Freitag, 30. Dezember 2011

Präsidentschaftskandidaten mit Ballast

Präsidentschaftskandidaten mit Ballast:


Sieben Kandidaten der republikanischen Partei haben sich von der Konkurrenz abgesetzt und erwarten die ersten Vorwahlen. Ein Feld mit Kontroversen:

MITT ROMNEY



Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts und erfolgreiche Businessman wird auf ein persönliches Vermögen von rund 250 Millionen Dollar geschätzt. Dies zusammen mit seinen diversen College-Abschlüssen solch elitärer Einrichtungen wie Harvard lässt ihn kaum wie einen Mann des Volkes erscheinen, der zu Lasten der Banken und Mega-Fonds agieren würde. Als Gouverneur galt Romney als nicht unbedingt konservativer Vertreter seiner Partei, seine vorgeschlagene Konzern-freundliche Gesundheitsreform mit Zwangs-Einheitsbreitarifen war jener der Obama-Regierung in vielen Punkten ähnlich. Mittlerweile gehört Romney dem konservativen Flügel der Republikanischen Partei an. Mehrfach wurde ihm daher Opportunismus vorgeworfen.


Im Bereich Außenpolitik reiht er sich ein in die kriegsbegeisterten Neokonservativen und bezieht sich wie viele seiner Kollegen auf längst widerlegte falsche Zitate des iranischen Präsidenten und substanzarme Einschätzungen der Geheimdienste. Auf seinen wichtigsten Konkurrenten Ron Paul gemünzt, erklärte er: “Sie sollten nicht für einen Kandidaten abstimmen der es dem Iran gestatten würde, eine Atomwaffe zu besitzen, um Israel vom Angesicht der Erde zu fegen. Denn Amerika wäre als nächstes dran.” Der mormonische Glaube des 64-Jährigen schreckt vor allem evangelikalen Christen ab.

NEWT GINGRICH



Ginrich zählt zum Washingtoner Establishment und kann vergangene Wahlerfolge vorweisen. Der Historiker führte seine Partei einst bei den Kongresswahlen 1994 zum Sieg und war vier Jahre als Chef des Repräsentantenhauses der Gegenspieler des damaligen Präsidenten Bill Clinton. Seite inzwischen dritte Ehe und so manche seiner politischen Positionen vergraulen sowohl Republikaner als auch Unentschlossene. Als Präsident und Commander in Chief wolle er beispielsweise Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes ignorieren, die ihm nicht gefallen. Er kritisierte u.a. das knappe 5-zu-4-Urteil des Supreme Court im Jahr 2008, wonach Insassen in Guantanamo Bay das Recht haben, ihre Inhaftierung vor einem Richter anzufechten.

2008 sprach er sich für eine künstliche Abkühlung des Planeten durch drastische Geoengineering-Maßnahmen wie etwa das Ausbringen künstlicher Wolken aus. Nach einem desaströsen Wahlkampfstart kämpfte sich der 68-Jährige mit überzeugenden Auftritten in den TV-Debatten zurück. Die Begeisterung für Gingrich schien zuletzt in Umfragen wieder nachzulassen.

RICK PERRY



Der texanische Gouverneur gilt als Bush-Klon und stürzte nach einem anfänglichen Höhenflug durch eine magere Performance in den TV-Debatten ab. Legendär ist der Patzer, als ihm vor laufender Kamera der Name einer Bundesbehörde nicht mehr einfiel, die er unbedingt abschaffen will. Den evangelikalen Wählerblock umgarnt er mit der Verteidigung traditioneller Werte. Seit Jahren halten sich jedoch hartnäckige Gerüchte über regelmäßige Feiern mit jungen Tänzerinnen und Prostituierten beider Geschlechter. Der konservative Aktivist Robert Morrow aus Austin gab eine ganzseitige Anzeige in der populären Zeitung Austin Chronicle auf, in der Individuen um Kontaktaufnahme gebeten werden, die “Sex mit Rick Perry” hatten. Erinnerungen werden wach an George W. Bushs seltsame Kontakte zu dem homosexuellen Kolumnisten Jeff Gannon, der zuvor eher durch seine Dienste für einen Escort-Service auffiel als durch Journalismus.

Perry geriet unter Druck wegen dem 2007 begonnenen Bau eines umstrittenen Superhighways, der durch Texas und die gesamten Vereinigten Staaten verlaufen soll. Konservative befürchten den Verlust staatlicher Souveränität und schwere Schäden für den heimischen Arbeitsmarkt durch das Straßenprojekt im Zuge des Nordamerikanischen Freihandelsbkommens NAFTA. Perry erhielt in der Vergangenheit erhebliche Wahlspenden von den Firmen Cintra Concesiones de Infraestructuras de Transport und Zachry Construction Company, die die Mautgebühren erhalten würden. Zachry erhielt den Bauauftrag vom texanischen Verkehrsministerium für den Superhighway-Abschnitt Trans-Texas Corridor.

Ein wegen seiner umstrittenen Sicherheit und Wirksamkeit kritsierter Merck-Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs wurde von Perry kurzerhand ohne gesetzliche Grundlage per Durchführungsverordnung als verpflichtend für Mädchen ab 12 erklärt. Merck gab 535.000$ für die Lobbyarbeit von Mike Toomey aus, der Perrys Präsidentschaftswahlkampf leitete. Perrys Durchführungsverordnung wurde bald wieder in Texas von der Legislative einkassiert.

RON PAUL



Der Überraschungsfavorit Paul versteht sich als Vertreter der freien Marktwirtschaft im Sinne der österreichischen Schule der Nationalökonomie. Ziele seiner Politik sind Deregulierung und geringe Steuern. Unter anderem Sozialisten aus dem Obama-Lager werfen ihm regelmäßig vor, über Nacht alle Sozialleistungen streichen und damit Millionen Bürger verhungern lassen zu wollen. Seine Kampagne hängt zu einem Großteil davon ab, das Konzept welches Nobelpreisträger zur Reife gebracht hatten, einem Publikum zu vermitteln welches wegen Bildungsmangels häufig leider nicht die keynesianische Fiat-Geld-Maschinerie und die staatliche Planwirtschaft als Sozialdarwinismus erkennt, sondern fälschlicherweise das Leben in einem libertären Staat.

Seine geforderte Auflösung der nationalen Steuerbehörde IRS und der Notenbank Federal Reserve sowie die Abschaffung der bundesweit erhobenen Einkommensteuer werden ihm häufig als absurde Fantastereien vorgeworfen – ausgerechnet von jenen die mit immer mehr herbeigezaubertem Luftgeld und immer höheren Steuern Multi-Billionen-Bailouts für einige wenige Großbanken finanzieren wollen.

Paul gilt als Isolationist für seine Ablehnung des Handelsabkommens NAFTA und der Mitgliedschaft in internationalen Institutionen wie der WTO oder der UNO. Seine Absicht, Militärbasen weltweit zu schließen, Rüstungszahlungen an andere Länder einzustellen und sich generell nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen, brachte ihm sogar von seinen Konkurrenten den Vorwurf ein, “selbst gegenüber Hitler” eine Appeasement-Politik vertreten zu würden. Der Texaner hält dagegen, die Einmischungen der Vergangenheit hätten mehr Feinde und mehr Terror generiert.

Wie bei jeder Wahl kramen die Medien alte Newsletter hervor, die jemand anderes einst unter seinem Namen veröffentlich hatte als Beweis für angebliche Missgunst gegenüber Minderheiten.

MICHELE BACHMANN



In ihre Heimat Iowa konnte Bachmann bei einer symbolischen Testwahl im August triumphieren, ansonsten läuft es aber eher mau bei der Kampagne der Kongressabgeordneten. Meinungsforscher sehen sie nach einem Zwischenhoch im Sommer inzwischen am unteren Ende des Bewerberfeldes. Bachmann führt die Tea-Party-Fraktion im Repräsentantenhaus an und fiel im Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze durch ihre Fundamentalopposition auf. Auch bei sozialpolitischen Themen bedient die 55-Jährige die Wünsche der Parteirechten und wettert gegen Abtreibung und Homoehe.

RICK SANTORUM



Der Ex-Senator aus Pennsylvania konkurriert mit Bachmann um die Gunst der Tea-Party-Bewegung und hat sich als lautstarker Verfechter christlich-konservativer Ansichten einen Namen gemacht. Nach einer gescheiterten Wiederwahl im Jahr 2006 arbeitete der 53-Jährige unter anderem als Kommentator für den konservativen Sender Fox News.

JON HUNTSMAN



Der Ex-Gouverneur von Utah gilt als moderater Republikaner. Vor seinem Einstieg in das Präsidentschaftsrennen arbeitete er als US-Botschafter in China für Obamas Regierung – und hat deswegen bei vielen Konservativen schlechte Karten. Wie Romney ist der 51-Jährige Mormone.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen