Samstag, 9. Februar 2013

Übersäuerung (Azidose)

Übersäuerung (Azidose):
Der stärkste Hinweis darauf, dass es wichtig ist das Säure-Base-Gleichgewicht des Körpers beizubehalten, hängt mit Osteoporose zusammen. „Denken Sie darüber nach, dass die Amerikaner mehr kalziumreiche Nahrungsmittel zu sich nehmen, als die meisten anderen Nationen, und dass wir trotzdem eine der höchsten Raten an Osteoporose-Fällen haben“, sagt Cordain. „Hier besteht also eine große Kluft. Milchprodukte mögen reich an Kalzium sein, aber die meisten Milchprodukte sorgen auch für einen Säureüberschuss.“
Susan Brown, Ph.D., die der non-profit Organisation „Osteoporosis Education Project“ in East Syracuse, N.Y., vorsteht, bezeichnet das Säure-Basen-Problem als eines, das mit den ausreichend vorhandenen Mengen und der Depletion von Mineralstoffen zusammenhängt. „Ein wenig ist das zu vergleichen mit intensiver Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Raubbau der Mineralstoffe im Boden,“ erklärt sie. „Wenn wir Nahrungsmittel essen, die einen azidischen pH-Wert im Körper verursachen, entziehen wir unseren Knochen Mineralstoffe und unseren Muskeln Proteine.“
Brown erzählte von einer Klientin namens Janet, deren Arzt ihr – im Alter von 52 Jahren – Osteopenie diagnostizierte. Hierbei handelt es sich um die Entmineralisierung der Knochen, welche oft eine Erkrankung an Osteoporose vorausahnen lässt. Mit 55 Jahren fing Janet schließlich damit an, Browns Empfehlungen zu folgen, und mehr Früchte und Gemüse zu essen, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen und sich mehr Bewegung zu verschaffen.

Drei Jahre später zeigte sich, dass Janet eindeutig Knochenmasse aufbaute – an der Wirbelsäule und der Hüfte und sogar während ihrer Menopause.
Unterdessen gab Sebastian zu, dass er womöglich nur an der Oberfläche gekratzt habe, wenn es um gesundheitliche Probleme geht, die mit einer milden lebenslang andauernden Magenübersäuerung zusammenhängen. Er sagt, dass niederschwellige Azidosen die Insulinresistenz steigern, die ein Kennzeichen für sowohl Prädiabetes als auch für die voll ausgebildete Typ-II-Diabetes darstellt. Sie erhöht das Risiko auf Nierensteine und auf Nierenversagen. Und eine Untersuchung deutet an, dass sie sogar die Genaktivität verändern und das Risiko zur Erkrankung an Brustkrebs anheben könnte. Er gibt zu, dass noch niemand alle Auswirkungen einer fundamentalen Verschiebung des Säure-Basis-Gleichgewichts des Körpers kenne, aber er nimmt sehr wohl an, dass diese äußerst weit reichend seien.

Können Nahrungsergänzungsmittel helfen?

Millionen Frauen nehmen gewissenhaft Kalziumpräparate ein um den Bestand ihrer Knochenmasse zu sichern sowie die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, zu einem späteren Zeitpunkt an Osteoporose zu erkranken. Aber haben Nahrungsergänzungsmittel wirklich einen feststellbaren Nutzen bei der Alkalisierung des Körpers?
Brown sieht einen Nutzen in diesen Präparaten, aber sie erklärt auch, wie wichtig es sei, die Kalzium- und Magnesium-Verluste aus den säurebildenden Essgewohnheiten abzuleiten. „Das Säure-Base-Gleichgewicht ist vor allem und zu allererst ein Problem der Ernährung,“ unterstreicht sie. „Ihr pH-Wert ist ein Anzeichen dafür, wie Ihr Körper mit ihren Mineralstoff-Reserven haushaltet.“
Kalium erwies sich als eines der entscheidenden Mineralstoffe für die Instandhaltung der Knochen. An Kalium sehr reichhaltige Ernährungsweisen – also solche, die viele Früchte und Gemüse beinhalten – verlangsamen den Knochenschwund, vor allem dadurch, dass sie die Basizität des Körpers begünstigen. Genau das erreichen auch Nahrungsergänzungsmittel wie beispielsweise Kalium-Zitrat und Kaliumbikarbonat. Während Kaliumzitrat normal verkauft werden kann, ist Kaliumbikarbonat nur auf Rezept erhältlich. Trotzdem sind die Nahrungsergänzungsmittel kaum eine wirkliche Konkurrenz gegen das Kalium in Nahrungsmitteln. Eine Handvoll Rosinen, zwei Datteln oder eine kleine Banane liefern jeweils mehr als 300mg an Kalium.
Sollten Sie Ergänzungsmittel nehmen, halten Sie sich an die Zitrat-Form, wie beispielsweise Kalziumzitrat oder Magnesiumzitrat. (Kaliumergänzungsmittel müssen laut Gesetz weniger als 99mg enthalten, da sonst bei hohen Dosen ein Risiko auf Herzrhythmusstörungen besteht). Fumarate, Asparagin- und die Succinat-Formen der Mineralstoffe besitzen ebenfalls eine alkalisierende Wirkung und haben daher Browns Segen. In einer Untersuchung fand Sebastian heraus, dass Kaliumzitratergänzungen vor Kalziumverlust schützen, selbst dann, wenn die betreffenden Personen eine sehr salzige Ernährung pflegen. Gepuffertes Vitamin C – Ascorbinsäure die mit den Karbonatformen von Kalzium, Magnesium und Kalium verarbeitet wurde – kann ebenfalls einen leichten alkalisierenden Effekt haben.
Einige Ergänzungsmittel wie zum Beispiel Korallenkalzium wurden damit beworben, dass sie einen basischen pH-Wert im Körper wiederherstellen können. Bei Korallenkalzium handelt es sich aber zum größten Teil um Kalziumkarbonat, welches um Längen günstiger ist als ein generisches Ergänzungsmittel. Zudem wird es nicht so gut absorbiert wie die Zitratform.
Was sollten Sie essen, um einen guten pH-Wert zu erreichen?
Die Nährwertempfehlungen sind so unterschiedlich wie politische und religiöse Glaubensgrundsätze und in manchen Fällen genau so schrill. Cordain versucht, über den hier angesprochenen Kontroversen zu stehen und schaut genauer auf unser biologisches und genetisches Erbe.
Er weist darauf hin, dass die Menschen bis vor relativ kurzer Zeit noch Jäger und Sammler waren, deren Ernährung aus einer Kombination von mageren tierischen Nahrungsmitteln (darunter Fisch) und unkultivierten Gemüsesorten und Früchten bestand. Aufbauend auf seiner Analyse der Ernährungsweisen von 229 vormodernen Zivilisationen hat Cordain berechnet, dass die „durchschnittliche“ frühzeitliche Ernährung zu 55% aus tierischen und zu 45% aus pflanzlichen Nahrungsmitteln bestand. Die tierischen Nahrungsmittel enthielten gesunde Fette und Proteine, und die pflanzlichen Lebensmittel bestanden aus Blättern, Strünken, Früchten, Samen, Wurzeln und Knollen. Getreide und Kuhmilch fanden bis vor 7000 bis 10.000 Jahren keine Berücksichtigung in der Ernährung, was eine zu kurze Zeitspanne darstellt, als dass eine genetische Adaption hätte stattfinden können.
Cordains Empfehlungen, die in The Paleo Diet und in The Paleo Diet for Athletes zu finden sind, beinhalten zu viel Gemüse um nur ein billiges Imitat der Atkins-Diät zu sein. (Er fügt hinzu, dass der Verzehr von sehr magerem Fleisch die Mengen der gesättigten Fette auf nur 10% der eingenommenen Kalorien reduziere) Noch müssen Sie ein Vegetarier sein, um die alkalisierenden Auswirkungen von Früchten und Gemüse erreichen zu können. „Man benötigt etwa 35% der gesamten Kalorienanzahl aus Früchten und Gemüse um eine insgesamt basische Ernährung zu erreichen,“ erklärt er. „Was genau soll daran so schwierig sein, seine Ernährung zu ca. einem Drittel aus Gemüse zu bestreiten?“
Wenn Sie dennoch Angst davor haben sollten, dass Ihnen das Gemüse bald zum Hals raushängt, dann gibt es eine einfache Antwort. Cordain, Sebastian und Brown empfehlen, weniger Brot und Pasta sowie andere getreidebasierende Lebensmittel zu verzehren, sowie weniger „hochglykämische“ Nahrungsmittel wie Kartoffeln. Sie alle sind sehr nährstoffarme Lebensmittel im Vergleich zu Eiweißen und Gemüse.
„All das Gehörte ist nur eine weitere wissenschaftliche Begründung für das, was Ihre Mutter Ihnen früher immer gesagt hat: Essen Sie Ihr Obst und Gemüse,“ bemerkt Brown.
Wie Sie Ihren eigenen pH-Wert testen können.
Sie können Ihren eigenen pH-Wert ganz einfach und kostengünstig selbst testen. Alles, was Sie dazu benötigen, sind einige pH-Test-Streifen. Schneiden Sie sich zwei Teststreifen zurecht. Wenn Sie morgens aufwachen, geben Sie auf nüchternem Magen etwas Speichel auf einen der Streifen. Vergleichen Sie die Verfärbung mit der Farbtabelle für pH-Werte, die mit den Teststreifen geliefert wird. Als nächstes messen Sie den pH-Wert Ihres ZWEITEN Urinierens am Morgen. Um dies zu tun, urinieren Sie direkt auf den Streifen oder sammeln Sie Ihren Urin in einem Plastik- oder Glasbecher (nicht in einem Pappbecher!) und tauchen Sie den Teststreifen ein. Vergleichen Sie erneut die Farbe des Streifens mit der Farbskala.
Decker Weiss, N.M.D., aus Scottsdale, Arizona empfiehlt, den Speichel- und Urintest an zehn aufeinander folgenden Tagen zu wiederholen. „Streichen Sie die drei höchsten und die drei niedrigsten Testergebnisse, da es sich hierbei um Extreme handelt. Bilden Sie aus den übrigen vier Testergebnissen den Mittelwert, um so Ihren pH-Wert zu erhalten,“ erklärt er. Weiss zielt auf einen pH-Wert zwischen 6,8 und 7,0 bei seinen Herzpatienten, und auf einen Wert zwischen 7,2 und 7,4 bei seinen Osteoporose-Patienten. Nachdem Sie Ihre Essgewohnheiten umgestellt haben, können Sie die Tests wiederholen.

Der pH-Wert normaler Substanzen

14.0 Natriumhydroxid: Basisch
13.0 Lauge
11.0 Ammoniak
10.5 Magnesiumhydroxid
8.3 Natriumhydrogencarbonat
7.4 Menschliches Blut
7.0 Pures Wasser: Neutral
6.6 Milch: Säure
4.5 Tomaten
4.0 Wein und Bier
3.0 Äpfel
2.2 Essig
2.0 Zitronensaft
1.0 Batteriesäure
0.0 Salzsäure
Säurebildende Nahrungsmittel
Spaghetti
Corn flakes
Weißer Reis
Roggenbrot
Weißbrot
Vollmilch
Linsen
Rindfleisch
Schweinefleisch
Extrem säurebildende Nahrungsmittel
Parmesan-Käse
Verarbeitete Weichkäse
Hartkäse
Gouda
Hüttenkäse
Brauner Reis
Haferflocken
Volkkornbrot
Erdnüsse
Walnüsse
Salami
Aufschnitt
Leberwurst
Hühnchen
Kabeljau
Hering
Forelle
Eier
Alkalisierend wirkende Nahrungsmittel
Aprikosen
Kiwis
Kirschen
Bananen
Erdbeeren
Pfirsiche
Orangen
Zitronensaft
Birnen
Ananas
Äpfel
Wassermelonen
Sellerie
Karotten
Zucchini
Blumenkohl
Broccoli
Grüne Paprika
Salatgurke
Tomaten
Auberginen
Kopfsalat
Grüne Bohnen
Zwiebeln
Pilze
Mineralwasser
Sehr alkalisierend wirkende Nahrungsmittel
Spinat
Rosinen
Datteln
Anmerkung: Alle Früchte und Gemüsesorten sind alkalisierend, so lange sie nicht eingeweckt oder mariniert wurden.
Scientific Citations
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Quelle

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