Montag, 23. Januar 2012

Kroaten stimmen für Beitritt zur Europäischen Union

Kroaten stimmen für Beitritt zur Europäischen Union:


Regierungschef Milanovic spricht von “historischer Entscheidung”


ZAGREB, 22. Januar (AFP) – Mit breiter Mehrheit haben sich die Kroaten in einer Volksabstimmung für einen Beitritt zur Europäischen Union ausgesprochen. Wie die Wahlkommission nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, stimmten am Sonntag 66 Prozent der Wähler für eine EU-Mitgliedschaft ihres Landes. Regierungschef Zoran Milanovic sprach von einer “historischen Entscheidung”, Präsident Ivo Josipovic von einem “großen Tag für Kroatien”.


Der Wahlkommission zufolge hatten bis wenige Stunden vor Ende der Abstimmung nur knapp 34 Prozent der Stimmberechtigten ihr Kreuz gemacht. Die niedrige Wahlbeteiligung führte der erst kürzlich angetretene Milanovic auf die Enttäuschung der Bürger mit der Politik zurück. “Die Menschen sind offensichtlich enttäuscht – das ist eine Botschaft, die der Situation des Landes geschuldet ist, und eine Botschaft an meine Regierung”, sagte er.


Die vor allem vom Adria-Tourismus abhängige Wirtschaft des Landes hat seit gut drei Jahren mit einer Rezession zu kämpfen. Und auch für dieses Jahr stehen die Prognosen für ein Wirtschaftswachstum schlecht. Da die Europäische Union derzeit selbst mit einer Schuldenkrise kämpft, fragten Kritiker des Beitritts danach, was denn die Gemeinschaft Kroatien zu bieten habe. Zudem verwiesen sie auf einen möglichen Verlust von Souveränität und nationaler Identität.


Alle großen Parteien des Landes unterstützen jedoch den Weg in die EU. “Ich freue mich darauf, wenn ganz Europa mein Zuhause wird”, sagte Präsident Ivo Josipovic bei seiner Stimmabgabe. Sollte Kroatien wie angestrebt zum 1. Juni 2013 der EU beitreten, wäre dies ein “Wendepunkt zum Besseren in der Geschichte Kroatiens”. Die Führung des Landes strebt seit dem Ende des Kroatien-Krieges (1991-1995) einen Beitritt zur Europäischen Union an.


Die Verhandlungen über eine Mitgliedschaft laufen seit 2005 zwischen Zagreb und Brüssel. Allerdings gerieten sie wegen eines Grenzkonflikts mit Slowenien immer wieder ins Stocken. Im Dezember unterzeichnete Kroatien, das 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatte, schließlich den Beitrittsvertrag. Dieser muss von allen 27 EU-Mitgliedern ratifiziert werden.


Von den einstigen jugoslawischen Teilrepubliken gehört bisher nur Slowenien der EU an. Serbien, Montenegro, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina bewerben sich aber ebenfalls um die Mitgliedschaft.


ut/

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