Der Wirtschaftswissenschaftler Lüder Gerken rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Inflation in Europa auf bis zu 10 Prozent im Jahr.
Diese Entwicklung drohe vor allem dann, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Ankauf von Staatsanleihen notleidender Euro-Staaten wie Griechenland, Portugal und Italien stark ausweite, um die Schulden dieser Länder zu finanzieren. Schon jetzt befinden sich Staatsanleihen im Nominalwert von über 200 Milliarden Euro in den Tresoren der EZB. Pro Woche kommen 20 Milliarden dazu.
Quelle: buerger-in-wut.de – Mein Dank an Rüdiger für den Hinweis, sagt Maria Lourdes!
Außerdem spricht sich Gerken, der Leiter des Freiburger Centrums für Europäische Politik ist, gegen sog. „Eurobonds“ aus, also gemeinsame Staatsanleihen aller Euro-Länder. Die sollen es den überschuldeten Euro-Ländern ermöglichen, neue Kredite zu günstigeren Konditionen aufzunehmen, um ihre Defizite zu refinanzieren – also noch mehr Schulden zu machen. Nach Meinung von Gerken würde das dann billigere Geld die Bereitschaft der betroffenen Staaten senken, ihre Volkswirtschaften zu reformieren. Diese Reformen sind notwendig, um auf den Märkten wieder wettbewerbsfähig zu werden und höhere Steuereinnahmen zu generieren. Auch die Bereitschaft, die öffentlichen Finanzen durch Sparanstrengungen zu konsolidieren, dürfte deutlich nachlassen. Denn das erfordert schmerzhafte Einschnitte zu Lasten der Bevölkerung, an denen die Politiker der betroffenen Staaten schon aus Gründen des eigenen Machterhalts wenig Interesse haben.
Für Deutschland kämen gemeinsame europäische Schuldverschreibungen teuer. Denn Eurobonds würden das Zinsniveau in der Währungsunion vereinheitlichen. Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen erhöhten sich in diesem Fall von heute 2 Prozent auf dann 3,5 Prozent. Bund, Länder und Kommunen müßten dann im Jahr 25 Milliarden Euro mehr für den Schuldendienst aufwenden, ein Anstieg um rund 63 Prozent! Diese Mehrbelastung der öffentlichen Hand würde weitere Ausgabenkürzungen, aber auch spürbare Steuererhöhungen in Deutschland nach sich ziehen. Quelle hierzu
Am Dienstag wurde bekannt, daß die EZB zur Finanzierung der Staatsschulden maroder Euro-Staaten erstmals netto Geld in den Markt gepumpt und damit die Geldmenge erhöht hat. Offenbar will die europäische Zentralbank, an deren Spitze seit kurzem der Italiener Mario Draghi steht, die Euro-Krise mit Hilfe der Notenpresse lösen. Sie schlägt damit den erfolglosen Weg der amerikanischen Federal Reserve Bank ein, die bereits 2 Billionen Dollar für den Kauf von US-Staatsanleihen aufgewendet hat. Die Gefahr einer massiv steigenden Inflation, die vor allem Normalverdiener, Rentner und Sparer treffen würde, nimmt dadurch weiter zu. Quelle hierzu
Ebenfalls in dieser Woche hat das Münchener Ifo-Institut unter Leitung des Ökonomen Hans-Werner Sinn neue Berechnungen zu den finanziellen Risiken vorgelegt, die Deutschland aus der Euro-Rettung erwachsen können. Danach müßte der deutsche Steuerzahler bei einem Zahlungsausfall der Krisenländer Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien Lasten von bis zu 560 Milliarden Euro schultern. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt für das Jahr 2012 hat ein Volumen von nur 306 Milliarden Euro. Quelle hierzu
Es zeigt sich immer deutlicher, daß die Einführung des Euro im Jahre 1999 ein gravierender Fehler gewesen ist. Eine gemeinsame Währung ohne eine abgestimmte Wirtschafts- und Finanzpolitik kann nicht funktionieren. Darauf hatten weitsichtige Ökonomen bereits in den neunziger Jahren hingewiesen. Doch die Politik wollte davon nichts wissen. Einige Beobachter meinen sogar, daß die Euro-Krise von interessierter Seite initiiert wurde, um einen Brüsseler Einheitsstaat zu erzwingen und die Souveränität der europäischen Nationen endgültig abzuschaffen.
Ob das gelingt, ist allerdings fraglich. Denn sieht man einmal von Ausnahmen wie Deutschland ab, werden sich die Völker Europas ihre Selbstbestimmung nicht einfach nehmen lassen. Wahrscheinlicher als eine zentralistisch regierte EU dürfte deshalb ein Zerfall der Union sein, der mit dem Untergang des Euro seinen Anfang nimmt. Das wissen auch die Eurokraten mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso an der Spitze. Sie fürchten um ihre Macht und fordern deshalb geradezu hysterisch immer neue finanzielle Anstrengungen der Mitgliedsstaaten, um die Einheitswährung doch noch zu retten. Diese Hoffnung dürfte aber vergeblich sein. Die Euro-Zone steht vor dem Knall.
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