Freitag, 24. Februar 2012

Warum Nordkorea zur "Achse des Bösen" gehört

Warum Nordkorea zur "Achse des Bösen" gehört:
Es waren die drei Staaten Irak, Iran und Nordkorea, die George W. Bush im Jahr 2001 als die „Achse des Bösen“ bezeichnete. Der Irak wurde mittlerweile zerstört. Ein Angriff gegen den Iran könnte in Vorbereitung stehen. Was Nordkorea betrifft, lassen sich kaum Schlüsse auf die Pläne in naher Zukunft ziehen. Befürchtungen, dass Nordkorea, aufgrund innenpolitischer Probleme im Zusammenhang mit der Führungsübergabe nach dem Ableben von Regierungschef Kim Jong Il, einen Krieg anstreben könnte, entbehren jeglicher Logik.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Japan die dominierende Macht im pazifischen Raum. Die dort fortschreitenden amerikanischen Interessen, einschließlich einer Militärbasis namens Pearl Harbor auf Hawaii, führten letztendlich zum Krieg zwischen den beiden Nationen, der in einer restlosen Niederlage Japans endete.

Befreiung, 1945, bemühten sich sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sowjetunion und China um die dortige Vorherrschaft, was eine Spaltung des Landes mit sich brachte. Nach mehrjährigem Krieg kam es schließlich zur Teilung. Seit 1953 herrscht Waffenstillstand und als Grenze wurde der 38. Breitengrad festgesetzt.

Während sich Südkorea zur Spielwiese westlicher Investoren entwickelte, orientierte sich Nordkorea nach kommunistischen Wirtschaftsprinzipien. Im Zentrum der Politik stand der charismatische Regierungschef Kim Il-sung, um den ein beispielloser Personenkult aufgebaut wurde. Nach dessen Tod im Jahr 1994 wurden die Regierungsgeschäfte von dessen Sohn Kim Jong Il übernommen. Verschiedene Anzeichen bringen die Mutmaßung mit sich, dass sich Kim Jong Il bei weitem nicht der Beliebtheit seines Vaters erfreuen konnte, was zur Verstärkung diktatorischer Maßnahmen führte.

Nordkorea teilt seine Grenzen mit nur drei Staaten. Südkorea, im Norden China und im Osten Russland, wobei diese Grenze nicht länger als 17,5 km ist. Die der Grenze am nächsten gelegene russische Stadt ist Vladivostok.


Die militärische Stärke Nordkoreas

Nordkorea erstreckt sich über eine Fläche von 122.762 km² und zählt 24 Millionen Einwohner. Das Verteidigungsbudget entspricht mit fünf Milliarden Dollar rund 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland entfallen weniger als zwei Prozent des BIP auf Militärausgaben und in den USA, zumindest nach offiziellen Angaben, knapp fünf Prozent.


Auch wenn Angaben über die militärische Stärke eines Landes nur annähernd den Tatsachen entsprechen, so zeigt sich im Falle von Nordkorea doch, dass es „bis auf die Zähne bewaffnet“ ist. Mehr als 5.000 Panzer stehen zur Verfügung, 1.650 Kampfflugzeuge und 328 Kampfhubschrauber. Die Kriegsmarine besitzt rund 700 Schiffe und 58 U-Boote. Was Lenkraketen und insbesondere nukleare Sprengköpfe betrifft, beruhen die verfügbaren Informationen vorwiegend auf Spekulationen, doch ist es keineswegs auszuschließen, dass Nordkorea zu den Atommächten zählt.

Die Militärstärke ist beachtlich. In Deutschland gibt es, der selben Quelle zufolge, nur 408 Panzer, 90 Kriegsschiffe und die Zahl der U-Boote wird mit vier angegeben.

Kann dieses enorme Arsenal, das Nordkorea zur Verfügung steht, als Bedrohung verstanden werden? Zumindest theoretisch müsste die militärische Stärke ausreichen, um in einem Konflikt mit Südkorea bestehen zu können. Allerdings, die Vereinigten Staaten gelten als deklarierte Schutzmacht dieses Wirtschaftsarmes. Jede Aggression gegen den südlichen Nachbarstaat würde zweifellos ein militärisches Eingreifen durch die NATO zur Folge haben.

Entgegen einigen verlauteten Meinungen, erscheint es somit als absolut unlogisch, dass innenpolitische Spannungen eine nach außen gerichtete Aggression bewirken könnten. Insbesondere seit Bushs Offenbarung, wonach Nordkorea der „Achse des Bösen“ angehöre, scheint es ziemlich klar, dass ein Angriff von Seiten Nordkoreas einen willkommenen Anlass böte, zum vernichtenden Schlag auszuholen.

Nachdem am 26. März des Vorjahres das südkoreanisches Kriegsschiff Cheonan versenkt wurde, wobei 46 Matrosen ums Leben kamen, stellte eine „internationale Kommission“, die allerdings ausschließlich aus Experten prowestlicher Staaten bestand, fest, dass das Unglück durch ein nordkoreanisches Torpedo herbeigeführt worden war. Von nordkoreanischer Seite wurde jede Anschuldigung zurückgewiesen. Wie von russischen Zeitungen damals berichtet wurde, lehnte auch Moskau diese Version ab. Die Idee, dass es sich um einen „Angriff unter falscher Flagge“ gehandelt haben könnte, ist dabei keineswegs absurd. Selten werden wir daran erinnert, dass der Angriff auf ein amerikanisches Kriegsschiff in der Tonkin-Bucht, im Jahr 1964, nicht von Nordvietnam durchgeführt worden war, sondern, dass es sich um eine US-Inszenierung gehandelt hatte, um den amerikanischen Kriegseintritt zu rechtfertigen.

Am 23. November 2010 kam es zu einem Feuerwechsel an der koreanisch-koreanischen Grenze, wobei beide Seiten gleichzeitig behaupten, die jeweils andere Seite hätte das Feuer eröffnet.

Doch zu welchem Zweck investiert Nordkorea so viel in die Aufrüstung, wenn keine Angriffspläne vorliegen?

Wie schon erwähnt, um Südkorea, das sich internationaler Unterstützung erfreut, anzugreifen, dazu reicht die militärische Schlagkraft des Landes mit Sicherheit nicht aus. Wir können also davon ausgehen, dass die Aufrüstung in erster Linie der Verteidigung des Landes dient. Natürlich, sollte den Westmächten daran gelegen sein, Nordkorea zu erobern, so reicht das Potential der NATO-Staaten mit Sicherheit dafür aus. Allerdings, vergleichen wir mit Afghanistan und Irak, so wäre der Preis um ein Vielfaches höher. Die Verteidigungsbereitschaft kleinerer Staaten kann immer nur darauf ausgerichtet sein, eine Eroberung durch ausländische Mächte so aufwendig zu gestalten, dass sich die Einnahme letztendlich nicht mehr lohnt. Die Bodenschätze Nordkoreas halten sich in Grenzen. Die Summe der Arbeitskraft der Einwohner reicht wohl nicht aus, um einen Angriff zu rechtfertigen.

Dazu möchte ich noch kurz erklären, dass sich der Wert eines Landes insbesondere aus den beiden Faktoren „Bodenschätze“ und „Arbeitskraft“ zusammensetzt. Auch wenn der Bevölkerung eroberter Länder erklärt werden mag, dass sie von nun an „frei“ seien, so zählt es doch zu den ersten Zielen „internationaler Investoren“, an der Arbeitskraft dieser Menschen zu verdienen. Ein Umstand, der in westlichen Ländern jedoch selten respektiert wird.


Die Situation der Bevölkerung

Die massive Aufrüstung Nordkoreas hat zur Folge, dass die Bevölkerung schwere Entbehrungen auf sich nehmen muss. Der Regierung stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl. Das Land den „internationalen Investoren“ zu überlassen oder dem Volk Entbehrungen aufzuzwingen, um es vor diesen zu schützen. Für Menschen, die sich dem westlichen Konsumdenken verschrieben haben, stößt die nordkoreanische Vorgangsweise gewiss auf Unverständnis. Allein der Anblick blinkender Neonlichter in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul lässt vermuten, dass die Lebensqualität der dortigen Bevölkerung deutlich höher liegt. Es stehen Arbeitsplätze zur Verfügung, Konsumgüter in beliebiger Menge, Südkorea hat den Anschluss an die westliche Welt gefunden.


Die Bewohner Nordkoreas sind zwar frei von den Zwängen, mit denen die Bürger der Industriestaaten konfrontiert sind, doch sie leben mit anderen. In weiten Teilen Nordkoreas herrscht tatsächliche Not, schmerzliche Armut und oft sogar Hungersnöte. Während die nordkoreanische Regierung sich bemüht, den Preis für eine Eroberung des Landes so hoch wie möglich zu schrauben, zahlt die Bevölkerung einen teuren Preis für diese Art der Freiheit. Gewiss bedarf es philosophischen Denkens, um den Standpunkt der nordkoreanischen Regierung zu verstehen. Freiheit um jeden Preis, ungeachtet der Not, die damit über viele Bürger hereinbricht.

Die politischen Führer Nordkoreas der Wahrung persönlicher Interessen zu bezichtigen, ist dabei keineswegs gerechtfertigt. Dem verstorbenen Kim Jong Il vorzuwerfen, dass er jährlich französischen Cognac für 600.000 Euro erworben haben soll, ist lächerlich. Hätte er das Land den westlichen Finanzmächten überlassen, hätten sie ihn täglich in Cognac baden lassen. Regierungschefs, die mit den „internationalen Investoren“ kollaborieren, sind in der wesentlich besseren Situation, um Privatvermögen anzuhäufen. Und solange die Zusammenarbeit

im Interesse der Finanzlobby erfolgt, ist auch kaum mit dem Aufdecken von Korruptionsskandalen zu rechnen. Solche kommen immer erst dann ans Tageslicht, wenn ein Staatschef glaubt, er könne dem Einfluss dieser Finanzlobby Grenzen setzen.





Warum Nordkorea für die westliche Welt nun tatsächlich von so großem Interesse ist, lässt sich nur schwer ergründen. Es könnte die strategische Lage durch den Grenzverlauf mit China sein. Es könnte daran liegen, dass es dem Gesamteindruck schadet, wenn der Bevölkerung eines Landes die Fortführung ihrer traditionellen Lebensweise gestattet wird, anstatt sie zu Konsumenten umzuerziehen. Ob es den dort lebenden Menschen jedoch zuzumuten ist, ihre Unabhängigkeit um jeden Preis zu erhalten, darüber ist es nur schwer, von außen ein Urteil zu fällen. Mit Sicherheit bemühen sich westliche Kreise, innerhalb Nordkoreas Unzufriedenheit zu säen. Wie groß der Anteil der Menschen ist, die sich nach einer Verwestlichung sehnen, ist, ohne dem Land einen Besuch abzustatten, kaum zu beurteilen.Steht es der nordkoreanischen Regierung zu, die Entscheidung über die weitere Entwicklung eigenständig zu treffen, ohne die Interessen des Volkes zu berücksichtigen? Wer den Standpunkt vertritt, dass Freiheit um jeden Preis erhalten werden sollte, wird für das bisherige Verhalten der Regierung Verständnis aufbringen. Wer glaubt, dass wahres Glück durch blinkende Neonlichter, erhöhtem Konsum und einem sicheren Arbeitsplatz am Fließband zu erreichen ist, der wird der nordkoreanischen Politik weiterhin mit einem Kopfschütteln begegnen.

Quelle: HIER

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