sich im Mai 1929 in Atlanta City und teilen die Territorien den einzelnen Familien zu. Aufgrund der Prohibition systematisierte sich die Kooperation zwischen den Schmugglern der einzelnen Staaten, wobei die grossen Bosse des Nordwestens den Ton angeben. Dazu gehören Al Capone, Joe Adonis, Lepke Buchalter, Moe Dalitz, Johnny Torrio, Lucky Luciano, Frank Costello, Charlie Solomon, Waxey Gordon, Longy Zwillman, das Reinfeld Syndikat, Meyer Lansky und Bugsy Siegel. In Nebengesprächen wird beschlossen, dass der publizitätssüchtige Al Capone, der die Plätze von Torrio und Esposito und damit die Macht in Chicago übernommen hatte, gehen muss. Auf dem Nachhauseweg von Atlanta wird Capone wegen unerlaubtem Waffenbesitz verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Kaum entlassen, kommt Al Capone wegen Steuerhinterziehung erneut für 11 Jahre ins Gefängnis.

Paul Ricca übernimmt den Vorsitz in Chicago. Ricca hiess Paul DeLucia, bis er 1920 in die USA flüchtete. Er wurde 17jährig wegen Mordes verurteilt und brachte unmittelbar nach seiner Entlassung den Zeugen, der ihn ins Gefängnis gebracht hatte, um. In den USA arbeitete er dann in der Zentrale von Esposito, dem Café Bella Napoli, woher er seinen Übernamen „the Waiter“ hat. Die Medien sind überzeugt, dass Frank „the Enforcer“ Nitti der Nachfolger von „Scarface“ sei, was Ricca, Humphreys und Jake Guzik, der für die Finanzen zuständig ist, ziemlich freie Hand lässt. Tatsächlich plante Nitti zusammen mit Capones Cousin Rocco Fischetti die Kontrolle der Organisation zu übernehmen, aber Ricca hat die Rückendeckung des Syndikats. 1939 wird Capone entlassen, stirbt aber kurz darauf an Syphilis, die er sich bei einer seiner minderjährigen Prostituierten zugezogen hatte.

Quellen: Bradley, Raith: 72f, Delorme: 87ff, 133-145, Giancana: 30-34, 67, Best: 4,10, Behr (2002), Olgiatti, Russel (2000).

Oktober 1929: Börsenkrise

Drei Monate vor dem Börsen-Crash 1929 stösst Joe Kennedy alle Aktien ab, wie Michel C. Bouvier auch. Er gehört damit zusammen mit Industriellen wie William Crapo Durant von der General Motors und John Davison Rockefeller zu den Auslösern des „Schwarzen Freitags“.

Kennedy wird wie Bernard Baruch oder Jean Paul Getty dank dem Börsencrash zum Multimillionär, weil er sichere Aktien wie beispielsweise von General Electric kauft, die von $391 auf $10 gefallen sind.

In den USA verringert sich die Produktion um 90%. Die Entlassungswelle führt zu einer Arbeitslosigkeit von 25% und dazu, dass die Bauern ihre Ernten vernichten, obwohl die Bevölkerung hungert, dass viele Wohnungen leer stehen, während die Menschen campen müssen und dass sie sich keine Kleider mehr kaufen können und frieren, obwohl die Lagerhäuser zum Bersten voll sind.

Die Kommunistische Partei und andere Arbeiterorganisationen haben regen Zulauf und organisieren Streiks und Fabrikbesetzungen, die mit Truppen niedergeknüppelt werden.
Douglas MacArthur und Dwight D. Eisenhower spielen eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der unbewaffneten Versammlungen. Selbst gegen die 12’000 Veteranen des Ersten Weltkriegs, die in Washington die Zahlung ihrer Entschädigungen einforderten, schiessen die mobilisierten Truppen.

Hoovers Ansehen bricht daraufhin zusammen, und der Gouverneur von New York, Franklin D. Roosevelt, gewinnt die Wahlen 1932 mit einem Erdrutschsieg, allerdings weniger aufgrund seines Konzepts des New Deal, sondern weil er die Prohibition abschaffen will.

Aufgrund der internationalen Kreditsysteme ist die ganze Welt vom Zusammenbruch betroffen. Allein in den Industrieländern sind 1930 bereits 35 Mio. Menschen ohne Arbeit. Vor allem in Deutschland bewirkt die politische Radikalisierung aufgrund der Arbeitslosigkeit von 40% den Nährboden für den Erfolg des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg.

Quellen: Martin: 81f, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 35-54, Hillesheim, Cash 5.1.96.

1931: Die Mafia in New York

Charlie Luciano, Benjamin Siegel und Meyer Lansky hatten sich schon vor der Prohibition kennengelernt und schlossen ihre italienische und jüdische Bande zum Kampf gegen die irischen Gruppen zusammen. Charlie Luciano, als Neunjähriger 1906 von Sizilien eingewandert, machte seine ersten Erfahrungen mit sogenannten Schutz-Rackets. Er nutzte als 18jähriger die grosse Zahl der Rauschgiftsüchtigen in der Gegend um die East Tenth Street, indem er sich eine halbe Flasche Opium kaufte und deren Inhalt in kleinen Mengen weiterverkaufte. Beim Verkauf seiner dritten Flasche wurde er erwischt und zu 8 Monaten Erziehungsanstalt verurteilt. Als er 5 Jahre später wegen Heroinhandels verhaftet wird, entgeht er dem Gefängnis, weil er die Beamten zu einem Drogenlager an der Mulberry Street führt, worauf mehrere seiner Konkurrenten von der Bildfläche verschwinden.

Meyer Lansky wurde 1902 in Grodno (Polen) als Meyer Suchowljansky geboren und kam 1912 in die USA. Seine ersten Erfahrungen machte Meyer mit Craps-Spielen an Strassenecken an der Lower East Side in Manhattan. Er verdingte sich als Wachtposten, Einbrecher und Schläger für Gewerkschaften, die Streikbrecher verprügeln und Maschinen und Waren sabotieren liessen. Bereits im Alter von 16 Jahren versuchte er vergeblich, Zuhälter zweier Prostituierten zu werden. Angezogen durch die neue phantastische Einkommensquelle mit Alkoholschwarzhandel gab Lansky seinen Job als Automechaniker für immer auf. Seine bürgerliche Fassade bleibt jedoch ein Auto- und Lastwagenverleih. Lansky organisierte mit Benny Siegel, Sohn von eingewanderten russischen Juden, den Alkoholtransport und stellte Freunde wie Moe Sedway oder Red Levine als Überwacher und Fahrer ein. Siegel ist ein geschickter Autodieb und wird wegen seiner Furchtlosigkeit Bugsy genannt.

Lansky wurde Geschäftspartner des unverfrorenen Fat Al Levy und Schützling des Archetypen für das organisierte Verbrechen in Amerika, Arnold Rothstein.

Der weltmännische und charmante Rothstein traf nur separate Absprachen, so dass niemand, der auffliegt, sein Imperium durch Geschwätzigkeit in Gefahr bringen kann. Als erster Jude erlangte er bedeutenden Einfluss in den rauchgeschwängerten Hinterzimmern der Tammany Hall und wurde zum ‚König’ der Alkoholschmuggler. Arnold Rothstein erhielt am 4.11.28 beim Park Central Hotel Kugeln in den Bauch, nachdem in Cleveland das erste bekannte Mafia-Meeting im Hotel Statler stattfand, an dem 27 Mafiosi aus dem Osten, dem Süden und dem Mittleren Westen der USA teilnahmen. „The Brain“ starb zwei Tage später im Krankenhaus, nachdem er sich bis zuletzt geweigert hatte, der Polizei auch nur den kleinsten Hinweis auf Täter oder Motiv zu geben.

Luciano versuchte, Meyer zu erpressen und lernte ihn so kennen. Nun koordinierten Luciano, Lansky und Siegel den Alkoholschmuggel und verkauften in ihren Speakeasies den selben Alkohol. Später kamen die Neapolitaner Frank Costello (Francesco Castiglia) und Vito Genovese zum Team dazu. Luciano beanspruchte schon früh die Führung der Gang und plante mit Siegel die Diebstähle, Entführungen, den Transport und Verkauf von Alkohol.

Der diplomatische Costello spezialisierte sich auf das Schmieren von Polizisten, und Lansky kümmerte sich um die Finanzen. Der brutale Genovese, der oft eigene Wege geht, galt als der Schläger der Gang. Bis Mitte der 20er Jahre kontrollierte Lucianos Gang mehrere Destillerien, eine Lastwagenflotte, um Alkohol von Kanada nach New York zu bringen, Lagerhäuser, ein Entführer-Team für die Alkohollieferungen der konkurrenzierenden Schmuggler sowie Dutzende von Speakeasies. Insgesamt beschäftigte die Gang etwa 100 Personen und soll $4 Mio. pro Jahr verdient haben, was sich Luciano, Lansky, Siegel und Costello untereinander aufteilten. Joe Masseria bemerkte den erstaunlichen Aufstieg von Lucianos Gang und begann, Luciano zu umwerben, damit dieser sich seiner Organisation anschliesst.

In New York tobte Ende der 20er Jahre der „Castellammare-Krieg“: In Brooklyn leben Hunderte von Sizilianern aus Castellammare, westlich von Palermo, die durch ihre Herkunft eine Art Clan bilden. Salvatore Maranzano wurde vom sizilianischen Capo di tutti capi Don Vito Cascio Ferro in die USA gesandt, mit dem Auftrag, die amerikanische Mafia unter sizilianische Kontrolle zu bringen.

Maranzano wurde zum Führer des Castellammare-Clans und begann, Joe Masserias Macht zu untergraben, indem er dessen Alkohollieferungen entführen liess und die Speakeasies zwang, seinen Alkohol zu verkaufen. 1928 verlangte Masseria Tribut und liess prompt einen Mann von Maranzanos Clan umbringen, als dieser sich weigerte zu zahlen. Es folgten Morde an weiteren Castellammarese in anderen Städten, worauf Maranzano seine Angriffe auf Masserias Alkoholgeschäfte intensivierte. Masseria war der Situatinon je länger je weniger gewachsen, bis er schliesslich die Ermordung aller Castellammerese anordnete, worauf ein eigentlicher Krieg ausbrach, da Maranzano durch seine 400 Männer zurückschlagen liess. Nach einem Jahr hat Masseria bereits 50 seiner Männer verloren. Zu dieser Zeit beginnt die Gang von Luciano als Teil von Masserias Organisation mit Anastasia und Gambino zusammenzuarbeiten. Diese Allianzen sind allerdings nicht stabil: Masserias Schützling Carlo Gambino wechselt zu Maranzanos Organisation, zu der aufsteigende Kräfte wie Joe Profaci, Joe Bonanno und die Magaddinos gehören, als er das Gefühl hat, Masseria werde unterliegen.

Luciano weigerte sich, die Seite zu wechseln, und wurde deshalb am 16.10.29 von Maranzanos Männern in eine Falle gelockt und so geschlagen, dass sein Gesicht für immer entstellt bleibt. Sie hängten ihn an den Daumen an einen Baum und bearbeiteten ihn mit Rasierklingen und brennenden Zigaretten bis zur Bewusstlosigkeit, schlitzten ihm die Kehle auf und warfen ihn in ein Lagerhaus. Nur durch Zufall wurde er gefunden und überlebte, ‚lucky‘, wenn auch mit bleibenden Schäden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 17 Haftstrafen hinter sich.

1931 wechselten Luciano und Genovese aber ebenfalls die Seite. Luciano trifft Masseria am 15.4.31 im Restaurant Nuova Villa Tammarano auf Coney Island zum Lunch. Als Luciano auf die Toilette geht, stürzen Genovese, Anastasia, Siegel und Adonis herein und erschiessen Masseria.

Salvatore Maranzano ist nun der mächtigste Boss im Land und beruft im Mai ein Meeting aller Familien des Landes in einer grossen Banketthalle in der Bronx ein, zu dem 400 Männer erscheinen. Er erklärt sich zum Boss der Bosse und verkündet eine neue Organisationsstruktur, wobei er den Begriff „Cosa Nostra“ braucht. Maranzano ist der gebildetste aller Bosse: er spricht sechs Sprachen, ist ein guter Rhetoriker und ein grosser Verehrer Cäsars, den er auf Lateinisch liest, und lebt nach den Maximen von Macchiavelli.

Maranzano führt die militärische Organisation der Mafia ein: La Cosa Nostra wird in 24 Familien eingeteilt und von je einem „Capo“ regiert. Dem Boss steht ein „Sotocapo“ (Stellvertreter) zur Seite. Sie befehlen mehrere „Caporegime“ (Leutnants), die für die „button men“ (Soldaten) verantwortlich sind. Eine strenge Befehls- und Kommunikationshierarchie soll die Disziplin und Effizienz der Organisation garantieren. Gleichzeitig verstärkt Maranzano mit dem Obligatorium von Katholizismus und italienischer Nationalität die traditionellen Werte und verlangt unbedingte Einhaltung der Omertà.

New York wird in 5 Familien aufteilt: Die Maranzano-Familie in Brooklyn mit Joe Bonanno als Stellvertreter. Eine zweite in Brooklyn mit Maranzanos gutem Freund Joe Profaci als Boss und mit Joe Colombo als Sotocapo. Eine dritte in Brooklyn mit Vincent Mangano, dem Herrscher über die Werft, mit Anastasia als Unterboss und Adonis, Gambino und Scalise als Leutnants. Der extrovertierte Adonis heisst eigentlich Doto, hat aber seinen Namen in Hommage an seine Schönheit gewechselt. Im Gegensatz zum ruhigen und eleganten Gambino, der vorwiegend für das Alkoholgeschäft zuständig ist, gilt sein Vorgesetzter Anastasia als blutdürstig und jähzornig. Manganos Bruder Philip steigt in der International Longshoremen’s Association auf, und Anastasia macht für Mangano viel Geld, indem er die Schiffsgesellschaften und -besitzer, Hafenarbeiter und Kapitäne erpresst. Mit der Kontrolle des Hafens lassen sich auch grosse Gewinne mit Schmuggel von Alkohol und Drogen machen. Anstelle von Masseria steht jetzt Lucky Luciano, zu dem Costello und Genovese gehören, an der Spitze der vierten Organisation. Luciano übernimmt Masserias Lotterie-Rackets und ist Maranzanos Kronprinz. Anstelle der bisherigen Reina-Gang wird eine fünfte Familie geschaffen, die von Tommy Lucchese geführt wird und zu der Frank Scalise gehört. Im ganzen Land zählt die Cosa Nostra 4000-5000 Mitglieder und hat 30-40’000 Verbündeten.

Maranzano weiss, dass er seine eroberte Macht gegen die ambitionierten Jungen verteidigen muss und plant, Al Capone, Frank Costello, Joe Adonis, Vito Genovese und Lucky Luciano umbringen zu lassen. Luciano hält nichts von den traditionellen Werten eines Maranzano, ihm geht es ums Geldmachen, weshalb er Lansky und Siegel mit der Cosa Nostra assoziiert haben will. Maranzano setzt den jungen irischen Killer Vincent „Mad Dog“ Coll auf Luciano und Genovese an und teilt seine Pläne unvorsichtigerweise seinen Verbündeten mit, von denen einer Luciano warnt. Luciano kommt ihm zuvor, indem er ihm am 10.9.31 vier Killer der Siegel-Lansky-Gang in Uniformen von Steuerbeamten in sein Büro schickt. Danach sichert sich Luciano die Macht, indem er die Säuberung der alten Garde anordnet: 60 Maranzano-Loyalisten werden umgebracht. Damit ist der Versuch fehlgeschlagen, die US-Mafia von Sizilien aus zu kontrollieren.

Unter dem Pseudonym Charles Ross organisiert Luciano eine ‚Friedenskonferenz’ im Waldorf-Astoria, in dem er residiert. Dabei vollzieht sich die endgültige Amerikanisierung der Mafia: Eine Kommission von zwölf Bossen unter Leitung von Vincent Mangano (Präsident), mit Lucky Luciano, Joe Profaci, Joseph Colombo, Frank Milano und anderen, soll demokratisch Aktionen und Streitigkeiten regeln. Allerdings hat diese Kommission keine zentralistische Struktur, sondern dient der Abgrenzung von Territorien, und die 24 Familien bleiben autonom.

Miami bleibt eine offene Stadt, wo alle Geschäfte betreiben können. Die Einteilung Maranzanos lässt Luciano bestehen, aber er fügt jedem Boss einen „Consigliere“ (Berater) bei. Auch in der Unterwelt herrscht nun das marktwirtschaftliche Prinzip des Laissez faire, wobei Geschäftsinteressen im Vordergrund stehen und nicht mehr formale soziale Strukturen wie Familien- und Nationalzugehörigkeit. Allerdings stabilisiert das ethnische Bewusstsein die Unterwelt dahingehend, dass Aufgabenteilung und Kompetenzenverteilung sich entsprechend der Herkunft durchsetzt:
Die Iren sind für Politikerbestechung zuständig und stark in den Gewerkschaftserpressungen vertreten. Nach eigenen Angaben haben Luciano und Costello 1932 die Tammany Hall, die politische Schaltzentrale New Yorks, in der Hand.
Die Juden, die nie zum innersten Kreis gehören, sind in Spielgeschäften und Finanzangelegenheiten favorisiert, und
die Italiener übernehmen Gewaltakte und beanspruchen die Führung. Luciano ist damit der erste moderne Mafiaboss, beraten von Meyer Lansky.

Nach dem Modell der Gang von Siegel und Lansky (The Bug and Meyer Mob) stellt Luciano die später so benannte Murder, Incorporated auf die Beine, die in den 30er und 40er Jahren in New York und New Jersey Mord auf Bestellung ausführt. Hauptziel ist, dass keine Verbindung zwischen Auftraggeber und Opfer hergestellt werden kann, da die Auftraggeber die Täter nicht kennen. Deshalb werden oft professionelle Killer aus anderen Staaten angeheuert, um einen Auftrag zu erledigen. Albert Anastasia kontrolliert die von Louis „Lepke“ Buchalter und Jacob „Gurrah“ Shapiro geführte, eigenständige Organisation. Beide hatten mit Erpressungen bei den Hafenarbeitern und in der Bekleidungsindustrie begonnen.

Die jüdischen und italienischen Mörder verdienen $200 in der Woche, müssen aber immer verfügbar sein. Das Hauptquartier ist ein immer geöffneter Süssigkeitsladen in Brooklyn, das „Midnight Rose’s“. Anastasia hat durch die Kontrolle der Murder Inc. und des Hafens eine unglaublich starke Machtposition innerhalb der Mafia und wird Ende der 30er „Mad Hatter“, „Earthquake“ und „Lord High Executioner“ genannt. Man schätzt die Zahl der ausgeführten Ermordungen der Murder Inc. auf mindestens 400-500, vielleicht aber auch viel mehr. Mitilfe seines Bruder Anthony „Tough Tony“ Anastasio, der Vizepräsident der International Longshoremen, aber nie offizielles Mitglied der Cosa Nostra wird, kontrolliert Anastasia effizient den Hafen von Brooklyn.

Quellen: Delorme: 12-15, 57-68, Davis (1994): 34-58, Russel (2000), Best: 4f, Konkret Nr.7/1973: 49f, Behr: 111-119, Amendt: 28, Lacey: 55-64, Anson: 306f.

1932: Roosevelt und Kennedy

Franklin Delano Roosevelt wird mit der Unterstützung der Mafia, die über Joe Schenk Millionen in die Wahlkampagne fliessen liess, zum Präsidenten gewählt. 1937 soll Ricca, unterdessen offizieller Boss von Chicago, sogar im Weissen Haus empfangen worden sein.

Joe Kennedy arbeitete im Wahlkampfausschuss, spannte den Herausgeber William Randolph Hearst für die Nomination ein und zahlte beinahe $100’000 an Roosevelts Wahl, ohne dann aber einen Job in der Regierung zu bekommen. Dafür wird Kennedy von Roosevelt als Vorsitzender der „Securities and Exchange Commission„, der staatlichen Kommission zur Börsenüberwachung, eingesetzt. Kennedy gehört nicht nur zu den Profiteuren, sondern zu den Auslösern der Wirtschaftskrise. Dem erstaunten Publikum erklärt Roosevelt: „Diebe fangen Diebe am besten.“

Kennedy führt tatsächlich harte Bestimmungen ein und erzwingt die Offenlegung der Handelsgeschäfte der Makler. Dank der Erfolge dieser Stabilisierungspolitik wird Kennedy zum Vertrauten Roosevelts.

Zudem kann er sich bei einer Reise mit Roosevelts Sohn nach England die Konzessionen von Gordon’s Gin und Dewars- und Haig-Whiskeys sichern und gründet „Somerset Importers“. Ihm gehört ein Teil einer Pferderennbahn Hialeah, was neben seiner Spielleidenschaft die Kontakte zu Mobstern aufrechterhält.

Die Aufhebung der Prohibition führt zu einem vehementen Kampf mit der Mafia, die sich ebenfalls Konzessionen sichern will. Eine besondere Feindschaft verbindet Kennedy mit Meyer Lansky und Joseph „Doc“ Stacher, nachdem diese 1927 eine ganze Ladung irischen Whiskey entführten, wobei elf Männer getötet wurden. Kennedy glaubte zuerst, Zwillman hätte ihn bestohlen. Da er nicht nur den Alkohol verlor, sondern die Wittwen und Angehörigen entschädigen musste, kostete ihn dies ein Vermögen. Kennedys Firma und Costellos Firma „Alliance Distributors“ sind Mitte der 30er Jahre erbitterte Konkurrenten, nachdem es einen Streit zwischen ihnen gegeben hat.

Quellen: Davis(1988): 39, Kessler (1997), Best: 18, Collier/Horowitz: 73-85.

1933: Das Kartell der Erdölgesellschaften

Die sieben bedeutendsten Ölgesellschaften Exxon, Mobil Oil, Texaco, Gulf Oil, Standard Oil of California, Anglo-Persian Oil Company und Royal Dutch-Shell unterzeichnen ein kartellähnliches Abkommen zur Ausbeutung der arabischen Ölfelder.

Bisher wurde das meiste Öl in den USA gefördert und von John D. Rockefellers Standard Oil Company raffiniert. Diese wurde 1911 aufgrund von Antitrustverfügungen in Standard Oil of New Jersey (=Exxon), Standard Oil of New York (=Mobil Oil), Standard Oil of California, Standard Oil of Ohio, Standard Oil of Indiana und Marathon Oil aufgeteilt. Noch 1920 wurden zwei Drittel des Öls in den USA gefördert, aber die übrigen Weltmächte zogen Konsequenzen aus dem ersten Weltkrieg und versuchten, an die Ölvorräte im Nahen Osten heranzukommen.

Vor allem die Engländer hatten sich mit einer 60jährigen Konzession im Iran den zweiten Platz im Ölgeschäft gesichert. Zudem standen den Europäern die politisch unsicheren russischen Ölfelder von Baku, die mit dem Kapital der Nobels und Rothschilds erschlossen wurden, und die Einrichtungen der Royal Dutch Company in Niederländisch-Ostindien zur Verfügung.

Im Juli 1928 wurde die vor dem Krieg gegründete Turkish Petroleum Company unter den Amerikanern (Exxon, Gulf und Mobil bekamen 23.75%), den Briten (Anglo-Persian und Royal Dutch-Shell 47,5%) und Franzosen (Compagnie Française des Pétroles 23,75%) aufgeteilt. Der Besitzer Calouste Sarkis Gulbenkianbehielt 5% der Aktien, womit die weitere Konkurrenz ausgeschlossen werden konnte.

Im September 1928 wurden von Henri Deterding (Royal Dutch-Shell), Walter Teagle (Standard Oil of New Jersey) und John Cadman (Anglo-Persian) auch die Aufteilung der Märkte festgelegt.

1933 wurde auch Gulf Oil ins das Kartell miteinbezogen und Kuwait aufgeteilt.

Allerdings hatte sich die Standard Oil of California bereits Saudi-Arabien unter den Nagel gerissen, indem Harry St. John Philby mit König Ibn Saud eine Konzession aushandelte.

Aber die Standard Oil of California kann sich auf den abgesprochenen Märkten nicht durchsetzen, weshalb 1933 Aramco (Arabian-American Oil Company) gegründet wird, die sich zum grössten Erdölproduzenten entwickeln wird. Während der Depression sinkt der Ölpreis auf 10 Cents pro Barrel, und die Aramco muss versuchen, da die Bohrtürme in Texas und Mexico förmlich aus dem Boden schiessen, die Förderung anderswo radikal zu unterbinden.

1935 wird über Harry St. John Philby ein neues Abkommen zwischen König Ibn Saud und der Aramco geschlossen, das ihr die Produktions- und Transportrechte bis ins Jahr 2000 garantiert.

Rockefeller lässt das saudische Öl von Aristoteles Sokrates Onassis transportieren, der 1930 die ersten sechs Tanker kaufte und den ersten Grosstanker Ariston bauen lässt. Onassis wurde 1906 in Smyrna (Türkei) geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Tabakhändler und Leiter der Börse bis zum 1. Weltkrieg, der das Vermögen seiner Familie zunichte machte. Onassis floh 1922 vor den grauenhaften ethnischen Säuberungen der Türken, die Karatass besetzten, nach Griechenland und kaufte mit dem geretteten Geld seinen inhaftierten Vater frei.

1923 wanderte er mit $250 nach Argeninien aus. In Buenos Aires arbeitete er in einer Telefongesellschaft, handelte mit türkischem Tabak und Opium, kreierte er eine eigene Zigarettenmarke für Frauen und schmuggelte Alkohol in die USA.

Nachdem die griechische Regierung die Anhebung der Zollsteuer um 1000% beschlossen hat, reiste Onassis 1928 nach Griechenland, wo er seinen Kontakt zu Minister Michalakopoulas aufbaute, um eine Ausnahmeregelung für ihn zu erwirken. Onassis wurde kurz darauf griechischer Vizekonsul, erhielt die griechisch-argentinische Doppelnationalität, arbeitete im Devisenschwarzmarkt und hatte mit Spionage zu tun. 1932 wurde ein Versicherungsbetrug für eine angeblich gesunkene Fracht, an dem Onassis beteiligt war, unterdrückt, indem die Dossiers verschwinden.

Quellen: Marrs: 276, Epstein: 6-14, Best: 53, Evans, Morgenthaler.

Februar 1933: Das Attentat auf Roosevelt

Der Bürgermeister von Chicago, Anton Cermak, ist mit Roosevelt an einer Veranstaltung in Miami. Cermak wurde dank seinem Versprechen, mit Al Capones Organisation in Chicago aufzuräumen, zum Bürgermeister gewählt. Der Krieg Cermaks gegen die Capone-Organisation nützt vor allem dem Konkurrenten Teddy Newberry. Nach einem Mordversuch an Frank Nitti liess Ricca Newberry umbringen, und Cermak, der um sein Leben fürchtete, flüchtete nach Florida.

Ricca engagierte Joe Zangara, den Esposito fünf Jahre früher aus Sizilien holen liess und nach Florida setzte, um den Zuckerimport aus Kuba zu überwachen. Zangara war Eliteschütze der italienischen Armee und ist aufgrund seiner Spielleidenschaft stark verschuldet.

Giuseppe Zangara feuert am 15.2.33 angeblich fünf Schüsse auf den Präsidenten, ohne ihn allerdings zu treffen. Sechs Leute werden in der Schiesserei getroffen, darunter Cermak. Zangara hat eine .32 Pistole, Cermak wird mit einer .45 getroffen und stirbt drei Wochen später. In der Nähe von Zangara steht ein zweiter unbemerkter Killer. Die Untersuchung ergibt, dass Zangara ein Einzeltäter mit psychotischen Problemen sei, der unter chronischen Magenbeschwerden leidet, für die er die herrschende Klasse verantwortlich mache. Zangara wird verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

Roosevelt erhöht die Zahl seiner Leibwächter danach um das 20fache und fährt nachher fast ur noch im geschlossenen Wagen.

Quellen: Callahan: 146, Giancana: 63f, Karel 2009.

Dezember 1933: Die Aufhebung der Prohibition

Mit der Aufhebung der Prohibition muss sich die Mafia neue Geldquellen erschliessen. Meyer Lansky, Moe Dalitz, Sam Tucker und andere gründen die Molaska Corporation, die illegale Schnapshersteller mit Rohstoffen beliefern. Da mit der Legalisierung eine hohe Alkoholsteuer eingeführt wird, geht der illegale Schmuggel weiter, wobei die Gewinnmargen massiv zurückgehen.

Auch andere Schmuggler wie Sam Bronfman (Seagram), Lewis S. Rosenstiel (Schenley Distillers), Joe Reinfeld, Longy Zwillman und Doc Stacher (Browne Vintners), Joe Linsey (Whitehall Distributers) oder Joe Fusco der Capone-Gang (Gold Seal Liquors) legalisieren ihre Geschäfte, zumindest zum Teil.

Praktisch alle Alkoholfirmen sind ehemalige Schmuggler. Die meisten suchen sich erträglichere Einnahmequellen und nehmen ihre kriminellen Aktivitäten vor der Prohibition wieder auf.

In den Aussenbezirken der Städte blühen die „Carpet Joints“, eine Kombination von Flüsterkneipe und Spielkasino, die ebenfalls Schmiergeldzahlungen an die lokalen Polizeibeamten und Politiker erfordern. Die „Ricks“, die von 1933 an diese Teppichschuppen betreiben, sind die ehemaligen Flüsterkneipenbesitzer. Meyer Lansky konzentriert sich auf das Glückspielgeschäft, hauptsächlich in Saratoga, wo er zusammen mit Frank Castello und Joe Adonis das Piping Rock Casino aufbaut. Auf dieser Basis etabliert er sich als Nachfolger von Arnold Rothstein und wird eine Art Bankier der Unterwelt, Experte in Geldwäscherei, Finanzmanipulationen und Buchmacherei.

Paul Ricca versucht an einer Geheimkonferenz im Hotel Bismarck in Chicago, Lucky Luciano, Rocco Fischetti, Harry Ducket und Sylvester Agoglia zu überzeugen, die Gewerkschaften unter Kontrolle zu bringen. Murray Humphreys hatte die Idee, nicht nur politische Macht der Arbeitnehmer-Organisationen zu sichern, sondern sich an den vollen Gewerkschaftskassen zu bereichern.

Die Kontrolle der Arbeiter und die Öffnung der Gewerkschaftskassen wird mit Intimidation erreicht, was Sam Giancana, Willie Bioff und Johnny Roselli übernehmen.

Die Mafia von Chicago nistet sich über Joe Kennedy in Hollywood ein. Roselli überwacht die Aktivitäten in Kalifornien, zusammen mit Bugsy Siegel, Mickey Cohen und Frank Costello. George Browne und Willie Bioff werden an die Spitze der Kinogewerkschaft International Alliance of Theatrical Stage Employeesgesetzt. Die Gangster konzentrieren ihre Investitionen als gute Kapitalisten in Bereichen, in denen die Gewerkschaften eher schwach sind.

Verhängnisvoll für die Arbeiter ist die Übernahme der Kontrolle der Hafenarbeiter (Longshoremen) unter Joseph Patrick Ryan (Präsident von 1927-53) und der Lastwagenfahrer (Brotherhood of Teamsters) unter Daniel Tobin (1907-52).

Im New Yorker Hafen koordinieren die verschiedenen Gangster die Kontrolle durch die Gründung der Varick Enterprises Inc, die den Umschlag des Hafens überprüft, Abgaben einzieht und verteilt. Der starke Mann hinter Ryan ist William J.McCormick. Neben den Hafen- und Transportgewerkschaften können sich die Mafiosi vor allem bei den Laborers (Baugewerbe) und im Gastgewerbe einnisten.

Für ihre Schläger, die sie gegen Arbeiterforderungen und Streiks einsetzen, kassieren sie anfänglich von den Firmenbesitzern. Mit der Kontrolle der Gewerkschaftsspitzen kassieren sie auch einen Teil der Gewerkschaftsabgaben der Arbeiter. Manchmal übernehmen die Mobster die Firmen auch gleich selbst.

Besonders übel geht es in der Textilindustrie New Yorks zu, wo die Gewerkschaften Lepke Buchalter und Gurrah Shapiro anheuern, die die Streikbrecher erfolgreich bekämpfen und sich gewaltsam in den Besitz einiger Kleiderfirmen bringen.

Nach der Depression und dem Verschwinden der Kommunisten in der McCarthy-Hysterie und der Arbeitskämpfe bleiben die Mobster als Parasiten trotzdem in ihren Machtpositionen.

Lucky Luciano konzentriert sich auf sogenannte Dienstleistungs-Rackets: Buchmacherei, Prostitution und Drogenhandel. Mit dem Ende der Prohibitiongewinnt der Heroinhandel an Bedeutung und verspricht noch höhere Gewinne als der Alkoholschmuggel. Nach der Erfindung der Injektionsspritze 1864 wurde das 1803 entdeckte Morphin als Wundermittel für kranke und gesunde Soldaten verwendet.

Die Firma Bayer brachte 1898 das Heroin als Hustenmittel auf den Markt und warb mit dessen „Fähigkeit, Morphinsüchtige schnellstens zu heilen“.

Dann löste der Erste Weltkrieg eine eigentliche Suchtepidemie aus, worauf die meisten Staaten versuchten, mit Vorschriften und Verboten dagegen anzukämpfen.

In Deutschland wurde Heroin zwar 1921 verschreibungspflichtig, aber erst seit 1958 ist es nicht mehr als Medikament erhältlich und wird durch Valium und Librium ersetzt.

In den USA wurde das Heroin 1924 verboten, worauf einige Paten ins Geschäft einstiegen. Die meisten Mafiosi waren jedoch gegen den unmoralischen Drogenhandel.

Lucianos geniale Idee ist die Verbindung von Heroin und Prostitution: süchtige Dirnen sind willige Arbeitskräfte und erlauben einen doppelten Gewinn. Wenn sie in den Bordellen Heroin an die Freier weiterverkaufen, sogar einen dreifachen. Vier Jahren später kontrolliert Lucky Luciano 200 Bordelle mit 1800 Prostituierten und macht damit $10 Mio. Gewinn jährlich.

Meyer Lansky reist 1935 ins britische Shanghai und organisiert den Heroinhandel mit „Pockennarbe“ Huang, dem Chef der „Grünen“, und Chang Hsiao-lin, dem Chef der „Roten“. Die Gang der „Grünen“ arbeitete mit den Franzosen zusammen und besorgte für sie Rauschgift- und Geheimdienstgeschäfte, die „Roten“ kollaborierten mit dem britischen Geheimdienst.

!927 zerschlugen die Gangs zusammen mit Tschiang Kai-schek den Generalstreik der Arbeiterbewegung gegen die ausländischen Wirtschaftsmächte und gegen die Generalität. Das Massaker an den vormals verbündeten Kommunisten dauerte einige Monate. Tschiang Kai-schek verwandelte das Opiumverbot in ein Staatsmonopol, das allerdings Ende 1928 wieder aufgehoben wurde, da sich in der Illegalität grössere Geschäfte machen lassen. Die Huangs kontrollieren seither den Osten, die Changs den Westen Chinas.

Für Meyer Lansky liefert Chang ab 1935 Heroin aus seinen Raffinerien, während Huang den Transport in die USA kontrolliert.

Um nicht von einer Lieferorganisation abhänging zu sein, baut Meyer Lansky eine zweite Heroinkette auf. Da die Mafia in Sizilien von Mussolini bekämpft und unterdrückt wird, kommt diese als Handelspartner nicht in Frage.

Fündig wird Meyer Lansky in Istanbul: Die Brüder Eliopoulos kaufen türkisches Opium auf und transportieren es – teilweise schon zu Morphin verarbeitet –nach Marseille.

Dort beherrschen die beiden Bosse Paul Bonnaventure Carbone und François Spirito die aus Korsen rekrutierte Unterwelt. Der Umsatz deren Heroinraffinerie vergrössert sich dank der Zusammenarbeit mit Meyer Lansky um das Dreissigfache.

Ein wichtiger Mann wird zudem der Finanzmakler John Pullman, der dafür sorgt, dass die nötigen Bankgeschäfte von nun an mit Schweizer Diskretion erledigt werden. Meyer Lansky steigt 1936 in Hallandale ins Glückspielgeschäft ein, das Julian „Potatoes“ Kaufman dort auf die Beine gestellt hat. Florida entwickelt sich zum Paradies für Glückspieler.

Meyer Lansky übersiedelt 1938 für drei Jahre nach Kuba.

Fulgencio Batista, seit 1933 nach einem Putsch an der Macht, und Meyer Lansky schliessen einen Vertrag: Lansky zahlt Batista $3 Mio. pro Jahr und bekommt dafür nach die Rechte für das Glückspielgeschäft auf der Insel, womit der Einzug der Mafia und des Glückspiel- und Freiertourismus in der Karibik beginnt.

Der Waffenhändler Rolando „El Tigre“ Masferrer überzeugte Batista, sich mit Meyer Lansky zu assoziieren. Der kubanische Senator schützt die Mobinteressen mit seiner Privatarmee und baut eine langjährige Freundschaft mit den Trafficantes auf, die auch nach Castros Machtübernahme anhält.

Der seit 1933 die Politik dominierende Feldwebel Fulgencio Batista stellte die Glückspiele im Januar 1937 unter militärische Kontrolle und wollte die Einnahmen aus diesem Geschäft erhöhen. Dazu stellte er Lou Smith, ein erfolgreicher Betreiber von Rennanlagen aus New England, an, der Frank Erikson und Lansky nach Kuba holte.

Meyer Lansky, der seit 5 Jahren Spielkonzessionen hat, baut sein Imperium auf der Insel aus: er kauft fünf Hotels, pachtet und kauft verschiedene Spielkasinos und pachtet im Namen von Rockefellers Chase Manhattan Bank die Rennbahn von Havanna. Nach der Wahl Batistas zum Präsidenten verlässt Meyer Lansky 1940 Kuba und setzt Santos Trafficante Sr. als seinen Stellvertreter ein, den die US-Drogenbehörde zukünftig für den Koordinator der Drogengeschäfte hält. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage verliert Batista die auf Druck der Amerikaner durchgeführten Wahlen 1944 und geht für 8 Jahre ins Exil nach Florida.

Quellen: Geffen, Giancana: 69-72, Fox: 210, Olgiatti, Best: 6f, 32, Moldea: 4f, Behr: 160-170, 174f, Lacey, Russel (2000), Amendt: 28, Anson: 306f, Bartholomew (4): 18.

1934: Upton Sinclair

Der Journalist und Schriftsteller Upton Sinclair gewinnt die demokratischen Vorwahlen in Kalifornien haushoch, mit mehr Stimmen als alle anderen Kandidaten zusammen. Sinclair praktiziert einen investigativen Journalismus: Sein Roman Der Dschungel von 1906, in dem er die Ausbeutung der Arbeiter in Chicago schilderte, erreichte Millionenauflage.

Er produzierte einen Film von Sergej Eisenstein, verteidigte Sacco und Vanzetti und war eine sozialistische Berühmtheit.

Er versprach im Wahlkampf, die durch die Wirtschaftkrise grassierende Armut abzuschaffen, indem er die leerstehenden Fabriken von den Besitzern pachten und die Leitung den Arbeitern übergeben und eine neue Steuer für Filmstudios einführen würde. Alle 700 Zeitungen in den USA starten daraufhin eine Verleumdungskampagne, die von den Grossbrauereien, Southern Pacific, Standard Oil und der Elektrizitätsfirma PG&E finanziert wird, in der Sinclair als Antichrist und kommunistischer Agitator dargestellt wird.

Die Kinos zeigen Kurzfilme der Firma Whitaker & Baxter, in denen seine Anhänger als zerlumpte Galgenvögel dargestellt werden, die von einer Revolution sowjetischer Art träumen.

Sinclair verliert die Wahl knapp und verlässt 1966 Kalifornien, als Ronald Reagan Gouverneur wird. Immerhin führten Sinclairs Enthüllungen und Schriften dazu, dass der Konsumentenschutz verbessert wurde.

Quellen: Halimi/Wacquant, Karel 2009

1935 New Deal

1935 führt Roosevelt die ‘Social Security’ ein, um der Radikalisierung entgegen zu treten und den Kapitalismus zu retten. Allerdings gilt die Arbeitslosenversicherung nicht für die Arbeiter im tiefsten Segment (Tellerwäscher, Dienstmädchen, Gepäckträger, Hausangestellte etc), also die Schwarzen.

Dagegen profitieren die Weissen vom New Deal. Roosevelt räumt den Arbeitern die Vertretung durch Gewerkschaften ein und akzeptiert zunächst die eigentlich illegalen Streiks. Aber die Unternehmen setzen ihre Milizen gegen die Streikenden ein, was die Polizei unterstützt, und Roosevelt mobilisiert die Nationalgarde gegen die Streikenden. Der New Deal versagt bei der Landwirtschaft, weil Roosevelt die Drosselung der Produktion durchsetzt, obwohl es sich nicht um eine Überproduktionskrise handelt. Trotzdem erreicht das Bruttoinlandprodukt 1937 wieder den Stand von 1929. Roosevelt kürzt die staatlichen Subventionen, worauf die Krise sofort wieder einsetzt. Erst die Aufrüstung für den Zweiten Weltkrieg beendet die Krise.

Quellen: Karel 2009.

1935: Die Mafia-Karriere von Carlos Marcello top

Calogero Minacore wurde 1910 in Ravunsa Sizilien geboren.

Der Vater musste, da er den gleichen Namen hatte wie einer der Aufseher auf der Zuckerpflanzung, auf der er arbeitete, für sich und seine Familie einen neuen Namen suchen. Seine Eltern liessen sich in den USA einbürgern, was für Sohn Carlos versäumt wurde. 1928 verübte Marcello sein erstes Verbrechen: ein $7000-Bankraub mit drei minderjährigen Komplizen. Er wurde von seinem Bruder verraten, aber eine Anklage gegen ihn und seine Komplizen wurde fallengelassen.

Nach einem weiteren bewaffneten Raubüberfall wurde er erneut verhaftet und zu 9-12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er am 28.5.30 antrat. Nach 4 Jahren Gefängnis wurde er vorzeitig entlassen, nachdem ihm Gouverneur O. K. Allen auf Druck korrupter Beamte, die von Marcellos Vater gratis mit Gemüse beliefert wurden, Straferlass gewährte. Marcello übernahm die Bar ‚Brauner Bomber’ in Gretna, wo er Drogen an junge Schwarze verkaufte.

25jährig tritt er dank Frank Todaro der Mafia von Louisiana bei und heiratet 1936 dessen Tochter Jacqueline. Kurz darauf gründet er mit seinem Bruder Vincent die Spielautomatenfirma „Jefferson Music Company“.

Frank Costello kommt nach New Orleans, nachdem Bürgermeister Fiorello La Guardia in New York seine Spielkästen öffentlich mit einer Axt zertrümmerte. Bürgermeister und Senator Huey B. Long empfängt Costellos Spielmaschinen mit offenen Armen, weil er damit, so die Begründung, staatliche Wohltätigkeitsprogramme finanzieren möchte.

Long wurde 1928 Gouverneur, machte sich mit publizitätswirksamen Massnahmen einen Namen und befreundete sich als Senator im New Yorker Jet-set mit Costello. Vom ersten Jahresgewinn der neugegründeten Pelican Novelty Company von $800’000 gehen monatlich $20’000 an Long und $600 werden an Wittwen und Waisen ausbezahlt. Carlos Marcello wird Frank Costellos Partner: Marcello kann 250 der 1000 Spielautomaten Costellos verwalten und zwei Drittel der Einnahmen davon einstecken. Um das verbotene Spielgeschäft zu sichern, schmiert er den Polizeichef Beauregard Miller. Mit Waffengewalt werden überall seine Automaten installiert und Marcello erwirbt sich den Ruf eines unnachgiebigen Eintreibers.

Die Mafia von New Orleans unter Sam Carolla ist, da es keine rivalisierende Banden gibt, die einzige nicht straff hierarchisch organisierte im ganzen Land. Die bis anhin isolierte Mafia von Louisiana wird nun Teil des nationalen Syndikats, und Costello, Carolla und Finanzfachmann Meyer Lansky beschliessen, in New Orleans ein Unterwelt-Kommunikationszentrum zu errichten, während Crescent City zum Finanzzentrum wird. Long setzt sich für die Interessen des Mob ein und wird dafür geschmiert.

Meyer Lansky schreibt Finanzgeschichte, als er für Long ein Nummernkonto in der Schweiz eröffnet. Allerdings wird Long 1935 im Zusammenhang mit seinen Präsidentschaftsambitionen gierig; er verlangt über $3 Mio. Schmiergelder pro Jahr. Seymour Weiss, Verwaltungsrat der Standard Fruit, dealt mit Costello und Rosenstiel und ist der Schmiergeldzahler von Long.

Roosevelt setzt das IRS auf Long und Weiss an, nachdem Long Präsidentsschaftsabsichten äusserte, und Long wird daraufhin eliminiert. Offiziell wurde Longvon einem verrückten Arzt erschossen, der dann selbst sofort umgebracht wird. Vermutlich ist Guy Molony, der in in Zentralamerika mehrere Revolutionen für die Bananenfirmen mitorganisiert hat, der Mörder Longs.

New Orleans Bürgermeister T. Semmes Walmsley hatte den früheren Polizeichef Molony kurz vorher zurückgebracht. Molony baute beim Zusammenbruch der Bananenwirtschaft in den 30er Jahren einen erfolgreichen Drogenhandel mit der honduranischen Staats-Airline TACA auf und wird später durch die CIA geschützt. Seine Konkurrenten im Heroinhandel, zu denen Marcellos Kollege Nofio Pecora gehören, fliegen auf.

Die Früchtefirmen sind schon seit langem mit der Mafia liiert. Weil ihre Produkte verderblich sind, können sie leicht mittels Streiks erpresst werden. Um die Gewerkschaften zu kontrollieren, engagierten die erfolgreichen Firmen Mobsters: in New Orleans arbeitete United Fruit bereits mit dem Boss Joe Machecha zusammen. Aus den sizilianischen Vaccaro Brothers entstand Standard Fruit & Shipment.

Seymour Weiss von der Standard Fruit kooperiert mit Frank Costello, und der Enkel von Lucca Vaccaro, Blaise d’Antoni, geschäftet mit Paul Frankie Carbo von der Lucchese-Familie. Mit Longs Mord kann eine ganze Serie von Korruptionsaufdeckungen verhindert werden. 1940 wird allerdings fast der gesamte Hafen von New Orleans angeklagt wegen Erpressung und Betrug, inklusive Earl Long, Hueys Bruder und Nachfolger.

Carlos Marcello verkauft im März 1938 einem FBI-Agenten 23 Pfund Marihuana, wird verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis und $76’830 Busse verurteilt. Er wird jedoch mit einer Busse von nur $400 nach 9 Monaten, erneut dank O.K. Allen, freigelassen. Nach der Begnadigung 1935 gibt es gegen Marcello Anklagen wegen Überfälle und Raub, Steuerhinterziehung, Überfälle mit Tötungsabsicht eines Polizisten und eines Reporters und Drogenhandels, aber keine kommt je vor Gericht. Dazu kommen die meist sehr grausamen Morde, denen Marcello verdächtigt, aber niemals angeklagt wird.

Quellen: Giancana: 64f, Davis(1988): 29-41, Best: 7.

Mafiaverfolgung

Thomas E. Dewey wird von Bürgermeister Foriello La Guardia zum Sonderankläger von New York ernannt. La Guardia wurde 1932 gewählt, nachdem sein Vorgänger Jimmy Walker wegen Schmiergeldern zurücktreten musste, und versucht nun ernsthaft, das Glückspielgeschäft, die Korruption und die Macht der Tammany Hall zu brechen.

Dewey fordert die Bevölkerung über das Radio zur Mithilfe auf, und im ersten Monat melden sich bei ihm 3000 Informanten. Seine Verfolgung der Mobster, die ihnen als „the Big Heat“ in Erinnerung bleibt, startet mit Dutch Schultz und seinen Number-Rackets. Schultz, wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bittet das Syndikat, Dewey umzubringen. Aber das Risiko wird als zu gross eingestuft. Am 23.10.35 wird Dutch Schultz zusammen mit seinem Bankier Otto Berman und seinen Leibwächtern Lulu Rosenkrantz und Abraham „Abe“ Landau im Palace Chop House in Newark, New Jersey, von Charly „the Bug“ Workman und Emmanuel „Mendy“ Weiss umgebracht.

Dewey ermittelt danach gegen Lucky Luciano und sein Prostitutionsunternehmen, das diesem $12 Mio. jährlich einbringt. Luciano war unangenehm aufgefallen, weil er die Schauspielerin Thelma Todd zu Tode prügeln liess. Da die Angestellten des Paramount-Studios und die Kriminalpolizei von Santa Monica die Beweise verschwinden liessen, wurde der Tod als tödlicher Selbstunfall klassiert. Dewey lässt 68 Zeugen, davon 40 Prostituierte, im Prozess auftreten. Luciano, der sich bei seinen Dirnen siebenmal mit Tripper und mit Syphilis angesteckt hatte, wird 1936 zu 30 bis 50 Jahre Haft verurteilt, nachdem 3 Prostituierte gegen ihn aussagten. Das einzige Beweismaterial gegen Luciano kommt von der heroinsüchtigen Strassenhure „Cokey“ Flo Brown, die ihre Geschichte nach mehreren Tagen im Gefängnis ohne Drogen erzählte.

Über Vito Genovese kann Luciano sein Unternehmen von der Zelle in Dannemora aus weiterleiten. 1932 verliebte sich Genovese in eine verheiratete Frau, die er zwölf Tage nach dem Tod ihres erwürgten Ehemannes heiratete. Nach den Flitterwochen tätigte Genovese ein Erpressungsgeschäft mit Fernand „the Shadow“ Boccia im Spielgeschäft. Anstatt die $150’000 zu teilen, setzte er zwei Killer auf Boccia an und bezahlte dann den einen der beiden, um seinen Kollegen zu ermorden. Aber dieser überlebte und ging zur Polizei. 1938 flieht Genovese nach Italien, um einer Verhaftung durch Dewey wegen dem Mord an Boccia von 1934 zu entgehen, und Frank Costello ersetzt Genovese.

1936 wird Lepke Buchalter angeklagt, Heroin im Wert von $10 Mio. von Shanghai und Hong Kong in die USA geschmuggelt zu haben. Anastasia versteckt Buchalter, auf dessen Kopf eine Belohnung von $1 Mio. ausgeschrieben wird, muss aber immer wieder Zeugen bestechen, weil Buchalter weiterhin für die Murder Inc. und an Schutzerpressungen von Firmen arbeitet.

Lucky Luciano entscheidet im August 1939 im Gefängnis, Buchalter zu opfern, um dem Sonderermittler Thomas Dewey den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Kopf der Murder Inc. wird über Meyer Lansky angewiesen, sich Hoover zu ergeben.

Costello trifft sich auf Vermittlung von Lewis Rosenstiel mit Hoover, der Buchalter am 24.8.39 mit grosser Publizität festnimmt. Dewey und die Polizei von New York fühlen sich ausgetrickst, da Hoover hinter ihrem Rücken arbeitet und ausser Prestigeerfolg absahnen nichts zum „Big Heat“ beiträgt. Lansky, der Lucianos Drogenhandel und die Geldtransaktionen weiterführt, gewährt den Rosenstiels daraufhin unbeschränkte Spielkredite im Hotel Nacional in Havanna. Er profitiert besonders von diesem Deal, lässt ihn doch nicht nur Hoover, sondern auch Anslinger in Ruhe. Obwohl er in den Berichten von FBN und FBI oft figuriert, wird er, abgesehen von einer kurzen Periode, in der Robert Kennedy versucht, Licht in die Casinos von Las Vegas zu bringen, nie abgehört oder genauer unter die Lupe genommen. Als Lansky schliesslich angezeigt wird, steckt das IRS dahinter.

Da Abraham Reles und Allie Tannenbaum 1940 wegen Immunitätszusicherung zu singen beginnen, kommen Workman und Weiss wegen dem Mord an Dutch Schultz im Gefängnis.

Dank deR Aussagen kann die Polizei 40 Morde der Murder Inc. aufklären, ohne aber einen Zusammenhang zur Mafia beweisen zu können. „Abe Kid Twist“ Reles, dessen Spezialität Mord mit Eispickeln war, wird am 12.11.41, obwohl unter Polizeischutz stehend, aus dem Fenster des sechsten Stocks des Half Moon-Hotels geworfen. Er hätte kurz darauf gegen Anastasia aussagen sollen.

Joe Adonis rühmt sich, den Staatsanwalt, der die Untersuchung von Reles Tod nach nicht mal einem Tag einstellt und Anastasias Namen vom Fahndungsregister streicht, im Griff zu haben. Zusätzlich zu den ergiebigen Schutzgelderpressungen steigt Adonis in den Zigarettenmarkt ein. Tausende von Verkaufsmaschinen werden installiert und oft mit gestohlenen Zigarretten von Lastwagenlieferungen der Konkurrenz gefüllt. Buchalter und Weiss landen 1944 auf dem elektrischen Stuhl. Buchalter ist der einzige bedeutende Mafiosi der amerikanischen Geschichte, der legal hingerichtet wird. Shapiro, wegen Mord zu lebenslänglich verurteilt, stirbt im Gefängnis.
Damit verliert die Murders Inc. an Bedeutung, und die jüdischen Namen werden seltener.

Auch Bugsy Siegel wird wegen Mord an Harry Greenbaum, einem Gangster aus dem Umkreis von Lepke Buchalter, der Siegel verpfiffen hat, verhaftet. In der Zelle, mit allen VIP-Privilegien ausgestattet, entwickelt er den Plan, dem Dreamland Kuba ein zweites in Las Vegas entgegenzustellen, weil Nevada 1931 das Glückspiel legalisierte. Dank seinem Jugendfreund und Bierschmuggler George Raft ist Siegel nach Hollywood gekommen und hat dort sowohl Filmproduzenten wie auch SchauspielerInnen, die auf ihre grosse Karriere hofften, erpresst.

Die $500’000, die er pro Jahr so erwirtschaftete, investierte er weitgehend in den Drogen- und Mädchenhandel. Mithilfe seines Verteidigers Jerry Geisler und dem rätselhaften Tod einiger Zeugen kommt Siegel bald wieder frei und macht sich daran, in Las Vegas ein luxuriöses Hotel mit integriertem Casino aufzubauen. Der spätere Schauspieler Raft arbeitet in Lanskys Casinos in Havanna und London.

Quellen: Davis (1994): 59, Delorme: 60, 115ff, Best: 5-8, 19, Summers (1993): 238f, Lacey: 110, Knorr (1992a): 45.

1937: Hoover, die Nazis und die Mafia

J. Edgar Hoover bekämpfte bisher die Prostitution und die Erpressungsgeschäfte der Mafia, aber nicht die verbotenen Wetten der Pferderennbahnen, die nach dem Ende der Prohibition das meiste Geld einbringen. Hoover liebt die Pferdewetten.

Im Juli 1933 konnte Hoover nur mit viel Lobbying, indem er diffamierende Informationen über andere Kandidaten streute, und Mord (oder Glück) seine Stelle behalten: Der ihm feindlich gesinnte Staatsanwalt Thomas Walsh starb zwei Tage vor Amtsantritt als Justizminister an einem Infarkt. Der neue Justizminister Homer Cummings startete einen Anti-Gangster-Kriegszug, zusammen mit einer vom Journalisten Henry Suydam geleiteten, breit angelegten PR-Kampagne. Die Erfolge der Jagd auf Einzelgänger-Banditen wie „Machine Gun“ Kelly, „Baby Face“ Nelson oder John Dillinger wurden vor allem Hoover zugeschrieben, der Louis B. Nichols als Leiter der Crime Records Division für die Public Relation einstellte.

Mit der Förderung der G-Man-Unterhaltungskultur (Filme, Groschenhefte, Comics) kann sich Hoover zum Volkshelden stilisieren. Er baute eine Zentralkartei für Fingerabdrücke und eine Nationale Polizeiakademie auf und stellte die FBI-Akten den Polizeidienststellen zur Verfügung, worauf sich die Beziehungen zu den lokalen Ordnungshütern etwas verbesserte.

Während sich die Mafia als „Organisation“ etabliert, gibt Hoover deren Bekämpfung 1937 ziemlich abrupt auf und behauptet, es gebe keine nationale Verbrecherorganisation.

Laut Boss Carmine Lambordazzi hat die Mafia Hoover in der Tasche. Hoover fährt gelegentlich nach Manhattan und trifft Frank Costello. Der Mafiosi hatte Hoover in den frühen 30er Jahren auf der 5th Avenue in New York angesprochen und ihn seither „kultiviert“.

Hoover und Costello sind Freunde und treffen sich in Washington, im Central Park, in der Lobby des Waldorf-Astoria, an den Pferderennen oder bei einem gemeinsamen Freund. Hoover mag es nicht, mit einem monatlichen Geldcouvert geschmiert zu werden, weshalb Costello Pferderennen manipulieren lässt, um Hoover bei der Stange zu halten. Frank Erikson, der grösste und mächtigste Buchmacher, informiert Costello über ein bevorstehendes abgekartetes Rennen, der dann den Chronisten Walter Winchell benachrichtigt, welcher wiederum Hoover ins Bild setzt.

Der FBI-Direktor kann so selbst entscheiden, wieviel er gewinnen will. Er selbst setzt immer nur die legalen $2, aber einer seiner Agenten oder Clyde Tolson setzen grosse Summen, im Schnitt $200, und gewinnen immer. Hoover lässt sich auch in Mafiakreisen sehen wie im Stork Club von Sherman Billingsley in New York, in Joe’s Stone Crab Restaurant von Jesse Weiss in Miami oder bei Del Webb, Casinobesitzer in Las Vegas, der ihn gratis einquartiert.

Hoover hat Kontakt mit Ed Levinson, John Drew, Ray Ryan, Art Samish, Dub McCanahan, einem Marcello-Partner, Johnny Roselli oder Irving Davidson. Die Mafia hilft Hoover, solange es nicht um ihr eigenes Geschäft geht, dafür lässt Hoover die Mobster in Ruhe. Als Costello in den frühen 50er Jahren von einem fleissigen FBI-Agenten überwacht wird, versetzt Hoover diesen nach einem Telephonanruf Costellos nach Alaska.

Dasselbe passiert einem anderen FBI-Agenten, der Lansky bewacht und nach Georgia versetzt wird. Costello ist der wichtiste Kontaktmann der Mafia mit der Oberwelt in den 40er und 50er Jahren, bis er von Gigante angeschossen wird. Danach zieht er sich dann eine Art Halbpension zurück, wobei er immer noch Deals arrangiert und Streit zwischen Mobstern schlichtet.

Der Journalist Walter Winchell, Hoovers Freund, kennt auch Owney „the Killer“ Madden, Meyer Lansky, der in New York im selben Haus wohnt, und Joe Kennedy persönlich. Als Kennedy 1933 eine Affäre hatte mit dem Broadway Showgirl Evelyn Crowell, der Wittwe des New Yorker Gangsters Larry Fay, und im New York Journal-American darüber berichtet wurde, besuchte Kennedy Winchell.

Die beiden befreundeten sich, die Story konnte unterdrückt werden und Kennedy wurde zu einer der Schlüsselquellen für seine Boulevardgeschichten.

Meyer Lansky ist im Besitz von kompromittierenden Photos, auf denen Hoover gut erkennbar seinem Freund Clyde Tolson einen bläst. Lansky schmiert auch Nahestehende Hoovers und bekommt sogar FBI-Reports von den FBI-Agenten, die ihn „überwachen“ sollen. Der Stillhaltepakt dauert bis zum Tode Hoovers. Manchmal behindert Hoover aktiv und bewusst ein Vorgehen gegen die Mafia, zum Beispiel als der Pferderennservicebesitzer James Ragen dem FBI über seine neuen Konkurrenten alles berichtet, was er weiss. Das FBI startet zwar eine Operation, verweigert Ragen aber Begleitschutz. Nachdem dieser von Lenny Patrick und Dave Yaras auf Befehl von Jake Guzik umgebracht wird, weist Hoover seine Agenten an, die Untersuchung abzubrechen.

Der FBI-Direktor, der Homosexuelle in der Öffentlichkeit als pervers bezeichnet, hat auch fetischistische und pädophile Tendenzen. Er verkleidet sich bei Sexparties als Frau, und die Sittenpolizei von New Orleans verhaftete ihn Ende der 20er Jahre einmal mit einem minderjährigen Strichjungen. Da Henry G. C. Corcoran damals intervenierte und eine Strafverfolgung verhinderte, kann sich dieser im Gegenzug illegale Geschäfte erlauben, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu müssen. Der Ex-Agent Guy Hottel erzählt, wenn er betrunken ist, von Sex-Parties ohne Mädchen bei Hoover, weshalb Hoover ihn jeweils in Polizeigewahrsam nehmen lässt.

Da Hottel aber zuviel weiss, entlässt Hoover ihn nicht. Hoover lässt jedes Gerücht über seine eigene Homosexualität unterdrücken und seine Agenten während 23 Jahren gegen die „homosexuals right groups“ vorgehen, um davon abzulenken. Offenbar macht Hoover das Risiko der möglichen Entdeckung seiner Homosexualität paranoid.

Hoover befindet sich von 1941-71 in psychiatrischer Behandlung, und oft verhält er sich sehr brutal gegenüber Homosexuellen (wie gegen Sumner Welles) und benutzt Gerüchte angeblicher Homosexualität als politische Waffe (wie gegen Adlai Stevenson). Hoover besteht darauf, beschlagnahmtes pornographisches Material selbst zu sichten.

Der Automagnat Henry Ford beschreibt die Juden in seinem internationalen Bestseller ‘Der internationale Jude’ als Ursache der Börsenkrise und der illegalen Alkoholproduktion aufgrund einer Verschwörung. Ford ist so populär, dass er Präsident werden könnte. In Hitlers Hauptquartier steht ein Foto von Ford.

Fords rechte Hand Harry Bennett trifft sich als Informant mit J. Edgar Hoover. Bennett ist der Verbindungsmann zu Chester LaMare, Boss des Detroiter Mafia, der eine Privatarmee gegen Gewerkschaftsaktivitäten aufgebaute, womit Henry Ford keine Gewerkschaftsprobleme mehr hat.

Im Gegenzug erhalten Gangster wie Joe Tocco, Leo Cellura, Joe Adonis, Tony D’Anna Beteiligungen bei Ford. Bennett versorgt Hoover mit Informationen über Linke, wobei sich später herausstellt, dass viele Namen vom lokalen Faschistenführer Gerald Smith stammen.

1934 erhielt Hoover von Roosevelt den geheimen Auftrag, die Nazis und deren Sympathisanten zu überwachen, wobei alle anderen Aktivitäten gegen Radikale ausdrücklich verboten bleiben.

In den USA entstand nach der Machtergreifung Hitlers eine nationalsozialistische Bewegung, die neben dem Ku-Klux-Klan den Kampf gegen andere Rassen propagiert. Im Central Park marschieren 20’000 Nazis auf, die sich als Verteidiger des weissen Christentums verstehen.

Aber Hoover arbeitet eng mit der 1923 in Berlin gegründeten Interpol zusammen, in der Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Arthur Nebe und andere fanatische Nazis aktiv sind. Auch nach dem Überfall der Tschechoslowakei und dem Fall Frankreichs tauscht Hoover noch immer Fahndungslisten mit Interpol aus.

Erst drei Tage vor Pearl Harbor stoppt er die Zusammenarbeit.

Nach dem Krieg verlegt Interpol seinen Sitz nach Paris, ernennt Hoover zu Vizepräsidenten und weigert sich hartnäckig, Nazi-Kriegsverbrecher zu suchen. In den 70er Jahren wird der ehemalige SS-Offizier Paul Dickopf Präsident der Interpol.

Am 24.8.36 ersuchte ihn Roosevelt wiederum geheim, neben den Faschisten auch die Kommunisten zu überwachen, was Hoover schon lange machte. Wegen Spionage- und Sabotagegefahr bewilligte Roosevelt $150’000. Die Abteilung für Spionage heisst Division Five, die bereits seit 1919 existieren soll, aber erst zu diesem Zeitpunkt offiziell wurde.

Nach einer cleveren Intrige seitens Hoovers beschliesst Roosevelt am 26.6.39, dem FBI die Leitung bei Spionage- und Sabotagefällen zu übertragen, und nicht der Military Intelligence Division oder dem Office of Naval Intelligence.

Das FBI expandiert von 898 Agenten 1940 auf 4886 Agenten 1945.

Hoover eröffnet am 2.9.39 eine präventive Notverhaftungsliste „aller Feinde der USA“. Justizminister Briddle verbietet diese Auflistung als sinnlos, wonach sie Hoover unter „Security Matter“ geheim weiterführt. Eine weitere geheime Archivierung veranlasst Hoover mit Informationen, die durch illegale Aktionen des FBI wie Einbrüche bei politischen Organisationen, um beispielsweise Mitgliederlisten zu stehlen, zustande kommen.

Obwohl offiziell seit 1934 durch den Kongress verboten, hat Hoover das Telephonabhören permanent eingesetzt. Am 21.5.41 legitimiert Roosevelt das geheime Abhören von Subversiven. Roosevelt beauftragt Hoover auch, Informationen über seine Gegner bei der nächsten Präsidentenwahl zu sammeln.

Alle Präsidenten seit Roosevelt benutzen Hoovers Wanzen auch für eigene politische Zwecke, was Hoovers Position sichert.

Hoover sichert seine Macht auch durch die Mitgliedschaft in vielen Organisationen: American Bar Association, Boy Scouts, United States Chambres of Commerce, Kiwanis International, Knights of Columbus, Optimists International, Rotary International, Veterans of Foreign Wars u.a.m. Am meisten bringt ihm die American Legion, die dem Justizminister Jackson im Juni 1940 vorschlägt, er solle 11’000 Posten der Legion erlauben, die das Land in Bezug auf „subversive Aktivitäten“ flächendeckend überwachen würden. Jackson lehnt ab, aber Hoover kann es so drehen, dass die Legionäre als Informanten die FBI-Büros kontaktieren können. Obwohl über die Legion bis im Oktober 1943 60’000 Informanten rekrutiert werden, kommen wenig Brauchbares über diese Känale.

Aber sie eröffnen Hoover einen breiten Kontakt mit konservativen Medienschaffenden und Abgeordneten. Zudem baut Hoover über seinen Freund Carl McIntire die Cover-Institution American Council of Christian Churches auf.

Quellen: Theoharis/Cox: 119, 187, 237, Schulz: 82,181, Davis (1988): 237, 267f, Davis (1994): 103-107, Todd, Brussell: 5f, Summers (1993): 43-91, 91-129, 225-245, Cran, Lacey: 89, Hersh: 48, Giancana: 247f,

Dezember 1937: Botschafter Kennedy in England

Joe Kennedy wird, obwohl er über keinen politischen Background verfügt, als Dank für die Unterstützung von Roosevelts Wiederwahl zum Botschafter in England ernannt. Die beiden Jahre vorher beschäftigte Kennedy sich mit der Reorganisation der Firmen RKO, Paramount und Hearst Corporation und schrieb zusammen mit dem Journalisten Arthur Krock das Buch I’m for Roosevelt. Krock ist der Leiter des New York Times-Büros in Washington und wird von Kennedy mit bezahlten Ferien, teuren Geschenken und Frauen versorgt.

Nach dem Wahlsieg Roosevelts wurde Kennedy, der eigentlich auf das Finanzministerium hoffte, zum Direktor der maroden Obersten Handelsschifffahrtsbehörde berufen, ein Job zweiter Klasse, aus dem Kennedy das Beste macht. Kennedy verbringt Monate mit Lobbying für eine angemessene Stellung und beackert James Roosevelt.

1933 begleitete der Präsidentensohn Kennedy nach England, als es um die Neuorganisation und Legalisierung von Alkoholimporten ging, wobei Joe die Schwächen Roosevelts für Frauen und Reichtum gezielt auszunützen verstand. Als dann der Botschafter in London unerwartet neu zu besetzen ist, ist Roosevelt froh, dass er den aufsässigen Kennedy, der ihm gefährlich werden könnte, abschieben kann.

Als Botschafter versagt Kennedy auf der ganzen Linie, vor allem wegen seiner Fehleinschätzungen der politischen Situation. Er glaubt, dass England weder den Willen noch die Waffen zur Verteidigung gegenüber Deutschland habe. Bei Ausbruch des Krieges bezeichnet er Hitler als Genie und empfielt seiner Regierung, ein Arrangement mit dem Führer zu suchen, damit die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg hineingezogen werden.

Antisemitische Äusserungen, seine politische Ignoranz der europäischen Lage und die Feigheit, sich während der Bombenangriffe auf dem Land in Sicherheit zu bringen, machen ihn bei Winston Churchill und allen Diplomaten äusserst unbeliebt.

Über John J. Burns spekuliert der Botschafter trotz Businessverbot weiterhin an der Wallstreet und missbraucht dringend benötigten Frachtraum für den Whiskey seiner Somerset Importers. Da England nur mithilfe der USA eine Chance gegen Hitler hat, wird Kennedy für Churchill zum Sicherheitsrisiko.

Der Botschafter wird vom MI-5 abgehört und beschattet, wobei klar wird, dass Kennedy über eine reiche Engländerin in Kontakt mit dem Führer der britischen Faschistenbewegung, Sir Oswald Mosley, getreten ist.

Kennedy trifft sich im Geheimen am 9.5.39 trotz dem expliziten Verbot Roosevelts mit Dr. Helmut Wohltat, dem Vertreter Görings, zur Besprechung gegenseitiger Konzessionen. Mit seiner Indiskretion bringt Kennedy die Anti-Hitler-Verschwörergruppe um die Generäle Ludwig Beck und Franz Halder in Lebensgefahr, indem er deren Absichten und Namen an einer Pressekonferenz bekanntgibt. Kennedy will ein Attentat Hitlers verhindern, weil die Sowjetunion für ihn gefährlicher ist als Nazi-Deutschland.

Hauptinteressen Kennedys sind allerdings seine eigenen Präsidentsschaftspläne und die Wahlkampfstrategie für die demokratische Nomination von 1940.Roosevelt isoliert Kennedy in London, indem alle wichtigen Verhandlungen und Entscheidungen über persönliche Vertreter wie William Donovan und den amerikanischen Botschafter in Paris laufen lässt und selbst in direktem, aber geheimen Kontakt zu Churchill steht.

Kennedy versucht daraufhin, Roosevelt zu erpressen, indem er diesen Geheimkontakt, der über die Amerikanische Botschaft läuft, an die Presse verraten würde, falls der Präsident ihn nicht zurückrufe. Kennedy hatte den Codespezialisten Tyler Kent angewiesen, von allen aussergewöhnlichen Telegrammen Kopien zu machen und diese aus der Botschaft zu schmuggeln. So stellt er sich ein Dossier der geheimen Roosevelt-Churchill-Telegramme zusammen, das er in die USA schiffen lässt, um Roosevelt damit politisch auszuschalten.

Im Frühjahr 1940 schlägt die britische Gegenspionage-Abteilung nach achtmonatiger Bewachung zu und entdeckt in Kents Wohnunng 1500 dekodierte Kopien. Kennedy lässt Kent fallen, indem er dessen diplomatische Immunität aufhebt – Kent verbringt die Kriegsjahre nach einem geheimen Prozess in einem britischen Gefängnis – und kann so verhindern, dass die amerikanische Öffentlichkeit etwas erfährt.

Am 26.10.40 kehrt Kennedy in die USA zurück und trifft sich, zehn Tage vor der Nomination, mit Roosevelt.

Roosevelt kann Kennedy nicht einfach fallenlassen, denn er will sich widerrechtlich ein drittes Mal wählen lassen und braucht jede Unterstützung. Da Roosevelt Kennedy vor allem nicht als Konkurrent für die Präsidentschaft will, macht er ihm Hoffnungen auf einen Ministerstuhl, verspricht seine Unterstützung für die Kandidatur seines Sohnes Joe Jr. zum Gouverneur von Massachusetts und droht mit einer alten Steuerhinterziehung.

Nach der erneuten Wahl Roosevelts bekommen die beiden jedoch Streit, da Kennedy die Aussenpolitik in einem Interview kritisiert und damit seine eigene Politkarriere sabotiert.

Kennedy, dessen Vermögen unterdessen auf $250 Mio. angewachsen ist, setzt nun alle seine politische Hoffnung auf seinen ältesten Sohn Joe Jr.

Quellen: Kessler (1997), Hersh: 61ff, Best: 18, Collier/Horowitz: 84-137.


US-Politik, Geheimdienste und Mafia – Teil 2 (1939 bis 1948)

Quelle
Dieser Teil der Chronik behandelt die Zusammenarbeit der amerikanischen Armee, Geheimdienste, Politiker und Industriellen mit der Mafia, den Nationalsozialisten und der Katholischen Kirche während dem 2. Weltkrieg und in den Jahren danach.

Die zentralen Themen und Personen sind:
Zweiter Weltkrieg, US-Firmen und die Nazis, IBM, Ford, GM, Onassis, Karriere von Howard Hughes, Angriff auf Pearl Harbor, Gründung des OSS und J. Edgar Hoover, US-Finanzierung Hitlers durch Prescott Bush, Averell Harriman, Fritz Thyssen, Friedrich Flick, Montagu Collet Norman und Warburg. Ölhandel, Rockefeller, I.G.Farben, William Stamps Farish, Eugenik und George Bush, Kooperation von Mafia und Militär, Coca-Cola, USA und Frankreich, Charles de Gaulle, Mafia, Roosevelt und Hollywood, Italien-Invasion,Rückkehr der Mafia, Hoover und Kennedy, Politikerbespitzelung, Bretton Woods, Gründung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, Dollar, Saudisches Öl, UNO und Harry S. Truman, Niederlage Japans, Atombomben, biologische Waffen, John F. Kennedys Einstieg in die Politik, Reorganisation der Mafia, Heroin-Schmuggel, Las Vegas, Der Kalte Krieg, die Unterstützung der Partisanenbewegungen, der Antikommunismus, der Marshall-Plan, die Containment-Strategie, Josip Tito in Jugoslawien, Gründung der CIA, Hoover, das HUAC, Reagan und Nixon, CIA und Kriegsverbrecher, Allen Dulles, George F. Kennan und der Vatikan retten Faschisten wie Ante Pavelic, Otto Skorzeny, Reinhard Gehlen oder Otto Albrecht von Bolschwing, CIA in Italien, CIA und Gewerkschaften, Howard Hughes und Nixon, Chotiner und Johnson, Truman und die Mafia.1939 Zweiter Weltkrieg Der Heroinhandel bricht während des Zweiten Weltkrieges beinahe zusammen. Die Brüder Eliopoulos ziehen sich in den ersten Kriegstagen aus dem Handel zurück, und die Unterwelt von Marseille kollaboriert mit den Nazis. Als Japan Shanghai besetzt, versiegt der schon zuvor verminderte Heroinnachschub vollends. Meyer Lansky reist nach Mexiko und organisiert dort den Mohnanbau in den Bergen, der jedoch nur minderwertiges Heroin liefert. Auch eine zweite Verbindung, über die Heroin aus der I.G.-Farben-Produktion nach Kuba geliefert wird, bricht 1943 ab.
1938 ist das Heroin noch zu 28% rein verkauft worden, 1941 nur noch zu 3%, obwohl der Preis sich verzwölffachte. 1945 kostet das Heroin das 70fache von 1938, und die Zahl der Süchtigen hat sich von 300’000 auf 20’000 vermindert.

Für die Mafia eröffnen sich mit dem 2. Weltkrieg aber andere Einnahmequellen. Die amerikanische Regierung verfügt Kriegsrationierungen und Preiskontrollen, was zur sofortigen Entstehung von Schwarzmärkten führt. Dank der Kontrolle über die Häfen von Brooklyn und Manhattan können die Mobster auch genügend Waren für den Schwarzmarkt abzweigen. Die Mafia handelt mit Fleisch, Zucker, Speiseöl, Autos, Pneus und Nylon und verkauft rationiertes Benzin.

Das Office of Price Administration errechnet, dass jeden Tag 2,5 Mio. Gallonen Benzin (1 Gallone = 3,785 Liter) illegal verkauft werden. Am lukrativsten ist der Verkauf von gefälschten Rationierungsmarken, vor allem für Benzin, die nicht einmal alle gefälscht werden müssen. Sie kommen von korrupten Beamten des OPA, wo Richard M. Nixon und Charles Gregory Rebozo arbeiten.

Vor allem Carlo Gambino hat sich diesen Handel unter den Nagel gerissen und kauft sich Hunderttausende von Marken von korrupten OPA-Beamten und macht laut Valachis Aussagen bis zu $1 Mio. pro Deal. Nixons ethische Qualifikationen als Anwalt wurden schon bei dessen ersten Prozess von Richter Alfred Paonessa ernsthaft in Frage gestellt. Rebozo gründet mit 23 eine Auto-Service Station und verdient am illegalen Handel mit gebrauchten Pneus und anderen Secondhandgeschäften so viel Geld, dass er nach dem Krieg eine Wäschereikette kaufen und in die Bodenspekulation einsteigen kann.

Quellen: Delorme: 83-85, Weberman (6), Best: 85, Summers (2000): 29-34,102,495.

1939 US-Firmen und die Nazis

Aber nicht nur die Mafia, auch andere Firmen und Grossinvestoren verdienen am Krieg. IBM-Chef Thomas J. Watson lieferte seinem Freund Adolf Hitler die Hollerith-Lochkartenmaschinen, womit die erste Volkszählung im Dritten Reich durchgeführt wurde.
Dank diesen Personendaten können die Konzentrationslager, Gettos, Judendeportationen und deren Vernichtung effizient organisiert werden.Die auf den Armen tätowierten KZ-Häftlingsnummern entsprechen den Personenkennziffern der IBM-Maschinen, die Haftgrund, Gesundheitszustand, Nationalität, Beruf, Art der Lagerstrafen und schliesslich die Todesart auf den Lochkarten festhalten.

Da auch die gesamten Wirtschafts- und Rüstungsdaten mit den Hollerrith-Maschinen verrechnet werden, besteht die Gefahr der Enteignung und Verstaatlichung der Tochter Dehomag, was Watson mit der Einsetzung eines Treuhänders verhindern kann. Als Präsident der Handelskammer und Berater Roosevelts sprach sich Watson stets gegen die Isolation Deutschlands aus und kooperierte bis 1940 direkt und danach indirekt mit allen Regierungsstellen des NS-Regimes.

Die europäischen Interessen von IBM während dem Krieg vertritt Werner Lier, ein Hauptmann der Schweizer Armee in Genf. 1942 hält IBM 94% der Munitions Manufacturing Corporation, die Kanonen und Flugzeugmotorteile produziert und IBM $200 Mio. einbringt.

Nach dem Krieg erhält Watson nicht nur die „Computer“-Maschinen zurück, sondern auch die Gewinne der Tochterfirma Dehomag. Watson wird Vertrauter und Golfpartner von Eisenhower und sitzt von 1952 bis 1962 als Senator von Connecticut im Parlament.

Nur etwa 60’000 der Hunderttausenden jüdischen Flüchtlinge, die ein Visumsgesuch stellen, gelangen aus Europa in die USA. Viele der Abgewiesenen schicken Geld voraus, da Mittellose sowieso keine Chance haben, weshalb Milliarden von Dollars an Flüchtlingsgelder in die USA strömen und von den Behörden als Vermögen der „enemy aliens“ eingefroren werden.

Nach der Krieg beschlagnahmt die US-Regierung $900 Mio. (der heutige Wert ist rund 10 Mal höher) auf diesen Bankkonten und entschädigt damit die deutschen Tochterfirmen amerikanischer Unternehmen wie General Motors mit $16,4 Mio. oder Ford mit $785’000, obwohl Henry Ford Hitlers Wahlkampf mitfinanzierte.

Ford ist ein radikaler Antisemit, dessen Ansichten Hitler beeinflussten, und geht mit eigenen Werkpolizisten gegen Gewerkschafter vor.

Beide Firmen (GM+Ford) beschäftigen Zwangsarbeiter und sind Bestandteil von Hitlers Kriegsmaschinerie:
1942 stammt ein Drittel der 350’000 produzierten Lastwagen aus Ford-Fabriken.
Seit 1929 gehört Opel zu 100% der GM und bildet mit 100’000 produzierten Opel Blitz-Lastern das Rückgrat der Reichwehr.
Während dem Krieg baut Opel etwa die Hälfte der Antriebssysteme für die JU-88-Bomber.
Obwohl Carl Luer am 25.11.42 die Verwaltung in Rüsselheim für die Nazis übernimmt, werden die wesentlichen Entscheidungen weiterhin in Detroit gefällt.

1943 entwickelt, produziert und montiert Opel die Motoren für das erste Düsenflugzeug Messerschmitt 262, während General Motors die US-Luftwaffe aufrüstet. Für die Schäden an den Tochterfabriken in Deutschland, Österreich, Polen und China durch die Bombardierungen der Alliierten erhält GM 1967 Steuervergünstigungen von $33 Mio.

Die Fabriken von Ford und IBM werden bei den Bombardierungen durch die USA offensichtlich geschont.

Opel erzielt dank den Zwangsarbeitern hohe Kriegsgewinne, ohne einen Cent an den Zwangsarbeiterfonds der amerikanischen Handelskammer zu zahlen.

Insgesamt werden 10 Millionen Verschleppte aus 26 Nationen im Dritten Reich zur Arbeit gezwungen (davon 3 Mio. Russen, 1,2 Mio. Polen und 1,2 Mio. Franzosen). Ohne diese Sklaven wären die Landwirtschaft und die Kriegsindustrie nicht in der Lage, die Produktion aufrecht zu erhalten.
Auch die Tochterfirmen von schweizerischen Unternehmen wie Georg Fischer, Maggi, BBC, oder Alusuisse profitieren von den Gratisarbeitern.
1944 schliessen sich Hunderte von Firmen dem SS-Programm „Vernichtung durch Arbeit“ an und rekrutieren die Zwangsarbeiter vor allem aus den Konzentrationslagern, womit sie ihre Nachkriegs-Konkurrenzfähigkeit markant verbessern.

Anfangs der 40er Jahre propagieren 3000 Agenten des britischen Secret Service innerhalb der USA, Hitler strebe die Weltherrschaft an. 80% der Amerikaner wie auch der Kongress sind gegen den Kriegseintritt der USA. Die Propaganda des British Service Coordination kommt den Kriegsplänen Roosevelts entgegen, weshalb das FBI sie toleriert.

Aristoteles Onassis verkauft an beide Seiten Öl und Waffen und vermietet seine Schiffe, wofür die Alliierten $250’000 pro Jahr zahlen.

Interessanterweise verliert er als einziger während des ganzen Krieges kein einziges Schiff und keinen einzigen Matrosen, während beispielsweise von den 450 griechischen im Krieg eingesetzten Frachtschiffen 360 sinken.

An die Japaner, die einen grausamen Eroberungskrieg in Asien führen, verkauft Onassis Schiffe, die er durch neue aus Südamerika ersetzt. Ab dem November 1942 wird Onassis vom FBI wegen seinen Beziehungen mit Faschisten wie Fritz Mandl, Juan Peron, Alfred Krupp oder Hjalmar Schacht überwacht. Als Hollywoodplayboy hat er eine Affäre mit Gloria Swanson, mit der Kennedy ein langdauerndes Verhältnis hatte.

Nach dem Krieg beschliesst der amerikanische Kongress den Verkauf der nicht mehr benötigten Kriegsfrachter „Liberty ships“ für $550’000 pro Stück. Da Onassis nicht zur kaufautorisierten griechischen Reederunion gehört, ist er von der einmaligen Gelegenheit ausgeschlossen. Er umgeht die Bestimmung mithilfe des Anwalts Burke Marshall und der neu geschaffenen Scheinfirma „United States Petroleum Carriers Inc“, die 4 T2-Tanker kaufen kann. Er schliesst zudem Kohletransportverträge mit 16 „Liberty ships“, die er gar nicht hat, ab. Dasselbe macht er mit Öltankern, die noch gar nicht gebaut sind. Mit der Metropolitan Life Insurance Company handelt er einen Investitionsvertrag über $40 Mio. für eine neue Supertankergeneration aus. Die vier „Liberty“-Schiffe aus den US-Kriegsbeständen werden für die Waljagd eingesetzt, in die Onassis, unter Umgehung der Jagdgesetze, einsteigt. Die erste Walexpedition bringt ihm $4,2 Mio, weshalb es nicht kümmert, dass beispielsweise 69% der Pottwale, die er vor der Küste Perus erlegen lässt, nach den Bestimmungen zu klein sind. 1950 schliesst Onassis einen Vertrag mit Lars Anderson für den Walfang in der Antarktis und in Argentinien. Anderson gehörte zur norwegischen Nazikollaborationsgruppe Vidkum Quisling.

Ebenfalls 1950 wird ein Geheimabkommen zwischen dem Aussenministerium und den sieben Ölmultis geschlossen, dass alle Tantiemen für die arabischen Nationen steuerfrei sind. Onassis gewinnt den Konkurrenzkampf um Tina Livanos gegen bereits verheirateten Stavros Niarchos, der sich mit der älternen Schwester zufrieden geben muss.

Über Sasha de Seversky lernt Onassis während dem Krieg den Nobelgangster Johnny Meyer kennen. Meyer arbeitet für Howard Hughes, für den er dank seinen ausgezeichneten Beziehungen in Washington Rüstungsaufträge und Mädchen organisiert.

Quellen: Morgenthaler Piechowiak, Evans, Glaser, Best: 47-49, Morgenthaler, Schweitzer, Levis, Brussell (1983), Haar, Kindhauser, Schröder/Schroeder. Laurent: 13-17.

1939 Karriere von Howard Hughes

Howard Robard Hughes erbte 1924 mit 19 Jahren die Ölfirma seines Vaters, der mit Ölboom 1901 nach Houston zog und eine Bohrmaschine erfand, die seinen Reichtum begründete. Obwohl noch minderjährig, konnte er den Richter von seinen Kompetenzen überzeugen und brauchte dann die gesamten Firmenreserven von $325’000, um die weiteren Erben auszuzahlen.

Noch 1950 beherrscht die Hughes Tool Company 85% des Ölbohrmarktes, was seine enormen Ausgaben weitgehend deckte. Während eine normale Familie mit $4000 pro Jahr lebte, gab er in den ersten beiden Jahren $100’000 für Autos und $550’000 für die Entwicklung eines Prototyps mit Düsenantrieb, $20’000 für Kleider und Schmuck, $20’000 für Hotel- und Unterhaltungskosten und $25’000 für einen persönlichen Telex für die Verbindung nach Wall Street aus und verlor $4 Mio. in Investitionen. Bis zur Krise von 1929 setzte er an der Börse $8 Mio. in den Sand.
Hughes zog 1925 nach Hollywood, wo er eine Karriere als Schauspieler, Regisseur, Pilot und Flugzeugbauer startete. Nach einem ersten Fehlschlag, den $80’000 teuren und nie veröffentlichten „Swell Hogan“ gewann „Two Arabian Nights“ (1928) einen Preis.
Für seinen Flieger-Film „Hell’s Angels“ (1930) kaufte er für über $500’000 mehr als 40 Kampfflugzeuge des Ersten Weltkriegs, womit er die grösste private Flugwaffe der Welt besass. Drei Piloten und ein Mechaniker (und er beinahe) kamen bei den Dreharbeiten ums Leben für den Film, der $4,2 Mio. kostete (wovon nur $2,7 Mio. eingespielt wurden), und Jean Harlow zum Star machte.
In den 30er Jahren baute er im Rahmen einer Kinokette das Texas Theater in Dallas, in dem Lee Harvey Oswald verhaftet wird. „Scarface“ (1932) und „The Outlaw“ (1941) über Billy the Kid mit den gewagten Aufnahmen von Jane Russells Brüsten galten als „pornographisch“. Von 1925 bis 1929 war er verheiratet mit Ella Rice, der Tochter des Standard Oil-Vorsitzenden William Stamps Farish, dem Hauptkunden der Hughes Tool.

Gleichzeitig führte er ein Playboyleben mit zum Teil ernsthaften Affären mit Katherine Hepburn, Joan Crawford, Constance Bennett, Marian Marsh, Madge Bellamy, Ginger Rogers, Ida Lupino, Billie Dove, Bette Davis, Loretta Young, Olivia de Havilland, Brenda Frazier, Yvonne Shubert, Lana Turner, Jane Greer, Nancy Carroll, Linda Darnell, Gene Tierney, Marilyn Monroe, Gail Ganley, Sallilee Conlon, Phyllis Applegate, Joyce Taylor, Barbara Hutton, Dorothy Jordan, Timmie Lansing und vielen anderen Starletts.

Hughes holt sich die Syphilis, von der er trotz radikalen Kuren nicht geheilt wird. Einige der Mädchen beschaffen ihm William Randolph Hearst jr. und Cary Grant. Seine Geliebten lässt er von Detektiven überwachen, verzichtet aber deshalb selbst nicht auf beinahe tägliche Seitensprünge. Bei Ava Gardner entlarven die von Detektiv Frank Angell und seinem Team von Spezialisten gesetzten Wanzen ihr Verhältnis mit Mickey Rooney, worauf Hughes ihre Wohnung stürmt. Beim folgenden Streit wirft ihm Ava eine Bronzeglocke an den Kopf, so dass er hospitalisiert werden muss. Den meisten, oft noch sehr jungen Mädchen wie der 15jährigen Faith Domergue, schenkt er teuren Schmuck und kiloweise Blumen, beeindruckt sie mit seinen Flugzeugen und verspricht die Heirat, damit sie mit ihm ins Bett steigen. Bei seiner Affäre mit Rita Hayworth wird diese von zwei Detektivteams im Auftrag von Ehemann Orson Welles und Columbia-Boss Harry Cohn beschattet. Rita wird schwanger von Hughes und lässt abtreiben.

Der beinahe taube Hughes flog als Kopilot Charles W. Howard bei der American Airways, bis der Schwindel bemerkt wurde. Um das schnellste Flugzeug zu bauen, gründete er die Hughes Aircraft Company und stellte in den 30er Jahren mehrere Flugrekorde auf. Offenbar gab es mehrere Sabotageversuche bei seinen Geschwindigkeitsrekorden.

Mit Beginn der Depression musste Hughes, der monatlich Hunderttausende ausgab, die Hughes Tool verpfänden und seine Ausgaben auf $250’000 pro Jahr reduzieren. Zusammen mit Noah Dietrich baute er daraufhin die Firma neu auf, stellte 200 Wissenschafter und Sanierer Fred Ayers ein, die die Gewinne von $6 Mio. 1935 auf $13 Mio. 1937 und $22 Mio. 1941 steigern können. Zudem geht er gnadenlos gegen Konkurrenten vor und beteiligt sich offenbar an Mafiageschäften, da zu seinen regelmässigen Gästen Lucky Luciano und Bugsy Siegel gehören.
1939 kauft Hughes 200’000 Aktien der Trans World Airlines, was einem Anteil von 21% entspricht, den er durch permanente Käufe bis Ende 1940 auf 78% steigert. Bei Lockheed bestellt Hughes geheim 40 der eigens entwickelten Constellation für $18 Mio. Gleichzeitig hofft Hughes vergebens, Militärflugzeuge für den Zweiten Weltkrieg bauen zu können.
Henry J. Kaiser, der die Liberty Ships produziert, verschafft ihm einen Auftrag über $18 Mio. für die Entwicklung und Produktion von Grossraumwasserflugzeugen (Spruce Goose) innerhalb eines Jahres, was ihm nicht gelingt. Um zu besseren Aufträgen zu kommen, engagiert Hughes Johnny Meyer, in dessen Nachtklub hohe Militärs und der Präsidentensohn Colonel Elliott Roosevelt verkehrt, den er mit der Schauspielerin Faye Emerson verkuppelte. Meyer zahlt die Hotel- und Nachtklubrechnungen der geladenen Militärs, die vom FBI observierten 3 Galas mit engagierten Mädchen und das Hochzeitsfest der beiden, worauf Hughes dank Roosevelt den Auftrag für 98 XF-11-Aufklärungsflugzeuge für $43 Mio. erhält.

Aber aufgrund seines autokratischen Perfektionismus wird kein Wasserflugzeug und kein Aufklärer bis zum Kriegsende fertiggestellt. Der zunehmend irre Hughes stürzt auf dem Testflug mit der vollgeladenen Constellation im April 1943 beinahe ab, weil er zwei Motoren abstellt, und einen Monat später mit seinem Wasserflugzeug ins Wasser, wobei zwei Mitarbeiter sterben. Nachdem er im Oktober 1944 einen Teil seiner Dokumente verbrannte, organisiert er in seinem Verfolgungswahn eine dreimonatige bizarre Flucht durch verschiedene Staaten. In Louisiana wird „der Landstreicher“ verhaftet, und in Fort Lauderdale verbrennt er seine Kleider. Das FBI verwanzt selbst das Telephon seines Hotelzimmers in Vancouver, wo er auf der Jagd auf Yvonne De Carlo dank seiner Treibstoff-Privilegien des Kriegsministeriums hingeflogen ist. Um eine Verbreitung dieser Beziehung zu verhindern, lässt Hughes den Medienleuten sehr teuren schottischen Whiskey zukommen. Im Juli 1946 fliegt er trotz Warnungen allein den ersten Testflug mit dem XF-11-Prototypen in ein Villa in Beverly Hills und verletzt sich so sehr, dass keiner der Ärzte glaubt, dass er überleben werde.

Quellen: Drosnin, Best: 47-49, Brown/Broeske: 4-224, 256f, 394-399.

1941 Angriff auf Pearl Harbor top

Vier Monate vor Pearl Harbor informiert der deutsch-englische Doppelagent Dusan Popov Hoover über die bevorstehende Attacke der Japaner. Obwohl das MI-6 Popov nach New York schickt, reagiert Hoover unkooperativ mit Vorwürfen über dessen Lebensstil. Der britische MI-6 übermittelt Hoover noch andere Informationen über die japanischen Vorbereitungen und Pläne. Am 25.11.41 notiert US-Verteidigungsminister Henry Stimson nach einer Unterhaltung mit Präsident Roosevelt über die Japaner in sein Tagebuch:
„Die Frage war, wie man sie in eine Position manövrieren könnte, in der sie den ersten Schuss abgeben würden, ohne dass uns allzuviel passiert… es war wünschenswert, sicherzustellen, dass die Japaner dies wären, [die den ersten Schuss abgeben], so dass niemand auch nur den geringsten Zweifel haben könnte, wer der Aggressor war.„

Schon 1932 und 1938 war der Stützpunkt zweimal bei Marineübungen „überfallen“ worden – einmal von 152 Flugzeugen – und jedes Mal war die Verteidigung völlig überfordert. Bis 1895 waren die Hawaï-Inseln ein selbständiges Königreich, das 1898 wegen seiner strategischen Bedeutung im spanisch-amerikanischen Krieg von den USA annektiert und erst 1959 regulärer Bundesstaat wurde.
Als Roosevelt befielt, die Flotte von der Westküste dorthin zu verlegen, protestiert der amtierende Admiral Richardson dagegen und weigert sich schliesslich sogar, den Befehl auszuführen.

Er wird durch Admiral Kimmel ersetzt – den man nach dem japanischen Angriff wegen Nachlässigkeit vor einen Untersuchungsausschuss bringt. Er wird freigesprochen, als bekannt wird, dass man
ihm 188 entschlüsselte japanische Nachrichte vorenthalten hat, aus denen der bevorstehende Angriff samt Datum und Uhrzeit hervorging. Die Amerikaner hatten sämtliche Codes der japanischen Seite entschlüsselt und können den militärischen und politischen Funkverkehr verfolgen. Auch holländische und russische Nachrichtendienste haben vor einem bevorstehenden Angriff gewarnt. Roosevelt provozierte den Angriff, um in den Krieg eintreten zu können, denn sonst WAR der Kongress nicht zu einem solchen Schritt zu bewegen.

Nach dem Pearl Harbour-Angriff am 7.12.41 gründet Roosevelt das Office of Coordinator of Information, das ihm direkt untersteht und setzt seinen ehemaligen Klassenkameraden William Donovan als dessen Direktor ein.

Im Juni 1942 wird daraus das Office of Strategic Services mit erweiterten Kompetenzen. „Wild Bill“ Donovan, Wallstreet-Anwalt, Millionär und Republikaner stellt die unterschiedlichsten Leute ein, wie die späteren Vertreter der Neuen Linken Norman O. Brown und Herbert Marcuse, Liberale wie Arthur M. Schlesinger, Jr. und selbst Kommunisten, die im Spanischen Bürgerkrieg in der Abraham Lincoln Brigade gekämpft hatten.

Hoover verlangt, dass die Kommunisten gefeuert werden, worauf Donovan meint, er würde selbst Stalin einstellen, um Hitler zu bekämpfen. Allein 2000 Wissenschaftler arbeiten in Washington als Analytiker für das OSS. Aber auch viele von Donovans konservativen Geschäftspartnern arbeiten für das OSS, die auf dem Höhepunkt 13’000 Mitarbeiter umfasst, ohne die Informanten.

Die unterschiedlichen Positionen führen schon bald zu Grabenkämpfen, insbesondere wegen der Unterstützung von linken oder rechten Partisanengruppen in Frankreich, Jugoslawien, China oder Italien. Der bekannteste Fall ist derjenige von OSS-Major Holohan, dessen Team eine Partisanengruppe in den italienischen Alpen infiltrierte. Holohan wird vermutlich von seinem Kollegen Aldo Icardi wegen den politischen Differenzen ermordet. 1956 erreichen der CIA-Anwalt Edward Bennett Williams und und sein Freund Robert Maheu einen Freispruch Icardis.
Das OSS unterstützt die katholischen Partisanen, zu denen alle wichtigen Nachkriegspolitiker der DC wie Giulio Andreotti, Enrico Mattei oder Aldo Moro gehören, um die Machtergreifung der kommunistischen Partisanen nach dem Zusammenbruch des Faschismus zu verhindern. In Jugoslawien unterstützt das OSS sowohl die kroatischen Partisanen von Tito, der in den 30er Jahren für die Komintern arbeitete, wie auch die serbischen Tschetniks des royalistischen Mihailovic.

Wegen des Drucks Churchills wird die Unterstützung der Tschetniks 1944 aufgegeben.

Das OSS arbeitet eng mit dem britischen Geheimdienst zusammen, dessen Agenten versuchen, die Amerikaner für den Erhalt des britischen Imperiums einzusetzen. Donovans Geheimdienstagenten brechen in die Botschaften von deutschfreundlichen Regierungen ein, um die Entschlüsselungscodes zu klauen.

Schon bald nach Gründung richtet das OSS eine Gewerkschaftsabteilung unter Arthur J. Goldberg ein, die Verbindungen zu amerikanischen und europäischen Gewerkschaften aufbaut, was sich als äusserst wertvoll erweisen soll.
Über diese Verbindungen gelingt es der CIA nach dem Krieg, die Gewerkschaften in Europa von den Kommunisten zu säubern: in Italien über die Koalition der christlichen Gewerkschaften;

in Frankreich, wo Charles de Gaulle eine Machtübernahme der Kommunisten bei der Befreiung von Paris verhindern kann, indem das OSS den Waffennachschub verzögert und die kommunistische Résistance ausblutet, und über die Spaltung der Force Ouvrière; in Westdeutschland über den Wiederaufbau der antikommunistischen Einheitsgewerkschaft. In Österreich wird über die Bau- und Holzarbeitergewerkschaften sogar eine geheime paramilitärische Organisation aufgebaut und finanziert.

Der FBI-Direktor J. Edgar Hoover überwacht das OSS und sabotiert dessen Arbeit aus Eifersucht. Während einem Einbruch in die Spanische Botschaft in Washington fahren zwei FBI-Autos mit heulenden Sirenen vor und die OSS-Agenten werden von der alarmierten Polizei verhaftet.

Aber Roosevelt unternimmt weder etwas gegen Hoover noch gegen Donovan. Hoover, der bis zu seinem 43 Jahr bei seiner Mutter wohnt, waltet nach dem Kriegseintritt der USA als Medien-Zensor und macht die Zeitungen mundtot.
1942 werden auf Hoovers Initiative 120’000 Amerikaner japanischer Herkunft in Konzentrationslager interniert. Auch viele Deutsch-Amerikaner werden völlig grundlos als Nazis verdächtigt, interniert und teilweise nach Deutschland zurückgeschickt, im Austausch gegen amerikanische Kriegsgefangene.

Im Herbst 1944 schlägt Donovan dem Präsidenten vor, das dem Generalstab unterstellte OSS in einen eigenen Geheimdienst umzuwandeln, was Hoover sofort an die Öffentlichkeit bringt, um die Idee zu sabotieren. Auch General Douglas MacArthur, der dem OSS jede Operation im Pazifik verboten hat, wehrt sich gegen einen Central Intelligence Service.

Hoover hasst die First Lady, Eleanor Roosevelt, da sie politisch aktiv, liberal und den Schwarzen gegenüber aufgeschlossen ist. Der FBI-Chef lässt ihr Privatleben akribisch ausspionieren, so dass ihre im Geheimarchiv untergebrachte Fiche 449 Seiten umfasst. Im Januar 1942 brechen FBI-Agenten in New York im Hauptquartier des American Youth Congress ein, dessen Leiter, Joseph Lash, ein vermuteter Liebhaber der First Lady ist, und photographieren dessen Korrespondenz. Lash wird aufgrund dieses weitergegebenen Materials abgelehnt, als er sich um eine Stelle bei der Navy bewirbt. Mit gleichem Ziel bricht das FBI im Dezember im Büro des International Student Service ein. Auch das Army Counter-Intelligence Corps überwacht die First Lady: es verwanzt 1943 das Blackstone Hotel in Chicago, in dem Lash und Roosevelt absteigen und geben das Material Roosevelt weiter. Lash wird daraufhin in den Pazifik geschickt. Hoover ist ebenfalls im Besitz dieser Infos.

Hoover startet auch eine Kampagne wegen angeblicher Homosexualität gegen Vizeaussenminister Sumner Welles, worauf Roosevelt seinen Freund entlassen muss und plant, Hoover nach dem Krieg abzusetzen.

Mit Hoover arbeitet auch Francis Spellman, der nach der Nomination seines Freundes Eugenio Pacelli zum Papst Pius XII. 1939 zum Erzbischof von New York ernannt wurde. Spellman durchreist als Geistlicher problemlos die Kriegszonen und amtet als Geheimagent für Roosevelt. Nach dem Krieg unterstützt Spellman seine Freunde Roy Cohn und Joe McCarthy bei der Kommunistenjagd, wird einer der zentralen Figuren im Machtgefüge New Yorks, nimmt an Pentagon-Sitzungen teil, diskutiert Militärstrategien mit dem Generalstab, sammelt Informationen für die CIA und das Aussenministerium und geschäftet mit Joe Kennedy und John Reynolds.

Quellen: Summers (1993): 125-150, Theoharis/Cox: 200-255, Schulz: 53,161,325, Best: 24ff, Cran, Collier/Horowitz: 149, 308, Chotjewitz: 15-20, Cooney, Todd, Pletschinger/Bredenbrock, Chomsky (2001), Bröckers, Bülow (2003): 246f.

US-Finanzierung Hitlers

Im Gegensatz zum Warenhandel laufen die Finanztransaktionen zwischen Deutschland und den USA nach der Besetzung Europas durch Deutschland praktisch unverändert weiter. Prescott Bush handelte mit der deutschen Luftwaffe und betrieb andere Geschäfte mit den Nazis, so dass 1942 Firmen, an den er beteiligt ist, wegen „Handel mit dem Feind“ eingezogen werden: die Union Banking Corporation, die Holland-American Trading Corporation, die Seamless Steel Equipment Corporation, die Hamburg-Amerika Line/Hapag-Lloyd und die Silesian-American Corporation.

Fritz Thyssen, der Adolf Hitler seit 1923 finanziert, und W. Averell Harriman beschlossen 1922, gemeinsam die Union Banking Corporation aufzuziehen, was 1924 geschah. Zusammen mit dem Wall Street Banker Clarence Dillon und der Beteiligung von Friedrich Flick gründeten sie 1926 die Vereinigte Stahlwerke/German Steel Trust, die die SA (Sturm-Abteilung) und SS (Schutz-Staffel) finanzierten.

Dass die deutsche SS Totenkopf und Knochenkreuz der „Skull & Bones“ in ihr Ordenssymbol übernahm, wird Bush und seinem Partner Harriman, die beide 1913 initiiert wurden, gefallen haben.

Sowohl Thyssens wie Flicks Bankgeschäfte fliessen über die von Bush geführte Union Banking. Dillons riesige Spekulationspyramide U.S. & International Securities Corp. (USIS) betrog Aktionäre um Hunderte von Millionen und trug wesentlich zum Börsenkrach bei. Harriman traf sich 1927 auch mit Benito Mussolini.

Die Fusion zu Brown Brothers Harriman 1931, der nun grössten und politisch einflussreichsten Privatbank der USA, eröffnete über Thatcher Brown die Beziehungen zum Direktor der Bank of England, Montagu Collet Norman, einer der wichtigsten Hitler-Unterstützer im englischen Filz.

Auch Sir Henri Deterding, Vorsitzender der weitgehend der britischen Königsfamilie (tatsächlich jedoch Rothschild) gehörenden Royal Dutch finanziert Hitler.
Ohne die Gelder von Thyssen (über seine Bank voor Handel en Scheepvaart) und von Harrimans Hamburg-Amerika Line (als Teil der American Ship and Commerce Corp.) wäre Hitler 1933 nicht an die Macht gekommen.

Dank Norman, Harriman und Bush konnte eine Übernahme des nach dem Börsenkrach bankrotten deutschen Stahlkonglomerats durch die katholische Zentrumspartei verhindert und die Kontrolle durch Thyssen gesichert werden.

Mitbeteiligt an der Finanzierung der teuren Wahlpropaganda mit Harriman und Bush war Hjalmar Schacht und Baron Kurt von Schroeder, Direktor der Thyssen-Hütten mit engen Beziehungen zu den Dulles-Brüdern.
Schroeder ist SS-Brigadeführer und gehört als Bankier der Stein Bank zu den Geldgebern Himmlers. Schroeders und Montagu Normans Protégé Hjalmar Schacht wurde Hitlers Financier. Baron Rudolph von Schroeder ist Vizepräsident und Direktor der Hamburg-Amerika Line, die mit ihren Finanzierungen die von der Regierung 1932 beschlossene Auflösung von Hitlers Privatarmee von 300’000 bis 400’000 Mann verhindern konnte. HitlersSA, mit Waffen aus amerikanischer Produktion ausgestattet, zerschlug die Opposition daraufhin nachhaltig.

Samuel Pryor, Gründungsmitglied der Union Banking und der American Ship and Commerce, ist Vorsitzender der Remington Arms, die ein Sprengstoff-Kartell mit der I.G. Farben einging, wonach über Holland grosse Mengen an Waffen nach Deutschland geliefert wurden.

An ähnlichen Waffenlieferungen zwischen Du Pont und I.G.Farben war auch Walter S. Carpenter, ein weiterer Freund von Bush, beteiligt. Obwohl diese Deals mit den Nazis dann wie bei Bush unterbunden wurden, blieb Carpenter am Manhattan Project zum Bau der ersten Atombombe involviert und präsidierte Du Pont von 1948 bis 1962.

Ebenfalls beteiligt an der Hamburg-Amerika Line und späteren Hapag-Lloyd war der berühmte Jude und Hitler-Unterstützer Max Warburg.

Frederick M. Warburg, einer der Direktoren von Harrimans Eisenbahnnetz, kontrolliert das American-Jewish Committee, das sich von 1933 bis zum Kriegsbeginn gegen einen Boykott Nazi-Deutschlands einsetzte.

Dank einem Vertrag, der von Hjalmar Schacht, John Foster Dulles, Max Warburg und Kurt von Schroeder geschrieben wurde, liefen ab Mai 1933 alle deutschen Exporte in die USA über die Harriman International. Mit der Unterstützung von Prescott Bush und Felix Warburg von der Kuhn Loeb and Co. organisierte der spätere Aussenminister John Foster Dulles während den 30er Jahren die Schuldenrestrukturierungen für deutsche Firmen und ermöglichte damit die Umstellung auf die Rüstungsproduktion, wofür die beiden enorme Summen kassierten.

US-Investoren unterstützen die Nazis nicht heimlich, sondern so offen, dass der US-Botschafter in Deutschland, William E. Dodd, 1937 einem Reporter der „New York Times“ mitteilt: „A clique of U.S. industrialists is hell-bent to bring a fascist state to supplant our democratic government and is working closely with the fascist regime in Germany and Italy. I have had plenty of opportunity in my post in Berlin to witness how close some of our American ruling families are to the Nazi regime….„

Polens grösstes Industriekonglomerat, die Upper Silesian Coal and Steel Company, wird von Friedrich Flick und der Harriman Fifteen Corporation über die Silesian-American Corporation kontrolliert, bei der auch Prescott Bush im Verwaltungsrat sitzt. Die polnische Regierung verlangte 1934, dass Bush, Harriman und ihre Nazipartner wenigstens die normalen Steuern zahlen.

Der Konflikt wurde im September 1939 mit dem Überfall Hitlers auf Polen gelöst, wobei ironischerweise die russischen Panzer, die den Osten Polens besetzten, mit dem Öl von Harriman/Walker/Bush-Konzessionen fuhren. In einer der polnischen Minen von Bushs Firma werden Zwangsarbeiter eingesetzt.

Der Ölhandel bleibt während dem Krieg erstaunlich intakt.
Rockefellers Standard Oil of New Jersey beliefert Deutschland auch im Krieg, und der Vertreter von Standard Oil in Deutschland,
Emil Helfferich, repräsentiert zugleich die Hapag-Lloyd. William Stamps Farish organisierte das Kartell von Standard Oil of New Jersey, der späteren Exxon, mit der I.G.Farben, die seit 1940 mit Zwangsarbeitern in Auschwitz produziert.
Walter Teagle von Standard Oil arbeitet eng mit Hermann Schmitz von I.G.Farben zusammen, und die Amerikaner, auch Texaco, liefern den Deutschen Benzin, Motorenöle und Diesel für die Flugzeuge, Panzer und U-Boote. Dank dem deutsch-amerikanischen Geheimabkommen werden die Anlagen der I.G.Farben für die Herstellung von sythetischem Benzin aus Kohle finanziert, und die von KZ-Häftlingen betriebene Anlage in Oberschlesien hilft, die Folgen des alliierten Embargos abzuschwächen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Humble Oil-Gründer Farish und Prescott Bush begann 1929, als Harriman die Dresser Industries kaufte, deren Direktor Bush wird. Bush und Farish schmieren SS-Chef Heinrich Himmler über Emil Helfferich, Kurt von Schroeder und Karl Lindemann, Verwaltungsratsmitglied der Hamburg-Amerika-Line, bis 1944.

Harriman, Rockefeller und Bush organisierten und bezahlten Eugenik-Kongresse mit Nazi-Ideologen wie Dr. Ernst Rüdin oder Alfred Plötz in den USA.

Auf Initiative von Rüdin wurden 250’000 Blinde, Taube und Alkoholiker sterilisiert, wozu sie eine Generation von Ärzten ausbildeten. Seit Kriegsbeginn werden Behinderte und „Degenerierte“ meist umgebracht. Dillon, Farish und sein Freund Hermann Schmitz, der Vorsitzende der I.G.Farben, bezahlen den Werber Ivy Lee, der Pro-Nazi-Propaganda in den USA betreibt.

Farish lässt den Nazis Patente („Auschwitzpatente“) zukommen, die er der US-Militärindustrie vorenthält. Auf Initiative von Verteidigungsminister Henry L. Stimson stoppt Roosevelt im April 1942 die Senatskommission, die Kartellallianzen von deutschen und amerikanischen Firmen untersucht.

Obwohl Farishs Rolle als Kriegsunterstützer der Nazis publik wird, bleibt die Farish-Bush-Verbindung die finanzielle und politische Basis für die Karriere von George Bush. Prescott Bush wird, obwohl rechtlich für die Bankoperationen mit den Nazis verantwortlich, in den Beschlagnahmungs-Verfügungen nicht erwähnt.
General William H. Draper Jr. arbeitete bei Dillon Read & Co, wo er die Konten von Fritz Thyssen verwaltete und die German Credit and Investment Corp. bis im November 1943 leitete, und Hitler unterstützte. Er finanzierte zusammen mit Harriman, Rockefeller und Prescott Bush bereits 1932 den Internationalen Eugenik-Kongress in New York und ist Gründer und Präsident des Population Crisis Committee.

Nach dem Krieg wird Draper, selbst 15 Jahre lang an den übelsten Nazi-Geschäften beteiligt, zum Chef der Wirtschaftsabteilung der US-Kontrollkommission ernannt und leitet die „Entflechtung“ der faschistischen Korporationskartelle. Dabei bestimmt er, wer sein Business behalten und wer vor Kriegsgericht gestellt wird, und kann nicht nur seine eigenen Profite mit den Nazis, sondern auch beispielsweise die von Harriman und Bush geheimhalten.Draper arbeitet später mit Averell Harriman für die NATO, ist Berater Eisenhowers und Johnsons und fördert Bushs Karriere.

Nach seinem dubiosen Abschuss im Pazifik, wobei seine beiden Kollegen ums Leben kommen, studiert Veteran George Bush an der Yale und wird Mitglied derRussell Trust Association.
Die Geheimgesellschaft wurde 1833 von William Huntington Russell gegründet, dessen Russell and Company die grösste und durch Opiumhandel reichste kriminelle Organisation (mit Partnern wie John Murray Forbes, Joseph Coolidge, Warren Delano, Jr. oder Russell Sturgis) in den USA war, und verwendet das Piratenemblem der ‚Skull and Bones’. Eine lange Reihe von einflussreichen Leuten gehörte zu den S&B wie Präsident William Howard Taft, Gifford Pinchot, Robert Lovett, Richard M. Bissell, McGeorge Bundy oder Henry L. Stimson. Stimson, initiiert 1888, ist bis zu seinem Tod 1950 Minister unter 7 Präsidenten. Als Kriegsminister Roosevelts ist „The Colonel“ einer der Architekten des 2. Weltkriegs und des anschliessenden Kalten Kriegs. Die Ideologie der S&B-Brüder geht nicht nur von einer Überlegenheit der weissen Rasse aus, sondern auch von ihrem Recht, als elitäre Ritter dieser Rasse die Geschicke der Menschheit zu kontrollieren.

Quellen: Tarpley/Chaitkin: 21-44,74-100, Ploppa, Schröder/Schroeder, Karel (2003, 2004).

1942 Kooperation von Mafia und Militär

Seit dem Kriegseintritt am 11.12.41 haben die USA vor ihrer Ostküste 272 Handelsschiffe durch deutsche U-Boote verloren, ohne dass ein einziger Gegenangriff erfolgreich gewesen wäre. Kollaboration, Sabotageakte und Spionage im New Yorker Hafen machen die Marine machtlos. Sowohl die Navy wie auch die Polizei sind sich bewusst, wer die Häfen kontrolliert und vermuten, dass die Mobster auch hinter den Sabotageanschlägen stecken. Agenten der Naval Intelligence durchsuchen deshalb die Häfen nach Deutschen und Italienern, die für die Deutschen arbeiten. Die Ermittlungsabteilung des amerikanischen Marinenachrichtendienstes B-3 unter Charles Redcliffe Haffenden stösst bei ihren Nachforschungen auf unerwarteten Widerstand der Docker und Fischer und sucht deshalb Hilfe von Insidern.

Über Murray I. Gurfein wird Kontakt zu Joseph Lanza, dem Chef der Ortsgruppe der United Seafood Workers, hergestellt. Da gegen „Socks“ Lanza solides Beweismaterial vorhanden ist, um sieben Anklagen wegen Erpressung und Konspiration durchziehen zu können, zeigt sich Lanza kooperativ und schlägt vor, den inhaftierten Luciano einzuschalten. Die Anastasia-Brüder beschliessen, die Freilassung von Lucky Luciano zu erpressen und versenken am 9.2.42 die Normandie, ein französischer Luxusdampfer, der zu einem Truppentransporter umfunktioniert worden war, im New Yorker Hafen. Über Lucianos Anwalt Moses Polakoff und Meyer Lansky laufen Haffendens Kontakte mit Luciano, der am 12.5.42 nach Comstock ins Great Meadow Gefängnis verlegt wird. Polakoff machte eine verblüffende Karriere als Richter, Staatsanwalt, Chef der Kriminalabteilung und Mitglied der Oberstaatsanwaltschaft in New York und arbeitet seit 1935 für Luciano.

Der unbestrittene Boss bekommt als Gegenleistung für seine Garantie, dass keine Sabotageakte mehr vorkommen, das Recht auf freien Besuchskontakt mit der Aussenwelt, was ihm die Leitung seines Imperiums ermöglicht.

Auch Meyer Lansky, der schon vor dem Krieg nationalsozialistische Demonstranten verprügeln liess, setzt sich für das B-3 ein, indem er unter anderen Vincent Alo als Informant über die Hafensicherheit und Johnny „Cockeye“ Dunn als Beschaffer von Gewerkschaftsausweisen für das B-3 heranzieht. Lansky trifft sich zweimal mit Anwalt Murray Gurfein, der Assistent von OSS-Chef Donovan wird. Am 27.7.42 können acht deutsche Geheimagenten mit Sprengstoff für geplante Sabatogeakte verhaftet werden. Die Erfolge der deutschen U-Boote können erheblich eingeschränkt werden, was aber auch auf neue Konvoi-Massnahmen zurückzuführen ist. Anfang 1943 ist der New Yorker Hafen die grösste Nachschubbasis für den Krieg in Europa.

Winston Churchill setzt sich mit dem Plan bei den Allierten durch, zunächst in Italien zu landen, worauf das OSS seine Aktivitäten dort forciert. Earl Brennan vom Secret Intelligence verfügt über gute Beziehungen zum Vatikan und hat Kontakte zu Mussolinis Geheimpolizei und zu Mafiabossen im Exil. Das päpstliche Aussenministerium unter Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul Vl, offeriert dem amerikanischen Geheimdienst eine Karte mit den wichtigsten italienischen Kriegsbetrieben. Brennan besetzt seine Abteilung fast ausschliesslich mit Sizilianern und stützt sich auf vier in den USA bestehende Italienerorganisationen:
Die 1904 gegründete ultrakonservative Emigrantenvereinigung „Sons of Italy“ mit 500’000 Mitgliedern, mit deren Hilfe das „Amerikanische Komitee für die Demokratie in Italien“ gegründet wird und das den Machtwechsel in Italien ideologisch vorbereiten soll.
Die „Mazzini-Gesellschaft“, in der fast alle italienischen Antifaschisten organisiert sind. Zu ihrer Spitze gehören Max Ascoli, der erste Aussenminister nach dem Faschismus, Carlo Sforza, der Gründer der Christdemokratischen Partei, Don Luigi Sturzo, der erste Botschafter in Washington nach dem Krieg, Alberto Tarchiani, erster Präsident der Republikanischen Partei Italiens, oder die OSS-Agenten Randolfo Pancciardi und Serafino Romualdi, die graue Eminenz der Gesellschaft.
Die italo-amerikanische Gewerkschaft, das Arbeitsfeld Romualdis. Nach seiner Rückkehr nach Italien 1945 beteiligt er sich massgeblich an der Spaltung der italienischen Gewerkschaftsbewegung.
Die Mafia, die die Eroberung Italiens tatkräftig unterstützt. Im B-3 von Haffenden wird ein Kartenzimmer eingerichtet, und Italiener und Sizilianer helfen, detaillierte Karten zu erstellen.


Coca-Cola-Boss Robert Woodruff schickt mit der Armee 248 Firmenvertreter auf die Schlachtfelder, die dafür sorgen, dass die Soldaten jederzeit mit der schwarzen Brause versorgt werden. Die US-Armee verleiht den Repräsentanten den pseudomilitärischen Rang als uniformierte technische Beobachter und stellt Flugzeuge und Schiffe für den Transport des Getränks zur Verfügung. Auf allen Kontinenten werden Abfüllanlagen eingerichtet, häufig auf Regierungskosten. Bis Kriegsende konsumieren 11 Mio. Soldaten 10 Mia. Flaschen Coke und verbreiten das Getränk, das seit 1929 kein Coca-Extrakt mehr enthält, in den eroberten Ländern. Das Coca-Cola-Emblem ersetzt das Hakenkreuz und wird mit Freiheit assoziiert. Deshalb kann The Economist den Coca-Cola-Index erfinden: Je mehr Coke in einem Land getrunken wird, desto freier, gesünder, wohllhabender und gebildeter seien die Bürger. Es ist nicht bekannt, wieviel Geld die englische Zeitschrift dafür von der Softdrinkfirma aus Atlanta erhielt.

Quellen: Davis (1994): 59-61, Behr: 171, Bradley, Chotjewitz: 15-20:15ff, Potter: 3, Russel (2000), Best: 6, Ansom: 291f, Callahan:129, Konkret Nr.7/1973: 49f, Bröckers, Pendergrast.

1942 USA und Frankreich

Washington plant, nicht nur Deutschland, Italien und Japan, sondern auch Frankreich unter die Protektoratsverwaltung der American Military Government of Occupied Territories (AMGOT) zu stellen, um zu verhindern, dass Frankreich wieder als Störenfried auftreten könnte wie 1918/19, als es sich gegen die amerikanische Deutschlandpolitik wehrte.
Zudem würde Frankreich sein an Rohstoffen und strategischen Stützpunkten reiches Empire nicht freiwillig öffnen, was die USA für ihre Waren und ihr Kapital seit 1899 fordern.
Deshalb bekämpft Washington Charles de Gaulle, vor allem seit sich die Résistance unter seinem Namen vereinigte, und toleriert das Vichy-Regime, das es für fügsamer hält als eine von der breiten Bevölkerung getragene Regierung.

Seit Dezember 1940, ein Jahr vor dem Kriegseintritt, bereitet der Sonderbeauftragte Robert Murphy die Eroberung Nordafrikas vor. Murphy gewinnt Admiral François Darlan, der von Februar 1941 bis April 1942 an der Spitze des Vichy-Regimes stand, als Verbündeten. Drei Tage nach der Landung der Amerikaner in Nordafrika lässt Pétains Stellvertreter Darlan am 10.11. alle Kampfhandlungen auf Seiten Nazi-Deutschlands einstellen, worauf die Deutschen am nächsten Tag Südfrankreich besetzen.
Am 22.11. lässt General Mark W. Clark den gewendeten Admiral ein geheimes Abkommen unterschreiben, das Frankreich zu einem Vassallenstaat mit Kapitulationsauflagen erklärt und den Allierten die Kontrolle der Häfen, Befestigungsanlagen, Waffenlager und Kommunikations-einrichtungen und das Recht auf Beschlagnahmungen gestattet. Andere Bereiche wie Verwaltung, öffentliche Ordnung, Wirtschaft und Zensur sollten „gemischten Ausschüssen“ übertragen werden. Am 27.11. versenkte sich die französische Flotte vor Toulon selbst.

Die Gaullisten sind an der Ermordung von Darlan am 24.12.42 beteiligt. Danach wendet sich Washington an General Henri Giraud, der einflussreiche Figuren aus Wirtschaft und Politik hinter sich hatte. Da er aber mit de Gaulle auf guten Fuss steht, präferieren die Amerikaner Pierre Pucheu, die Symbolfigur des Vichy-Regimes: Industrie- und Innenminister unter Darlan, Vertreter der Banken und der Schwerindustrie, Sponsor und Politiker der rechtsextremen Parti Populaire Français, Befürworter der Kollaboration mit den Nazis und treibende Kraft der antikommunistischen Repression. Giraud und de Gaulle schalten Pucheu aus: er wird zum Tod verurteilt und im März 1944 in Algier hingerichtet.

Das am 3.6.43 von de Gaulle gegründete Comité Français de Libération Nationale kann dank einem Freundschaftsvertrag mit Moskau verhindern, dass der Dollar in den befreiten Gebieten eingeführt und die provisorische Regierung der französischen Republik von der Amerikanern und Briten am 23.10.44 anerkannt werden muss. Obwohl Frankreich in Jalta nichts zu sagen hat, sorgt Stalin dafür, dass es nicht zum Protektorat degradiert wird.

Quellen: Lacroix-Riz .

1943 Mafia, Roosevelt und Hollywood

Die Polizei stellt Paul Ricca, Frank Nitti, Phil d’Andrea, Louis Campagna, Frank Maritote, Johnny Roselli und Charlie Gioe im März 1943 unter Anklage. Drei Jahre zuvor untersuchte die Polizei die Gewerkschaft von Willie Bioff und entlarvte die Korruption in Hollywood. Bioff und George Browne wurden wegen Erpressung verurteilt, wonach Sydney Korshak zur Verbindung zwischen Kinoindustrie und der Mafia von Chicago wird.

Auch ihr Komplize Joe Schenck, Produzent bei der Twentieth Century Fox, wurde verurteilt, weil er die jährlichen $400’000 Kommission, die Chicago ihm bezahlte, nicht versteuerte. Schenck steuerte über den Postminister Farley $500’000 an die Wahlkampagne Roosevelts bei, wofür dieser den Boss der Bekleidungsgewerkschaft, Sydney Hillman, zu seinem Berater für Arbeitsprobleme ernannte.

Zudem ernennt Roosevelt 1944 Harry Truman, den Giancana als „unseren Mann“ bezeichnet, zum US-Vizepräsidenten und zum Präsidenten des Democratic National Committee. Truman erfüllt im wesentlichen Rpräsentationspflichten und stellt Roosevelts Machtanspruch nicht in Frage. Hollywood bringt viel zu viel Geld ein, als dass Chicago sich zurückziehen würde.

Johnny Roselli, der Konzernchefs wie Harry Cohn von Columbia, Harry Warner von Warner Bros. oder Louis B. Mayer von MGM in der Tasche hat, führte die Geschäfte in Hollywood weiter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzen das US-Aussenministerium und die neugegründete Motion Picture Export Association of America (MPEA, ab 1994 MPA) die Regierungen, die ihre eigene Filmkultur fördern möchten (wie Chile, Südkorea, Marokko, aber auch die Ostblockländer) unter Druck und bieten dafür Zugeständnisse in anderen Sektoren von bilateralen Handelsabkommen.

Obwohl anfangs die Verbindung zu Chicago nicht nachgewiesen werden konnte, erfolgt im März 1943 die Anklage wegen Erpressung von über $ 1 Mio. von verschiedenen Studios. Der Mafiaboss Chicagos Paul Ricca verlangt von Frank Nitti, der in der Öffentlichkeit als Padrone gilt, die Verantwortung für alle zu übernehmen. Aber Nitti bringt sich um, und Paul Ricca und Johnny Roselli werden zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.

Ricca ernennt Tony Accardo zum Stellvertreter, Murrey Humphreys und Jake Guzik zu dessen Berater. Im April entführt Accardos Chauffeur Sam Giancana seinen Mentor und Freund Jake Guzik, der Financier der Chicagoer Mafia, und stellt ihn vor die Alternative: $200’000 oder eine Kugel. Guzik fügt sich, ebenso wie die anderen der Organisation, die vom Bioff-Browne-Prozess absorbiert sind. Um seine Stellung zu sichern, integriert Accardo neue Köpfe in die Organisation: Gussie Alex, Eddie Vogel und Ross Prio, und arrangiert sich mit den ehemaligen Capone-Beratern Abe Pritzker, Art Greene und Jake Arvey. „Big Tuna“ Accardo, der fähigste Mobster von Chicago, dehnt die Einflusssphäre in den Mittleren Westen aus: Des Moines, St.Louis und Dallas.

Quellen: Giancana: 187ff, Jacobovici, Best: 10, Olgiatti, Karel (1), Moldea: 4f, Mattelart.

1943 Italien-Invasion

Über Joseph Colucci unterstützt der sizilianische Pate Calogero Vizzini die Sizilien-Invasion der US-Armee. Der Capo di tutti capi schaltet die Nummer Zwei der Insel, Genco Russo, ein, der Pächter des grossen Gutes ist, auf dem die deutsche Herman Göring-Division ihr Hauptquartier aufgeschlagen hat.Russos Männer treiben alle Küstenverteidigungspläne der italienischen Armee auf und erreichen, dass zwei Drittel der dort stationierten Soldaten während der Invasion desertieren.

Am 10.7.43 beginnt die amerikanische Invasion Westsiziliens unter General George Smith Patton. Im Gegensatz zur britischen Invasion unter General Montgomery im Ostteil der Insel verläuft die amerikanische unproblematisch. Sizilien wird innerhalb von 35 Tagen befreit, und die „politischen“ Gefangenen werden freigelassen.

Charles Poletti, einflussreiches Mitglied der Mazzini-Gesellschaft, wird amerikanischer Militärgouverneur des Allied Military Government in Palermo. Luciano bezeichnet den ehemaligen Gouverneur von New York als guten Freund.

Am 24.7.43 wird Don Calo Vizzini zum Bürgermeister von Villalba ernannt, und 95% der eingesetzten Bürgermeister sind Mafiosi oder Vertrauensleute der Mafia.

Bereits nach zwei Monaten hat sich die Macht der Mafia etabliert.
1944 schliessen sich unter der Führung von Enrico Cuccia die bisherigen Herzstücke der italienischen Finanzwelt (die Banca Commerciale Italiana, der Credito Italiano und die vatikannahe Banco di Roma) zur Mediobanca zusammen, die zusammen mit dem Fiat-Konzern von Gianni Agnelli und dem Pirelli-Konzern von Carlo De Benedetti die italienische Industrie bis zum Ende des Jahrhunderts beherrschen wird.

Im Gegensatz zum industrialisierten Norden bleibt das Mezzogiorno von Grossgrundbesitz, Mafia und Armut beherrscht. Der im Zuge der Weltwirtschaftkrise 1929 entstandene ‚Staatskapitalismus’ Mussolinis setzt sich fort, indem neben dem 1933 gegründeten IRI, das den Bankensektor und 40% der Aktiengesellschaften kontrolliert, nach dem 2. Weltkrieg die Enel und die ENI gegründet werden, womit der Staat 50% des Industriekapitals kontrolliert.

Nach dem Zusammenbruch des Faschismus entsteht auf der Insel eine starke kommunistische Bewegung, hauptsächlich unter den Bauern. Die USA beschliessen, die Kommunisten mithilfe der Mafia zu bekämpfen, unterstützt von der Kirche und den Grossgrundbesitzern. Der Geheimdienst OSS steht über den Rechtsanwalt Vito Guarazi in Kontakt zur Mafia, die die wichtigste Informationsquelle für den US-Geheimdienst ist.
Im September 1944 kommt es zu einer ersten Mordwelle, und am 1.5.47 erreicht der Terror seinen Höhepunkt, als ein eigentliches Massaker bei einer Feier in Portella stattfindet. Von 1944 bis 1949 werden über 500 sozialistische oder kommunistische Aktivisten umgebracht, womit diese Gefahr radikal gebannt ist.

Vito Genovese wechselt die Front und stellt sich US-Armee, die soeben Neapel erobert hat, zur Verfügung. Wegen einer Mordanklage aus den USA geflüchtet und seit 1939 in Neapel, knüpfte er Kontakte zu hohen Faschisten wie Galeazzo Ciano, Hermann Göring oder Benito Mussolini und unterstützte sie, indem er beispielsweise $250’000 für den Bau des Generalquartiers der Faschistischen Partei beisteuerte. 1942 noch hatte er dem Duce zuliebe den Herausgeber einer anitfaschistischen Italienerzeitung in New York ermorden lassen, um seine Allianz mit den Faschisten zu stärken. Carmine Galante der Bonanno-Familie steuerte den Wagen beim Boccia-Attentat, konnte allerdings, obwohl unter Bewachung stehend, nicht verfolgt werden, da die Polizeidetektive während dem Krieg keine Autos zur Verfügung haben.

Charles Poletti setzt Genovese als Berater und Übersetzer des Allied Military Government ein, wobei er vor allem für Rekrutierung von antikommunistischen Politikern zuständig ist. Genovese organisiert den Schwarzmarkt mithilfe amerikanischer Lastwagen, die liefern und gleichzeitig Verkaufsraum bilden, und er ist der Verbindungsmann zwischen US-Hauptquartier der Armee und der Zivilverwaltung. Genovese ist auch im Hafen tätig, und man munkelt sogar von einem verkauften US-Zerstörer. Wegen den Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt wird er von der Criminal Investigation Division der Armee festgenommen und wegen der hängigen Mordanklage, trotz des Widerstands der amerikanischen Autoritäten, die ebenfalls in Schwarzmarktaffären verwickelt sind, in die USA zurückgebracht und vor Gericht gestellt.

Da der Hauptzeuge des Boccia-Mordes, Pete Latempa, im Januar 1945 im Gefängnis vergiftet wird, und die Aussage des zweiten Zeugen, Ernest „the Hawk“ Rupolo, für eine Verurteilung nicht genügt, kommt Genovese 1946 frei. Rupolo wird im August 1964 mit einbetonierten Füssen in der Jamaica Bay versenkt.

Frank Costello hatte in New York genügend Tammany-Leute in der Tasche, um den politischen Apparat der Stadt zu kontrollieren. Costello hat als Stellvertreter Genoveses seine Macht konsolidiert und wurde der politische Repräsentant der Mafia in der Oberwelt. Als „Premierminister der Unterwelt“ sieht man ihn in Begleitung von Spitzenpolitikern, führenden Bankern, höheren Polizeibeamten und Richtern. Zudem hat er sich mit Anastasia verbündet, der mit seinem Boss Vincent Mangano je länger je mehr Schwierigkeiten hat. Als Genovese seine Familie in New York wieder übernimmt, behält Costello eine einträgliche Lotteriebank Genoveses für sich, worauf es zu Feindseligkeiten kommt.

Priorität der USA hat nach der Eroberung die Entmachtung der Kommunisten, die bei Kriegsende zwischen 100’000 und 200’000 Partisanen unter Waffen haben.

Dazu arbeitet Serafino Romunaldi an der Spaltung der PSIUP, der sozialistischen Partei unter Pietro Nenni, was mithilfe des Führers der sozialdemokratischen Fraktion, Giuseppe Saragat, und zwei Sozialisten im Exil, Modigliano und Silone, gelingt. Die USA erreichen mit Unterstützung der Sozialdemokraten drei Zielsetzungen:
Die Ausschaltung der früher im Mittelmeerraum starken Briten in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Die Einigung der politischen Mitte.
Die Spaltung und Schwächung der Gewerkschaften und der Kommunisten.

Als politische Kraft bieten sich zunehmend die Christdemokraten an, die vom Vatikan und der Mafia stark favorisiert werden.

Damit beginnt eine Allianz der Geheimdienste, der Mafia und des Vatikan mit den Christdemokraten und dem sozialdemokratischen Flügel der Sozialisten, die fast 50 Jahre lang funktioniert.

Die USA verhindern konsequent die Säuberung des italienischen Staatsapparates von den Faschisten und sabotieren die Strafverfolgung von Unternehmern, die vom Faschismus profitierten und ihn unterstützten. Obwohl mit etwa 2000 Prozessen wegen der Ermordung von 15’000 italienischen Zivilisten und Partisanen gerechnet wurde, finden bis 1965 nur 13 Verfahren mit 25 Angeklagten statt.
Alle anderen hängigen Fälle werden am 14.1.60 archiviert. Kein einziger italienischer Kriegsverbrecher wird verurteilt, andere wie der SS-Scherge Eugen Dollmann arbeitete nach dem Krieg nicht nur für die CIA, sondern auch für den italienischen Geheimdienst.

1946 reorganisieren sich die Faschisten in der Movimento Sociale Italiano, die 1995 in die Alleanza Nazionale umbenannt und 2001 zusammen mit Berlusconi wieder an die Regierung gelangt.

Quellen: Raith: 20, Chotjewitz: 15-20, Bradley, Delorme: 87-99,105-109, Russel (2000), Meurice, Konkret Nr.7/1973: 50, Musso. Davis (1994): 62f, Delorme: Potter: 3, Best: 7f, Ansom: 292f, Bradley, Horowitz: 52ff, Simpson, Giancana:253f, Schulz: 55,70, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Ascherson 1, Karel.

1943 Hoover und Kennedy

Mit der Hilfe von Hugh Clegg des House Appropriations Committee startet Hoover 1943 ein wirksames Kongress-Lobbying-Programm, mit dem er die Operationen anderer Agenturen überwachen und sein eigenes Budget beeinflussen kann.

Hoover ordnet drei FBI-Beamte als permanente Assistenten für Clegg ab, und von 1943 bis 1970 dienen 28 FBI-Agenten dem Vorsitzenden des Budget-Komitees, John Rooney. Rooney wird von Hoover geschützt, da er von der Mafia geschmiert wird. Laut einem FBI-Report erhält er allein 1967 $100’000.

Hoover legt „Zusammenfassungen“ über Abgeordnete an und behauptet deshalb, er führe keine „Akten“ über Politiker. Hoover begann damit schon in den 20er Jahren und verfeinerte seine Technik im Laufe der Zeit.

Im „Official and Confidential“-Archiv werden 1973 833 Dossiers von Senatoren und 722 von Repräsentanten entdeckt. Ein Teil der Fichen ist dann aber schon vernichtet oder versteckt worden. Seit 1945 wird über jeden Oberrichter, deren Wahl Hoover oft entscheidend beeinflusst, eine Fiche geführt. Die Transkripts der Telephonüberwachungen dieser Richter umfassen allein 20’000 Seiten. Dank diesen Unterlagen kann Hoover beispielsweise ein Hearing vor dem „Subcommittee on Invasion on Privacy“ unter Vorsitz von Senator Edward Vaughan Long mit Erpressung verhindern.

Obwohl Long die Untersuchung über die Missachtung der Freiheitsrechte durch das FBI einstellt, zerstört eine Kampagne im Life Magazine, die behauptet, er habe von Morris Shenker von der Teamsters Union Schmiergelder angenommen, ein Jahr darauf seine politische Karriere.

Auch über Cornelius E. Gallagher, der sich Hoovers Forderung, Robert Kennedy vor dieses Subcommittee zu bringen, widersetzt, wird von Sandy Smith im Life Magazine behauptet, er habe Beziehungen zur Mafia. Die erfundenen Beweise bekam Smith von Cartha DeLoach. Das FBI bricht bei Gallagher ein und hört sein Telephon ab.

Joe Kennedy, der Hoover seit den 20er Jahren kennt, arbeitet hart daran, ihm den Honig um den Mund zu schmieren. So spendet er grosse Summen an die J. Edgar Hoover Foundation und meldet sich im September 1943 als Special Service Contact für das FBI. Obwohl dieses Programm nach dem Krieg ausläuft, setzt Hoover ihn 1950 wieder ein, und ab 1951 ordnet er sogar 4 Agenten als persönliche Hilfe Kennedys ab. Das FBI wird insgesamt 343 Akten über Kennedy-Fälle anlegen.

John F. Kennedy, dem sein Vater wegen seiner Rückenprobleme einen Büroplatz beim ONI in Washington organisierte, hat seit 1941 eine Affäre mit der Journalistin und ehemaligen Miss Dänemark Inga Arvad. Hoover lässt seit 1939 Material über JFK sammeln, interessiert sich laut DeLoach für die Fiche aber erst, als Kennedy Präsidentschaftskandidat wird.

Die schöne „Inga-Binga“ steht unter Spionageverdacht, weil sie mit Rudolf Hess befreundet ist, Himmler und Goebbels kennt, an Görings Hochzeit teilnahm und nach der Trauung den Führer interviewte, als sie während der Olympiade 1936 in Deutschland war.

Hoover gab Informationen über das Verhältnis an Walter Winchell weiter, was dieser in seiner Kolumne publizierte. Um die Karriere seines Sohnes zu retten, organisierte Joe Kennedy dessen Versetzung nach Charleston in South Carolina.

JFK traf sich jedoch weiter mit seiner Geliebten, beobachtet vom FBI, worauf Hoover den Vater telefonisch warnte. Inga Arvad erwartete ein Kind von JFK, aber sie heiratete 1942 sechs Monate vor der Geburt den Schauspieler Tim McCoy.

JFK wurde 1942 in den Krieg in den Südpazifik geschickt. In der Blackett-Meerenge wird das von JFK kommandierte Torpedoboot PT-109 durch Nachlässigkeit in eine Flottenaktion verwickelt, wobei ein japanischer Zerstörer das Boot entzweischneidet, der einzige Unfall dieser Art während des 2. Weltkrieges. JFK kann sich und seinen verwundeten ersten Maschinisten Patrick McMahon retten, indem er vier Stunden lang mit dem Verletzten auf dem Rücken zur nächsten Insel schwimmt.

Bei der Rettungsaktion der übriggebliebenen Besatzung sind Leit Erickson von der Associated Press und Fran Hewlitt von der Universal Press dabei. Die Story erscheint am 20.8.43 auf der Titelseite der New York Times, und ein Artikel von John Hersey wird im New Yorker publiziert, womit JFK zum offiziellen Kriegshelden erkoren wird. Sein Vater überredet den Chefredaktor des Reader’s Digest, Paul Palmer, die Story in gereinigter Fassung, ohne Erwähnung der Nachlässigkeit zu veröffentlichen.

Diese Kriegsheldengeschichte wird später im Zusammenhang mit den Wahlkampagnen immer wieder nachgedruckt. Die Rettungsaktion schwächt JFK so stark, dass er mehrere Monate braucht, um sich zu erholen. JFK durchlebte alle möglichen Kinderkrankheiten und hatte keine Chance, neben seinem älteren Bruder zu bestehen, weshalb er sich darauf verlegte, den Clown zu spielen.

Joe Kennedy jr. ist sportlich und fleissig, überall beliebt, bewundert und das Lieblingskind der Eltern. Der Konkurrenzkampf der beiden ältesten Brüder bezieht sich meist auf sexuelle Eroberungen. Aber ein Jahr nach Johns Unfall kommt Joe jr, der als Ältester für die politische Karriere vorgesehen war, beim Versuch, seinen Bruder als Kriegsheld noch zu übertreffen, ums Leben.

Er hat sich für eine gefährliche Mission als Pilot von fliegenden Bomben gemeldet und Störungen des Zündsystems nicht ernst genommen. Da sein Bomber mit 11 Tonnen TNT vollgestopft war, um die deutsche Flugabwehr ferngesteuert auszuschalten, setzt er sein Leben und das seines Kopiloten Wilford Willy leichtsinnig aufs Spiel. Auch die Schwester Kathleen kommt am 13.5.48 bei einem Flugzeugunfall ums Leben.

Quellen: Summers (1993): 195ff, Theoharis/Cox: 269-273, Posener: 54ff, Davis (1984), Wolfe: 153ff, Gregory/Speriglio: 240, Best: 18f, Collier/Horowitz: 140-164, Hersh:82-86

1944 Bretton Woods

Auf Einladung Roosevelts treffen sich in Bretton Woods 44 allierte Staaten, um über ein internationales Währungssystem zu beraten. Dasabgewirtschaftete Grossbritannien wehrt sich vergeblich gegen die Herrschaftsansprüche der USA.

Mit dem Internationalen Währungsfonds und der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank) werden zwei Institutionen geschaffen, über die die USA ihre finanzpolitischen Interessen global durchsetzen können.
Aufgrund des Quotenprinzips und einem festgelegten Mehrheitsprinzip von 85% kann kein Entscheid des IWF gegen die USA gefällt werden. Die Stimmrechte betragen 1981 20% für die USA, 25% für die neun Staaten der damaligen EG, 36% für die 121 Entwicklungsländer und 4% für Japan.

Die Erhaltung der Währungskonvertibilität über Kredite und Stützungsaktionen ist die zentrale und illusionäre Aufgabe der IWF, wofür ein System der festen Wechselkurse definiert wird. Der ursprüngliche Zweck, nicht nur einen freien, sondern dank dem Abbau der Zollschranken, der Stabiliserung der Rohstoffpreise und dem Transfer von Wissen und Technologie in die Dritte Welt auch einen fairen Handel zu ermöglichen, wird bald verdrängt.
Mit seinen harten Kreditbedingungen (Abbau der Sozialleistungen, Steuererhöhungen, Einführung von Verbrauchssteuern, Reallohnsenkungen durch Lohnfixierung, Kürzungen oder Streichungen der Subventionen, die zur Verschärfung der sozialen Differenzen führen) werden die Entwicklungsländer ausgebeutet und in Abhängigkeit gehalten. Da sich die Privatbanken bei ihrer Kreditvergabe von den Entscheidungen des IWF lenken lassen, haben die Entwicklungsländer keine anderen Finanzquellen.

Die USA nutzen diese Möglichkeit, um ihre politischen Interessen durchzusetzen. Mit der endgültigen Verdrängung des Pfund Sterlings durch den Dollar als internationales Zahlungsmittel und Reservewährung, wozu die USA seit 1934 einen Goldstandard von $35 pro Unze Feingold garantieren, setzen sich die USA an den Geldhahn.
Die USA kaufen von 1934 bis 1945 im Wert von $16 Mia. systematisch Gold auf, davon für $753 Mio. aus Deutschland, Italien und Japan. Nach der Besetzung von Frankreich, Belgien und Holland versuchten die Briten vergeblich, die Amerikaner von Goldkauf aus Deutschland abzuhalten. Auch nach dem Einmarsch bemächtigen sich die USA des Raubgoldes, beispielsweise das Gold in der Merkers-Salzmine im Wert von RM 400 Mio. In Deutschland ziehen die USA $343 Mia. an Geld, Gold und Wertpapieren ein.


Die USA können damit als einziges Land der kapitalistischen Welt ihre internationalen Zahlungsverpflichtungen selbst produzieren.Bedingt durch das Fehlen internationaler Kontrollinstanzen können die USA so viele Dollars drucken, wie sie brauchen. Die skrupellose Ausnützung dieses Privilegs, vor allem zur Finanzierung des Vietnamkriegs, führt dazu, dass das Vertrauen in den Dollar nach zwei Jahrzehnten abnimmt und die Goldreserven der USA von $24,4 Mia. auf $11,1 Mia. 1970 schrumpfen.

Quellen: Kolloch: 32-60,111-124,146-149, Schweitzer: 6f.

1945 Saudisches Öl, UNO und Truman

Franklin D. Roosevelt trifft sich zwei Monate vor seinem Tod mit dem arabischen König Abdel-Aziz Ibn Saud an Bord der USS Murphy und sichert mittels Darlehen die amerikanische Vorherrschaft über das arabische Öl.

Der Krieg zehrte in bedrohlichem Ausmass an den amerikanischen Ölvorräten, weshalb Washington 1943 Geologen auf die arabische Halbinsel entsandte, um nach Öl zu suchen. Was sie entdeckten, stellte alles in den Schatten, was man bisher kannte. Die grossen Ölfelder im Irak und Iran hatten sich Grossbritannien und Frankreich bereits im Abkommen von San Remo 1920 unter den Nagel gerissen. 1928 mussten die Briten und Franzosen bereits US-Firmen in die Iraq Petroleum aufnehmen, ohne die Kontrolle zu verlieren, aber 1948 können sich die Amerikaner durchsetzen und mit König Saud und dem Schah von Persien exklusive Schürfrechte vereinbaren.

Die arabischen Reserven werden 1945 auf 100 Mia. Barrel geschätzt (heute auf 262 Mia., was einem Viertel aller Vorkommen entspricht). Seit diesem Fund ist die Sicherung der Ölressourcen eines der wichtigsten Ziele der US-Aussenpolitik, das mit geheimen Umsturzkomplotten, wirtschaftlichem, diplomatischem und finanziellem Druck und blutigen Kriegen durchgesetzt wird.

In der Oper von San Francisco beschliessen Vertreter von 51 Länder im April 1945 die Gründung der UNO nach den Prinzipien der Gleichheit der Nationen, damit diese in Frieden und guter Nachbarschaftlichkeit zusammenleben.
Roosevelt hatte darauf insistiert, dass die Konferenz in den USA stattfindet, um die Delegierten besser ausspionieren zu können. Sämtliche Telegramme zu den jeweiligen Regierungen werden abgefangen und dekodiert. Die Überwachung erlaubt den USA beispielsweise, die Teilung Palästinas 1948 durchzusetzen, indem Liberia, Haïti und die Philippinen am Vorabend des Entscheids gezwungen werden, die Position zu wechseln. 800’000 Palästinenser werden vertrieben.

Die US-Armee führt die antisemitische Politik in den Konzentrationslagern weiter und misshandelt die jüdischen Überlebenden: „Es sieht so aus, als ob wir die Juden so behandeln wie die Nazis, nur dass wir sie nicht umbringen„, stellt Kommissär Earl Harrison in seinem Bericht fest.
Die USA beschlagnahmen nicht nur Gelder aus Konten der jüdischen Opfer, sondern auch Grundstücke in den USA, Patente, Copyrights und Kunstwerke im Wert von $5 Mia, die die SS den Holocaust-Opfern gestohlen hatte. Schon zu Beginn des Jahres 1943 erhielten die Amerikaner Berichte, dass in Deutschland über 6000 Juden pro Tag umgebracht würden. Roosevelt und die amerikanischen Behörden verhinderten aktiv die Verbreitung des Genozids.

Harry S. Truman wird am 14.4.45 Nachfolger Roosevelts. Der Protégé von Tom Pendergast, der ihn 1934 in den Senat schickte, wird von der Mafia finanziert. Pendergast hatte seine Herrschaft in Kansas City mit der Kooperation mit der lokalen Mafia zementiert, und Roosevelt und Truman wurden auch von der Mafia Chicagos unterstützt. Auch Howard Hughes begab sich 1944 persönlich ins Biltmore Hotel in Los Angeles, um Truman einen Umschlag mit Geld zu überreichen.

Roosevelt bezog seinen Vizepräsidenten in keiner Weise in die Politik mit ein, nicht einmal nach Jalta suchte er das Gespräch. Mit Truman und seinem neuen Aussenminister James F. Byrnes beginnt der Kalte Krieg.

Die Amerikaner brauchen die Russen nach dem Zusammenbruch des Krieges in Europa nicht mehr als Verbündete gegen Deutschland. Truman erklärte im Juli 1941:“Wenn wir sehen, dass Deutschland den Krieg gewinnt, sollten wir Russland helfen, und wenn Russland gewinnt, sollten wir Deutschland helfen und die Deutschen auf diese Weise so viele wie möglich umbringen lassen…„

Quellen: Horowitz: 52ff, Giancana: 253f, Summers (2000): 151, Schulz: 55, 70, Best: 26, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Bradley, Ascherson 1, Chotjewitz:15-20:19, Karel (1), von Dohnanyi (2001d), Pons (2001), Hager, Johnson, Portenier/McNaught, Gehrig, Brändle.

1945 Kapitulation Japan

Die USA setzten erstmals das 1942 an der Harvard erfundene Napalm (33% Benzin, 21% Benzol und 46% Polystyren) als Brandbomben gegen japanische Städte ein.

Um der Sowjetunion auf dem japanischen Kriegsschauplatz zuvorzukommen, setzen Truman und Byrnes die Atombombe ein, die ihnen das strategische Monopol verschafft. Die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki sind mehr als nur „ein Experiment mit überragendem Erfolg„, wie Truman am 7.8.45 nach der ersten Bombe mit 80-100’000 Toten frohlockt.

1944 wiesen Spezialagenten mit der Operation ALSOS zweifelsfrei nach, dass Deutschland keine Atomwaffen baute, obwohl Hahn 1938 die Spaltung von Uran gelang und Heisenberg an der Weiterentwicklung arbeitete. Im Frühling 1945 transportierte die deutsche U-234 neben dem ersten, zerlegten Düsenjäger rund 65 Kg Uranoxid nach Japan, ergab sich dann aber bei Kriegsende mit Deutschland den Amerikanern.
Das deutsche Uran wurde ironischerweise für die amerikanische Bombe verwendet und explodiert in Japan.

Japan hatte bereits mehrfach seine Kapitulation angeboten, als die Atombomben eingesetzt werden. Aber es geht nicht nur darum, die beiden Bombentypen Uran 235 in Hiroshima und die doppelt so starke Plutonium 239 in Nagasaki (vorgesehen war Kokura (Kitakyushu), das aber unter einer dicken Wolkendecke lag) in einem Realexperiment zu testen. Die Atombomben, deren Entwicklung $2 Mia. kostete, sichern den Vorsprung über die durch den Krieg völlig zerstörte Sowjetunion. Zudem halten die USA nun mit Deutschland die stärkste europäische Macht und mit Japan das stärkste Land in Asien besetzt.

General Douglas MacArthur erklärt den Südwesten Japans zum Sperrgebiet und lässt alle Berichte (etwa von George Weller, dem ersten Journalisten vor Ort) über die verheerende Wirkung der Atombomben zensieren. Da die Bombe am 9. August aufgrund des Nebels nicht über dem Zentrum Nagasakis abgeworfen wurde, starben ‚nur’ 36’000 Menschen sofort. Die Ärzte in Japan müssen machtlos zuschauen, wie die Opfer wegsterben.

1947 gründen die amerikanischen Besatzer die Atomic Bomb Casualty Commission, die die Auswirkungen der Strahlung auf die 290’000 Überlebenden in Hiroshima untersucht, von denen die meisten an Leukämie, Krebs, Blutkrankheiten und Immunschwächen leiden und früh sterben. Die Resultate werden manipuliert, v.a. auch in Bezug auf die zweite Generation, um die Entschädigung für die Bombenopfer klein zu halten. Den 300’000-500’000 Kindern der Überlebenden werden nicht einmal die Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung bezahlt. Erleichtert wird die Verheimlichung der massiven Spätfolgen durch die Schamhaftigkeit der Japaner.

1975 wird die ABCC in Radiation Effects Research Foundation umbenannt, aber bis heute kommen die Gelder vom Wohlfahrtsministerium in Tokyo und vom Energieministerium in Washington, das für die amerikanische Nuklearindustrie verantwortlich ist.

Auch in Japan benutzen Armee und Geheimdienst das Organisierte Verbrechen, um die Linke zu bekämpfen. Major-General Charles Willoughby engagiert die drogenhandelnden Yakuza-Gangs, um Streiks zu brechen und Demonstrationen zu verhindern.
Willoughby wurde als Adolph Charles Weidenbach in Heidelberg geboren, diente als Militärattaché in Ecuador, bekam von Mussolini den Saints Maurizio und Lazzaro-Orden, unterstützte Generalissimo Franco, wurde Generalsekretär der Falange und MacArthurs Geheimdienstchef im Pazifik.

Douglas MacArthur, der die protestierenden Veteranen des 1. Weltkrieg vor dem Kapitol erschiessen liess, hatte sein Quartier vor dem Krieg auf den Philippinen, wo die Spanier noch immer die Wirtschaft dominieren. Einer seiner Offiziere im Krieg war der Faschist Andres Soriano, ein Fluglinien-, Minen- und Brauereibesitzer, der zu den Hauptsponsoren Francos zählte. 1952 lobbyiert Willoughby beim Kongress für eine Finanzhilfe über $100 Mio. für Francisco Franco. Der spanische General gewann 1939 dank der militärischen Unterstützung Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italiens den dreijährigen ‚Bürgerkrieg’ und liess danach mindestens 150’000 Anarchisten, Kommunisten und Republikaner hinrichten (insgesamt kamen im Spanischen Bürgerkrieg 600’000 Menschen um).

Willoughby übt harte Zensur in Japan und diffamiert kritische Korrespondenten als Kommunisten, eine Taktik, die McCarthy übernimmt. 1947 wird eine Propagandawelle gegen die Kommunisten gestartet und die Gewerkschaften und Streiks verboten. Willoughby schützt japanische Kriegsverbrecher und gewährt den Forschern, die bei Menschenversuchen mit biologischen Waffen 3000 Kriegsgefangene umbrachten, Immunität gegen die Herausgabe der Materialien und Berichte. Zwischen 1936 und 1945 experimentierte die Einheit 731 der japanischen Armee unter General Shiro Ishii mit bakteriologischen Kampfstoffen und Vivisektionen.
Da Erreger wie Pest und Anthrax beispielsweise über Flugzeuge freigesetzt werden, kommen um 250’000 Chinesen ums Leben.

In der Region von Nankin wurden zu Versuchszwecken mit Brunnenvergiftungen Epidemien ausgelöst. Nankin erlebte bereits bei der Eroberung 1937 ein unglaubliches Massaker, bei dem zwischen 150’000 und 300’000 Zivilisten abgeschlachtet wurden und die Stadt abbrannte. Die Japaner schleppten 200’000 Frauen, vor allem aus Korea, in die Bordelle der japanischen Militärs. Aber nicht nur die eigenen, sondern auch die japanischen Kriegsverbrechen werden von den Amerikanern tabuisiert.

Nachdem Truman im Juli 1945 noch erklärte, die USA verzichteten auf Gebietsannektierungen, beugt er sich kurz darauf den Protesten der Heeres- und Marineführungen, die die eroberten strategischen Stützpunkte als ihr ausschliessliches Eigentum betrachten.

Bis 1949 erheben die USA Anspruch auf über 400 Flotten- und Luftstützpunkte in der ganzen Welt, 91 davon in Japan.

John Foster Dulles gibt den Demokratisierungsplan auf und zwingt 1949 den Japanern den Friedensvertrag auf, der die Zahlung von 9% des japanischen Budgets an die „Schutzmacht“ beinhaltet, was im Jahre 2000 einer Summe von $500 Mia. entspricht. Dafür erhält Japan zusammen mit Südkorea einen erleichterten Zugang zur US-Wirtschaft, was eine beispielslose Hochkonjunktur ermöglicht. Die Macht wird für über 60 Jahre in der Liberalen Demokratischen Partei konzentriert und von den USA geschützt.

Die USA schliessen einen Deal mit Ryoichi Sasakawa und seinem Angestellten Yoshioi Kodama, die beide im Auftrag der japanischen Armee in ShanghaiLagerstätten für geraubtes Gold, andere Edelmetalle und Diamanten anlegten und nach bis zum Kriegsende nach Japan schafften.

Nachdem Mao an die Macht kommt, ist definitiv klar, dass China die geraubten Schätze nicht mehr erhalten wird, sondern Sasakawa und Kodama, die beide zur Yakuza-Mafia gehören, finanzieren damit im wesentlichen antikommunistische Gruppen, die etwa den Führer der Sozialisten umbringen.

Sasakawa erhält als einzige Privatperson eine Lizenz für Rennschiffwetten, womit er zu einem der reichsten Japaner wird. Aber nicht die ganze japanischen Raubbeute fliesst den faschistischen Gruppen oder den schwarzen Kassen der CIA zu, denn auch der philippinische Diktator Marcos lässt Bestände davon umschmelzen, und John Singlaub sucht in den 80er Jahren auf den Philippinen nach japanischem Raubgold, um damit die Contras in Nicaragua zu finanzieren.

Quellen: von Dohnanyi (2001d), Pons (2001), Hager, Johnson, Portenier/McNaught, Gehrig, Brändle, Horowitz: 52ff, Simpson, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Bradley, Ascherson 1, Chotjewitz:15-20, Karel, Bork, Weller, Koch (2008).

1946 John F. Kennedys Einstieg in die Politik top

Joe Kennedy hatte nach dem Tod seines ältesten Sohn lange Zeit sehr gelitten, und John F. Kennedy fühlt sich verpflichtet, die Enttäuschung seines Vaters wettzumachen, obwohl er nicht über die Disposition und Kompetenzen seines Bruders verfügt und er eigentlich lieber Schriftsteller oder Journalist werden würde. Aber JFK wird genau die Anweisungen seines Vaters befolgen, und auf ihm lasten die ganzen Hoffnungen und Ambitionen auf das Präsidentenamt, das sein Vater nicht erreicht hatte. JFK lernt, ein Doppelleben zu führen: nach aussen der charmante und sportliche Politiker versteckt er perfekt seine gesundheitlichen Probleme und seine in der Öffentlichkeit nicht akzeptierten Neigungen.

Da Joe Kennedy befürchtet, der Schnapshandel könne dem Image und damit der Karriere seiner Söhne schaden, verkauft er Somerset Importers an Longy Zwillman und Joe Reinfeld und die 17%-Beteiligung des Hialeah-Tracks für $8 Mio. und zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Trotzdem bleibt er Stammgast in Costellos Colonial Inn in Miami Beach.
1945 hat Kennedy das höchste Gebäude der Welt, das Merchandise Mart in Chicago, gekauft, an dessen Speakeasies er während der Prohibition beteiligt war.

Zudem unternimmt er einen Versuch, das Suffolk Downs Race Track zu einem Bruchteil seines Wertes zu übernehmen, was ihm trotz Drohungen, Schmierzahlungen und Justizkorruption nicht gelingt. In New York ist Joe Kennedy zusammen mit John J. Reynolds in den Immobilienhandel eingestiegen, sein vierter Sektor nach den Spirituosen, Filmen und Wertpapieren. An den Liegenschaften verdient Kennedy zwischen 1942 und 1960 weit über $100 Mio, muss sich aber dafür vielen Klagen wegen Ausbeutung stellen.

Die Kennedys und die Fitzgeralds unterstützen die Wahl des ihnen verhassten James Michael Curley zum Bürgermeister von Boston, weil damit dessen Sitz im Repräsentantenhaus für den 11.Bezirk frei wird. Curley gewinnt, und JFK kandidiert für den Platz. Um sich die Wahl zu sichern, schmieren die Kennedys den schärfsten Gegner, Joseph Russo, damit sein Name zweimal auf der Kandidatenliste erscheint und somit seine Wähler irritiert werden. Dank der Unterstützung seines Verwandten Joseph L. Kane (der seit 40 Jahren in den Hinterzimmern von Boston operiert und weiss, wem man wieviel zahlen muss), des alten Fitzgerald (der JFK den Senioren näherbringt) und der Verteilung von 100’000 Kriegsheldenbroschüren wird JFK in den Kongress gewählt, obwohl seine sehr vagen politischen Ansichten in der Presse scharf kritisiert werden. Erfolgreich waren auch die persönlichen Einladungen von Wählerinnen zu einem Hotelempfang kurz vor der Wahl. Gutes Aussehen, eine loyale, effiziente Organisation und harte Wahlkampagne und vor allem das Geld des Vaters bringen JFK nach Washington.

Die Kongressarbeit überlässt JFK weitgehend seinem Assistenten Ted Reardon und profiliert sich, wenn er nicht zu sehr an seinen Krankheiten leidet, als Playboy. JFK verheimlicht seine Gesundheitsprobleme aus Scham, weil sie für ihn Zeichen einer Verweiblichung und Verweichlichung darstellen, für die er sich ablehnt. Die Eroberung von Frauen erlaubt ihm, seine körperliche Insuffizienz zu ertragen. Bereits als 17jähriger zog er sich einen chronischen Dickdarmkatarrh zu, möglicherweise als Folge von Stress im Elternhaus. Die schmerzhaften Behandlungen schlagen alle fehl. Aufgrund eines verkürzten Beins und verschiedener Sportunfälle im College hat JFK immer wieder akute Rückenschmerzen, die durch seinen Militäreinsatz noch verschärft wurden. Zwei Operationen 1944 und 1954 bleiben erfolglos. JFK leidet zudem an einer schweren Form der Addison-Krankheit, die aber erst 1947 diagnostiziert wird.
Nach der Entdeckung des Cortisons 1937 verbesserte sich sein Zustand, aber da er, unfreiwillig als Versuchskaninchen dienend, zuviel Cortison bekommt, schwächt dies sein Knochenbau. Viermal war er dem Tode so nahe, dass ihm die letzte Ölung verabreicht wurde.

Die Erfahrung der Todesnähe lässt ihn hedonistisch werden: „Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter Tag auf Erden wäre!“ Das bedeutet, möglichst viel zu erleben, vor allem mit Frauen. Schon sein Vater hatte das Ziel, „möglichst viele Frauen flachzulegen„. Jacks promiskutives Sexualverhalten basiert auch auf seiner Angst vor Homosexualität, die sich in der zwanghaften Eroberung eines blossen Sexualobjekts negieren lässt. „Mit einer Frau bin ich erst dann fertig, wenn ich sie auf drei Arten gehabt habe„, meint er als Präsident. JFK leidet während über 20 Jahren, da er sich trotz starker Antibiotika immer wieder neu infisziert, an der erst Ende der 60er Jahre formell diagnostizierten Geschlechtskrankheit Gonorrhoe. Die chronischen Harnweg- und Prostata-Entzündungen führen zu einer graviernden Nebennierenerkrankung, was sich in Fieberschüben, Abszessen, Durchfall, Schlaflosigkeit und Angstzuständen äussert.

JFK heiratet Anfang 1947 Durie Malcolm bei einem Friedensrichter, weil sie sonst nicht mit ihm schläft. Malcolms zweite Scheidung wurde im Januar 1947 vollzogen. Als Joe von der Heirat erfährt, verbietet er seinem Sohn diese Beziehung und ordnet an, die Heirat rückgängig zu machen. Sein Freund Charles Spalding entfernt im Gerichtsgebäude von Palm Beach mithilfe eines befreundeten Anwalts alle Heiratsdokumente. Geschieden wird die Ehe nie. Am 11.7.47 heiratet Durie Malcolm Thomas Shevlin.

Quellen: Hersh: 2,5,13ff,41ff, 326-340, Posener: 56f,69-74, Summers (1993): 292, Best: 19, Collier/ Horowitz: 167-214, Niederberger (2002e).

1946 Reorganisation der Mafi

Lucky Luciano wurde, nachdem der Staatsanwalt Thomas Dewey $90’000 erhielt, mit über 100 anderen Mafiosi wegen nationaler Verdienste aus der Haft entlassen und am 9.2.46 als italienischer Staatsbürger in seinen Geburtsort nach Sizilien deportiert. Danach nimmt Luciano die unterbrochenen Kontakte wieder auf und organisiert den Heroin-Schmuggel von neuem: Im Libanon lässt Sami El Khoury türkisches und persisches Opium aufkaufen und in einem Vorort von Beirut zu Morphin verarbeiten. Dieses wird in Palermo, wo im Winter 1946/47 drei Labors in die Luft fliegen, und im Pharmakonzern Schiaparelli in Mailand raffiniert.

Über Kanada oder Kuba kommt der Stoff in die USA, wobei die Verteilnetze an der von Luciano im Oktober 1946 einberufenen Mafiakonferenzfestgelegt werden. Diskussionsthemen sind neben der Organisation des Drogenhandels die Aufteilung der Spielcasinos auf Kuba, Anastasias Geldgier und der Fall Bugsy Siegel.

Anwesend im Hotel Nacional in Havanna sind die Bosse und Unterbosse von 16 Mafia-Familien, darunter Vito Genovese, Joe Adonis, Albert Anastasia, Frank Costello, Tommy Lucchese, Joe Bonanno, Willie Moretti, Joe Profaci, Tony Accardo, Sam Giancana und Santos Trafficante.

Zudem werden 18 Gewerkschaftsbosse und über 100 Anwälte vom FBN registriert.

Meyer Lansky ist als nichtstimmberechtigter Verbündeter ebenfalls anwesend.

Rocco Fischetti, einer der Neffen Al Capones, reist mit Frank Sinatra an und überbringt Luciano $2 Mio. in bar aus dessen Geschäftsbeteiligungen. Sinatra, der auch geschäftliche Beziehungen mit den Fischettis unterhält, behauptet später, er hätte nie etwas mit der Mafia zu tun gehabt, obschon die italienische Polizei bei Luciano ein goldenes Zigarettenetui mit der Aufschrift findet: „Für meinen Kollegen Lucky, von seinem Freund Frank Sinatra.„

Als Lucianos Präsenz auf Kuba in den US-Medien publiziert wird, erreichen das Federal Bureau of Narcotics und das State Departement, dass Lucianos Dauervisum gestrichen wird. Obwohl Batista 1944 offiziell zurücktreten musste, ist er immer noch der faktische Machthaber der Insel und wird auch in seinem Exil in Miami geschmiert.

Zusammen mit Luciano wurde auch Francesco Paolo Coppola aus Detroit nach Italien ausgeschafft. Dreifinger-Franco hatte sich bei einem Banküberfall zwei im Tresor eingeklemmte Finger abgeschnitten, um der Polizei zu entgehen.
Coppola und Nicola Gentile, der FBN und FBI-Informant war, beliefern die US-Army in Sizilien mit Drogen, die als „Medikamente“ deklariert werden.

Von 1946 an verschifft Coppola Heroin nach Detroit, von wo es mithilfe der Teamsters (Local 985 unter John Priziola und Raffaele Quasarano) auch nach New York transportiert wird. Am Handel beteiligt ist der Mafiaboss Luciano Liggio, dem Coppola später zur Flucht verhilft, und Lucky Luciano. Coppola steht hinter dem Massaker vom 1. Mai 1947 in Sizilien, bei dem 8 Personen getötet und 33 verwundet werden. 1948 werden auf der Insel 498 Personen, fast alles Linke, ermordet.

Im April 1947 reist Lucky Luciano nach Palermo, wo angeblich kurz darauf 47 Leute ermordet werden, da er sich Reklamationen wegen schlechten und ungenügenden Lieferungen aus Sizilien habe anhören müssen. Der zuständige CIA-Agent für Luciano in Italien ist Mario Brod, der 1960-61 an den gemeinsamen Castro-Mordprojekten von CIA und Mafia beteiligt ist.

Luciano beteiligt sich, wie Genovese, am Schwarzmarkt in Neapel. Luciano und Vito Genovese stellen 1947 Anträge zur Aufnahme in die Christdemokratische Partei Italiens. Aber nur Genovese wird Mitglied der Partei, dank den geschickten Verhandlungen des CIA-Agenten Henry Tasca. Seit den mit $50 bis 60 Mio. geschmierten Wahlen von 1946 verfügt die DC unter Alcide De Gasperi über die absolute Mehrheit.

Als Luciano in Sizilien grosse Zuhälterringe wie in den USA aufbauen will, sind die lokalen Mafiosi entsetzt, denken sie doch vor allem an ihre unberührten und für die Ehe bestimmten Töchter.
Luciano muss Don Calogero Vizzini versprechen, dass die Prostituierten ohne Ausnahme Ausländerinnen sein werden.

Bugsy Siegel übernimmt die Trans-American, ein konkurrierendes Kabelnetz, das gegründet wurde, um Ragen unter Druck zu setzen. Siegels Weigerung, die beiden Netze zusammenzulegen und seine Hinterziehungen beim Flamingo führen zu seiner Ermordung am 20.6.47. Siegel hatte mit dem Bau des Flamingo in Las Vegas einen Boom ausgelöst. Nevada, besonders hart von der Depression getroffen, beschloss 1931, das Glücksspiel zu legalisieren, weshalb es bereits Luxushotels und einige Spielkasinos, vor allem in Reno, gab, die ordentlich Umsatz machten. Doch Siegels Flamingo in Las Vegas soll alles übertreffen. Anfangs mit Baukosten von $1,5 Mio. veranschlagt, fand Meyer Lansky Gefallen und steuerte Geld bei. Der Bau begann im Dezember 1945, verteuerte sich aber auf $6,5 Mio, worauf ihm Lansky den Geldhahn zudrehte. Um zu Geld zu kommen, verschuldet Siegel sich überall. Am 26.12.46 fällt die Eröffnung des Flamingos ins Wasser, da die Flugzeuge wegen dem starken Regen nicht fliegen können. Bugsy möbelt das Casino noch weiter auf und öffnet es im März 1947 erneut, wobei die Spieler Gewinne und das Flamingo Verluste einfahren. Erst im Mai wendet sich das Blatt: Siegel macht $300’000 Reingewinn, und die anderen Gangster schmieden ebenfalls Baupläne.

Dann kommt heraus, dass Siegels Geliebte Virginia Hill dank ihrer Bankvollmacht $2 Mio. aus dem Flamingo-Baufond abzweigte und auf einem Schweizer Nummernkonto deponierte. Virginia begann ihre Karriere mit einem Buchmacher der Capone Gang und hatte Beziehungen mit den Fischetti Brüdern, Anthony Accardo, Frank Nitti, Carlos Marcello und Joe Adonis, bevor Bugsy sie heimlich heiratete. Als das Gerücht kursiert, Siegel wolle sich wegen seinen Schulden mit seiner Geliebten und einer halben Million nach Europa absetzen, ordnet Luciano seine Ermordung an. Nur 20 Minuten nach dem Mord übernehmen die drei Juden Moïse „Little Moey“ Sedway, Morris Rosen und Gustav „Gus“ Greenbaum, letzterer ein Veteran Capones, das einträgliche Flamingo. Meyer Lansky wird von 1960-67 allein aus dem Flamingo $36 Mio. abziehen.

Las Vegas wird wie Miami als frei Zone definiert. Obwohl Meyer Lanksy eine Schlüsselrolle in der Etablierung von Las Vegas spielt, ist er von den Italienern abhängig, wie auch Doc Stacher oder Moe Dalitz, der von Cleveland nach Las Vegas zieht, 1950 das Desert Inn, das Sands und das Fremont baut und neben Johnny Roselli eine der Hauptrollen dort spielt. Siegels Ermordung führt zu einem kurzen Krieg zwischen Siegels Leutnant Mickey Cohen und John Roselli, wobei der neugewählte Polizeichef William Parker Roselli hilft, Cohen gefügig zu machen.

1948 baut Lansky das Thunderbird. 1952 entsteht eine Reihe von italienischen Casinos wie das Sahara (Mafia von Oregon), das Dunes (Raymond Patriarca von Rhode Island, der mit Carlos Marcello zusammenarbeitet) oder das Tropicana (Lansky, Costello und Kastel). Die Mafia von Chicago ist beteiligt am Riviera, dem Stardust, dem Landmark, dem Four Queens, dem Aladdin, dem Circus Circus und dem Caesar’s Palace. Die von der Mafia kontrollierte Lastwagengewerkschaft Teamster hat Geld im Dunes investiert und leiht Hank Greenspun, dem Herausgeber der Las Vegas Sun, $250’000 für den Bau eines Golfplatzes. Nevada ist der einzige Staat bis 1976, als New Jersey (Atlantic City) dazukommt, in dem Geldspiele und Prostitution legal sind. In den 60er Jahre wird Howard Hughes ein Casino nach dem anderen in Las Vegas aufkaufen.

Die Mafia von Chicago weitet das Spielgeschäft auf Iowa, Kansas, Indiana, Michigan und Dallas aus. Um in Dallas einzusteigen, schickt Boss Tony Accardo Pat Manno, Paul Jones und Jack Nappi zum Sheriff von Dallas, Steve Guthrie. Sie offerieren ihm und Leutnant George Butler ein Jahreseinkommen von $150’000 und versprechen, keine Drogen, sondern nur das Glücksspiel in die Stadt zu bringen. Aber Guthrie nimmt die Gespräche auf Band auf, und die drei werden der Korruption angeklagt.

Paul Roland Jones wurde 1940 von Gouverneur Ratner begnadigt, nachdem er 1931 wegen Zeugenermordung zu lebenslänglich verurteilt wurde. Er startete 1942 Spielgeschäfte in Dallas im Namen der Fischetti-Brüder, eröffnete ein Casino in Mexico City und organisierte politische „Arrangements“ mit mexikanischen Politikern. Vertreter des nach dem Krieg vermutlich bedeutendsten Drogensyndikates in Mexico sind Harold „Happy“ Meltzer und John Ormento. Der Gründer des Dirección Federal de Seguridad, Captain Rafael Chavarri, arbeitet mit dem Drogenhändler Jorge Moreno Chauvet zusammen, der Drogen von der Luciano-Organisation in Europa bezieht.

Mit Jones sowie John und Maurice Melton steigt Jack Ruby in den Heroinhandel ein. Am 27.8.47 wird einer von Jones Männern mit 24 Kilogramm Opium an der Grenze verhaftet, und Jones sitzt bis 1952 im Gefängnis. Im Gerichtsverfahren wegen Drogenhandels gegen Paul Roland Jones und Maurice Melton muss Ruby zwar aussagen, wird aber nicht angeklagt, weil er wahrscheinlich ein FBN-Informant ist. Auch im Bestechungsprozess wird Ruby von George Butler geschützt.

Ruby wurde 1911 als Jacob Rubenstein in Chicago als Sohn polnischer Juden geboren, wo er schon als 11jähriger die Schule verliess und sich der Jugendgang von Dave „Yiddles“ Miller anschloss. Wegen seiner Aggressivität war er bald als „Sparky“ bekannt, und 1926 begann er, Aufträge für Frank Nitti, Jake Arvey und Al Capone zu erledigen.
Seit Mitte der 20er Jahre akzeptierte das Syndikat Juden in seinen Reihen, beeinflusst von der Zusammenarbeit von Luciano mit Lansky. 1934 zog Rubenstein mit seiner Schwester Eva nach San Francisco, um für Frankie Goldstein, Eugene Shriber und „Bones“ Remer in Spielhöllen und auf dem Pferderenntrack von Santa Anita, welches der Gouverneur über Artie Samish dank den Zuwendungen Rosellis legalisierte, zu arbeiten.

John Roselli war Annenbergs Vertreter in Los Angeles, wo er mit Jack Dragna die Macht in der Unterwelt übernahm. Chicago stieg durch Jake Guzik und Paul Roland Jones in den Sportinformationsdienst ein. Moe Annenberg hatte die Continental Press in den 20er Jahren mit seinem Leutnant Jim Ragen aufgebaut und bis 1940, als er wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis muss, geleitet. Parallel zu den Informationen über Pferderennen liefen über sein Nationwide News Service, bekannt als „the Trust“, Resultate für die illegalen Wetten. Drei von vier gewetteten Dollars wurden über die 15’000 illegalen „Bookies“ in 223 Städten in 39 Staaten abgewickelt, die die Resultate unmittelbar nach den Rennen per Telephon und Telegraph zugestellt bekamen. Annenberg besass faktisch das Monopol und verdiente bis $6 Mio. pro Jahr, von denen er eine Schutz-Provision an Frank Nitti ablieferte.

Da Jim Ragen auf Rat des Journalisten Drew Pearson das FBI einschaltet, um sich gegen die Übernahme des Sportdienstes durch die Mafia von Chicago zu wehren, eliminieren Dave Yaras, Lenny Patrick und Willie Block mithilfe von Gussie Alex und Strongy Ferraro den uneinsichtigen Nachfolger.

Die bisherigen konkurrierenden Bosse der Spielgeschäfte, Herbert Noble und Benny „Cowboy“ Binion, werden durch Chicago-Mobster abgelöst: Noble fliegt mit einer Bombe in die Luft, worauf Binion es vorzieht, sich ins ruhigere Las Vegas abzusetzen. Als neuer Chef des FBN von Chicago kümmert sich George White um die ‚Aufklärung’ von Ragens Ermordung, wobei er sich mit dem FBN-Informanten Rubenstein trifft. Der übernommene Pferderenn-Nachrichtendienst spielt eine Schlüsselrolle für den Aufbau eines kriminellen Netzes in der Region. Der junge Konressabgeordnete Richard Nixon schützt Rubenstein vor den 1947 einsetzenden Hearings, indem er behauptet, dass Rubenstein für das House of Un-American Activities Committee arbeite. Rubenstein kürzt danach seinen Namen und zieht nach Dallas, wo sei Freund Yaras Spielautomaten stehen hat.

1939 kam Jack Ruby nach Chicago zurück, und Paul Dorfman organisierte Ruby einen Job als Finanzsekretär in der Chicago Waste Handler’s Union. Am 8.12.39 erschoss der Gewerkschaftler John Martin in Rubys Präsenz den Anwalt Leon Cooke, da dieser sich gegen den Einfluss der Mafia wehrte. John Martin behauptete, er habe aus Notwehr gehandelt. Es ist gut möglich, dass Ruby den widerspenstigen Cooke ermordete. Jedenfalls übernahm Paul Dorfman die Gewerkschaftsleitung und arbeitet mit Anthony Accardo und ab 1949 mit Jimmy Hoffa zusammen. Dorfmans Sohn Allen wird zusammen mit Robert „Barney“ Baker Hoffas engster Mitarbeiter. Mehrere Jahre später untersucht der Privatdetektiv Bob Mullenix die Gewerkschaftsübernahme und die Finanztransaktionen von Dorfman und Ruby. Er kommt 1962 bei einem Autounfall ums Leben.

Eva Rubenstein ist während Rubys Militärdienst 1943-46 bei der Air Force nach Dallas gezogen und hat sich dort mit Paul Roland Jones angefreundet. Nach der Verurteilung von Jones, Manno und Nappi ist Jack Ruby, der den Nachtklub Silver Spur eröffnet, Verbindungsmann Chicagos in Dallas. Schon früh steht Ruby auf gutem Fuss mit Richtern und Politikern in Dallas, die er schmiert. Da es Chicago nicht gelingt, die Kontrolle der Stadt zu erlangen, fühlt sich Ruby exiliert und im Stich gelassen. Bis 1952 verschafft sich Carlos Marcello die Kontrolle der Unterwelt von Dallas, und Ruby arbeitet mit den Leuten aus New Orleans zusammen: Russell Douglas Matthews, Ralph Paul, Joe und Sam Campisi, Joe Civello, Jack Todd und Lewis McWillis, den Ruby bewundert.

An der Mafia-Konferenz vom 5.5.1947 im „Black Diamond“ in New Orleans macht sich Carlos Marcello zum Nachfolger des ausgewiesenen Sam „Silver Dollar“ Carolla. An der Sitzung dabei sind Frank Todaro, Joseph Capro, Tom Rizzuto, Frank Lambardino, Nick Grifazzi, Anthony Carolla, Joseph Poretto, Nofio Pecora und alle 7 Marcellos, die sich mit Drohungen gegen die Ansprüche von Anthony Carolla als Nachfolger seines Vaters durchsetzen. Der neue Boss von Louisiana macht „Willswood Tavern“ auf seinem Landbesitz, in dessen Sumpf zahlreiche Leichen verschwinden, zum Hauptquartier.

Marcello, der kaum lesen und schreiben kann, verdankt seinen Aufstieg Frank Costello und seinen Fähigkeiten beim Schmieren und Geldeintreiben. Seit der Eröffnung des Spielkasino „Beverly Country Club“ in New Orleans am 4.12.45, das Frank Costello, Meyer Lansky, Phil Kastel, A.G.“Freddie“ Rickerfor und Carlos Marcello gehört, ist Marcello Teil des inneren Zirkels der Mafia. Nach der Deportation Frank Coppolas wurde Marcello Manager des Kasinos. Mit dem Bau einer Villa demonstriert der 38jährige, dass er es geschafft hat. Er kontrolliert die Vollstreckungsbehörde und die politische Maschinerie des Kreises Jefferson und wird trotz einiger grausamer Mordfälle nie angeklagt. Marcello kümmert sich ebenfalls um den Aufbau eines Pferderenninformationsdienstes in Louisiana nach dem Muster Annenbergs. 1948 gewinnt Marcello mit Joseph Poretto die Kontrolle über den Southern News and Publishing Co, den grössten Rennsport-Informationsdienst.

Quellen: Davis (1994): 71,118-121, Groden/Livingstone: 129f,295,413, Behr: 171-175, Scott (1993): 142,151-161,169,175,326,353, Chotjewitz: 15-20, Gregory/Speriglio: 210, Best :6,22,41, Tages-Anzeiger 28.4.1982, Konkret Nr.7/1973: 50, Raith:123, Marrs: 269, Weberman (27): 1-13, Fox: 102, Griffith (1996): 6, Knorr (1992a): 45, Pease (1995), Anson: 230-238, Sylwester: 1-3, Davis (1988): 47-58, 527f.

1947 Der Kalte Krieg

Noch ehe der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, wurde durch den Einsatz britischer Truppen die soziale Revolution in Griechenland verhindert.
Winston Churchill ging im August 1944 den einzigen englisch-deutschen Deal im Krieg ein, der den Deutschen den freien Abzug erlaubte, um seinen Freund König George II. wieder an die Macht zu bringen.
Mit Stalin ging Churchill dafür den Deal Rumänien gegen ein monarchistisches Griechenland ein. Nach der Ausrufung des Generalstreiks metzeln die Engländer die ehemaligen Verbündeten nieder. Auch die USA unterstützen die Bekämpfung der Widerstandsorganisationen E.A.M, EDES und EKKA mit dem Ziel, die Monarchie wiedereinzuführen. Nach dem erzwungenen Waffenstillstand werden 100’000 Partisanen umgebracht und König Georg II kehrt zurück, worauf der Bürgerkrieg erneut ausbricht.

Bald darauf folgen andere geheime militärische Aktionen, auch gegen die Sowjetunion. Die Partisanenbewegungen in den baltischen Ländern und der Ukraine werden vom Oberkommando der US-Streitkräfte mit Geld, Waffen und Ausrüstung unterstützt. Partisanen werden in den Westen geschleust, für Funk und Sabotage ausgebildet und zurückgeschickt. Obwohl immer wieder Kuriere, Saboteure und Leiter der Organisation der ukrainischen Nationalisten verhaftet werden, gelingt es dem KGB erst Mitte der 60er Jahre, die Bewegung zu zerschlagen.
In Ungarn beispielsweise wird die antikommunistische Partei der kleinen Landwirte, die zunächst noch Regierungspartei und stärkste Kraft im Land ist, unterstützt.
In Polen werden antirussische Partisanen unterstützt, die jüdische Überlebende der Nazi-Vernichtungslager ermorden. Die „Bewegung für Freiheit und Unabhängigkeit“ (WIN) gilt bald einmal als die einzige noch funktionierende Widerstandsgruppe, und die CIA schickt Waffen, Gold in Millionenhöhe, Ausrüstung und Agenten. Erst als die Polen 1952 die Aktion abbrechen, merkt die CIA, dass der polnische Geheimdienst die WIN seit 1947 kontrolliert und die CIA an der Nase herumgeführt hat.
Im Iran kommt die Aggressivität der USA zum ersten Mal offen zum Ausdruck. Die drei Grossmächte besetzten den Iran, dessen Regierung mit den Nazis kokettierte, um die kriegswichtigen Öllieferungen nach Russland sicherzustellen. Nach dem Krieg sollten alle Mächte gleichzeitig abziehen, aber Russland schürte im Norden einen Konflikt gegen die Zentralregierung, setzte dann eine eigene „autonome“ Regierung ein und liess sich die Ölverwertungsrechte übertragen. Damit konnte Russland die beschädigten Ölfelder im Kaukasus kompensieren. Unter dem Druck des Sicherheitsrates muss sich die Sowjetunion allerdings dann aus dem Iran zurückziehen, und die Amerikaner ziehen ein, mit Dollars, Zivil-und Militärberatern, um den Status Quo aufrechtzuerhalten.

FBI-Chef J. Edgar Hoover spielt das „rote Problem“ hoch, was den Republikanern, die mit der Losung „Schlagt die Kommunisten“ antreten, im November 1946 das erste Mal seit 28 Jahren die Mehrheit im Kongress verschafft. Der demokratische Präsident Harry Truman versucht deshalb, die Republikaner rechts zu überholen und forciert innen- wie aussenpolitisch den Kampf gegen den internationalen Kommunismus.

Als die Briten den USA am 24.2.47 mitteilten, dass sie ihr Kolonialimperium nicht mehr halten können, den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten in Griechenland und die Hilfslieferungen an die Türkei nicht mehr finanzieren können, springt Truman in die Bresche springen und verkündet am 12.3.47 seine Doktrin, die eine Politik der Unnachgiebigkeit gegenüber der UdSSR einleitet.

Aber der Kongress zeigt sich bei $400 Mio.-Finanzhilfe für Griechenland und die Türkei sperrig, weshalb zuerst die Bevölkerung mobilisiert werden muss.
Mithilfe einer grossangelegten Verschwörungs- und Verleumdungskampagne beweisen Hoover, John Cronin von der National Catholic Welfare Conference und Generalstaatsanwalt Tom Clark der bestürzten Öffentlichkeit, dass die USA die kommunistische Weltverschwörung bereits im eigenen Land haben.

Am 22.3.47 verabschiedet Truman die Executive Order 9835, um die „Infiltration der Regierung mit illoyalen Personen“ aufzudecken. Innenpolitisch bedeutet die folgende McCarthy-Phobie die Loyalitätsüberprüfung von 2,5 Mio. Regierungsbeamten, 3 Mio. Angehörigen der Streitkräfte und 3 Mio. Beschäftigten in der Rüstungsindustrie, die im Schatten der Akten des FBI leben. 500 Menschen verlieren ihre Jobs wegen „zweifelhafter Loyalität.“

Aussenpolitisch besteht die einzige Möglichkeit, diese Gefahr des sowjetischen Kommunismus zu bannen, in der Unterstützung Europas. Im Sommer 1947 geben die USA ihre Politik der kollektiven Bestrafung gegenüber den Deutschen auf, die zu Hunger und Verelendung führte.

Das Programm heisst Marshall-Plan, kostet $15 Mia. und sichert die Vorherrschaft der USA. Für die Verteilung der Gelder verantwortlich ist „Europa-Botschafter“ Averell Harriman, der bei allen strategischen Entscheidungen der anglo-amerikanischen Allianz mitredet.

Die Entnazifizierung, welche die führenden Köpfe sowieso kaum zur Rechenschaft zog, wird damit aufgegeben.
In Griechenland siedeln amerikanische Soldaten 1 Mio. Menschen um (ein Siebtel der Bevölkerung), um die Aufständischen zu isolieren und den Widerstand gegen Monarchie und Kapitalismus in einem zweijährigen Krieg zu brechen.
Verteidigungsminister James Forrestal widersetzt sich der eingeschlagenen Politik, wird am 28.3.49 in einem Militärflugzeug nach Jupiter Island in Florida gebracht, wo Bush, Payson, Dillon und Carpenter ihre Wohnsitze haben. Forrestal wird von Robert Lovett und einem Militärpsychiater in die Mangel genommen. Im Walter Reed Army Hospital in Washington erhält er eine Insulin-Schocktherapie und wird am 22.5. in der Klinik tot aufgefunden, was noch vor der dann geheimgehaltenen Untersuchung als Suizid interpretiert wird.

Natürlich hat der Marshall-Plan auch wirtschaftliche Motive: Die Produktion ist nach dem Kriegsende um 30% gesunken, und es gibt bereits 8 Millionen arbeitslose Amerikaner. Um den Export anzukurbeln, schlug Unterstaatssekretär Clayton vor, Europa mit Krediten und Wirtschaftshilfe zu öffnen. Zuerst erhalten England $3,75 Mia. und Frankreich $650 Mio. Kredite, und bereits im Frühjahr 1946 steigen die US-Exporte von $4 Mia. auf $15 Mia.

Allerdings müssen die Europäer für die Lieferung von amerikanischen Gütern „Gegenwertfonds“ bilden, die aus Steuergeldern finanziert werden.

Diese Fonds benützt die CIA für die politische Propaganda in Europa. Durch die Subventionen und Kredite des Marshall-Planes werden die Wirtschaftsadern eines grossen Teils der Welt an die USA angeschlossen und geöffnet.
75% des globalen Anlagekapitals und 66% der Industriekapazität konzentrieren sich in den USA, der Rest verteilt sich auf die anderen 95% der bewohnten Erdoberfläche.

Damit ergibt sich eine nicht zu unterschätzende politische Macht, da durch das Abdrehen des Geld- oder Güterstroms jederzeit ein Land destabilisiert werden kann.

Deutschland, Italien und Japan werden ‚redemokratisiert’, im Gegensatz zur 3. Welt, wo sich die USA fast ausnahmslos hinter die ärgsten Diktatoren stellen.

Die Containment-Strategie verspricht doppelt vorteilhaft zu sein, indem sie den Westen stärkt und die kriegszerstörte Sowjetunion zu Gegenmassnahmen zwingt und weiter schwächt. Stalin hatte mit seiner Deklaration des „Sozialimus in einem Land“ in den 20er Jahren die marxistisch-leninistische These der Weltrevolution aufgegeben. In der Zwischenkriegszeit wies er die Kommunistischen Parteien immer wieder an, sich an konservative und monarchistische Gruppierungen zu halten und verurteilte sogar revolutionäre Tendenzen.
Er nahm auch nach dem Krieg an, die Ostblockländer würden kapitalistisch bleiben und hatte keine Absicht, ihnen kommunistische Regierungen aufzuzwingen. Die besetzten Gebiete wollte Stalin auspressen: Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Finnland und Ostdeutschland müssen hohe Reparationen zahlen. Stalin war sogar mit der Wiederführung der Monarchie in Jugoslawien einverstanden, wie in Griechenland, und bekämpft die revolutionäre Politik Josip Titos.

Erst die Truman-Doktrin und die wirtschaftspolitische Offensive durch den Marshall-Plan lässt Stalin aufschrecken und handeln:

Zwischen dem 10. Juli und 26. August 1947 schliesst die Sowjetunion Handelsverträge mit Bulgarien, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Polen und Rumänien, unterstützt die Revolution in der Tschechoslowakei im Februar 1948, der im Westen als Staatsstreich dargestellt wird.

Stalin säubert die Regierungen in Osteuropa von nationalistischen Politikern, diszipliniert sein neues Herrschaftsgebiet mittels Terror und Schauprozessen und bricht im Juni 1948 mit dem einzigen unabhängigen Regierungschef Tito.

Um sich die dringend benötigte amerikanische Hilfe zu sichern, zog Josip Tito die Unterstützung griechischen Rebellen zurück und verweigerte den Griechen die Benutzung der jugoslawischen Hoheitsgebiete, womit er deren Aufstand wirksam beendet.

Die USA finanzieren die Entwicklung und Unabhängigkeit Jugoslawiens mit einem Kredit von mehr als $1 Mia, obwohl Tito seine kommunistischen Ideen und Praktiken nie aufgegeben hat.

Die CIA unterstützt
die antikommunistischen Kräfte im griechischen Bürgerkrieg,
die Widerstandsbewegung in der Ukraine von 1949-53,
den Sturzversuch von Enver Hoxha 1950 in Albanien und
die polnische Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegung 1950-52.
Die Blockade Berlins vom Juni 1948 bis im Mai 1949 liefert dem Westen die Bestätigung der angeblich inhärenten Aggressivität der Sowjetunion.

Die Massnahmen zur wirtschaftlichen und politischen Integration der osteuropäischen Länder laufen parallel mit militärischen Massnahmen: Die Russen stellen ein Blitzprogramm zum Bau von Atombomben, Abfangjägern und der Reorganisation der Armee auf die Beine. Der Mathematiker Klaus Fuchs lieferte den Russen schon während dem Krieg über Ruth Werner die Angaben und die Pläne für die Atombombe. Die nun einsetzende Wiederaufrüstung lähmt den wirtschaftlichen Aufbau und führt zu den Revolten von 1956. Dank der enormen Überproduktion der USA und dem Marshall-Plan entgeht Westeuropa weitgehend den Entbehrungen der Remilitarisierung. Trotzdem zahlt auch die westliche Welt einen hohen Preis für den Kalten Krieg.
Griechenland erhält von 1946-58 $1,59 Mia. Wirtschaftshilfe und $1,24 Mia. Militärhilfe, wovon weitgehend die privilegierten Klassen profitieren.
Die Türkei erhält $1,16 Mia. Wirtschaftshilfe und $2 Mia. Militärhilfe, womit sie ein Heer von 500’000 Mann aufrechterhalten, aber die dringend benötigten Strassen-, Schul- und Bewässerungsprojekte nicht bauen.

Griechenland, die Türkei, Südvietnam, Südkorea (ohne die Kriegskosten) und Taiwan erhalten Waffenlieferungen im Wert von $7.9 Mia, womit fast 2 Mio. Soldaten kampfbereit gemacht werden. Die Amerikaner haben seit dem 2. Weltkrieg Truppen in den Vietnam, die 1953 verstärkt und als ‚Berater’ bezeichnet werden. Tschang Kai-scheks Armee von 600’000 Mann ist bei einer Bevölkerung von 10 Mio. ebenfalls eine Art Besatzungsarmee im eigenen Land.
Quellen: Horowitz: 7-84,179-182, Chotjewitz: 15-20, Matthias, Theoharis/Cox: 277ff, Epstein: 14-19, Schulz: 165,173, CIA-Info: 13, Summers (1993): 158-169, Best: 28, Brussell (1983): 6, Manthoulis, Ascherson 1,2, Avineri: 66, Frölich, Afterbach 5, Tarpley/Chaitkin: 54.

1947 Die Gründung der CIA

FBI-Chef J. Edgar Hoover versuchte am Ende des Krieges, das OSS in das FBI zu integrieren, um auch den Auslandgeheimdienst unter sich zu haben. Er organisierte eine Pressekampagne gegen die noch geheimen Pläne Donovans, eine Central Intelligence Authority zu gründen, allerdings ohne Erfolg.

Hoovers SIS-Abteilung wie auch das OSS wurden im September 1945 durch Präsident Truman aufgelöst. Ein Teil der Agenten wechselte in die Strategic Services Unit des Kriegsdepartements, einige Analysten wechselten ins Aussenministerium, und die Wissenschaftler wollten wieder lehren und forschen.

Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs 75’000-100’000 Agenten in den US-Geheimdiensten. Das OSS beschäftigte bei Kriegsende 13’000 Mann, 16’000 waren bei der Funkabhör-Abteilung und 14’500 bei der Briefkontrolle. Dazu kamen die Dienste der Truppen, der Kommandos und der Spionageabwehr. Meist drängten Angehörige der Oberschicht in den ungefährlichen und vornehmen „Oh So Social“-Dienst, wobei aber nur etwa die Hälfte der Agenten als qualifiziert galten und Korruption weit verbreitet war.

Am 22.1.46 unterzeichnet Truman eine Direktive zur Gründung eines neuen Geheimdienstes, der National Intelligence Authority, dessen operativer Arm die Central Intelligence Group sein soll. Die Veteranen des OSS arbeiten daraufhin im Office of Special Operations innerhalb der CIG weiter.

Auf der Grundlage des National Security Act wird im September 1947 das Pentagon geschaffen, das Armee, Flugwaffe und Marine vereint.
Während des Kalten Kriegs wächst das Pentagon zu einem Koloss, der 3 Millionen Angestellt und 2 Millionen Berufssoldaten umfasst und ein Budget in der Höhe des französischen Staatshaushalts erhält.

Vier Millionen Amerikaner arbeiten in der Rüstungsindustrie, die weitere 10’000 Zulieferfirmen beschäftigt.

Zudem wird das National Security Council gegründet, und aus OSO und CIG wird die Central Intelligence Agency aus der Taufe gehoben. Die CIA soll keine Feldoperationen durchführen, sondern sich, unabhängig von den militärischen Geheimdiensten und des FBI, auf Nachrichtenauswertung konzentrieren.

Aber bereits im Gründungsjahr werden die Mittel für die CIA von $47 auf $70 Mio. erhöht und im Juni 1948 autorisiert Präsident Truman

„Propaganda, wirtschaftliche Kriegsführung, vorbeugende direkte Aktionen einschliesslich Sabotage, Zerstörung und Massnahmen der Evakuierung; Subversion gegen feindliche Staaten einschliesslich der Unterstützung von Partisanen und Flüchtlingsgruppen für die Befreiung sowie Unterstützung einheimischer antikommunistischer Kräfte der freien Welt.“

Kontrolliert wird die CIA durch das National Security Council und untersteht somit direkt dem Präsidenten.

Hoover verweigert die Zusammenarbeit mit der CIA. Der Chef der CIA-Gegenspionage James Jesus Angleton ist wie Meyer Lansky im Besitz von kompromittierenden Photos Hoovers, die ihn bei homosexuellen Aktivitäten zeigen. Offenbar bekam er sie von der Naval Intelligence, die mit der Mafia beim Hafenschutz, bei Einbrüchen und Drogenexperimenten zusammenarbeite.

Hoovers Kampf mit Vertretern der CIA ist mehr als nur ein persönliches Machtspiel: Es geht um verschiedene Visionen, wie die USA expandieren soll. Die globalistische Fraktion, zu der die Ölmultis und die CIA gehören, steht gegen die von Hoover untertsützte nationalistische Gruppe, die sich auf die Kontrolle des Hinterhofs beschränken will. Hoover führt die „unlabeled blind memos“ ein, wenn er dem Weissen Haus Geheiminformationen zukommen lässt, damit die Quelle nicht festgestellt werden kann.

Obwohl die Kommunistische Partei der USA nur 80’000 Mitglieder hat (0,053% der Bevölkerung), von denen etwa 25’000 Industriearbeiter sind, schürt Hoover die Kommunismusangst und erreicht, dass alle neuen Staatsangestellten auf ihre Loyalität überprüft werden. Hinter dem Angriff des „House of Un-American Activities Committee“ auf Hollywood steht ebenfalls Hoover, dessen Agenten im Untersuchungsteam unter der Leitung von Ex-FBI-Agent Allen Smith dabei sind.

Die Angriffe des HUAC auf die Filmindustrie wegen kommunistischer Unterwanderung bricht die Macht der jüdischen Filmmogule endgültig. Die Mitarbeiter der Filmindustrie und andere Künstler und Schriftsteller werden in den nächsten sieben Jahren am Telephon abgehört, ihre Post wird geöffnet und man klagt sie oft wegen Lächerlichkeiten an.

FBI-Spitzel Ronald Reagan profiliert sich als Denunziant für das HUAC in Hollywood besonders. Der Präsident der Screen Actors Guild schliesst 1952 ein Spezialabkommen mit der Music Corporation of America MCA, die das Monopol über die Buchungen der Künstler und damit über die Unterhaltungsindustrie besitzt. Die 1924 von Jules Stein gegründete Music Corporation of America ist heute ein $2 Mia.-Imperium und besitzt die Universal Pictures und Universal Television, Buch- und Musikverlage, Plattenfirmen, Transportfirmen, Videoverleihs, eine Sparkasse, Grundbesitz, Kabelnetzfirmen und mehr.

Im Komitee hat Hoover andere Verbündete gefunden: die Repräsentanten Karl Mundt und Richard Nixon, der sich 1937 als junger Jurist beim FBI als Agent beworben hatte, aber wegen seinem Einbruch in das Dekanat der Jura-Fakultät abgelehnt wurde. Hoover spannt Nixon ein und schiebt ihm über Priester John Cronin und die FBI-Mitarbeiter Ed Hummer, Louis Nichols und Lou Russell Dokumente und Informationen zu.

Nixon besuchte bereits 1936 die Anwaltsfirmen von William Donovan und von John Foster Dulles und kann während dem Krieg Nazidokumente von Allen Dulles prüfen.
Die Dulles-Brüder, die während dem ganzen Krieg Beziehungen mit einflussreichen Nazis unterhielten, unterstützten Nixons Wahlkampf und lassen ihm über Thomas Dewey Geheimdienstmaterial über den angeblichen Kommunisten Alger Hiss zukommen.

Mit dem Fall Hiss versuchen die Republikaner, den Demokraten Truman wegen Nachlässigkeit gegenüber dem Kommunismus zu diffamieren. Das 1938 einberufene HUAC unter J. Parnell Thomas, der wegen Steuerhinterziehung verurteilt wird, beginnt 1947 mit der Kommunistenjagd, die unter Joseph McCarthy Tausende von Amerikanern ihre Stelle kostet.

Quellen: Horowitz: 269f, Schulz: 57,69-71,201-204, CIA-Info: 13, Summers (1993): 245ff, (2000): 62-66, Theoharis/Cox: 273-314, Frölich, Moldea: 2-7, Uesseler/Saupe: 30-37, Laurent: 22.

1947 CIA und Kriegsverbrecher

Angesichts des sich abzeichnenden Konflikts mit der UdSSR rekrutieren die Geheimdienste OSS/CIG/CIA und das Pentagon ehemalige Nazis und Nazikollaborateure.
Von 1945-55 stellt das Pentagon 765 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker Nazideutschlands ein, von denen die Mehrzahl der NSDAP oder der SS angehörten wie General Walter Dornberger, Arthur Rudolph, Wernher von Braun, Emil Augsburg oder Herbert Axster. Von den 150’000 Kriegsverbrechern werden lediglich 50’000 verurteilt, und vermutlich sind fast 10’000 Kriegsverbrecher vom Geheimdienst angestellt und meist in die USA gebracht worden, um sie aufgrund ihres Antikommunismus und ihrer Kenntnisse gegen die Sowjetunion einzusetzen.

Der erste CIA-Chef Allen Dulles verhinderte bereits 1945 mit der Operation SUNRISE, dass führende Nazis den Russen in die Hände fielen.

SS-General Karl Wolff, Dulles, Donovan und Pater Felix Morlion organisieren die Flucht der Nazis mithilfe der Katholischen Kirche.

Felix Morlion baute den vatikanischen Geheimdienst Pro Deo in Lissabon auf. Mit dem Kriegseintritt kam Morlion mit der Unterstützung von OSS-Chef William Donovan in die USA und gründete das „American Council for International Promotion of Democracy Under God“ in New York.
Im selben Gebäude an der 60th Street befindet sich das Büro von William Taub, der als Mittelsmann von Richard Nixon, Howard Hughes, Aristoteles Onassis und Jimmy Hoffa fungiert und dessen Name bei der Watergate-Affäre auftaucht. Taub ist ein Vertrauter von Kardinal Alfredo Ottaviania, der die Gabe Mussolinis von $89 Mio. an den Vatikan arrangierte, um die „Neutralität“ der Kirche zu garantieren. Die Spende ging auf ein Spezialkonto der Vatikan-Bank, für das Michele Sindona nach dem Krieg verantwortlich ist. Nach der Befreiung Italiens 1944 zog Morlion und das Pro Deo nach Rom. Papst Pius XII. zeichnete Donovan mit dem Grossen Kreuz des St. Sylvester-Ordens, Reinhard Gehlen und James Jesus Angleton mit dem Malta-Orden aus.

Die Katholische Kirche arbeitete schon lange mit den Faschisten zusammen und half Mussolini und Hitler, ihre Macht zu etablieren. Seit Papst Pius IX. mithilfe der Franzosen den Kirchenstaat 1850 zurückeroberte, war die Kirche wieder autokratisch und strikt antisemitisch. Obwohl die meisten Staaten Europas die Judenemanzipation durchgesetzt hatten, liess der im Jahr 2000 von Johannes Paul II. seliggesprochene Pius IX. die Mauern des Judenghettos wieder hochziehen, hielt die Juden mit Steuerauflagen in Armut und setzte den Talmud auf den Index der verbotenen Bücher. Pius liess sich als „Vice-Gott der Menschheit“, „lebendiges Ebenbild Gottes“ oder „König der Könige“ verehren. Durch Zwang und Manipulation führte das Erste Vatikanische Konzil 1870 das Doppeldogma vom Universalprimat und der Unfehlbarkeit des Papstes ein, womit der Papst alle Entscheidungen allein fällen kann.

In Italien schlossen der Advokat Francesco Pacelli und der Kardinal Eugenio Pacelli, (der spätere Papst Pius XII.) mit Benito Mussolini am 11.2.29 die Lateranverträge ab, welche der Kirche die staatlichen Hoheitsrechte, Territorien, Reichtümer und die Erziehungshoheit zurückgeben.

Diese Verträge und das Konkordat mit Hitler von 1933, das unter anderen die Kirchensteuer brachte, bilden die Grundlage des katholischen Finanzimperiums des 20. Jahrhunderts.

Die Verträge werden nach dem Krieg in die italienische Verfassung und ins Bonner Grundgesetz übernommen. 1958 wird der Gesamtbesitz des Vatikans an Kapitalbeteiligungen auf DM 50 Mia. geschätzt.

Karl Wolff, der die Idee zur Diaspora seiner Kollegen mithilfe des Vatikans hatte, ist verantwortlich für die Ermordung von 300’000 Juden in Treblinka. 1983 ist er mit alten SS-Kumpanen wie Gert Heidemann auf einem Törn mit der Yacht von Hermann Görings Witwe. Melvin Belli ist nicht nur der Anwalt von Emmy Göring, sondern auch von Jack Ruby und Schauspieler Errol Flynn, der mit Gestapo-Agent Hermann Friedrick Erban kollaborierte und ein Freund von Ronald Reagan ist.

Tausende von Nazis können dank der Operation INTERMARIUM des Vatikans, abgesegnet von Papst Pius XII. und gemanagt von Giovanni Montini, dem späteren Paul VI, und der Operation RATLINES des britischen Geheimdienstes nach Nord- oder Südamerika entkommen.
Dazu gehören Adolf Eichmann, der Organisator der Judentransporte in die Vernichtungslager, Franz Stangl, der Kommandant von Treblinka, SS-General Walter Rauff, der Erfinder der mobilen Gaskammern, Josef Mengele, als Auschwitz-Arzt an Menschenexperimenten und am Tod von 400’000 Menschen beteiligt, oder die Ustaschaführer Ante Pavelic und Andrija Artukovic, die zusammen die Ermordung von 400’000-750’000 Serben und Juden organisiert hatten.

Artukovic ist gleichzeitig britischer Agent, und entkommt im November 1946 in die Schweiz, von wo er über Irland nach Los Angeles flieht. Pavelic organisierte bereits vor dem Krieg Bombenattentate und die Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander vom 9.10.34 in Marseille, wonach er bei Mussolini Unterschlupf fand.

Nach der Eroberung Jugoslawiens durch Hitler übernahm Pavelic die Macht, errichtete Konzentrationslager, in denen unter der Leitung von Vjekoslav Luburic 350’000 Menschen ermordet wurden. Pavelic säuberte Kroatien von 80% der jugoslawischen Juden und bekehrte die orthodoxen Serben zwangsweise zum Katholizimus. 299 serbisch-orthodoxe Kirchen wurden ausgeraubt und geschleift.

Erzbischof Alois Stepinac arbeitet in allen Bereichen mit den Schlächtern zusammen, und der Papst gewährt Pavelic zwei Privataudienzen. Pavelic und seine Getreuen fliehen nach dem Zusammenbruch ins britische Österreich, wo der britische Geheimdienst ihn beschützt.

Im April 1946 flieht er als katholischer Priester verkleidet nach Italien, wo er sich dank Priester Krunoslav Draganovic im Vatikan versteckt. Die CIG/CIA arbeitet mit Draganovic zusammen, der selbst als Kriegsverbrecher gesucht wird.

Draganovic ist der Vertreter des Roten Kreuzes und kann für die Ustascha-Mitglieder Pässe ausstellen lassen, womit Pavelic als ungarischer Flüchtling Pablo Aranjas im Herbst dank Prater Petranivoc von Genua nach Buenos Aires ausreisen kann. Der argentinische Präsident Juan Peron, der 35’000 Visas für Ustaschas ausstellen liess, die ihm gegen die Kommunisten helfen sollen, beruft Pavelic zu seinem Sicherheitsberater.

Den Russen gelingt mit der Anheuerung von Kim Philby die Penetration in die Operation RATLINES. Auch der zaristische Prinz Anton Turkul, mit dessen faschistischem Spionagenetz die CIA zusammenarbeitet, ist ein Doppelagent.

Dank dem Schutz der CIA, dem Pentagon und von George F. Kennan vom State Departement entgehen Verbrecher wie Klaus Barbie, Otto von Bolschwing, Alois Brunner, Gustav Hilger, Vilis Hazners, Heinrich Herwarth, Mykola Lebed, Franz Six, Pavlo Shandruk oder Otto Skorzeny einer Verurteilung und bilden in den USA eine Art „Viertes Reich“.

Kennan konsultiert regelmässig seinen Freund Gustav Hilger, bevor er Präsident Truman Vorschläge zur West-Ost-Politik unterbreitet, eine Funktion, die Hilger bereits Ribbentrop und Hitler gegenüber einnahm.
„Es war unbedingt notwendig, dass wir jeden Schweinehund verwendeten, Hauptsache, er war Antikommunist„, meinte CIA-Geheimoperationsleiter Harry Rositzke.

Kennan, einer der einflussreichsten Diplomaten, schreibt in einen Memorandum 1948:
„Wir besitzen etwa 50% des Reichtums der Welt, aber nur 6,3% ihrer Bevölkerung [...] In einer solchen Situation müssen wir das Ziel von Neid und Erbitterung sein. Unsere wahre Aufgabe für die nächsten Zeiten wird darin bestehen, ein Netzwerk von Beziehungen zu entwerfen, die uns erlauben werden, die Position der Ungleichheit aufrecht zu erhalten, ohne dass die nationale Sicherheit dabei Schaden nimmt. Um dies erfolgreich zu tun, müssen wir uns von Sentimentalitäten uns Wunschträumen verabschieden [...]: unrealistische Ziele wie Menschenrechte, die Verbesserung des Lebensstandards oder Demokratisierung.„

Der ehemalige SS-Major Otto Skorzeny arbeitet mit der CIA zusammen und erhält von Dr. Fritz Thyssen und Dr. Gustav Krupp Geld, um Todesschwadronen aufzubauen: die „Todesengel“ in Bolivien, „die Antikommunistische Allianz“ in Argentinien und, zusammen mit Stephano delle Chiaie, die „Guerilla von Christus dem König“ in Spanien.

Skorzeny wird 1947 von den Amerikanern freigelassen und zieht nach Madrid, wo er die International Fascista gründet, bei der ehemalige SS-Angehörige, französische OAS-Terroristen und Geheimpolizisten der portugiesischen PDID arbeiten.
Die Geheimpolizei in Los Angeles unterhält eine Abteilung mit demselben Kürzel: die Public Disorder Intelligence Division sammelt mithilfe eines computerisierten Dossiersystems der Western Goals von Larry McDonald Geheimdaten der Bürger.

McDonald ist einer der Führer der John Birch Society, und Western Goals Filialleiter in Deutschland Eugene Wigner versorgt Gehlens BND mit Geheimdaten.

Zu den Verwaltungsräten von Western Goals gehören die Kalten Krieger Edward Teller, der Vater der Wasserstoffbombe, Admiral Thomas Moorer und der ehemalige Luftwaffenpilot Dr. Hans Senholt. Skorzeny ist verantwortlich für die Paladin-Söldner, die unter dem Cover der M.C. Inc. arbeiten. Geschäftsführer dieser Import-Exportfirma in Madrid ist Dr. Gerhard Hartmut von Schubert, der zuvor im Propagandaministerium für Goebbels arbeitete.

Skorzenys Operationszentrum befindet sich im selben Gebäude in Albufera wie der spanische Geheimdienst SCOE von Colonel Eduardo Blanco. Auch die CIA hat Büroräume in diesem Haus. Skorzeny ist ein Freund des faschistischen Finanzmannes Prinz Justo Valerio Borghese, der von James Jesus Angleton vor der Exekution durch die italienische Résistance gerettet wurde, und von José Lopez Rega, der grauen Eminenz hinter Juan Peron.

Die Freigabe der Konten von Hitler-Sekretär Martin Bormann, der sich nach Paraguay absetzte, und der an Krebs gestorbenen Evita Peron, die unter ihrem Namen auf 40 Schweizerkonten $100 Mio. in Geld und $40 Mio. in Diamanten angelegt hatte, führt 1953 zu einem Kampf um die Gelder und zu den Ermordungen von Evitas Bruder Juan Duarte, von Schacht-Assistent Heinrich Dorge und von Nazi-Banker Rudolf Feude. Hjalmar Schacht ist Skorzenys Schwiegervater.

Der bekannteste der geretteten Nazis dürfte Generalleutnant Reinhard Gehlen sein. Seit 1920 Mitglied der Reichswehr, wurde er unter Hitler 1942 als Chef des Generalsstabs, Abteilung Fremde Heere Ost, der höchste Geheimdienstoffizier an der Ostfront und damit mitverantwortlich für der Tod Hunderttausender. Im März 1945 hatten er und seine Offiziere ihr umfangreiches Spionagematerial über die Sowjetunion und die sowjetische Armee auf Mikrofilm aufgenommen und diese auf einsamen Wiesen in den bayrischen und österreichischen Alpen vergraben. Im August wird Gehlen in einer US-Uniform, während die Russen den Kriegsverbrecher suchen, in die USA geflogen und von OSS-Chef William Donovan persönlich verhört. Gehlen verhandelt mit führenden Geheimdienstlern wie Allen Dulles und J. Edgar Hoover und entgeht dank seinem Material einer Verurteilung als Kriegsverbrecher. Die Aquirierung durch die CIA erfolgt so geheim, dass der militärische Geheimdienst Counter Intelligence Corps ihn offiziell bis 1949 sucht. „Er steht auf unserer Seite„, erklärt Dulles, „und nur darauf kommt es an„.

Die USA bezahlen im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg $200 Mio. für die Fortsetzung der Spionage- und Subversionstätigkeit von Hitlers ehemaligen Geheimdienstchef, obwohl Hitler selbst das Versagen des deutschen Geheimdienstes gegenüber der Sowjetunion eingestanden hatte.

Gehlen setzt meist ehemalige Geheimdienstexperten der SS, des SD und der Wehrmacht ein, um seine Organisation mit 4000 Mitarbeitern aufzubauen. 1947, als Millionen zurückkehrender Kriegsgefangener verhört werden, wechselt die ‚Org’ von Taunus nach Pullach bei München, wo sie von einer deutschen Sondereinheit bewacht wird. Gehlen fördert die im US-Geheimdienst bereits vorhandene Antikommunismus-Paranoia und liefert Falschinformationen über die angebliche soziale, politische und wirtschaftliche Fragilität und militärische Potenz Russlands, die den Kalten Krieg massgeblich verschärfen und beinahe zum Dritten Weltkrieg führen. Allen Dulles benutzt Gehlen zur Legitimation der Remilitarisierung, denn er kennt aufgrund eigener Quellen den desolaten Zustand Russlands.

Nicht so General Lucius Clay, der sich von der bevorstehenden russischen Welteroberung überzeugen lässt, wie die meisten Amerikaner.Aussenminister John Foster Dulles:
„Um den Menschen die Last erträglich zu machen, müssen wir eine emotionale Atmosphäre schaffen, die ähnlich ist wie das Gefühl des Kriegszustandes. Wir müssen das Phantom einer äusseren Gefahr schaffen.“ Die Hysterie überzeugt schliesslich, und die Rüstungsindustrie kann ihre Auftragsbücher wieder füllen.

Obwohl immer noch der CIA unterstellt, arbeitet die Gehlen-Organisation ab 1951 auch für die Bundesregierung.
1953 ist die Gehlen-Organisation am Sturz Mossadeghs im Iran beteiligt.
1954 wird der Chef des westdeutschen Geheimdienstes Otto John mit einer Verleumdungskampagne der CIA gestürzt und Gehlen wird offizieller Chef des von den USA mit $6 Mio. finanzierten Geheimdienstes BND. Der BND wird innerhalb kurzer Zeit der grösste Nachrichtendienst in Europa und ist zuständig für die DDR, die CSSR und Polen. Beim BND öffnen beispielsweise 250 Geheimdienstler jährlich 1,6 Millionen Briefe aus und in diese Länder. Gehlens Vertreter in den USA ist ab 1954 der SS-Offizier Otto Albrecht von Bolschwing, der Eichmanns Chef war und gleichzeitig mit Dulles OSS-Abteilung zusammenarbeitete.
Elmer Bobst von der Warner-Lambert Pharmaceutical, der Richard Nixons politische Karriere ermöglicht, wird ein Vertrauter von Boschwings, der 1960 für die Kampagne Nixons arbeitet.
Seit 1952 hält sich Karl Adolf Eichmann unter dem Pseudonym Clemens in Argentinien auf, was CIA und BND wissen.
1960 wird der ehemalige SS-Obersturmbannführer vom Mossad entführt und
1962 in Israel hingerichtet.
1969 ist von Bolschwing an der kalifornischen Hightechfirma TCI und deren geheimen Rüstungsaufträgen des Pentagon beteiligt. Von Bolschwing pflegt mit Ronald Reagans Sekretärin Helene van Damme, die während der Präsidentschaft ihres Bosses Botschafterin in Österreich wird, eine enge Freundschaft. Auch SS-Sturmbannführer Alois Brunner, der als Mitarbeiter von Adolf Eichmann am Tode von 128’000 Juden mitverantwortlich war, arbeitet als Dr. Georg Fischer in Syrien für die Organisation Gehlen und den syrischen Geheimdienst.

Neben der Gehlen-Organisation werden von den USA andere Organisationen wie die „Tolstoj-Stiftung“, die „Union der Bischöfe der Orthodoxen Kirche ausserhalb Russlands“ oder die aggressive „Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit“ aufgebaut und über das Counter Intelligence Corps der US-Armee, die CIA, die Ford Foundation, das Rote Kreuz, die US-Gewerkschaften und die Caritas finanziert und gesteuert.

Nachdem die „Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit“ KgU 1951 von Greuelpropaganda zu aktiver Sabotage in Ostdeutschland wechselt, wird die Unterstützung zurückgefahren, obwohl Willy Brandt 1952 bereit ist, die Leitung zu übernehmen. 1954 wird die Finanzierung eingestellt, und Ende der 50er Jahre löst sich die KgU auf.

Eine ähnliche Organisation ist der von der CIA gegründete „Untersuchungsausschuss der freiheitlichen Juristen in der Sowjetzone„. Auch die von den grösseren Parteien errichteten Ostbüros, von denen das der SPD wirkliche Bedeutung erlangt, betreiben Propaganda, Spionage und Sabotage, um einen Aufstand im sowjetischen Teil auszulösen.

Zudem wird der von den Deutschen finanzierte Spionagering der Falange in Lateinamerika und die Saibatsu-Organisation in Japan in den Dienst der USA genommen. Man verwendet sie wegen ihrer Erfahrung für Propaganda und psychologische Kriegsführung, braucht sie in Laboratorien oder bildet sie als Guerillakämpfer aus, die nach einem Atomangriff auf die UdSSR eingesetzt werden sollen. Finanziert werden diese Aktionen durch beschlagnahmte Nazivermögen, die wiederum meistens von enteigneten Juden oder aus Kriegsbeute stammen.

Quellen: Simpson: 21-59, Köhler: 34f, Horowitz: 269f, Schulz: 57,69-71,201-204, CIA-Info: 13, Scott, Arons/Loftus, Bradley, Deschner (1962): 524-528, 563-569, (1965): 17-50,97-259, (1968), Meier: 2, Uesseler/Saupe: 30-37, Theoharis/Cox: 277ff, Kilian (2001f), Best: 26, Pilger: 49, Summers (1993): 154-157, Brussell (1983): 1-8, Konkret 8/1964, Ranelagh/Treharne: 1, Loftus, Aarons/Vicary, Herman: 36f, Avineri: 66, Levin, Lapham (2004), Hübner/Sperlich, Schoch: 5, Karel (2003).

1948 CIA in Italien

Die CIA hat in Italien ihre ersten Erfolge, da es Frank Wisner und dem Team um Roscoe Hillenkoeter mit der Operation DEMAGNETIZE gelingt, den Einfluss der Kommunisten bei den ersten italienischen Nachkriegswahlen 1948 einzudämmen.
Statt der prognostizierten Mehrheit von 51% kommt der kommunistisch-sozialistische Block nur auf 30% der Stimmen. $10 Mio. wurden an Parteien und Kandidaten vergeben und anonyme Broschüren verteilt, in denen kommunistische Kandidaten als Feinde der Kirche oder wegen ihres Sexuallebens angegriffen wurden. Propaganda, Wählereinschüchterungen durch die Mafia und die Drohung des amerikanischen Aussenministers George Marshall, sofort jede Hilfe zu stoppen, würden die Linken gewählt, bringen den Christdemokraten eine satte 53%-Mehrheit. Während den Wahlen liegen amerikanische und britische Kriegsschiffe in den italienischen Häfen vor Anker.

Von 1948 bis 1968 zahlt die CIA durchschnittlich $30 Mio. pro Jahr an bürgerliche und sozialdemokratische Politiker Italiens wie Gulio Andreotti, Giuseppe Saragat oder den christdemokratischen Gewerkschaftsführer Vito Scalia.

In Zusammenarbeit mit der CIA wird in Italien der militärische Geheimdienst Sifar aufgebaut, der Akten über 157’000 prominente Politiker, Bischöfe, Journalisten, Gewerkschaftsführer, Industrielle, Künstler und Offiziere führen wird.

In Sizilien funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Staat und organisierter Unterwelt unter Calogero Vizzini, und ab 1954 unter Giuseppe Genco Russo, ausgezeichnet.
Die absolute Mehrheit der Democrazia Cristiana ist gesichert, mit dem Erzbischof von Palermo und der lokalen Polizei versteht man sich, während Sozialisten und Kommunisten häufig nicht alt werden.

Russo selbst wird ins Provinzkomitee der DC gewählt, etwas später wird er Mitglied des Sizilianischen Parlaments, und ab 1960 ist er Bürgermeister von Mussomeli.
Schon vorher löst er die engagierten Bauerngenossenschaften auf und gründet eigene, unter seiner Kontrolle stehende Bauernverbände, womit er die Verteilung des Landes an die Bauern weitgehend verhindern kann. Dankesgelder der von der Enteignung bedrohten Landbarone und die Verfügungsgewalt der Verbandskassen von 57’000 Bauern verbessern seine Einnahmen, die unter anderem aus Weiterverpachtung von grossen Ländereien an arme Bauern zu horrenden Zinsen und den Entwicklungsgeldern für den Süden bestehen. Von 1947 bis 1971 fliessen 830 Mia. Lire für Wohnungs- und Strassenbau, Staudämme und Wasserleitungen nach Sizilien, und von 1972 bis 1976 weitere 630 Mia. Die Aufträge dazu holen sich fast ausschliesslich mafiose Firmen, wobei die Gelder dann, meistens ohne brauchbare Resultate, versickern.

Der Erfolg in Italien ist der Beginn der systematischen Einmischung der CIA in andere Länder.
1948 intervenieren die USA auch in Costa Rica mit Hilfe der nicaraguanischen Nationalgarde Somozas, und erste Militärberater werden nach El Salvador geschickt.
1949 wird der Central Intelligence Act angenommen, der der CIA absolute Geheimhaltung von Funktionen, Namen und Anzahl der Angestellten sowie der Aufgaben, Gehälter und Finanzierung garantiert.

Frank Wisner, Dulles ehemaliger Assistent, baut nach seinem Erfolg ein Agentennetzwerk in Osteuropa auf und gründet
1949 das Radio Free Europe. Unter Allen Dulles arbeitet er an der Albanien-Invasion, bei der aber alle Exilalbaner, die
im April 1950 von Griechenland ins Land einfallen, unmittelbar verhaftet werden.
Bis 1953 versuchen die USA und Grossbritannien erfolglos, die kommunistische Regierung zu stürzen und eine neue Pro-Westliche Regierung einzusetzen, die hauptsächlich aus Monarchisten und Faschismussympathisanten bestanden hätte.

Bereits jetzt wird Kim Philby verdächtigt, Informationen weitergeleitet zu haben. Der Sohn des britischen Agenten Harry St. John Philby wurde während seinem Studium in Cambridge Marxist und trat 1940 in den Secret Intelligence Service ein und steigt 1944 zum Leiter der Spionage-Abwehr auf.

Kim instruierte James Angleton, wie man Nazispione zu Doppelagenten aufbauen kann, die Falschmeldungen nach Berlin schicken. Im folgenden Jahr offerierte ein hoher KGB-Offizier auf der britischen Botschaft in Istanbul, zwei British Foreign Office-Diplomaten und einen Gegenspionageagenten, die für die Sowjetunion arbeiten, gegen Geld zu identifizieren. Philby flog in die Türkei, worauf ein russisches Militärflugzeug einen Verhafteten von Istanbul ausfliegt und der Agent nicht mehr gefunden werden kann.

1949 wird Philby britischer Verbindungsagent in Washington mit Zugang zu Geheimdokumenten, trifft sich regelmässig mit dem Chef der Gegenspionage der CIA und hilft dem FBI, Spione zu enttarnen.

1951 fliehen die beiden britischen KGB-Doppelspione Guy Burgess und Donald Maclean, die Zugang zum Hauptquartier der Atomic Energy Commission haben, in die UdSSR. Philby muss daraufhin nach London zurückkehren, wobei viele britische Geheimdienstagenten vermuten, dass er ein Opfer der McCarthy-Hysterie sei. Erst als er sich 1963 selbst in die UdSSR absetzt, wird wirklich klar, dass er als sowjetischer Doppelagent gearbeitet hat.

Quellen: Horowitz: 76, Raith: 20ff,57,88, Schulz: 82,164, Best: 27f, Meurice.

1948 Die CIA und die Gewerkschafte

Dave Dubinsky von der International Ladies Garment Workers’ Union sponsert den Gewerkschaftsführer Jay Lovestone, der das AFL Free Trade Union Committee aufbaut.

Über diese Organisation laufen James Jesus Angletons Kontakte zur Mafia (z.B. von New York) und werden Gelder verschoben (z.B. zu den korsischen Gangs in Marseille). Angleton startete 1943 beim OSS und wurde nach Rom abgeordnet, wo er Helms und Dulles kennenlernte. Angletons Einheit entdeckte die Geheimpost von Hitler und Moussolini. Als Stationschef in Rom ist Angleton zusammen mit Raymond Rocca an der Operation gegen die Kommunisten in Italien beteiligt, wobei er mit Harry Anslingers Topagenten George White und Charles Siragusa zusammenarbeitet.
Mithilfe von neuen Identitätspapieren ermöglicht er vielen Nazis zur Flucht aus den Gefangenenlagern. 1948 tritt Angleton der CIA bei, wird Direktor der Gegenspionage und legt Dossiers über eigene Mitarbeiter an, um seine Macht zu sichern.

Der ehemalige Kommunist Jay Lovestone benutzt die Gewerkschaft American Federation of Labor als Deckmantel für CIA-Programme.

Vor allem beim Aufbau der deutschen antikommunistischen Gewerkschaften spielt Lovestone eine entscheidende Rolle, nachdem er die Konkurrenzgewerkschaft CIO in die AFL integrieren kann. Dank den grossen finanziellen Ressourcen kann Lovestone Kongresse und Hilfsprogramme in Deutschland durchführen, bezahlt deutsche Politiker der Christ- und Sozialdemokraten und Gewerkschafter wie Fritz Heine, Willy Richter, Ernst Reuter, Willy Brandt oder Carlo Schmidt.

Lovestone und sein Mitarbeiter Irving Brown haben auch enge Beziehungen zu den Pressehäusern und bezahlen einige wie den Universum-Verlag, die den American Way of Life propagieren.
Lovestone gibt anfangs $200’000, aber schon nach kurzer Zeit über $ 1 Mio. pro Jahr für die CIA aus. Auch der Chef des Dachverbandes der Gewerkschaften Victor Reuther unterstützt die deutschen Gewerkschaften, aber nicht im Auftrag der CIA, abgesehen von einem Scheck von Thomas Braden über $50’000, womit ihn die CIA zu erpressen versucht.

Quellen: Scott (1993): 195, Weberman (6): 3, Russel (2000), Schröder, Konkret Nr.8/1973, Levin.

1948 Howard Hughes und die Politik top

Howard Hughes wurde aufgrund seines schweren Flugzeug-Unfalls codein- und morphinsüchtig und bleibt es bis zu seinem Tod.
1947 verschwand Hughes zweimal, um seinem neuen Schwarm Jean Peters nach Mexico zu folgen und um einer Senatsvorladung zu entgehen. Seit 1946 stellen die Republikaner nach 16 Jahren wieder die Mehrheit im Kongress. Ein Senatskomitee unter Ralph Owen Brewster begann, die Kriegskorruption zu untersuchen. Hughes schmierte Roosevelt über dessen Sohn Elliott und Truman persönlich, unterhielt hohe Militärs mit Prostituierten und kassierte $40 Mio, ohne auch nur ein einziges Flugzeug zu liefern.

Um das Senate War Investigating Committee zu bremsen, stellte Hughes den Kolumnisten Drew Pearson und seinen Assistenten Jack Anderson ein, um eine Schmutzkampagne über den Vorsitzenden zu starten. Engagierte Detektive beschäftigten sich mit Senator Brewsters Beteiligungen an der Pan American Airways, die über Steuererleichterungen und Regierungsfranchisen marktführend geworden ist und dank Brewster die Exklusivrechte für Überseeflüge erhalten hat. Pan Am ist die Hauptkonkurrentin der Trans World Airways, an der Hughes seit 1939 massgeblich beteiligt ist. Im August 1947 stellte er sich dem Senatsausschuss und sah erstmals die FBI-Reporte der vierjährigen Abhörung seiner Telefone und Hotelsuiten, wobei auch seine Geliebten beschattet wurden.
Auch Brewster bezahlte einen Polizeileutnant, Joseph W. W. Shimon, der Hughes Hotelzimmer in Washington verwanzte und sein Telefon anzapfte. Hughes schlug zurück, indem die Schindler Detective Ageny Brewsters Zimmer im Mayflower Hotel verwanzte und herausfand, dass Brewster auf allen Pan Am-Flügen gratis fliegt und seine Ferien von der Airline bezahlen lässt. Die Untersuchung gegen Hughes wurde daraufhin fallengelassen.Kurz darauf „entstehen“ etwa hundert „Hughes for President“-Clubs in allen grösseren Städten, und Hughes wird zum Hauptlieferanten von Elektronik für die Air Force. Im November 1947 flog Hughes das erste und letzte Mal eine Meile weit seine hölzerne Herkules (Spruce Goose), deren Entwicklung den Staat $22 Mio. und seine Hughes Tool Company $50 Mio. gekostet hatte.
Im Mai 1948 kauft er die RKO, das drittgrösste Filmstudio hinter MGM und Twentieth Century Fox, und bietet Brewster einen Job als Schauspieler an, für $300 pro Woche, weil er kein Anfänger sei.
1952 unterstützt Hughes grosszügig die Senatskampagne des Gegners, worauf Brewster seinen Sitz verliert. RKO läuft schlecht, weshalb Hughes seine Aktien im September 1952 abstossen will. Aber nach einem Bericht des Wall Street Journals, wonach die 5 Käufer mit der Mafia verhängt seien, abgebrochen wird.

Als das House on Un-American Activities Committee seine Untersuchungen in Hollywood durchführt, zeigt sich Hughes sehr kooperativ. Die Büros werden verwanzt und Drehbuchautor Paul Jarrico, der sich weigert, vor dem Ausschuss auszusagen, wird gefeuert, was Hughes das Lob von Nixon einbringt. Hughes kommt einem daraufhin geplanten Streik der Screen Writer’s Guild zuvor, indem er gleich hundert Angestellte entlässt. Zudem verbietet er die Präsentation des Films Limelight in seinen Kinos, weil sich Charles Chaplin ebenfalls die Aussagen verweigerte. RKO schreibt unter seiner Führung bis zum Verkauf 1955 $24 Mio. Verluste, auch wegen seinen permanenten Interventionen bei den Filmen. Hughes verlangt von seinem Umfeld absolute Loyalität, vor allem von den meist grossbusigen Schauspielerinnen, die er als seinen Besitz betrachtet.

Obwohl er ab 1947 mit Jean Peters zusammenlebt, führt er seine Eroberungen weiter und hat Affären mit Tanzstar Cyd Charisse, dem Sopranostar Kathryn Grayson oder Starlett Terry Moore, die ein Kind von ihm bekommt, das aber nach 12 Stunden stirbt. Im März 1952 veranlasst Hughes, dass Terry sich nach 15 Monaten Ehe von Glenn Davis scheiden lässt, worauf der Footballstar den Milliardär spitalreif schlägt. Hughes lässt nicht nur seine Geliebten, sondern auch seine Freunde, Feinde, Angestellten oder irgendwelche Frauen, die ihm aufgefallen sind, von seiner Geheimpolizei beschatten. Mit einem Jahresetat von $2 Mio. führt Jeff Chouinard mit seinen Privatdetektive von 1950 bis 1954 über 100 Untersuchungen über Frauen wie Miss Italien Gina Lollobrigado, Susan Hayward, Elisabeth Taylor, Mitzi Gaynor, Barbara Payton, Anita Ekberg oder Zizi Jeanmaire durch, die Hughes erlauben, die Tagesabläufe und jedes Telefongespräch jeder einzeln zu verfolgen. Sein Spionagesystem funktioniert so perfekt, dass er vor Jane Greer weiss, dass sie schwanger ist.
Je älter Hughes wird, desto häufiger konzentriert er sich auf sehr junge Mädchen wie die 15jährige Sally Bliss. Dutzende von Möchtegernstars werden in sein RKO-Programm aufgenommen, wobei sie Gesangs-, Drama- und Fotokurse bekommen, aber wie Gefangene gehalten und permanent überwacht werden. Laut Confidential Magazine umfasst sein modernes Harem 164 Mädchen, und er benutzt die Wohnung von Walter Kane am Sunset Boulevard für Sexstunden. Einer empörten Mutter, die ihre 15jährige Tochter mit Hughes erwischt, zahlt er beinahe $1 Mio, um einen Prozess zu verhindern.

Aus Angst vor feindlichen Lauschangriffen hält er seine Geschäftssitzungen im fahrenden Wagen ab. Hughes engagiert Frank William Gay, den Assistenten seiner Sekretärin Nadine Henley, als Geschäftsführer und Carl Byoir Associates als PR-Agentur seiner Firmen. Während dem Krieg vertrat Byoir Nazi-Banker und -Industrielle wie Ernest Schmitz von I.G.Farben oder Friedrich Flick, der dank John McCloy freigesprochen wird. Flicks Sohn investiert $400’000 in die W. R. Grace Company von J. Peter Grace, der Nazi-Offiziere in Bolivien unterstützt. George DeMohrenschildt ist ein Partner von Firmengründer William Grace.

Hughes begann 1946 seine Zahlungen für Richard Nixon, der als jüngster Abgeordneter im Education and Labor Committee und im House of Un-American Activities Committee Einsitz nimmt. Nixon profitiert vom Ärger der Ölfirmen über Jerry Voorhis und wird von Standard Oil, Richfield Oil und Signal Oil als Gegenkandidat finanziert und dank Kyle Palmer von der Los Angeles Times, Union- und Tribune- Besitzer Jim Copley und Herbert Klein von der Alhamba Post-Advocate aufgebaut.

Verantwortlich für Nixons Dreckkampagne ist Murray Chotiner, der führende Mafiabosse wie Marco Reginelli vor dem Gericht vertritt. Chotiner erhielt sein Anwaltspatent mit 19 Jahren, arbeitete mit 23 an der Präsidentschaftskampagne von Herbert Hoover und leitete mit 33 die Kampagne von Earl Warren für den Gouverneursitz in Kalifornien. Entsprechend seinem Credo „Politik ist Krieg“ setzt er jedes Mittel ein. 1946 vermittelt er ein Treffen von Mafiaboss Mickey Cohen mit dem in seinem Territorium kandidierenden Nixon, der $5000 Wahlkampfunterstützung bekommt. Nixons Beziehungen zu Mobstern gehen bald über Miami hinaus und laufen auch über Bebe Rebozo, George Smathers, Bobby Baker, Dana Smith oder Richard Danner.

Das zweite Standbein von Hughes in der Politik ist Lyndon Baines Johnson. Alles in allem erhält Johnson von Hughes ab 1948 etwa $1 Mio. Schmiergelder. Auch die Baulöwen George und Herman Brown unterstützen Johnson für seinen Senatswahlkampf, den er 1948 dank der Manipulation des mächtigen George Parr gewinnt. Brown & Root avancieren dank Johnsons Staatsaufträgen während seiner Präsidentschaft zur weltgrössten Baufirma. Verschiedene Verfahren und Untersuchungen gegen Johnson werden politisch oder mit Morden verhindert. Johnson und sein Schützling John Connally haben beide Büros in Fort Worth, wo sie mit Gamblern wie W. C. Kirkwood in Kontakt kommen, die mit der Mafia und den Ölbaronen liiert sind. In Kirkwoods „The Four Deuces Club“ treffen sich H. L. Hunt, Clint Murchison, Amon Carter, Johnson, Connally und Sam Rayburn zum Pokern. Johnson lässt sich in seinem Büro von Jack Halfen, der Gelder von Frank Costello, Vito Genovese, Carlos Marcello, Jimmy Hoffa und ähnlichen Figuren bringt, finanzieren, und selbst als Vizepräsident nimmt Johnson dort noch Schmiergelder entgegen.

Quellen: Marrs: 292, Scott (1993): 235,(2000):60, Drosnin, Best: 49f, Brussell (1983): 10f, Summers (2000): 41-57,151,495f, Brown/Broeske: 225-274,281ff,288.

Oktober 1948 Truman und die Mafia

Paul Ricca und seine Komplizen werden unter dem Protest der Öffentlichkeit auf Bewährung freigelassen. Die immer noch von Chicago kontrollierten Gewerkschaften in Hollywood erzwangen mit Streiks und Sabotage, dass die Studios Harry S. Truman $5 Mio. zahlten, und das Syndikat versprach Truman die Unterstützung für die Wahl.

Auf Anweisung verhinderte der demokratische Politiker Jake Arvey mit seiner Kandidatur eine Nomination von Estes Kefauver.

Hoover unterstützte den republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Mafiajäger Thomas Dewey mit geheimen Informationen über Truman und arbeitete somit gegen seinen Chef. Dewey, der zum Alkoholmillionär Lewis Rosenstiel eine lange Bekanntschaft unterhält, schlug sich auf die Seite von Lucky Luciano und Meyer Lansky, die ihn unterstützen. Auch von Howard Hughes erhielt Dewey $25’000.

Doch Truman wird am 3.11.48 mithilfe eines Wahlbetrugs der Mafia von Chicago entgegen allen Wahlumfragen wiedergewählt. Justizminister Tom Clark, mit dem sich Murray Humphrey mehrmals getroffen hatte, um den Deal einzufädeln, wird kurz darauf von Truman zum Bundesrichter ernannt.

Quellen: Giancana: 226,248,253f, Summers (1993): 169ff, (2000): 128f,151,498, CSP:8.

Erstveröffentlicht bei Lupo Cattivo Blog