Iran bestätigt Erhalt von US-Depesche zu Streit um Seestraße
LONDON/TEHERAN, 15. Januar (AFP) – Der britische Außenminister William Hague hat angesichts des Streits über das iranische Atomprogramm vor einem Wettrüsten im Mittleren Osten gewarnt. In einem Interview mit dem “Sunday Telegraph” rief er Teheran zu Verhandlungen über seine Atompolitik auf. Der Iran bestätigte indes den Erhalt einer US-Depesche, die sich offenbar um den Streit über eine Blockade der strategisch wichtigen Seestraße von Hormus dreht.
Der Iran habe einen Kurs eingeschlagen, der die gesamte Region des Mittleren Ostens gefährde, sagte Hague. Er fürchte, dass sich der Streit mit Teheran in diesem Jahr zu einer “größeren Krise” ausweiten werde. Es werde immer mehr Sanktionen gegen den Iran geben, wenn das Land nicht zu Verhandlungen bereit sei. Ohne direkt auf eine mögliche militärische Intervention einzugehen, sagte Hague zudem, “sämtliche Optionen” lägen auf dem Tisch.
Die USA und die EU planen einen Boykott des iranischen Erdöls. Es ist anzunehmen, dass sich im Fall der Umsetzung einer solchen Maßnahme der Ölpreis auf dem Weltmarkt erhöht. Mit dem Ölembargo will der Westen Teheran im Streit um das iranische Atomprogramm zum Einlenken zwingen. Der Westen verdächtigt den Iran, am Bau einer Atombombe zu arbeiten, was Teheran aber zurückweist.
Vor dem Hintergrund des Streits hatte Teheran jüngst mit einer Blockade der Seestraße von Hormus gedroht, sollte der Westen tatsächlich ein Embargo gegen iranische Ölexporte verhängen. Einem Bericht der “New York Times” vom Donnerstag (Ortszeit) zufolge warnte US-Präsident Barack Obama in einer geheimen Botschaft das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, vor einer Schließung der Seestraße. Das Weiße Haus habe Chamenei über einen vertraulichen Kanal mitgeteilt, mit der Blockade würde eine “rote Linie” überschritten und eine Reaktion seitens der USA provoziert.
Am Sonntag bestätigte das iranische Außenministerium den Erhalt einer Mitteilung aus Washington, äußerte sich aber nicht konkret zum Inhalt der Depesche. “Wir sind gerade dabei, den Brief zu untersuchen und wenn es nötig ist, werden wir eine Antwort darauf geben”, zitierte die Nachrichtenagentur Irna den Ministeriumssprecher.
Die Golfstaaten warnte der Iran im Fall des Boykotts durch den Westen vor einer Erhöhung ihrer Ölproduktion. Wenn die ölproduzierenden Staaten im Persischen Golf das iranische Erdöl ersetzten, trügen sie die Verantwortung für die Folgen, sagte der iranische Vertreter bei der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), Mohammed Ali Chatibi, wie die iranische Tageszeitung “Schargh” am Sonntag berichtete. Eine Unterstützung der westlichen Staaten im Falle von Sanktionen werde nicht als “freundliche Geste” aufgenommen werden.
hcy/jah

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