Dieser schöne Nachruf erinnert mich an den guten alten Boniface, einen Askari aus Tansania, den wir weit im Süden des Landes, in Lindi an der Grenze zu Mosambik trafen. Er wurde 1915 in Ndanda, einer großen deutschen Benediktinermission südwestlich von Lindi geboren. Von den Engländern Ende der 30-er Jahre eingezogen, in Kenya ausgebildet und ebenfalls nach Libyen geschickt, wo er bei Tobruk kämpfte. Die Deutschen verloren, wollten das Kriegsglück wenden und schickten Fallschirmjäger, von denen die Engländer mitsamt Boniface bei Bengasi eingekesselt wurden und sich ergeben mussten. Die SS-Leute hatten schon den Finger am Abzug, um alle Gefangenen zu liquidieren, als Rommel dazwischentrat und ihnen das Leben rettete. Sie wurden erst nach Frankreich geschickt, später mussten sie zu Fuß bis Deuschland laufen und Boniface landete bei Hannover, dem großen Eisenbahnknotenpunkt, der ja ständig bombardiert und von Gefangenen ständig repariert werden musste.
Dies ist nur die Kurzfassung seiner sehr langen Geschichte. Boniface konnte noch recht gut Deutsch sprechen, daneben Englisch, Kisuaheli, Arabisch und ein paar andere afrikanische Sprachen, u. a. Kihehe, weil seine Frau eine Mhehe war. Er wusste viele, darunter sehr schlimme Geschichten aus der Kolonialzeit zu erzählen. Wir hielten noch lange Briefkontakt, bis er dann 1991 gestorben ist.
Die Geschichte der Millionen Afrikaner, Inder, Südostasiaten, die in den Kriegen der Weißen verheizt wurden, ist bis jetzt nicht geschrieben wurden. Sie kämpften immer sehr tapfer, erstens aus Wut auf die Weißen, denen sie es endlich einmal zeigen konnten, zum anderen, weil sie wussten, was sie erwartete, wenn sie in die Gefangenschaft gerieten. Dann machten die Faschisten meist kurzen Prozess mit ihnen. Und da gibt es Leute, die den Krieg heroisieren. Aber alle Kriege, wenn es keine wirklichen Verteidigungs- oder Befreiungskriege waren, sind immer nichts als Blut, Tränen, Verbrechen und Schande gewesen. Und darüber sollte nicht der Mantel des Schweigens gebreitet werden.
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