Fresenius will Deutschlands größter privater Klinikbetreiber werden:
Gesundheitskonzern plant Übernahme der Rhön-Klinikum AG
Bad Homburg, 26. April – In Deutschland soll ein neuer privater Krankenhaus-Riese entstehen. Der Gesundheitskonzern Fresenius machte den Aktionären des Klinikbetreibers Rhön-Klinikum am Donnerstag ein Übernahmeangebot. Verdi und die kommunalen Krankenhäuser warnten vor der Marktmacht des dann größten deutschen Krankhaus-Konzerns.
Fresenius bietet den Rhön-Klinikum-Aktionären 22,50 Euro je Aktie und will das Unternehmen mit seiner Krankenhaus-Tochter Helios verschmelzen, wie der Konzern am Firmensitz im hessischen Bad Homburg mitteilte. Der Kaufpreis für alle ausstehenden Rhön-Klinikum-Aktien belaufe sich auf 3,1 Milliarden Euro. Das Angebot an die Aktionäre steht demnach unter dem Vorbehalt, dass Fresenius mindestens 90 Prozent des Grundkapitals bis zum Ende der Annahmefrist erhält.
Der neue gemeinsame Klinikkonzern soll nicht an der Börse notiert werden. Die Kartellbehörden müssten dem Zusammenschluss zustimmen. Hierfür ist es nach Angaben von Fresenius womöglich nötig, einzelne Kliniken zu verkaufen.
Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch empfahl den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebotes. “Ich halte den Zusammenschluss für einen richtigen und wegweisenden Schritt, von dem die Patienten, die Mitarbeiter und die Aktionäre der Rhön-Klinikum AG profitieren werden”, erklärte Münch. Er selbst und seine Frau würden ihr Aktienpaket im Umfang von 12,45 Prozent des Grundkapitals an der Rhön-Klinikum AG veräußern.
Der neue Klinikverbund werde “erhebliche Vorteile” bei Einkauf, Service und Verwaltung bringen, erklärte Fresenius. Auch für Patienten ergäben sich “weitere Qualitätsverbesserungen”. Zur Rhön-Klinikum AG gehören 53 Krankenhäuser mit 16.000 Betten und 39 medizinische Versorgungszentren. 2011 seien dort 2,3 Millionen Patienten behandelt worden. Fresenius bringt in die Partnerschaft 75 Klinik-Standorte ein.
Damit werde ein deutschlandweites Netz an Kliniken geschaffen, erklärte Fresenius. Drei Viertel der Bevölkerung könnten dann innerhalb einer Stunde einen der Krankenhaus-Standorte des Konzerns erreichen. Für den neuen Krankenhaus-Riesen würden 80.000 Beschäftigte arbeiten.
Der Vorsitzende des Interessensverbandes Kommunaler Krankenhäuser, Bernhard Ziegler, sagte dem “Tagesspiegel” vom Freitag, er könne sich nicht vorstellen, “dass die Übernahme durch das Kartellamt genehmigt wird. Die Gewichte würden sich dadurch weiter zu Lasten der öffentlichen Träger verschieben.” Es könne nicht sein, dass die Wettbewerbshüter Zusammenschlüsse und Kooperationen von Gemeinwohl orientierten kommunalen Unternehmen verböten, aber einen privaten Klinikriesen entstehen ließen.
Die Gewerkschaft Verdi äußerte die Befürchtung, “unrealistische Renditeziele” des Klinikbetreibers könnten zu Personalabbau führen. Es entstünden durch den neuen Großkonzern “nicht mehr aufzuholende Nachteile für öffentliche, kirchliche und freigemeinnützige Krankenhäuser”. Verdi wehre sich dagegen, “dass aus Mitteln der Krankenversicherung die Rendite von Aktionären bezahlt wird”.
oel/ul(AFP)
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