Dienstag, 17. Januar 2012

So macht die Pharmaindustrie Kritiker mundtot

So macht die Pharmaindustrie Kritiker mundtot:

FDA entzieht wichtigem Berater das Stimmrecht, nachdem es sich offen gegen Verhütungsmittel der Firma Bayer ausgesprochen hatte. Einem prominenten Experten für Gesundheitsfragen und Pharmazeutika, Dr. Sidney M. Wolfe, Direkter der Public Citizen Health Research Group (HRG) und Mitglied des Beratungskomitees für Medikamentensicherheit und Risikomanagement der U.S. Food and Drug Administration (FDA), wurde kürzlich das Stimmrecht innerhalb der FDA entzogen – nur wenige Tage bevor es zu einer wichtigen Abstimmung über ein Sicherheitsreview zweier bekannter Antibabypillen kommen sollte.


Janet Woodcock, die Direktorin des Center for Drug Evaluation and Research (CDER) der FDA, erklärte zu diesem Sachverhalt, dass es Dr. Wolfe, der 1966 seine Karriere am US National Institute of Health (NIH) begonnen hatte, nicht gestattet sei, bei der Bewertung der Empfängnisverhütungsmittel „Yaz“ und „Yasmin“ der Firma Bayer teilzuhaben, da es auf Grund seiner Expertise zu deren Risiken und gesundheitlichen Gefahren zu einem „intellektuellen Interessenskonflikt“ käme.


Dr. Wolfe hatte zuvor ausführlich in seinem Newsletter Worst Pills, Best Pills und an anderer Stelle über die Nebenwirkungen von sowohl Yaz als auch von Yasmin berichtet, zu denen auch die potenzielle Bildung tödlich verlaufender Blutgerinnsel zählen würden. Dr. Wolfe stellte sich also öffentlich so eindeutig gegen die beiden Präparate, dass er sogar empfahl, dass keiner sie einnehmen sollte – und diese Empfehlung basierte selbstverständlich auf jahrelanger wissenschaftlicher Forschung an diesen Produkten.


Anscheinend aber ist dieses Wissen – welches in der Bewertungsrunde der FDA dringend benötigt würde – nicht erwünscht unter den Beamten der Zulassungsbehörde, von denen viele früher bei Pharmakonzernen ihr Geld verdienten. Janet Woodcock selbst hat dabei eine besonders enge Verbindung zu BigPharma. An dieser Stelle wäre es sicherlich gerechtfertigter, von Interessenskonflikten zu reden.


Doch wie schon im zwei Jahre alten Fall um Sanjay Kaul, einem weiteren Mitglied des Beraterstabs der FDA, welches ruhig gestellt wurde, wird nun auch Dr. Wolfe dafür bestraft, dass er die in Frage stehenden Medikamente ablehnt – auch wenn diese Ablehnung wohl begründet ist. Sogar die FDA selbst hat zugegeben, dass Anti-Baby-Pillen das Risiko auf Blutgerinnsel enorm steigern können.


Es erscheint als nahezu sicher, dass die Firma Bayer sich mit ihrem ganzen Einfluss in diesen Fall eingeschaltet hat, um dafür zu sorgen, dass Dr. Wolfe aus dem wichtigen Abstimmungsprozess herausgehalten wird. Hierbei bewies die FDA, die unverzüglich ihre wahren Auftraggeber zufrieden gestellt hat, einmal mehr, dass sie in einem Netz von Korruption verheddert ist. Es sind Pharmaunternehmen wie Bayer, die Organisationen wie die FDA letztlich finanzieren – auch das Gehalt von Ms. Woodcock.


Es ist offensichtlich, dass die Position Dr. Wolfes zu den Antibabypillen der Firma Bayer keinen legitimen „intellektuellen Interessenskonflikt“ darstellt. Denn Wolfes Intellekt wäre genau das, was von Nöten ist, wenn es zu einer Abstimmung innerhalb der FDA zu gefährlichen Präparaten kommt. Doch die FDA folgt wie immer dem Ruf des Geldes. So bleibt wenig Resonanz für jene Stimmen, die innerhalb der Behörde die Wahrheit ans Licht bringen wollen.

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