Montag, 11. März 2013

Frieden & Freundschaft: "islamisches Erdgas"

Frieden & Freundschaft: "islamisches Erdgas":
Erdgas aus dem Iran hat heute, am 11. März, mehrfach Schlagzeilen gemacht. Abgesehen von der Meldung, dass der Iran bereits ab Sommer 2013 Erdgas über die “Islamic Gas”-Pipeline, oder, wie die Eingeborenen sie nennen, die Freundschaftspipeline in den Irak liefern wird, so führte der heute in Pakistan erfolgte Baubeginn eines Abschnitts einer anderen Gaspipeline namens “Frieden” (Iran - Pakistan) zum Börseneinbruch in Karachi. Die Händler fürchteten natürlich sofort Repressalien aus den USA und der übrigen Wertegemeinschaft.

Die Erdgas-Pipeline Iran-Pakistan bringt ein anderes regionales Projekt in enorme Schwierigkeiten, nämlich die TAP-Pipeline Turkmenistan - Afghanistan - Pakistan - Indien, Indien als Endabnehmer für turkmenisches Erdgas kommt in eine unangenehme Lage. Für Russland ist das iranisch-pakistanische Projekt von Vorteil, auf diese Weise werden für Turkmenistan, das über die weltweit viertgrößten Erdgasreserven verfügt, die Möglichkeiten beschnitten, seine Lieferungen zu diversifizieren und so weniger von Russland, sprich Gazprom, abzuhängen.

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China ist gleich dreifach auf der Gewinnerseite. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Reich der Mitte so an iranisches Gas kommt, wird größer: China könnte sich an dem schön öfter erwogenen Bau einer Verlängerung dieser Pipeline in die Provinz Xinjiang beteiligen. Außerdem ist es eine zusätzliche Quelle zur Versorgungslinie Turkmenistan - Usbekistan - Kasachstan - China. Indien wird dabei voraussichtlich nicht um iranisches Gas konkurrieren und damit die Preise treiben, da Indien sich seinerzeit, sicher nicht ohne gewissen Druck aus Übersee, aus dem “Peace”-Pipeline-Projekt verabschiedet hat.

Die Befürchtungen der “Börsianer” in Karachi sind also begründet. Für die USA, die nun vor der Tatsache stehen, dass China in absehbarer Zeit sowohl an iranisches, als auch an turkmenisches Gas kommt, bedeutet das eine einstweilige, aber recht empfindliche Niederlage in diesem komplizierten Pipeline-Wettrüsten. Dem etwas entgegenzusetzen wäre eigentlich ihre Pflicht.

Aber das können die Amerikaner auch mit etwas Nachhilfe “Mutter Natur” regeln lassen. Die Bauzeit der Pipeline ist einigermaßen lang, dazu noch verläuft sie durch Belutschistan, welches in vielerlei Hinsicht eine Domäne der Taliban ist. In diesem Zusammenhang sieht die gestrige Nachricht über die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen USA und den Taliban doch etwas anders aus - die vorherige Runde wurde auf Betreiben der Taliban abgebrochen. Wohl wahrscheinlich, dass die Pipeline-Frage eine Rolle spielt, denn die Iran-Pakistan-Pipeline verschafft ja gerade der afghanischen Variante TAPI schlechte Aussichten. Die Taliban müssen wohl, da sie sich für eine kommende Machtübernahme wappnen, eindeutig an der TAPI-Variante interessiert sein. In dieser Frage sind sie also mit den USA hundertprozentig einer Meinung. Wenn also die iranische “Peace”-Pipeline ein strategischer Faktor ist, der den regionalen Plänen der USA entgegenwirkt, so kann ein Marionettentausch Karzai gegen Taliban durchaus unter der Bedingung stehen, dass die Taliban der iranischen Pipeline mit ihren bewährten Methoden Probleme bereiten.

Karzais nervöse Reaktion auf die neuerlichen Verhandlungen ist also vollkommen verständlich. Mittel und Wege, das iranische Pipelineprojekt in Frage zu stellen, hat er nicht.

Apropos Pakistan und dessen Allianz mit den USA - der pakistanische Hafen Gwadar befindet sich seit Ende Februar im Besitz der Chinesen. Pakistan wird wohl oder übel auf absehbare Zeit in den Schlagzeilen bleiben.

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