Politspielchen als Hauptbeschäftigung:
Bei den Römern fielen noch Würfel, heute müssen es Steine sein, die gerne aufgefangen und zurückgeschleudert werden. Quelle: von Kris Seidl bei theintelligence.de
Auch Peer Steinbrück übt diese Sportart aus, unüberhörbar und vor allem transparent. Dabei hatten es die alten Römer noch wesentlich leichter mit der Addition, die Anzahl der Augen auf den Würfeln überschaubar und begrenzt. Was man von den Nebeneinkünften unserer Politiker nun wirklich nicht mehr behaupten kann.
So sei es selbst einem Finanzgenie wie Steinbrück verziehen, dass er unwesentlich nachbessern musste. Lediglich zwei Posten waren noch offen, sprich, mussten nachgenannt werden. Ansonsten führte der Kanzlerkandidat „nach eigenen Angaben auf Heller und Pfennig alles auf, was er in den vergangenen drei Jahren neben seiner Abgeordnetentätigkeit verdient hat – mit Ausnahme seiner Buchhonorare. Er konnte plausibel erklären, dass er dafür weder illegitime Hilfe des Bundestages in Anspruch genommen, noch seine Abgeordnetentätigkeit insgesamt ernsthaft vernachlässigt hat“.
Der Kommentator des SWR, welcher oben zitierte Zeilen verfasste, ist dann auch voll des Lobes für einen sich kämpferisch gebenden Politiker, der mit seinem Schritt nach vorne die heuchlerisch-verlogene Moralkampagne der Regierungskoalition aufdeckt. „Eine gute Woche für Steinbrück“ steht da noch geschrieben …. was auch hier nicht geschrieben steht, ist der Hinweis darauf, dass eine weitere Woche verschwendet wurde. Eine weitere Woche, in der sich kein einziger Politiker öffentlich darüber Gedanken zu machen scheint, dass Nebeneinkünfte, so unfehlbar sie nach Gesetz auch erfolgten, an sich fehl am Platze sind, weil sie von der eigentlichen Arbeit, die voll Verantwortung aufgenommen wurde, ablenkt. Weil Interessenskonflikte unabwendbar sind, egal, ob man sich als Vorstandsmitglied bzw. Aufsichtsrat einer Krankenversicherung, Bank oder eines Industriekonzerns verdingt oder als gefeierter und stets wohl dotierter Redner, vor welchen Lobbyistenverbänden auch immer, spricht. Ganz abgesehen davon, dass von „nebenbei“ angesichts leerer Plenarsäle (ein weiterer Widerspruch) nicht die Rede sein kann. Das fördert nicht Vertrauen, sondern Verdrossenheit. Was könnte man alles mit 1,25 Millionen Euro machen, um beim aktuellen Beispiel zu bleiben! Dirk Niebel wäre vielleicht nicht gezwungen, Hilfsgelder für das Flüchtlingslager Dadaab in Kenia zu streichen! Für sechs Gesundheitsstationen stellt das Entwicklungshilfeministerium die Hilfe ein, berichtet SPON. Vermutlich wurde es einfach zu viel für den sensiblen Dirk, bereits 2011 war für ihn “Das Ausmaß menschlichen Elends und die Perspektivlosigkeit der betroffenen Menschen zu sehen ,.. nur schwer erträglich.”
Ob aus diesem oder anderem Grund, Fakt ist, dass die Zuständigkeit für das Dadaab vom Entwicklungshilfeministerium auf das Auswärtige Amt überging, genaueres weiß man nicht, bzw., will man nicht wissen. Amtsgänge sind lang, da fiel Dadaab wohl raus aus der humanitären Hilfe. Aber halt! Niebel ist ja FDP! Der Gegner, der Feind! So unwahrscheinlich es schon deshalb sein mag, dass Steinbrück seine Gelder anbietet, so sicher würden sie denn auch abgelehnt. Die Fronten müssen gewahrt bleiben, Säbel rasseln allein für den Wahlkampf, um den Sitz auf der Regierungsbank und somit für gesicherte „Nebeneinkünfte“ als Hauptbroterwerb.
Nein, bitte nicht Kopf nicken jetzt! An die Nase fassen ist angesagt: Wie viele Manager setzen leichtfertig Firmenkapital in den Sand und Arbeitsplätze aufs Spiel, des eigenen Vorteils wegen? Wie viele fähige und loyale Mitarbeiter werden weggemobbt und abgeschoben – auf allen Etagen – nur um den Kumpel, Vereinskamerad oder Lover auf einen schon vielfach angesägten Stuhl zu hieven? Na, und der Zweig, der vom Nachbarbaum überhängt, darf dies auch nur, weil Familie Soundso ja so sympathisch ist. Aber wehe, dieses Blatt wendet sich: Dann hat der zugehörige Stamm selbst in drei Meter Entfernung vom Zaum keine Daseinsberechtigung.
Wie soll man sich da noch aufs Wesentliche konzentrieren können? Sich einfühlen können in das tägliche Leben einer ganz normalen Durchschnittsfamilie mit all Ihren Sorgen und Nöten? Geht nicht, deshalb kommen auch Vorschläge für die private Zusatzrente zustande, zugeschnitten auf diejenigen, die sich dank des aktuellen Verdienstes nicht einmal eine solide Gesetzesrente aufbauen können. Dies nur als Beispiel.
Für Steinbrück bleibt zu hoffen, dass er seine wohldotierten Reden besser durcharbeitet als seine Kampfansagen. Der Stein, der auf ihn geworfen wurde, muss ihn zumindest gestreift haben, ohne Not hätte er sicherlich nicht reagiert. Ein solcher Stein muss aber erneut geworfen werden, um zum funktionsfähigen Bumerang werden zu können. Nachdem er selbst diesen Effekt verursachen möchte, könnte dies schmerzhaft werden.
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