Dienstag, 9. April 2013

Qualitätsjournalismus, Propaganda und Zensur bei der Tagesschau

Qualitätsjournalismus, Propaganda und Zensur bei der Tagesschau:
Zum heutige Autobombenanschlag in Damaskus, bei dem nach vorläufigen Informationen mindestens 14 Menschen getötet und 146 weitere verletzt wurden, hat die staatliche deutsche Tagesschau einen Artikel mit Titel “Viele Tote bei Anschlag in Damaskus” veröffentlicht.
Darin informiert die Tagesschau ihre Leser über die Ereignisse in und um Damaskus unter anderem wie folgt: …
Staatsfernsehen: “Terroristen” verantwortlich
Die Bombe sei von “Terroristen” in der Nähe des Sabaa-Bahrat-Platzes gezündet worden, berichtete das Staatsfernsehen.

In den letzten Tage waren oppositionelle Truppen nach heftigen Gefechten von den Vororten in Innenstadt von Damaskus vorgerückt.
Ein Tagesschau-Leser fiel an der Tagesschau-Meldung etwas auf und so stelle er dazu im Kommentarbereich zum Artikel folgende Frage:
Was sollen bitte diese Anführungszeichen?
Ein Parteibuch-Leser gab ihm darauf folgende Antwort:
“Was sollen bitte diese Anführungszeichen?”
Ich vermute, die Tagesschau drückt mit den Anführungszeichen um das Wort “Terroristen” Distanz zur Propaganda der Sprachrohre des syrischen Regimes aus, um so ihrer Rolle als deutscher Leuchtturm seriöser Nachrichtenvermittlung gerecht zu werden.
Weiter unten hier im Tagesschau-Artikel wird die von seriösen Medien der westlichen Wertegmeinschaft zu wählende Bezeichnung für den Personenkreis, um den es hier geht, schließlich deutlich gemacht. Oppositionelle Truppen wird da als korrekte Bezeichnung verwendet.
Weitere von seriösen Medien regelmäßig ohne Anführungszeichen verwendete, also augenscheinlich korrekte, Bezeichnungen für Personengruppen, die mit Autobomben wildfremde Menschen in Syrien in die Luft sprengen, sind Aktivist und Rebell.
Bezeichnungen und Anführungszeichen sind wichtig, denn an der sorgsamen Wahl der Worte lässt sich Qualitätsjournalismus erkennen und von Propaganda unterscheiden.
Die Zensoren der Tagesschau haben diese Antwort des Parteibuch-Lesers unterdrückt.
Und das, obwohl der Kommentar sich streng an die Sprechregeln der westlichen Wertegemeinschaft hielt, und in dem Kommentar auch nicht die der Behauptung des erfolgreichen Vormasches der Anti-Regierungskräfte auf Damaskus entgegenstehende gestrige Behauptung der syrischen Armeeführung wiedergegeben worden war, dass die Hoffnung der, äh, von der westlichen Wertegemeinschaft unterstützten Aktivisten für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie auf die Erstürmung von Damaskus bei AP verschwunden ist und die Armee soeben zahlreiche der Hochburgen dieser Aktivisten in Ost-Ghouta östlich von Damaskus wieder unter ihre Kontrolle gebracht hat. Ebenfalls kein Wort wurde in dem Kommentar darüber verloren, dass die Hoffnung der Anti-Regierungskräfte auf die Erstürmung von Damaskus bei AP schon Samstag Mittag verschwunden war. Trotzdem wurde der Kommentar von der Moderation der staatlichen deutschen Tagesschau wegzensiert.
Sachen gibt’s.
PS: Erfreulich ist auch die Medienvielfalt in Deutschland. Die führende privatwirtschaftliche Publikation “Spiegel Online” meldet zu dem Bombenanschlag:
… Die Bombe sei von “Terroristen” in der Nähe des Sabaa-Bahrat-Platzes gezündet worden, berichtete das Staatsfernsehen. …
Schön, dass die Zeiten der Gleichschaltung der Massenmedien in Deutschland vorbei sind.
PPS: Zur heutigen ARD-Reportage “Leben und Sterben in Aleppo” von Martin Durm hat ein Parteibuch-Leser auf den Kommentar eines Tagesschau-Nutzers mit Pseudonym “ThinkTwice” folgendes geantwortet:
“Und woher sollen diese Aufständischen bzw. Herr Durm wissen welche Intention die syrischen Militärs bei dem Abfeuern der Scud-Raketen hatten?”
Ich finde es richtig, dass die ARD hier keinen Zweifel daran lässt, dass die Darstellung der stets glaubwürdigen oppositionellen Aktivisten zutreffend ist. Daran erkennt man guten Journalismus. Propaganda der anderen Seite wiederzugeben, ist nur irreführend.
Und man sieht es ja auch auf den ersten Blick. Die Zerstörungen können nur von einer 11 Meter langen SCUD-Rakete angerichtet worden sein, die, woher auch sonst, aus Damaskus abgefeuert wurde. Woher auch sonst?
Wäre die Schadensursache beispielsweise eine explodierte Sprengstoffküche von Aktivisten oder ein Munitionslager, so wären die Verwüstung und der Schaden sicherlich viel geringer. Das sieht doch ein Blinder. Und außerdem würden die Aktivisten nie explodierte Sprengstoffküchen und Munitionslager als SCUD-Rakete ausgeben, denn die Aktivsten sind bekanntlich grundehrlich.
Auch dieser Kommentar wurde von den Zensoren der Tagesschau unterdrückt. In Serie freigeschaltet werden von den Zensoren der Märchenschau hingegen, wie üblich, die zur Gewalt gegen Syrien aufstachelnden Kommentare von Sockenpuppen der Hasbara-Trolle des israelischen Außenministeriums.

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