Mittwoch, 13. März 2013

Ägypten: einen Anfang kennt die Revolution...

Ägypten: einen Anfang kennt die Revolution...:
Die Scheichs gönnen sich mal wieder etwas: Katar mietet die Gizeh-Pyramiden. Israels Kriegsschiffe dürfen beim Durchfahren des Suezkanals nun Flagge zeigen. Eigentlich alles keine große Sache, irgendwie muss man ja schließlich an Geld kommen. Aber für die jetzt in ständiger Hysterie torkelnde ägyptische Masse noch weitere Gründe zu “Protesten” nach Art des Hauses. Port Said, Brennpunkt der derzeitigen Unruhen, ist übrigens einer der Orte, an dem Katar vornehmlich in Ägypten investiert.

Die chaotischen Ereignisse im Land rufen selbst beim konsequentesten Gegner der jetzigen nominellen Machthaber aus Moslembrüdern Ungemach hervor: Husni Mubarak meldet sich unerwartet aus seiner Gefangenschaft und ruft über seinen Anwalt die Ägypter dazu auf, sich hinter den gewählten Präsidenten Mohammed Morsi zu stellen, um ein Auseinanderfallen des Landes zu verhindern.

Freilich reden Leute, die so halbwegs über die Hintergründe der derzeitigen Ereignisse in Ägypten informiert sind, immer öfter davon, dass diese Ereignisse nichts anderes als Stadien eines gewissen Projekts sind - und zwar keines einer böswilligen auswärtigen Macht, wie man das inzwischen gewohnt sein mag, sondern des Strebens der ehemaligen Nomenklatura, welche gezwungen gewesen ist, von der Macht im Staate zu lassen.

Ein Teil der Armee, der Sicherheitsdienste und der bürgerlichen Elite des Landes wollen bewußt eine chaotische Situation herbeiführen. Wenn man sehr will, stellt das auch keine allzu große Schwierigkeit dar, denn der größte Teil des Machtapparats bis hinauf in die Spitzen ist nach wie vor mit den alten Kadern besetzt, die schon unter Mubarak an diesen Stellen saßen. Die Handlungsunfähigkeit und der Unwille der Polizei, die durchaus betont provokanten Gerichtsurteile, die demonstrative Gleichgültigkeit der Armee - all das führt letzten Endes zu einer kompletten Diskreditierung sowohl der Regierung als auch der Opposition. Dabei sitzen sowohl Regierung als auch Opposition in einem Boot - sie haben weder die Ideen, noch die Mittel, die anstehenden - vor allem wirtschaftlichen - Probleme in Angriff zu nehmen. Und da sie nicht wissen, womit und wie genau man diese Probleme angeht, können weder Regierung, noch Opposition ihre Position dazu klar artikulieren.

Man kann eigentlich inzwischen davon reden, dass hier de facto die Voraussetzungen für einen Militärputsch geschaffen werden.

Der ägyptische “Arabische Frühling” war von Beginn an betont säkular - die Protestierenden wandten sich gegen die “Unablöslichkeit” der Staatsführung und die grassierende Korruption der Beamten. Allerdings haben es die Islamisten geschafft, den revolutionären Antrieb der Massen in ihrem Sinne zu steuern und darüberhinaus den niedrigen Bildungsgrad der Jugend dazu zu nutzen, den jungen und energischen Massen recht einfache und geradlinige Ideen einzugeben.

In Folge der Revolution kam es in Ägypten zur Bildung dreier antagonistischer politischer Kräfte: die vom Futtertrog weggestoßene Nomenklatura, der von einfachen Lösungsversprechen verführte Pöbel aus den “Randgebieten” und die wie immer hilf- und zahnlosen Westler-Intellektuellen. Die erste dieser drei Kräfte ist momentan damit beschäftigt, die beiden anderen gegeneinander aufzuhetzen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen zu lassen, wodurch sie den Boden für ihre Rückkehr an die Macht bereitet.

Das ist denn wohl auch der Grund dafür, dass Mubarak sich so plötzlich und unerwartet für Morsi ausspricht. Morsi ist und bleibt natürlich ein Feind Mubaraks und seiner Weltanschauung. Doch die alte ägyptische Nomenklatura hat Mubarak seinerzeit verraten und ausgeliefert, deshalb ist er ihr gegenüber durchaus nicht von zärtlichen und nostalgischen Gefühle erfüllt. Das liegt in der Vergangenheit. Kommt diese alte Nomenklatura wieder vollumfänglich ans Steuer, so kann das umso mehr ein Auseinanderfallen des Landes bedeuten. Schon allein deshalb, weil auch sie sich bis jetzt keine Ahnung von einem Ausweg aus der momentanen Sackgasse anmerken lässt.

PS. Zur Revolution in der Überschrift: "...ein Ende kennt sie nicht!"

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