Dienstag, 27. Dezember 2011

Die graue Eminenz im Kreml rückt zum Stellvertreter Putins auf

Die graue Eminenz im Kreml rückt zum Stellvertreter Putins auf:


Von Antoine Lambroschini


Surkow feilt seit Jahren am Konzept der “gelenkten Demokratie”


MOSKAU, 27. Dezember (AFP) – Trotz seines jugendlichen Aussehens hat Wladislaw Surkow sich in beständiger Arbeit den Ruf einer grauen Eminenz im Moskauer Politikbetrieb verdient. Der 47-jährige Verehrer des langjährigen Präsidenten und derzeitigen Ministerpräsidenten Wladimir Putin rückt jetzt zu dessen Stellvertreter im Regierungamt auf. Surkow ist ein Strippenzieher des Systems Putins und der führende Kopf hinter dem Konzept der “gelenkten Demokratie”, das in der Opposition seit den Parlamentswahlen vom 4. Dezember so vehement als Täuschung der Öffentlichkeit kritisiert wird.


Die Weltöffentlichkeit nimmt seit Monaten mit Verblüffung zur Kenntnis, wie Putin und Präsident Dmitri Medwedew nach dem geschickten Wechsel Putins vom Präsidenten- ins Ministerpräsidentenamt 2008 eine weitere Personalrochade betreiben: Putin will nach den Präsidentenwahlen am 4. März erneut ins höchste Staatsamt wechseln, Medwedew soll dann sein Amt als Ministerpräsident erhalten. Solche Schachzüge entsprechen ganz dem Geschmack Surkows, der sich bislang weitgehend im Hintergrund hielt.


“Er ist ein Marionettenspieler, der das politische System vor langer Zeit privatisiert hat, die Medien unter Druck setzt und die Führung des Landes desinformiert”, wetterte der Milliardär Michail Prochorow kürzlich gegen Surkow. Prochorow hatte im Frühjahr die Kreml-treue Partei Gerechte Sache gegründet, war aber wenige Monate später entmachtet worden. Die starke Fokussierung der russischen Staatsmedien auf das Gespann Putin-Medwedew wird in Moskau gerne als “Surkowsche Propaganda” bezeichnet.


Der 47-Jährige machte aus seiner Verehrung Putins nie ein Geheimnis. “Putin ist von Gott und dem Schicksal geschickt worden, als Russland eine schwere Zeit durchmachte”, sagte Surkow im Juli. Der Sohn eines Tschetschenen und einer Russin arbeitete bis 1996 für den unter Putin enteigneten und heute inhaftierten Ex-Ölunternehmer Michail Chodorkowski.


In den letzten Monaten der Präsidentschaft von Boris Jelzin, kam Surkow 1999 dann in den Kreml. Dort blieb er auch nach der Einsetzung des Putin-Zöglings Medwedew 2008. Surkow stehe in ständigem Austausch mit Putin und Medwedew, sagt der im vergangenen Jahr in Ungnade gefallene Gleb Pawlowski, der als Präsidentenberater lange mit Surkow zusammenarbeitete. “Er ist für die Führung unentbehrlich.”


Schließlich steht Surkow hinter dem Erfolg der Kreml-Partei Einiges Russland, die alle Institutionen und die Verwaltung des riesigen Landes durchdringt. Auch die Kreml-Jugend Naschi, die Putin gerne bei Großveranstaltungen medienwirksam die Treue schwört, soll Surkow ins Leben gerufen haben. Privat verfügt er offenbar über eine literarische Ader. Experten halten Surkow für den Autor des Buches “Nahe Null”, eine Geschichte über Liebe und Einsamkeit in einer korrupten Welt. Das Buch erschien 2009 unter seinem mutmaßlichen Pseudonym Natan Dubowizki. Surkows Ehefrau heißt Natalia Dubowizkaja.


ao/jah

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