Nabucco-Pipeline aus Zentralasien könnte vor dem Aus stehen:
Konsortium erwägt Kurzversion von Türkei bis nahe Wien
Brüssel, 25. April – Die europäische Gaspipeline Nabucco könnte in ihrer ursprünglich geplanten Form vor dem Aus stehen. “Wir sind offen für andere Lösungen”, erklärte das Nabucco-Konsortium mit Sitz in Wien am Mittwoch. Denkbar ist, dass das von der Europäischen Union unterstützte Großprojekt, das Erdgas aus dem Kaspischen Raum und dem Nahen Osten nach Mitteleuropa bringen soll, nur in deutlich kürzerer Form verwirklicht wird.
Ursprünglich sollte Nabucco von der Ostgrenze der Türkei aus Gas bis nach Bulgarien bringen und von dort weiter über den Balkan bis zum Verteilerpunkt Baumgarten nahe Wien. Im äußersten Osten würde die Pipeline damit an Georgien grenzen und von dort Gas aus dem Kaspischen Raum liefern, ein Zubringer war für weitere Lieferungen aus dem Nordirak erwogen.
Dieser ursprüngliche Plan sei zwar weiterhin der Maßstab, machte der Nabucco-Sprecher am Mittwoch deutlich. Zugleich treibt das das Konsortium aber die Möglichkeit einer kurzen Variante voran. Nabucco werde “noch vor dem Sommer” ein Angebot “bezüglich der Nabucco-West-Alternative” abgeben, erklärte er. Die West-Alternative führt lediglich von der bulgarisch-türkischen Grenze bis nach Baumgarten, die gesamte Strecke durch die Türkei fiele weg. Eine endgültige Entscheidung ist demnach aber noch nicht gefallen.
Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” hatte am Mittwoch unter Berufung auf EU-Diplomatenkreise berichtet, dass das Projekt in der Ursprungsform vor dem Aus stehe. Demnach habe sich die ursprüngliche, zuletzt auf acht Milliarden Euro bezifferte Lösung, als zu teuer erwiesen.
Nabucco ist an sich das Herzstück des geplanten südlichen Korridors für Gaslieferungen in die EU. Mit der Röhre soll insbesondere die Abhängigkeit vom russischen Gas vermindert werden. Federführend im Konsortium ist die österreichische OMV, daneben gehören ihm der deutsche RWE-Konzern an, BEH Bulgarian, BOTAS (Türkei), Transgaz (Rumänien) und FGSZ, eine Tochter des ungarischen MOL-Konzerns.
Ungewissheit besteht derzeit auch, ob FGSZ weiter bei Nabucco bleibt. “Es gibt viele Unsicherheiten um das Projekt Nabucco, die schwer zu ignorieren sind”, hatte die Konzernmutter MOL schon am Dienstag in Budapest mitgeteilt. “Sowohl die Finanzierung als auch die Versorgung mit Gas sind ungewiss”, erklärte die Firma. Der Konsortiumssprecher in Wien äußerte dazu, es gebe “bisher keine Anzeichen”, dass FGSZ seine Beteiligung aufgeben wolle.
Entscheidend für die Zukunft dürfte sein, ob Nabucco sich feste Lieferzusagen für Gas aus Aserbaidschan sichern kann. Das Konsortium bemüht sich um den Zuschlag für das aserbaidschanische Gasfeld Shah Deniz II. Nach EU-Angaben sind bestimmte Konkurrenten hier bereits aus dem Rennen, das Nabucco-Konsortium hat aber noch weitere Mitbewerber um Lieferverträge.
ps/oel(AFP)
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