Montag, 6. Mai 2013

Überlegungen zu den israelischen Luftangriffen in Syrien

Überlegungen zu den israelischen Luftangriffen in Syrien:
Israel hat im Januar bereits einmal, und in den letzten Tagen noch zwei mal, mit Luftangriffen offene Akte des Krieges gegen Syrien begangen.
Russia Today hat Bilder vom einem der letzten israelischen Bombenangriffe auf Syrien aus dem Internet gesammelt und veröffentlicht:

Angegriffen wurden syrischen Regierungsquellen zufolge unter anderem die Brigade 105 der syrische Armee, eine Forschungseinrichtung des syrischen Armee in Jamraya sowie ein Flughafen.
Der Grund für die Luftangriffe ist damit klar. Die Regierung Israels versucht nach dem Scheitern ihres Versuches, die USA mit zusammengelogener Propaganda über Chemiewaffen und “rote Linien” zum offenen Kriegseintritt gegen Syrien zu bewegen, nun selbst mit Bombenangriffen in Syrien die gegen die Regierung und Hisbollah kämpfenden Terrorgruppen FSA und Nusra Front zu unterstützen. Die von Israel unterstützten Terrorgruppen in Syrien befinden sich gegenwärtig auf dem Weg zur vollständigen Niederlage und sind dabei, das von Israel heiß ersehnte Ziel eines Regime Changes in Syrien zur Zerschlagung der Achse Iran-Syrien-Hisbollah schmachvoll zu verfehlen. Das in westlichen Medien verbreitete Gerücht, Israel habe mit den Bombenangriffen syrische oder iranische Waffenlieferungen an Hisbollah verhindern wollen, ist in Anbetracht der zahlreichen israelischen Angriffsziele in Syrien offensichtlich eine Lüge der zionistischen Hasbara.
Dazu, wie schwer der von den israelischen Bombenangriffen angerichtete Schaden ist, gibt es unterschiedliche Informationen. Einerseits werden “große Verluste an Personal und Waffen” gemeldet und andererseits wird behauptet, die militärischen Verluste seien vernachlässigbar, da wichtige Waffensysteme lange vor den jüngsten Angriffen an weniger exponiert gelegene Standorte verlegt worden seien. Was da die Wahrheit ist, lässt sich von außen nicht ergründen. Die schiere Größe der Feuerbälle im Video von einem der Angriffe lässt allerdings vermuten, dass Israel mit dem Angriff alle Menschen getötet hat, die sich im Feuerball befanden und auch ein Stückchen von den Angriffen entfernt befindliche Menschen zu Schaden kamen. Sollte, wie es behauptet wird und es aus militärischen Gesichspunkten anzunehmen ist, Israel für die Attacken abgereichertes Uran verwendet haben, ist außerdem mit erheblichen Langzeitfolgen für die Gesundheit zahlreicher Menschen zu rechnen.
Damit, von seinen Verbündeten für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden, rechnet die israelische Regierung offenbar nicht. Und vermutlich geht diese Rechnung zunächst mal wieder auf. In den USA und den Staaten der EU ist die Israel-Lobby so stark, dass von dort keine Konsequenzen zu erwarten sind, ganz gleich welche Verbrechen Israel begeht. Da im UN-Sicherheitsrat ohne USA und EU nichts geht, kommen von da natürlich auch keine Konsequenzen. Von der arabischen Liga kommen als Antwort auf israelische Verbrechen seit Jahrzehnten bestenfalls lauwarme Erklärungen. Die Dikatoren der GCC-Staaten werden sich öffentlich bedeckt halten und Israel vermutlich bei Gelegenheit zum erfolgreichen Einsatz gratulieren. Saudi Arabien, Jordanien und die UAE werden aus Dankbarkeit für die gute Kooperation beim Krieg gegen Syrien ihr neues Verteidigungsbündnis mit Israel vertiefen. Und selbstverständlich sind die gegen Syrien kämpfenden Terroristen, denen UN-Ermittlerin Carla Del Ponte gerade vorwirft, dass sie das Nervengas Sarin gegen Zivilisten eingesetzt haben, aufgrund ihrer verzweifelten militärischen Lage Israel sehr, sehr dankbar für die Bombenangriffe auf Syrien:

Ähnlich dankbar werden sich vermutlich auch die beiden Mitglieder der anti-syrischen Terrorgruppe FSA äußern, die ihre militärische Lage Ende der Woche in den USA auf einer von der Organisation der Israel-Lobby WINEP israelischen und amerikanischen Militärs, Politikern und anderen einflussreichen Personen präsentieren werden.
Schwieriger vorherzusehen dürfte von Israel hingegen die Reaktion von Syrien selbst, von der libanesischen Widerstandsorganisation Hisbollah, von Iran und von Russland gewesen sein. In Bezug auf Syrien ist ein israelisches Kalkül zu erahnen, zur Unterstützung der in Syrien operierenden Terrorbanden solange Bombenangriffe gegen syrische Ziele zu fliegen, bis Syrien darauf mit grenzüberschreitenden Militärmaßnahmen antwortet. Israel rechnet damit und könnte eine solche militärische Antwort Syriens dann zum Anlass dafür zu nehmen, vorgeblich seinerseits in Vergeltung, die militärischen Angriffe gegen Syrien auszuweiten, dabei nach Belieben nben der Luftwaffe auch weitere Truppenteile wie etwa Bodentruppen, Spezialkräfte und die Marine einzusetzen, und so den FSA- und Nusra-Terroristen de facto mit einer umfassenden militärischen Intervention zu Hilfe zu kommen. Wenn Syrien also keine Vergeltung übt, interpretiert Israel das demnach als grünes Licht für weitere Angriffe gegen Syrien, und wenn Syrien Vergeltung übt, dann nimmt Israel das als Anlass für weitere Angriffe gegen Syrien. Wenn das so ist, und Israel unbedingt gewillt ist, militärische Gewalt anzuwenden, bis die syrische Regierung gestürzt und Syrien unterworfen ist, dann ist ein syrisch-israelischer Krieg von syrischer Seite kaum zu verhindern. Für Syrien stellt sich in diesem Fall nur die Frage, mit welchen Strategien und Taktiken Syrien diesen Krieg führen kann, um siegreich daraus hervorzugehen, wobei ein Sieg sich dadurch definiert, den israelischen Angriffskrieg erfolgreich abgewehrt zu haben. Vor diesem Hintergrund ist die syrische Reaktion zu sehen.
Die syrische Armee hat nicht von ihrem Recht Gebrauch gemacht, zur Verteidigung gegen die israelischen Angriffe unmittelbar Schläge gegen Ziele in Israel, etwa Kommandozentralen oder Flugplätze, auszuführen. Stattdessen hat der syrische Vize-Außenminister Faisal Al-Makdad eine öffentliche Erklärung abgegeben, die besagte, dass die israelischen Bombenangriffe auf Syrien von Syrien als israelische Kriegserklärung an Syrien betrachtet. Was Syrien mit diesem passiven Verhalten erreicht hat, ist, der Öffentlichkeit, Freunden Syriens ebenso wie Frunden Israels, deutlich zu machen, dass Israel im israelisch-syrischen Krieg der Aggressor ist. Syrien macht es damit der mächtigen israelischen Hasbara schwer, wie üblich mit einem Nebel von Kriegspropaganda die Rollen von Angreifer und Angriffsopfer zu vertauschen, und Israel wahrheitswidrig als Angriffsopfer darzustellen obwohl Israel in Wirklichkeit Aggressor ist, etwa wie das der zionistischen Hasbara 1967 beim israelischen Angriffskrieg gegen Syrin gelungen ist. Hätte es eine unmittellbare militärische Antwort Syriens gegeben, so könnte die die westlichen Medien dominierende Hasbara leichter Erfolg damit haben, die Zeitfolge der Ereignisse zu vertauschen, also zu behaupten, die syrische Antwort sei zeitlich vor der israelischen Aggression erfolgt, etwa so wie das westliche Medien beim von Israel unterstützten georgischen Überfall auf Südossetien 2008 versucht haben. Damit, dass nun eindeutig geklärt ist, dass Israel Aggressor gegen Syrien und Syrin Opfer einer israelischen Aggression ist, fällt es Israel schwieriger, öffentliche und internationale Unterstützung für den Krieg gegen Syrien zu bekommen, Syrien hingegen fällt es tendenziell leichter.
Außer der öffentlichen Mitteilung, dass die israelischen Bombenangriffe auf Syrien in Kriegserklärung an Syrien sind, hat Syrien auf die isralischen Angriffe noch mit weiteren Worten geantwortet. So hat Syrien nochmals das offensichtliche ausgesprochen und festgestellt, dass Israel und Anti-Regierungkräfte sich faktisch zu einer militärischen Allianz gegen Syrien zusammengetan haben. Außerdem hat Syrien Briefe an die UNO geschickt, und die UNO darin offiziell über den israelischen Kriegsakt gegen Syrien informiert. Und dann hat Syrien drei konkrete syrische Antwortmaßnahmen auf die israelische Aggression über die Medien kolportieren lassen:
1. Die syrische Armee wurde angewiesen, spezifische Ziele in Israel mit Raketen anzuvisieren und den Soldaten der Befehl erteilt, im Fall weiterer israelischer Aggressionen selbständig und ohne weitere Rücksprache mit dem Armeekommando die Ziele mit Raketen zu beschießen.
2. Syrien hat palästinensischen Gruppen “grünes Licht” gegeben, gegen israelische Besatzungstruppen in den syrischen Golanhöhen vorzugehen.
3. Syrien hat angekündigt, die libanesische Widerstandsbewegung Hisbollah mit modernen Waffen zu versorgen, wie sie Hisbollah bislang “noch nie zur Verfügung gestanden haben.” Denkbar sind dabei leistungsfähigere Boden-Boden-Raketen, Boden-Luft-Raketen und Anti-Schiffs-Raketen. Damit gibt Syrien dem Teil der israelischen und westlichen Öffentlichkeit, der die Rechtferigungslügen der Hasbara glaubt, ein Argument in die Hand, um zu sagen, dass die israelischen Angriffe das Gegenteil von dem Erreichen was sie zu erreichen vorgeben.
Von Hisbollah selbst ist keine nennenswerte Reaktion auf die israelischen Bombenangriffe erfolgt, die vorgeblich Waffen für die Hisbollah treffen sollten. Die Reaktionen aus Kreisen der Hisbollah konzentrierten sich hauptsächlich darauf, herauszustelen, dass die Anti-Regierungskräfte und Israel bei ihren Attacken auf Syrien unter einer Decke stecken.
Vom syrischen Verbündeten Iran kamen als Antwort auf das israelische Verbrechen gegen Syrien harsche Worte, etwa wie die, dass Israel für das Verbrechen teuer bezahlen werde. Konkret kam aus dem Iran von Brigadegeneral Ahmad-Reza Pourdastan, einem Armeegeneral, ein Angebot, der syrischen Armee bei der Ausbildung von Soldaten zu helfen, falls Syrien das wünsche. Den Kampf gegen syrische Aufständische könne und müsse Syrien aber selbstverständlich allein führen, betonte er, und zog damit formal mit nicht als Intervention verstandenen westlichen Ausbildungsmissionen für Terroristen in Syrien gleich. So ein Angebot kann als symbolische Solidaritätsadresse verstanden werden, es kann aber auch, man denke nur an zehntausende “US-Militärberater” in Vietnam, eine ernsthafte Unterstützung für Syrien werden. Iran ist mit Syrien durch einen Verteidigungsvertrag auf Gegenseitigkeit verbunden. Wenn der Iran im Rahmen der Ausbildung ein paar zehntausend Soldaten der Qods-Brigaden samt Ausrüstung wie etwa Raketen nach Syrien schicken würde, um da in der Nähe der israelischen Grenze gemeinsam mit syrischen Armeeeinheiten Manöver abzuhalten, könnte das natürlich ein Zeichen sein, dass geeignet ist, israelische Kalkulationen zu ändern.
Von Russland kam eine sehr zurückhaltende Antwort auf die israelischen Angriffskriegsverbrechen gegen Syrien. Der Sprecher des russischen Außenministeriums drückte Besorgnis aus und erklärte lapidar, Moskau sehe, dass die öffentliche Meinung der Welt auf eine militärische Intervention in Syrien vorbereitet werde. Außerdem bestünde die Gefahr, dass weitere Konfliktherde entstünden, nicht nur in Syrien, sondern auch im Libanon, und auch an der bislang ruhigen israelisch-libanesischen Grenze. Russland machte damit klar, dass Russland die israelischen Angriffe auf Syrien bislang nicht als Beginn eines israelischen Angriffskrieges gegen Syrien, sondern lediglich als Besorgnis erregende Provokation betrachtet sehen will. Dementsprechend sieht es danach aus, dass Russland Syrien geraten hat, auf die israelische Provokation, obgleich sie vermutlich viele Menschenleben gekostet hat, nicht unmittelbar militärisch zu reagieren.
Die sehr zurückhaltende russische Reaktion ist nicht so ohne weiteres vorhersehbar gewesen. Möglich und sinnvoll hätte es für Russland auch sein können, auf die israelischen Angriffe beispielsweise durch die Ankündigung der Lieferung von Waffen zur Abwehr ausländischer Aggressionen, etwa zusätzlichen leistungsstarken Luftverteidigungssysteme, die die offenkundig gewordenen Löcher im syrischen Luftverteidigungssystem stopfen, zu reagieren. Die Lieferung zusätzlicher Luftabwehrwaffen durch Russland ist aber durch die israelischen Angriffe natürlich nicht ausgeschlossen. Denkbar ist es beispielsweise, zusätzliche Luftabwehrwaffen an Syrien zu liefern, die Öffentlichkeit und Israel darüber aber erst zu informieren, wenn die Systeme aufgebaut und einsatzbereit sind. Dass China, wo Netanjahu gegenwärtig auf Staatsbesuch ist, sich neutral verhält, und als Reaktion auf das israelische Angriffskriegsverbrechen gegen Syrien lediglich alle Seiten zur Zurückhaltung aufruft, war für Israel hingegen vorhersehbar.
Alles in Allem ist nicht zu sagen, ob und inwieweit die israelischen Luftangriffe den Krieg gegen Syrien verändert haben. Sollten Israel und die NATO-Staaten von weiteren Bombenangriffen auf Syrien Abstand nehmen, ist der Effekt vermutlich sehr gering, ändert nichts daran, dass die Anti-Regierungskräfte in Syrien gerade dabei sind, eine heftige Niederlage zu erleiden. Sollte es jedoch weitere Luftangriffe geben, so wird aus dem Propaganda- und Terrorkrieg gegen Syrien ein großer zwischenstaatlicher Krieg zwischen Israel und seinen Verbündeten auf der einen Seite und Syrien und seinen Verbündeten auf der anderen Seite.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen