Schon Anfang des Jahres schlug der luxemburgische Premier Claude Juncker („Mr. Euro“) vor, Euro-Bonds einzuführen. Bei uns traf er auf Begeisterung bei den Grünen, in der SPD und den Gewerkschaften, auf (schlecht gespielte) Empörung in der CDU und klare Ablehnung in der FDP und der CSU.
Die Gründe für Euro-Bonds liegen auf der Hand. Kreditwürdige Nordländer bürgen für die Schulden der Südländer. Letztere kämen leichter an billigeres Geld. Ergebnis: Es wäre erst einmal „Ruhe im Karton“.
Die Gründe gegen Euro-Bonds leuchten auch ein. Deutschland müsste dreimal so hohe Zinssätze zahlen. Schlimmer noch, wir garantieren die Rückzahlung der Schulden anderer. Bürgt jeder für die Schulden aller, ist am Ende niemand mehr verantwortlich. Ergebnis: Schuldenmachen würde belohnt.
Mit Euro-Bonds wäre der Euro zwar schnell gerettet; trotz begleitender Stabilitätsrhetorik durch Merkel, Sarkozy & Co. würde die Euro-Zone langsam aber sicher eine Inflationszone.
Da alle Euro-Rettungsaktionen grandios gescheitert sind, bringt Kommissionspräsident Barroso („Der Euro muss gerettet werden, koste es (die Deutschen!) was es wolle!“) den Euro-Bond wieder neu in Stellung. Was James Bond für den britischen Geheimdienst war, ist sein Namensvetter für unsere berufsmäßigen Euro-Retter: die ultimative Geheimwaffe gegen die bösen Märkte. Während sich James Bond in allen seinen Einsätzen immer zu seinem Vornamen bekannte, lässt Barroso seinen Agenten umtaufen, in „Stability-Bond“.
Damit ist ein neuer Höhepunkt der Volksverdummung erreicht worden. Schon mit der Verwendung des Begriffs „Stabilitätsunion“ betreiben unsere Politiker massiven Ettikettenschwindel, wollen sie doch damit von der Verwandlung der Währungsunion in eine Transfer- und Schuldenunion ablenken.
Diesmal ist der plumpe Trick Barrosos sogar der dem Einheits-Euro in ewiger Nibelungentreue verbundenen deutschen Presse aufgefallen. Das heißt aber nicht, dass er nicht demnächst wieder präsentiert wird: sei es mit einem neuen Vornamen (Mit „Elite-Bond“ für die Nordländer könnte man davon ablenken, dass das marode Frankreich dabei ist, mit „Peace-Bond“ wäre vielleicht sogar die FDP-Spitze für Euro-Bonds zu haben, „Versailles II-Bond“ wäre näher an der Wahrheit.), sei es in einem neuen Gewande.
Ein solches Kleidungsstück wird gerade geschneidert: die „unabhängige“ EZB würde „ihrer Verantwortung gerecht“ (Jetzt Sarkozy, bald Merkel) indem sie viel mehr als die bisherigen lumpigen 200 Milliarden Euro an Staatspapieren aus den Südländern aufkauft. Ähnlich wie beim Euro-Bond senkt das zwar dort den Zinsaufwand unter weiterer Erhöhung unseres Risikos, fällt aber hier nicht so auf.
Auch würde die deutsche Presse unsere einserne Kanzlerin wieder einmal loben; diesmal dafür, dass sie den Euro-Bond verhindert hat. Die in Kauf genommene erweiterte Rolle der EZB wäre dagegen, so die Presse, genau so alternativlos wie das Festhalten am Einheits-Euro.
Hans-Olaf Henkel, geboren 1940 in Hamburg, ist Autor und Honorarprofessor am Lehrstuhl Internationales Management der Universität Mannheim. Bekannt wurde der langjährige IBM-Manager vor allem als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) handelsblatt.com
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