Dienstag, 17. Januar 2012

Mutmaßlichem NS-Kriegsverbrecher droht nun womöglich doch Gefängnis

Mutmaßlichem NS-Kriegsverbrecher droht nun womöglich doch Gefängnis:


Staatsanwalt beantragt Strafvollstreckung gegen Klaas Carel F.


INGOLSTADT, 17. Januar (AFP) – Knapp 67 Jahre nach Kriegsende muss ein bislang unbehelligt in Ingolstadt lebender mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher demnächst womöglich doch ins Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft beantragte nach Angaben eines Sprechers vom Dienstag beim Ingolstädter Landgericht, eine in den Niederlanden verhängte lebenslange Haftstrafe gegen den heute 89-jährigen Klaas Carel F. in Deutschland zu vollstrecken. Die Behörde bestätigte damit einen Bericht der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstagsausgabe). Das Landgericht muss nun entscheiden, ob der Antrag der Staatsanwaltschaft zulässig und begründet ist.


Die Niederlande fordern seit 2003 die Auslieferung des gebürtigen Niederländers. Seit November 2010 liegt auch ein europäischer Haftbefehl gegen F. vor. Damit sei Deutschland nach europäischem Recht zum Vollzug der Strafe gezwungen, argumentieren die Behörden in den Niederlanden.


Das ehemalige Mitglied des SS-Sonderkommandos “Silbertanne” war 1947 von einem niederländischen Gericht wegen der Ermordung von 22 Zivilisten zum Tode verurteilt worden. Die Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt. 1952 brach F. aus dem Gefängnis in den Niederlanden aus und floh nach Deutschland. 1957 stellte die deutsche Justiz ein Verfahren gegen ihn mangels Beweisen ein. Eine Auslieferung lehnten deutsche Behörden mit der Begründung ab, dass F. durch seinen Dienst in der SS aufgrund eines Erlasses von Adolf Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten habe.


rh/cha

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