Freitag, 19. April 2013

Landarbeiter auf Erdbeerfarm in Griechenland angeschossen

Landarbeiter auf Erdbeerfarm in Griechenland angeschossen:
In Griechenland schossen Vorarbeiter einer Erdbeerfarm wiederholt in eine Gruppe 200 ausländischer Landarbeiter und verletzten über 30 Personen zum Teil schwer.
Ein “Kugelhagel” traf am Nachmittag des 17 April 2013 in Nea Manolada eine Gruppe hauptsächlich aus Bangladesch und Pakistan stammender Arbeiter, die ihre ausstehenden Arbeitslöhne für sechs Monate forderten! Laut den Erklärungen verletzter Arbeiter gegenüber patrisnews hatte die Gruppe der Ausländer ein Treffen mit ihrem Arbeitgeber und dessen Vorarbeitern vereinbart und erwartete, bezahlt zu werden. Anstatt ihr Geld zu erhalten – laut ihren Aussagen insgesamt 150.000 Euro – wurde den Arbeitern jedoch befohlen, zu ihrer Arbeit zurückzukehren.
Die ausländischen Landarbeiter reagierten heftig und weigerten sich, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren, und dann begann es plötzlich “Schrot zu regnen”. Die Arbeiter zeigen an, dass die drei Vorarbeiter ihre Waffen auf sie richteten und wahllos zu schießen begannen. Mehr als 30 Personen gingen zum Teil schwer verletzt verletzt zu Boden und es folgten Szenen der Panik.

Das Gesundheitszentrum Varda füllte sich mit Verletzten

Die nachfolgenden Minuten sind kaum zu beschreiben. Alle Krankenwagen der Präfektur und aus benachbarten Bezirken – insgesamt 11 – trafen einer nach dem anderen an dem Ort des Geschehens ein und begannen, die Verletzten zum Gesundheitszentrum von Varda zu bringen, wobei das Personal einen wirklichen Wettlauf leistete, um alle Fälle zu versorgen.
Gemäß Informationen von Seite des Gesundheitszentrums Vardia wurden insgesamt 28 ausländische Arbeiter eingeliefert, von denen einige nur leicht durch Schrotkugeln verletzt waren und nach einigen Minuten wieder gehen konnten. 4 der Verletzten befinden sich jedoch in einem kritischen Zustand und 4 weitere weisen ernsthafte Verletzungen auf. Diese acht Verletzten wurden in die Universitätsklinik von Rio eingeliefert, die übrigen dagegen in das Krankenhaus von Pyrgos.
Abschließend ist anzumerken wert, dass Dutzende ausländische Arbeiter, aber auch Einwohner von Varda sich vor dem Gesundheitszentrum versammelten und einfach nicht an dieses regelrechte Massaker glauben konnten.

Mobilisierung der Polizeikräfte der Präfektur

Das gesamte Gebiet um Varda und Nea Manolada wurde von starken Polizeikräften geradezu überschwemmt, während als Leiter der Ermittlungen der Polizeipräsident von Ilia, Herr Aristidis Andrikopoulos, eingesetzt wurde, der sich vom ersten Augenblick an dem Ort des Geschehens einfand. Am späten Abend traf in Varda eine Einheit der Spezialeinheiten MAT ein und positionierte sich in der Nähe des lokalen Polizeireviers für den Fall, dass es von Seite der ausländischen Arbeiter eine organisierte Gegenaktion geben sollte.
Der Eigentümer der Erdbeerfarm, Nikos Vangelatos, auf der die 200 ausländischen Arbeiter beschäftigt sind, wurde verhaftet, begann sich jedoch am späten Abend unwohl zu fühlen und wurde in das Gesundheitszentrum von Varda gebracht und etwas später vorsorglich in das Krankenhaus von Pyrgos eingeliefert, wo er sich in Behandlung befindet. Die Polizeikräfte setzten bis zum späten Abend die Suche nach den drei Vorarbeitern fort, die beschuldigt werden, mit zwei Jagdgewehren und einer Pistole die Landarbeiter unter Beschuss genommen zu haben.

Wir wollten einfach nur unser Geld …

Am Mittag sagten sie uns, wir würden unser Geld erhalten werden“, erklärte gegenüber der Zeitung “Patris” einer der ausländischen Arbeiter, die Verletzungen an seinem Körper durch die Schrotkugeln zeigend, und fuhr fort: “Sie sagten uns, wir sollen am Nachmittag kommen um bezahlt zu werden. Wir sind 200 Leute und sie schulden uns die Löhne der letzten sechs Monaten, insgesamt 150.000 Euro. Sie gaben uns kein Geld, sondern sagten uns, wir sollen an unsere Arbeit gehen. Wir weigerten uns, und dann begannen drei Personen auf uns zu schießen. Es wurden mehr als 30 Leute verletzt! Und es ist nicht das erste Mal, dass sie uns nicht bezahlen. Im vergangenen Jahr gaben sie mir einen Scheck, der in meinen Händen verblieb … . Ich wurde niemals bezahlt!
Ein weiterer Arbeiter aus Bangladesh erklärte gegenüber der Zeitung “Patris”: “Ich habe in meiner Heimat meine Mutter und meinen kranken Vater und nicht einmal das Geld, um sie anzurufen. Sie schulden mir – wie auch allen – die Löhne von sechs Monaten. Allein mein Geld beläuft sich auf 5.000 Euro.
Laut einem anderen Arbeiter gaben die drei bewaffneten Vorarbeiter zur Einschüchterung zuerst Schüsse in die Luft ab. Danach schossen sie jedoch wahllos in die Menge.

Gesundheitsministerium verlangt Erklärungen

Informationen zufolge soll das griechische Gesundheitsministerium noch am späten Abend Erklärungen über die genaue Anzahl der Verletzten, die Ernsthaftigkeit ihrer Verletzungen und den Ort ihrer Behandlung sowie auch ihre Ausweisdaten verlangt haben.
In den Bekanntmachungen der Polizei war anfänglich von 20 und später 28 zum Teil schwer verletzten Personen die Rede. Journalistische Informationen veranschlagen die Anzahl der Verletzten jedoch auf wenigstens 33 Personen, da einige Verletzte sich aus Angst, als illegale Immigranten umgehend festgenommen zu werden, nicht in ärztliche Behandlung begaben.

Die offiziellen Bekanntmachungen der Polizei

Am späten Mittwochnachmittag gab die Polizeigeneraldirektion des Verwaltungsbezirks Westgriechenland zu dem Geschehen eine erste Bekanntmachung aus, die Folgendes anführt:
Ungefähr um 18.00 Uhr stießen heute in Nea Manolada der Präfektur Ilia ungefähr 200 in dem landwirtschaftlichen Betrieb eines Einheimischen beschäftigte Ausländer bengalischer Staatsangehörigkeit mit 3 einheimischen Vertretern des Arbeitgebers zusammen und verlangten ausstehende Löhne für ungefähr 6 Monate. Einer der drei Einheimischen schoss mit einem Jagdgewehr auf sie und verletzte zwanzig (20) der Ausländer leicht. Die Verletzten befinden sich außer Lebensgefahr und sind zur Behandlung in Gesundheitszentren und Krankenhäuser der Region eingeliefert worden. Das Polizeirevier von Almaliada führt eine Voruntersuchung durch. Inzwischen wurde der Arbeitgeber verhaftet, der die Ausländer beschäftigte. Die Ermittlungen zur Auffindung und Festnahme der 3 übrigen Einheimischen gehen weiter.
In einer am nächsten Tag (18 April 2013) bekannt gegebenen Erklärung des Pressesprechers der griechischen Polizei (ELAS) lautet es unter anderem:
“Ich möchte Ihnen mitteilen, dass sich die polizeilichen Ermittlungen zur Auffindung und Festnahme der drei Griechen im Alter von 39, 27 und 21 Jahren in vollem Gang befinden, die am gestrigen Nachmittag in Nea Manolada der Präfektur Ilias in ihrer Eigenschaft als Vorarbeiter einer Erdbeerfarm rund 200 ausländische Landarbeiter unter Beschuss nahmen, was zum Ergebnis hatte, dass 28 Personen verletzt wurden.
Es sei in Erinnerung gerufen, dass ein Streit der ausländischen Arbeiter mit den drei Vorarbeitern um nicht gezahlte Arbeitslöhne von sechs Monaten vorhergegangen war, wonach die drei Gesuchten den Platz verließen. Etwas später kehrten sie mit zwei Jagdgewehren und einer Pistole bewaffnet zurück und schossen auf die versammelten Ausländer.
Gestern Nachmittag wurde in Lappa / Achaia umgehend der 57-jährige griechische Eigentümer des Unternehmens bzw. der Erdbeerfarm verhaftet, währen heute Morgen im Gebiet von Pinia / Almaliada noch ein 38-jähriger Einheimischer verhaftet wurde, da er – wie sich aus den polizeilichen Ermittlungen ergab – gestern Abend und für einen Zeitraum von einigen Stunden zwei der drei Gesuchten Unterschlupf gewährte.

Systematische Sklavenhaltung mit Duldung der Behörden

Es sei angemerkt, dass es in der in Rede stehenden Region schon seit Jahren immer wieder zu brutalen Gewalttaten gegen ausländische Landarbeiter kommt (von denen sich viele illegal in Griechenland aufhalten), die von den Bauern häufig wie Leibeigene gehalten und skrupellos ausgenutzt werden. Nikos Vangelatos wiederum, Kaufmann (Vangelatos SA) und Eigentümer der konkreten Erdbeerfarm, ist in dem Gebiet seit Jahren für die Art und Weise berüchtigt, auf die er seine Arbeiter behandelt.
Im übrigen ist bezeichnend dass von den Fällen, die während der vergangnen Jahre überhaupt offiziell bei den Behörden angezeigt worden sind, bisher kein einziger zu einem gerichtlichen Abschluss gebracht worden ist. Lokale Faktoren versuchen dagegen permanent, die unsäglichen Zustände zu vertuschen und herunterzuspielen und argumentieren sogar, ohne die sich überwiegend aus dem Heer der illegalen Immigranten rekrutierenden “Arbeitssklaven” würde die lokale Wirtschaft zusammenbrechen.
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