Analysten sehen anhaltende Schuldenkrise als Grund
LONDON, 29. Dezember (AFP) – Der Euro ist am Donnerstag auf einen neuen Tiefstand gefallen. Gegen Mittag fiel der Kurs gegenüber dem US-Dollar auf 1,2882 und damit auf den tiefsten Stand seit dem 10. Januar 2010. Auch gegenüber der japanischen Währung Yen gab der Euro nach. Am Donnerstag war der Euro gegenüber dem Dollar kurzfristig bereits auf den tiefsten Kurs seit dem 11. Januar 2010 gefallen. Analysten führen den schwachen Euro auf die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone zurück.
Italien muss währenddessen für die Aufnahme neuer Schulden weiterhin einen hohen Zinssatz schultern: Bei der Ausgabe zehnjähriger Staatsanleihen am Donnerstag lag der Zinssatz, den die Investoren verlangten, nur knapp unter den als kritisch gesehenen 7,0 Prozent. Italien gab am Donnerstag Anleihen mit Laufzeiten von zehn und drei Jahren aus. Damit wollte der Staat eigentlich bis zu 8,5 Milliarden Euro einnehmen – die Investoren nahmen aber nur Papiere im Gesamtwert von 7,0 Milliarden Euro ab.
Italien, die drittgrößte Wirtschaftsmacht in der Euro-Zone, ist mit rund 1900 Milliarden Euro hoch verschuldet. In diesem Jahr musste die Regierung insgesamt 430 Milliarden Euro an den Märkten aufnehmen. Im kommenden Jahr werden es 450 Milliarden Euro sein – mehr als die Hälfte davon in den ersten vier Monaten des Jahres. Analysten werten den Ausgang dieser Schuldenaufnahme als entscheidend für das Überleben des Euro.
Die Banken der Eurozone haben von Mittwoch auf Donnerstag etwas weniger Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) deponiert als einen Tag zuvor. Die Kredithäuser lagerten Einlagen in Höhe von 437 Milliarden Euro bei der Notenbank ein, wie diese in Frankfurt am Main mitteilte. Von Dienstag auf Mittwoch hatten die Institute noch eine Rekordsumme von 452 Milliarden Euro bei der EZB deponiert.
Die Höhe des bei der Notenbank geparkten Geldes gilt als Indikator für die Abneigung der Geschäftsbanken, sich gegenseitig Geld zu leihen. Die Konditionen bei der EZB sind mit einer Verzinsung von derzeit 0,25 Prozent deutlich schlechter als auf dem Interbankenmarkt. Dort hatte der Eintageszinssatz zuletzt bei 0,417 Prozent gelegen. Aufgrund des weiter anhaltenden Misstrauens der Kredithäuser untereinander ziehen diese derzeit jedoch die EZB vor, um ihr Geld über Nacht zu deponieren.
ilo/mt/bie
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