Klartext zu Gold, Fonds und Aktien:
Manfred Gburek
Am Freitag explodierte der Goldpreis weit über 1600 Dollar, der Preis des Kilobarrens weit über 42.000 Euro. Die Erklärung dafür schien zunächst ganz einfach zu sein: „fresh save-haven buying, panic short covering“, stand auf der Internetseite kitco.com zu lesen. Ferner sei Quantitative Easing „back on the table“, und Anleger hätten sich im „bargain hunting“ geübt. Also Gold wieder einmal als sicherer Hafen, Eindeckungen der Baissespekulanten, die Erwartung einer neuen Geldschwemme und Gelegenheitskäufe.
Das alles ist irgendwie richtig oder zumindest halb richtig, begründet den Preisanstieg aber primär aus der Perspektive der Zocker am US-Terminmarkt Comex, wo er so plötzlich stattfand. In Wahrheit handelt es sich um die Wende zum Positiven bei der im vergangenen Herbst begonnenen Konsolidierung, die ich hier in der Sprache der Charttechniker abwechselnd als leicht abwärts gerichteten Kanal oder als ersten Teil einer Untertasse bezeichnet habe.
Wende zum Positiven, das bedeutet aber noch nicht, dass der Goldpreis – und mit ihm die Preise der anderen Edelmetalle – ohne Unterbrechung steil nach oben gehen wird, sondern dass sich vor allem das Sentiment der Teilnehmer an den Edelmetallmärkten schlagartig vom Negativen zum Positiven geändert hat. Daraus folgt: So wie der Goldpreis in Dollar seit Monaten unter Schwankungen per Saldo gefallen ist, wird er während der kommenden Monate unter Schwankungen steigen – und mit ihm die Kurse der Edelmetallaktien.
Was uns in der Zeit danach erwartet, lässt sich aus heutiger Sicht nur so beschreiben: Alles außer einem Preissturz ist möglich. Also eine langsame oder schnelle Annäherung an den Höchstpreis vom vergangenen Jahr, dessen Überschreiten, eine nachhaltige Preisexplosion usw. Einer der wichtigsten Gründe: Allein in den asiatischen Ländern unter Führung von China ist die private Goldnachfrage so hoch, dass jeder Preisrückgang – wie der in den vergangenen Monaten – zu massiven Käufen genutzt wird.
Den Preisanstieg des Kilobarrens in Euro habe ich bewusst erwähnt, weil er seit geraumer Zeit bei 40.000 Euro festgenagelt zu sein schien und somit ja auch die Euro-Schwäche widergespiegelt hat, während der Dollar-Goldpreis in derselben Zeit wie erwähnt leicht gefallen ist. Als wichtiges Fazit daraus ergibt sich: Wer Gold hortet, erhält die Kaufkraft besser als die Horter von Euro-Bargeld.
Wenn man die Kurven des Goldpreises über mehrere Jahre in den wichtigsten Währungen verfolgt, lässt sich sogar feststellen, dass die Goldhorter auch besser abgeschnitten haben als die Horter von Dollar-, Schweizer Franken-, Pfund-, Yen- und Yuan/Renminbi-Bargeld, ganz zu schweigen von extrem schwachen Währungen. Der Investor Marc Faber hat das in einem seiner letzten Interviews so auf den Punkt gebracht: „Gold ist wie Bargeld.“ Er hat aber auch betont, dass Aktien langfristig wahrscheinlich besser abschneiden – vorausgesetzt, man schichtet sie von Zeit zu Zeit um.
Womit ich dieses Thema hier noch einmal aufgreife und zunächst mit einem weiteren Faber-Zitat fortsetze: „Wenn Sie Volatilitäten nicht aushalten können, bleiben Sie im Bett.“ Das heißt, stark schwankende Aktienkurse sind nicht für jedermann/-frau mit schwachen Nerven geeignet. Sie vermitteln den Eindruck, Aktien seien unsicher. Wer jedoch vor allem das Positive in ihnen sieht, denkt bei jedem Kursrückschlag, der den Aktien in diesen Tagen zugefügt wird, eher an eine günstige Kaufgelegenheit.
Das bringt mich wieder einmal auf das Thema Fonds, speziell Aktienfonds, wobei der aktuelle Anlass hierfür auch in einem Handelsblatt-Beitrag mit der Überschrift „Unter aller Sau“ besteht. Darin weist die Autorin Dörte Jochims zu Recht auf die katastrophalen Ergebnisse einer ganzen Reihe von Fonds hin. Wie kann es so weit kommen? Ganz einfach: Außer viel zu hohen Kosten und unfähigen Managern ist es besonders bei Aktienfonds allzu oft der Zwang, Geld anzulegen, wenn die Kurse ziemlich weit oben stehen, und es aus Aktien wieder abzuziehen, wenn die Kurse auf Tauchstation gehen. Beides hat mit dem prozyklischen Verhalten der Anleger zu tun, die Geld jeweils zur Unzeit in Fonds investieren und Fondsanteile liquidieren.
Der auf die Materie spezialisierte Unternehmensberater Björn Drescher spricht in Bezug auf Publikumsfonds – also solche, die Banken, Sparkassen und Finanzvertriebe Ihnen verkaufen – vom „Wildwuchs, der zu einem Konzentrationsprozess führen wird“. Daraus dürften sich für viele Fondsanleger teure Konsequenzen ergeben, denn die Konzentration wird nicht nur so manche alteingesessene Investmentgesellschaft vom Markt verschwinden lassen, sondern auch eine Vielzahl jetzt noch bestehender Fonds, vor allem solcher mit unzureichendem Vermögen und dadurch hohen Kosten je Anteil:
Werden solche Fonds liquidiert, entsteht in der Regel ein mehr oder weniger hoher Verlust, was zurzeit ja gerade die Inhaber eingefrorener offener Immobilienfonds bitter zu spüren bekommen und was Aktienfondsanleger im Grunde ähnlich treffen dürfte. Werden sie mit anderen zusammengelegt, ändert sich schlagartig die Zusammensetzung des Fondsvermögens, was an sich eine Frechheit gegenüber den Anlegern ist. Werden sie – dann mit weiterhin hohen Kosten je Anteil – durch Dick und Dünn fortgeführt, bleiben für Anleger nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nur noch Bruchteile ihres früheren Einsatzes übrig.
Dann doch lieber die Volatilitäten der Aktien aushalten, sich also mit stark schwankenden Kursen anfreunden? Wessen Nerven nicht ohnehin schon durch Berufs- oder Freizeitstress arg strapaziert sind, sollte diese Frage für sich eher bejahen. Wobei ich hier weniger auf kurzfristige Trader und Chartfanatiker abziele, sondern auf Anleger, die zyklisch einsteigen, wenn die Kurse unten sind, und wieder aussteigen, wenn sie oben stehen. Nur, was ist unten, was ist oben? Beispiel deutsche Standardwerte: Sie fallen gerade, obwohl wichtige Kennzahlen – wie Dividendenrendite, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Kurs-Gewinn-Verhältnis – eher für einen Kauf sprechen. In solchen Phasen hat es sich bewährt, Käufe zeitlich zu strecken, vorausgesetzt, der Anlagehorizont erstreckt sich nicht nur über die nächsten Monate, sondern über einige Jahre.
An einer grundsätzlichen Entscheidung kommt man aber kaum vorbei: Geld sollte nicht allein über mehrere Aktien gestreut werden, die man bei relativ niedrigen Kursen zeitlich gestreckt kauft, sondern auch über verschiedene Anlagekategorien. Marc Faber schlug im bereits zitierten Interview vor: je ein Anteil Liquidität, Aktien, Immobilien und Gold, Letzteres aktuell mit 20 bis 25 Prozent. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Quelle: Gburek
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