Dienstag, 25. September 2012

Magna-Gründer Stronach stürzt sich in österreichischen Wahlkampf

Magna-Gründer Stronach stürzt sich in österreichischen Wahlkampf:
Von Sabrina Guillard
Millionär und Euroskeptiker gründet eigene Partei
Wien, 25. September – Nach seinem Rückzug als Unternehmenschef des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna denkt Firmengründer Frank Stronach noch lange nicht an ein Rentnerdasein. Mit 80 Jahren will sich der gebürtige Österreicher nun in die Politik seiner Heimat stürzen. Am Donnerstag stellt er in Wien seine eigene Partei vor, für die er im kommenden Jahr bei der Nationalratswahl als Spitzenkandidat antreten will. Bislang ist nicht viel bekannt, es soll sich aber um eine europakritische Partei handeln.
“Ich bin kein Politiker, ich bin sehr unabhängig, ich vertrete keine Interessen, ich vertrete nur die Interessen der Bürger”, sagte Stronach am Montagabend mit starkem englischen Akzent in einem Interview mit dem österreichischen Privatsender Puls4. Schon einmal versuchte sich Stronach in der Politik – 1988 als Kandidat der Liberalen Partei im kanadischen Ontario. Damals wurde er jedoch von seinem konservativen Herausforderer geschlagen.
1932 als Franz Strohsack in Weiz in der Steiermark geboren, verließ er mit 14 Jahren die Schule. 1954 wanderte er nach Kanada aus – mit einer Lehrlingsausbildung und 200 Dollar in der Tasche. In einer kleinen Autowerkstatt in Toronto fand er seinen ersten Job. Sein erstes Unternehmen Multimatic hatte zunächst nur einen Mitarbeiter: Stronach selbst. 1967 gründete er den Autozulieferer Magna, der später zum Weltkonzern wurde und Konzerne wie BMW, Toyota, Hyundai oder PSA belieferte. 2011 gab er die Konzernleitung ab. Doch will er sich mit nunmehr 80 Jahren weder dem Rentendasein fügen noch seiner Leidenschaft der Pferderennen widmen.
Bei seinen politischen Ambitionen profitiert Stronach derzeit vom Misstrauen der Österreicher gegenüber Brüssel. Und obwohl er bislang kaum die grobe Linie des Programms seiner neuen Partei vorlegte, werden ihm in Umfragen bereits zwischen sechs und zehn Prozent vorhergesagt. Auch den Namen der neuen Partei wollte Stronach bislang nicht verraten. Bekannt ist immerhin, dass sich die Partei für eine Reform des Euro einsetzen will und den Rettungsfonds ESM kritisch sieht. Auch befürwortet sie ein vereinfachtes Steuerwesen mit einem einheitlichen Steuersatz.
Stronach selbst zufolge verkörpert seine Partei Werte wie “Wahrheit, Transparenz und Gerechtigkeit”. Auch gegenüber der Korruption in der österreichischen Politik nimmt die Partei demnach einen kritischen Standpunkt ein. Von der Politik hat der Austro-Kanadier einfache Vorstellungen. Seiner Meinung nach ist es von der Wirtschaft bis zur Politik nur ein kleiner Schritt: In einem Land hätten die Bürger die Rolle von Aktionären, sagt Stronach, dessen Vermögen sich laut “Forbes”-Magazin auf 1,2 Milliarden Dollar (930 Millionen Euro) beläuft.
Er hoffe auf ein Wahlergebnis von 20 bis 30 Prozent, erklärte Stronach. Die Vier-Prozent-Hürde jedenfalls dürfte die neue Partei bei den Wahlen im Herbst 2013 überwinden, um dann neben den beiden großen Parteien SPÖ und ÖVP sowie den Grünen und den beiden rechtspopulistischen Parteien FPÖ und BZÖ vertreten zu sein. Die Namen seiner Unterstützer wollte Stronach vor dem offiziellen Parteistart noch nicht nennen. Bekannt ist aber, dass der Industrielle bereits vier Abgeordnete für sich gewinnen konnte – einen von der SPÖ und drei von der BZÖ.
Die BZÖ ist es auch, die von Stronachs Initiative am härtesten getroffen werden dürfte. Umfragen zufolge könnte sie durch die neue Konkurrenz an der Vier-Prozent-Hürde scheitern. Jüngsten Befragungen von Mitte September zufolge liegen die Sozialdemokraten der SPÖ mit knapp 30 Prozent vorn, gefolgt von der christdemokratischen ÖVP mit 21 bis 24 Prozent. Auch die FPÖ kann demnach auf 20 bis 23 Prozent hoffen, die Grünen liegen derzeit bei 15 Prozent.
Stronach ist nicht der erste reiche Österreicher, der sich an einer politischen Karriere versucht. 1999 suchte der Bauunternehmer Richard Lugner erfolglos sein Glück bei den Parlamentswahlen. Aus dem Urnengang ging der Bau-Magnat mit mageren 1,02 Prozent hervor.
jep/jah(AFP)

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