Montag, 22. April 2013

A lot of nice German People.

A lot of nice German People.:
Die Zeitung “San Francisco Chronicle” brachte am 12. Juni 1984 ein Interview mit Archibald “Archie” Williams (1. Mai 1915 – 24. Juni 1993, Sieger des 400 Meter Laufs 1936 in Berlin), das ich hier in Auszügen und ins Deutsche übersetzt wiedergebe:
Hitler’s Spiele
Höhepunkt für Goldmedailliengewinner Archie Williams.
Wie war es wirklich bei den 1936er Spielen in Nazi-Deutschland?
„Es war wie im Film.“ meint Archie Williams, Sieger des 400 Meter Laufs der Spiele 1936. „Alles war so sauber. Die Straßen waren frisch geteert. Das Stadion war neu. Man konnte es sehen, sie waren wirklich darum bemüht dem Rest der Welt einen guten Eindruck zu vermitteln.“
„Das Hotel in dem wir (Athleten) wohnten war gerade erst gebaut. Wir hatten alles was wir wollten, einen Erholungsraum, eine Bowlingbahn, einen Friseur. Ich erhielt sogar eine neue Zahnfüllung während unseres Aufenthalts.“
„Es muß nicht erwähnt werden, daß dies eine Spitzenerfahrung für jemanden war, der noch nie weiter von zu Hause (Oakland) weg war, als zu den Fresno Staffelläufen.“
Williams und die anderen schwarzen Athleten waren eine Neuheit für die Deutschen.
„Kleine Kinder kamen auf offener Straße zu uns und wollten unsere Haut berühren.“ erinnert er sich. „Sie haben wahrscheinlich noch nie einen Schwarzen gesehen.“
Auch gab es keine unerwarteten Zwischenfälle. Selbst die vermeintliche Abfuhr von Jesse Owens durch Hitler ist eine Vermutung, so Williams’ Meinung.
„Hitler verteilte an niemanden Medaillen, außer an die paar Deutschen die gewannen.“, sagte er. „Außerdem war er nicht die ganze Zeit da. Er kam und ging. Ich erinnere mich an später, als Jesse gefragt wurde, ob er von Hitler nicht beachtet wurde, er sagte, Präsident Roosevelt tat es auch nicht, als ich nach Hause kam.“
„Als ich nach Hause kam fragte mich jemand: „Wie haben die dreckigen Nazis dich behandelt?“ Ich antwortete, daß ich keine dreckigen Nazis gesehen habe, nur eine Menge netter Deutscher. Und ich mußte im Bus nicht hinten sitzen als ich dort war.“
ArchieWilliamsOIympiade1936
San Francisco Chronicle vom 12. Juni 1984
Zum vergrößern, den Zeitungsausschnitt anklicken. Die umrandeten Passagen sind die übersetzten.
Im Prinzip spricht der Artikel für sich, dennoch halte ich vier Dinge für bemerkenswert. Erstens: Williams spricht von sich selbst als “Schwarzen”.
Zweitens der Satz: “Hitler verteilte an niemanden Medaillen, außer an die paar Deutschen die gewannen.“ Es ist sehr fraglich ob diese Aussage wirklich von Archibald Williams stammt, denn deutsche Athleten gewannen 1936 die meisten Medaillen, vor den USA. Siehe hier. Williams mußte dies wissen, schließlich war er Teilnehmer dieser Olympiade und somit direkt vor Ort.
Drittens: Laut dem Zeitungsbericht mußten “Schwarze”, also Menschen mit dunklerer Hautfarbe in den USA im Bus hinten sitzen. Interessant, interessant…
Viertens: Jesse Owens, 4-facher Olympiasieger 1936, schrieb in seinem 1970 erschienenem Buch “The Jesse Owens Story”:
“When I passed the Chancellor he arose, waved his hand at me, and I waved back at him. I think the writers showed bad taste in criticizing the man of the hour in Germany.”
Übersetzt:
„Als ich am Kanzler vorbeikam, stand er auf, winkte mir zu und ich winkte zurück. Ich denke, die Journalisten zeigten schlechten Geschmack, als sie den Mann der Stunde in Deutschland kritisierten.“
Jesse Owens zu Ehren fand nach seiner Rückkehr in die USA eine “Konfetti-Parade” in New York statt. Anschließend wurde er für seine sportlichen Leistungen im noblen Waldorf – Astoria Hotel geehrt – nachdem er, als Mensch dunkler Hautfarbe, mit dem Lastenaufzug nach oben zu seiner “Ehrung” fahren mußte. Damals waren viele Hotels in USA noch unterteilt. Hotels für Weiße, Hotels für Schwarze…
Vom Weißen!! Haus erhielten schwarze Olympiateilnehmer damals keine Einladung, Glückwunschtelegramme gab’s auch keine. Der böse Adolf hat Jesse Owens aber immerhin ein Bildchen von sich geschenkt – und angeblich soll ein Foto existieren auf dem sich die beiden sogar die Hand geben.

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