Dienstag, 27. März 2012

Sex-Partys drohen Strauss-Kahn zum Verhängnis zu werden

Sex-Partys drohen Strauss-Kahn zum Verhängnis zu werden:

Von Christine Longin
Ermittlungen gegen früheren IWF-Chef wegen Zuhälterei
Bis zu 20 Jahre Haft in Frankreich möglich
Paris, 27. März – Dass der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ein Doppelleben zwischen internationaler Finanzwelt und Sex-Clubs führte, ist seit seiner spektakulären Festnahme in New York im Mai bekannt. Doch nun untersucht die französische Justiz, welche Rolle der 62-Jährige genau in der Welt der Callgirls spielte: Wegen “bandenmäßiger Zuhälterei” wird seit Montagabend gegen den früheren Hoffnungsträger der Sozialisten in Frankreich ermittelt. Im Klartext heißt das, dass Strauss-Kahn die Sex-Partys mit den Prostituierten mitorganisiert haben soll.
Dass er an solchen Partys teilnahm, bestreitet “DSK”, wie Strauss-Kahn in Frankreich genannt wird, nicht. Allerdings will er nicht gewusst haben, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte. Einige der Damen seien ihm doch sogar von Polizeibeamten vorgestellt worden, gab er bei seiner Befragung im Polizeigewahrsam Ende Februar an. Für ihn geht es nun darum, einer Gefängnisstrafe in Frankreich zu entgehen – auf “organisierte Zuhälterei” stehen bis zu 20 Jahre Haft.
Dabei hatte Strauss-Kahn mithilfe seiner Staranwälte erst im vergangenen August ein Strafverfahren in den USA abgewendet. Die US-Justiz ließ den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung fallen, nachdem Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Opfers aufgekommen waren. Das New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo fordert aber Schadenersatz in einem Zivilverfahren, in dem am Mittwoch die erste Anhörung angesetzt ist.
Strauss-Kahn wird nicht zu der Anhörung nach New York kommen, auch wenn ihn die Staatsanwaltschaft Lille am Montagabend gegen eine Kaution von 100.000 Euro freiließ. Aber der 62-Jährige steht unter Justizaufsicht: Mit seinen Mitbeschuldigten darf er ebensowenig sprechen wie mit den Medien. Einige der Männer, die zusammen mit ihm die Sex-Partys organisiert haben sollen, sind ohnehin schon von dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) abgerückt.
So bemerkte der Zuhälter “Dodo, der Salzhering”, der die Frauen für die Partys beschafft haben soll, zum Vorwurf der Prostitution: “Wenn man eine junge Frau oder eine Dame eine Stunde kennt und dann Sex hat, dann sind das in der Regel bezahlte Dienste.” Auch eine belgische Prostituierte meldete sich zu Wort und gab an, dass Strauss-Kahn von ihrer Bezahlung gewusst habe. Ein weiteres Callgirl soll “DSK” nach dessen “Tarifen” für weitere Dienste gefragt haben.
Mehrere SMS von Strauss-Kahn nähren zudem den Verdacht, dass der 62-Jährige die Frauen für die Partys mitorganisierte. So schrieb er laut Presseberichten im Mai 2009 an den Geschäftsmann Fabrice Paszkowski, gegen den ebenfalls wegen der Callgirl-Affäre ermittelt wird: “Ich nehme eine Kleine mit in die Nachtclubs von Wien am Donnerstag, 14. Mai. Willst Du mit einem Fräulein kommen?”
Paszkowski soll zusammen mit einem anderen Unternehmer die Partys bezahlt haben. Dass Strauss-Kahn auch darin verwickelt war und damit Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern leistete, verfolgt die Staatsanwaltschaft Lille nicht weiter. Auch so ist der Schaden für den Ex-IWF-Chef groß, der mit einer Anklage wegen “organisierter Zuhälterei” rechnen muss, auch wenn seine Anwälte umgehend Widerspruch gegen das Ermittlungsverfahren einlegten.
Sein ausschweifendes Sexualleben wirft auch einen Schatten auf die Führungsqualitäten des 62-Jährigen an der Spitze des IWF. Die Grünen-Präsidentschaftskandidatin Eva Joly bemerkte bissig: “Man fragt sich, wann er eigentlich Zeit hatte, sich wirklich um den IWF zu kümmern, wenn man seinen Terminkalender mit den Mädchen sieht.”
AFP

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