Über die geographische Lage des sagenhaften Atlantis gibt es viele Spekulationen. Ich stelle hier das Bild vor, das sich sehr schlüssig aus zahlreichen zusammenpassenden Indizien ergibt und von dem Archäologen Jürgen Spanuth in einer Reihe von Werken vorgestellt worden ist. (Quellenangabe 1)
Die Weltanschauung von der Großen Mutter als der Schöpferin der Welt, war bis vor 3000 Jahren noch weltweit verbreitet. Die Große Mutter bringt jungfräulich aus sich heraus die Schöpfung hervor – versinnbildlicht als Göttinsohn, mit dem sie innig verbunden bleibt.
Das symbolisiert die damals verbreitete Weltanschauung von der Gottdurchdrungenheit der Schöpfung, die noch durch den weltweit gefeierten Kult der „Heiligen Hochzeit“ verdeutlicht wurde: Eine Priesterin als Sinnbild der Großen Mutter vereinigte sich auf einem heiligen Berg mit dem „Heiligen König“, dem Sinnbild für den Sohn und zugleich Heros der Großen Mutter.
Die weltweite Verbreitung dieses Kultes führt man auf die Ausbreitung der Megalithkultur zurück. Riesige Steinsetzungen in immer größerer Vollendung, bis hin zu den ägyptischen Pyramiden, sind ihr Kennzeichen.
„In den megalithischen Mysterienlegenden“ von der Heiligen Hochzeit spielt auch der „Glasberg“, auf dem sie stattfindet, eine große Rolle. „Daß diese Sage aus dem Norden stammt oder im Norden lokalisiert wurde, geht (u. a.) daraus hervor, daß in vielen Überlieferungen der Glasberg unter dem Polarstern gesucht wird. Selbst in der indischen Sage vom Meruberg, von dem diese Geschichte erzählt wird, heißt es, daß der Meruberg unter dem Polarstern liegt.“ (Sp)
„Der Name Meru bedeutet – wie Glasberg – der leuchtende Berg. Genau über ihm steht der Polarstern, und "die Sterne umwandeln ihn in engeren und weiteren Kreisbahnen". Er hat drei ringförmige Absätze und Stufen ... Auf dem Gipfel des Meru wohnen die Götter und die Ahnenseelen,“ zitiert Spanuth den Mythenforscher Huth.
Einen solchen Glasberg, eine solche Trojaburg, schildert auch der Atlantisbericht, den Platon überliefert hat: Platon gibt in seinen Dialogen den Atlantisbericht des Kritias wieder, den der Staatsmann und Dichter Solon in Ägypten erfahren, aber leider wegen dringender Staatsgeschäfte bei seiner Rückkunft nicht aufgeschrieben, sondern dem Großvater des Kritias nur mündlich erzählt habe, von dem wiederum Kritias ihn weitererzählt bekommen hatte. In diesem Atlantisbericht wird von einem überaus reichen Land im Atlantik erzählt, das dem Gott der Meere Poseidon bei der Verlosung der Länder unter den Göttern zugefallen sei.
Denn „der Name des Gottes Poseidon wird von den Sprachforschern mit dem griechischen Wort ,posis’ = ,Gatte’ (lat. pot-is, pot-ens, got. faths) in Zusammenhang gebracht und als ,Gatte’ der ,magna mater’ gedeutet“, als ihr Heros also. „Damit stimmt überein, daß Poseidon auch im Atlantisbericht (Krit. 113d-114a) als Gatte der auf der Bernsteininsel geborenen Kleito genannt wird“. (Sp)
Kleito war die Große Mutter, die Schöpferin der Welt, wie sie auch „in der Bretagne – und damit auch in Nordeuropa –“ vor mehr als 4000 Jahren dargestellt wurde und damit älter ist als die Darstellungen im Nahen Osten. Das bedeutet, daß diese Weltanschauung und Kultur den Weg von Nord nach Südost und nicht umgekehrt gegangen ist.
In dem Namen „Kleito“ steckt die griechische Form Leto. Kleito ist in Griechenland zu Leto geworden. Kleito, Leto, Hledis bedeutet in allen Fällen „die Ruhmreiche“. Kleito zeugte mit Poseidon 10 Söhne, die je einen Landesteil als König zugeteilt bekamen, so geht die Sage, und das Land Atlantis und das Meer Atlantik hätten ihren Namen von dem erstgeborenen König Atlas erhalten. Wie Atlas war die Irminsul als Himmelstütze gedacht. Sie wurde auch auf griechischem Geschirr gefunden.
Diodor von Sizilien, der das damalige Helgoland bereist hatte, berichtete im 1. Jahrhundert v. Chr.: „Atlas, der 1. König auf der heiligen Insel und Ahnherr des dort herrschenden Geschlechts hat viel Mühe und Fleiß auf die Kenntnis der Gestirne verwendet und mit großem Scharfsinn herausgefunden, daß der Himmelsbau eine Kugel sei. Atlas ... hat die Bewegung der himmlischen Gestirne erfaßt und den Menschen offenbart. Dadurch entstand die Sage, daß er den Himmel auf seinen Schultern trüge.“
Atlantis habe nicht nur reichlich Nahrung für Mensch und Tier geschenkt, sondern in seinem Untergrund verschiedenfarbiges Gestein und Erz enthalten, das von den Atlantern geschürft und zu prachtvoller Ausgestaltung der Bauten auf der Insel genutzt worden seien.
Schon die äußerste Ringmauer um den zentral gelegenen Tempel des Poseidon sei in ihrer ganzen Länge außen mit Kupfer und innen mit Zinn überzogen, der innerste Ring aber sei ganz mit dem „wie Feuer glänzenden Bergerz“ (Quellenangabe 2) übergossen – offenbar mit Bernstein, den es an der Küste Frieslands in der Eidermündung ebenso wie an der ostpreußischen Samlandküste zu finden gab und noch heute gibt und mit dem die Seevölker auch regen Handel trieben.
Hier wird also offensichtlich eine Trojaburg beschrieben, wie sie von Nordeuropa bis Nordafrika und Kleinasien zu finden sind. Sie alle stammen aus der Megalithzeit. Nach Homers Ilias hat Poseidon auch „um die Stadt (Troja) eine Mauer errichtet, breit und herrlich, als unzerbrechliche Wehr für die Stadt“. Poseidon galt also schon sehr früh als Erbauer von Troja und den Trojaburgen. Das bedeutet mythisch ausgedrückt: Das Volk Poseidons, die nordischen Seefahrer, waren die Erbauer der Trojaburgen und Trojas im Land der Hethiter.
Von dem Königssitz innerhalb der Burg von Atlantis berichtet Kritias, daß sich in seiner Mitte „ein unzugängliches, der Kleito und dem Poseidon geweihtes Heiligtum (befand), mit einer goldenen Mauer umgeben ... Von außen hatten sie den ganzen Tempel mit Silber überzogen, mit Ausnahme der mit Gold überzogenen Zinnen. Im Innern war die Wölbung von Elfenbein, mit Verzierung von Gold und Silber und Bergerz (also Bernstein); alles übrige, Wände, Säulen und Fußboden, bedeckten sie mit Bergerz.“
Goldene Standbilder wären dort aufgestellt, darunter das des Gottes Poseidon, auf einem Wagen mit sechs geflügelten Rossen stehend und von einer Größe, daß er mit dem Scheitel die Decke berührte, „um ihn herum auf Delphinen hundert Nereiden, denn soviel, glaubte man damals, gäbe es von ihnen“, erzählt Kritias.
Die Nereiden waren Meerjungfrauen. Sie galten als die Töchter des Nereus, eines weiteren Meeresgottes. Poseidon verblaßte in Griechenland, der neuen Heimat der Seefahrer, dafür gewann Apollo an Bedeutung. Sein Name und die Stärke seines Ansehens traten an Poseidons Stelle. Auch eines seiner Sinnbilder ist das Meereswesen Delphin.
„Man mag diese Sagen für wertlos halten“, schreibt Spanuth. „Die kundigen Vorgeschichtler tun das nicht. In zahlreichen Fällen hat die Spatenforschung nachgewiesen, daß die Volkssagen richtige Nachrichten aus längst vergangenen Zeiten überliefert haben. Der Inhalt von unberührten Gräbern aus der Bronzezeit wurde in mehreren Fällen in der Volksüberlieferung richtig angegeben.“
Ein weiteres Sinnbild für Apoll sind die Schwäne. Homer schildert in seiner Odyssee auch das glücklich und sorglos lebende Seefahrervolk der Phäaken mit seinen Gesängen. Mit den Phäaken ist offensichtlich das Volk der Atlanter auf der Bernsteininsel Basileia gemeint.
Diese Insel, auch „Elektris“ genannt, soll in der Mündung des antiken Bernsteinflusses Eridanos gelegen haben. Und der Eridanos ist die Eider, die, wie Homer schreibt, von „Morgen“, also von Ost nach West fließt. Auf dieser Insel soll es der Sage nach einen großen Teich mit vielen Schwänen gegeben haben. Noch heute überwintern in Norddeutschland die sibirischen Singschwäne, und wir können besonders in der Stille der Nacht ihre lieblichen Gesänge hören.
Die basileische Königin Arete habe den schiffbrüchigen Odysseus gastfreundlich im prächtigen Königspalast aufgenommen und mit herrlich gewebten Gewändern, Gold und anderen schönen Dingen beschenkt und ausgerüstet, und der König Alkinóos habe ihn dann auf einem seiner schnellen Schiffe und 52 Mann Besatzung in seine Heimat Ithaka leiten lassen.
Seine Phäaken, sprach der König stolz, bedürften für die Fahrt „auch der Piloten nicht; haben sie nur den Namen des Orts, so finden sie die Fahrt durch Nacht und Nebel!“ So gut kannten sie sich in der Geographie aus.
Zahllose Abbildungen von Schiffen der Megalithiker sind an der gesamten europäischen Westküste, an der Mittelmeerküste und sogar auf dem amerikanischen Kontinent gefunden worden. Die meisten tragen Schwanenköpfe, und auch die Trojaburg der Bernsteininsel ist oft in den Abbildungen dabei. Sie sind in den Küstenländern ebenso verbreitet wie die gesamte Megalithkultur.
Desgleichen hat es bereits zur Megalithzeit eine Schrift gegeben, und zwar bereits eine Alphabetschrift, die Tifinag-Schrift, die Barry Fell in Kanada entdeckt und entziffert hat. Die Tifinag-Schrift ist die Vorgängerin des Runen-Alphabets. Der norwegischen König Woden Lithi ritzte in dieser Schrift um 1700 v. u. Z. auf einen Felsen in Ontario die Nachricht von seinem Tauschhandel (Webwaren gegen Gold) mit den einheimischen Indianern.
Homer hat die Odysseus-Sage aufgeschrieben. Die darin geschilderte Irrfahrt des Odysseus nennt Spanuth „eine wertvolle Quelle, vielleicht ein Fahrtenjournal, aus mykenischer Zeit, also aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur und vor dem Beginn der Naturkatastrophen, die zur ,Großen Wanderung’ um 1200 v. Chr. führten …“ (Sp)
Quellenangaben:
1. Jürgen Spanuth, … und doch: Atlantis enträtselt, Stuttgart 1955; Die Atlanter, Tübingen 1976; Die Philister, Osnabrück 1980; Die Phönizier, Osnabrück 1985; Die Rückkehr der Herakliden, Tübingen 1999 – Zitate von Spanuth mit (Sp) im Text gekennzeichnet.
2. Platon, Kritias
3. Platon, Timaios
Quelle: HIER
Zum Thema "Atlantis in Norddeutschland (Helgoland)" siehe auch: ATLANTIS
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