Freitag, 29. März 2013

Die sogenannten Geschäftsmodelle der Banken

Die sogenannten Geschäftsmodelle der Banken:
von Manfred Gburek 
Operation gelungen, Patient Zypern lebt. Aber wie! Geld knapp, Zukunft ungewiss, nur die Hoffnung stirbt zuletzt. Das Schlimme daran: Bankkunden mit Beziehungen haben ihr Geld längst in Sicherheit gebracht. Da helfen auch keine zur Schau gestellten Entlassungen oberster Banker, um das Volk zu beruhigen. Dessen Vertrauen ist dahin. So weit die aktuelle Bestandsaufnahme.
Was folgt daraus? Für Zyprer auf jeden Fall viel, in erster Linie Schlechtes. Und für den Rest der Eurozone? Unmittelbare Auswirkungen sind nicht auszumachen. Wohl dagegen mittelbare, und die haben es in sich: Die verschiedenen handwerklichen Fehler bei den Versuchen, Zypern zu retten, sollen sich nicht noch ein Mal wiederholen. Also gilt es vorzubeugen: gegen Kapitalflucht, Steuerhinterziehung, Korruption, Geldwäsche und einiges mehr. Deshalb brüten zurzeit einige Expertengruppen aus der Eurozone fieberhaft über Plänen zur Vereinheitlichung der Spielregeln.
An erster Stelle im Fokus: eine gemeinsame Einlagensicherung für alle Euroländer. Sie wird mehrstufig sein, das heißt, die bestehenden Systeme (gesetzlich und freiwillig) sollen irgendwie integriert werden. Wie, ist in den erwähnten Expertengruppen umstritten. Eines steht indes fest: Der im Fall Zypern zunächst zustande gekommene und später revidierte Unfug, auch kleine Sparer zur Rettung des Landes vor der Pleite heranzuziehen, wird sich nicht wiederholen.
Wie steht es um die sogenannten Geschäftsmodelle der Banken? Da wird es schon etwas schwieriger. Es gibt Banken mit und ohne Altlasten aus den Jahren 2008/09. Die einen halten sich bei der Kreditvergabe zurück, die anderen springen in die Bresche, diktieren dann allerdings die Konditionen gegenüber ihren Kunden nach Gusto. Man muss streng zwischen dem klassischen Kreditgeschäft und dem Investment Banking unterscheiden. Im ersten Fall kassieren die Banken eine verhältnismäßig geringe, aber stetige Zinsmarge, im zweiten Fall recht üppige einmalige oder mehrmalige Honorare, etwa für die Vermittlung von Fusionen und Übernahmen.
Und wer kümmert sich um die privaten Kunden, die einfach nur ihr Geld möglichst rentabel anlegen wollen? Banken einschließlich Sparkassen bieten ihnen zu diesem Zweck überwiegend Fonds an. Dieses Verfahren dient der Rationalisierung und wirft nebst Provisionen noch erkleckliche Gebühren ab. Aber dient es auch den Kunden? Eher nicht, denn die meisten Fonds sind spezialisiert, sodass erst eine Fondsmischung den erforderlichen Risikoausgleich schafft. Als Problemlöser bieten sich börsengehandelte passive Fonds an, die ohne die üblichen Fondsmanager auskommen. Doch an ihnen verdienen Banken nicht genug, also bieten sie sie ihren Kunden nur ungern an.
Ich bin immer wieder erstaunt, was den Banken so alles einfällt, um auch weniger betuchte Kunden zu gewinnen oder zu halten. Das begann bereits 1994 mit der Gründung der Direkt Anlage Bank (heute DAB Bank) durch die HypoVereinsbank (heute ein Teil von Unicredit). Kurz darauf folgten die Konkurrenten Consors (heute Cortalconsors) und comdirect, später weitere. Sie alle witterten ein großes Potenzial in Kunden, die es leid waren, für jeden Aktienkauf oder -verkauf ein ganzes Prozent Provision unabhängig vom Auftragswert zu zahlen. Sie wollten den Nachteil, den sie durch die von ihnen propagierten niedrigeren Provisionssätze erlitten, mithilfe eines schwungvollen Aktienhandels kompensieren.

Das Experiment gelang nur zum Teil, weil neue Kunden mühsam gewonnen werden mussten, der ausufernde Wettbewerb auf die Provisionen drückte und die Mutterbanken das muntere Treiben ihrer Töchter argwöhnisch beobachteten. Der Wettbewerb ist bis heute zwar nicht geringer geworden, eher das Gegenteil ist der Fall, aber die Direktbanken profitieren von drei Trends:
  1. Mündige Anleger verzichten lieber auf das, was sich bei den traditionellen Banken und Sparkassen Beratung nennt, in Wahrheit jedoch Verkauf ist.
  2. Inzwischen konnten zwei ganze Generationen so viel Börsenerfahrung sammeln, dass sie spielend leicht von ihrem heimischen Computer aus Bankgeschäfte erledigen und dabei gehörig Geld sparen.
  3. Anfang 2009 wurde die Abgeltungsteuer eingeführt. Seitdem können Anleger nach Herzenslust auch kurzfristig an der Börse spekulieren, ohne darauf achten zu müssen, ob sie ihre Wertpapiere – wie bis Ende 1998 – schon länger als ein Jahr halten. Denn bis dahin galt diese Frist, wenn man Kursgewinne steuerfrei kassieren wollte. Der Wermutstropfen: An der Abgeltungsteuer, immerhin 25 Prozent plus Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer, kommt kaum ein Wertpapieranleger vorbei. Ausnahme: Die Günstigerprüfung durch das Finanzamt ergibt, dass der persönliche Steuersatz gelten soll.
Wie wir wissen, belassen es Direktbanken, aber auch traditionelle Banken und Sparkassen, mittlerweile nicht mehr einfach nur bei der Verführung ihrer Kunden zur Spekulation mit Fonds, Aktien und anderen Wertpapieren. Vielmehr nutzen sie den Spieltrieb der Kunden aus. Nachdem der Neue Markt, eine Spielerbörse schlechthin, zu Beginn der Jahrtausends zusammengebrochen war, kam das Spiel mit Derivaten in Schwung, vor allem mit Zertifikaten, Optionsscheinen und Aktienanleihen.
Besonders mit Zertifikaten betrieben Banken eine Scharlatanerie, die auf die Entmündigung der Anleger hinauslief: Ihre mit Finanzmathematikern besetzten oder von diesen beratenen Spezialabteilungen ersannen für jede denkbare Börsenentwicklung eine Lösung – allerdings mit dem gravierenden Schönheitsfehler, dass auf keinem Zertifikat stand, ob die Börse die von ihm repräsentierte oder irgendeine andere aus Hunderten möglicher Zickzackbewegungen einschlagen würde.
Dem von der Deutschen Bank herausgegebenen Magazin „db-X markets“, Ausgabe März 2013, ist der folgende Passus zu entnehmen: „Eine Steigerung gab es bei der Anzahl der börsennotierten Produkte. So waren 942.371 Optionsscheine und Zertifikate per Ende 2012 an deutschen Börsen notiert, das sind rund 150.000 Produkte mehr als 2011.“ Wie ist so etwas möglich? Ganz einfach: Weil gierige Anleger der Spielsucht verfallen sind und Banken dies bei der Realisierung ihres Geschäftsmodells ausnutzen.
Wie man sieht, lauern Gefahren für Anleger nicht nur in Zypern – und in anderen angeschlagenen Euroländern, was sich in Italien bereits abzeichnet -, sondern überall und sogar in der Heimat. Den von daher drohenden Konsequenzen können Sie nur entgehen, wenn Sie alle Anlagen extrem kritisch unter die Lupe nehmen, Ihr Geld streuen und – 2013 besonders wichtig – das Timing beachten. Dazu werde ich Ihnen in den kommenden Wochen konkrete Hinweise geben. Heute wünsche ich Ihnen abschließend ein frohes Osterfest, verbunden mit viel Entspannung von allem, was mit Geld zu tun hat.
Quelle gburek 

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