Donnerstag, 27. September 2012

Vom "grünen Widerstand"

Vom "grünen Widerstand":
Omran ben Schaaban, Gaddafis Mörder
Omran ben Schaaban
Seit dem Sturz von Muammar Gaddafi herrscht in Libyen Chaos und praktisch eine Herrschaft einzelner Clans anstelle einer Zentralregierung. Die Spaltung ist nach der Ermordung des amerikanischen Botschafters Chris Stevens noch vertieft worden, denn diese ohnmächtige Zentralregierung hatte es sich plötzlich auf die Fahnen geschrieben, alle von ihr vorher unterstützten Militia nun zu entwaffnen und zu zerschlagen. In den Medien liest und hört man immer öfter den Begriff “Gaddafi-Anhänger” - wenn all das, was man diesen inzwischen zuschreibt, wirklich in die Verantwortung einer solchen Gruppe fällt, dann ist das wohl immer noch oder inzwischen wieder eine Macht, mit der man rechnen muss. Aber gibt es sie wirklich?

Omran ben Schaaban ist genau der “Glückspilz” gewesen, welcher - der offiziellen Version zufolge - Muammar Gaddafi stellte, als sich dieser in einem Wasserrohr von einem NATO-Luftangriff verbarg. In den schrecklichen Videoaufnahmen der letzten Minuten des Oberst ist das gut dokumentiert - ben Schaaban posierte vor den vielen Kameras und Handys, fuchtelte mit dem goldenen Revolver des libyschen Führers herum und verspottete den schutzlosen, noch lebenden Gefangenen.


Wie sich nun herausstellte, ist dieser halbstarke Poser letztlich doch seiner in Bani Walid erfolgten Hinrichtung erlegen - bis Paris hatte er es noch geschafft. Übrigens ist es gerade die Episode mit dem goldenen Schießeisen, die den Gedanken aufkommen läßt, dass Gaddafis Flucht aus Sirte sowie der Angriff und die Zerstörung seines Konvois nichts als eine Inszenierung ist. Die Sache mit der güldenen Waffe ist dermaßen hollywood-mäßig, dass man sich wirklich fragt, ob das jetzt ernstgemeint war. Nach dem “potemkinschen” Tripolis in der Wüste des Katar braucht man sich aber über nichts mehr zu wundern. Realiter ist es gut möglich, dass man den Oberst einfach nur an diese Stelle brachte und ihn einem herumlungernden Trupp der Misurata-Brigaden übergab, der sein Glück nicht fassen konnte und Gaddafi umbrachte.

Omran ben Schaaban wurde mit dreien seiner Kumpane im Juli von unbekannten überfallen und nach Bani Walid gebracht. Ja, das ist das Bani Walid, das eine der letzten “Hochburgen” des Oberst war und trotz permanenter NATO-Luftangriffe dutzende Angriffswellen der “Rebellen” abwehren konnte.

Das derzeitige Oberhaupt Libyens, Mohammed al-Magharif, hatte persönlich mit den Ältesten der Stadt um die Befreiung der Gefangenen verhandelt. Er erreichte schließlich die Freilassung Schaabans und zweier seiner Kumpane; der dritte hatte wohl inzwischen das Zeitliche gesegnet, und auch Schaaban war bereits halbtot. Man brachte den “Helden der Revolution” zur Behandlung nach Paris, und die Geschichte geht eben so aus, dass vorgestern, am 25. September, sein Sarg wieder in Misurata eintraf.

Was nach und nach mit den Verrätern Gaddafis passiert, ist geradezu mysteriös, man könnte fast einen Kriminalroman darüber zusammenbekommen. Omran ben Schaaban ist ja nicht der erste, der von den geheimnisvollen “Gaddafi-Anhängern” umgebracht wird.

Wenn die Sache sich so weiter entwickelt, wird es bald niemanden mehr geben, der Zeuge der Gefangennahme und der Ermordung Gaddafis ist - falls es heute überhaupt noch Zeugen gibt. Es scheint fast, als wird eine Legende über die “Rache der Gaddafi-Jünger” gesponnen, damit man sich unter diesem Deckmantel der Zeugen dieser Vorgänge entledigt. Eigentlich eine ganz normale Sache. Politik.

Plausibel wäre auch, dass “Gaddafi-Anhänger” eine Vereinfachung der Medien ist und man damit den Warfalla-Stamm meint. Das hätte seine Richtigkeit, denn dieser Stamm war die Hauptstütze Gaddafis und zu seiner Zeit einigermaßen privilegiert - unter den neuen Machthabern aber genau aus diesen Gründen diskriminiert und verdrängt. Die Warfalla sind indes nicht nachtragend - sie rächen sich und vergessen die Sache danach.

Ach, und “der Mann, der Gaddafi umbrachte” war ja theoretisch Anwärter auf die von der USA verprochene Kopfprämie i.H.v. umgerechnet 800.000 US-Dollar. Dieses vollkommen unbedeutende Versprechen hat man aber ganz fix wieder vergessen.

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