Montag, 16. Januar 2012

Costa Concordia – Sinnbild für den Zustand der westlichen Welt

Costa Concordia – Sinnbild für den Zustand der westlichen Welt:
Kreuzfahrtschiff Costa Concordia gekentert
Costa Concordia

Am Abend des 13. Januar 2011 hat der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ nahe der italienischen Insel „Isola del Giglio“ sein Schiff mit Schmackes auf Grund gesetzt. Bei der Havarie sind nur wenige Menschen gestorben, und auch lassen sich Schiffsunfälle nicht ganz verhindern, doch das abrupte Ende der Kreuzfahrt des riesigen Luxusschiffes der europäisch-amerikanischen Urlaubsgesellschaft ist geradezu ein Sinnbild für den Zustand der westlichen Welt.

Einwohner der Insel sagten, Kreuzfahrtschiffe machen das öfter mal, dass sie ganz dicht an der Insel vorbeifahren, um dabei Einwohner der Insel „zu grüßen“, weil einige Besatzungsmitglieder der Schiffe von der Insel stammten. Das sei jedoch sehr gefährlich, denn wie jeder auf der Insel wisse, gebe es vor der Insel Riffe.

Der Kapitän, Sproß einer traditionsreichen Reedersfamilie, trug die Verantwortung für das Leben und die Gesundheit von mehr als 4200 Menschen sowie ein rund 450 Millionen Euro teures Schiff und trotzdem ist er spaßeshalber mit hoher Geschwindigkeit so dicht an der Insel vorbeigefahren, dass er damit den Rumpf des Schiffes am felsigen Untergrund vor der Küste aufgeschlitzt hat.

Nachdem das Schiff Leck geschlagen war, hat der Kapitän sich eine Stunde Zeit gelassen, bis er einen Notruf abgesetzt hat. Wenig später, als das Schiff am Ufer der Insel angekommen war, aber noch voller Menschen gewesen ist, soll dann der Kapitän von Bord gegangen sein, nicht als Erster, aber auch längst nicht als Letzter. Danach lamentierte der Kapitän in den Medien, das Riff, auf das er gefahren war, sei auf seiner Seekarte nicht verzeichnet gewesen.

Manche Passagiere haben sich derweil dem Vernehmen nach mit anderen Passagieren und Mitgliedern der Besatzung um Plätze in Rettungsbooten geprügelt. Einige Passagiere sind über Bord gesprungen und im kalten Wasser gestorben. Andere Passagiere sind in ihren Kabinen im Inneren des Schiffes ertrunken, als das Schiff schließlich gekentert und voll Wasser gelaufen ist.

Der Kapitän der Costa Concordia könnte in der westlichen Wertegemeinschaft genauso gut Politiker, Banker oder Militär sein. Es ist nicht so, dass Politiker und Banker vor der sogenannten „Finanzkrise“ nicht hätten wissen können, dass jede Finanzblase irgendwann platzt. Es ist nicht so, dass Politiker und Banker vor der Pleite von Griechenland nicht gewusst hätten, dass der griechische Staat die Staatsschulden nicht bezahlen kann. Es ist nicht so, Politiker und Militärs nicht gewusst haben, dass ihre Kriege und andere Regime-Change-Operationen in fremden Ländern wie Afghanistan, Irak, Libyen Syrien und Iran zu Millionen von Toten und ruinierten westlichen Staatshaushalten führen können. Es interessierte sie bloß nicht.

Grenzenlose Arroganz und blinde Systemgläubigkeit sind auch bei den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kapitänen der Staaten der westlichen Wertegemeinschaft längst weiter verbreitet als Verantwortung und Verstand. Auch das auf den Kapitänsbrücken der westlichen Staaten anwesende Spitzenpersonal schaut untätig zu, wie die Kapitäne mit Volldampf auf einen Crash nach dem Anderen zusteuern.

Die Passagiere im Bauch der westlichen Wertegmeinschaft schlagen sich derweil die Mägen voll und vertreiben sich die Zeit mit Luxus mit Überfluss. Niemand der Luxus-Passagiere käme auf die Idee, etwas dagegen zu tun, wenn der Kapitän Kurs auf eine gefährliche Klippen nimmt und die Offiziere ihm dabei nicht in den Arm fallen. Warum auch? Sie werden schließlich von von bis hinten bedient. Den Luxus-Passagieren geht’s gut. Und wenn es eine Staatshavarie gibt, dann prügeln sie sich darum, in die Rettungsboote zu kommen und sind dabei meist erfolgreich.

Der Mannschaft geht es hingegen nicht wirklich gut. Sie muss die Arbeit machen, um das Schiff am Laufen zu halten, dazu die Luxuspassagiere bedienen und bekommt dafür kaum genug, um davon leben zu können. Doch auch die Mannschaft ist dazu verdonnert, die Klappe zu halten und mit einem gezwungenen Lächeln auf dem Gesicht ohne Fragen zu stellen, bei Allem mitzumachen, wenn sie weiter auf die Schiff mitfahren und sich künftig nicht vom Fliegenfangen ernähren will.

Und so lebt die Welt weiter in einer Zeit, wo die Kapitäne der westlichen Wertegemeinschaft weiter arrogant und verantwortungslos von Katastrophe zu Katastrophe steuern und niemand ihnen in den Arm fällt. Vor ziemlich genau 100 Jahren gab es das schon einmal, ein Schiff, das geführt wurde von einem verantwortungslosen Kapitän auf der Brücke und ebensolchen Schlüsselmitgliedern der Besatzung.

Der Funker dieses Schiffes, Jack Phillips, erhielt am 14. April 1912, etwa gegen 23:00 Uhr vom Funker eines benachbarten Schiffes eine Warnung, dass es in der Gegend von gefährlichen Eisbergen wimmelte. Jacks Philips antwortete: „Halts Maul, ich bin beschäftigt, ich funke mit Cape Race!“ Und dann sendete Jacks Philips weiter Urlaubsgrüße von Luxuspassagieren nach Cape Race, ohne die Warnung weitergeleitet oder sich sonstwie um sie gekümmert zu haben. Der Käpitan des Schiffes hatte schließlich seit dem Morgen eine Eiswarnung an der Wand der Brücke hängen und fuhr weiter volle Kraft voraus. Knapp eine halbe Stunde später wurde das Schiff von einem Eisberg aufgeschlitzt.

Auch damals waren die Zustände an Bord der beinahe „unsinkbaren“ Titanic geradezu ein Spiegelbild einer arroganten und verantwortungslosen Gesellschaft. Knapp zwei Jahre später starteten Politkapitäne dieser Gesellschaft, denen niemand in den Arm fiel, recht unbedacht und im bliden Vertrauen auf die Unsinkbarkeit ihres Staates den ersten Weltkrieg. Ob arrogante und verantwortungslose Politkapitäne dieser Gesellschaft hundert Jahre später recht unbedacht den dritten Weltkrieg starten, ohne dass ihnen Passagiere oder Besatzung in den Arm fallen, bleibt derweil abzuwarten. Wer blind glaubt, die Kapitäne der westlichen Wertegemeinschaft werden schon „Alles im Griff“ haben, der möge sich die sinnlosen Kriege gegen Afghanistan und Irak ins Gedächtnis rufen und sich noch einmal das aktuelle Foto von der „Costa Concordia“ anschauen.

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