Zahlreiche Verletzte bei Serie von Bombenexplosionen in der Ukraine:
Präsident Janukowitsch spricht von Herausforderung für das Land
Kiew, 27. April – Eine Serie von Bombenexplosionen hat am Freitag die ukrainische Stadt Dnjepropetrowsk erschüttert. Nach Angaben des Ministeriums für Notfallsituationen wurden dabei mindestens 27 Menschen verletzt, darunter neun Kinder. Dnjepropetrowsk ist die Heimatstadt der inhaftierten Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko, deren Fall seit geraumer Zeit für Aufsehen sorgt.
Die vier Explosionen ereigneten sich den Angaben zufolge kurz nacheinander. Die Zahl der Verletzten bezog sich auf die drei ersten Explosionen, zur vierten lagen zunächst keine näheren Angaben vor. Wie eine Ministeriumssprecherin sagte, wurde die erste Explosion durch einen Sprengsatz ausgelöst, der in einem Papierkorb nahe einer Straßenbahnhaltestelle deponiert worden sei. Die zweite Explosion ereignete sich demnach in der Nähe eines Kinos, die dritte auf einer belebten Straße.
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch sprach von einer “Herausforderung” für sein Land. “Wir verstehen, dass dies eine weitere Herausforderung für uns ist, für das gesamte Volk”, sagte Janukowitsch. Innenminister Witali Sachartschenko wollte sich laut der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine so schnell wie möglich nach Dnjepropetrowsk im Zentrum des Landes begeben.
Die Staatsanwaltschaft von Dnjepropetrowsk leitete Ermittlungen wegen eines möglichen Terroranschlags ein, wie eine Sprecherin der Behörde der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Dnjepropetrowsk ist die Heimatstadt von Ex-Regierungschefin Timoschenko. Die Führung in Kiew sorgt wegen ihres Umgangs mit der schwer erkrankten Politikerin seit geraumer Zeit für Negativschlagzeilen. Timoschenko leidet seit Monaten unter starken Rückenschmerzen und war aus Protest gegen ihre Haftbedingungen vor einer Woche in einen Hungerstreik getreten.
Die 51-Jährige beschuldigt die Behörden, sie unter Gewaltanwendung vorübergehend aus dem Gefängnis in Charkiw in ein Krankenhaus verlegt zu haben. Der Führung um ihren Erzrivalen Janukowitsch wirft die Heldin der Orangenen Revolution von 2004 vor, sie durch einen politisch motivierten Prozesse hinter Gitter gebracht zu haben.
Die Ex-Regierungschefin verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Deutschland hatte die Aufnahme Timoschenkos zur medizinischen Behandlung angeboten. Ärzte der Berliner Charité stellten am Freitag ein Gutachten zum Fall Timoschenko vor.
Die Ukraine ist im Juni zusammen mit Polen Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft. Dnjepropetrowsk ist allerdings kein Austragungsort bei dem Sportereignis. Angesichts der Situation Timoschenkos gab es bereits Aufrufe zum Boykott des Sportereignisses. Bundespräsident Joachim Gauck sagte in dieser Woche eine geplante Reise in die Ukraine ab.
AFP
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